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Heute — 20. Mai 2024Russland

"Verleugnung der Realität" – darum unterzeichnet Italien nicht die Pro-LGBTQ-Erklärung der EU

20. Mai 2024 um 17:27

Italiens Ministerin für Familie, Geburten und Chancengleichheit Eugenia Roccella hat erklärt, warum ihr Land nicht die EU-Erklärung zur Förderung von LGBTQ-Gemeinschaften unterzeichnet hat, die unter dem belgischen Ratsvorsitz den EU-Mitgliedsstaaten vorgelegt worden war. Anlass für diese Ad-hoc-Erklärung war der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, der seit 2005 alljährlich am 17. Mai, also in diesem Jahr am vergangenen Freitag begangen wurde.

In einem Interview in der Sonntagsausgabe von Il Messaggero legte Roccella die Position der italienischen Regierung dar und erklärte, das Dokument sei "sehr unausgewogen". 

"Jeder kann wählen, wen er lieben oder mit wem er eine sexuelle Beziehung haben möchte. Aber die in dem Dokument befürwortete Freiheit, 'zu sein, wer man sein will', ist ein ideologischer Zwang und eine Verleugnung der Realität, weil die Realität des Körpers und der sexuellen Zugehörigkeit letztlich nicht verändert werden kann."

Laut Roccella, die derselben Partei Fratelli d'Italia wie die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni angehört, sollte der "Gender-Binarismus", wonach es Frauen und Männer gebe, "weiterhin gelten". "Wir wollen die Anthropologie bewahren, auf der die Elternschaft und die Kontinuität der Menschheit beruhen, denn wenn man Männer und Frauen abschafft, ändert sich auch die Elternschaft, und man sollte sich nicht wundern, wenn keine Kinder mehr gezeugt werden", fügte sie hinzu.

Die Ministerin betonte, dass die italienische Regierung zwar die Eingliederung von Menschen unterstütze, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen, und sich gleichfalls auch gegen jede Transphobie wende, dass diese Regierung jedoch Bestrebungen ablehne, das grundlegende menschliche Paradigma verändern zu wollen.

Den Verfechtern der LGBTQ-Ideologie wirft sie vor, "nicht nur die Biologie zu leugnen, sondern auch den Körper, der auf dem Geschlechtsunterschied zwischen Mann und Frau beruht".

An dieser Haltung der in verschiedenen Medien als "postfaschistisch" klassifizierten Regierungspartei Fratelli d'Italia übte ausgerechnet die Enkelin des "Duce" Alessandra Mussolini öffentlich Kritik. Die 61-Jährige, die für die Forza Italia im EU-Parlament sitzt, monierte an dem Kabinett, dem auch ihre eigene Partei angehört: 

"Die italienische Regierung schafft eine Atmosphäre der Feindseligkeit, die vielleicht nicht den Erwachsenen schadet, aber vielen jungen Menschen, die sich in einer schwierigen Situation befinden, auch in einer schwierigen Familiensituation. Ich hoffe sehr, dass sich die Regierung das noch einmal überlegt und die Erklärung unterzeichnet."

Neben Italien hatten sich auch acht osteuropäische Länder geweigert, diese EU-Erklärung zu unterzeichnen – nämlich Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Litauen, Lettland, Tschechien und die Slowakei.

Mehr zum Thema - Kontroverse an Schweizer Hochschulen: Wokeness durch Gratis-Tampons für "menstruierende Männer"

Rada-Abgeordneter: Stromkapazität ukrainischer Wärmekraftwerke nur noch bei 10 Prozent

20. Mai 2024 um 17:08

Ukrainische Wärmekraftwerke haben rund 90 Prozent ihrer Stromerzeugungskapazitäten wegen russischer Raketenangriffe verloren. Dies berichtete am Montag ein Abgeordneter des ukrainischen Parlaments, Alexei Kutscherenko, im Interview mit dem YouTube-Kanal Vyschka. Aus dem Gespräch mit Stromerzeugern habe Kutscherenko nach eigenen Angaben erfahren, dass es sich um den Verlust von rund 8.000 Megawatt Strom handele. Von dieser Gesamtkapazität sollen derzeit nur 800 Megawatt produziert werden.

Dem Abgeordneten zufolge würden die Beschränkungen der Stromversorgung fortgeführt, nicht nur im Sommer, sondern auch im kommenden Winter, da die Wiederinbetriebnahme der beschädigten Wärmekraftwerke nicht so schnelle erfolgen könne. Erhöhte Stromimporte würden der Ukraine nicht dabei helfen können, ein Defizit zu vermeiden.

Im Frühling 2024 hatte die Behörden der ukrainischen Regionen mehrmals Angriffe auf Objekte der energetischen Infrastruktur gemeldet. Schäden wurden unter anderem am größten Wasserkraftwerk Dnjepr und am Wärmekraftwerk Tripolje, dem leistungsstärksten der Region Kiew, verzeichnet. Am Montag führte der Netzbetreiber Ukrenergo landesweite Stromabschaltungen ein.

Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte die Angriffe als Vergeltungsmaßnahmen für ukrainische Attacken auf Ölraffinerien in Russland. Präsident Wladimir Putin betonte im April, dass die Angriffe Auswirkungen auf die Rüstungsindustrie der Ukraine haben und damit ein Beitrag zur Entmilitarisierung des Landes geleistet werde.

Mehr zum Thema – Putin: Angriffe auf ukrainische Energieobjekte sind Vergeltung und dienen der Entmilitarisierung

Wagenknecht auf BSW-Landesparteitag: Haben die "wahrscheinlich schlechteste Regierung" aller Zeiten

20. Mai 2024 um 16:20

Am Sonnabend traf sich der Landesverband Sachsen des BSW gleich zu zwei Parteitagen. Zuerst wurde am Vormittag das Programm für die Landtagswahl verabschiedet, am Nachmittag folgte die Aufstellung der Liste. Und dazwischen ließ sich die Bundesvorsitzende noch im schicken Dresdner Stadtteil Laubegast blicken.

Sahra Wagenknecht lobte zunächst die Delegierten, weil die ihr Programm für die Landtagswahl so rasch verabschiedet hatten, dass man eine Dreiviertelstunde vor dem Zeitplan lag. Das kenne sie sonst eher andersherum, sagte Wagenknecht laut der Frankfurter Rundschau und zollte auch sonst jede Menge Lob für das organisatorische Vorankommen ihrer Partei, denn man habe sich ja erst im Januar auf den Weg gemacht, sei nun aber schon richtig weit gekommen.

Drei Landesverbände – in Sachsen, Thüringen und im Saarland, mit dem in Brandenburg bald vier – hat das BSW bislang gegründet und zudem eine Liste zur Europawahl aufgestellt. In Dresden wurde nun der erste Listenparteitag des BSW durchgeführt. Wagenknecht sagte zum auserwählten Personal:

"Wir haben eine hervorragende Mischung aus Menschen, die schon politische Erfahrung haben und vielen, die das erste Mal in der Politik sind."

Dann betonte sie, das Bündnis Sahra Wagenknecht sei die einzige Friedenspartei, die für eine "vernünftige" Wirtschafts- und Klimapolitik steht und sich aber auch getraut, die Grenzen der Migration anzusprechen. Wagenknecht will wieder die "normalen Menschen" in diesem Land fördern, die sich nicht mehr wahrgenommen und vertreten fühlen.

Viele hätten ihr im vergangenen Jahr geschrieben, dass sie nicht mehr wissen, welche Partei sie wählen sollten, sagte Wagenknecht. Sie schlussfolgere daraus: "Es war absolut richtig, dass wir das Bündnis Sahra Wagenknecht gegründet haben." Die Reaktionen auf die BSW-Veranstaltungen zur Europawahl in Hamburg, Hannover, Schwerin und Rostock seien gigantisch gewesen und sie prognostizierte:

"Auch Sachsen wird nach der Landtagswahl ein anderes und besseres Land sein als vorher."

Bereits im Vorfeld hat sie ihre Partei für eine mögliche Regierungskoalition in "Elbflorenz" ins Spiel gebracht und dafür beispielsweise auch eine Koalition mit der CDU von Michael Kretschmer nicht ausgeschlossen. Außerdem müsse ein Corona-Untersuchungsausschuss eingesetzt werden. Doch es gehe natürlich immer auch um Bundespolitik, erklärt Wagenknecht einmal mehr mit der Feststellung, dass die Bundesrepublik derzeit die "wahrscheinlich schlechteste Regierung" ihrer Geschichte hat. 

Diese "Ampel" schaffe es nicht nur nicht, die Probleme des Landes zu lösen, sondern bereite dem Land sogar zusätzliche: "So eine Regierung treibt Menschen in die Wut." Jetzt aber könnten alle Kritiker endlich gegen die herrschende Regierung protestieren, ohne eine Partei zu wählen, in der es Neonazis und Rechtsextreme gebe. Eine "griechische Lösung" – nämlich eine Koalition mit der AfD – sei daher kategorisch ausgeschlossen.

Wagenknechts Kernthese sei aber eine andere: Die Politiker dieser "Ampel" in Berlin kennen die Probleme auf dem Land nicht, davon profitiere auch die AfD. Sie verwies als Beispiel auf die Parteichefin Ricarda Lang von Bündnis 90/Die Grünen, "die der Meinung ist, ein Rentner bekommt 2.000 Euro Rente im Monat" und auf Robert Habeck, der wirklich glaube, "alle in Deutschland leben so wie seine Freunde in der hippen Großstadt".

Die SPD dagegen habe nun mal wieder "ihren sozialem Monat" eingeleitet. "Man ist jetzt also für 15 Euro Mindestlohn", lästert Wagenknecht, indem sie erklärt: Zwei Wochen vorher habe das BSW einen Antrag für einen Mindeststundenlohn von 14 Euro eingebracht, den alle anderen Parteien abgelehnt hätten. Daher müsse man nun selbst seine Hausaufgaben machen:

"Wir müssen am 9. Juni schon stark werden, damit dieses Land sich sozialer, vernünftiger und friedlicher aufstellt."

Die BSW-Landesvorsitzende Sabine Zimmermann hatte mit Blick auf die Landtagswahl am 1. September bereits am Vormittag selbstbewusst erklärt, die Regierung Kretschmer müsse sich warm anziehen. In Bezug auf eine mögliche Koalition mit der CDU betonte die mit 94 Prozent unangefochten zur Landesvorsitzenden Gewählte weitsichtig:

"Leider sei nun mal der Bundes-CDU nicht zu trauen, heißt es beim BSW daher."

Auch wenn der Ministerpräsident Kretschmer hier in Sachsen die Friedenstaube spielt, wissen wir doch alle, dass der Falke Merz in Berlin letztlich die Strippen zieht und den Taurus liefern will", sagte Zimmermann dazu in ihrer Rede. Am Ende wurde ein knapp 50 Seiten umfassendes Wahlprogramm ohne jegliche Diskussion beschlossen.

Änderungsanträge hatte es zuvor lediglich von einem Delegierten hinsichtlich der Schulpolitik gegeben. Ein Montessori-Lehrer aus Chemnitz hatte sich gegen die Passage gewandt, in der eine "Rückbesinnung auf pädagogische Tugenden" und "die Notengebung als verbindliches Leistungskriterium" gefordert wurde. Das entspreche mindestens für die Grundschule nicht mehr dem aktuellen Stand der Forschung, machte er geltend und hatte insgesamt acht Änderungsanträge eingereicht. Diese wurden aufgrund des Zeitrahmens an den Landesvorstand weitergereicht.

Auf der Kandidatenliste für den 1. September stehen neben erfahrenen ehemaligen Mitgliedern der Partei Die Linke aus Sachsen auch einige Neulinge in der politischen Sphäre: Zimmermanns Ko-Vorsitzender Jörg Scheibe, der mit 92 Prozent auf den Platz 2 in der Liste gewählt wurde, führt ein Unternehmen und unterrichtet an der Studienakademie Glauchau. Auf dem Listenplatz 3 steht mit Doreen Voigt eine Mitarbeiterin eines Wohlfahrtsverbandes. Es folgt mit Ronny Kupke der Personalratschef einer Krankenkasse. Mit dieser Mischung sollte ein zweistelliges Ergebnis durchaus möglich sein.

Mehr zum Thema - Parteigründung BSW: Ehemalige Weggefährten Wagenknechts fühlen sich übergangen

Russischer Geheimdienst: Westen besorgt über sinkende Zustimmungswerte der ukrainischen Führung

20. Mai 2024 um 15:59

Laut Angaben des russischen Auslandsgeheimdienstes sind westliche Behörden über den "katastrophalen Rückgang der Zustimmungswerte für die ukrainische Führung" besorgt. Die Unterstützung für Wladimir Selenskij sei demnach auf 17 Prozent gesunken. In den ukrainischen Streitkräften liege seine Popularität nicht über 20 Prozent.

Zudem vertrauen nach Angaben des Geheimdienstes mehr als 70 Prozent der Bevölkerung den ukrainischen Massenmedien nicht, rund 90 Prozent der Ukrainer würden das Land gerne verlassen.

Die Behörde beruft sich auf "geschlossene soziologische Umfragen" in den USA und Europa und verweist auf "groß angelegte Säuberungen" in der ukrainischen Armee sowie auf Umbesetzungen in der Regierung. Selenskij fühle sich angreifbar und versuche, "unzuverlässige Personen" vor Amtsende loszuwerden, so die Behörde. Zudem sei eine Kampagne gestartet worden, um die ukrainischen Bürger mit "unvermeidlichen Massenrepressionen" einzuschüchtern, sollte Kiew den Krieg verlieren.

Demnach empfehlen die USA und ihre Verbündeten Selenskij, "weiterhin eine Atmosphäre der Angst unter der Zivilbevölkerung zu schaffen und die Ziele der russischen Militäroperation grob zu verzerren".

"Wie die gesamte Geschichte der Menschheit zeigt, sind Versuche, sich durch Lügen und Einschüchterung an der Macht zu halten, noch nie von Erfolg gekrönt gewesen. Das wird auch in der Ukraine der Fall sein", heißt es in der Erklärung des russischen Auslandsgeheimdienstes.

Am 20. Mai endet die Amtszeit von Wladimir Selenskij als gewählter Präsident. Die neuen Präsidentschaftswahlen sollten am 31. März 2024 stattfinden, die Amtseinführung des Staatsoberhauptes hätte dann im Mai erfolgen sollen. Die ukrainischen Behörden sagten die Wahlen jedoch unter Berufung auf das Kriegsrecht und die Mobilmachung ab.

Mehr zum Thema - Pistorius will noch mehr Milliarden für Ukraine – Sparminister Lindner signalisiert Zustimmung

Und wenn es kein Unfall war? Was der Tod von Raisi bedeuten könnte

20. Mai 2024 um 15:25

Von Dagmar Henn

Der Hubschrauberabsturz, bei dem der iranische Präsident Ebrahim Raisi sowie die gesamte Delegation ums Leben kam, die nach Aserbaidschan gereist war, führt unvermeidlich zu Spekulationen. Schließlich fand erst vor wenigen Tagen der Mordanschlag auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico statt, an diesem Wochenende zudem ein Putschversuch in der Demokratischen Republik Kongo, die israelische Regierung setzt ihren Krieg im Gazastreifen fort und mit dem Ablaufen der Amtszeit des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij ist noch ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor hinzugekommen. Unter diesen Voraussetzungen kehren sich die Wahrnehmungen um – die Annahme eines Anschlags wird geradezu zur Regel.

Es ist natürlich möglich, dass es sich um einen Unfall handelte. Es war ein Hubschrauber US-amerikanischer Produktion, für den aufgrund der Sanktionen Ersatzteile schwer zu beschaffen sein dürften. Das Wetter in dem gebirgigen Gebiet war ausgesprochen schlecht; erste Videos von der Suche zeigen im Grunde nur eine einzige Nebelwand; dazu kamen wohl noch Regen und schwierige thermische Verhältnisse, auf einer Flugstrecke, die von Aserbaidschan bis Teheran überwiegend über Gelände verläuft, das mindestens 1700 Meter über dem Meeresspiegel liegt.

Die extrem schlechte Sicht könnte auch erklären, warum die beiden Begleithubschrauber den Vorfall erst nicht bemerkten – es gab schlicht keinen Sichtkontakt. Allerdings gibt es natürlich dennoch einige Fragen: Beispielsweise, warum die Delegation, die in Aserbaidschan zur Eröffnung eines Staudamms gekommen war, der ein gemeinsames iranisch-aserbaidschanisches Projekt ist, nicht auf die drei Hubschrauber aufgeteilt wurde. Oder auch (und die Frage wird sicher auftauchen), warum zentrale Personen der iranischen Regierung überhaupt noch in US-Hubschraubern unterwegs und nicht längst aus Sicherheitsgründen (sowohl technischer wie politischer) auf russische Fabrikate umgestiegen sind.

Allerdings ist nicht anzunehmen, dass iranische Hubschrauberpiloten von schlechtem Wetter im Gebirge überrascht werden, schließlich besteht das Territorium des Iran, von schmalen Küstenstreifen am Persischen Golf und am Kaspischen Meer aus Gebirge und Wüste, wobei das Gebirge den Löwenanteil stellt. Es ist kaum möglich, von einer iranischen Stadt zu einer anderen zu fliegen, ohne ein Gebirge zu überqueren. Und sollten die Maschinen technisch unsicher gewesen sein, kann man davon ausgehen, dass die abgestürzte von den drei beteiligten die sicherste war. Sprich, unter rein technischen Gesichtspunkten hätte die Wahrscheinlichkeit, dass einer der beiden anderen Hubschrauber abstürzt, zumindest höher gelegen.

Nun gibt es (neben der allgemeinen geopolitischen Spannung) auch Gründe, die im Zielland der Reise liegen, die zu anderen Annahmen führen können. Aserbaidschan ist für Iran kein ganz einfaches Territorium. So sehr auch durch die Wendung Armeniens gen Westen das ganze Gefüge im Kaukasus gerade im Umbruch ist – Armenien war dort lange Zeit der engste Verbündete Russlands. Baku hat beste Beziehungen nach Israel, auch wenn die Zusammensetzung der Bevölkerung durch ethnische Nähe zur Türkei und zu Iran sowie der schiitischen Mehrheit eigentlich anderes erwarten ließe. Gehen diese Beziehungen weit genug, dass israelische Agenten ungehindert agieren und einen Anschlag auf Raisis Hubschrauber durchführen könnten?

Es ist schwer zu bestreiten, dass sowohl die Neokons, die die US-Außenpolitik kontrollieren, als auch die israelische Regierung keinerlei Hemmungen haben, die politische Führung des Iran unmittelbar anzugreifen. Ein Punkt, der durch die teilweise sehr offen zur Schau getragene Freude über das Unglück noch einmal unterstrichen wird. Und Reaktionen wie jene des Ex-Grünen-Abgeordneten Volker Beck, jetzt Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der sich schon darüber empörte, dass die EU Satellitendaten für die Suche nach der Absturzstelle zur Verfügung stellte, und der inzwischen selbst gegen die Beileidsbekundung durch Charles Michel protestiert, tragen noch dazu bei, diesen Eindruck zu verstärken.

Ungünstigerweise sind die möglichen Folgen nicht allein mit den objektiven Tatsachen verbunden, sondern Wahrnehmungen spielen eine ebenso große Rolle. Um es noch einmal ins Gedächtnis zu rufen: Am 1. April waren bei einem israelischen Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus mehrere hochrangige iranische Militärs getötet worden. Zwei Wochen später erwiderte Iran mit einem – nach Vorwarnung – durchgeführten Angriff mit Drohnen, Lenkraketen und einigen wenigen ballistischen Raketen. Was danach von israelischer Seite erfolgte, ist unklar.

Pepe Escobar berichtete damals, ihm sei zugetragen worden, dass eine israelische F-35, die mittels der Zündung eines nuklearen Sprengsatzes über einen elektromagnetischen Impuls die iranische Energieversorgung und Kommunikation lahmlegen sollte, beim Verlassen des jordanischen Luftraums von einem russischen Flugzeug abgeschossen worden sei.

Wohlgemerkt, es gab sehr viele Zweifel an dieser Geschichte, aber es blieb eigenartig, dass keine nennenswerte israelische Reaktion zu verzeichnen war. Am 9. Mai jedenfalls erklärte Iran, falls Israel iranische Nuklearanlagen angreife, müsse das Land seine Nukleardoktrin ändern. Was allerdings nicht binnen kurzer Zeit erfolgen kann, weil die Grundlage eine Fatwa ist, die Atomwaffen für haram, "unrein", erklärt und damit grundsätzlich untersagt.

Die Art und Weise, wie Iran auf den israelischen Angriff in Damaskus reagiert hatte, belegt, dass die iranische Führung kein Interesse an einer direkten Konfrontation mit Israel oder gar den Vereinigten Staaten hat. Warum auch, erweist sich doch die Strategie der Nadelstiche, mit der insbesondere die Verbündeten im Jemen auf den israelischen Genozid reagiert haben, als ausgesprochen wirkungsvoll.

Der Gegenangriff auf Israel war eine reine Demonstration, auch wenn die dadurch bei der Gegenseite ausgelösten Kosten beträchtlich waren; wie die Antwort vor Jahren auf die Ermordung von General Qassem Soleimani durch die USA war er schon so lange zuvor bekannt gegeben, dass der Verlust von Menschenleben so weit wie möglich ausgeschlossen war. Man kann davon ausgehen, dass sich an diesem Interesse nichts ändert, auch wenn sich erweisen sollte, dass es sich um einen Anschlag handelte.

Anders sieht es aber damit aus, ob dieses Interesse seitens der Regierung auch politisch durchsetzbar ist – vor allem im eigenen Land. Dabei dürfte der Angriff Anfang April nach wie vor eine Rolle spielen, eben weil die iranische Reaktion zwar klug und erfolgreich war, aber auch jenen schwer zu vermitteln, die Vergeltung erwarten. Die Bedingungen des Absturzes sind nun einmal so, dass es nicht nur in Iran, sondern im ganzen Globalen Süden weitaus mühsamer sein dürfte, die Menschen von einem Unfall zu überzeugen als von einem Anschlag, auch wenn eine akribische Untersuchung diesen bestätigen würde. Was den Handlungsspielraum einer durch die Verluste angeschlagenen Regierung weiter einschränkt.

Im Gegensatz zu den Erwartungen des Westens, die schon wieder einmal auf Regimechange gerichtet sind, dürfte die tatsächliche Reaktion in die Gegenrichtung gehen. Schon allein, weil in der normalen Reaktion ein derartiges Ereignis selbst dann als Angriff auf die Souveränität des eigenen Landes gesehen wird, wenn man nur begrenzt hinter der betroffenen Regierung steht. Nein, das politische Problem wird eher sein, dass große Teile der Bevölkerung auf jeden Fall in diesem Absturz einen Angriff sehen werden, auf den sie eine angemessene Antwort erwarten. Ein Problem, das paradoxerweise noch größer wird, wenn es sich in Wirklichkeit um einen technisch bedingten Unfall handelte.

Wird sich bei der Entwicklung im Zusammenhang mit BRICS irgendetwas ändern? Kaum. Das jüngst unterzeichnete iranisch-indische Verkehrsprojekt knüpft über das Kaspische Meer an Russland an, nicht quer durch den Kaukasus, was auch Sinn macht, nicht nur, weil alle Transitstaaten eingebunden werden müssten, die Verhältnisse dort aber instabil sind, sondern auch schlicht, weil eine belastbare Verkehrsverbindung durch das Gebirge deutlich teurer und aufwendiger ist.

Auch auf die finanziellen Planungen, die Abkopplung vom US-Dollar betreffend, sind keine Auswirkungen zu befürchten. Die diplomatischen Fähigkeiten könnten vorübergehend unter dem Verlust leiden; aber solange kein grundsätzlicher politischer Bruch zu erwarten ist, und das ist er nicht, ist das zwar ein großer, aber ein verkraftbarer Verlust.

Allerdings stellt sich tatsächlich die Frage, ob derartige Vorfälle als Ausdruck westlicher Panik häufiger werden könnten. Schließlich kann man bei dem Projekt Ukraine eigentlich nur noch auf das Ende warten, während das israelische Vorgehen zur Entvölkerung des Gazastreifens zu zunehmender internationaler Isolation führt. Die Schwächung der europäischen Verbündeten, um den Hegemon zu stützen, macht den gesamten Westen auch nicht stärker, und alle Versuche, die "regelbasierte Weltordnung" auszuweiten oder auch nur aufrechtzuerhalten, scheitern mittlerweile. Abseits der Propaganda ist eigentlich unübersehbar, dass militärisch nichts zu retten ist.

Nachdem aber nach wie vor keine Strategien dafür existieren, wie man mit einer eigenen Niederlage umgehen könnte, und wie eine Integration in die entstehende neue Ordnung möglich sei, ist erratisches Verbreiten von Chaos mit allen Mitteln die einzige Alternative, die zur nuklearen Option noch bleibt. Was, sollte sich das in näherer Zukunft bestätigen, ein weiteres Paradoxon schafft – dass selbst eine verstärkte Neigung zu Mordanschlägen und Terror seitens des Westens noch ein Signal der Hoffnung ist, weil sie bestätigt, dass zumindest genug Restverstand übrig ist, nicht zur "Götterdämmerung" zu greifen.

Mehr zum ThemaThe Economist: Dominanz des Westens im Finanzsystem ist gebrochen – und das ist gut so

Wundermittel gegen Alkohol? - ETH Zürich entwickelt Gel zur Reduzierung negativer Folgen

20. Mai 2024 um 14:34

Die ETH Zürich hat ein innovatives Gel entwickelt, das nicht nur den Konsum von Alkohol für den Körper unschädlich macht, sondern auch seine berauschende Wirkung deutlich reduziert. Laut einer kürzlich in Nature Nanotechnology veröffentlichten Studie konnte das Gel den Blutalkoholspiegel bei Mäusen um bis zu fünfzig Prozent senken.

Für die Forscher stellt diese Technologie eine vielversprechende Lösung im weltweiten Kampf gegen Alkoholmissbrauch dar. Studienleiter Raffaele Mezzenga von der ETH Zürich erläuterte, dass ihr Gel den Alkoholabbau im Magen-Darm-Trakt ermöglicht, noch bevor er in den Blutkreislauf gelangt.

Dadurch wird die Bildung des giftigen Zwischenprodukts Acetaldehyd verhindert, das für die Schädigung der Leber verantwortlich ist.

Die Forscher sehen verschiedene Anwendungsmöglichkeiten für ihr Gel. Es könnte besonders interessant für Menschen sein, die Alkohol konsumieren, aber gleichzeitig ihre Gesundheit schonen wollen und nicht an der berauschenden Wirkung interessiert sind.

Das Gel könnte beispielsweise dazu beitragen, nach dem Konsum von Alkohol sicher Auto fahren zu können, behauptet der Schweizer Fernsehsender SRF.

"Wir haben in Tierversuchen nachgewiesen, dass die Verwendung unseres Gels in Kombination mit Alkohol bei Mäusen ein Verhalten verursacht, das dem von nüchternen Mäusen ähnelt."

Mezzenga betonte jedoch, dass ihr Gel keinesfalls als Freibrief für übermäßigen Alkoholkonsum angesehen werden sollte. Übermäßiger Alkoholkonsum führt jedes Jahr zu mehreren Millionen Todesfällen weltweit. Das Ziel des Gels sei vielmehr, die mit Alkoholkonsum verbundenen Risiken zu minimieren.

Vor der Zulassung für den Einsatz beim Menschen sind jedoch noch weitere klinische Tests erforderlich. Die Forscher haben aber bereits ein Patent für ihr Gel beantragt und planen, demnächst mit klinischen Studien zu beginnen.

Alkoholabbau im Körper mit und ohne neues Gel. Grafik: ETH ZürichETH Zürich

Die Resonanz auf diese Nachricht folgte prompt. Leser des TagesAnzeigers fragten beispielsweise: "Ist es nicht das Ziel vieler Trinker, dass der Alkohol letztendlich ins Blut gelangt?" Und weiter: "Ich verstehe den Zweck dieses Gels nicht ganz. Viele Menschen trinken Alkohol gerade wegen seiner berauschenden Wirkung." Ein Leser verwies auf ein Sprichwort aus dem Ruhrgebiet: "Halb besoffen ist herausgeschmissenes Geld."

Einige Leser zeigten sich irritiert über den Nutzen des Gels: "Alkohol trinken ist für viele ein sozialer Akt. Man genießt in Gesellschaft, weil Wein zum festlichen Essen einfach dazugehört. Es schmeckt auch, aber die berauschende Wirkung ist nicht zwangsläufig das Hauptziel." Ein anderer Leser drückte seine Skepsis aus: "Tolle Erfindung, aber eigentlich absurd. Man verwendet das Gel, um letztendlich noch mehr trinken zu können."

Dennoch gab es Leser, die das Gel interessant fanden. Ein Kommentator schrieb: "Wenn ich ausgehe, würde ich gerne einen Aperitif, ein Glas Wein und zum Abschluss vielleicht noch einen Cognac oder Ähnliches genießen. Es schmeckt mir einfach bei diesen Gelegenheiten. Aus gesundheitlicher Sicht wäre das sicherlich grenzwertig. Für das Autofahren wäre die Grenze definitiv überschritten. Daher würde mich dieses Gel in solchen Situationen durchaus interessieren."

Teilnehmer einer Qualifikationsrunde des Khinkali-Wettbewerbs machen sich bereit, Khinkali in einem Café in Moskau, Russland, zu essen.Sputnik

Die Frage, ob den Schweizern die Entwicklung eines Wundermittels gegen Alkohol gelingt, bleibt offen. Denn wer wäre tatsächlich die Zielgruppe? Alles erfordert ein gewisses Maß, und es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und, wie die Russen sagen, während des Konsums "einen Snack zu sich zu nehmen", um die Wirkung zu mildern oder zu begleiten.

Mehr zum Thema – Studie: USA und Ukraine größte Nutznießer des Wodka-Embargos gegen Russland

Assange gewinnt vor Oberstem Gericht – neue Berufung gegen den Auslieferungsbeschluss zugelassen

20. Mai 2024 um 15:00

Geradezu in letzter Minute wurde eine Auslieferung von Julian Assange an die Vereinigten Staaten abgewendet. Das Oberste Gericht Großbritanniens entschied, dass eine weitere Berufung gegen die Entscheidung, ihn an die Vereinigten Staaten auszuliefern, zulässig sei.

Vor dem Gerichtshof hatten sich Dutzende seiner Unterstützer versammelt, um auf die Entscheidung zu warten. Assange, der nach wie vor im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh inhaftiert ist, drohen im Falle der Auslieferung bis zu 175 Jahre Haft, weil er in den USA wegen Spionage angeklagt ist. Seine Tat war allerdings reine journalistische Tätigkeit; nicht einmal die USA werfen ihm vor, die Dokumente, die er veröffentlichte, selbst beschafft zu haben.

Während der Verhandlung hatten zwei der Richter signalisiert, eine weitere Berufung wäre denkbar, wenn nicht bestimmte Zusicherungen durch die USA erfolgten – dass er sich auf die Rechte des ersten Verfassungszusatzes der USA berufen kann, in dem die Redefreiheit garantiert wird, dass er nicht wegen seiner Nationalität Vorurteilen jeglicher Art ausgesetzt wird, und dass die Todesstrafe ausgeschlossen ist.

Der Kronanwalt der britischen Regierung hatte darauf bestanden, dass das Verhalten Assanges durch den ersten Verfassungszusatz "schlicht nicht geschützt" sei. Die Vertreter der USA in diesem Verfahren betonten vor allem, die nicht überarbeitete Veröffentlichung klassifizierter Dokumente habe Quellen, die für die USA tätig sind, in Gefahr gebracht.

Das größte Aufsehen erregte Wikileaks, die von Assange gegründete Plattform zur Veröffentlichung geleakter Dokumente, allerdings mit zwei ganz anderen Fällen: der Veröffentlichung eines Videos von einem US-Kriegsverbrechen im Irak und der Veröffentlichung von Dokumenten über den Ablauf der Vorwahlen bei den US-Demokraten, bei denen durch Manipulationen ein Sieg von Hillary Clinton gesichert wurde.

Bereits nach der Veröffentlichung des Videos, das die Ermordung anderer Journalisten zeigte, begann die juristische Verfolgung von Assange – anfänglich über einen konstruierten Vorwurf der Vergewaltigung in Schweden, der vor allem dazu dienen sollte, den USA die Möglichkeit zu geben, seine Auslieferung zu verlangen. Assange suchte Zuflucht in der Botschaft Ecuadors in London, wo er sieben Jahre verharren musste.

Als in Ecuador eine US-freundliche Regierung an die Macht kam, musste er 2019 sein Londoner Asyl verlassen und wurde sofort festgenommen und unter Vorwürfen, gegen das Aufenthaltsrecht verstoßen zu haben, inhaftiert.

Die Haftbedingungen in Belmarsh, das einst errichtet wurde, um Gefangene der IRA unterzubringen, sind besonders harsch; mehrmals schon war während der Haft das Leben des mittlerweile 52-Jährigen in Gefahr.

Vergangenen Monat wurde gemeldet, dass US-Präsident Joe Biden überlege, die Anklagen gegen Assange fallen und ihn in sein Heimatland Australien zurückkehren zu lassen. Der aktuelle Premierminister Anthony Albanese hatte das begrüßt; über lange Zeit hinweg hatte sich Australien für Assange nur sehr zögerlich eingesetzt. Während der Regierungszeit von Donald Trump hatten viele darauf gehofft, dass Trump das Verfahren beenden oder Assange begnadigen würde.

Für viele seiner Unterstützer ist Assange ein Held. Seine Plattform ermöglichte es, Kriegsverbrechen, die ansonsten verschwiegen worden wären, bekannt zu machen und so zumindest die Möglichkeit zu schaffen, sie zu ahnden, sowie vielfach Entwicklungen aufzudecken, die sich gegen die Rechte der Bürger richteten. Aber für die meisten Regierungen des Westens ist es, meinen Assanges Unterstützer, krimineller, derartige Verbrechen aufzudecken, als sie zu begehen.

Mit dem heutigen Richterspruch ist eines der längsten Gerichtsverfahren um die Pressefreiheit noch lange nicht am Ende, aber zumindest ist sichergestellt, dass Assange nicht schon in den nächsten Tagen in die USA gebracht wird. Als letztes Mittel hatten seine Anwälte einen Antrag auf einstweilige Verfügung beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vorbereitet.

Mehr zum ThemaInterview mit Stella Assange: "Was die USA mit Julian machen würden, käme Folter gleich"

Internationaler Strafgerichtshof beantragt Haftbefehle gegen Netanjahu und Hamas-Anführer

20. Mai 2024 um 13:40

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) mit Sitz in Den Haag einen Haftbefehl für sowohl Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als auch für Hamas-Anführer Yahya Sinwar beantragt. 

Auf der Website des IStGH teilt Chefankläger Karim Khan mit, es gebe genug Hinweise für die Annahme, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der israselische Verteidigungsminister Yoav Gallant die Verantwortung für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf dem Gebiet Palästinas, insbesondere im Gaza-Streifens tragen. 

Vorgeworfen wird Netanjahu und Gallant unter anderem der Einsatz von Hunger als Waffe, vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten, das absichtliche Erzeugen von Mangel und grausame Behandlung von Menschen. 

Ebenfalls zur Haft ausgeschrieben werden Yahya Sinwar, Chef der Islamischen Wiederstandsbewegung Hamas, Mohammed Diab Ibrahim Al-Masri sowie Ismail Haniye, alle Mitglieder der Hamas. Ihnen wird unter anderem Mord, Geiselnahme, Vergewaltigung und Folter vorgeworfen. 

In Bezug auf Israel teilt der Chefankläger mit, die von seinem Büro gesammelten Beweise würden zeigen, dass Israel der Zivilbevölkerung in Gaza absichtlich und systematisch lebensnotwendige Güter vorenthält. 

Das Ermittlungsbüro gehe davon aus, Israel den Plan hat, Hunger Mangel als Kriegswaffe gegen die Zivilbevölkerung als Mittel einzusetzen. Ziel sei dabei, die Hamas auszulöschen, die Freilassung von Geiseln zu erreichen und die Zivilbevölkerung von Gaza kollektiv zu bestrafen.

Khan betont, Israel habe das Recht seine Bürger gegen Angriffe zu verteidigen. Dennoch sei das Land verpflichtet, das humanitäre Völkerrecht zu beachten. 

Den Haftbefehl gegen Vertreter der Hamas begründet der Chefankläger damit, sie seien verantwortlich für den Tod von hunderten Zivilisten. Die Hamas sei mit äußerster Brutalität vorgegangen. Zudem habe das Ermittlungsbüro Beweise dafür gesammetl, dass die von der Hamas genommenen Geiseln unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten wurden. Dabei sei es auch zur Anwendung von sexueller Gewalt gekommen. 

Mehr zum Thema – Spanien verweigert Schiffen mit Waffen für Israel das Anlegen

Nach Raisis Tod: Vizepräsident Mochber übernimmt vorläufig Amtsgeschäfte

20. Mai 2024 um 13:25

Irans Staatschef Ebrahim Raisi ist am Sonntag bei einem Hubschrauberunfall ums Leben gekommen. Laut der Verfassung des Landes steht nach dem Tod des Präsidenten der Erste Vizepräsident vorübergehend an der Spitze der Regierung.

Ali Chamenei, Irans Oberster Führer, hat am Montag den 68-jährigen ersten Vizepräsidenten Mohammed Mochber mit den Amtsgeschäften des Präsidenten beauftragt, berichtet der TV-Sender Al Jazeera. "Gemäß Artikel 131 der Verfassung ist Mochber mit der Leitung der Exekutive betraut", erklärte Chamenei in einer Kondolenzbotschaft. Er fügte hinzu, dass Mochber verpflichtet sei, gemeinsam mit den Chefs der Legislative und Judikative die Präsidentschaftswahlen innerhalb von 50 Tagen vorzubereiten.

Mochber, der die neue Position in den kommenden zwei Monaten übernehmen soll, ist ein ehemaliger Offizier der Islamischen Revolutionsgarde. Er gilt wie Raisi als dem Obersten Führer Ali Chamenei nahestehend, der in allen Staatsangelegenheiten das letzte Wort hat. Mochber ist seit 2021 im Amt, als Raisi zum Präsidenten gewählt wurde. Im Jahr 2010 nahm die EU ihn in die Liste von Personen und Organisationen auf, gegen die sie Sanktionen wegen angeblicher Beteiligung an "Handlungen im Bereich von nuklearen oder ballistischen Raketenaktivitäten" verhängte. Zwei Jahre später wurden die Sanktionen aufgehoben.

Mochber war 14 Jahre lang Leiter des Investmentfonds Setad, der im Jahr 1989 auf Anordnung von Ayatollah Ruhollah Khomeini, dem Gründer der Islamischen Republik, geschaffen wurde. Der Fonds beschäftigte sich mit dem Verkauf und der Verwaltung von Immobilien, die in den chaotischen Jahren nach der Islamischen Revolution von 1979 von den Eigentümern aufgegeben worden waren. In den vergangenen Jahren hat sich Setad zu einer der mächtigsten Organisationen in Iran entwickelt. Im Jahr 2013 sanktionierte das US-Finanzministerium den Fonds und 37 von ihm beaufsichtigte Unternehmen.

Der Präsident der Islamischen Republik steht an der Spitze der Exekutive des Landes und wird alle vier Jahre gewählt. Er kontrolliert die Regierung und kann abhängig von seinem politischen Hintergrund großen Einfluss auf die Staatspolitik und die Wirtschaft ausüben. Im Unterschied zum Posten eines Präsidenten ist der Oberste Führer Irans für alle wichtigen Entscheidungen verantwortlich, die den Staat betreffen. Der Oberste Führer ist auch Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber. Diese Position wurde nach der Islamischen Revolution von 1979 geschaffen. Chamenei ist seit 1989 das politische und religiöse Oberhaupt des Iran. 

Am Sonntag ist ein US-Hubschrauber vom Typ Bell 212 mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord nahe der iranisch-aserbaidschanischen Grenze abgestürzt. Außenminister Hossein Amir-Abdollahian und weitere iranische Beamte waren an Bord. Am Montagmorgen meldete der iranische Rote Halbmond, dass Such- und Rettungsteams den abgestürzten Hubschrauber gefunden hätten und dass alle Passagiere und die Besatzung ums Leben gekommen seien. 

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Eine stille Revolution: Dank der Konfrontation mit dem Westen findet Russland zum eigenen Wein

20. Mai 2024 um 13:04

Es ist erstaunlich, aber in Russland, das schon vor der Revolution des 20. Jahrhunderts sehr guten Wein produziert hatte, gab es bis vor Kurzem keine Rechtsvorschriften, die den Weinbau und den Verkauf von Wein genau geregelt hätten. Alles, was mit anderen Getränken zu tun gehabt hatte, hatte sich in den Gesetzen wiedergefunden, aber Wein war außen vor geblieben.

Dieser Mangel wurde erst vor ein paar Jahren behoben. Konkret im Jahr 2020, als das Gesetz über den Weinbau und die Weinbereitung verabschiedet wurde, das eine Reihe von Branchenkonzepten und Regeln für russische Erzeuger festlegt. Nun hat Russland neun Weinbauzonen gesetzlich festgelegt, in denen eine Gebietseinteilung vorgenommen wurde. So sind beispielsweise die Krim, Dagestan, Ossetien und die Untere Wolgaregion als eigene Weinbaugebiete eingestuft worden. Das Wirtschaftsportal RBK erklärt:

"Im Jahr 2021 entstand in Russland eine Selbstregulierungsorganisation, der Verband der Winzer und Weinbauern Russlands, dem inzwischen mehr als 80 Prozent der Betriebe angehören. Die föderale Gesetzgebung hat ihr eine Reihe von Aufgaben übertragen, darunter die Genehmigung zusätzlicher Weinqualitätsstandards und die Kontrolle der Einhaltung dieser Standards. (...) Zudem erhalten die Winzer neuartige föderale Sondermarken 'Wein Russlands', die bestätigen, dass der Wein zu 100 Prozent aus Trauben hergestellt wurde, die auf dem Territorium des Landes gewachsen sind. Die Verschärfung der gesetzlichen Regelung der Herkunftsgarantien für Wein erhöhte die Wettbewerbsfähigkeit der russischen Weine."

Seit die neuen Gesetze in Kraft getreten sind, hat die Weinindustrie einen großen Sprung nach vorn gemacht. Die Rebfläche hat zugenommen – im Jahr 2022 wurden beispielsweise 43 Prozent mehr Weinberge angelegt als in den Vorjahren. Damit steht Russland nach Indien an zweiter Stelle auf der Welt, was das Wachstum der Weinanbaufläche angeht. Die Erträge sind ebenfalls sprunghaft angestiegen. RBK schreibt:

"Die Traubenernte in Russland ist in den letzten Jahren allmählich gestiegen. Der Rekord wurde im Jahr 2022 erreicht, als 890.000 Tonnen geerntet wurden – 18 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Insgesamt stieg die Ernte zwischen den Jahren 2018 und 2022 um 42 Prozent, wobei die Krim (+ 49 Prozent), Kuban (+ 39 Prozent) und Stawropolje (+ 31 Prozent) den Anstieg unter den Traubenanbaugebieten anführten. Gleichzeitig stieg in Tschetschenien, das zu keiner Weinbauzone gehört, die Bruttoernte von Tafeltrauben im Zeitraum 2018 bis 2022 um das Zwölffache auf drei Prozent der gesamtrussischen Ernte an."

Es gibt auch neue, bekannte Wein- und Schaumweinmarken, die bereits an Popularität gewonnen haben. Zum Beispiel Chateau Tamagne – diese Marke hat sich in Russland bereits zu einem der Favoriten entwickelt und ist in den Supermärkten sehr rasch vergriffen. In den Weinbergen, in denen dieser Wein angebaut wird, kommen die Touristen in Scharen zu Führungen und Weinproben. 

Natürlich haben auch die westlichen Sanktionen zur Entwicklung des russischen Weinbaus beigetragen. Zum einen wurde deutlich, dass es notwendig ist, westliche Weine durch eigene zu ersetzen, und zum anderen gab das Verschwinden einiger Anbieter vom Markt grünes Licht für russische Marken.

Wenn man einen Russen fragt, wie alt die Geschichte des russischen Weinbaus ist, wird er wahrscheinlich sagen: "15 bis 20 Jahre." Aber Weinprofis erzählen einem, dass der Weinbau in Russland viele Jahrhunderte alt ist. Anders als in Europa führte die turbulente Geschichte Russlands mit ihren endlosen Eroberungen von außen und Kriegen, Veränderungen der Gesellschaftsordnung und ähnlichem jedoch dazu, dass die Tradition immer wieder unterbrochen wurde.

Völker, Epochen und Staaten lösten einander ab. Man erinnerte sich an den Wein oder vergaß ihn. Und dann begannen neue Generationen von Winzern wieder von vorne. Iwan Lasarew, Präsident des Ural-Sibirischen Sommelierverbandes, erzählt in einem Interview mit dem Fachportal Kontur Market:

"Oft haben wir alles bei null angefangen. Wir kennen die Zeiten von Gorbatschows Prohibitionsgesetz oder des Ersten Weltkriegs, als die Herstellung und der Verkauf von Alkohol in Russland verboten waren. Die Frage, wie viele Jahre die Geschichte des russischen Weinbaus zurückreicht, ist also eher rhetorisch. Und jeder hat seine eigene Antwort darauf, wann genau wir begonnen haben, unseren Wein immer wieder neu zu erfinden und zu überdenken.

Die ununterbrochene Geschichte des russischen Weinbaus kann ab dem Jahr 1613 gezählt werden, als in Astrachan, auf der Schildkröteninsel, die ersten Weinberge angelegt wurden. Unser berühmter Winzer Lew Sergejewitsch Golizyn scherzte gerne über dieses Thema, wenn er gefragt wurde: 'Wieso entwickelt sich der russische Weinbau so langsam?' Er antwortete: 'Wir haben also auf der Schildkröteninsel angefangen und machen so im Schildkrötentempo weiter.'"

Viele der Rebsorten, die vor der Revolution in Russland angebaut worden waren, stammen aus der alten Vergangenheit der Weinbauregionen. So hatte es im 19. Jahrhundert im zaristischen Russland auf der Krim mehr als 110 autochthone Rebsorten gegeben, deren Abstammung praktisch bis ins antike Griechenland hatte zurückverfolgt werden können, betonen Weinexperten.

In den letzten Jahren hat sich der russische Weinbau jedoch keineswegs im "Schildkrötentempo" entwickelt – Lew Golizyn wäre mit der aktuellen Weinstatistik zufrieden gewesen. So ist die Nachfrage nach russischen Weinen im Jahr 2024 um fast 50 Prozent gestiegen, die Beliebtheit heimischer Schaumweine hat zugenommen, ihr Absatz ist um 76 Prozent gestiegen. Eine große Rolle spielten dabei auch die protektionistischen Maßnahmen, die zugunsten des heimischen Weins eingeführt wurden. So wurden die Steuern auf importierten Wein aus den sogenannten "unfreundlichen" Ländern erhöht, wodurch billiger Importwein aus den Regalen verschwand und russischem Wein Platz machte.

Auch russische Investoren fühlen sich von der Weinbranche angezogen – es ist für sie eine attraktive Perspektive geworden, in russische Weinberge zu investieren. So wird in diesem Jahr ein neues Wachstum in der Branche erwartet. "Der Anteil russischer Weine in den Verkaufsregalen wird im Jahr 2024 60 Prozent erreichen", stellt RBK unter Berufung auf eine Studie der Nationalen Ratingagentur fest und fügt hinzu: "Die Schutzmaßnahmen der russischen Regierung werden dazu beitragen."

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Größter Diebstahl der Geschichte bahnt sich an: USA wollen 50 Milliarden an Kiew transferieren

20. Mai 2024 um 12:36

Einem Bericht der britischen Zeitung Financial Times zufolge versuchen die Vereinigten Staaten, die G7-Staaten dazu zu bringen, der Ukraine zusätzliche Finanzhilfen zukommen zu lassen. Wie es heißt, sollen zu dem Zweck Gewinne aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten als Kreditgarantien verwendet werden. Die US-Regierung rechne damit, den Plan umzusetzen, bevor Ex-Präsident Donald Trump möglicherweise ins Weiße Haus zurückkehre, teilt die Zeitung unter Bezugnahme auf westliche Beamte mit. 

Mehrere G7-Staaten lehnten dieses Vorhaben ab, hätten jedoch auf Druck Washingtons begonnen, ihre Position zu ändern, heißt es im Bericht. Die US-Initiative werde voraussichtlich beim G7-Gipfel im Juni diskutiert werden. Falls der Plan der US-Regierung die Unterstützung der G7 finde, werde Kiew etwa 50 Milliarden US-Dollar erhalten.

Ein hochrangiger Beamter im US-Finanzministerium erklärte gegenüber der Financial Times, dass jede Entscheidung grundsätzlich eine politische Entscheidung sei, die von den Staats- und Regierungschefs der G7 im kommenden Monat getroffen werde. Das Ziel sei es demzufolge, einen Konsens zwischen den Finanzministern zu erzielen, damit diese dann den Staats- und Regierungschefs ihre Empfehlungen vorlegten.

Nach dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine haben die EU und die G7-Staaten russische Devisenreserven in Höhe von rund 300 Milliarden Euro eingefroren.

Moskau bezeichnet die Maßnahme wiederholt als illegal und fordert die Freigabe der Gelder. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte, dass das Vorgehen des Westens einem Diebstahl gleichkomme und "niemandem jemals etwas Gutes gebracht hat, vor allem denen nicht, die sich in dieser anrüchigen Sache engagieren."

Kremlsprecher Dmitri Peskow warnte, dass Russland über eine Liste von Vermögenswerten anderer Länder verfüge, die als Gegenmaßnahme beschlagnahmt werden könnten, wenn eingefrorene Reserven der Zentralbank Russlands konfisziert würden.

Die Pläne westlicher Regierungen, eingefrorene Reserven der russischen Zentralbank entweder direkt zu konfiszieren oder die hieraus erzielten Gewinne zu verwenden, könnten das globale Währungssystem untergraben, warnte kürzlich der Internationale Wahrungsfond (IWF). Für den Fonds sei es wichtig, dass alle Maßnahmen auf einer ausreichenden Rechtsgrundlage beruhten und das Funktionieren des internationalen Währungssystems nicht untergrüben, erklärte die IWF-Sprecherin Julie Kozack bei einer Pressekonferenz.

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Ölraffinerie im Süden Russlands bei Drohnenangriff beschädigt

20. Mai 2024 um 12:02

Das Gelände der Ölraffinerie Slawjansk im Gebiet Krasnodar ist durch den Absturz von Drohnen am 19. Mai beschädigt worden. Dies gab Eduard Trudnew bekannt, der Direktor für integrierte Sicherheit der Unternehmensgruppe Slawjansk ECO:

"Es gibt Schäden. Ihr Ausmaß und ihre Größe werden festgestellt."

Trudnew fügte hinzu, dass Spezialisten Schwachstellen in der Verteidigungsfähigkeit des Unternehmens ausgemacht hätten:

"Es gibt Lücken in der Verteidigungsfähigkeit, wir haben sie erkannt und werden daran arbeiten. Das ist die Hauptaufgabe."

Ein ungenannter Vertreter des Unternehmens gab gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti an, dass mindestens eine Anlage beschädigt worden sei. Die Agentur zitierte den Gesprächspartner mit den Worten:

"Alle Drohnen waren mit Submunitionen in Form von Stahlkugeln gefüllt, die Streuung war großflächig. Eine der Anlagen ist beschädigt. Mindestens. Das Ausmaß des Schadens ist noch nicht vollständig bekannt."

In der Nacht zum 19. Mai meldete das operative Hauptquartier des Gebiets Krasnodar den Absturz einer Drohne auf dem Gelände der Raffinerie und fügte hinzu, dass es keine Brände, Schäden oder Verletzte gegeben habe. Am Morgen teilte die Verwaltung der Stadt Slawjansk am Kuban, wo sich die Anlage befindet, mit, dass sechs Drohnen auf das Territorium des Betriebs gestürzt seien, wobei es laut vorläufigen Angaben keine Verletzten oder Schäden gegeben habe.

Später offenbarte Trudnew, dass es auf dem Gelände der Raffinerie sichtbare Schäden gegeben habe und dass mit der Schadensbewertung nach Abschluss der Ermittlungsmaßnahmen begonnen werde. Ihm zufolge hätten die abgestürzten Drohnen Submunitionen getragen. Die Raffinerie setzte den Betrieb aus.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Anlage von Drohnen angegriffen wird. Auch in der Nacht zum 17. März versuchten mehrere Drohnen, die Einrichtung anzugreifen. Die Fluggeräte wurden neutralisiert, nach dem Absturz einer Drohne brach aber ein Feuer aus. Darüber hinaus verstarb eine Person an einem Herzinfarkt.

Auch am 27. April stellte die Raffinerie den Betrieb ein, nachdem über Nacht ein "versuchter Großangriff" von Drohnen auf die Infrastruktur und die Raffinerien von Krasnodar verzeichnet worden war. Bei dem Anschlag auf die Raffinerie Slawjansk wurde eine Separationsanlage beschädigt und es kam zu einem Feuer, das zügig gelöscht werden konnte. Laut Trudnew hätten damals zehn Drohnen die Raffinerie attackiert.

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"Schockierende Informationen": Fico-Attentäter war vielleicht doch kein Einzeltäter

20. Mai 2024 um 11:31

Der Mann, der am Mittwoch den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico lebensgefährlich verletzt hat, ist möglicherweise doch kein Einzeltäter. Es gebe dafür Indizien, sagte Innenminister Matúš Šutaj-Eštok am Sonntag vor Journalisten in Bratislava, wie die Zeit berichtet. Er betonte:

"Wir haben ein Ermittlerteam zusammengestellt, das auch mit der Version arbeiten wird, dass es sich nicht um einen einsamen Wolf handelte."

"Die Situation erweist sich als noch schlimmer, als wir es erwartet haben", sagte auch Verteidigungsminister Robert Kalinák. Möglicherweise habe eine andere Partei "zugunsten des Täters gehandelt". Details nannte Kalinák nicht. Die Behörden hatten zuvor von einem Einzeltäter gesprochen. Kalinák ergänzte, dass es Hinweise gibt, wonach der Attentatsversuch "in einem größeren Kreis besprochen" worden sei. Und weiter:

"All das sind schockierende Informationen und für viele von uns wäre es viel einfacher, wenn wir nur von einer Person sprechen könnten."

Eins der Indizien sei, dass der vollständige Inhaltsverlauf der Facebook-Seite des Täters zwei Stunden nach seiner Festnahme gelöscht worden sei, sagte Šutaj-Eštok. Der Mann sei zu diesem Zeitpunkt in den Händen der Polizei gewesen und habe selbst keinen Zugang zu der Seite gehabt. Auch dessen Frau habe in diesem Augenblick nicht darauf zugreifen können, sagte der Innenminister. Wer hat also die Löschung durchgeführt?

Šutaj-Eštok richtete eine Warnung an "alle Tastaturhelden", die das Attentat auf den 59 Jahre alten Regierungschef im Internet guthießen oder weitere Hassbotschaften und Gewaltaufrufe verbreiteten. Die Polizei werde schonungslos gegen alle solche Hetzer vorgehen, sie finden und für ihre Bestrafung sorgen.

Der Zustand von Fico war am Sonntag laut Kalinák vier Tage nach dem Attentat weiterhin ernst. Der 59-Jährige habe aber eine positive Prognose bekommen, sagte Kalinák vor dem Krankenhaus in der Stadt Banská Bystrica, in dem der Ministerpräsident behandelt wird. "Das Schlimmste von dem, was wir befürchtet hatten, ist vorbei, zumindest für den Moment."

Der stellvertretende Direktor des Krankenhauses, Milan Urbani, sagte zu Reportern, es werde davon ausgegangen, "dass sich der Patient derzeit nicht in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet". Die Genesung werde allerdings viel Zeit in Anspruch nehmen. "Wir glauben fest daran, dass alles eine gute Richtung nehmen wird."

Fico war am vergangenen Mittwoch vor einem Kulturzentrum in der Stadt Handlová in die Bauchgegend geschossen worden. Er selbst hatte im April bei Facebook seine Einschätzung geteilt, dass die steigenden Spannungen zu einem Politikermord führen könnten. Fico warf in dem Post den Medien vor, die Spannungen zu schüren. Er hatte sich in jüngster Zeit verstärkt gegen den WHO-Pandemievertrag sowie weitere Ukraine-Hilfen ausgesprochen.

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Putin und Lawrow: Raisi war ein wahrer Freund Russlands

20. Mai 2024 um 10:55

Der russische Präsident hat dem obersten iranischen Führer Ali Khamenei sein Beileid zum Hubschrauberabsturz des iranischen Präsidenten ausgesprochen. Putin bezeichnete Raisi als "wahren Freund Russlands", der sich sehr für die Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Ländern eingesetzt habe. Er wünschte dem gesamten iranischen Volk Mut und betonte, dass er Raisi bei mehreren Gelegenheiten getroffen habe und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren werde. Auf der Webseite des Kremls heißt es:

"Er wurde zu Recht von seinen Landsleuten hoch geschätzt und genoss im Ausland großes Ansehen. Als wahrer Freund Russlands leistete er einen unschätzbaren persönlichen Beitrag zur Entwicklung der gutnachbarschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern und unternahm große Anstrengungen, um sie auf die Ebene einer strategischen Partnerschaft zu heben."

Am Sonntagabend traf sich Putin mit dem iranischen Botschafter in Moskau, berichtet die Nachrichtenagentur Irna unter Bezugnahme auf den Diplomaten. Laut seinen Angaben zeigt sich der russische Staatschef während des Treffens besorgt bezüglich des Unglücks und erklärte, Russland sei bereit, Iran jede notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.

Auch der russische Außenminister Lawrow kondolierte. Sein iranischer Amtskollege Hossein Amir-Abdollahian und Präsident Raisi seien wahre und zuverlässige Freunde Russlands gewesen. Raisi habe eine unschätzbare Rolle bei der Stärkung der vertrauensvollen Partnerschaft zwischen Moskau und Teheran gespielt.

"Wir werden diese herausragenden politischen Persönlichkeiten immer als wahre Patrioten der Islamischen Republik in Erinnerung behalten, die die Interessen ihres Staates entschlossen verteidigt und ihr Leben im selbstlosen Dienst für das Vaterland gegeben haben."

Raisi war am Sonntag bei einem Hubschrauberabsturz im Nordwesten Irans an der Grenze zu Aserbaidschan ums Leben gekommen. Er war gemeinsam mit dem Außenminister auf dem Rückflug von einem Treffen mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew, als der Hubschrauber verschwand. Der Hubschrauber sei bei schlechter Sicht über bergigem Gelände unterwegs gewesen, als er abstürzte, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Bis zu den Neuwahlen übernimmt der iranische Vizepräsident Mohammed Mochber die Regierungsgeschäfte.

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Estland lässt die Inquisition wieder aufleben

20. Mai 2024 um 10:26

Von Michail Rostowski

Wir leben eigentlich im 21. Jahrhundert. Warum eigentlich? Weil offensichtlich nicht alle Staaten in ihm angekommen sind. Einige leben ungefähr im 16. Jahrhundert, mit seinen Religionskriegen, der Verfolgung von "Ketzern", der Inquisition und anderen Reizen einer scheinbar längst vergangenen Zeit. Und nein, ich spreche nicht von den Ländern, die im "aufgeklärten Europa" gewöhnlich als "rückständig" bezeichnet werden. Ich spreche von genau diesem "aufgeklärten" Europa – einem Land namens Estland.

Der estnische Rundfunk ERR berichtete neulich über die jüngsten Initiativen des Innenministers der Republik Lauri Läänemets, eines Sozialdemokraten:

"Läänemets erwartet von den Vertretern der estnisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats in Estland, dass sie die Aktivitäten des Patriarchen Kirill als Häresie anerkennen und ihre Beziehungen zu Moskau abbrechen."

Sie sagen, das könne gar nicht sein, der Ausspruch müsse erfunden oder entstellt sein? Nichts dergleichen. Es erzählt der Chef des estnischen Innenministeriums selbst stolz, wie er die Vertreter der estnisch-orthodoxen Kirche unter Druck gesetzt hat:

"Wir haben noch einmal die Sicherheitsprobleme erklärt, die Estland nicht passen. Wir haben erklärt, welches Ergebnis Estland erwartet. Wir haben auch den Vertretern der Moskauer Kirche zugehört. (...) Wir haben auch über die verschiedenen Entscheidungen der orthodoxen Kirche auf der Welt und die in der Kirche geltenden Regeln gesprochen. Es gibt einen Kanon, der besagt, dass die Gemeinden im Falle von Häresie oder Irrlehre (der Kirchenoberen – d. Red.) eigenständige Schritte unternehmen können und ihre früheren Gelübde nicht einhalten müssen."

Nachdem ich diese erstaunlichen Aussagen gelesen hatte, beschloss ich, vor dem Schlafengehen die estnische Verfassung zu lesen. Und wissen Sie, es gibt viele interessante Dinge in diesem Dokument. Nehmen Sie zum Beispiel Artikel 40:

"Jeder hat Gewissens-, Religions- und Gedankenfreiheit. Die Zugehörigkeit zu Kirchen und Religionsgemeinschaften ist frei. Es darf keine Staatskirche geben."

Und hier ist Artikel 41:

"Jeder hat das Recht, seiner Meinung und Überzeugung treu zu bleiben. Niemand darf gezwungen werden, sie zu ändern. (...) Niemand darf wegen seiner Überzeugungen rechtlich zur Verantwortung gezogen werden."

Ich frage mich, ob der estnische Innenminister die Verfassung seines Landes kennt. Theoretisch, wenn er lesen kann, müsste er. Warum habe ich einen so seltsamen Vorbehalt gemacht – wenn er lesen kann? Der Punkt ist, dass die Vertreter der politischen Kreise Estlands große Probleme mit der Alphabetisierung haben – nicht nur mit der politischen Alphabetisierung, sondern auch mit der Alphabetisierung im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein Artikel auf dem estnischen Portal Delfi über eine "wissenschaftliche Debatte" von lokalen und eingeladenen "wissenschaftlichen Koryphäen" trägt den Titel "Russland und der Imperialismus – Entwicklungsszenarien". Im Artikel wird über den Redebeitrag von Borislaw Berjosa berichtet – einem ehemaligen Abgeordneten der Obersten Rada der Ukraine und ehemaligen Leiter der Informationsabteilung des Rechten Sektors*:

"Er glaubt, dass die Idee des Imperialismus in der russischen Version die Idee einer klassischen Metropolie ist. Und in diesem Fall ist die Haltung gegenüber anderen Staaten die Haltung einer Metropolie gegenüber Kolonien."

Eine Metropolie ist der Zuständigkeitsbezirk eines Bischofs, ein Territorium oder eine Stadt, die von einem Metropoliten geleitet wird. Und was der pensionierte (oder wahrscheinlich noch gar nicht pensionierte) Extremist des Rechten Sektors meinte, ist eine Metropole: der Kolonialstaat im Verhältnis zu seinen Kolonien, von ihm abhängigen Ländern.

Ich muss zugeben, dass die "estnischen Literaten" den Fehler recht schnell korrigiert haben. Als ich das Zitat noch einmal überprüfte, war die Begriffsverwirrung bereits behoben. Aber das machte den estnischen "wissenschaftlichen" Disput nicht weniger wild und mittelalterlich.

Es genügt zu sagen, dass die Teilnehmer dieser Aktion ernsthaft darüber diskutierten, ob ethnische Russen ein gewisses "Gen des Imperialismus" haben oder nicht.

Und hier ist ein weiterer "charmanter" Artikel auf derselben Website. Die Rubrik "Aus der Redaktion". Überschrift: "Die Ukraine und Estland haben Anspruch auf Geld vom russischen Aggressor". Das Schlüsselfragment:

"Es wäre vernünftig, wenn neben der Ukraine auch die Länder entschädigt werden würden, denen durch die Konfrontation mit Russland und die Unterstützung der Ukraine noch immer enorme Kosten entstehen, darunter Estland, das eine große Zahl ukrainischer Flüchtlinge aufgenommen hat und sein letztes Hemd gibt, um die sich mutig verteidigende Ukraine über Wasser zu halten."

Erkennen Sie jetzt die Tiefe der estnischen politischen Verwilderung? Das Geld anderer Leute zu nehmen, sei richtig, meint man. Stehlen sei richtig. Ihr eigenes Grundgesetz zu verletzen – richtig. Es ist sei auch richtig, die Inquisition wieder aufleben zu lassen (falls es jemand vergessen hat, so hieß die Einrichtung, die im mittelalterlichen Europa Ketzer und Häresien bekämpfte). In einem solchen "Wunderstaat" scheinen die oben zitierten Aussagen des Innenministers nichts Außergewöhnliches zu sein. Sie werden als Norm wahrgenommen.

Ein Fragment aus meinem Lieblingsbuch meiner Kindheit – dem Roman der Gebrüder Strugazki "Es ist schwer, ein Gott zu sein":

"'Ich habe nicht versucht, mit Intelligenz zu beeindrucken', erwiderte Pater Keane mit Würde, 'das Einzige, was ich wollte, war, zum Nutzen des Staates zu eilen. Wir brauchen keine klugen Leute. Wir brauchen die Gläubigen. (...) Das Wesentliche sind die Grundregeln des neuen Staates. Sie sind einfach, es sind nur drei: der blinde Glaube an die Unfehlbarkeit der Gesetze, der unbedingte Gehorsam ihnen gegenüber sowie die sorgfältige Überwachung eines jeden durch jeden!'"

Das Buch handelt von dem fiktiven Land Arkanar auf einem fiktiven Planeten. Aber wie ähnlich ist es doch dem realen Land Estland!

* Der Rechte Sektor ist eine ukrainische Vereinigung radikaler nationalistischer Organisationen, die in Russland als extremistisch eingestuft und verboten wurde (Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Russlands vom 17.11.2014).

Übersetzt aus dem Russischen

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USA und Niger einigen sich auf Datum für Abzug der US-Truppen

20. Mai 2024 um 09:38

Die US-Truppen werden bis "spätestens" 15. September dieses Jahres aus Niger abgezogen sein, zitiert AFP aus der gemeinsamen Erklärung beider Länder. Der Abzugsprozess habe bereits begonnen.

Die Entscheidung fiel nach Gesprächen in Nigers Hauptstadt Niamey in dieser Woche. Das Land bezeichnete die Präsenz der US-Truppen auf seinem Territorium als illegal und die Entscheidung zum Abzug als einen "Wendepunkt in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern".

Die Washington Post (WP) stellte fest, dass sich zwei US-Basen (eine davon für Drohnen, deren Bau 100 Millionen US-Dollar gekostet hat) und ein Korps von 1.000 militärischen und zivilen Mitarbeitern auf Nigers Territorium befinden.

Die Entscheidung der USA, ihre Truppen aus Niger abzuziehen, wurde vor einem Monat bereits durch Quellen von WP, CBS, Reuters und der New York Times bekannt. Das US-Verteidigungsministerium im Pentagon und das US-Außenministerium bestätigten die Pläne.

Der Entscheidung vorausgegangen war allerdings die Kündigung eines Militärabkommens mit den USA aus dem Jahr 2012 durch die nigrische Militärregierung, die im vergangenen Juli nach dem Sturz von Präsident Mohamed Bazoum die Macht im Land übernommen hatte und den früheren Befehlshaber der Präsidentengarde Brigadegeneral Abdourahamane Tiani zum Staatsoberhaupt ernannt hatte.

Nach dem Staatsstreich in Niger entschloss sich auch Frankreich zum Abzug seiner Truppen, die etwa 1.400 Mann umfassten. Im Oktober 2023 verließen die ersten französischen Militärs das Land. Französische Soldaten hatten sich seit 2013 in Niger aufgehalten und an Operationen gegen Tuareg-Rebellen im Norden des Landes und islamistische Terrorgruppen teilgenommen.

Im Mai wurde unlängst bekannt, dass russische Militärangehörige auf dem 101. Luftwaffenstützpunkt der nigrischen Streitkräfte stationiert sind, auf dem auch US-Truppen stationiert sind. Aus dem Pentagon wurde mitgeteilt, dass "die Russen in einem separaten Gebäude untergebracht sind und keinen Zugang zu den US-Streitkräften oder der Ausrüstung haben".

Bloomberg berichtete im Januar, dass Russlands "Afrika-Korps" auf dem Kontinent die bisherige militärische Präsenz durch die Missionen der Wagner-Gruppe von Jewgeni Prigoschin ersetzen soll. Bloomberg zählte unter den Ländern, in die das Militär entsandt werden könnte, auch Niger auf.

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Studie: Welche Länder sind am stärksten durch Sanktionen gefährdet?

20. Mai 2024 um 08:44

Die Volkswirtschaften der USA, Russlands und Chinas könnten eine vollständige Handelsblockade mit relativ geringem Schaden überstehen, während Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich stark betroffen wären. Das berichtete die russische Nachrichtenagentur Wedomosti diese Woche unter Berufung auf eine Studie des chinesisch-russischen Labors für die Abschätzung der Folgen von Handelskriegen zwischen Ländern.

In der Anfang 2024 im "National Supercomputing Center" Chinas durchgeführten Untersuchung wurde die Widerstandsfähigkeit von 19 globalen Volkswirtschaften gegenüber groß angelegten Wirtschaftssanktionen anhand mathematischer Modelle getestet. Die Analysten bewerteten die direkten Verluste des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die jedes Land erleiden würde, wenn es mit einer vollständigen Handelsblockade ohne die Möglichkeit von Paralleleinfuhren konfrontiert würde.

Die Studie ergab, dass die Wirtschaft aller Länder unter dem vorgeschlagenen Szenario zwar schrumpfen würde, einige jedoch stärker betroffen wären als andere. Russland würde zu den drei widerstandsfähigsten Ländern gehören, da seine Wirtschaft um nicht mehr als 3,5 Prozent schrumpfen würde. In China würde das BIP um 3,1 Prozent schrumpfen, während die USA einen Rückgang von 2,3 Prozent zu verzeichnen hätten.

Die deutsche Wirtschaft wäre bei einem Abbruch der Handelsbeziehungen mit einem Minus von 8,1 Prozent am stärksten betroffen. Auch Südkorea (-7,9 Prozent), Mexiko (-7,2 Prozent), Frankreich (-7 Prozent), die Türkei (-6,6 Prozent), Italien (-6 Prozent) und das Vereinigte Königreich (-5,7 Prozent) müssten erhebliche Einbußen hinnehmen.

Der Studie zufolge würden die Volkswirtschaften Australiens, Indonesiens und Japans zudem um 3,7–3,8 Prozent schrumpfen und wären damit weniger anfällig für Handelssanktionen als Indien, Brasilien und Kanada, deren BIP um 4 Prozent, 4,2 Prozent bzw. 5,5 Prozent zurückgehen würde.

Die Analysten brachten das vergleichsweise gute Abschneiden der amerikanischen, chinesischen und russischen Volkswirtschaften im Stresstest mit dem bedingten Composite Index of National Capability in Verbindung und erklärten, dass diese Länder über größere natürliche Ressourcen sowie über ein größeres menschliches, wissenschaftliches und militärisches Potenzial verfügen als andere.

Stanislaw Muraschow, Chefvolkswirt der Raiffeisenbank Russland, kommentierte die Ergebnisse mit dem Hinweis, dass die am wenigsten betroffenen Länder am besten auf wirtschaftliche Einschränkungen vorbereitet seien.

"Der Gewinner ist derjenige, der sich generell auf die Beschränkungen vorbereitet hat, indem er seine Produktion lokalisiert hat, oder derjenige, der in der Lage ist, zum Beispiel auf einige importierte Komponenten, Teile, Rohstoffe und Ausrüstung zu verzichten. Nach der Studie zu urteilen, wird die mögliche These bestätigt, dass Europa stärker vom Weltmarkt abhängig ist als China, die USA und Russland", sagte er gegenüber der Tageszeitung Kommersant.

Die russische Wirtschaft, die aufgrund des Ukraine-Konflikts bereits einer Vielzahl internationaler Wirtschaftssanktionen unterliegt, schrumpfte 2022 zunächst um 1,2 Prozent, verzeichnete aber im vergangenen Jahr ein Wachstum von 3,6 Prozent, wie aus offiziellen Statistiken hervorgeht. Im ersten Quartal 2024 stieg das BIP des Landes nach vorläufigen Schätzungen vom Freitag um weitere 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Internationale Währungsfonds erklärte im vergangenen Monat, er erwarte, dass die russische Wirtschaft in diesem Jahr um 3,2 Prozent wachsen werde. Mit dieser Prognose liegt das Land vor einer Reihe großer westlicher Volkswirtschaften, darunter die USA (2,7 Prozent), Großbritannien (0,5 Prozent), Frankreich (0,7 Prozent) und Deutschland (0,2 Prozent).

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Russland auf dem Schlachtfeld besiegen? – EU-Vertreter machen Rolle rückwärts

20. Mai 2024 um 08:00

Von Dmitri Bawyrin

Europa begann am Montag, den 13. Mai, seine Geschichte umzuschreiben, als der außenpolitische Sprecher der EU, Peter Stano, es als "Desinformation und Verzerrung der Realität" bezeichnete, dass die EU Russland auf dem Schlachtfeld besiegen wolle. Ihm zufolge wolle Russland den Sieg auf dem Schlachtfeld, während die EU "eine Organisation ist, die auf einer Philosophie des Friedens basiert".

Wie es in einem europäischen Buch zu einem ähnlichen Thema heißt: "Krieg ist Frieden" und "Ozeanien war schon immer im Krieg mit Ostasien".

Der Slowake Peter Stano verhält sich zu Josep Borrell so wie Maria Sacharowa zu Sergej Lawrow. Das heißt, Stanos Chef und Leiter der europäischen Diplomatie schrieb am 9. April 2022 auf seinem offiziellen (in Russland gesperrten) X-Account, dass "der Krieg auf dem Schlachtfeld gewonnen werden muss", und nun behauptet sein Untergebener, dass dies nie geschehen sei, obwohl er schon damals mit Borrell zusammengearbeitet hat.

Fahren wir fort, uns zu erinnern. Zwei Tage später, am 11. April, bekräftigte Borrell vor einem Treffen mit den EU-Außenministern in Luxemburg, bei dem es um militärische Maßnahmen zur Unterstützung Kiews ging, seinen Standpunkt und gab vor, so etwas wie Captain Obvious zu sein. "Kriege werden auf dem Schlachtfeld gewonnen oder verloren", sagte der Diplomat vor Reportern.

In der Folge tauchte diese Formel mit dem "Schlachtfeld" immer wieder in den Reden der Polen, der Balten und einiger anderer Europäer auf, aber es war Borrell, der sich als erster hoher Vertreter der EU für eine militärische Lösung der russischen Frage aussprach. Außerdem wurde seine Erklärung genau zu dem Zeitpunkt abgegeben, als Moskau und Kiew über ihre Vertreter (einschließlich der Außenminister) in Istanbul die Parameter eines Friedensabkommens erörterten und dieses sogar paraphierten.

Der offiziellen Version zufolge rief der britische Premierminister Boris Johnson danach in Kiew an und sagte: "Lasst uns kämpfen", und Borrell stellte vor der ganzen Welt ungefähr dieselbe These auf.

Auch wenn Stano eine Amnesie vortäuscht, war Borrells "Falken"-Initiative immer noch da, sie rüttelte auf und wurde von vielen in Erinnerung behalten. Drei Monate später, als die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew bereits gescheitert waren, erwähnte der russische Präsident Wladimir Putin sie ebenfalls.

"Heute hören wir, dass sie uns auf dem Schlachtfeld besiegen wollen", sagte der russische Staatschef bei einem Treffen mit der Führung der Staatsduma. – "Was soll ich hier noch sagen: sollen sie es doch versuchen".

Und sie haben es versucht, und die Ergebnisse sind bekannt. Die sogenannte Frühjahr-Sommer-Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte im Jahr 2023, auf die der Westen und Borrell persönlich große Hoffnungen gesetzt hatten, ist nicht nur völlig gescheitert, sondern auch nahtlos in eine Offensive der russischen Streitkräfte übergegangen, bei der die Ukrainer fast täglich irgendeine Siedlung verlassen, manchmal auch mehrere auf einmal.

"Russland rückt nicht nur an einem Ort langsam vor, sondern an vier Orten gleichzeitig, und zwar entlang der gesamten Frontlinie", berichtet der Kolumnist Nick Paton Walsh für CNN, wo es in den vergangenen zwei Jahren nicht üblich war, den "Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld" anzuzweifeln. Nach Walshs Beobachtung hat sich jedoch in den letzten drei Tagen sogar die Rhetorik der ukrainischen Behörden geändert, die zuvor in ihren Siegesmeldungen stabil war.

Ungefähr zur gleichen Zeit wurde die Zusammensetzung der neuen russischen Regierung festgelegt. Und Sergej Lawrow, der gerade in seinem Amt bestätigt wurde, wiederholte in seiner Rede vor dem Föderationsrat die These des Präsidenten: "Wenn der Westen auf dem Schlachtfeld kämpfen will, dann bitte sehr. Peter Stano, der versuchte, die Geschichte umzuschreiben, reagierte bereits auf die Äußerung Lawrows, der übrigens den Namen Borrells erwähnte, allerdings in einem anderen Zusammenhang. Das reichte aber für eine Hysterie mit hilflosen Dementis in Brüssel: Die Katze weiß, wessen Fleisch sie gefressen hat.

Über die Gründe für dieses Verhalten können Sie sich nicht nur bei CNN informieren, sondern buchstäblich bei allen großen Medien in Europa in diesen Tagen. Als Beispiel sei hier die französische Le Monde zitiert:

"Ein Zusammenbruch der Ukraine ist jederzeit möglich, und wir müssen darauf vorbereitet sein".

Borrells Behörde bereitet sich darauf vor, so gut sie kann. Sie versucht so zu tun, als habe man Russland nicht den "Fehdehandschuh" ins Gesicht geworfen, um nicht mit den ukrainischen Streitkräften die militärische Niederlage zu teilen. Europa, so heißt es, habe immer den Frieden gewollt, sich kein Sekündchen lang im Krieg befunden und könne daher den Krieg gar nicht verlieren.

Das ist ein billiges Getue für die Armen, aber die führenden Politiker des Westens haben ihren Ruf aufs Spiel gesetzt, also haben sie sich entschlossen, die allgemein bekannte Realität zu leugnen, in der Hoffnung, dass man es einfach leid sein wird, zu ihnen wie gegen eine Wand zu reden.

Ein weiterer großer Freund Kiews und einer der wichtigsten Manager westlicher Lieferungen an die ukrainischen Streitkräfte, NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, erklärte im vergangenen November sogar, dass die Ukrainer bereits "große Siege auf dem Schlachtfeld" errungen hätten. Sehr zu Stoltenbergs Missfallen beschlossen die Journalisten, ihn zu fragen, welche Siege er im Sinn habe, aber der Generalsekretär hatte nichts hinzuzufügen.

Außerdem ist die gesamte Konferenz in der Schweiz ein einziger Versuch, die Realität zu leugnen. Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij wird dort erneut seinen "Friedensplan" vortragen, der in Wirklichkeit eine Kapitulationsforderung an Russland ist und sich trotz der Niederlage der ukrainischen Streitkräfte im Jahr 2023 und der Flucht aus ihren Stellungen im Jahr 2024 um kein Jota verändert hat (d. h. sich nicht der Realität angenähert hat).

Egal, wie sehr der Strick auch gedreht wird, das Ende ist unvermeidlich. Die Aufgabe für Borrell und Stoltenberg (und wahrscheinlich auch für US-Präsident Joe Biden) besteht darin, den Herbst irgendwie unbeschadet zu überstehen und sich in die Gesellschaft der Enkel zurückzuziehen, die sie nicht mit unangenehmen Fragen wie "Wie kommt es, dass du, Großvater, geglaubt hast, dass Russland auf dem Schlachtfeld besiegt werden kann? Warst du so schlecht?" behelligen werden.

Mit Selenskij verhält es sich schwieriger, aber auch für ihn scheinen Friedensgespräche mit Russland nicht infrage zu kommen. Nach dem 20. Mai verliert er seine volle Legitimität, was jegliche Vereinbarungen mit ihm zweifelhaft macht – neue ukrainische Behörden können sie dann rückwirkend annullieren.

Er muss sich entscheiden zwischen seiner Rente und dem "Schlachtfeld", auf dem für Kiew die Dinge besonders schlecht stehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Russland Friedensgespräche aufgibt – für Russland ist die Welt auf dem "Schlachtfeld" nicht mit Brettern vernagelt. Aber dies werden Verhandlungen mit einer neuen Führung der Ukraine unter einer neuen Führung der EU und der USA sein, falls sich eine solche herauskristallisiert und diese aufhört, die Realität zu verleugnen. Dann ist es gut, dass das Versagen von Biden, Borrell, Selenskij, Stoltenberg und anderen scheidenden Naturen nicht ihr persönliches Versagen ist.

Das ist auch der Grund, warum der Vertreter der Europäischen Kommission (die einen Borrell auf jeden Fall überleben wird) unbeholfen behauptet, Ozeanien habe sich nie im Krieg mit Eurasien befunden. Das wird bis zu einem gewissen Grad beim heimischen Publikum funktionieren – die Europäer haben gezeigt, dass sie leicht auf Mythen hereinfallen, einschließlich des Mythos vom "Sieg über Russland auf dem Schlachtfeld". Aber bei Russland selbst wird es nicht funktionieren. Es weiß, wer sein Feind ist, und es ist an ihm zu entscheiden, was es als "Schlachtfeld" betrachtet.

Russland ist nicht nachtragend. Aber es wurde wütend, und es hat ein gutes Gedächtnis.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst in der Zeitung Wsgljad erschienen am 14. Mai 2024.

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Irans Präsident Ebrahim Raisi bei Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen

20. Mai 2024 um 05:35

Irans Vizepräsident Mohsen Mansouri hat die Berichte bestätigt, laut denen Präsident Ibrahim Raisi und seine Delegation bei einem Hubschrauberabsturz getötet wurden.

Iranische Medien haben zuvor die ersten Bilder von der Absturzstelle veröffentlicht. "Such- und Rettungsteams haben die Absturzstelle des Hubschraubers erreicht. Rettungskräfte haben keine Anzeichen dafür gefunden, dass die Passagiere des Hubschraubers mit dem iranischen Präsidenten noch am Leben sind", meldete der Fernsehsender Press TV am Montagmorgen.

Neben vier Besatzungsmitgliedern befanden sich vier Amts- und Würdenträger an Bord der verunglückten Maschine: Irans Präsident Ebrahim Raisi, Außenminister Hossein Amir-Abdollahian, der Gouverneur der Provinz Ost-Aserbaidschan Malek Rahmati sowie der Imam von Täbris Mohammad Ali Ale-Hashem. Die Delegation hatte der Einweihung eines Damms an der Grenze zu Aserbaidschan beigewohnt, auf dem Rückweg nach Teheran ist der Helikopter in der Provinz Ost-Aserbaidschan nahe der Kleinstadt Dscholfa abgestürzt.

Erste Berichte über ein Unglück erfolgten am Sonntagnachmittag (s. mehr dazu). Der Hubschrauber mit dem Präsidenten am Bord habe eine "harte Landung" erlitten, hieß es zunächst im iranischen Staatsfernsehen.

Rettungsteams brauchten Stunden, um zu dem Wrack vorzudringen. Dichter Nebel und das bergige Terrain erschwerten die Sucharbeiten. Erst gegen 6:00 Uhr Ortszeit stand fest, dass Raisi ums Leben gekommen war. 

Russische Experten berichten von "komplizierten Wetterbedingungen und thermischen Depression" im Gebiet der Havarie. Ein Spezialflugzeug vom Typ Il-76 mit Rettungskräften des russischen Katastrophenschutzministeriums ist auf dem Weg nach Täbris.  

Laut Irans Verfassung fällt das Amt des Staatspräsidenten nun auf Mohammad Mokhber, Raisis bisherigen Stellvertreter. Er wird die Macht allerdings nur provisorisch innehaben, bis in spätestens 50 Tagen ein neuer Präsident gewählt worden ist. Wie iranische Medien berichten, findet aktuell eine Dringlichkeitssitzung der iranischen Regierung statt.

Ein Screenshot aus einer Livesendung des iranischen Staatsfehsehens zeigt den leeren Sessel und ein Portrait des verunglückten Präsidenten während der Sitzung. 

Mehr zum Thema - Iran: Rettungsteam erhält Signal von Absturzstelle des Präsidenten-Hubschraubers

Mangel als Dauerzustand: Wohnungspolitik steckt in der Sackgasse

20. Mai 2024 um 07:00

Von Dagmar Henn

Die Wohnungsfrage ist nicht nur in Deutschland, sondern in ganz EU-Europa ein zentrales Problem. Das hat jüngst sogar der britische Guardian aufgegriffen, auf Grundlage einer Veröffentlichung von Eurostat, "Housing in Europe". Das Problem ist jedenfalls kein rein deutsches, und es hat massive Auswirkungen auf die Gesellschaft:

"In vielen Städten der EU beträgt die Wartezeit für eine Sozialwohnung zehn Jahre und mehr; Paare in Ländern wie den Niederlanden, wo etwa 400.000 Wohnungen fehlen, verschieben größere Lebensentscheidungen wie die Gründung einer Familie, oder sind gezwungen, nach einer Trennung weiter zusammen zu leben."

Das Alter, in dem zumindest die Hälfte der jüngeren Generation einen eigenen Haushalt gegründet hat, ist zwischen 2007 und 2019 von 26 auf 28 Jahre gestiegen. Nicht, weil der Wunsch nach Unabhängigkeit geschwunden wäre, sondern weil sich diese Unabhängigkeit nicht mehr finanzieren lässt.

Dabei betrifft dies nicht nur Mieter. Da die Kosten für Wohneigentum ebenfalls massiv gestiegen sind, steigt auch in den Ländern, in denen ein kleinerer Teil der Bevölkerung zur Miete lebt, das Alter, ab dem Eigentum erworben werden kann, immer weiter an und liegt inzwischen beispielsweise in Irland vier Jahre höher als noch 2010, bei mittlerweile 39 Jahren. Insgesamt steigt in der gesamten EU der Anteil der Mieter, auch wenn noch durchschnittlich 69,1 Prozent ihre Wohnung besitzen.

Deutschland hat den höchsten Mieteranteil in der gesamten EU und ist das einzige EU-Land, in dem es mit 53,5 Prozent mehr Mieter als Eigentümer gibt. Auch der Anteil der Menschen, die in einem Haus und nicht in einer Wohnung wohnen, ist in Deutschland hoch (62,7 Prozent) und wird nur noch von Spanien mit 65,6 Prozent übertroffen, wobei dort der Anteil der Eigentümer mit 76,6 Prozent wesentlich höher ausfällt als in Deutschland.

Beim Blick auf die Wohnformen fällt noch etwas auf, auch wenn die Zahlen vergleichsweise gering sind – es gibt neben den Varianten Wohnung oder Haus noch die Variante "Andere" in der europäischen Statistik. Das sind etwa Hausboote oder Campingwagen, also Formen, die zunehmen, wenn echte Wohnungen schwer zu finden sind. Dabei gibt es einen Spitzenreiter, die Niederlande mit 2,4 Prozent, aber darauf folgen dann Litauen mit 1,5 und Zypern und Deutschland mit einem Prozent. In Litauen dürfte das die Folge der Preissteigerungen bei Wohnungen sein, die dort seit 2015 insgesamt 95,1 Prozent betragen. In den Niederlanden fehlen noch einmal deutlich mehr Wohnungen als in Deutschland.

Man kann übrigens bei Eurostat noch etwas Anderes beobachten. Es gibt auch eine Darstellung über die Zahl der im Bauwesen tätigen Unternehmen je Region, zusammen mit der Zahl der Beschäftigten. Wenn man diese Zahlen zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern vergleicht, fällt auf, dass die Zahl der kleinen Unternehmen deutlich geringer sein muss. In Oberbayern, einer der Regionen mit den höchsten Beschäftigtenzahlen, kommen 154.074 Beschäftigte auf 26.019 Unternehmen, das sind im Schnitt fast sechs Beschäftigte pro Firma.

In der Provence, die in Frankreich eine der Regionen mit den meisten Beschäftigten ist, sind es mit 152.228 Personen etwa gleich viele Menschen, die in diesem Sektor arbeiten; sie verteilen sich aber auf 64.825 Unternehmen, es sind also weniger als drei pro Firma. Ähnlich ist das mit der Lombardei in Italien: 274.998 Beschäftigte verteilen sich auf 104.311 Unternehmen. Das sind eher Zahlen, die etwas über die Sozialstruktur der Länder aussagen, aber auch das spielt mit hinein; die deutliche Abnahme kleiner Selbstständiger in Deutschland und die geringe Quote an Wohneigentum sind miteinander verbunden.

Wenn man sich jetzt wirklich wundern will, muss man betrachten, wie hoch der Anteil des BIP ist, der in Wohnungsbau fließt. Da liegt nämlich europaweit Deutschland mit einem Anteil von 7,3 Prozent an der Spitze, gleich nach Zypern mit 8,6 Prozent. Das ist deutlich mehr als der EU-Durchschnitt von 6 Prozent, und dennoch hat sich in der Wohnungsfrage in den vergangenen Jahren nichts zum Besseren entwickelt. Das Problem liegt jedenfalls nicht in der Menge des Geldes, das dafür aufgewandt wird, sondern eher darin, wohin dieses Geld fließt.

Ein paar Daten über Mieten und Löhne

Es ist in Deutschland längst nicht mehr allgemein bekannt, dass über viele Jahrzehnte hinweg Wohnen nicht über einen Wohnungsmarkt geregelt wurde. Von 1914 bis 1960 gab es auch in der westlichen Republik eine gesetzliche Mietobergrenze. Der große Schub des Wohnungsbaus nach Kriegsende fand also unter ganz anderen Bedingungen als heute statt. Die Mietobergrenze verschwand nicht auf einen Schlag – in Gebieten besonders hohen Bedarfs blieb sie noch erhalten, in den "schwarzen Kreisen"; in der Münchner Innenstadt beispielsweise endete sie 1975, in Westberlin erst 1988.

Interessant ist die Bestimmung, die den "schwarzen Kreisen" zugrunde lag. Die "Wohnraumbewirtschaftung" sollte nämlich nur "in den kreisfreien Städten und Landkreisen aufgehoben werden, in denen die Zahl der Wohnparteien die Zahl der vorhandenen Normalwohnungen am 31. Dezember 1959 um weniger als 3 vom Hundert überschritten hat". Anders gesagt, selbst jene Politiker, die damals die Mietobergrenze beseitigten, hielten sie dennoch für zweckmäßig, wenn die Zahl der Haushalte die Zahl der vorhandenen Wohnungen um drei Prozent überstieg.

Nun, die Zahl der fehlenden Wohnungen in Deutschland wird derzeit auf 800.000 geschätzt, wobei diese Zahl auch weit höher liegen könnte. Die Organisation, die derartige Schätzungen herausgibt, die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, hatte schon weit höhere Zahlen genannt, aber irgendwann in den letzten Jahren massiv nach unten korrigiert, ohne dass die Zahl der Wohnungslosen entsprechend ab oder die Zahl der Wohnungen entsprechend zugenommen hatte. Jedenfalls, da sich diese 800.000 fehlenden Wohnungen nicht gleichmäßig über das ganze Land verteilen, sondern insbesondere in den großen Städten konzentrieren, bei einer Gesamtzahl von 43,4 Millionen Wohnungen (2022) diese 3 Prozent bundesweit bei 1,3 Millionen lägen, kann davon ausgegangen werden, dass der ungedeckte Wohnungsbedarf in den deutschen Großstädten mit Sicherheit über den damals erwähnten 3 Prozent liegt.

Im Jahr 1988 schaffte dann die Regierung Kohl mit dem "Gesetz zur Überführung der Wohnungsgemeinnützigkeit in den allgemeinen Wohnungsmarkt" die Gemeinnützigkeit im Wohnungsbau ab, was die Zahl neu gebauter Sozialwohnungen einbrechen ließ. Seit damals fiel ihre Zahl von vier Millionen auf weniger als eine Million. Die Begründung: Es sei billiger, die einzelnen Mieten zu subventionieren, über Wohngeld, als die Wohnungen selbst. Eine Rechnung, die vielleicht kurzfristig aufgeht, langfristig aber nicht, weil der Faktor der Bodenpreise zu stark wird.

Wirklich interessant wird es, wenn man nun betrachtet, wie viel die Menschen früher für ihre Mieten ausgegeben haben. Es gibt eine Studie des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2000 mit dem Titel "50 Jahre Wohnen in Deutschland", die eine Grundlage für die Zahlen liefert, die man braucht, um die Entwicklung über diesen langen Zeitraum aufzuschlüsseln. Zumindest die Mietbelastungsquoten lassen sich damit vergleichen. Und die Zahl aus dem Jahr 1960 ist erschütternd. 52,6 Prozent der Mieter zahlten weniger als 10 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Miete, weitere 28 Prozent zahlten zwischen 10 und 15 Prozent, 11 Prozent zahlten 15 bis 20 Prozent, und nur 8,4 Prozent der Mieter zahlten mehr als 20 Prozent. Noch fünf Jahre später, als erstmals ein Durchschnitt über alle Miethaushalte berechnet wurde, lag dieser bei 10,5 Prozent.

Dieser Anteil stieg aber immer weiter, und lag 1998 bezogen auf das Gebiet der alten Bundesrepublik im Durchschnitt schon bei 24,5 Prozent. Mieten in Höhe von weniger als 10 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens gab es nur noch für 2,5 Prozent der Mieter, aber bereits 19 Prozent mussten 40 Prozent und mehr ihres Einkommens für die Miete aufwenden. Der aktuelle Durchschnittswert liegt bei 27,8 Prozent.

Wohlgemerkt, das ist der bundesweite Durchschnitt, in dem auch Gegenden in den östlichen Bundesländern enthalten sind, in denen die Mieten weit günstiger und Wohnungen ohne Probleme zu finden sind. 30 Prozent des Nettoeinkommens als Miete gelten allgemein als die Grenze, ab der es problematisch wird, weil das tatsächlich verfügbare Einkommen schnell nicht mehr genügt, um die sonstigen Bedürfnisse, wie Nahrung, Kleidung etc. abzudecken. Sie sind die Schwelle, die Banken in der Regel anwenden, wenn es darum geht, ob Kredite für Wohnungseigentum auch abbezahlt werden können. Der bundesweite Durchschnitt liegt also gefährlich nahe an dieser Grenze, was bezogen auf die möglichen Lösungen des Wohnungsproblems bedeutet, es gibt keinen Spielraum für weitere Steigerungen der Mieten.

Und die Löhne? Man könnte ja meinen, diese Erhöhungen würden durch Lohnsteigerungen aufgefangen. Auch da ist es nicht ganz einfach, entsprechende Zahlen zu erhalten, schon allein, weil die Mietbelastungsquoten sich auf das Haushaltsnettoeinkommen beziehen.

Die Quote ist deshalb spannend, weil sich damit die ganzen Probleme mit der Inflationsberechnung nicht stellen. Aber das Gegenstück dazu wäre dann eine Angabe der Entwicklung des realen Nettolohnes.

Immerhin, von 1991 bis 2015 lässt sie sich finden, in einer alten Veröffentlichung der Bundesregierung, und das Ergebnis ist einigermaßen erschütternd. "Die realen Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer bewegten sich unter Schwankungen von 1991 bis 2015 preisbereinigt zwischen 19.800 Euro und rund 20.300 Euro." Das bedeutet, in einem Zeitraum von 25 Jahren betrug der reale Zuwachs der Lohneinkommen gerade einmal 2,5 Prozent. Der durchschnittliche Mietanteil stieg in dieser Zeit von 21,1 auf 25,2 Prozent, das ist ein Anstieg um 19 Prozent. In diesem Zeitraum wurde also der gesamte ohnehin geringe Zuwachs bei den realen Nettoeinkommen von den Mietsteigerungen gleich mehrfach aufgefressen, weshalb die nächste Kategorie, das verfügbare Einkommen, tatsächlich gesunken ist.

Zwischen 2015 und 2023 findet sich, wenn man den Wert von 2015 anhand der statistischen Entwicklung der Reallöhne fortschreibt, eine Steigerung um ganze 13 Euro im Verlauf von acht Jahren. Die Mietbelastung aber stieg von 25,2 auf die bereits erwähnten 27,8 Prozent, also um weitere 10 Prozent. Insgesamt ist der Mietanteil von 1991 bis 2023 um mehr als 30 Prozent gestiegen; Geld, das den Haushalten für andere Zwecke nicht mehr zur Verfügung steht. Verglichen mit 1960 hat sich der Anteil der Miete verdreifacht.

Nachdem wir hier von mehr als der Hälfte der deutschen Bevölkerung reden, sind das ungeheure Summen, die aus dem Budget der Normalbevölkerung heraus und in die Taschen der Vermieter hinein gewandert sind (und deren Banken). Dass der Lebensstandard in der Breite seit Jahrzehnten stagniert, wenn nicht gar sinkt, hat sehr viel mit dieser Entwicklung zu tun. Und daran hängt ein ganzer Rattenschwanz an Folgen, von einem komatösen Binnenmarkt bis hin zur Geburtenrate. Volkswirtschaftlich ist das nicht mehr nur schädlich, sondern geradezu katastrophal, wenn etwa Stellen nicht mehr besetzt werden können, weil keine bezahlbaren Wohnungen zu finden sind.

Lösungen oder doch keine

Übergehen wir einmal die Tatsache, dass auch die Menge des vorhandenen Fachpersonals im Baubereich viel zu niedrig ist, um den Wohnungsbau so massiv auszuweiten, wie es nötig wäre, und schon gar nicht, um dies mit der effizientesten Methode des modularen Bauens zu tun (ja, richtig, der vielfach geschmähte Plattenbau, eine Technik, deren Variantenreichtum und Nützlichkeit man hier in Moskau ausgiebig bewundern kann). Tatsächlich steckt die ganze Wohnungsproblematik mittlerweile in einer Sackgasse, aus der es mit der unter den heutigen Politikern durchsetzbaren Politik keinen Ausweg gibt. Richtig, gar keinen. Denn wie der oben erwähnte Anteil der Ausgaben für Wohnungsbau vom BIP belegt, ist mehr Geld nicht wirklich eine Lösung.

Grund dafür ist, dass Miethöhen und Bodenpreise miteinander verknüpft sind, nur dass dazu dann auch noch eine Art Spekulationszuschlag kommt. Sprich, im Normalfall entspricht der Bodenpreis einer bestimmten Zahl von Monatsmieten, die bei Umsetzung des entsprechenden Baurechts erzielt werden könnten. Je höher die Mieten allgemein sind, desto höher ist auch der Bodenwert, und das unabhängig davon, ob das Baurecht ausgeübt oder das Grundstück überhaupt zum Kauf angeboten wird. Die Freigabe der Mieten bzw. die Aufhebung der gesetzlichen Mietobergrenze führte gleichzeitig zu einer Explosion der Bodenpreise.

Übrigens gab es einen Zeitpunkt, lange her, in den 1990ern, zu dem diese steigende Tendenz der Mieten als ein vorübergehendes Phänomen betrachtet wurde. Schließlich deuteten alle demografischen Faktoren auf eine schrumpfende Bevölkerung hin. Das werde die Nachfrage nach Wohnraum sinken lassen, woraufhin auch die Mieten sänken, was wieder zu einem Marktgleichgewicht führen würde.

Praktisch wurde das alles Makulatur, spätestens mit Merkels Grenzöffnung 2015. Wenn man das mit Michael Hudsons Theorie über die Flucht des Finanzkapitals in den Immobiliensektor kombiniert, und daran denkt, dass die reale Migration eben mitnichten den Bedarf an Fachkräften jeglicher Art deckt, könnte man annehmen, dass es auch darum ging, eine Entwertung dieser Vermögen zu verhindern. Schließlich reden wir hier nicht vom Sparstrumpf von Tante Emma, sondern von großen Versicherungen und Fonds. Die natürlich jederzeit die politische Durchsetzungsfähigkeit haben, für eine Erhaltung ihres Reichtums zu sorgen, auch wenn dieser fiktiv ist und zulasten der übrigen Ökonomie geht.

Ich erinnere mich noch an eine Sitzung des Kommunalausschusses des Münchner Stadtrats vor mehr als zehn Jahren. Das Kommunalreferat hat, weil der Gutachterausschuss zu ihm gehört, den besten Einblick in die Entwicklung der Grundstückspreise, den man in München haben kann. Damals lagen schon innerhalb des Mittleren Rings die Bodenpreise oft bei 5.000 Euro pro Quadratmeter Geschossfläche. Was sich nicht ganz exakt, aber ungefähr dahin übersetzt, dass bei einem mehrstöckigen Wohnhaus der Preis jedes Quadratmeters Wohnfläche 5.000 Euro Bodenpreis enthält, was den Preis der fertigen Wohnung problemlos auf 7.000 Euro pro Quadratmeter und mehr bringt.

Gesetzt den Fall, jemand würde zu diesen Bedingungen ein Wohnhaus bauen (und damals lagen die Bauzinsen wesentlich niedriger als heute), müsste selbst bei günstiger Finanzierung die Miete mehr als 25 Euro pro Quadratmeter betragen. Man kann das auch anders übersetzen – außerhalb des absoluten Luxussegments rechnet sich das nicht. Und zwar nicht im Sinne von weniger oder mehr Ertrag, sondern im Sinne von Kostendeckung oder Verlust.

In den vergangenen zehn Jahren sind nicht nur die Mieten weiter gestiegen, sondern auch die Bodenpreise, dazu die Zinsen und zuletzt auch noch die Baukosten. Was natürlich für eine Wohnungsbaupolitik, die schlicht die Kosten subventioniert, bedeutet, dass sich das dafür aufgebrachte Geld in immer weniger Wohnraum umsetzt. Der Anteil, der in die Baukosten geht, ist klar unverzichtbar, ohne Bau keine Wohnung. Aber der Anteil, der in die Bodenpreise geht, oder in Zinsen, ist schlicht unproduktiv.

Dadurch, dass dem zufälligen Besitzer eines Grundstücks ein vielfacher Betrag gezahlt wird, entsteht keinerlei gesellschaftlicher Nutzen, im Gegenteil. Die ganze Vorstellung, das Bedürfnis der Menschen nach Wohnraum ließe sich über den Markt decken, ist an dem Punkt angelangt, an dem der Abfluss aus den Einkommen in die Mieten nun diesen Markt selbst erstickt.

Es gibt genau zwei Eingriffsmöglichkeiten, und ich sehe schon, wie viele dabei zusammenzucken: entweder eine Rückkehr zur gesetzlichen Mietobergrenze, oder eine Vergesellschaftung von Grund und Boden. Aber jede, wirklich jede Maßnahme, die darunter liegt, kann das Problem nicht lösen, und mehr Geld hineinzuwerfen, ist ungefähr so sinnvoll, wie noch mehr Geld für nicht vorhandene Granaten aufzuwenden.

Interessanterweise war der Widerstand damals, 1960, gegen die Abschaffung der Mietobergrenze vergleichsweise gering. Die langfristigen Folgen waren schlicht nicht vorstellbar. Heute gibt es ein vergleichbares Hindernis in der umgekehrten Richtung. Die meisten können sich nicht mehr vorstellen, dass Wohnen anders als über einen Markt geregelt werden kann. Weil die Alternative und ihre Wirksamkeit inzwischen vergessen wurden, fehlt die politische Triebkraft, sie durchzusetzen.

Das größte Hindernis sind aber die entgegenstehenden Interessen. Dummerweise gibt es eine Menge institutioneller Anleger bei Wohnimmobilien: Versicherungen und Pensionsfonds beispielsweise. Und bei den Banken sind Immobilienkredite ein beträchtliches Geschäftsfeld. Anders gesagt, würde man eine der beiden denkbaren Maßnahmen durchführen, wäre das Nächste ein Kollaps von Banken und Versicherungen. Eine Fortsetzung der gegenwärtigen Entwicklung wäre aber ein noch weit konkreterer Kollaps von Infrastruktur und Versorgung.

Was dann auch in etwa erklärt, warum die Bundesregierungen reihenweise vorgeben, da wäre nichts. Das Einzige, was die Ampel bisher zu dieser Thematik beigetragen hat, ist, die ganze Lage in ein völliges Chaos zu verwandeln, indem das Habecksche Heizgesetz jetzt dazu führt, dass zwar Immobilien-, aber nicht Bodenpreise sinken, die Mieten weiter steigen und nicht nur der Neubau, sondern auch die Sanierung stillstehen.

Aber wer weiß. Vielleicht hoffen sie auch darauf, dass die Absetzbewegungen aus Deutschland dank der wirtschaftlichen Selbstzerstörung und der politischen Verwüstung stark genug werden, dass sich das doch irgendwie regelt, ohne politisch einzugreifen. Auf jeden Fall trägt die konsequente Verfolgung Andersdenkender derzeit vermutlich mehr zur Lösung der Wohnungsfrage bei als das wohnungspolitische Handeln der Bundesregierung.

Mehr zum Thema2023: Das Jahr, in dem Wohnen und Essen in Deutschland zum Luxus wurden

Irans Präsident Ebrahim Raisi bei Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen

20. Mai 2024 um 05:35

Irans Vizepräsident Mohsen Mansouri hat die Berichte bestätigt, laut denen Präsident Ibrahim Raisi und seine Delegation bei einem Hubschrauberabsturz getötet wurden.

Iranische Medien haben zuvor die ersten Bilder von der Absturzstelle veröffentlicht. "Such- und Rettungsteams haben die Absturzstelle des Hubschraubers erreicht. Rettungskräfte haben keine Anzeichen dafür gefunden, dass die Passagiere des Hubschraubers mit dem iranischen Präsidenten noch am Leben sind", meldete der Fernsehsender Press TV am Montagmorgen.

Neben vier Besatzungsmitgliedern befanden sich vier Amts- und Würdenträger an Bord der verunglückten Maschine: Irans Präsident Ebrahim Raisi, Außenminister Hossein Amir-Abdollahian, der Gouverneur der Provinz Ost-Aserbaidschan Malek Rahmati sowie der Imam von Täbris Mohammad Ali Ale-Hashem. Die Delegation hatte der Einweihung eines Damms an der Grenze zu Aserbaidschan beigewohnt, auf dem Rückweg nach Teheran ist der Helikopter in der Provinz Ost-Aserbaidschan nahe der Kleinstadt Dscholfa abgestürzt.

Erste Berichte über ein Unglück erfolgten am Sonntagnachmittag (s. mehr dazu). Der Hubschrauber mit dem Präsidenten am Bord habe eine "harte Landung" erlitten, hieß es zunächst im iranischen Staatsfernsehen.

Rettungsteams brauchten Stunden, um zu dem Wrack vorzudringen. Dichter Nebel und das bergige Terrain erschwerten die Sucharbeiten. Erst gegen 6:00 Uhr Ortszeit stand fest, dass Raisi ums Leben gekommen war. 

Russische Experten berichten von "komplizierten Wetterbedingungen und thermischer Depression" im Gebiet der Havarie. Ein Spezialflugzeug vom Typ Il-76 mit Rettungskräften des russischen Katastrophenschutzministeriums ist auf dem Weg nach Täbris.  

Laut Irans Verfassung fällt das Amt des Staatspräsidenten nun auf Mohammed Mochber, Raisis bisherigen Stellvertreter. Er wird die Macht allerdings nur provisorisch innehaben, bis in spätestens 50 Tagen ein neuer Präsident gewählt worden ist. Wie iranische Medien berichten, findet aktuell eine Dringlichkeitssitzung der iranischen Regierung statt.

Ein Screenshot aus einer Livesendung des iranischen Staatsfehsehens zeigt den leeren Sessel und ein Portrait des verunglückten Präsidenten während der Sitzung. 

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Irans Präsident Ebrahim Raisi bei Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen

20. Mai 2024 um 05:35

Der iranische Vizepräsident Mohsen Mansouri hat die Berichte bestätigt, wonach Präsident Ibrahim Raisi und seine Delegation beim Absturz eines Hubschraubers getötet wurden 

Iranische Medien haben zuvor die ersten Bilder von der Absturzstelle veröffentlicht. "Such- und Rettungsteams haben die Absturzstelle des Hubschraubers erreicht. Rettungskräfte haben keine Anzeichen dafür gefunden, dass die Passagiere des Hubschraubers mit dem iranischen Präsidenten noch am Leben sind", meldete der Fernsehsender Press TV am Montag.

Neben fünf Besatzungsmitgliedern befanden sich vier Amts- und Würdenträger an Bord der verunglückten Maschine: Irans Präsident Ebrahim Raisi, Außenminister Hossein Amir-Abdollahian, der Gouverneur der Provinz Ost-Aserbaidschan Malek Rahmati sowie der Imam von Täbris Mohammad Ali Ale-Hashem. 

Ein Spezialflugzeug vom Typ Il-76 mit Rettungskräften des russischen Katastrophenschutzministeriums ist nach Täbris geflogen. 

Mehr Informationen in Kürze....

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Gestern — 19. Mai 2024Russland

Medien: Ukrainische Flüchtlinge haben immer mehr Probleme mit Arbeitssuche in Großbritannien

19. Mai 2024 um 21:43

Ukrainische Flüchtlinge stoßen aufgrund von Visaproblemen und einer Krise auf dem Arbeitsmarkt auf immer mehr Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche im Vereinigten Königreich. Dies berichtet Bloomberg. Wie es heißt, hätten Ukrainer es schwer, gute Arbeitsplätze zu finden, die ihren Qualifikationen entsprächen, während die Visafristen abliefen, der britische Arbeitsmarkt sich abkühle und das allgemeine Interesse an der Unterstützung der Ukrainer nachlasse.

Diana Kotschewa, die eine Gemeinschaft vertriebener ukrainischer technischer Fachkräfte in London leitet, beschwerte sich darüber, dass sich die Situation geändert habe und es nicht mehr so relevant sein, den Ukrainern zu helfen.

In der Tat wurde das "Ukrainische Familienprogramm", das Flüchtlingen die Zusammenführung mit einem Familienmitglied in Großbritannien für bis zu drei Jahre ermöglichte, im Februar geschlossen. Das alternative Programm "Häuser für die Ukraine" gilt weiterhin. Es erlaubt Ukrainern, bis zu 18 Monate im Land zu bleiben. Seit dem 16. Mai sind Neuanträge jedoch nicht mehr möglich.

Wenn ein ukrainischer Staatsbürger im Rahmen eines dieser Programme eine Aufenthaltsgenehmigung für Großbritannien erhalten hat, kann er einen Antrag auf Verlängerung um weitere 18 Monate stellen. Der Antrag muss drei Monate vor Ablauf der Gültigkeit des Visums gestellt werden.

Jedoch behindere die fehlende Gewissheit die Arbeitssuche, merkt Bloomberg an. Die Bewerbung einer Person mit einem auslaufenden Visum könne ganz unten auf dem Stapel landen, so Kotschewa. Sie unterstrich:

"Sie wollen jemanden mit einem stabileren Visum oder einer stabileren Situation finden."

Wie Gideon Maltz, Geschäftsführer der Tent Partnership for Refugees, erklärt, scheiterten Flüchtlinge oft schon bei der Einreichung ihres Lebenslaufs, weil die Manager für Personalbeschaffung ihre Qualifikationen nicht anerkennen würden oder die Anforderungen zu hoch seien. Nach Angaben des Nationalen Statistikdienstes Großbritanniens gaben etwa 58 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge, die im Vereinigten Königreich beschäftigt sind, an, dass sie nicht in denselben Positionen arbeiten würden wie in ihrer Heimat. Maltz weiter:

"Ukrainische Flüchtlinge bekommen viel seltener einen Job, und wenn sie einen bekommen, dann oft mit geringeren Qualifikationen als sie haben."

Zugleich kühle der britische Arbeitsmarkt ab, berichtet Bloomberg. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass die Arbeitslosenquote mit 4,3 Prozent den höchsten Stand seit letztem Sommer erreicht hat, was den Wettbewerb verschärft. Auch die Zahl der offenen Stellen sank auf weniger als 900.000 – zum ersten Mal seit fast drei Jahren.

Mehr zum ThemaHilfe-Verein: Zahl ukrainischer Prostituierter in Berlin "versechsfacht"

Hiroshima und Nagasaki protestieren gegen "nukleares Experiment" der USA

19. Mai 2024 um 21:26

Die Behörden von Hiroshima und Nagasaki haben bei den Vereinigten Staaten gegen das "unterkritische Experiment" im Bundesstaat Nevada protestiert. Das Dokument wurde von den beiden Stadtoberhäuptern, Kazumi Matsui und Shiro Suzuki, unterzeichnet und an den US-amerikanischen Botschafter in Japan, Rahm Emanuel, sowie an das Weiße Haus gesandt. Der Text zitierte TV Asahi. In dem Dokument heißt es:

"Dieses Experiment widerspricht den Wünschen vieler Menschen, einschließlich der Überlebenden der Atombombe, die die Abschaffung von Atomwaffen gefordert haben. Wir fordern auch einen Stopp aller zukünftigen Atomtests."

Es war bereits der 34. Test dieser Art in den USA und der dritte unter der Präsidentschaft von Joe Biden, berichtete TV Asahi.

Am 16. Mai hatte die Nationale Atomsicherheitsbehörde der USA (NNSA) ein erfolgreiches "unterkritisches Experiment" in Nevada gemeldet. Ziel war es, Informationen zu sammeln, "um die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Wirksamkeit von US-Atomsprengköpfen ohne Sprengstofftests zu bestätigen". Die NNSA betonte, dass das Experiment in Übereinstimmung mit dem Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) durchgeführt wurde. Sie fügte hinzu:

"Es [das Experiment] hat nicht zu einer sich selbst erhaltenden Kettenreaktion geführt."

Die Behörde teilte außerdem mit, dass die Häufigkeit solcher unterkritischen Experimente erhöht werden soll.

Der Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) wurde im September 1996 unterzeichnet. Er beinhaltet ein Verbot von Kernwaffentests für zivile oder militärische Zwecke an jedem Ort. Die USA unterzeichneten ihn, ratifizierten ihn aber nicht. Russland zog die Ratifizierung des Vertrags im Jahr 2023 zurück. Der Kreml und das russische Verteidigungsministerium erklärten, Russland wolle mit seiner Entscheidung ein "Gleichgewicht" mit den USA sicherstellen.

Die USA warfen am 6. und 9. August 1945 zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ab. Mehr als 70.000 Menschen wurden unmittelbar durch die Bombardierung getötet. Bis Ende 1945 waren nach verschiedenen Schätzungen zwischen 90.000 und 166.000 Menschen den Folgen der Atomexplosionen zum Opfer gefallen.

Mehr zum Thema - 78 Jahre nach US-Atombombenabwurf auf Nagasaki: Aufruf zu einer atomwaffenfreien Welt

Iran: Rettungsteam erhält Signal von Absturzstelle des Präsidenten-Hubschraubers

19. Mai 2024 um 21:09

Das iranische Staatsfernsehen hat Aufnahmen veröffentlicht, die zeigen, wie Rettungsteams den verschollenen Helikopter mit Irans Präsidenten Ebrahim Raisi suchen. Berichten zufolge ist es den Rettungsteams gelungen, das Gebiet zu erreichen und mit einer Suchaktion zu beginnen, die derzeit noch andauert.

Das neblige Wetter und die Unwegsamkeit des Gebiets erschwerten die Suchmaßnahmen zunächst, schreibt die iranische Nachrichtenagentur IRNA. Unter Berufung auf den iranischen Leiter des Roten Halbmonds teilte die Nachrichtenagentur mit, dass die Zahl der in das Gebiet entsandten Rettungsteams von 20 auf 40 Teams erhöht wurde.

Später wurde durch einen Bericht des iranischen Staatsfernsehens bekannt, dass Retter offenbar Kontakt zu zwei Passagieren des Helikopters herstellen konnten. Der Vizepräsident für Exekutivangelegenheiten, Mohsen Mansuri, sagte in einem Interview, dass bereits mehrfach mit der Besatzung Kontakt aufgenommen worden sei. Nähere Details gab der Politiker am späten Sonntagabend nicht preis.

Zuvor hatte der iranische Innenminister bereits bestätigt, dass der Hubschrauber mit dem Präsidenten an Bord eine "harte Landung" erlitten habe. Auch ein Absturz scheint nach Agenturangaben möglich. Raisi war in der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan unterwegs. Nach Angaben des Staatsfernsehens ereignete sich der Zwischenfall in der Nähe von Dscholfa, einer Stadt an der Grenze zu Aserbaidschan, etwa 600 Kilometer nordwestlich der iranischen Hauptstadt Teheran. Auch der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian soll unter den Passagieren gewesen sein.

Raisi sei in die Grenzregion gereist, nachdem er am Samstag gemeinsam mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew einen Staudamm eingeweiht habe, sagte der iranische Politologe Mohammad Marandi gegenüber Al Jazeera.

Marandi wies auch darauf hin, dass es anscheinend sehr schlechtes Wetter mit starkem Nebel gegeben habe. Die Aufnahmen des Rettungsteams zeigten extrem schlechte Sichtverhältnisse. Er vermutete, dass der Hubschrauberpilot beschlossen haben könnte, kein Risiko einzugehen und den Hubschrauber schnell zu landen, obwohl es auch einen anderen Grund gegeben haben könnte.

Wie ein Vertreter der US-Regierung gegenüber Reuters erklärte, eilte US-Präsident Joe Biden nach dem Hubschrauber-Zwischenfall zu einer Dringlichkeitssitzung ins Weiße Haus. Laut Al Jazeera sei der Vorfall im Weißen Haus bekannt, darüber hinaus hat das Außenministerium jedoch keinen Kommentar zu der Situation abgegeben. Die Vereinigten Staaten und Iran unterhalten seit 1979 keine diplomatischen Beziehungen mehr.

Der israelische Sender Channel 13 berichtete unter Berufung auf Beamte vorauseilend, dass Westjerusalem "nichts mit dem Absturz des Hubschraubers des iranischen Präsidenten zu tun habe". Der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarčič, kündigte unterdessen an, dass die EU auf Ersuchen Irans ihren satellitengestützten Schnellreaktionsdienst Copernicus EMS aktivieren werde. Indiens Premierminister Narendra Modi schrieb auf X/Twitter:

"Wir sind zutiefst besorgt über die Berichte über den heutigen Hubschrauberflug von Präsident Raisi. Wir stehen in dieser Stunde der Not solidarisch an der Seite des iranischen Volkes und beten für das Wohlergehen des Präsidenten und seines Gefolges."

Deeply concerned by reports regarding President Raisi’s helicopter flight today. We stand in solidarity with the Iranian people in this hour of distress, and pray for well being of the President and his entourage.

— Narendra Modi (@narendramodi) May 19, 2024

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"Bittere Wahrheit" von Chodorkowski: In zwei Jahren bleibt der Ukraine nur noch Lwow

19. Mai 2024 um 21:00

In Berlin fand am 16. und 17. Mai ein Kongress des sogenannten "Antikriegskomitees" statt. Die Organisation vereinigt Putins Gegner und sonstige Vertreter der radikalen russischen Opposition im Ausland. Bei der Konferenz nahm auch der Ex-Milliardär Michail Chodorkowski teil, einer der prominentesten Gegner des russischen Präsidenten im Westen und seit seiner russischen Haftzeit notorischer Liebling der deutschen Presse. Sein Auftritt bei einer Podiumsdiskussion am Freitag sorgte im Netz für Aufsehen.

Gleich zu Beginn seiner kurzen Rede bat der Ex-Oligarch die ukrainischen Zuhörer, ihre Ohren zu verschließen, da er ihnen eine "bittere Wahrheit" kundtun müsste: "Meine Herren, Sie haben den Krieg in der Ukraine praktisch verloren." Und verbesserte: "Wir haben ihn verloren." Dann hat der einstige Multimilliardär es bewiesen, dass er nach wie vor in ganz großen Zahlenordnungen rechnen kann. Nach einer Reihe von Rechenbeispielen kam er zu dem Schluss: 

"Einschließlich der US-Lieferungen liegt das reale Verhältnis der Kriegsausgaben [im Ukraine-Krieg] bei 2,5 zu eins zugunsten Putins, und in diesem Jahr ohne die US-Lieferungen bei vier zu eins." Außerdem zeigte er anhand seiner Berechnungen, dass Russland für dieses Geld viel mehr Artilleriegranaten produzieren kann als der Westen. Mit einem Preis von 500 Dollar pro Stück kosten sie nur ein Zehntel oder Fünfzehntel dessen, was der Westen aufbringen muss. 

Die demographische Situation war der zweite Faktor, den Chodorkowski betrachtete. Am Anfang der Militäroperation habe ihm zufolge das Bevölkerungsverhältnis 3,5 zu eins zugunsten Russlands betragen, inzwischen liege es bei sieben zu eins. Zwar ist fraglich, ob der Bevölkerungsrückgang in der Ukraine aufgrund der Gebietsverluste und der Auswanderungsbewegungen das ohnehin ungünstige Verhältnis dermaßen verschlechtert habe. Dennoch ist unbestritten, dass die Ukraine, je länger der Krieg andauert, beim Faktor menschliche Ressourcen im Vergleich zu Russland immer schlechter dastehen wird. 

"Wie sollten wir also den Krieg führen?", fragte Chodorkowski das Publikum. "Bei einem solchen Verhältnis von Unterstützern und Truppen wird die Ukraine Charkow bis zum Ende des Jahres verlieren. Und bis Mitte des nächsten Jahres Odessa. Das Kräfteverhältnis wird bis Ende 2025 zehn bis zwölf zu eins betragen."

Sollte diese Entwicklung nicht aufgehalten werden, wird der Ukraine laut dem russischen Ex-Oligarchen in zwei Jahren nur noch Lwow erhalten bleiben. Würden "NATO-Truppen, vertreten durch Polen, einmarschieren", und das sei das optimistischste Szenario, könne alles noch schneller gehen. Da der Westen in der Ukraine wegen seiner mangelnden Unterstützung als Verräter angesehen wird, werden die Ukrainer auf die Seite Russlands wechseln und zusammen mit den Russen als Feinde des Westens an der Grenze zu Polen stehen, prognostizierte Chodorkowski. 

Um dies zu vermeiden, empfahl der notorische Kreml-Gegner Berlin sein eigenes Rezept. Deutschland solle "klügere" und "härtere" Sanktionen gegen Russlands Technologien einführen, den Militäretat auf "militärische Gleise" setzen und auf bis zu drei Prozent des BIP erhöhen. Auch die "Militärunion der Demokratien" müsse international gestärkt werden. Außerdem sollte Deutschland die talentiertesten Russen abwerben und an schon in Deutschland lebenden Russen "graue Pässe" ausgeben. Die Niederlage des "Putin-Regimes" nannte er einen Sieg für Russland. 

In einem taz-Interview bekannte Chodorkowski zudem, dass ihn der russische Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 wegen seiner Verwandtschaft in Charkow "hysterisch" gemacht habe. Putin sei seitdem sein persönlicher Feind, früher sei er nur ein politischer Gegner gewesen. Nach seiner vorzeitigen Freilassung im Jahr 2013 lebte Chodorkowski mit seiner Familie zunächst in der Schweiz, seit 2016 lebt er in London. Im Westen erhielt er viele Auszeichnungen und Ehrungen für seinen Einsatz für "Freiheit und Demokratie". 

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Mitten im EU-Wahlkampf: Ermittlungen gegen von der Leyen vorläufig ausgesetzt

19. Mai 2024 um 20:26

Die Ermittlungen gegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) werden bis zum 6. Dezember vorläufig eingestellt. Dies berichtet unter anderem die spanische Tageszeitung El País. Bei den Untersuchungen geht es um mutmaßlich kriminelle Methoden bei der Beschaffung von Corona-Impfstoffen in den Verhandlungen mit dem Pharmakonzern Pfizer. Ein belgisches Gericht hat nun entschieden, dass die Ermittlungen für die Zeit des EU-Wahlkampfs sowie der Wahl des Kommissionspräsidentin ausgesetzt werden. Erst wenn klar ist, ob von der Leyen erneut ins Amt der Kommissionspräsidentin gewählt wird, sollen die Untersuchungen wieder aufgenommen werden.

Bei den Verhandlungen ging es auch um die Frage, ob die Europäische Staatsanwaltschaft (EuSta) oder die belgischen Behörden für die Ermittlungen zuständig sind. Diesbezüglich traf das Gericht am Freitag jedoch keine Entscheidung. Stattdessen wurde beschlossen, die Untersuchungen gegen von der Leyen vorläufig auszusetzen. Die Entscheidung darüber, welche Staatsanwaltschaft zuständig ist, wurde auf den 6. Dezember vertagt.

Bei den Ermittlungen geht es im Kern um die SMS-Kommunikation zwischen Ursula von der Leyen und dem Chef des Pharmakonzerns Pfizer, Albert Bourla, im Vorfeld der Vertragsverhandlungen über den Kauf von Pfizer-Impfstoff. Entgegen der üblichen vorgeschriebenen Verfahrensweise war dieser Vertrag kein Ergebnis einer offenen Ausschreibung und beinhaltete Bestimmungen, die Pfizer vielfach einen unzulässigen rechtlichen Vorteil verschafften. Im April 2021 hatte auch die New York Times über die dubiosen Vertragsverhandlungen berichtet. Teile des Vertrags wurden sogar über persönliche Textnachrichten zwischen von der Leyen und Bourla vereinbart. Bisher hat sich die EU-Kommissionspräsidentin geweigert, den Inhalt der SMS zu veröffentlichen, sie leugnet sogar deren Existenz.

Im April 2023 reichte der bei der EU akkreditierte belgische Lobbyist Frédéric Baldan Klage gegen von der Leyen bei einem Gericht in Lüttich ein. Er wirft der EU-Kommissionspräsidentin unter anderem die "Anmaßung von Ämtern und Titeln", die "Vernichtung öffentlicher Dokumente" sowie "unrechtmäßige Bereicherung und Korruption" vor. Dieser Anzeige hatten sich die ungarische und zunächst auch die polnische Regierung sowie zahlreiche Organisationen angeschlossen; die aktuelle EU-freundliche polnische Regierung zog diese Unterstützung dann jedoch wieder zurück.

Zunächst hatten die belgischen Behörden die Ermittlungen aufgenommen, später übernahmen Ermittler der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) die Untersuchungen. Die Entscheidung aus Belgien dürfte die Ermittlungen auf jeden Fall weiter in die Länge ziehen. Von der Leyen kann sich somit freuen und in Ruhe auf ihren Wahlkampf konzentrieren – und die Wähler werden bis nach der Wahl im Unklaren über ihre Rolle bei der dubiosen Impfstoffbeschaffung bleiben.

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WP: Selenskij wird nach dem Ende seiner Amtszeit wegen Jermak in die Kritik geraten

19. Mai 2024 um 20:03

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij wird nach dem Ende seiner offiziellen Amtszeit am Pfingstmontag verstärkter Kritik ausgesetzt sein, unter anderem wegen seines Büroleiters und Freundes Andrei Jermak, der "untrennbar" mit dem ukrainischen Staatschef verbunden ist. Dies berichtete die Washington Post (WP) nach einer Befragung ehemaliger sowie aktueller ukrainischer und westlicher Beamter.

Der Zeitung zufolge hätten Jermaks Nähe zu Selenskij und sein Einfluss auf den Staatschef zu einer Reihe von Anschuldigungen geführt:

  • undemokratische Machtkonsolidierung im Präsidialamt;
  • Entscheidung über Säuberungen in der Führung des Landes, einschließlich des Rücktritts des ehemaligen Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte, Waleri Saluschny, der inzwischen zum Botschafter in Großbritannien ernannt wurde;
  • Beschränkung des Zugangs zu Selenskij und Jermaks Streben nach persönlicher Kontrolle über jede Entscheidung.

Da Selenskij auch nach dem Ende seiner Amtszeit als Präsident das Land regiert (die Ukraine steht unter Kriegsrecht; nach der ukrainischen Verfassung können während dieser Zeit keine Wahlen abgehalten werden), könnte ihm zudem vorgeworfen werden, er nutze den Konflikt, um die Demokratie zu untergraben: Er kontrolliere die Medien, schalte Kritiker aus und stelle den nicht gewählten Jermak über andere Minister und Diplomaten, so WP.

Ein ukrainischer Beamter erklärte, dass man Selenskij "vertrauen" müsse, um seine Legitimität zu bewahren. Aber seine Glaubwürdigkeit schwinde, "weil Jermaks Handlungen ständig auf den Präsidenten zurückfallen."

Die Gesprächspartner der Zeitung stellten fest, dass Jermak "ungewöhnlich weitreichende Befugnisse im Bereich der Staatsverwaltung und der Außenbeziehungen" hat. Einige sagten, er kontrolliere, welche Beamten ins Ausland reisen dürfen und wann. Das Büro des ukrainischen Präsidenten lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

Jermaks Kritiker beklagen, er habe in letzter Zeit das Außenministerium "an den Rand gedrängt", sich in militärische Entscheidungen eingemischt und wichtige Geschäfte mit Partnern, insbesondere den Vereinigten Staaten, vermittelt – eine Aufgabe, die ihrer Meinung nach der Präsident des Landes übernehmen sollte. Die Washington Post stellte fest, dass der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, bei einem Besuch in Kiew im März sagte, er und Jermak stünden in "regelmäßigem Kontakt". Ein hochrangiger ukrainischer Beamter nannte das eine "Tragödie" und erklärte:

"Der Präsident hat keine Entourage. Es gibt nur eine Person, die die Entscheidungen des Präsidenten beeinflusst. <...> Der Einfluss von Jermak ist monopolistisch."

Einige Gesprächspartner der Zeitung äußerten zudem Zweifel daran, ob Selenskij oder Jermak für die Entscheidungen im Staate verantwortlich ist.

Der ehemalige US-Botschafter in Russland, Michael McFaul, der gemeinsam mit Jermak den Vorsitz der Internationalen Arbeitsgruppe für Sanktionen gegen Moskau innehat, führte gegenüber der WP aus, der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes erfülle mehrere Funktionen. McFaul erklärte:

"In gewisser Weise ist er de facto Premierminister, Außenminister und Stabschef."

Seiner Ansicht nach sei dies die Kehrseite des Konflikts, und Jermak "macht einen verdammt guten Job". Der Diplomat behauptete:

"Man braucht Leute, die etwas bewirken können und von denen man weiß, dass sie einem zu 100 Prozent loyal sind. Das ist genau die Rolle, die Jermak für Präsident Selenskij spielt."

Ein Berater verglich Jermak gegenüber der US-Zeitung mit dem Chief Operating Officer des Landes und sagte, seine Effektivität habe das Vertrauen von Selenskij verdient. Er fügte hinzu:

"Der Präsident kann sich darauf verlassen, dass er (Jermak) eine bestimmte Aufgabe einfach zu Ende bringt."

Ein weiterer Informant hob lobend hervor, Jermak habe seinem Team beigebracht, jede Entscheidung in weniger als einer Minute zu treffen.

Ein ausländischer Diplomat sagte gegenüber der Washington Post hingegen aus, dass Selenskij und Jermak "das Land regieren". Er nannte Selenskij einen "guten Polizisten" und Jermak einen "schlechten Polizisten". Der Gesprächspartner der Zeitung behauptete über Jermak:

"Er tut nicht nur so, als wäre er böse. Er hat echte Macht, und er kontrolliert viele, viele Dinge."

Ein anderer Diplomat beschrieb Jermak laut WP als "sowohl einen Torwächter als auch eine Kraft hinter den Toren".

Einige ukrainische und westliche Beamte äußerten gegenüber der Zeitung die Sorge, dass das Misstrauen gegen den engsten Berater des Präsidenten die Glaubwürdigkeit von Selenskij untergrabe und Zweifel daran aufkommen lasse, wer für die Entscheidungen im Staate verantwortlich ist.

Jermak selbst hat indes zugegeben, dass viele seine "Allgegenwart" nicht gutheißen würden, und sagte, er arbeite "im Auftrag des Präsidenten". Er bestritt zudem, dass jemand anderes als Selenskij das Sagen hat:

"Er hört auf alle. Aber er bringt seine Meinung zum Ausdruck."

Andrei Jermak leitet das Büro des ukrainischen Präsidenten seit 2020 (Selenskij wurde 2019 ins Amt gewählt). Davor war er Assistent des Präsidenten, ebenfalls unter Selenskij. Jermak ist Jurist und Filmproduzent, WP schrieb, dass er – wie auch andere Partner des Studios Kwartal 95 – von Selenskij einst in die Führungsriege des Landes erhoben wurde. Nach Angaben von Jermak kennen er und der Präsident sich bereits seit mehr als 15 Jahren.

Im Jahr 2021 wählte das ukrainische Magazin Focus Jermak auf Platz zwei der einflussreichsten Ukrainer.

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Tausenden Sanktionen zum Trotz: Russische Wirtschaft wächst im ersten Quartal um 5,4 Prozent

19. Mai 2024 um 19:36

Das russische Wirtschaftswunder ist ungebrochen, wie aus der vorläufigen Schätzung des russischen Statistikamts Rosstat für das erste Quartal 2024 hervorgeht. Trotz über 20.000 bestehender Sanktionen und der Absicht des Westens, die russische Wirtschaft in die Knie zu zwingen, verzeichnete Russland im ersten Quartal des laufenden Jahres ein Wachstum von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Treiber des Wachstums ist die wachsende Binnennachfrage. Die legte auf Jahressicht um 10,5 Prozent zu. Die Industrieproduktion stieg um 8,8 Prozent und die Bauwirtschaft wuchs um 3,5 Prozent. 

Die Schätzung stimmt mit der Prognose des Wirtschaftsministeriums überein. Die russische Zentralbank war in ihrer Erwartung etwas verhaltener. Sie hatte ein Wachstum von 4,6 Prozent prognostiziert. 

Rosstat wird Mitte Juni eine abschließende Meldung unter Einschluss aller verfügbaren Daten zum Wachstum im ersten Quartal veröffentlichen. Die russische Zentralbank geht für das zweite Quartal von einem sich abschwächenden Wachstum aufgrund erschwerter fiskalischer Rahmenbedingungen aus. Allerdings verbleibe sowohl die Nachfrage und das Investitionsniveau auf hohem Niveau. 

Im April prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF), dass es die russische Wirtschaft in diesem Jahr ein stärkeres Wachstum verzeichnen werde als die der G7-Länder. Um 3,2 Prozent soll laut IWF die russische Wirtschaft in diesem Jahr zulegen. Für Deutschland erwartet der Fond ein Wachstum von lediglich 0,2 Prozent.

Nach einem durch die Sanktionen bedingten Einbruch im Jahr 2022 um 1,2 Prozent wuchs die russische Wirtschaft bereits 2023 wieder kräftig und konnte den Einbruch ausgleichen. Für 2023 teilte Rosstat ein Zuwachs des BIP um 3,6 Prozent mit. Das Wachstum ist zum einem der schnellen Umorientierung Russlands in Richtung Osten als auch der Entwicklung der eigenen Industrie geschuldet. Das Ziel ist, von westlichen Produzenten unabhängig zu werden. 

Russland Finanzminister Anton Siluanow erwartet für das laufende Jahr ein ähnliches Ergebnis wie 2023. Die russische Zentralbank geht von einem Wachstum in einem Korridor von 2,5 bis 3,5 Prozent aus.

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Ukraine-Soli-Wirtschaftsweise: "Wir können uns weiter steigende Renten nicht leisten"

19. Mai 2024 um 19:04

Wer unmittelbar mit 18 eine rentenversicherungspflichtige Vollbeschäftigung aufgenommen und während seines Erwerbslebens die Beitragszahlungen niemals ausgesetzt hat, kann nach der derzeitigen Regelung mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Er bekommt dann nach aktuellem Stand etwa 50 Prozent seines letzten Nettolohns.

Die Standardrente nach 45 Beitragsjahren betrug im Jahr 2021 nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung 16.432 Euro im Jahr oder rund 1.370 Euro im Monat. Das ist zu viel, meint der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und bekommt Unterstützung von der Chefin des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Monika Schnitzer.  Die Wirtschaftsweise teilt die Einschätzung Lindners.

"Wir können es uns nicht leisten, einfach die Renten weiter so steigen zu lassen wie bisher", sagte sie der dpa. 

Schnitzer plädiert für die Entkopplung der Rentenentwicklung von der Entwicklung der Löhne und will sie an die Inflationsentwicklung koppeln. Dann sei man als Rentner zwar nicht mehr an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt, aber die Kaufkraft bleibe erhalten. 

Die Expertin bedient sich in ihrer Argumentation des demografischen Arguments. Die Babyboomer-Generation habe nicht genug Nachkommen gezeugt, ist ihr Vorwurf an die Beitragszahler. 

"Das Problem ist, dass die Babyboomer einen Teil des Generationenvertrags nicht eingehalten haben. Sie haben mit ihren Beiträgen für die Rentner und Rentnerinnen bezahlt. Aber sie haben nicht ausreichend viele Kinder bekommen und großgezogen, um später genügend Beitragszahler für ihre eigene Rente zu haben. Damit müssen wir irgendwie umgehen."

Schnitzer fordert zudem mehr Eigenengagement. Sie plädiert für eine Ausweitung der Aufstockung der gesetzlichen Rente durch private Zusatzversicherungen. In den letzten Jahren wurde das Rentenniveau durch die Politik immer weiter abgesenkt, um den Druck auf die Arbeitnehmer zu erhöhen, sich zusätzlich privat abzusichern und die Kassen der Versicherungskonzerne zu füllen.

Ein guter Tipp war das angesichts der jahrelang anhaltenden Niedrigzinspolitik nicht. Eine private Absicherung lohnt nur in seltenen Ausnahmefällen. Zudem ist das Rentenniveau in Deutschland im OECD-Vergleich unterdurchschnittlich niedrig. Die unterschiedlichen deutschen Regierungen haben es in den vergangenen Dekaden mit den Beitragszahlern nicht besonders gut gemeint. 

Kritiker an der Politik der Rentenkürzungen wie der Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck weisen immer wieder darauf hin, dass die Diskussion in Deutschland verkürzt geführt wird. In der Bundesrepublik steht der demografische Wandel im Mittelpunkt der Argumentation, andere Faktoren werden unterschlagen.

So findet der Produktivitätsfortschritt als maßgeblicher Faktor kaum Erwähnung. Das Argument lässt sich einfach zusammenfassen: Steigt durch technischen Fortschritt die Produktivität, kann also durch den gleichen oder sogar einen geringeren Einsatz an Arbeitskraft ein höherer Output generiert werden, verliert das demografische Argument an Bedeutung. Dann ist das Problem nicht die Geburtenrate, sondern mangelnde Investitionen aufgrund von geringer Nachfrage. Entkräftet wird das demografische Argument auch dadurch, dass trotz niedriger Reproduktionsrate die Bevölkerung in Deutschland durch Zuwanderung wächst. 

Schnitzer fordert, eine abschlagsfreie Rente nur Geringverdienern auszuzahlen. Das wirkt geradezu zynisch, da Geringverdiener beim jetzigen Rentenniveau in die Grundsicherung fallen und auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. 

Unterschlagen wird in der deutschen Diskussion zudem, dass es sich bei der Rente um eine Versicherungsleistung und nicht um eine freiwillige Wohlfahrtsleistung des Staates handelt.

Im Dezember sorgte die Wirtschaftsweise für Schlagzeilen, als sie sich für die Einführung eines Ukraine-Solis stark machte. Damals sagte Schnitzer: 

"Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Ein Ukraine-Soli als Aufschlag auf die Einkommensteuer für die militärische Hilfe wäre eine mögliche Antwort auf diese Herausforderung. Das ist nicht populär – aber schließlich geht es in diesem Krieg auch um unsere Freiheit." 

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Weder ermutigen noch ermöglichen! – USA bemühen sich um Dementi zu Angriffen auf Russland

19. Mai 2024 um 18:38

Bei einer Pressekonferenz am Freitag kündigte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, ein zusätzliches Hilfspaket in Höhe von zwei Milliarden Dollar für Kiew an. Er erklärte, Washington beobachte die russische Offensive im Nordosten der Ukraine genau und arbeite rund um die Uhr daran, den ukrainischen Soldaten Waffen und Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, um diese Angriffe abzuwehren.

Er betonte jedoch, dass diese Ausrüstung und die Mittel nur zur Stärkung der ukrainischen Verteidigung und nicht für Angriffe auf russisches Territorium verwendet werden sollen.

"Wir ermutigen weder zu Angriffen mit von den USA gelieferten Waffensystemen auf russisches Territorium, noch ermöglichen wir diese. Das ist unsere Politik, die sich nicht geändert hat", sagte Kirby auf die Frage eines Reporters, ob es nicht an der Zeit sei, "das Verbot für die Ukraine zu überdenken, amerikanische Waffen offensiv einzusetzen."

US-Beamte hatten zuvor erklärt, dass sie die Krim, die Republiken Donezk und Lugansk sowie die Regionen Cherson und Saporoschje weiterhin als ukrainisches Territorium unter russischer "Besatzung" betrachten. Die Krim stimmte kurz nach dem vom Westen unterstützten Staatsstreich in Kiew im Jahr 2014 dafür, die Ukraine zu verlassen und sich Russland anzuschließen. In vier weiteren Regionen wurden im September 2022 Referenden über den Beitritt zu Russland durchgeführt. Diese Regionen befinden sich derzeit nicht vollständig unter russischer Kontrolle. 

Moskau hat die NATO- und EU-Länder beschuldigt, die Ukraine zu ermutigen, Wohngebiete mit vom Westen gelieferten Langstreckenraketen wie ATACMS und Storm Shadow/SCALP-EG zu beschießen. Angesichts der Drohnenangriffe auf die Krim, Krasnodar und andere russische Regionen am 16. und 17. Mai, sprach die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Freitag eine deutliche Warnung aus: 

"Noch einmal möchten wir Washington, London, Brüssel und andere westliche Hauptstädte sowie das von ihnen kontrollierte Kiew unmissverständlich davor warnen, dass sie mit dem Feuer spielen. Russland wird solche Übergriffe auf sein Territorium nicht unbeantwortet lassen", betonte die Diplomatin in einer Erklärung.

Kiew hat unterdessen argumentiert, dass die jüngste russische Offensive durch Beschränkungen für den Einsatz westlicher Waffen sowie durch Lieferverzögerungen ermöglicht worden sei. "Sie können von ihrem Territorium aus beliebige Waffen auf unser Territorium abfeuern. Das ist der größte Vorteil, den Russland hat", sagte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Anfang dieser Woche reisten Mitglieder des ukrainischen Parlaments nach Washington, um das Weiße Haus davon zu überzeugen, die Beschränkungen aufzuheben, wie Politico berichtete. Anderen Meldungen zufolge hat Kiew auch um Hilfe bei der Aufklärung von Zielen in Russland gebeten.

Russische Truppen sind letzte Woche vom Norden her in die ukrainische Region Charkow eingedrungen und haben seitdem bis zu einem Dutzend Dörfer entlang der Grenze befreit. Der ukrainische Generalstab erklärte, die Russen hätten einige "taktische Erfolge" erzielt, und er meldete schwere Kämpfe um die Stadt Woltschansk.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte mehrfach angekündigt, dass Moskau versuchen könnte, eine Pufferzone in der Ostukraine einzurichten, um die ukrainischen Streitkräfte daran zu hindern, zivile Ziele in der russischen Stadt Belgorod und anderen Grenzregionen zu beschießen. "Das ist es, was wir tun. Was aber die Einnahme von Charkow betrifft, so gibt es derzeit keine derartigen Pläne", sagte er am Freitag während seiner Reise nach China.

Russische Experten betonen jedoch, dass Charkow nicht per Sturmangriff, sondern nach einer Umzingelung und Schwächung der Verteidigungsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte an Russland fallen könnte. 

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Bin Salman und US-Sicherheitsberater kommen zusammen: Sicherheitspakt mit Saudis steht vor Abschluss

19. Mai 2024 um 18:08

Der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden traf am frühen Sonntag mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zusammen, um die vom Königreich als "halbfinal" bezeichnete Version eines weitreichenden Sicherheitsabkommens zwischen den beiden Ländern zu besprechen.

Die Ankündigung der staatlichen saudischen Presseagentur erfolgte, nachdem die Ausarbeitung des strategischen Abkommens nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, einen herben Rückschlag hinnehmen musste. In der Zwischenzeit wurden durch israelische Luftangriffe und eine Bodenoffensive mehr als 35.000 Palästinenser getötet und das Sicherheitsabkommen gefährdet, zu dem auch zum ersten Mal seit der Gründung Israels im Jahr 1948 dessen diplomatische Anerkennung durch Saudi-Arabien gehörte.

Die saudischen Staatsmedien veröffentlichten keine Bilder von dem Treffen zwischen Jake Sullivan und Prinz Mohammed in Dhahran, einer Stadt im Fernen Osten des Königreichs, in der der staatliche Ölgigant Saudi Arabian Oil Co. (Saudi Aramco) ansässig ist.

"Die halbfertige Version des Entwurfs der strategischen Abkommen zwischen dem Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika, die kurz vor der Fertigstellung stehen, und die Arbeiten zwischen den beiden Seiten in der Palästinenserfrage, um einen glaubwürdigen Weg zu finden, wurden diskutiert", heißt es in der nach den Gesprächen veröffentlichten Erklärung.

Aus dem ursprünglich von den USA erhofften großen Abkommen, das auch Israel miteinbeziehen soll, wird vermutlich vorerst nichts. Der Krieg in Gaza und eine fehlende Lösung für die Gründung eines Palästinenserstaats stehen einem Dreierbündnis entgegen. 

So dürfte es zunächst auf eine bilaterale Übereinkunft zwischen den USA und Saudi-Arabien hinauslaufen. Medienberichten zufolge würde ein Sicherheitspaket mehrere Punkte umfassen, auf die das Königshaus schon lange hofft.

Vorgesehen ist demnach unter anderem eine engere militärische Kooperation einschließlich des Zugangs zu hochmodernen amerikanischen Waffen, des Ausbaus des zivilen saudischen Atomprogramms und des Austauschs neuer Technologien, vor allem im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Die Regierung in Washington sieht in dem Deal eine Möglichkeit, die eigene Position in der Region zu stärken – und Chinas Ambitionen in Nahost etwas entgegenzusetzen.

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Wollen nicht als Kanonenfutter enden: Ukrainische Trucker protestieren gegen Mobilisierungsgesetz

19. Mai 2024 um 17:31

Ukrainische Lastwagenfahrer haben am Samstag gegen das neue Mobilisierungsgesetz des Landes protestiert, berichtet Strana.ua. Laut dem neuen Gesetz, das am 18. Mai in Kraft trat, können die Fahrer zum Militär eingezogen werden, wenn sie aus dem Ausland in die Ukraine zurückkehren.

"Wir müssen die Reserven aufstocken", hatte Wladimir Selenskij am Freitag in einem Interview mit AFP gesagt. "Eine große Anzahl" der ukrainischen Brigaden leide unter akuter Unterbesetzung, "was eine normale Rotation" der Truppen nicht zulasse, beklagte der ukrainische Präsident.

Im Rahmen der Aktion blockierten dutzende Lastwagen eine wichtige Autobahn, die die ukrainische Hauptstadt Kiew mit der Hafenstadt Odessa verbindet.

Einem Video zufolge, das einer der Teilnehmer der Proteste auf Telegram gepostet hat, kamen die Fahrer aus der ganzen Ukraine und vertraten Kiew, Odessa, Nikolajew, Winniza, Tscherkassy, Iwano-Frankowsk, Tschernigow und andere Städte.

Der LKW-Fahrer sagte, er und seine Kollegen hätten die Demo organisiert, um die Öffentlichkeit auf die "drakonischen Gesetze der halblegitimen Selenskij-Behörden" aufmerksam zu machen.

Selenskij hat sich geweigert, die für Ende März angesetzten Präsidentschaftswahlen abzuhalten. Er begründete dies mit dem Kriegsrecht, das aufgrund des Konflikts mit Russland in Kraft ist. Seine fünfjährige Amtszeit hätte am morgigen Pfingstmontag enden sollen.

Der Verband der internationalen Straßentransporteure der Ukraine hatte sich im vergangenen Monat darüber beklagt, dass mehrere LKW-Fahrer bei ihrer Rückkehr aus der EU von Rekrutierungsbeamten in der Region Transkarpatien aufgegriffen worden seien. Die Organisation teilte mit, sie habe sich an die Regierung gewandt und darum gebeten, diese Praxis einzustellen, da der Transport von Gütern für die Wirtschaft des Landes lebenswichtig sei.

Ein namentlich nicht genannter Vertreter eines ukrainischen Transportunternehmens erklärte Anfang Mai gegenüber Strana.ua, dass sich die Fälle häuften, in denen Fahrer ihre LKW nach der Einreise in die EU verlassen hätten und geflohen seien, um einer Mobilisierung zu entgehen. Einige Männer hätten sich eigens zu diesem Zweck eine LKW-Fahrerlizenz besorgt, sagte die Quelle. 

Selenskij unterzeichnete im April angesichts des Soldatenmangels an der Front ein verschärftes, neues Mobilisierungsgesetz. Die Richtlinie setzt das Einberufungsalter von 27 auf 25 Jahre herab, erweitert die Befugnisse der Rekrutierungsbeamten erheblich und führt verschiedene Einschränkungen für Wehrdienstverweigerer ein.

Ende letzten Monats erklärte der damalige russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu, dass die Verluste des ukrainischen Militärs seit Jahresbeginn bereits mehr als 111.000 Mann betragen hätten.

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Gegenwind für Scholz aus der eigenen Partei: Kommunalpolitiker will Pistorius als Kanzlerkandidaten

19. Mai 2024 um 16:54

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist bei den deutschen Wählern ausgesprochen unpopulär. In einem Beliebtheitsranking westlicher Staatenlenker belegte Scholz im April den letzten Platz. 73 Prozent der Wähler sind mit dem deutschen Regierungschef unzufrieden, ermittelte die New York Times. Im kommenden Jahr sind Bundestagswahlen und angesichts der Umfragewerte stellt sich auch für die SPD die Frage, mit welchem Kanzlerkandidaten man in den Wahlkampf geht. Vor einer Woche erst bekannte sich der Vorsitzende der SPD, Lars Klingbeil, klar zu Scholz. Der Rheinischen Post sagte er: 

"Olaf Scholz ist der Kanzler, und er bleibt es. Und er wird auch wieder unser Kandidat."

Allerdings sehen das anscheinend nicht alle in der Partei so. Der SPD-Kommunalpolitiker Heiko Wittig hat sich in einem Interview mit dem Tagesspiegel für Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Wittig bescheinigt Scholz einen Mangel an Führungsqualitäten. 

"Diese Koalition treibt ja auch jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf. Erst das Heizungsgesetz, nun die Krankenhausreform, die niemand will. Ich weiß: Es ist die erste Dreier-Koalition, aber genau da braucht es Führung", sagte er der Zeitung.

Scholz sei zu ruhig, fügte er hinzu. Pistorius spreche dagegen eine klare Sprache. Dass er hart auftrete, mache ihn bei den Bürgern beliebt, glaubt Wittig: "Die Menschen sind begeistert von ihm."

Scholz dagegen sei zu spröde. Ein Hanseat, unnahbar. Das sei außerhalb von Norddeutschland wenig attraktiv. Scholz sei ein erfahrener Politiker, aber er "kommt nicht rüber", kritisiert Wittig. Zudem verzögere Scholz die Militarisierung Deutschlands. 

"Nun streitet sich Scholz mit Pistorius über mehr Geld für die Bundeswehr. Unsere Leute hier geben Pistorius in allen Punkten recht. Deutschland muss wehrfähiger werden. Da muss der Kanzler einlenken. Wenn er das nicht tut, wird er noch unbeliebter."

Im Gegensatz zu Scholz gebe Pistorius auch auf unbequeme Fragen klare Antworten. Mit Pistorius als Kanzlerkandidaten und der Umsetzung von bereits gegebenen Versprechen, wie dem, das Bürgergeld überarbeiten und Bezahlkarten für Asylbewerber ausgeben zu wollen, habe die SPD gute Chancen, bei der kommenden Bundestagswahl erneut zu gewinnen, meint Wittig.

"Sehr viele an der SPD-Basis sagen: Pistorius ist ganz klar unsere Nummer Eins."

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Pistorius will noch mehr Milliarden für Ukraine – Sparminister Lindner signalisiert Zustimmung

19. Mai 2024 um 16:21

Deutschland hat dieses Jahr bereits 7,1 Milliarden Euro an Militärhilfe für die Ukraine zur Verfügung gestellt. Doch diese Summe sei fast vollständig verplant, lediglich 300 Millionen Euro seien noch offen für neue Munitions- und Waffenkäufe. Das berichtet die Bild am Sonntag unter Berufung auf Regierungskreise.

Laut dem Bericht will die Bundesregierung die Militärhilfe für die Ukraine noch in diesem Jahr massiv aufstocken. Das Verteidigungsministerium habe deswegen einen zusätzlichen Bedarf von 3,8 Milliarden Euro angemeldet. Noch im Juni solle dem Bundestag die überplanmäßige Ausgabe zur Abstimmung vorgelegt werden.

Der ansonsten stets knausrige Finanzminister Christian Lindner habe demnach bereits Zustimmung signalisiert. "An Deutschland darf eine Verstärkung der Verteidigung der Ukraine nicht scheitern. Wenn möglich, sollten wir in diesem Jahr weitere Waffen liefern", zitierte das Springer-Blatt Aussagen aus Ministeriumskreisen. Eine Aussetzung der Schuldenbremse sei dafür nicht nötig. "Wenn innerhalb der Regierung Konsens hergestellt werden kann, finden wir Wege im laufenden Haushaltsjahr."

Für die Bundeswehr hat Pistorius dem Bericht zufolge im Haushalt 2025 einen Mehrbedarf von 6,7 Milliarden Euro angemeldet. Für die Ukraine-Hilfe soll sein Ministerium die Summe von 15 Milliarden Euro veranschlagen.

Laut einer ebenfalls am Sonntag von der Bild veröffentlichten INSA-Umfrage sprechen sich 40 Prozent der deutschen Bevölkerung für eine Kürzung der Hilfsgelder für die Ukraine aus. Es war der am häufigsten genannte Sparvorschlag, noch vor einer Reduzierung der Entwicklungshilfe und geringeren Ausgaben für das Bürgergeld.

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Polizei räumt Straße zum Flughafen – Frankreich leitet Großeinsatz in Neukaledonien ein

19. Mai 2024 um 15:55

Nach mehrerer Tagen anhaltender Unruhen in dem französischen Überseegebiet Neukaledonien haben zahlreiche Einsatzkräfte am Sonntag Straßensperren durchbrochen, um die Kontrolle über die 60 Kilometer lange Straße zwischen der Hauptstadt Nouméa und dem internationalen Flughafen La Tontouta zurückzuerlangen. Die Sicherheitskräfte hätten etwa 60 Straßensperren ohne Gewalt durchdrungen, erklärte ein Regierungsvertreter. 600 schwer bewaffnete Gendarmen waren dabei nach Behördenangaben im Einsatz.

Journalisten der Nachrichtenagentur AFP stellten indes fest, dass die Unabhängigkeitsbefürworter erneut die Kontrolle über einige Straßensperren übernommen hatten. Die Reporter konnten aber dennoch zum Flughafen gelangen.

Die Straße wurde seit Tagen von Unabhängigkeitsbefürwortern blockiert. Flüge von und nach Neukaledonien sind seit Dienstag ausgesetzt. Angesichts der anhaltenden Proteste in Neukaledonien hatte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin den Einsatz von hunderten Sicherheitskräften in dem französischen Überseegebiet angekündigt. Ein Großeinsatz von 600 Sicherheitskräften "wird in diesem Moment in Neukaledonien eingeleitet", um die 60 Kilometer lange Straße zwischen der Hauptstadt Nouméa und dem internationalen Flughafen La Tontouta "vollständig unter Kontrolle zu bringen", damit der Flughafen wieder öffnen könne, schrieb Darmanin am Samstagabend auf der Onlineplattform X.

Seit Montag halten die Unruhen in dem Überseegebiet an. Dabei sind bereits sechs Menschen gestorben und hunderte weitere verletzt worden. Auslöser der Ausschreitungen ist eine von der französischen Regierung vorangetriebene Änderung des Wahlrechts, durch die nach Ansicht der Unabhängigkeitsbefürworter der Einfluss der eingeborenen Bevölkerung zurückgedrängt wird. Seit Jahrzehnten gibt es Konflikte zwischen Paris und Neukaledonien mit seinen knapp 270.000 Einwohnern. Rund 41 Prozent von ihnen gehören der indigenen Bevölkerung an, 24 Prozent haben europäische – zumeist französische – Wurzeln.

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Medienberichte: Hubschrauber mit iranischem Präsidenten an Bord möglicherweise abgestürzt

19. Mai 2024 um 15:16

Ein Hubschrauber mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord erlitt am Sonntag eine "harte Landung", berichtete das iranische Staatsfernsehen, ohne dies näher zu erläutern.

APNewsAlert: DUBAI, United Arab Emirates (@AP) — Iranian state television says helicopter carrying President Ebrahim Raisi had a 'hard landing,' without elaborating.

— Jon Gambrell | جون (@jongambrellAP) May 19, 2024

Raisi war in der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan unterwegs. Nach Angaben des Staatsfernsehens ereignete sich der Zwischenfall in der Nähe von Dscholfa, einer Stadt an der Grenze zu Aserbaidschan, etwa 600 Kilometer nordwestlich der iranischen Hauptstadt Teheran.

Laut der der Nachrichtenagentur Irna versuchen derzeit 40 Rettungsteams, den Hubschrauber zu bergen. Auch der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian soll demnach unter den Passagieren gewesen sein. Laut der Agentur könne ein Absturz nicht ausgeschlossen werden. Die Suche nach dem Hubschrauber werde durch schlechte Wetterbedingungen erschwert. Behördenangaben zufolge flog der Präsident in einem Konvoi mehrerer Hubschrauber. 

Inzwischen sind Rettungsteams in der Region angekommen, in der es möglicherweise zum Absturz des Hubschraubers kam. Auch eine Regierungsdelegation hat sich auf den Weg in die Region gemacht. Ein iranischer Beamter sagte laut Al Jazeera, die von dort erhaltenen Informationen seien "alarmierend", aber die Behörden seien optimistisch.

Die Agentur Irna veröffentlichte ein Foto, dass den Hubschrauber vor seinem Verschwinden zeigen soll. 

Raisi war am Sonntagmorgen nach Aserbaidschan gereist, um gemeinsam mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew einen Staudamm einzuweihen. Der Damm ist bereits der dritte, den die beiden Länder am Aras-Fluss gebaut haben.

Iran setzt im Land eine Vielzahl von Hubschraubern ein, aber internationale Sanktionen erschweren die Beschaffung von Ersatzteilen für diese Maschinen. Auch die militärische Luftflotte des Landes stammt größtenteils aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979.

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Der Leidensdruck von "Anfeindungen" – Politik und Wissenschaft jammern auf berechenbarem Niveau

19. Mai 2024 um 14:54

Von Bernhard Loyen

"Woher kommt plötzlich dieser Wille zur Gewalt?", fragt die Wochenzeitung Die Zeit als Aufmacher zu Ereignissen körperlicher Gewalt gegen Politiker. Der Deutschlandfunk ergänzt in einem Beitrag, Gründe der Gewalt gegen Politiker seien die "Folgen radikaler Feindbilder". Nein, Gewalt ist auch weiterhin kein probates oder legitimes Mittel, bei der Wahl einer individuellen Unmutsäußerung. Nun erfolgten die medial größten Aufreger von jüngsten Attacken gegen Politiker durch einen 17-jährigen, im Fall des SPD-Politikers Ecke, und durch einen 74-Jährigen, der anscheinend spontan durch die rein private Anwesenheit der SPD-Politikerin Giffey in einer Bibliothek zum anfeindenden Angriff animiert wurde.

Die jeweiligen Gründe sind weiterhin nicht wirklich geklärt. Der Giffey-Angreifer wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Herr Ecke verortet die Ursache seines Ereignisses "in der Verrohung und organisierten Enthemmung in der Gesellschaft", und, wichtige Ergänzung in heutigen Zeiten, "hinter der Akteure der extremen Rechten steckten". So weit, so berechenbar, so passend für das benötigte mediale Mosaik "einer bedenklichen Krise der Demokratie". 

Beim Thema "Corona-Aufarbeitung" winkt die Politik mehrheitlich genervt ab. War da was? Wir konnten und durften doch nicht anders, der Blick muss nun nach vorn gerichtet werden. Zudem hätten sich die maßnahmeneinfordernden Volksvertreter ja reinen Gewissens nur an den Empfehlungen der Wissenschaft orientiert. Dazu passend und wie bestellt, wirkt die Veröffentlichung einer Studie von dem 'Deutschen Zentrum für Hochschul- & Wissenschaftsforschung (DZHW)'. Es sei laut Pressemitteilung die "erste bundesweite repräsentative Studie zu Anfeindungen in der Wissenschaft". Die ARD-Redaktion liefert die erwünschte mediale Verkündung an die Bürger im Land. Weiter heißt es im Tagesschau-Artikel:

"Fast jeder zweite Wissenschaftler erlebt Anfeindungen. 45 Prozent aller Forschenden haben Anfeindungen erfahren – das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie. Häufig sind die Angriffe politisch motiviert."

Von den 2.580 antwortenden Teilnehmern gaben 19 Prozent demnach an, dass sie "voll und ganz zustimmen" würden, dass "Wissenschaftsfeindlichkeit sich in den letzten Jahren verstärkt hat" (Seite 6). Das nun vermeintlich seitens der ARD repräsentativ vorgestellte Opfer aus der Wissenschaft trägt den wenig überraschenden Namen Christian Drosten. Das vollkommen unspektakuläre Ereignis eines verbalen Schlagabtauschs, nach einem Drosten-Vortrag in Berlin im September 2023, findet sich sehr einfach als YouTube-Videodokumentation. Passiert war bei der Veranstaltung außer "anmaßenden" Zwischenrufen - nichts. Der Tagesschau-Leser lernt:

"Schon zu Beginn der Veranstaltung, berichtet der Hausherr Professor Johannes Vogel, 'gab es ein paar Leute, die sich sehr aufdringlich um Herrn Drosten gekümmert haben'. Der Leiter des Naturkundemuseums muss dann erleben, wie ihm die Veranstaltung zu entgleiten droht (…) Aber – so erinnert sich Vogel: 'Es gab Augenblicke, in denen nicht auszuschließen war, dass es auch zu körperlichen Handlungen kam. Der Abstand zwischen Menschen, den man normalerweise hält, ist ganz deutlich unterbrochen worden'."

Die wichtigste Information bedient das berüchtigte Feindbild, jedoch gemalt seitens der RBB-Journalisten Fabian Grieger und Torsten Mandalka:

"Am Ende kommt heraus: Die Störer gehörten einer Gruppe von Impfskeptikern an, die die Veranstaltung instrumentalisieren wollten, um schließlich Propagandavideos darüber ins Netz zu stellen." 

"Pöbeleien" gegen den Wissenschaftler Drosten seien daher nur "die Spitze eines breiten Eisberges". Nachweislich gepöbelt, wie in nicht mehr existierenden Eckkneipen Berlins der 1980er-Jahre, wurde nachweislich unisono seitens der Politik, der Wissenschaft und den Medien in der "Corona-Krise" gegen unliebsame Wissenschaftler und beratungsresistente Bürger. Beide Gruppierungen beschimpft und gestempelt als "Corona-/Wissenschaftsleugner", Querdenker, Schwurbler und fahrlässige Demokratiefeinde. Kritische Demonstranten und Journalisten gerne auch erweitert als "Rechte" oder "Nazis" diffamiert.

Die Studienmacher erklären immerhin ehrlich, "auch innerhalb der Wissenschaft selbst gibt es Anfeindungen und abwertendes Verhalten". Bitte diese Information vormerken. Weiter heißt es darlegend:

"Auch verdeutlicht die Studie, dass Anfeindungen, Abwertungen oder sogar Angriffe gegen Wissenschaftler*innen zunehmend auftreten, weil die Beziehung zwischen der Gesellschaft und der Wissenschaft immer komplexer wird."

Diese über den Bund, also den Steuerzahler, finanzierte Studienerkenntnis einer Komplexität bestand jedoch in den drei dunklen Jahren vornehmlich durch die wissenschaftliche Vermittlung von epidemiologischen, virologischen und psychohygienischen Informationen an die Bürger via Talkshow-Dauerberieselung/-manipulation. Es galt unwiderruflich der willkürliche ausgerufene "Konsens der Wissenschaft", kommuniziert und nachdrücklich vermittelt durch eine Handvoll willkürlich auserkorener Wissenschaftler. 

Nun wird also im Rückblick auf die Tränendrüse gedrückt, dass manch Bürger kein Selfie wünscht(e), keine Autogrammkarte wollte. Dass dauerdrangsalierte Menschen irgendwann in die meist verbale, in sozialen Medien schriftliche, Gegenoffensive wechselten. Die anfeindende Erinnerung tut natürlich weh, ist unangenehm. Ein exemplarisches Beispiel von zweierlei Maß einer betrachtenden Aufarbeitung liefert ein Artikel der Berliner Zeitung vom 23. März:

"Ein Nutzer von Twitter muss sich vor Gericht verantworten, weil er besonders markige Sprüche aus der Corona-Zeit zusammengestellt und verbreitet hat. Er hatte geschrieben: 'Wir haben mitgemacht! Wir haben ausgegrenzt, diffamiert, diskreditiert, beleidigt und Menschen gecancelt. Im Dienste der Wissenschaft!'." 

Der juristisch zu maßregelnde Bürger ist ein FDP-Politiker, der unter dem Pseudonym Mic de Vries einen X-Account führt. In dem Artikel erklärt de Vries, dass er mit seinem Thread "in ein Wespennest gestochen" habe. Es gehe ihm mit der Liste jedoch nicht darum, "Menschen an den Pranger zu stellen – aber es muss möglich sein, über getätigte Aussagen zu diskutieren". 

Marie-Agnes -"Ungeimpfte dürfen nicht als Minderheit die Mehrheit terrorisieren"-Strack-Zimmermann kritisierte die Listung von Wahrheiten unbeeindruckt trotzdem als "einen öffentlichen Pranger". Was passierte juristisch mit dem Bürger, der durch seine anfeindende Bildkollage eine Gruppe von Wissenschaftlern zu einem offenen Brief veranlasste. Dieser trug den Titel: "Wissenschaftler gegen Diffamierung, für zivilen Diskurs". Die Berliner Zeitung erklärte im Dezember 2022:

"Eine Gruppe von Wissenschaftlern mahnt: Die Wissenschaft dürfe nicht politisiert werden. Anlass ist ein Fahndungsplakat..."

Auf dem Plakat präsentierte der "Feindbild-Grafiker" und Wutbürger ihm missliebige Politiker, Wissenschaftler und Journalisten. Es passierte – nichts, da es sich nur um Jan Böhmermann handelte, der seine anmaßende Anfeindung zudem noch unbestraft einem ZDF-Millionenpublikum präsentieren konnte:

Für Hinweise, die zur Ergreifung der Gesuchten führen, ist eine Belohnung von 100.000 DM ausgesetzt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Alles weitere heute Abend ab 20 Uhr im @zdfmagazin #rafdp pic.twitter.com/ZQNkZ7YSYa

— Jan Böhmermann 💩 (@janboehm) November 25, 2022

Der "bedauernswerte" leidgeplagte Christian Drosten gehört wiederum zu der in der Studie genannten Kategorie "Anfeindungen innerhalb der Wissenschaft". So diktierte er am 27. Dezember 2022 dem Berliner Tagesspiegel, zum Thema ihm missliebiger Kollegen in der "Corona-Diskussion" (Bezahlschranke):

"Ein Infektionswissenschaftler muss seine Äußerungen mit der Fachliteratur, seiner fachspezifischen Berufserfahrung und der begründeten Mehrheits-Expertenmeinung abgleichen. Wer das nicht tut, sondern aus Geltungsbedürfnis eine Gegenposition bezieht oder auch nur ohne Bezug auf Daten oder Forschungsliteratur argumentiert, handelt verantwortungslos. Hier müsste es eine Sanktion (sic!) aus dem professionellen Umfeld geben."

Die mehrfach prämierte "Wissenschaftsjournalistin" Mai Thi Nguyen-Kim keilte verbal ebenfalls gegen Kollegen mit anderen Wahrnehmungen. Das Magazin Stern titelte im März 2021:

"Auch Mai Thi Nguyen-Kim ist genervt. Von der Heinsberg-Studie. Oder von Hendrik Streeck. Oder von beiden. Schließlich wirft sie dem Virologen vor, er sei 'womöglich schrecklich naiv'." 

Christian Drosten äußerte sich ebenfalls via Feinbildzeichnung über den Kollegen Streeck:

"Ich habe Hendrik Streeck nicht diffamiert,..., sondern im Sinne des Konsortiums zu bedenken gegeben, dass seine Äußerungen sich mit dem Gedankenspektrum von 'Querdenkern' überschneiden."

Der unantastbare Karl Lauterbach durfte bereits im März 2020 über seinen Kollegen Wolfgang Wodarg unbelegt behaupten: "Wodarg redet blanken Unsinn". Die Virologin Melanie Brinkmann und die "Medizinethikerin" Alena Buyx jammerten schon im Juni 2022 zusammen auf einem Panelpodium. Der Veranstalter wusste, beide hätten "die Gesellschaft über die vergangenen 2,5 Jahre der Pandemie begleitet, informiert und dafür auch Anfeindungen in Kauf genommen". 

Zur Erinnerung seien bei Interesse bitte zur Person Brinkmann die Worte Kimmich/Impfung und mRNA/Brustmilch gegoogelt. Frau Buyx darf und muss weiterhin als proaktive Gesellschaftsspalterin bezeichnet werden, Stichworte "Donut/COVID-Impfung". Zusammen diskutierte sie jüngst im Februar mit der wissenschaftlichen "Lichtgestalt" Christian Drosten. Die Veranstaltung hieß: "Ein neues Bild von Wissenschaft? Expertise in Zeiten von Krisen und Fake-News". 

Drosten wünscht sich demnach eine Aufarbeitung der Corona-Krise, "wir brauchen dringend eine Nachbetrachtung", aber bitte "organisiert eingesetzt" und ganz wichtig ohne "Stimmen aus dem Untergrund". Frau Buyx verortete Fehldeutungen und Anfeindungen gegenüber "der Wissenschaft" aus "toxischen Ecken der öffentlichen Debatte". 

So wird allerorts und in bestellten Studien gejammert und sich selbst bedauert – seitens der Politik und Großteilen der Wissenschaft und Medien. Für die schlechte Stimmung im Land sind dabei alleinig natürlich die Bürger verantwortlich. Wie mehr als bedenkliches Gedankengut ausschaut, präsentierte dieser Tage die Taz-Journalistin Ulrike Herrmann. Sie stellte beim ARD-Maischberger-Talk anklagend fest, die Partei AfD zu verbieten sei das geringste Problem, ihre eigentliche – exemplarisch – vorgetragene Sorge lautete: "Man wird die Wähler nicht los". 

Die nahenden Wahlen zum EU-Parlament und mehreren ostdeutschen Landtagen werden nun zeitnah belegen, wie sich das Wechselspiel subjektiv wahrgenommener Anfeindungen auf das Land und die Menschen auswirken werden. Für kritische Bürger der amtierenden Bundespolitik stellt sich dabei aktuell die dringlichste Frage: Wird man die verantwortlichen Politiker tatsächlich (noch) durch ein schlichtes Kreuzchen auf einem Stück Papier los?

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New York Times: NATO kurz davor, Soldaten als Ausbilder in die Ukraine zu schicken

19. Mai 2024 um 14:03

Die NATO ist einem Bericht der New York Times (NYT) zufolge offenbar kurz davor, doch eigene Soldaten, und zwar Ausbilder, in die Ukraine zu entsenden. Die Ausbildung ukrainischer Truppen durch die USA fand bislang in Polen, Deutschland oder den USA selbst statt.

Angesichts des Truppenmangels habe die Regierung in Kiew die USA und die NATO um "Hilfe bei der Ausbildung von 150.000 neuen Rekruten" innerhalb der Ukraine gebeten, damit diese schneller an die Front geschickt werden können, so die US-Zeitung.

Der Schritt "würde eine weitere Aufweichung einer früheren roten Linie bedeuten" und könnte die USA und die EU "direkter in den Krieg hineinziehen", so die Times. Das Weiße Haus hatte zuvor wiederholt betont, dass es keine US-Truppen, einschließlich Ausbilder, auf dem Boden der Ukraine stationieren werde. Eine Position, die ein Beamter der Regierung letzte Woche erneut bekräftigte. Denn in diesem Fall könnten USA tiefer in den Krieg hineingezogen werden, hieß es in der NYT.

Gleichwohl habe General Charles Q. Brown Jr., der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs, am Donnerstag behauptet, dass eine NATO-Entsendung von Ausbildern unvermeidlich erscheine. "Wir werden im Laufe der Zeit dorthin gelangen", sagte er. Die Ukraine hofft, mit einer solchen Ausbildung die Zeit bis zur Ankunft der US-Waffenlieferungen überbrücken zu können. Brown Jr. warnte jedoch, dass dies "eine Menge NATO-Ausbilder gefährden" könne.

Die Idee, Truppen in die Ukraine zu senden, steht seit längerer Zeit im Raum. In Europa hat sich insbesondere der französische Präsident Emmanuel Macron für einen direkteren Einsatz Europas im Ukraine-Krieg starkgemacht. Auch die Regierung Estlands hat erst vergangene Woche nicht ausgeschlossen, Truppen in den Westen der Ukraine zu entsenden.

Früher unterstützten die Vereinigten Staaten ein NATO-Ausbildungsprogramm in Jaworiw in der Westukraine, aber US-Truppen wurden zu Beginn des Krieges von dort abgezogen. 

"US-Beamte erkennen nun an, dass die derzeitige Ausbildung durch ukrainische Kräfte nicht ausreichend ist und sie eine bessere und schnellere Ausbildung benötigen, um einer erwarteten russischen Offensive diesen Sommer entgegenzuwirken", heißt es in der NYT.

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Medienbericht: Drei Modelle zur Wehrpflicht in der internen Diskussion

19. Mai 2024 um 13:13

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will voraussichtlich im Juni offiziell einen Vorschlag für die Rückkehr zur Wehrpflicht vorlegen. 

In diesem Zusammenhang liegt der Welt am Sonntag ein Papier über drei unterschiedliche Varianten für die Wiedereinführung der Wehrpflicht vor, das im Verteidigungsministerium diskutiert wird. 

Das erste Modell ist vorsichtig. Es ist am einfachsten umzusetzen, denn es ändert am Status quo nichts und erfordert daher auch keine grundlegenden Gesetzesänderungen. Die Wehrpflicht bleibt weiter ausgesetzt, lediglich die Maßnahmen zur Akquise von Freiwilligen werden in diesem Modell verstärkt.

Demnach sieht der Vorschlag vor, dass allen Staatsbürgern mit Erreichen des 18. Lebensjahres Werbematerial der Bundeswehr zugeschickt werden soll. Interessenten für den Dienst an der Waffe können eine Art Bewerbungsformular mit einer Selbsteinschätzung zur psychischen und physischen Gesundheit online ausfüllen. Abgefragt werden soll zudem die Motivation für den Dienst bei der Bundeswehr. Im Anschluss erfolgt ein Bewerbungsgespräch, verbunden mit einer Potenzialanalyse. Der Erfolg dieser Maßnahme werde jedoch überschaubar bleiben, ist man sich bei den Machern des Vorschlags im Verteidigungsministerium einig. Dass der Personalbedarf der Bundeswehr auf diese Weise gedeckt werden kann, sei unwahrscheinlich. 

Der zweite Vorschlag sieht die Wiedereinführung einer Wehrpflicht für Männer vor, für Frauen bleibt der Dienst freiwillig. Da die Wehrpflicht nur ausgesetzt ist, ist dafür auch keine Verfassungsänderung notwendig. Eine Änderung des Wehrpflichtgesetzes genügt. 

Problematisch sei hier vor allem der gesellschaftliche Widerstand. Vor allem die jüngere Generation stehe dem Dienst an der Waffe skeptisch gegenüber. Auch bei Arbeitgebern und Gewerkschaften sei mit Ablehnung zu rechnen. Angesichts der angespannten Haushaltslage ist zudem interner Koalitionsstreit vorprogrammiert, denn der Vorschlag lässt sich nicht kostenneutral umsetzen. 

Der dritte Vorschlag geht darüber noch hinaus. Er sieht eine geschlechterneutrale Wehrpflicht für alle vor. Dabei gehe es nicht nur um einen Dienst bei der Bundeswehr, sondern im Rahmen der Gesamtverteidigung auch bei der Feuerwehr, bei Sanitätsdiensten und dem Katastrophenschutz. Hier ist das Potenzial am größten, gleichzeitig würde dies aber auch grundlegende Gesetzesänderungen inklusive einer Verfassungsänderung bedeuten. 

Laut dem Einheitsvertrag ist die Personalstärke der Bundeswehr auf 370.000 Mann begrenzt. Das war eine Bedingung für die Wiedervereinigung. Mit einer umfassenden Wehrpflicht und der Einbeziehung von Feuerwehren und Katastrophenschutz scheint das Verteidigungsministerium diese Regelung unterlaufen zu wollen. Es wäre nicht der erste Verstoß Deutschlands gegen eine völkerrechtlich verbindliche Vereinbarung. Auch mit der dauerhaften Stationierung deutscher Truppen im Baltikum verstößt Deutschland gegen die NATO-Russland-Grundakte. 

Die Militarisierungsvorhaben in Deutschland werden in Russland aufmerksam verfolgt. Diskutiert wird, ob der Zwei-plus-vier-Vertrag noch Gültigkeit besitzt. Der Vertrag bildet die völkerrechtliche Grundlage der deutschen Einheit. Deutschland erfüllt die sich daraus ergebenden Verpflichtungen nicht, wird in Russland argumentiert. In der Präambel des Vertrags heißt es, Deutschland diene künftig nur noch dem Frieden, der Abrüstung, der Verständigung der Völker und überwinde Konfrontation durch vertrauensbildende Maßnahmen. Mit der "Zeitenwende" hat Deutschland offensichtlich eine Abkehr vom Geist und Inhalt des Vertrags vollzogen. 

Mehr zum Thema – Wenn EU-Generäle fantasieren

Slowakischer Vize-Premierminister: Fico außer Lebensgefahr

19. Mai 2024 um 12:21

Der Zustand des slowakischen Premierministers Robert Fico hat sich nach dem Attentat stabilisiert, sagte der slowakische Vize-Premier und Verteidigungsminister Robert Kaliňák bei einer Pressekonferenz vor dem Krankenhaus in Banská Bystrica, in das Fico eingeliefert wurde. Kaliňák erklärte:

"Der Premierminister hat die Situation, die sein Leben direkt bedrohte, überstanden, aber die Lage ist immer noch ernst, er braucht intensive medizinische Betreuung."

Kaliňák sagte, die positive Prognose sei nun "einen Schritt näher". Der stellvertretende Premierminister fügte hinzu, dass in naher Zukunft keine Verlegung von Fico in andere Krankenhäuser geplant sei. Er betonte:

"Wir können seinen Zustand als stabil betrachten, mit einer positiven Prognose."

Das Attentat auf Fico, der sich wiederholt gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und deren Mitgliedschaft in der NATO ausgesprochen hatte, ereignete sich am 15. Mai in der Stadt Handlová, 190 Kilometer von Bratislava entfernt. Nach der Regierungssitzung trat der Premierminister vor die versammelte Stadtbevölkerung, in diesem Moment fielen fünf Schüsse.

Fico wurde von vier Kugeln getroffen, von denen eine seinen Magen durchbohrte. Der Ministerpräsident wurde mit einem Hubschrauber in das Krankenhaus von Banská Bystrica gebracht und operiert, anschließend versetzten ihn die Ärzte in ein künstliches Koma.

Die Polizei nahm den Schützen noch vor Ort fest. Es stellte sich heraus, dass es sich um den 71-jährigen Schriftsteller Juraj Cintula handelte. Nach Angaben des Innenministeriums war der Attentäter mit den Maßnahmen der Regierung nicht einverstanden und hatte sich unter anderem gegen die Einstellung der Militärhilfe für die Ukraine ausgesprochen.

Medienberichten zufolge bekannte sich Cintula schuldig. Die Waffe, mit der er schoss, hatte der Mann seit mehr als 30 Jahren legal aufbewahrt. Cintula droht eine Haftstrafe von 25 Jahren bis lebenslänglich.

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Lawrow: Westeuropa ist "für mindestens eine Generation" kein Partner für Russland

19. Mai 2024 um 11:44

Russlands Außenminister Sergej Lawrow prognostiziert, dass Moskau die westeuropäischen Länder "mindestens eine Generation lang" nicht mehr als Partner betrachten werde, da Moskau und der Westen in eine Konfrontation verwickelt seien, deren Ende nicht absehbar sei.

Hochrangige russische Vertreter, darunter auch Präsident Wladimir Putin, haben den anhaltenden militärischen Konflikt zwischen Moskau und Kiew wiederholt als Stellvertreterkrieg bezeichnet, der von der NATO gegen Russland geführt werde. Ein Beweis dafür ist nach Ansicht des Kremls die umfassende militärische Unterstützung der Ukraine, einschließlich Waffenlieferungen, Ausbildung von Soldaten und nachrichtendienstliche Informationen, die die USA und viele europäische Länder Kiew zur Verfügung stellen.

In seiner Rede am Samstag zitierte Lawrow einen Artikel des russischen Politikwissenschaftlers Dmitri Trenin, der schrieb, dass "Europa als Partner für uns mindestens eine Generation lang nicht relevant ist." Der Minister sagte, dass er "dem nur zustimmen kann" und dass Moskau "dies in der Praxis fast täglich spürt." Der Spitzendiplomat erklärte zudem, ohne näher darauf einzugehen, dass "viele Fakten für eine solche Prognose sprechen."

"Die akute Phase der militärisch-politischen Konfrontation mit dem Westen dauert an [und] ist in vollem Gange", sagte Lawrow und verwies dabei auf die derzeit im Westen vorherrschenden Narrative.

In einem Interview mit TASS verglich der stellvertretende russische Außenminister, Sergei Rjabkow, die westlichen Eliten mit straffälligen Jugendlichen und Provokateuren, die darauf aus seien, die Spannungen bis an den Rand eines "katastrophalen Zusammenbruchs" zu eskalieren, ohne sich um die Folgen zu kümmern.

In Bezug auf die Arbeit der russischen Diplomaten im Westen erklärte Rjabkow, dass sie sich "in einem Krisenmanagement-Modus befinden, der darauf abzielt, eine Eskalation zu einem wirklich massiven Konflikt zu verhindern."

Die NATO sei "eine Gruppe, der wir kein bisschen Vertrauen entgegenbringen, und die in Moskau politische und sogar emotionale Ablehnung auslöst", so der Beamte.

Unabhängig davon, wer aus den US-Präsidentschaftswahlen im November als Sieger hervorgehe, sei angesichts des grundsätzlichen antirussischen Konsenses innerhalb der US-Eliten "keine Chance auf eine Verbesserung der Situation zu erkennen", so Rjabkow.

Bei seiner Antrittsrede am Dienstag versicherte Wladimir Putin jedoch, dass Moskau "den Dialog mit den westlichen Staaten nicht ablehnt."

Diese hätten "die Wahl", so der Präsident, der daraufhin die Frage stellte:

"Wollen sie weiterhin versuchen, die Entwicklung Russlands zu behindern, die Politik der Aggression und des unerbittlichen Drucks fortsetzen, die sie seit Jahren verfolgen, oder einen Weg der Zusammenarbeit und des Friedens suchen?"

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Streit um Gaza-Krieg eskaliert: Israelischer Minister droht mit Austritt aus Regierung

19. Mai 2024 um 11:12

Das Vorgehen der israelischen Armee und die Regierungsstrategie im Gazastreifen spalten längst das Land. Mitten im Gaza-Krieg eskaliert nun innerhalb der israelischen Regierung der Konflikt über die Zukunft des Gazastreifens. Benny Gantz, Minister im Kriegskabinett, drohte am Samstag mit dem Austritt aus der von Benjamin Netanjahu geführten Regierung.

Lege der Ministerpräsident nicht bis zum 8. Juni einen Plan für die Nachkriegsordnung im Gazastreifen vor, würden er und weitere Mitglieder seiner an sich oppositionellen Zentrumspartei "Nationale Union" die Regierung verlassen, drohte der Ex-General. Dies könnte die Regierung in eine Krise stürzen.

"Ein Krieg wird nur mit einem klaren und realistischen strategischen Kompass gewonnen", sagte Gantz. Netanjahu warf seinem Koalitionspartner und politischen Rivalen daraufhin vor, dem Ministerpräsidenten Israels ein Ultimatum zu stellen – anstatt der Hamas im Gazastreifen.

Gantz’ Erklärung erfolgte nur wenige Tage, nachdem bereits Israels Verteidigungsminister Joaw Galant öffentlich Netanjahus Kriegsführung angeprangert hatte. Es müsse eine politische Alternative zur Hamas im Gazastreifen geschaffen werden. Sonst blieben nur eine Fortsetzung der "Hamas-Herrschaft" oder "eine israelische Militärherrschaft", sagte Galant, der mit Gantz und Netanjahu das Kriegskabinett bildet. Wichtige Entscheidungen der Führung, um den Sieg zu sichern, seien nicht getroffen worden, sagte Gantz. Israel ist weit davon entfernt, Hamas-Strukturen in Gaza zu eliminieren, wobei sich die Hamas derzeit im Norden das Gazastreifens neu formiert. 

"Eine kleine Minderheit hat die Kommandobrücke des israelischen Staatsschiffes übernommen und steuert es auf die Klippen zu", sagte Gantz mit Blick auf Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner, die zuletzt mit dem Ende der Regierung gedroht hatten.

Er verlangte von Netanjahu bis zu dem genannten Datum einen Plan, um sechs "strategische Ziele" zu erreichen: Dazu zählte er unter anderem die Festlegung einer Verwaltung unter Beteiligung der USA, Europas, der arabischen Staaten und der Palästinenser, die die zivilen Angelegenheiten des Gazastreifens regeln und die Grundlage für eine künftige alternative Regierung dort bilden soll.  Zudem müssten die Geiseln aus dem Gazastreifen zurückkehren und die Beziehungen zu Saudi-Arabien normalisiert werden.

An dem Abend, an dem Gantz sein Ultimatum gestellt hatte, gingen Tausende Menschen erneut in Tel Aviv und Jerusalem auf die Straßen und forderten die Rückholung der Geiseln.

Mehr zum ThemaGaza: Hamas lehnt weitere Zugeständnisse bei laufenden Verhandlungen über Waffenruhe ab

Vorreiter Kanada: Rigorose Sprechverbote bedrohen die Grundlagen der Zivilisation

19. Mai 2024 um 10:23

Von Dagmar Henn

Gerade kann man in Deutschland die nächste Runde der Kampagne gegen "Hassrede" beobachten, diesmal in Gestalt der Behauptung, Politiker der regierenden Parteien seien besonders von gewalttätigen Übergriffen bedroht (im Gegensatz zur vorhandenen Statistik über derartige Übergriffe) und der Grund dafür sei darin zu suchen, dass "Hassrede" gegen eben diese Politiker möglich sei.

Nun mag man sich gewiss fragen, wofür es denn gegen Personen wie beispielsweise den "grünen" Wirtschaftsminister Robert Habeck des Hasses bedürfe, wenn schon die Erwähnung der Tatsache ausreichen müsste, dass es sich um einen seinem Land gegenüber feindselig eingestellten, auffällig inkompetenten, ideologiegeleiteten und kriegslüsternen Politiker handelt. Und natürlich liegt es nahe, die von Personen eben dieses Niveaus betriebene Verengung des Sagbaren als eine Art der Selbstverteidigung zu sehen: Wer keine Erwiderung auf Kritik bieten kann, kann immer noch die Kritik selbst verbieten.

Was selbstverständlich außerdem auffällt, ist die zunehmende Durchlöcherung der Grenze zwischen Wort und Tat, die Schaffung von reinen Gesinnungsstraftatbeständen, wie sie in dieser Form eigentlich nur während des Hitlerfaschismus üblich waren – man denke etwa an die Flugblätter der Geschwister Scholl. Worte rechtlich so zu behandeln, als seien sie Handlungen, bedrängt nicht nur die Meinungsfreiheit.

In den letzten Jahren wurde es nicht nur in Deutschland, sondern in unterschiedlichen Abstufungen im gesamten Westen üblich, Äußerungen in sozialen Netzwerken zur Grundlage von Strafverfahren zu machen und Symbole zu inkriminieren. Bis dahin, dass vor wenigen Tagen zum Tag des Sieges im Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow nicht nur die sowjetische Fahne verboten war, sondern selbst ihre Abbildung auf einer Fotografie in Schwarz-Weiß. Exemplare der Tageszeitung Junge Welt, die das weltbekannte Foto vom Hissen der sowjetischen Fahne auf dem Berliner Reichstag auf der Titelseite zeigten, wurden dort von der Polizei beschlagnahmt, was eine neue Qualität darstellt, weil es sich dabei nicht um ein Symbol, sondern nur um ein Abbild eines Symbols in einem genau kenntlich gemachten historischen Zusammenhang handelte.

Aber alle Überlegungen, die auf eine Verteidigung der bedrohten Meinungsfreiheit zielen, erfassen noch nicht den Kern dieser Entwicklungen. Und es ist fraglich, ob diejenigen, die sie politisch vorantreiben, sie erfassen. Tatsächlich bedroht diese Entwicklung weit mehr als nur verfassungsmäßig garantierte Rechte. Das lässt sich erschließen, wenn man einen Blick auf einen aktuellen Gesetzentwurf in Kanada wirft.

Dieses Gesetz, bekannt unter dem Kürzel Bill C-63, befindet sich in Kanada im Gesetzgebungsverfahren und hat die erste Lesung bereits am 26. Februar absolviert. Ich habe den Link zu diesem Entwurf auf der Seite des kanadischen Parlaments eingefügt, weil es mehrere Regelungen in diesem Gesetz gibt, die absolut unglaubwürdig klingen, wenn man sie nicht selbst nachlesen kann.

Aber in diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass Kanada in manchen Punkten ein Versuchslabor zu sein scheint. Die Reaktion auf Corona-Proteste war dort besonders rigide, und Kanada ist auch das Land, in dem tatsächlich ein medizinisch assistierter Suizid als Lösung für Armutsprobleme propagiert wird. Gleichzeitig ist Kanada sehr tief in das Projekt der Kiewer Ukraine involviert, was sich im vergangenen Jahr in Gestalt der öffentlichen Würdigung eines noch lebenden SS-Mitglieds manifestierte. Es fällt also nicht plötzlich vom Himmel, wenn die Regierung des Premierministers Justin Trudeau Gesetze beschließen lassen will, die geronnener woker Extremismus sind.

Angeblich soll dieses Gesetz Kinder schützen. Aber es enthält unter anderem in seinem strafrechtlichen Teil unter Ziffer 318 Folgendes:

"Jede Person, die Genozid rechtfertigt oder befürwortet, macht sich einer Straftat schuldig und kann lebenslänglich inhaftiert werden."

Dabei sollte man nicht an der falschen Stelle jubeln. Denn zum einen ist auch die regierungsamtliche kanadische Definition von Genozid so irreal wie die deutsche. Denn dies würde keinesfalls Anhänger der israelischen Politik treffen, die Palästinenser zu Tieren erklären, ebenso wenig ukrainische Nazis. Es würde aber sehr wohl beispielsweise jene treffen, die der Erzählung vom angeblichen "Holodomor" in der Ukraine widersprechen oder die ihre Meinung äußern, der palästinensische Widerstand sei legitim. Nachdem sich Kanada gelegentlich auch gerne gegen China in Stellung brachte, dürfte dann vermutlich übrigens auch derjenige unter diesen Paragrafen fallen, wer die chinesische Politik in Xinjiang gutheißt.

Aber selbst wenn dem nicht so wäre, selbst wenn sich diese Regelung nur gegen Personen richtete, die tatsächlich den Holocaust leugnen, stellt sich die Frage: Lebenslänglich? Für Worte? Wie soll man dann jene bestrafen, die Mittäter bei einem Genozid waren oder Beihilfe geleistet haben? Der Mensch hat nur ein Leben, und jede Strafzumessung muss diese Tatsache berücksichtigen, und da ist eben dieser Unterschied zwischen Reden und Tun, zwischen Wort und Tat, der ein derartiges Maß grundsätzlich verbieten sollte.

Dann gibt es noch Ziffer 320.1001:

"Jeder, der eine Straftat nach diesem Gesetz oder einem anderen Gesetz des Parlaments begeht, ist, wenn die Begehung der Straftat durch Hass auf Grundlage der Rasse, Nationalität, Ethnizität, Sprache, Geschlecht, Alter, geistiger oder körperlicher Behinderung, sexueller Orientierung oder Genderidentität und -ausdruck beruht, einer Straftat schuldig und kann lebenslang inhaftiert werden."

Ja, das steht da wirklich. Ohne jede Begrenzung auf wirklich schwere Straftaten. Und auch hier finden wir eine merkwürdige Umkehrung. Traditionell war es so, dass Gewalttaten bis hin zum Mord unter Einfluss extremer Gefühle (und auch Hass ist eine extreme Emotion, wenn wir einmal so tun, es ginge darum) eher zu mildernden Umständen führten, während die kühle Berechnung, beispielsweise zur Erlangung materieller Vorteile, als besonders verwerflich galt.

Nun, man kann nicht an einer Stelle die Kriterien verschieben, ohne sie an anderer Stelle zu beeinflussen. Unter diesen Voraussetzungen, wie sie dieser kanadische Gesetzentwurf schafft, wird letztlich der Mord aus Berechnung zur weniger schweren Tat, während all das, was als "Hass" klassifiziert wird, die Strafe gleich maximal erhöht.

Wie verrückt diese Definitionen mittlerweile sind, kann man regelmäßig erleben, wenn es schon eine Straftat ist, einen Mann mit Perücke und Rock einen Mann zu nennen. Wie irreal das ist, bestätigt sich immer wieder dadurch, dass völlig menschengemachte, gesellschaftlich bedingte Eigenschaften wie Armut und Reichtum mitnichten dem Willen unterliegen, es also nicht möglich ist, "transreich" zu sein und entsprechende Forderungen zu stellen. Auch eine bestimmte Staatsangehörigkeit ist selbst im Wertewesten kein Gegenstand des freien Willens.

Aber wir sind immer noch nicht am Kern angelangt. Dafür müssen wir etwas anderes tun und darüber nachdenken, welche langfristigen Folgen ein derartiges Umjustieren des gesamten Konzepts von Straftaten hat. Klar ist, es ergibt sich kurzfristig eine massive Einschüchterung, denn ehe man sich eine derartige Strafdrohung einfängt, sagt man lieber gar nichts mehr. Das bedeutet natürlich, dass sich jede Art zwischenmenschlicher Kommunikation in einen Eiertanz verwandelt, in eine Situation, in der jedes Wort abgewogen und kontrolliert werden muss, und das ist ein Zustand, in dem sich Deutschland jetzt bereits befindet.

Wenn man die psychologische Wirkung betrachtet, ist diese ganze Entwicklung absolut ungeeignet, um die verkündeten Ziele zu erreichen. Jeder Psychologe wird sagen, dass ausgesprochene Gefühle wesentlich besser bearbeitet werden können als unausgesprochene, und dass Sprechverbote außerdem verhindern, dass sich Positionen durch die Kommunikation mit anderen verändern. Das ist auch kein Geheimwissen. Es ist eher verblüffend, dass diese banale Kenntnis verschwunden zu sein scheint, und man gerät in Versuchung anzunehmen, das Ziel dieses ganzen "Kampfes gegen den Hass" sei vielmehr eine Verschärfung gesellschaftlicher Nebenkonflikte.

Gehen wir einmal davon aus, so etwas wie dieses kanadische Gesetz sei bereits etabliert. Dadurch ergibt sich eine paradoxe Grenzverschiebung. In Wirklichkeit ist es nur zu einem geringen Teil die Furcht vor Strafe, die Menschen davon abhält, etwas zu tun, das sie selbst für verwerflich halten. Weitaus mehr wirken die eigenen inneren Maßstäbe. Die allerdings haben viel mehr mit dem zu tun, was im eigenen Leben als gut oder schädlich erfahren wird.

Wenn man ein Modell sucht, mit dem man diese Strafverschärfungen vergleichen könnte, bietet sich das England des 18. Jahrhundert an – ein Land, dessen in großen Zahlen vertriebene Landbevölkerung sich weitgehend mit illegalen Tätigkeiten über Wasser hielt, sei es Straßenraub, sei es Prostitution (die englische Literatur der Zeit ist voll davon). Eine wie auch immer geartete ökonomische Perspektive entstand erst mit der industriellen Revolution. Wer die Lebensverhältnisse dieser Zeit genauer kennen will, kann die Fußnoten im ersten Band des Kapitals von Marx lesen, im Abschnitt über ursprüngliche Akkumulation.

Die Regierung reagierte jedenfalls auf diese sozial ausgelöste Welle der Gewalt mit drakonischen Strafen. Für den Diebstahl von Brot wurde die Todesstrafe verhängt, oder die Deportation nach Australien. Was bedeutete das nun für jene Personen, die zum Überleben nicht anders konnten als Brot zu stehlen? Die Schwelle zur Anwendung maximaler Gewalt sank.

Wenn der Diebstahl von Brot und der Raubmord die gleichen Folgen haben, dann ergibt es wenig Sinn, sich mit dem Diebstahl von Brot aufzuhalten. Weder die drakonischen Strafen noch die Arbeitshäuser, in denen die ehemals relativ freie Landbevölkerung zur Arbeit auf Kommando gezwungen wurde, lösten das Problem tatsächlich. In Wirklichkeit war das zum einen schlicht die Zeit – die zweite und dritte Generation hatte keine eigene Erinnerung mehr an diese relative Freiheit – und vor allem die Tatsache, dass es mit der entstehenden Industrie eine zumindest ansatzweise stabile Perspektive gab.

Nun, das Schreiben eines Meinungsbeitrags beispielsweise auf Facebook, das dann nach diesem kanadischen Gesetz ein Verfahren auslösen könnte, das eine lebenslange Freiheitsstrafe nach sich zieht, liegt natürlich weniger nah an einem persönlichen Einsatz von Gewalt wie der Diebstahl von Brot. Aber wenn die Konsequenzen derart drakonisch sind, was sollte davon abhalten, sich etwa einer Festnahme mit allen Mitteln zu entziehen? Oder auf die Äußerung einer Meinung zu verzichten und stattdessen zum Handeln überzugehen?

Es ist schon eigenartig, wie eine Gesellschaft, in der man nach wie vor Kinder davon zu überzeugen sucht, Konflikte mit Worten auszutragen und nicht körperlich, so sehr die zivilisatorische Bedeutung dieser Schwelle vergessen hat – immer vorausgesetzt, es handelt sich bei all dem tatsächlich um ein Versehen. Gefühlen wie Zorn, Wut, Enttäuschung, Demütigung mit dem Mittel der Sprache zu begegnen ist das Mittel, das relative Verschwinden unmittelbarer physischer Gewalt aus dem gesellschaftlichen Alltag zu ermöglichen. Das geschieht nicht durch die Aufforderung, "hübsche" Worte zu verwenden. Denn die wirkliche Alternative heißt nach wie vor nicht "hübsche oder hässliche Worte", sondern "Worte oder Faust", sofern sich Letzteres nicht durch technische "Hilfsmittel" (auch als Waffen bekannt) erweitert.

Sprechverbote ändern nichts an der Wirklichkeit, und sie lassen weder die Emotionen noch die Erfahrungen verschwinden, die hinter dem Gesprochenen stehen. Den viktorianischen Sprechverboten könnte man noch unterstellen, eine praktische Funktion erfüllt zu haben, denn in dem oberen Bürgertum, für das sie galten, entstanden so verklemmte, aber moralisch überhebliche Kolonialbeamte, die die aufgestaute Gewalt desto leichter an den Angehörigen der Kolonialvölker auslebten, was für das britische Weltreich nützlich war. Aber was sollen Sprechverbote, denen die gesamte Gesellschaft unterworfen wird?

Interessanterweise ist selbst die Funktion, Kommunikation zwischen "Abweichlern" zu unterbinden, nur vorübergehend wirksam. Sicherlich steigt erst einmal das Misstrauen, die Menschen werden extrem vorsichtig, worüber sie mit wem sprechen. Aber je tiefer die Schwelle gelegt wird – und der kanadische Gesetzentwurf ermöglicht ja selbst für "Markus Ganserer ist ein Mann" schon Höchststrafen – desto leichter wird es wieder, innerhalb einer Gruppe das Vertrauen herzustellen. Denn sobald in einer fiktiven Gruppe jeder "Markus Ganserer ist ein Mann" gesagt hat, wären alle gleichermaßen Verbrecher.

Die Trennung zwischen Wort und Tat zu schwächen, wie dies schon seit Jahren geschieht, stellt die bürgerlichen Grundrechte und die Rechtsstaatlichkeit infrage. Aber diese Trennung nicht nur aufzuheben, sondern die Wertungen geradezu umzukehren, wie das in diesem kanadischen Gesetz geschieht, greift die Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenlebens an. Bezogen auf den verkündeten Zweck ist es etwa so sinnvoll wie Waffenverbotsschilder in Bahnhöfen, aber die Nebenwirkung ergänzt die atomisierende Wirkung der Hyperindividualisierung noch um eine Rückkehr der individuellen Gewalt. In letzter Konsequenz (und hier rede ich von zumindest mehreren Jahren) wird damit einem staatlichen Gewaltmonopol jede Grundlage entzogen.

Sobald das Sprechen, das Äußern auch eines missliebigen Gefühls nicht mehr an die Stelle des ursprünglichen emotionalen Impulses treten kann, tritt eben dieser ursprüngliche Impuls wieder hervor. Als hätte man vergessen, dass jener erzieherische Schritt, der die körperliche Auseinandersetzung Regeln unterwirft und versucht, die Möglichkeit einer verbalen Klärung zu etablieren, keineswegs eine private Vorliebe ist, sondern vielmehr die Voraussetzung dafür, dass ein menschliches Zusammenleben oberhalb einer bestimmten Dichte und Menge überhaupt möglich ist.

Dabei sollte man nicht vergessen, dass dazu noch eine schwindende emotionale Selbstkontrolle kommt. Wenn berichtet wird, dass ein Robert Habeck zu cholerischen Ausbrüchen neigt, dann passt das zu seiner auch sonst erkennbaren Unreife. Wirkliche Kontrolle im Umgang mit stärkeren Emotionen erlangt man nur durch Einsicht, durch ein tatsächliches Begreifen menschlicher Gleichheit, nicht durch Verbote.

Wie weit nicht nur die Maßstäbe dafür, sondern sogar die Wahrnehmung der Fragestellung zivilisatorischer Einhegung von Gewalt verloren gegangen sind, zeigte sich gerade im Umgang der politischen Eliten in Berlin mit den historischen Daten 8. und 9. Mai. Während die Orgie der Gewalt, die Israel gerade im Gazastreifen begeht – nämlich eine dutzendfache Überschreitung selbst des Mottos "Auge um Auge, Zahn um Zahn" –, als "Selbstverteidigung" verharmlost wird, denkt niemand darüber nach, was das für Deutschland 1945 bedeutet hätte, wäre Derartiges für die Rote Armee akzeptabel gewesen. Bei 27 Millionen getöteten Sowjetbürgern wäre dann kein einziger Deutscher übriggeblieben. Keiner. Niemand. Kein Haus, keine Stadt, kein Acker.

Doch wenn selbst angesichts dieser Extremfälle, die die Frage der nötigen Grenzen menschlichen Verhaltens gewissermaßen im Großformat demonstrieren, die Wahrnehmung versagt, wie soll dann noch in den kleineren, schwerer wahrzunehmenden Momenten diese Grenze erhalten bleiben können?

Wenn in einer Kultur, die egozentrische Gier als Ideal setzt und die weit überwiegende Mehrheit – wenn überhaupt – mit flüchtigen Befriedigungen abspeist, schon die Artikulierung kollektiver Interessen untersagt und unterbunden wird, dann verwandelt sich auch das, was die Triebkraft einer positiven Entwicklung sein könnte, in ungeregelte, unkontrollierbare Gewalt. Es geht schon gar nicht mehr darum, die Demokratie vor ihren selbsternannten "Rettern" zu retten, es geht bereits darum, die Grundlagen von menschlicher, humaner Gesellschaft selbst zu bewahren.

Mehr zum Thema - Geheimbericht: Armut könnte Revolte in Kanada auslösen

Statt China und Russland nun USA – Die EU in der Abhängigkeitsfalle

19. Mai 2024 um 07:59

Von Gert Ewen Ungar

Der russische Kolumnist Sergei Sawtschuk analysiert in einem Beitrag, der auf unserer Seite in deutscher Übersetzung erschienen ist, Warnungen des norwegischen Herstellers von Düngemitteln, Yara International, vor einer neuen Abhängigkeit der EU von Russland. Die Argumentation ist bekannt. Die Europäische Union werde von russischen Düngemitteln in gefährlicher Weise abhängig, behauptet der Geschäftsführer des Unternehmens, Svein Tore Holsether, in einem Interview mit der Financial Times.

Sawtschuk vertritt die These, aufgrund seiner Ausbildung in den USA sei Holsether ein Lakai in Diensten des US-Establishments. Nur so sei zu erklären, warum er eine Abkehr der EU vom Bezug russischer Düngemittel fordert, was für die Europäische Union nur nachteilig sein könne. Auch das ist für die EU inzwischen symptomatisch. Man verfolgt eine für die Souveränität Europas nachteilige Strategie – im Kleinen wie auch im Großen. Das soll hier an vier Bereichen gezeigt werden: am Energiesektor, hinsichtlich der Digitalisierung, wirtschaftlich und im Sicherheitsbereich. 

Schon der deutsche Verzicht auf russisches Gas, das über Nord Stream geliefert wurde, ist für die EU mit weitreichenden negativen Konsequenzen verbunden. Die Industrieproduktion geht nicht nur in Deutschland zurück. Wirtschaftlich fällt die Europäische Union im internationalen Vergleich immer weiter zurück, die Energiepreise steigen, Unternehmen wandern ab. Nach Griechenland- und Corona-Krise droht der EU ein weiteres verlorenes Jahrzehnt. 

USA drehen den Gashahn zu

Den Menschen in Deutschland wird die Abkehr von russischem Gas als Erfolgsgeschichte verkauft. Bereits im März 2023 jubelte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), man habe die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen hinter sich gelassen. Habeck klopft sich dafür gern selbst öffentlich auf die Schulter. Der Verzicht hatte allerdings einen sehr hohen Preis. Nicht nur hat die Bundesrepublik damit massiv an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, sondern die Europäische Union insgesamt. Deutschland und die EU  haben damit auch ihre Abhängigkeit eben nicht gesenkt, sondern erhöht.

Gleichsam spiegelbildlich zum Verzicht auf russisches Gas steigerten die EU und allen voran Deutschland ihre Abhängigkeit von Gaslieferungen aus den USA. Als Ende Januar US-Präsident Biden ankündigte, die Lieferkapazitäten von LNG vorerst nicht weiter ausbauen und keine neuen Exportgenehmigungen erteilen zu wollen, wurde dies zwar in den deutschen Medien vermeldet. Angesichts der Tragweite blieb es doch insgesamt erstaunlich still im deutschen Blätterwald. Wer sich noch an die Berichte über Lieferreduktionen durch Russland aufgrund von defekter und zu wartender Gasturbinen im Jahr 2022 erinnert, wird die mediale Stille angesichts der Ankündigung Bidens mit Erstaunen zur Kenntnis genommen haben. Nicht Russland, die USA drehen Deutschland den Gashahn zu. 

Die Vereinigten Staaten sind als Vertragspartner schlicht unzuverlässig. Washington hat vielfach unter Beweis gestellt, dass es aus Verträgen einfach aussteigt, wenn es meint, dass deren Erfüllung nicht US-Interessen dient. So haben die USA mit fadenscheiniger Begründung zahlreiche Rüstungskontroll- und Abrüstungsverträge mit Russland aufgekündigt – zulasten der Sicherheit Europas und ohne Rücksprache mit den von diesem Schritt unmittelbar betroffenen europäischen Partnern. 

Mit ihrem Verzicht auf russisches Pipeline-Gas haben die EU und vor allem Deutschland ihre Abhängigkeit von den USA gefährlich erhöht. Sie haben sich erpressbar gemacht – ohne zwingenden Grund, wohlgemerkt, denn Russland erfüllt im Gegensatz zu den USA seine vertraglichen Verpflichtungen.

Blindes Vertrauen in US-Internetgiganten

Dabei ist die Abhängigkeit bereits in einem anderen Bereich gefährlich hoch. Gemeint ist die Abhängigkeit der EU von US-Internetgigangten wie dem Google-Mutterkonzern Alphabet, von US-Cloud-Dienst-Anbietern, von Konzernen wie Microsoft und Amazon. Diese Abhängigkeit wird in Deutschland kaum thematisiert und wenn, dann immer nur im Hinblick auf einzelne Konzerne und im Hinblick auf einzelne Aspekte.

So publizierte die Wirtschaftswoche im vergangenen Jahr einen Beitrag über die Abhängigkeit deutscher Behörden von Microsoft. In den Vordergrund hebt der Beitrag die Kostenfrage, das Sicherheitsrisiko thematisiert er nur am Rande. Letzteres aber ist erheblich. US-Konzerne kooperieren mit der US-Regierung, greifen Daten ab und sperren Zugänge auf Zuruf. Tatsächlich eigenständige europäische Projekte existieren nicht. 

Als der damalige US-Präsident Donald Trump verfügte, dass Google künftig dem chinesischen Konzern Huawei den Zugang zum Google-Play-Store verweigern müsse, wurde das in Deutschland in keiner Weise angemessen kritisch gewürdigt. Wer glaubt, Ähnliches könne Deutschland oder der EU als Bündnispartner der USA nicht passieren, ist hoffnungslos naiv. Die EU ist im digitalen Bereich gefährlich von den USA und dortigen Konzernen abhängig und damit erpressbar.

Europa unternimmt zudem keine ernstzunehmenden Schritte, um sich aus der Abhängigkeit von US-Internetgigangen zu befreien. Das Thema wird noch nicht einmal seiner Bedeutung angemessen öffentlich diskutiert. Fakt ist, die USA verfügen mit dieser Abhängigkeit über die Möglichkeit, die Wirtschaft und das öffentliche Leben in der EU innerhalb kürzester Zeit zum Erliegen zu bringen. Wer glaubt, sie würden davon im Zweifelsfall keinen Gebrauch machen, hat die Ereignisse der vergangenen Jahre nicht zur Kenntnis genommen. 

De-Risking von China ist Up-Risking gegenüber den USA

Auch wirtschaftlich nimmt die Abhängigkeit der EU und ihrer Mitgliedsstaaten von den USA absehbar zu. Die Europäische Union verfolgt das Konzept des De-Risking, der Senkung der Abhängigkeit von chinesischen Produkten und der Entflechtung der Lieferketten. China ist Deutschlands zweitwichtigster Handelspartner, das Handelsvolumen mit dem Reich der Mitte geht jedoch seit geraumer Zeit kontinuierlich zurück. Damit verschiebt sich auch in diesem Bereich die Abhängigkeit immer weiter in Richtung USA. 

Gleichzeitig wirken sich Maßnahmen wie der Verzicht auf den Bezug günstiger russischer Energieträger dämpfend auf die Nachfrage in der EU aus. Die Binnennachfrage stagniert. China soll aus politischen Gründen als Handelspartner immer stärker umgangen werden. Dass die USA willens wären, die wirtschaftlichen Folgen der Nachfrageschwäche und der Abkehr von China durch vermehrten Import aus der EU aufzufangen, muss bezweifelt werden. Im Gegenteil, die USA setzen auf Abschottung auch gegenüber der EU. Die Weichen für einen wirtschaftlichen Abstieg der Europäischen Union sind damit gestellt. 

Abschließend soll noch der Sicherheitsbereich beleuchtet werden. Die EU folgt auch hier blind dem transatlantischen Bündnispartner und versäumt es, mit eigenen Initiativen ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Brüssel überlässt im Hinblick auf den Ukraine-Krieg alle Initiativen den USA. Es setzt lediglich die Vorgaben um. Eine eigene Schwerpunktsetzung oder gar eine europäische Friedensinitiative fehlt völlig. EU-Sicherheitspolitik wird in Washington und im Pentagon gemacht.

Europäische Sicherheitspolitik wird in Washington gemacht

Dabei ist klar, dass die sicherheitspolitischen Interessen der Länder der EU nicht denen der USA entsprechen. Sollte beispielsweise der Krieg weiter eskalieren und es seitens Russlands tatsächlich zum Einsatz von Atomwaffen kommen, werden die USA nicht mit Atomwaffen antworten, machte Oskar Lafontaine kürzlich in einem Interview deutlich. Denn eine atomare Antwort aus den USA hätte zur Folge, dass der Atomkrieg auch auf die Vereinigten Staaten übergreifen und Nordamerika vernichten würde. Das ist nicht im US-Interesse.

Trotz des erheblich höheren Risikos für die Länder der EU formuliert die Brüssel dennoch keine eigenen Ziele. Außer das Ziel, Russland eine strategische Niederlage beibringen zu wollen, gibt es innerhalb der Europäischen Union keine Vorstellung davon, wie der Konflikt enden könnte. Vor allem aber gibt es keine Vorstellung davon, wie eine europäische Sicherheitsordnung aussehen muss, die einen dauerhaften Frieden gewährleistet und die daher russische Sicherheitsinteressen zwingend mit einschließen muss. 

Konkret heißt das: Aufgrund ihrer engen und unhinterfragten Anbindung an die USA in vier kritischen Bereichen wird die EU an Bedeutung verlieren. Sie ist ökonomisch, energiepolitisch und militärisch von den Vereinigten Staaten abhängig und nicht Willens, eigene politische Ziele und Interessen zu formulieren. Statt um einen Ausgleich mit Russland lässt sich die EU in eine neue Blockkonfrontation zwingen, bei der sie nur verlieren kann. 

Die Europäische Union bringt sich in eine Situation, in der sie nicht nur global, sondern auch auf dem europäischen Kontinent als Gestaltungskraft immer unbedeutender wird. Das Erschütternde dabei ist, dass dieser Einflussverlust selbstverschuldet ist. Einen Erklärungsversuch für das Phänomen, warum die Eliten in der EU Politik gegen die Interessen der Mitgliedsstaaten machen, liefert Sawtschuk ebenfalls: Die politischen Entscheider in der EU fühlen sich Washington stärker verpflichtet als dem Wohle Europas. Nur so ist zu erklären, dass der eingeschlagene Weg in all den genannten Bereichen nicht korrigiert wird. Wird er weiter gegangen, verlieren die EU und ihre Mitgliedsstaaten zwangsläufig den letzten Rest an Eigenständigkeit und Souveränität und werden zu einem wirtschaftlich und politisch abgehängten US-Protektorat. 

Mehr zum Thema US-Ökonom: Russland durch Sanktionen "entkolonialisiert" statt gestraft




Nicht nur ein Interessenkonflikt: In der Ukraine wird über das Schicksal der Welt entschieden

19. Mai 2024 um 06:30

Von Alexander Dugin

Der Amtsantritt von Präsident Putin markiert eine neue Etappe in der Geschichte Russlands. Einige Linien früherer Perioden werden sicherlich fortgesetzt werden. Einige werden eine kritische Schwelle erreichen. Andere werden rückgängig gemacht werden. Aber es muss auch etwas Neues kommen.

Ich möchte die Aufmerksamkeit auf den ideologischen Aspekt lenken, der ein grundlegender Vektor für die weitere Entwicklung Russlands im internationalen Kontext werden kann.

In unserer erbitterten Konfrontation mit dem Westen, der am Rande eines nuklearen Konflikts und des Dritten Weltkriegs steht, wird das Problem der Werte immer deutlicher und kontrastreicher. Der Krieg in der Ukraine ist nicht nur ein Konflikt zwischen Staaten mit ihren ganz und gar rationalen nationalen Interessen, sondern ein Zusammenprall von Zivilisationen, die ihre Wertesysteme erbittert verteidigen.

Heute kann man mit Sicherheit sagen, dass Russland endgültig auf den Schutz traditioneller Werte gesetzt hat und mit ihnen die grundlegenden Prozesse zur Stärkung seiner eigenen zivilisatorischen Identität und geopolitischen Souveränität verbindet. Dabei handelt es sich nicht einfach um unterschiedliche Interessen von getrennten Einheiten innerhalb derselben – westlichen – Zivilisation, wie es bis vor kurzem noch möglich war, den Konflikt zwischen Russland und dem kollektiven Westen zu interpretieren, wenn auch mit einer gewissen Dehnung. Jetzt aber ist es offensichtlich geworden, dass zwei Wertesysteme aufeinanderprallen.

Der moderne kollektive Westen steht fest auf der Seite:

des absoluten Individualismus;
der LGBT* und der Genderpolitik;
des Kosmopolitismus;
der "Cancel Culture" ("Kultur des Tilgens");
des Posthumanismus;
der unbeschränkten Migration;
der Zerstörung aller Formen von Identität;
der kritischen Rassentheorie (nach der ehemals unterdrückte Völker das Recht haben, ihre ehemaligen Unterdrücker zu unterdrücken);
der relativistischen und nihilistischen Philosophie der Postmoderne.

Der Westen zensiert gnadenlos seine eigene Geschichte, verbietet Bücher und Kunstwerke. Der US-Kongress bereitet sich darauf vor, ganze Schriftstücke zu streichen, die angeblich bestimmte Personengruppen aus ethnischen und religiösen Gründen beleidigen. Darüber hinaus hat die Entwicklung digitaler Technologien und neuronaler Netze die Übertragung der Weltherrschaft von der Menschheit auf die künstliche Intelligenz auf die Tagesordnung gesetzt – und eine Reihe westlicher Autoren preisen dies bereits als unglaublichen Erfolg und lang erwarteten Moment der Singularität.

Im Gegensatz dazu vertritt Putins Russland ausdrücklich eine ganz andere Werteordnung, von der viele im Dekret Nr. 809 vom 9. November 2022 festgeschrieben sind. Russland verteidigt entschieden:

die kollektive Identität gegen den Individualismus;
den Patriotismus gegen den Kosmopolitismus;
die gesunde Familie gegen die Legalisierung von Perversionen;
die Religion gegen Nihilismus, Materialismus und Relativismus;
das menschliche Wesen gegen posthumanistische Experimente;
die organische Identität gegen ihre Aushöhlung;
die historische Wahrheit gegen die "Cancel Culture".

Es gibt also zwei gegensätzliche Orientierungen, mehr noch, zwei antagonistische Ideologien, zwei Weltanschauungssysteme. Russland wählt die Tradition – der Westen hingegen wählt alles, was nicht traditionell und sogar antitraditionell ist.

Das macht den Konflikt in der Ukraine, wo sich diese beiden Zivilisationen in einer erbitterten und entscheidenden Schlacht gegenüberstehen, zu etwas, das weit mehr als ein gewöhnlicher Interessenkonflikt ist. Das ist er natürlich auch, aber es ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist, dass zwei Modelle der weiteren Entwicklung der Menschheit in die Konfrontation eingetreten sind – der liberale, globalistische, antitraditionelle Weg des modernen Westens oder der alternative, multipolare, polyzentrische Weg mit der Bewahrung von Tradition und traditionellen Werten, für den Russland kämpft.

Und hier ist es höchste Zeit festzustellen, dass die multipolare Welt, zu der sich Russland in der vorangegangenen Phase von Putins Herrschaft bekannt hat, nur dann Sinn macht, wenn wir das Recht jedes Pols, jeder Zivilisation (heute eindeutig in BRICS vertreten) auf ihre eigene Identität, ihre eigene Tradition, ihr eigenes Wertesystem anerkennen. Multipolarität wird sinnvoll und gerechtfertigt, wenn wir von der Pluralität der bestehenden Kulturen ausgehen und ihr Recht anerkennen, die jeweils eigene Identität zu bewahren und sich auf der Grundlage interner Prinzipien zu entwickeln. Das bedeutet, dass die Pole der multipolaren Welt im Gegensatz zum globalistischen unipolaren Modell, in dem westliche Werte als universelle Werte standardmäßig dominieren, mehr oder weniger dem Weg Russlands folgen, aber nur unter dem Schutz ihrer traditionellen Werte, die jedes Mal anders sind.

Wir sehen dies deutlich im heutigen China. Es lehnt nicht nur Globalismus, Liberalismus und globalen Kapitalismus als Dogma ab, während es viele Merkmale der sozialistischen Ordnung beibehält, sondern wendet sich zunehmend den ewigen Werten der chinesischen Kultur zu, indem es die politische und soziale Ethik des Konfuzius, die die Gesellschaft mehrere Jahrtausende lang inspiriert und geordnet hat, in einer neuen Runde wiederbelebt. Es ist kein Zufall, dass eine der führenden Theorien der internationalen Beziehungen im modernen China auf der antiken Idee der Tianxia beruht, nach der China im Zentrum des Weltsystems steht und alle anderen Nationen, die das Himmelsreich umgeben, an der Peripherie liegen. China ist sein eigenes absolutes Zentrum, offen für die Welt, aber streng auf seine Souveränität, Einzigartigkeit und Identität bedacht.

Das moderne Indien (Bharat) bewegt sich in die gleiche Richtung, insbesondere unter der Herrschaft von Narendra Modi. Auch hier wird es von einer tiefen Identität, der Hindutva, beherrscht, die die Grundlagen der alten vedischen Kultur, Religion, Philosophie und Gesellschaftsordnung wiederbelebt.

Noch kategorischer lehnt die islamische Welt das Wertesystem des kollektiven Westens ab, das mit den islamischen Gesetzen, Regeln und Haltungen überhaupt nicht vereinbar ist. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Tradition.

In diese Richtung bewegen sich die Völker Afrikas, die eine neue Runde der Entkolonialisierung einläuten – dieses Mal des Bewusstseins, der Kultur und der Denkweise. Immer mehr afrikanische Denker, Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens besinnen sich auf die Wurzeln ihrer autochthonen Kulturen.

Auch Lateinamerika entdeckt allmählich diese neuen Horizonte des Traditionalismus, der Religion und der kulturellen Wurzeln und gerät dabei immer mehr in direkten Konflikt mit der Politik der Vereinigten Staaten und des kollektiven Westens. Die Besonderheit Lateinamerikas besteht darin, dass der antikoloniale Kampf lange Zeit überwiegend unter linken Parolen geführt wurde. Jetzt ändert sich die Situation: Die Linke entdeckt die traditionellen und konservativen Ursprünge ihres Kampfes (z. B. in der katholisch dominierten "Theologie der Befreiung") und eine konservative antikoloniale Front wächst (z. B. die "Theologie der Völker").

Bislang ist jedoch keine der auf Multipolarität ausgerichteten und die Tradition bevorzugenden Zivilisationen in einen direkten bewaffneten Konflikt mit dem Westen eingetreten, mit Ausnahme Russlands. Viele zögern und warten auf das Finale dieser dramatischen Konfrontation. Obwohl potenziell die Mehrheit der Menschheit die Hegemonie des Westens und seiner Wertesysteme ablehnt, ist außer uns niemand bereit, in eine direkte Auseinandersetzung mit ihm zu treten.

Damit hat Russland die einmalige Chance, sich an die Spitze der globalen konservativen Wende zu stellen. Es ist an der Zeit, direkt zu erklären, dass Russland den Anspruch der westlichen Zivilisation auf die Universalität ihrer Werte bekämpft und voll und ganz für die eigene (russisch-nationale, orthodoxe) und für alle anderen Traditionen eintritt. Denn im Falle des Triumphs des Globalismus und der Aufrechterhaltung der westlichen Hegemonie sind auch sie von der drohenden Zerstörung bedroht.

Alle Zivilisationen der Welt sind konservativ, das ist ihre Identität. Und sie sind sich dessen zunehmend bewusst. Nur der postmoderne Westen hat sich zu einem radikalen Bruch mit seinen klassischen christlichen Wurzeln entschlossen und begonnen, eine Kultur der Degeneration, der Perversion, der Pathologie und der technischen Ersetzung des Menschen durch posthumane Organismen (von der KI bis zu Cyborgs, Chimären und Produkten der Gentechnik) aufzubauen. Im Westen selbst lehnt ein bedeutender Teil der Gesellschaft diesen Weg ab und wendet sich zunehmend gegen den Kurs der herrschenden postmodernen liberalen Eliten auf die endgültige Abschaffung der kulturellen und historischen Identität der westlichen Gesellschaften selbst.

In seiner neuen Amtszeit als Präsident wäre es durchaus sinnvoll, wenn Putin die Verteidigung der Tradition – in Russland und in der Welt, einschließlich des Westens selbst – zu seiner wichtigsten ideologischen Mission erklären würde. Wladimir Putin ist in den Augen der gesamten Menschheit bereits der größte Führer, der diese Rolle spielt und der westlichen Hegemonie heldenhaft Widerstand leistet. Es ist höchste Zeit, Russlands globale Mission zum Schutz der Zivilisationen und ihrer traditionellen Werte zu verkünden. Hören Sie auf, mit dem Westen mitzuspielen und seine Strategien, Begriffe, Protokolle und Kriterien zu übernehmen. Die zivilisatorische Souveränität besteht darin, dass jede Nation das uneingeschränkte Recht hat, jede externe Politik zu akzeptieren oder abzulehnen, sich auf ihre eigene Art und Weise zu entwickeln, unabhängig davon, dass jemand von außen damit unzufrieden sein mag.

So erklärte die britische Zeitung Mirror kürzlich, am 7. Mai, neun Worte aus der Antrittsrede von Präsident Putin zu einer "schrecklichen Bedrohung für den Westen". Diese Worte lauteten:

"Russland selbst und nur es selbst wird sein eigenes Schicksal bestimmen!"

Das heißt, jede Andeutung von Souveränität wird vom Westen als eine Kriegserklärung an ihn aufgefasst. Russland hat sich darauf eingelassen und ist bereit, jeden zu unterstützen, der seine Souveränität ebenso stark verteidigt wie es selbst.

Natürlich hat jede Zivilisation ihre eigenen traditionellen Werte. Aber heute werden sie alle von einer aggressiven, intoleranten, betrügerischen und pervertierten Zivilisation angegriffen, die einen gnadenlosen Krieg gegen jede Tradition führt – gegen die Tradition als solche. Putins Russland kann sich in einer solchen Situation offen zum Träger einer umgekehrten Mission erklären – zum Verteidiger von Tradition und Norm, von Kontinuität und Identität.

Früher, im zwanzigsten Jahrhundert, beruhte der Einfluss Russlands in der Welt hauptsächlich auf der linken Bewegung. Heute ist sie jedoch allmählich verschwunden, entweder vom Liberalismus aufgesogen oder von selbst erschöpft (mit wenigen Ausnahmen und meist im Bündnis mit antikolonialen konservativen Tendenzen). Jetzt lohnt es sich, auf die Konservativen, die Verfechter der zivilisatorischen Identität zu setzen. Und so wird ein neuer Slogan geboren: Traditionalisten aller Länder, vereinigt euch!

Und wir sollten uns nicht genieren, schämen oder verstecken. Je selbstbewusster wir diesen Weg beschreiten, desto schneller und zuverlässiger wird unser Einfluss in der Welt wachsen. Wenn wir uns entschieden haben, auf Multipolarität zu setzen, müssen wir darin konsequent sein.

Jeder sieht in Putin bereits die Schlüsselfigur des konservativen Aufbruchs. Es ist an der Zeit, dies offen auszusprechen. Kritik aus dem Westen lässt sich in jedem Fall nicht vermeiden, aber die entscheidenden Faktoren in den Beziehungen zum Westen sind jetzt andere. Und unsere Verbündeten – aktuelle und potenzielle – werden Russland mit neuem Elan unterstützen. Schließlich werden ihnen unsere weitreichenden Ziele und Absichten nun klar sein. Sie werden uns vertrauen und ohne Misstrauen und Zögern gemeinsam mit uns eine gerechte und ausgewogene Welt im Interesse der gesamten Menschheit aufbauen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 14. Mai 2024 auf ria.ru erschienen

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Mexikanischer Präsident rät zur Lektüre von Tolstoi, Dostojewski und Gogol

19. Mai 2024 um 06:00

Der mexikanische Präsident Manuel López Obrador hat sich in den sozialen Medien X an junge Menschen gewandt und ihnen geraten, die Werke von Leo Tolstoi, Fjodor Dostojewski und Nikolai Gogol zu lesen:

"Hinweis für junge Leute: Bei allem Respekt vor TikTok und den sozialen Medien, es gibt nichts Besseres als die Lektüre eines guten Buches."

Der Staatschef begleitete seinen Beitrag in den sozialen Netzwerken mit einem Internetlink zu einer Liste von Literatur, die er jungen Menschen in Mexiko zu lesen empfiehlt. Insbesondere nannte er vier Bücher von Tolstoi: "Krieg und Frieden", "Staat – Kirche – Krieg", "Was ist mein Glaube?" und "Das Reich Gottes ist in Euch". Dazu "Verbrechen und Strafe" von Dostojewski und "Taras Bulba" von Gogol. Darüber hinaus empfahl Obrador der jungen Generation, sich mit Lenins Arbeit "Staat und Revolution: Die Lehre des Marxismus vom Staat und die Aufgaben des Proletariats in der Revolution" sowie mit Niccolò Machiavellis Traktat "Der Fürst" vertraut zu machen. 

Die Liste der empfohlenen Werke des mexikanischen Präsidenten enthält auch die Autobiografie des südafrikanischen politischen Führers Nelson Mandela "Der lange Weg zur Freiheit" und das Werk des kubanischen Unabhängigkeitskämpfers José Martí "Unsere Amerika". Die meisten der vom mexikanischen Präsidenten empfohlenen Werke befassen sich mit der Geschichte des Landes vor der spanischen Kolonisierung, dem Kampf um Unabhängigkeit und der Staatsbildung. 

Zuvor hatte der russische Außenminister Sergei Lawrow seine Empfehlungen an die spanische Zeitung La Vanguardia weitergegeben, die eine Umfrage unter den führenden politischen Persönlichkeiten der Welt durchgeführt hatte. Lawrow empfahl den europäischen Lesern, sich ebenfalls mit dem Roman "Verbrechen und Strafe" von Dostojewski und "Taras Bulba" von Gogol vertraut zu machen. Er riet außerdem, "Die Insel Krim" von Wassili Aksjonow und "Die weiße Garde" von Michail Bulgakow zu lesen. 

Zuvor war bekannt geworden, dass der Filmregisseur aus Bosnien und Herzegowina Emir Kusturica die Handlungen der Romane "Verbrechen und Strafe" und "Der Idiot" von Dostojewski in einem einzigen Film vereinen wird. Der kommende Film trägt den Titel "Verbrechen ohne Strafe" und wird in St. Petersburg und Sibirien gedreht.

Der Regisseur sagte, dass der Film eine Kombination zweier literarischer Werke sein wird und sich als "gesellschaftlich relevanter Film" erweisen könnte. Für die Zukunft plant Kusturica, auch den Roman "Laurus" von Jewgeni Wodolaskin zu verfilmen und einen Film über ein Werk von Gogol zu drehen. Bei Letzterem hat er sich jedoch noch nicht entschieden, welches seiner Werke er verfilmen wird.

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Moskauer Taxifahrer erhalten Testversion für obligatorischen Russisch-Sprachtest

18. Mai 2024 um 21:55

Das russische Taxigewerbe ist seit Langem fest in der Hand von Zuwanderern, vor allem aus den ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien wie Tadschikistan und Usbekistan. Während es früher den Migrationsbehörden überlassen war, die Russischkenntnisse der Fahrer zu überprüfen, haben die Taxi-Unternehmen nun selbst beschlossen, obligatorische Sprachtests einzuführen. Darüber berichtet das Magazin Moskvich.mag. Der größte Taxi-Unternehmer in der russischen Hauptstadt, der zur Yandex-Holding gehört, hat seinen Fahrern – hauptsächlich aus Tadschikistan und Usbekistan – ein Angebot zur Teilnahme an einem Probesprachtest gemacht, der bald verpflichtend sein wird, heißt es in dem Bericht. Die Botschaft von Yandex lautet:

"Bald wird es verpflichtend sein, einen russischen Sprachtest im Fahrdienst von Yandex zu absolvieren! Jetzt ist es notwendig, eine Testversion des Tests zu durchlaufen. Sie ist völlig anonym und zieht keine Konsequenzen nach sich."

Wie Moskvich.mag bemerkt, ist in den Taxi-Unternehmen in der Regel vorgeschrieben, dass der Fahrer über "ausgezeichnete Kenntnisse der russischen Sprache verfügen und diese fließend sprechen" muss, doch dieses Kriterium wird meist nur oberflächlich umgesetzt.

Zuvor hatte der Öffentliche Rat für die Entwicklung des Taxigewerbes mitgeteilt, dass zugewanderte Fahrer, die als Taxifahrer arbeiten wollen, Prüfungen zur russischen Sprache, zur russischen Geschichte und zu den Grundlagen der Gesetzgebung des Landes ablegen müssen.

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Georgische Präsidentin legt Veto gegen Gesetz über ausländische Agenten ein

18. Mai 2024 um 21:39

Wie erwartet, hat die georgische Präsidentin Salome Surabischwili ihr Veto gegen das vom Parlament verabschiedete Gesetz über ausländische Agenten eingelegt. Das teilte die Staatschefin am Samstag auf einer Pressekonferenz mit.

Surabischwili hatte wiederholt versprochen, das Gesetz zu blockieren, wenn es ihr zur Unterschrift vorgelegt wird, und ihre Unterstützung für diejenigen zum Ausdruck gebracht, die gegen das Gesetz protestieren. Das Veto der Präsidentin kann jedoch nach der georgischen Verfassung leicht überwunden werden: Das Parlament benötigt lediglich eine einfache Mehrheit, um es zu überstimmen.

Am 14. Mai hatte das georgische Parlament in dritter und letzter Lesung den von der Regierungspartei Georgischer Traum eingebrachten Gesetzentwurf "Über die Transparenz ausländischer Einflussnahme" angenommen. Es sieht die Registrierung nicht kommerzieller juristischer Personen und Medien vor, deren Einnahmen – insbesondere zu mehr als 20 Prozent – aus dem Ausland stammen. Darüber hinaus müssen alle Organisationen, die Interessen ausländischer Kräfte verfolgen, in das staatliche Register eingetragen werden. Die erhaltenen Einkünfte müssen deklariert werden, andernfalls droht eine Geldstrafe von 25.000 georgischen Lari.

Das umstrittene Gesetz wird von seinen Gegnern und in der Propaganda im Westen das "russische Gesetz" genannt, obwohl es eher dem US-Gesetz über ausländische Agenten ähnelt und von dem Letzteren mehr oder weniger wörtlich "abgeschrieben" wurde.

Die Diskussion über das Gesetz in dem transkaukasischen Land hatte zu wochenlangen, teils gewalttätigen Protesten der Opposition vor dem Parlament in Tiflis geführt. Beobachter sehen angesichts des Auftritts mehrerer westlicher Politiker, darunter die Außenminister einiger EU-Mitgliedstaaten, den Versuch eines Regimewechsels, einer sogenannten "Farbrevolution", wie sie Georgien bereits 2004 erlebt hatte. Die amtierende georgische Regierung hatte sich geweigert, sich den antirussischen Sanktionen anzuschließen und bereits damit in Washington, Brüssel und einigen europäischen Hauptstädten Missgunst auf sich gezogen.

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"Vorherrschaft der USA am Ende" – Indien beginnt großes Projekt mit Iran

18. Mai 2024 um 21:14

Von Elem Chintsky

Über mindestens zehn Jahre wird Indien den Hafen von Tschabahar im iranischen Südosten verwalten, ausweiten und weiterentwickeln. Das haben beide Länder Anfang dieser Woche mit einem neuen Vertrag besiegelt. Er stellt eine weitere, signifikante, geostrategische Absichtserklärung Indiens dar. Denn dieses neue Abkommen über den Hafen der Stadt Tschabahar dient in allererster Linie seiner Implementierung in den Internationalen Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC). Womit die bereits bestehende Handelsroute von Indien nach Russland über Iran modernisiert und verbessert wird.

Eines der Gründungsmitglieder des INSTC ist Russland – mit Moskau als dem nördlichsten Außenposten der Route. Ähnlich wie der Nördliche Seeweg über die Gewässer der Arktis, ist der INSTC eine viel nachhaltigere und kostengünstigere Variante, Logistik und Handel um die Welteninsel herum zu betreiben – bei Ersterem spielen vor allem Russland und China eine Schlüsselrolle.

Mit Tschabahar übernimmt Indien erstmals die Verwaltung eines ausländischen Hafens. Die logistische Verbindung Indiens mit Afghanistan, Zentralasien und Eurasien wird an Bedeutung gewinnen. Dies ist ein weiteres Beispiel für die konstruktive Verselbstständigung der BRICS-Gruppe, in der Indien als Gründungsmitglied – und Iran als Neuzugang seit Januar 2024 – eine Rolle spielt. Seit spätestens 2016 wurde mittelfristig die indisch-iranische Zusammenarbeit in diesem Hafen diskutiert und geplant. Die Abmachungen der letzten Jahre wurden bisher jährlich verlängert. Nun wurde auf einmal eine ganze Dekade beschlossen, mit automatischer Vertragsverlängerung, falls beide Seiten dies wünschen.

Andernorts hält sich die Begeisterung in Grenzen – sowohl beim Westen im Allgemeinen, als auch beim problematischen Nachbarn und US-Verbündeten Pakistan im Besonderen. Jedes Land, das mit Iran Handelsbeziehungen unterhält, sei einem "potenziellen Risiko für Sanktionen" ausgesetzt, so die Warnung der USA an Indien.

Mittlerweile verlieren die Sanktionsdrohungen und tatsächlichen Sanktionierungen gegen Iran und Russland an Gewicht, da die Resultate, welche die westlichen Machtzentren sich davon erhofften, ausblieben. Im Gegenteil, die Isolationsversuche bewirken eher eine rasante Vitalisierung einerseits der jeweiligen Volkswirtschaften, und andererseits der supranationalen Zusammenarbeit dieser Nationen in der eurasischen Länder-Gemeinschaft.

Diese Abmachungen über eine enge Zusammenarbeit Teherans und Neu-Delhis markieren für die G7-Länder schmerzhaft die Eigenständigkeit und Handlungsfreiheit des einst kolonialen Indiens auf dem eurasischen Kontinent. Zum einen wird durch dieses Projekt die Attraktivität der klassischen, von Krieg und Konflikten beeinträchtigten, längeren Handelsroute durch den Suezkanal, das gesamte Mittelmeer und entlang der europäischen Atlantikküste sowie die Nord- und Ostsee deutlich geschmälert. Zum anderen sinkt die Nachfrage für und die Abhängigkeit von dem pakistanischen Hafen Gwadar, der sich nur 170 Kilometer östlich vom Hafen Tschabahar befindet. Auf Ersteren wird Indien sehr bald nicht mehr angewiesen sein.

Gewisse Bemerkungen des indischen Chefdiplomaten Subrahmanyam Jaishankar wurden zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie die Unterzeichnung des Vertrages zum Ausbau des iranischen Hafens publik:

"Die Dominanz der USA, die nach dem Ende des Kalten Krieges begann, ist heute praktisch am Ende."

Und Jaishankar führte weiter aus:

"Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor die führende Macht der Welt. Aber man kann sagen, dass der Abstand zwischen der nächsten Gruppe von Mächten und den USA aus einer Reihe von Gründen sehr viel kleiner geworden ist, als er früher war. Darüber hinaus haben die USA selbst ihre Haltung gegenüber der Welt geändert."

Er betonte, dass sein Land selbst Teil dieser Kräfteverschiebung sei. Während Indien noch vor zehn Jahren in der Rangliste der wirtschaftlichen Entwicklung den 10. Platz belegte, hat es heute schon den 5. Platz inne und strebt als "größte Demokratie der Welt" den 3. Platz an. Der Kreis schließt sich mit den Worten des indischen Außenministers, der kürzlich versicherte, dass das iranisch-indische Projekt im Hafen von Tschabahar eine "langfristige Vereinbarung" sei.

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Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.

Neukaledonien: Frankreich steht vor einer schicksalhaften Herausforderung

18. Mai 2024 um 20:41

Von Elena Karajewa

Die Pogromszenen auf der Insel Neukaledonien, der  (Hauptinsel des gleichnamigen Archipels) lenkten die Aufmerksamkeit der Welt auf diesen Winkel der Welt, den die französische Metropole siebzehntausend Kilometer von ihrer Hauptstadt entfernt ihr Eigen nennt. Die Situation dort ist noch komplizierter, als es scheint. Es sieht eher nach einem Aufstand als nach einer Revolution aus.

Aber was ist der Grund für einen solchen Aufruhr, bei dem es Tote und Verletzte gibt, darunter einfache Zivilisten und Ordnungskräfte?

Kurz gefasst: Paris hat in seiner gesamten kolonialen und neokolonialen Geschichte nie gelernt, mit denen, die es eroberte und beherrschte, zu reden und als gleichberechtigt anzusehen.

Anlass für die aktuellen Ereignisse war die Verabschiedung eines Rechtsakts durch den französischen Senat, der das Wahlrecht der Bewohner des Archipels betrifft. Das Gesetz gibt Siedlern, die seit zehn Jahren auf der Insel leben, das gleiche Wahlrecht, wie es bisher die einheimische Bevölkerung hatte.

Die Kanaken, die Ureinwohner, die etwa vierzig Prozent der Bevölkerung ausmachen, verstehen gut, was die Metropole damit erreichen will: Bei den Kommunalwahlen (Neukaledonien hat sogar größere Autonomierechte als Korsika) sollen künftig profranzösische Politiker siegen.

Und was entscheidet das lokale Parlament? Eine ganze Menge. Zum Beispiel überwacht es die Umsetzung der Abkommen von vor dreißig Jahren, als Neukaledonien teilweise vom Mineralienhandel profitieren durfte, wodurch nicht mehr alle Profite nach Paris wandern. Inzwischen ist das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Neukaledonien etwas höher als in der Eurozone insgesamt. Es übersteigt in absoluten Zahlen sogar das der Spanier und der Italiener.

Jetzt sind wir an der Wurzel des Problems. Auf Neukaledonien entfällt etwa ein Drittel der weltweiten Nickelerzreserven. Es ist einer der fünf Hauptlieferanten von Nickel auf dem Weltmarkt. Und ohne Nickel ist, wie wir wissen, die Automobilindustrie heute nicht mehr denkbar. Die Metallurgie hat trotz der Nachfrage Probleme, da sie viel Energie verschlingt, deren Preis immer weiter steigt.

Die Kanaken, die auf wirtschaftliche Unabhängigkeit von Paris hoffen, und ihre Sympathisanten sagen, dass sie ihre Bodenschätze selbst verwalten wollen. Paris antwortet "Habt ihr den Verstand verloren?" und schickt sofort die Truppen los. Nicht allein, weil die französische Hauptstadt, die von der Inselgruppe aus nur per Flugzeug in 30 Flugstunden erreichbar ist, die alleinige Kontrolle über die Inseln braucht.

Neukaledonien beherbergt auch französische Militärstützpunkte. Marineinfanteristen sind dort stationiert, es gibt eine Hubschrauberträgerfregatte, und es gibt Kampfflieger. Warum unterhält Paris eine so teure und aufwändige Militärpräsenz?

Um sein Gewicht und seinen Einfluss in der indopazifischen Region aufrechtzuerhalten. Diese Region hat bereits eine führende Rolle in der Weltwirtschaft eingenommen und wird in den kommenden Jahren voraussichtlich mit für die Alte Welt unvorstellbaren Raten wachsen. 

Die Gründe für die derzeitige Revolte, den Aufstand, die Unruhen, wie auch immer man es nennen will, haben nichts damit zu tun, wer wählt oder wie er wählt oder wählen wird; sondern damit, dass Paris weder Macht noch Geld noch rechtliche Befugnisse mit jemandem teilen will. Nicht umsonst ist Frankreich ein Einheitsstaat mit einer sehr mächtigen Zentralregierung, die in fast allen Bereichen entscheidet. Nicht umsonst hat diese Zentralregierung vor vier Jahrzehnten begonnen, die Befürworter der wirtschaftlichen Unabhängigkeit in den französischen Überseegebieten konsequent zu verdrängen, manchmal sanft und politisch, manchmal hart, mithilfe von Gendarmerie und Militär.

Seit der pazifische Archipel 1853 in die Hände von Paris gefallen ist, versucht er, sich wieder aus Frankreichs festem Griff zu befreien, bislang ohne Erfolg.

Noch kann die Bewegung für mehr Unabhängigkeit und mehr lokale Rechte nicht als Separatismus bezeichnet werden, aber auf den Wunsch nach wirtschaftlicher Teilhabe folgt in der Regel der Wunsch nach größerer (oder vollständiger) politischer Freiheit. Und andersherum: Die politische Freiheit vom Willen der Zentralregierung (die, wie wir uns erinnern, knapp die halbe Länge des Äquators entfernt ist) führt auch zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit.

Macron ist natürlich ein drittklassiger Politiker, aber er hat sehr schnell erkannt, dass die Unruhen in Neukaledonien eine direkte Bedrohung für das derzeitige Staatsgefüge Frankreichs darstellen. Denn auch andere Kolonien, Korsika zum Beispiel, könnten sich ermutigt sehen, ihren Unmut zu äußern. Und dann sind da noch die französischen Antillen und Martinique. Auch sie könnten Paris unbequeme Fragen stellen, und die Unabhängigkeitsbewegung existiert dort bereits als parteipolitische Kraft.

Was dann?

Wenn es jetzt nicht seine Stärke zeigt, indem es jeden Versuch der Empörung im Keim erstickt, die Armee einsetzt und die sozialen Medien verbietet, kann niemand garantieren, dass Frankreich die fraglichen Gebiete nicht verliert. Am Ende könnte nur noch das "Mutterland" auf dem europäischen Kontinent übrig bleiben. Frankreich ist auf dem Weg von einer starken globalen Macht zu einem europäischen Regionalstaat.

Dies ist die Antwort auf die Frage, warum die Reaktion von Paris auf die Geschehnisse in Neukaledonien so schnell und unverhältnismäßig hart ausfiel. Paris kann es sich leisten, das Image der "Wiege aller Rechte und Freiheiten" zu verlieren, indem es die Unzufriedenen und Andersdenkenden inhaftiert. Es ist für die dort Regierenden jedoch undenkbar, Frankreichs Status und seinen Einfluss in Übersee zu verlieren, auch wenn dies übel nach Neo- und sogar klassischem Kolonialismus riecht. Das heißt aber nicht, dass der Volkszorn und der Wille zur Freiheit mit Gewalt und Härte auf Dauer erdrückt werden können. Nein, sie müssen nur noch reifen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 18.05.2024 auf ria.ru erschienen. 

Mehr zum Thema - Frankreich verliert Kontrolle in Teilen Neukaledoniens

Nun doch offiziell – USA investierten in "Gain-of-Function"-Forschung in Wuhan

18. Mai 2024 um 20:15

Der Begriff "Gain-of-Function-Forschung" bezieht sich auf die Modifizierung und Erhöhung der Übertragbarkeit tierischer Viren, um deren Wirkung auf den Menschen besser untersuchen zu können. Dieser Forschungszweig dient Kritikern dieser Technik vor allem argumentativ mit Hinblick auf die Labor-Hypothese zum Ursprung des Coronavirus. Die Hypothese, dass die USA Labore im chinesischen Wuhan finanziell und damit die "Gain-of-Function-Forschung" aktiv unterstützten, hatte jahrelang als medial titulierter "Verschwörungsmythos" von "Corona-Leugner" gegolten.

Dr. Anthony Fauci, der leitende Gesundheitsberater der US-Regierung sowohl unter Donald Trump als auch unter Joe Biden, hatte bei zurückliegenden Ausschussbefragungen bestritten, dass die National Institutes of Health (NIH) jemals GoF-Forschung in China finanziert hätten. Die US-Zeitung New York Post (NYPtitelte nun am 16. Mai:

"NIH-Beamter gibt nach jahrelangem Dementi endlich zu, dass die Steuerzahler die Gain-of-Function-Forschung in Wuhan finanziert haben."

Bei dem Beamten handelt es sich dabei um Dr. Lawrence A. Tabak, den stellvertretenden Hauptdirektor der NIH. Tabak war von Dezember 2021 bis November 2023 amtierender NIH-Direktor gewesen. Der vormalige "Ethikberater" war am Donnerstag dieser Woche zu seiner Aussage vor dem US-Kongress geladen worden. Die Kongressabgeordneten trafen sich im Rahmen des sogenannten "Aufsichts- und Rechenschaftspflichtunterausschuss für die Coronavirus-Pandemie" (House Oversight and Accountability Select Subcommittee on the Coronavirus Pandemic).

Im NYP-Artikel wird zu den Tabak-Aussagen vor dem Ausschuss erläutert, dass die republikanische Abgeordnete Debbie Lesko aus Arizona den Mediziner direkt mit der Frage konfrontierte: "Dr. Tabak, haben die NIH die Funktionserweiterungsforschung am Wuhan Institute of Virology durch [die in Manhattan ansässige gemeinnützige] EcoHealth [Alliance] finanziert?"

Der leitende NIH-Mitarbeiter antwortete:

"Das hängt von Ihrer Definition der Funktionsgewinnforschung ab. Wenn Sie über den allgemeinen Begriff sprechen, dann ja, das haben wir."

Im Video wird die diesbezügliche Antwort Faucis vor einem Ausschuss im Jahr 2021 der von Tabak im Mai 2024 gegenübergestellt:

It’s official. The US Govt funded gain of function research at the Wuhan lab. That research resulted in the creation of Covid-19 by editing a coronavirus to infect humans. The US Govt is responsible for the death of millions. Where is the outrage? pic.twitter.com/Jit5K8MOAu

— Kim Dotcom (@KimDotcom) May 16, 2024

Im NYP-Artikel wird resümiert, dass die getätigte Bestätigung der finanziellen Unterstützung nun "nach mehr als vier Jahren des Ausweichens von den Bundesbeamten des öffentlichen Gesundheitswesens – einschließlich Tabak selbst und des ehemaligen NIAID-Institutsdirektors Dr. Anthony Fauci" erfolge.

Tabak gab demnach weiter zu Protokoll, dass "diese Forschung, der Oberbegriff [Gain-of-Function], in vielen, vielen Labors im ganzen Land betrieben wird". Sie sei offiziell "nicht reguliert". Der Grund dafür ergebe sich aus der vermeintlichen Tatsache, dass die "GoF"-Forschung für niemanden eine Gefahr oder einen Schaden" darstelle.

Im Rahmen einer offensiven politischen Aufarbeitung der US-Corona-Krise hatte das US-Gesundheitsministerium bereits im Juli 2023 beschlossen, "das Wuhan Institute of Virology für die nächsten zehn Jahre von der Gewährung von Bundeszuschüssen auszusetzen". Der EcoHealth Alliance, einer in den USA ansässigen Nichtregierungsorganisation, die sich laut ihrem Leitbild "für die Verhinderung von Pandemien einsetzt", wurden am Dienstag vom HHS-Ausschuss laut NYP-Informationen "alle Zuschüsse für die nächsten drei Jahre entzogen".

Präsident der EcoHealth Alliance ist der umstrittene Mediziner Dr. Peter Daszak. Im Juni 2021 hatte der britische Telgraph zu Enthüllungen zur Personalie Daszak und fraglichen GoF-Aktivitäten des Wissenschaftlers berichtet:

"Die Unterlagen enthüllen, dass nur 18 Monate vor dem Auftreten der ersten COVID-Fälle Forscher Pläne dazu eingereicht hatten, hautdurchdringende Nanopartikel und Aerosole mit 'neuartigen chimären Spike-Proteinen' von Fledermaus-Coronaviren in Höhlenfledermäusen freizusetzen. Zielgebiet dieser Aktion war die chinesische Provinz Yunnan, etwa 2.000 Kilometer südwestlich von Wuhan. (...)

Die Forscher planten auch, chimäre Viren zu erschaffen, die genetisch so optimiert sind, dass sie Menschen leichter infizieren können. Sie beantragten 14 Millionen US-Dollar von der US-Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), um diese Arbeit zu finanzieren. Die Dokumente enthüllen zudem, dass der Zoologe Peter Daszak von der US-amerikanischen EcoHealth Alliance ein Angebot einreichte, das vorsah, in Fledermaus-Coronaviren 'human-spezifische Spaltstellen' einzubringen, die es dem Virus erleichtern würden, in menschliche Zellen einzudringen."

Im NYP-Artikel wird an die Existenz einer veröffentlichten "privaten Korrespondenz, einschließlich einer E-Mail aus dem Jahr 2016, in der Daszak das Ende einer von der Obama-Regierung verhängten Pause in der Gain-of-Function-Forschung feierte" erinnert.

In einem Brief an den Kongress vom Oktober 2021 hatte Tabak dann laut NYP bereits eingeräumt, dass "das NIH ein 'begrenztes Experiment' am Wuhan Institute of Virology finanziert hatte, bei dem getestet wurde, ob 'Spike-Proteine von natürlich vorkommenden Fledermaus-Coronaviren, die in China zirkulieren, in der Lage waren, sich in einem Mausmodell an den menschlichen ACE2-Rezeptor zu binden'".

Sein Medizinerkollege Fauci hatte demgegenüber fortdauernd bestritten, dass es sich bei der Forschung im Wuhan-Labor um Gain-of-Function-Experimente gehandelt hatte sowie dass seitens der USA Finanzgelder geflossen waren. So hatte er im Mai 2021 vor einem Ausschuss erklärt:

"Das NIH hat nie und wird auch jetzt keine Gain-of-Function-Forschung im Wuhan Institute of Virology finanzieren."

Diese Aussage kann nun durch die Beantwortung des leitenden NIH-Kollegen Tabak als Lüge gewertet werden. Der republikanische Ausschussteilnehmer Brad Wenstrup wird mit der Erklärung zitiert, dass "Dr. Fauci und Dr. Collins – ein ehemaliger NIH-Direktor – bereits vor über einem Jahrzehnt eingeräumt haben, dass die Gain-of-Function-Forschung mit Risiken verbunden ist".

Mehr zum Thema – Bundestag: AfD-Antrag auf "Corona-Expertenanhörung" findet keine Mehrheit

Antirussische Sanktionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: WDR schließt Russen von Aufträgen aus

18. Mai 2024 um 19:35

Längst ist die EU bei ihrem dreizehnten Sanktionspaket gegen Russland angekommen und arbeitet an weiteren antirussischen Maßnahmen wie der Konfiszierung russischer Vermögenswerte und Zinsen. Allerdings entfalten auch die vorangegangenen Sanktionen, die Brüssel seit Februar 2022 verhängt hat, ihre Wirkung. Die EU-Sanktionen beeinflussen sogar Bereiche des alltäglichen Lebens, in denen man nicht vermuten würde, dass sie von den antirussischen Vorschriften der EU betroffen sind.

So liegt der Redaktion von RT DE auszugsweise ein Schreiben des Westdeutschen Rundfunks (WDR) aus Köln vor, in dem Einzelheiten eines Arbeitseinsatzes für ein Unternehmen geregelt werden, das als Auftragnehmer für den öffentlich-rechtlichen Sender fungiert. Das Schreiben ist in Bezug auf firmen- und personenbezogene Daten sowie Ort und Datum geschwärzt. Offenbar handelt es sich bei der Firma um ein Dienstleistungsunternehmen, das für den WDR tätig ist.

In dem Schreiben – ob es sich um einen Vertrag oder einen Auftrag handelt, ist nicht ganz klar, aber auch unerheblich – wird im Wesentlichen festgelegt, dass das beauftragte Unternehmen keine Verbindungen nach Russland haben und zur Erfüllung des Auftrags keine russischen Staatsangehörigen beschäftigen darf.

Der WDR bezieht sich, wie betont wird, als "öffentlicher Auftraggeber" auf das sogenannte Fünfte Sanktionspaket der EU, einer Verordnung des Rates vom 8. April 2022. Mit dem Artikel 5k dieser Rechtsvorschrift hatte die EU russische Staatsangehörige und russische Unternehmen oder Organisationen von öffentlichen Aufträgen in EU-Ländern ausgeschlossen.

Demnach verlangt der WDR als Voraussetzung für die Auftragsvergabe, dass der Geschäftspartner versichert, nicht in den Kreis der sanktionierten Personen (russische Staatsbürger) oder zu den sanktionierten russischen Organisationen und Institutionen zu gehören. Der Sender schreibt:

"Insofern bestätigt der Auftragnehmer, dass er nicht zu nachfolgend aufgeführten Personen, Organisationen oder Einrichtungen zählt:

a) russische Staatsangehörige oder in Russland niedergelassene natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen,

b) juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen, deren Anteile zu über 50 % unmittelbar oder mittelbar von einer der unter Buchstabe a) genannten Organisationen gehalten werden, oder

c) natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen, die im Namen oder auf Anweisung einer der unter Buchstabe a) oder b) genannten Organisationen handeln."

Verschärft wird die antirussische Regelung noch durch die Forderung, dass der Auftragnehmer dem Sender versichern muss, dass "am Auftrag keine Unternehmen im Sinne des Absatzes 2 als Unterauftragnehmer, Eignungsleiher oder Lieferanten beteiligt sind."

In den noch geltenden Programmrichtlinien des WDR von 2014 schreibt Intendant Tom Buhrow in seinem Vorwort:

"Wir vom WDR geben in einer immer komplexeren Welt Orientierung, sind unabhängig, kompetent und mutig. … Wir sind begeistert von unserer Heimat, kennen Wahrheiten, Ecken und Kanten."

Gerade erst in den vergangenen Tagen hatte der WDR zahlreiche Sendungen in seinen Programmen zu den Themen Toleranz und Anti-Diskriminierung. Die faktische Diskriminierung von russischen Staatsangehörigen durch die EU blieb dabei wohlweislich ausgeblendet, von der eigenen russophoben Praxis der Auftragsvergabe des öffentlich-rechtlichen Senders einmal abgesehen.

Mehr zum Thema - Über die Kontinuität der Verfolgung Andersdenkender in Deutschland

Bürgermeister von Tiflis: EU-Minister, die an Protesten teilnahmen, verdienen "Tritt in den Hintern"

18. Mai 2024 um 18:29

Die georgische Führungselite hat mit der Einmischung der EU in die inneren Angelegenheiten Georgiens abgerechnet. Nachdem die Außenminister von Island, Estland, Lettland und Litauen an einer Massen-Protestkundgebung der radikalen Opposition in Tiflis teilgenommen hatten, nannte der Oberbürgermeister der Hauptstadt und Generalsekretär der regierenden Partei "Georgischer Traum", Kacha Kaladse, deren Aktion "verletzend".

Der angebliche Grund für den ungebetenen Besuch der Politiker waren die Versuche des Westens, Druck auf das georgische Parlament auszuüben, das sogenannte Agenten-Gesetz nicht zu beschließen. Nachdem das Gesetz am 14. Mai schließlich doch mit überwältigender Mehrheit verabschiedet wurde, kamen die Außenminister aus Island und den drei baltischen Staaten am darauffolgenden Tag zu einer Kundgebung vor das Parlamentsgebäude und ergriffen auf einer Bühne das Wort.

Laut dem estnischen Außenminister Margus Tsahkna hätten die Parlamentarier mit der Abstimmung die Bürger ihres Rechts beraubt, sich zu entscheiden, welchem Bündnis (gemeint war die EU) sie angehören möchten. Durch das Agenten-Gesetz hätten die Georgier ihre Freiheit verloren. Tsahkna rief die versammelten Demonstranten, überwiegend junge Menschen und Studenten, zu weiteren Protesten gegen die Regierung auf. Auch Politiker aus anderen EU-Staaten haben an einem anschließenden Protestzug teilgenommen.

Bei der regierenden Partei "Georgischer Traum" löste diese Aktion Empörung aus. "In allen entwickelten Ländern würde man nach so einer Tat am Schopfe gepackt und mit einem Tritt in den Hintern rausgeschmissen werden", sagte der Generalsekretär der Partei, Kacha Kaladse, am Freitag gegenüber Journalisten. 

Nach Ansicht des Bürgermeisters unternehme Georgien heute Schritte, um politisch stärker zu werden und seine Staatlichkeit und Souveränität zu festigen. "Daher sollte niemand ein solches Verhalten wie das dieser Minister zulassen", sagte Kaladse.

Er kommentierte auch die Äußerung des estnischen Außenministers über die Möglichkeit, die im Jahr 2017 eingeführte liberale Visaregelung für Georgien zu überdenken, wenn der "Georgische Traum" das Gesetz "Über die Transparenz ausländischer Einflussnahme" nicht zurückzieht.

"Er soll diese Drohungen und Erpressungen für sich behalten. Soll er doch mit seiner Bevölkerung in einem solchen Ton reden! Wir haben das nicht verdient", sagte Kaladse.

Er sagte, dass "Georgien, das alles Notwendige auf dem Weg der europäischen Integration getan hat, aus eigenem Interesse handeln und ein würdiges Mitglied der EU werden wird". Zuvor hatte der georgische Außenminister Ilja Darchiaschwili die Teilnahme seiner EU-Kollegen an der Kundgebung der Opposition in Tiflis scharf verurteilt und den Vorfall als "unerhört und inakzeptabel" bezeichnet.

Georgien war eines der ersten Länder im postsowjetischen Raum, in dem im Jahr 2003 die sogenannte Farbrevolution erfolgreich durchgeführt wurde. Infolge der Ereignisse kam der inzwischen inhaftierte Ex-Präsident Micheil Saakaschwili an die Macht. Er schlug einen radikal prowestlichen Kurs ein, was zu Spannungen mit Russland und im Jahr 2008 schließlich zum fünftägigen russisch-georgischen Krieg führte. Nach der Niederlage im Krieg spalteten sich die beiden abtrünnigen Republiken Südossetien und Abchasien endgültig von Georgien ab. 

Die Lehren aus der Geschichte und ein neuer, pragmatischer Ansatz haben die georgische Politik zu einem langsamen Umdenken gebracht. Doch offenbar gibt es sowohl bei den politischen Eliten als auch in Teilen der georgischen Gesellschaft nach wie vor Illusionen über eine künftige Mitgliedschaft des Landes in der Europäischen Union. 

Mehr zum Thema - Georgischer Premierminister: USA wollen Regimewechsel, um zweite Front für Kiew aufzumachen

"Russland, Leute, Russland!" – Ukrainer lässt russische Fahne über dem Reichstag kreisen

18. Mai 2024 um 17:32

Ein Ukrainer hat am 9. Mai eine Drohne mit einer daran befestigten russischen Staatsfahne sowie St.-Georgs-Bändern über dem Reichstagsgebäude kreisen lassen. Das berichten mehrere lokale Zeitungen unter Berufung auf die Berliner Polizei. Außerdem hat der Mann selbst ein Video seiner "Tat" veröffentlicht, das in den sozialen Netzwerken kursiert.

Wie der Tagesspiegel nun erfuhr, handelt es sich bei dem Drohnenführer um einen 41-jährigen Ukrainer. Der Spiegel berichtet, dass die Berliner Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Luftverkehrsgesetz gegen den Mann eingeleitet hat. In einem Umkreis von 5,6 Kilometern rund um das Reichstagsgebäude gilt ein Flugverbot für Drohnen. Die bei der Aktion eingesetzte Drohne hat die Polizei nach eigenen Angaben bereits beschlagnahmt.

In Berlin war in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge am 8. und 9. Mai das Tragen von sowjetischen und russischen Fahnen und Symbolen und St.-Georgs-Bändern an und in der Nähe von sowjetischen Gedenkstätten sowie das Tragen von Militäruniformen und das Singen und Spielen von Militärmärschen und russischen Liedern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs verboten. Die Sprecherin des Außenministeriums der Russischen Föderation, Maria Sacharowa, bezeichnete das Verbot als blasphemisch und forderte die Behörden auf, die Geschichte nicht weiter umzuschreiben.

Dass es ein mutiger Ukrainer war, der sich über dieses Verbot ausgerechnet an einem so symbolträchtigen Ort wie dem Reichstag hinwegsetzte, gibt dem Vorfall einen besonderen Reiz. Der deutsche Mainstream will es nicht wahrhaben, dass lange nicht alle Ukrainer das aktuell in ihrer Heimat herrschende nationalistische Maidan-Regime befürworten. Nun bekam er es anschaulich vorgeführt. 

Mehr zum Thema - Wer hat Angst vor der sowjetischen Fahne in Berlin?

Russisches Gericht beschlagnahmt Vermögen der Deutschen Bank im Wert von 238,6 Millionen Euro

18. Mai 2024 um 16:59

Das für Sankt Petersburg und das Leningrader Gebiet zuständige Arbitragegericht hat auf Antrag von RusChemAlliance LLC Vermögenswerte der Deutschen Bank in Höhe von 238,6 Millionen Euro beschlagnahmt, wie aus der am Donnerstag ergangenen Entscheidung des Gerichts hervorgeht.

Beschlagnahmt wurden der Deutschen Bank, der Deutschen Bank LLC und der Deutsche Bank Technology Centre LLC gehörende Wertpapiere, Immobilien und Guthaben auf Bankkonten, mit Ausnahme besonderer Kontenarten. Darüber hinaus untersagte das Gericht der Deutschen Bank, ihre Anteile an den benannten Tochtergesellschaften zu veräußern.

In seiner Klage in der Hauptsache fordert RusChemAlliance von der Deutschen Bank eine Zahlung aus der Bankgarantie vom 24. September 2021 über 238,1 Millionen Euro, eine Vertragsstrafe für den Verzug bei der Erfüllung dieser Verpflichtung (ca. 480.000 EUR) und eine weitere Vertragsstrafe für die Zeit von der Einreichung der Klage bis zur tatsächlichen Erfüllung der Verpflichtung.

Eine weitere Klage betrifft die Beschlagnahme aller Anteile der Deutschen Bank an der russischen Deutsche Bank LLC und Deutsche Bank Technology Centre LLC. Das Gericht bezog diese beiden Unternehmen als Dritte in das Verfahren ein.

RusChemAlliance, ein Gemeinschaftsunternehmen von Gazprom und RusGasDobytscha, war gegründet worden, um einen Gasverarbeitungskomplex in der Nähe von Ust-Luga zu bauen. Einer der Auftragnehmer war das deutsche Maschinenbauunternehmen Linde gewesen. Aufgrund der von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen kündigte es jedoch 2022 den Vertrag. Die Deutsche Bank hatte als einer der Garanten für den Vertrag fungiert, weshalb RusChemAlliance von ihr Zahlungen verlangte und nach der Weigerung vor Gericht zog.

Das Unternehmen reichte ähnliche Klagen gegen vier andere deutsche Banken ein, die ebenfalls als Bürgen fungiert hatten – die Unicredit Bank, die Commerzbank, die Bayerische Landesbank und die Landesbank Baden-Württemberg. Am Tag zuvor war bekannt geworden, dass das Schiedsgericht das Vermögen der Unicredit für 462,7 Millionen Euro beschlagnahmt hat.

Offenbar sind russische Gerichte nicht bereit, die von der EU verhängten Sanktionen als "höhere Gewalt" zu werten, die von der Pflicht befreit, als Bürge einzustehen.

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Moskau kommentiert Krise in Neukaledonien: Paris sollte auf Gewalt gegen Protestierende verzichten

18. Mai 2024 um 16:31

Das russische Außenministerium hat die französische Regierung aufgerufen, ihre Aufmerksamkeit auf eigene tiefgreifende Probleme zu lenken. Der entsprechende Kommentar der Behördensprecherin Maria Sacharowa fiel vor dem Hintergrund der Unruhen auf dem zu Frankreich gehörenden Archipel Neukaledonien. Obwohl Sacharowa am Samstag betonte, dass es im Unterschied zum Westen nicht die Art Russlands sei, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen, klang ihr Statement nach einer Retourkutsche.

Sacharowa machte dabei auf mehrere Todesopfer, Dutzende verletzte Polizisten und Hunderte festgenommene Demonstranten aufmerksam. Die Kundgebung vom 13. Mai in Neukaledoniens Hauptstadt Nouméa, die dann in massenhafte Unruhen umgeschlagen sei, habe sich eigentlich gegen die Kolonialpolitik von Paris gerichtet. Als Auslöser des sozialen Unmuts bezeichnete die russische Diplomatin eine Verfassungsreform, die das seit dem Jahr 1998 geltende örtliche Wahlrecht ändern sollte.

"Die Gegner dieser gesetzgeberischen Initiative haben darin nicht ohne Grund den Versuch von Paris erblickt, die Kanaken endgültig um das grundlegende Recht auf Selbstbestimmung zu bringen und die Positionen der Unabhängigkeitsbefürworter zu unterminieren."

Nach Ansicht des russischen Außenministeriums sind die "tragischen Ereignisse" in Neukaledonien nur eine Folge althergebrachter Widersprüche. Gleichzeitig stellte Sacharowa einen wachsenden Frust der Indigenen über ihre Situation fest. Ohnehin machten die Kanaken, die Ureinwohner der Südseeinsel, rund 40 Prozent der Bevölkerung des französischen Überseegebiets aus, betonte die Diplomatin.

"Wir betrachten die gesellschaftspolitische Krise in Neukaledonien als Ergebnis seiner unvollendeten Dekolonisierung und als weitere Bestätigung dafür, dass Frankreichs Politik gegenüber seinen früheren, in Überseegebiete umbenannten Kolonien nach und nach in eine Sackgasse gerät."

Moskau warf Paris vor, sich weiterhin in die inneren Angelegenheiten seiner früheren Kolonien auf der ganzen Welt einzumischen. Sacharowa kündigte nebenbei einen Bericht des russischen Außenministeriums über die jahrhundertelangen Verbrechen Frankreichs in Afrika, Asien und Lateinamerika an. Sie rief das EU-Land dazu auf, auf eine unbegründete Gewalt gegen Protestierende zu verzichten und die Rechte der Urbevölkerung Neukaledoniens zu achten.

Die Proteste hatten sich am Montag an einer Verfassungsreform entzündet, die Tausenden französischstämmigen Bürgern in der Inselgruppe das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen soll. Der nationale Rat der Kanaken warf Paris vor, die Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der großen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen. Wegen der Krawalle verhängte Paris am Mittwoch für zunächst zwölf Tage den Ausnahmezustand. Die örtlichen Behörden gaben bekannt, dass ungefähr 5.000 Randalierer im Großraum Nouméa an den Unruhen beteiligt seien. Bei den Unruhen kamen bisher fünf Menschen ums Leben, darunter zwei Polizisten. Hunderte Menschen erlitten Verletzungen.

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Lawrow enthüllt Details der Gespräche zwischen Putin und Xi

18. Mai 2024 um 15:54

Der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping haben bei Gesprächen die Initiative Pekings zur globalen Sicherheit erörtert, sagte Außenminister Sergei Lawrow am Samstag auf der XXXII. Versammlung des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik.

RIA Nowosti zitiert den Außenminister mit diesen Aussagen:

"Die Initiative von Präsident Xi Jinping zur globalen Sicherheit wurde während unseres Besuchs in China bei Treffen sowohl im Rahmen von Delegationen als auch bei einem persönlichen Treffen der Staatsoberhäupter erörtert. (...) Wir sehen einen großen Grund dafür, dass die praktische Förderung der Idee der Gewährleistung der globalen Sicherheit mit der Bildung der Grundlagen der eurasischen Sicherheit ohne jegliche euroatlantische Überlagerung beginnen würde."

Der Minister stellte fest, dass Russland weiterhin für einen Dialog mit dem Westen offen ist, auch in Fragen der Sicherheit und strategischen Stabilität. Dieser Dialog könne aber seitens des Westens "nicht aus einer Position der Stärke, nicht aus der Position der eigenen Exklusivität, sondern nur auf gleicher Augenhöhe und mit Respekt vor den Interessen des anderen" geführt werden, betonte Lawrow.

Der zweite wichtige Punkt für Russland sei, dass der Dialog in der Gesamtheit der Probleme geführt werden sollte, die in der heutigen Welt im Bereich der strategischen Stabilität und der militärisch-politischen Landschaft bestehen.

Putin stattete China am 16. und 17. Mai einen Staatsbesuch ab. In Peking führte er Gespräche mit Xi, im Anschluss daran unterzeichneten beide eine gemeinsame Erklärung. Dem russischen Staatschef zufolge verfolgen Moskau und Peking eine unabhängige und autonome Außenpolitik und arbeiten solidarisch an der Schaffung einer gerechteren und demokratischen multipolaren Weltordnung. Er dankte seinem chinesischen Amtskollegen auch für die Initiative zur Lösung der Ukraine-Krise.

Xi betonte seinerseits, dass Russland und China das System der internationalen Beziehungen mit der zentralen Rolle der Vereinten Nationen und der auf dem Völkerrecht basierenden Weltordnung entschieden verteidigen und die Multipolarität der Welt und die wirtschaftliche Globalisierung fördern.

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Prorussischer Untergrund unterbricht Bahntransit ukrainischer Truppen im Gebiet Charkow

18. Mai 2024 um 15:03

Der Koordinator des prorussischen Untergrunds von Nikolajew Sergei Lebedew erklärte der Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf seine Kollegen, dass die Widerstandsgruppe einen Eisenbahnrelaisschrank beschädigt und damit den Verkehr von Militärzügen mit Ausrüstung und Personal im Gebiet Charkow unterbrochen hat.

Der Verkehr von Zügen mit Personal, Munition und militärischer Ausrüstung in Richtung Front sei für mindestens einen Tag gestört worden. In die entgegengesetzte Richtung würden die Züge funktionsunfähige Militärausrüstung transportieren, und ukrainische Soldaten, die verwundet oder auf dem Weg in den Urlaub seien, so Lebedew, und weiter:

"Der Widerstand von Charkow berichtet von einer sehr erfolgreichen Sabotage ... die Jungs haben einen Relaisschrank auf einer der Eisenbahnlinien in Brand gesetzt."

Auf dem von Lebedew zur Verfügung gestellten Video ist zu sehen, wie ein Untergrundkämpfer nachts ein Relaisgehäuse in Brand setzt, berichtet RIA Nowosti.

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"Russisches Panasien" und eine Gastro-Revolution: Köche schlagen eine neue Richtung ein

18. Mai 2024 um 14:43

Berühmte Chefköche aus Moskau und dem Fernen Osten bieten eine neue Perspektive auf die Küche der östlichen Regionen Russlands — die von ihnen neu erfundene gastronomische Richtung bezeichnen sie als "Russisches Panasien". Alexander Railjan, einer der Begründer des neuen revolutionären Trends und Chefkoch des Moskauer Restaurants "Birds", erzählte der Nachrichtenagentur RIA Nowosti davon.

Für viele Menschen steht die asiatische Küche für Wok-Gerichte, Sushi und Tom Yam, während die russische für Borschtsch, Pfannkuchen und faschierte Laibchen berümt ist. Nun haben russische Köche beschlossen, diese Klischees zu durchbrechen und die Küche der zentralen Regionen des Landes mit jener des Fernen Ostens zu kombinieren, die berühmt ist für Meeresfrüchte und die fernöstlichen Beeren, Pilze und Pflanzen. Pelmeni mit Kamtschatka-Krabben, Fischerbrot mit Seetang, Salat mit Farn, Moltebeermarmelade und eine Fülle von Meeresfrüchten und Gaben der Taigawälde — das alles ist russisches Panasien, ein vielversprechendes und noch wenig bekanntes Phänomen, erklären die Schöpfer des neuen Trends. Dieser ist vor allem den Vertretern der chinesischen Diaspora im Fernen Osten Russlands zu verdanken, die versuchen, die russische Küche an ihre Traditionen anzupassen, erklären sie. Railjan erzählt:

"Mein Lieblingsgericht ist Borschtsch mit Garnelen und Kokosnussmilch. Zuerst koche ich den gewöhnlichen Borschtsch mit Rindfleisch, Schweinefleisch oder was immer ich mag. Dann verfeinere ich ihn mit Limettenblättern und -saft, Thai-Ingwer und füge etwas Zitronenschale und Garnelen hinzu. Wenn ein Gast dieses Gericht probiert, bekommt er einen Geschmack von Borschtsch, der irgendwie nach Tom Yam, also asiatisch, schmeckt."

Jetzt ist eine Rezeptsammlung für das "Russische Panasien" in Vorbereitung. Köche aus Wladiwostok, Chabarowsk, Juschno-Sachalinsk und Blagoweschtschensk arbeiten an einer solchen Kollektion. "Wir wollen die Küche des Fernen Ostens, die dank des Reichtums an Meeresfrüchten einen starken panasiatischen Akzent hat, bewahren und popularisieren", sagt Railjan. Und Alesja Romanowa, die geschäftsführende Gesellschafterin der Vasilchuki Restaurant Group, betont:

"Durch die Nachbarschaft zu den asiatischen Ländern, die Übernahme des Geschmacks und des kulturellen Codes des Fernen Ostens hat unsere Küche zweifelsohne einen besonderen Geschmack. Die moderne fernöstliche Küche ist dabei, eine neue Form und eine ausgeprägte Identität anzunehmen, die aus unterschiedlichen und widersprüchlichen Kulturen einen besonderen gastronomischen Trend macht. Russisches Panasien ist ein neuer Ausdruck für das Gastronomiegewerbe, den wir dauerhaft etablieren wollen."

Russische Küchenchefs wollen bald weitere Gerichte auf den Markt bringen, die dem Konzept des russischen Panasiens entsprechen. Außerdem planen sie, den neuen Gastronomietrend im Ausland bekannt zu machen – in China, Japan und Südkorea.

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Argentinien und USA unterzeichnen Abkommen über Vertiefung ihrer "strategischen Allianz"

18. Mai 2024 um 14:00

In dieser Woche ist in Washington eine hochrangige Delegation aus Buenos Aires eingetroffen. Die argentinische Außenministerin Diana Mondino wurde am Freitag von ihrem US-amerikanischen Amtskollegen Antony Blinken empfangen. Im Rahmen des Besuchs unterzeichneten die Chefdiplomaten ein Abkommen, um die von Präsident Javier Milei vorgeschlagene "strategische Allianz" der beiden amerikanischen Staaten zu vertiefen. Dabei handelte es sich um eine "Rahmenverständigung für die Einrichtung eines strategischen Dialogs auf hoher Ebene".

En su segundo día en Estados Unidos 🇺🇸, la Canciller Diana Mondino se reunió con el secretario de Estado, Antony Blinken.La Canciller fue recibida por su par, Antony Blinken, con quien analizó la amplia agenda bilateral que ha tomado un renovado impulso desde la asunción del… pic.twitter.com/LnTDH2M2mq

— Cancillería Argentina 🇦🇷 (@CancilleriaARG) May 17, 2024

Wie das argentinische Außenministerium bekannt gab, bestätige das Dokument den "stabilen Zustand des bilateralen Verhältnisses". Mondino und Blinken hätten die "umfangreiche bilaterale Agenda" analysiert, die nach dem Amtsantritt von Milei im Dezember 2023 einen neuen Impuls bekommen habe.

Darüber hinaus traf sich Mondino mit US-Finanzministerin Janet Yellen und US-Unternehmern. Die argentinische Diplomatin betonte, dass Argentinien die Chance habe, sich als ein zuverlässiger Lieferant von wichtigen Gesundheitsgütern und Mineralien zu positionieren. Das südamerikanische Land habe inzwischen viele anspruchsvolle Märkte mit seinen Technologien und mit der Leistungsfähigkeit seiner Arbeitskräfte überzeugt. Die Regierung in Buenos Aires rechne daher mit ausländischen Investitionen und wolle den Handel in vielen Bereichen ankurbeln. Dies alles werde helfen, den Wohlstand im Land zu erhöhen, hieß es.

Bei ihrem Besuch in den USA bekräftigte Mondino den Wunsch Argentiniens, den Status eines globalen Partners der NATO zu erreichen. Buenos Aires hatte ihn Mitte April beantragt. Nach Kolumbien, das diesen Status bereits im Jahr 2017 bekommen hatte, wäre Argentinien der zweite offizielle NATO-Partner in Lateinamerika.

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Ukrainische Streitkräfte könnten gezwungen sein, Charkow von selbst aufzugeben

18. Mai 2024 um 13:13

Die Frage, ob und unter welchen Bedingungen die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkow unter russische Kontrolle gebracht wird, wird derzeit in Russland und dem Westen kontrovers diskutiert. Die russische Armee sei in der Lage, Charkow von allen Seiten zu blockieren. Die ukrainische Armee (AFU) wäre dann nicht mehr in der Lage, die Stadt zu verteidigen und gezwungen, sich zurückzuziehen, meint der russische Militärexperte, Oberst a.D. Anatoli Matwijtschuk.

Der Experte glaubt, dass die russischen Truppen derzeit Bedingungen schaffen, unter denen Charkow von selbst fallen wird: Dazu sei es notwendig, die Stadt zu umstellen, um sie von der Versorgung mit Munition, Waffen und Personal abzuschneiden und die Vorherrschaft im Luftraum vollständig zu übernehmen. Ihm zufolge sei die Situation in Richtung Charkow für die ukrainischen Streitkräfte (AFU) sehr riskant. In den Städten Woltschansk und dem Dorf Lipzy könnten sie in einen großen Kessel geraten. Derzeit finden in beiden Ortschaften bereits Straßenkämpfe statt, wobei Lipzy sich nur 20 Kilometer von der Stadtgrenze Charkows entfern befindet. Das russische Verteidigungsministerium meldete am Samstag die Einnahme eines weiteren Ortes im Gebiet Charkow – Stanitza. 

Der Militärexperte erläutert weiter, dass die Situation in der Region Charkow den russischen Streitkräften die Möglichkeit gibt, eine Offensive in den Richtungen Saporoschje, Cherson und Awdejewka zu entwickeln, da die AFU ihre Kräfte auflösen und in neue Gebiete verlegen muss.

Diese Strategie der Ausdehnung durch den Druck auf den Gegner auf der gesamten Frontlinie findet laut dem russischen Journalisten Andrei Uglanow im Einklang mit der Lehre des preußischen Militärwissenschaftlers Carl von Clausewitz statt. Gleichzeitig werden die Versorgungs- und Nachschubwege, Munitionslager und die Energieinfrastruktur im Hinterland und in frontnahen Gebieten ununterbrochen angegriffen. Mit wachsenden Verlusten bei Personal und Militärtechnik werden die ukrainischen Streitkräfte ihrer Kampf- und Widerstandsfähigkeit beraubt. 

Bei dieser Strategie sei es nicht nötig, so viel Territorium wie möglich zu erobern und gut geschützte Städte zu stürmen, erklärte Uglanow in einem YouTube-Podcast. In der aktuellen militärischen Auseinandersetzung in der Ukraine gehe es Russland darum, gemäß der Clausewitz-Doktrin den ukrainischen Streitkräften den eigenen Willen aufzuzwingen. 

Am Freitag hatte der russische Präsident Wladimir Putin bei seinem China-Besuch erklärt, dass es bisher keine Pläne gebe, Charkow einzunehmen. Putin verband die Operation der russischen Streitkräfte am Frontabschnitt Charkow mit der Schaffung einer sogenannten Sanitätszone als Reaktion auf den Beschuss des russischen Territoriums durch die ukrainische Armee. Laut dem früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew könne angesichts der Reichweite der an die Ukraine gelieferten Marschflugkörper diese Sanitätszone aber möglicherweise bis nach Kiew reichen. 

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Fridays-for-Future-Banalitäten: "Wählen ist wie Zähneputzen – machst du es nicht, wird's braun!"

18. Mai 2024 um 12:50

Am 9. Juni ist der Tag der EU-Wahl 2024. Protagonisten von Parteien, Organisationen und ideologischen Bewegungen, die sich im linken Teil des politischen Spektrums verorten, vermitteln der in jüngster Zeit besonders anvisierten Gruppe der Jungwähler schwerpunktmäßig das seit Wochen und Monaten in Deutschland nachdrücklich eingeforderte Haltung-Zeigen "gegen rechts".

Der von Nachwuchspolitikern und politisierten Jugendbewegungen favorisierte Weg der Übermittlung "politischer Inhalte" und zahlreicher Alltagsbanalitäten führt dabei zumeist über fragwürdige Kurzvideos auf Social-Media-Plattformen wie TikTok oder Instagram. Die jüngsten Abgründe politisch inhaltsleerer Konformität präsentieren sich in mehreren Video-Clips der Gruppierung "Fridays for Future (FFF)". Der Aufruf, der die Zuseher zum Gang zur Wahlurne motivieren soll, lautet:

"Wählen ist wie Zähneputzen - machst du es nicht, wird's braun!"

Es folgen unkommentierte Beispiele vermeintlicher Kreativität, die widerspiegeln, auf welchem mehr als bedenklichen Niveau aktuell in den Kreisen junger Menschen agitiert wird:

Zähneputzen gegen Rechts 🥳Das erinnert mich irgendwie an einen uralten Badesalz Sketch essen gegen Rechts... 😂pic.twitter.com/THCJe4naBj

— 𝐹𝓊𝒸𝒽𝓈𝒾 🦊 (@derFuchsi) May 17, 2024

Wählen ist wie Zähneputzen; nichts, was man in der U-Bahn machen sollte 🤷‍♀️ pic.twitter.com/ZnKlA7Fj1G

— Anna ☠️ (@knalltueten_ag) May 13, 2024

So mutig. Hab Gänsehaut. Endlich tut mal einer was gegen die ganzen Nazis. #GameoverFaschos pic.twitter.com/U0bhjdTF49

— Monique (@babymohouseman) May 18, 2024

Ich mache mich gerade nass:Zähneputzen gegen Nazis! pic.twitter.com/4Uv5Q5wvfG

— Hoedie Haas (@HoedieHaas) May 17, 2024

Eines der Ziele des Grünen-Parteimitglieds und Kopfs der FFF-Bewegung, Luisa Neubauer, nebenberuflich und privat Lebensgefährtin des ARD-Moderators Louis Klamroth ('Hart aber Fair'), ist unter den Videos auf dem Instagram-Kanal der Bewegung zu lesen:

"Sagt es weiter: Bei dieser Europawahl können wir schon ab 16 wählen!"

Im Februar behauptete das FFF-Presseteam in einem Beitrag, dass "in ganz Deutschland Millionen Menschen auf die Straße gehen und für Demokratie und eine offene Gesellschaft und gegen AfD und Faschismus einstehen". In der Wahrnehmung der Klimabewegung habe sich eindeutig herauskristallisiert, dass "Klimagerechtigkeit und der Kampf gegen rechts Hand in Hand gehen".

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Russisches Verteidigungsministerium: Ortschaft Stariza im Gebiet Charkow befreit

18. Mai 2024 um 12:23

Das russische Militär hat einen weiteren Erfolg im Rahmen seiner Sonderoperation in der Ukraine gemeldet. Am Samstag berichtete das Verteidigungsministerium in Moskau auf seinem täglichen Briefing, dass der Truppenverband Nord dank seiner aktiven Handlungen die Siedlung Stariza im Gebiet Charkow befreit habe und noch tiefer in die Verteidigungslinien des Gegners vorgedrungen sei. Dabei habe man im Raum der Ortschaften Weterinarnoje im Gebiet Charkow sowie Miropolje und Loknja im Gebiet Sumy Personal und Technik dreier gegnerischer Brigaden getroffen. In den vergangenen 24 Stunden seien in der Nähe der Ortschaften Lipzy, Tichoje und Wolansk im Gebiet Charkow vier Gegenoffensiven der ukrainischen Streitkräfte zurückgeschlagen worden.

Ferner berichtete die russische Militärbehörde über die Personalverluste des Gegners an diesem Frontabschnitt innerhalb der letzten 24 Stunden. Demnach habe das ukrainische Militär bis zu 150 Soldaten verloren. Ein Kampfpanzer, zwei gepanzerte Gefechtsfahrzeuge, zwei Wagen, ein Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad, eine Panzerhaubitze vom Typ Krab, eine Selbstfahrlafette vom Typ Bogdana und eine Selbstfahrlafette vom Typ Gwosdika seien außer Gefecht gesetzt worden.

Auch die Truppenverbände West, Süd, Mitte und Ost hätten zuletzt günstigere Stellungen an der Kontaktlinie bezogen, hieß es.

Am Freitag hatte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram Statistiken zum Verlauf der militärischen Sonderoperation in der Ukraine im Zeitraum vom 11. bis zum 17. Mai veröffentlicht. Dort hieß es, dass der Truppenverband Nord in den letzten sieben Tagen zwölf Ortschaften – Borissowka, Bugrowatka, Gatischtsche, Glubokoje, Krasnoje, Lukjanzy, Morochowez, Ogurzowo, Oleinikowo, Pletenewka, Pylnaja und Streletschja – unter eigene Kontrolle genommen habe. Gleichzeitig habe der Truppenverband Mitte die Ortschaft Keramik in der Volksrepublik Donezk befreit. Im Gebiet Saporoschje sei die Siedlung Rabotino unter die Kontrolle des Truppenverbandes Dnjepr übergegangen.

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Eine totale Militarisierung Russlands würde keine Probleme lösen, sondern neue schaffen

18. Mai 2024 um 11:59

Von Sergei Chudijew

Alexander Dugin stellt in seinem politischen Artikel "Russland braucht die totale Militarisierung" den Standpunkt der nicht wenigen Befürworter einer "militärischen Umstellung der Gesellschaft" dar. Er skizziert eine Reihe von Maßnahmen, die vielen selbstverständlich und sogar notwendig erscheinen – aber jede dieser Maßnahmen ist mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden, die die angeblichen Vorteile bei Weitem überwiegen können.

Alexander Geljewitsch fordert vor allem einen Elitenwechsel des Staates: "Die Militarisierung erfordert einen Elitenwechsel. Die Eliten, die sich seit den 1980er-/1990er Jahren in der Gesellschaft entwickelten, sind in ihrer Masse Träger des Geistes der Niederlage, des Zynismus, des Egoismus, der Korruption, der Gewalt, der Lüge und jener Eigenschaften, die in der Ära der allgemeinen Degeneration und des Zusammenbruchs die untersten Trümmer der Gesellschaft an die Oberfläche bringen."

Er verlangt die Militarisierung von allem – der Kultur, des Alltagslebens, der Demografie usw. – ebenso wie die Unterordnung all dessen unter die "neue Ideologie des Machtpatriotismus". Gleichzeitig soll die Wachsamkeit der Spezialdienste "um ein Vielfaches erhöht" werden, sodass "es an der Zeit ist, SMERSch (Anm. d. Red.: militärischer Nachrichtendienst der Sowjetunion zur Zeit des Zweiten Weltkriegs) wiederzubeleben". Den Menschen imponiert häufig das Image der entschlossenen, militanten Härte – einige müssen zerstreut, andere verhaftet, andere zur Arbeit unter dem Stock gezwungen werden. Aus diesem Grund mochten viele Menschen Jewgeni Prigoschin, der genau so ein Image schuf. Aber die wirklichen Probleme werden auf diese Weise nicht gelöst. Sie werden auf diese Weise geschaffen.

Der konservative Ansatz wird durch den alten Witz der Programmierer – "was funktioniert, sollte man nicht anfassen" – gut wiedergegeben. Wie dieselben Programmierer sehr gut wissen, kann man eine Anwendung sehr leicht kaputt machen, wenn man versucht, sie zu verbessern, und dann lange versuchen, die Ergebnisse der "Verbesserungen" zu beheben.

Im Falle einer Anwendung kann dies jedoch nicht als große Katastrophe bezeichnet werden – schlimmstenfalls gerät das Unternehmen in die Pleite, und die Mitarbeiter werden sich anderswo einen Job suchen. Im Falle eines Staates können radikale Veränderungen, wie die Erfahrung des zwanzigsten Jahrhunderts zeigt, zu unvorhersehbaren, zerstörerischen Folgen führen.

Der zurückhaltende Ansatz, den die staatlichen Stellen bisher verfolgten, zeigt Wirkung – die Wirtschaft bewältigt die Sanktionen gut, die Militäroperationen entwickeln sich für Russland positiv, und von inneren Unruhen ist nichts zu spüren. In dieser Situation wäre es ziemlich seltsam, eine umfassende Umgestaltung des Staates zu organisieren, und weit gefasste Anschuldigungen gegen die "Eliten", gegen die man mit aller Härte vorgehen sollte, würden eher zu Unruhen führen als den Staat stärken. Eine Spaltung der Elite ist genau das, was für interne Unruhen benötigt wird, und wenn man den Menschen den Eindruck vermittelt, dass sie auf jeden Fall vom "wiederbelebten SMERSch" bedroht sind, fördert man eine solche Spaltung – wenn auch möglicherweise ungewollt.

Außerdem wird bei dem Bestreben, "die Schrauben anzuziehen", immer die Frage ausgeklammert, wer sie denn eigentlich anziehen wird. Wer genau wird den "Elitenwechsel" vollziehen und entscheiden, wer die "Träger des Geistes der Niederlage, des Zynismus, des Egoismus" und wer im Gegenteil die "Träger des höchsten moralischen Prinzips" sind? Schließlich wird der Prozess der massiven Macht- und Eigentumsumverteilung (und das ist es, was der "Elitenwechsel" impliziert) seine eigenen Opfer und seine eigenen Profiteure haben. Wie immer (und das war in der Ukraine sehr gut zu beobachten) wird der Vorwurf des mangelnden Patriotismus sofort zu einem Instrument des rein privaten Kampfes um profitable Plätze.

Es stellt sich die Frage, wer genau die "staatspatriotische" Ideologie formuliert, die "in allem durchgesetzt werden muss: in der Kultur, in der Informationspolitik, in der Erziehung, in der Bildung, in der Stimmung der Eliten und der Massen, in der Psychologie des täglichen Lebens". Wer genau wird die Macht haben, den Menschen vorzuschreiben, woran sie glauben sollen?

Ein gutes Beispiel für Probleme, die definitiv nicht durch "totale Militarisierung" gelöst werden, ist die Demografie. In dem Artikel wird vorgeschlagen, "den katastrophalen Trend der sinkenden Geburtenraten mithilfe außergewöhnlicher Maßnahmen umzukehren". Aber eine "totale und umfassende Militarisierung" aller Lebensbereiche, vom täglichen Umfeld bis zur Kultur, ist mit dieser Aufgabe völlig unvereinbar.

In Kriegszeiten und bei der Mobilisierung sinkt die Geburtenrate zwangsläufig. Die Menschen werden – sowohl in häuslicher als auch in psychologischer Hinsicht – desinteressiert an Kindern. Wie schon vor langer Zeit gesagt wurde, "wehe denen, die in diesen Tagen schwanger sind und Säuglinge bekommen", und wenn man den Menschen ständig vor Augen führt, dass sie in dieser Zeit leben, wird ihre Begeisterung für das Kinderkriegen zwangsläufig gemindert.

Die bisher von den staatlichen Stellen verfolgte Vorgehensweise, das Leben der Menschen so friedlich wie möglich zu gestalten, ist durchaus gerechtfertigt. Unter diesen Umständen ist es sinnvoller, keine unnötigen Schocks zu erzeugen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 12. Mai 2024 zuerst in der Zeitung Wsgljad erschienen.

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Prorussischer Untergrund meldet Angriffe auf Flugplatz und Industriegebiet in Region Poltawa

18. Mai 2024 um 11:37

Die russischen Streitkräfte hätten einen Flugplatz und ein Industriegebiet in der Stadt Mirgorod in der Region Poltawa angegriffen, teilt Sergei Lebedew, Koordinator des prorussischen Untergrunds in Nikolajew, unter Berufung auf seine Kollegen gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti mit.

"In der Nacht zum 18. Mai gab es in der Stadt Mirgorod in der Region Poltawa eine Reihe von Einschlägen auf militärische Einrichtungen.

Eine der Explosionen war näher an der Stadt. Der Einschlag ereignete sich in der Nähe des Bahnhofs im Industriegebiet. Die Explosion war sehr stark und war sogar am anderen Ende der Stadt zu hören."

Lebedew zufolge trafen zwei Schläge das Gebiet des örtlichen Flugplatzes, eine starke Detonation wurde registriert. Derzeit ist dieser Teil der Stadt abgeriegelt, die Kontrollen an den Kontrollpunkten seien verschärft worden.

Darüber hinaus, so Lebedew hinzu, habe es in der Nacht Explosionen in der Stadt Pawlograd in der Region Dnjepropetrowsk gegeben. Nach Angaben des Untergrunds gelang es russischen Truppen, dort die Lagerhäuser einer Chemiefabrik zu treffen, in der Sprengstoff, einschließlich Feststoffraketentreibstoff, gelagert wurde.

Als Reaktion auf Angriffe der Streitkräfte der Ukraine auf zivile Ziele führen russische Truppen regelmäßig gezielte Angriffe auf die Standorte von Personal, militärischer Ausrüstung und Söldnern sowie auf die Infrastruktur durch: Energie, Verteidigungsindustrie, militärische Kommando- und Kommunikationseinrichtungen der Ukraine.

Gleichzeitig hat der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, wiederholt betont, dass die Armee keine Wohngebäude und sozialen Einrichtungen angreift.

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Nordkorea testet ballistische Rakete mit neuem Navigationssystem

18. Mai 2024 um 11:24

Nordkorea hat am Freitag eine ballistische Rakete getestet, die nach Angaben der örtlichen Behörden mit einem neuen Navigationssystem ausgestattet war. Wie die Nachrichtenagentur KCNA mitteilte, habe man im Rahmen der Probe die Präzision und die Zuverlässigkeit des autonomen Navigationssystems unter Beweis gestellt. Solche Starts seien Teil der Aktivitäten, mit denen Pjöngjang seine Bewaffnung technologisch verbessern wolle, hieß es.

Dieses am 18. Mai von der Nachrichtenagentur KCNA verbreite Foto soll den Start einer neuen nordkoreanischen Rakete am 17. Mai 2024 zeigen.STR / KCNA VIA KNS / AFP

Die nordkoreanischen Medien verbreiteten am Samstag mehrere Aufnahmen, die den Start der Rakete am Freitag zeigen sollen. Dem Test wohnte offenbar der nordkoreanische Führer Kim Jong-un bei. Laut Medienberichten zeigte er sich mit dem Ergebnis der Probe sehr zufrieden.

Dieses am 18. Mai von der Nachrichtenagentur KCNA verbreite Foto zeigt Kim Jong-un beim Start einer neuen ballistischen Rakete am 17. Mai 2024.STR / KCNA VIA KNS / AFP

Darüber hinaus besichtigte Kim nach KCNA-Angaben am selben Tag ein führendes nordkoreanisches Rüstungswerk. Er verwies auf die Notwendigkeit, als Reaktion auf die unvernünftigen Militärumtriebe des Gegners das Abschreckungspotenzial des Landes zu steigern. Zugleich kündigte der Staatschef für das Jahr 2025 wichtige Veränderungen bei den einheimischen Atomkräften an, die dann eine "außergewöhnlich hohe strategische Stellung" einnehmen sollen.

Dieses am 18. Mai von der Nachrichtenagentur KCNA verbreite Foto zeigt Kim Jong-un beim Besuch eines Rüstungsbetriebs am 17. Mai 2024.STR / KCNA VIA KNS / AFP

Der Generalstab in Seoul berichtete seinerseits am Freitag, dass Nordkorea mehrere Kurzstreckenraketen in Richtung des Japanischen Meeres abgefeuert habe. Die Projektile seien aus der Umgebung der östlichen Hafenstadt Wonsan gestartet worden. In diesem Zusammenhang erhöhte das südkoreanische Militär nach eigenen Angaben seine Alarmbereitschaft. Man tausche relevante Daten zu den Starts mit Japan und den USA aus, hieß es.

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Hakenkreuz-Titel des Spiegel: Rechtsanwalt stellt Strafanzeige

18. Mai 2024 um 10:55

Der in Berlin lebende US-Autor C. J. Hopkins wurde wegen einer Hakenkreuz-Kollage auf dem Deckblatt seines aktuellen Buches im Januar 2024 vor das Landgericht Berlin geladen. Angeklagt wurde er wegen zweier X-Postings mit dem Umschlagbild seines 2022 erschienenen Buches "The Rise of the New Normal Reich" (Der Aufstieg des Neuen-Normal-Reichs). Das Wort "Reich" wird im Englischen auch für das Nazi-Regime genutzt. Hopkins wurde in erster Instanz freigesprochen.

Der Vorwurf lautete "Verstoß gegen § 86a StGB" wegen der Darstellung eines angedeuteten Hakenkreuzes. Das Hamburger Magazin Der Spiegel nutzt aktuell für das Titelbild der Ausgabe 21/24: "75 Jahre Bundesrepublik – Nichts gelernt" ebenfalls ein Hakenkreuz. Grund für den Rechtsanwalt Markus Haintz, nun "Strafanzeige gegen die Spiegel-Verantwortlichen bei der Staatsanwaltschaft Berlin" einzureichen.

Haintz begründet sein juristisches Vorgehen mit dem Hinweis "des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie der Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole". Der Rechtsanwalt möchte damit auf das Vorgehen und die Vorwürfe gegen C. J. Hopkins reagieren. Dieser hatte am 17. Mai in einem X-Posting festgestellt:

"Die deutschen Behörden verfolgen mich strafrechtlich, weil ich das Cover-Bild meines Buches getwittert habe. Hier ist das Cover des neuen Spiegels. Ich bin so glücklich, in einem solchen Rechtsstaat zu leben!"

Die deutschen Behörden verfolgen mich strafrechtlich, weil ich das Cover-Bild meines Buches getwittert habe. Hier ist das Cover des neuen Spiegels. Ich bin so glücklich, in einem solchen Rechtsstaat zu leben! pic.twitter.com/1vKk5YYM7Y

— CJ Hopkins (@CJHopkins_Z23) May 17, 2024

Haintz erklärt ebenfalls auf X zu den Gründen seiner Anzeige:

"Hintergrund ist das neue Spiegel-Cover, welches die deutsche Bundesflagge mit einem Hakenkreuz verknüpft. Dieselbe Staatsanwaltschaft verfolgt den US-amerikanischen Autor und Satiriker Hopkins in einer – bezüglich des Hakenkreuzes – vergleichbaren Angelegenheit, weil dieser eine Maske mit einem Hakenkreuz auf X verbreitet hat. Ich bin auf die Argumentation der politisch abhängigen Staatsanwaltschaft Berlin sehr gespannt."

Haintz verweist nach Hinweisen von Kommentatoren darauf, dass die Staatsanwaltschaft infolge des von ihm genutzten § 86a Strafgesetzbuch (StGB) nicht die Chance besäße, ein mögliches Verfahren "mangels öffentlichem Interesse einzustellen". Unter dem X-Posting von Hopkins fasste Haintz die für ihn erkennbare Realität mit den Worten zusammen:

"Die politische abhängigen Staatsanwaltschaften sind sicher intellektuell in der Lage, § 86 Abs. 4 Strafgesetzbuch zu finden, was dazu führen müsste, eine Strafbarkeit zu verneinen. Während das Propagandablatt Der Spiegel ein Hakenkreuz aufs Cover drucken darf, gilt dies für oppositionelle Schriftsteller nicht. Juristisch ist das nicht zu begründen, aber weder unsere Staatsanwaltschaften noch die meisten Gerichte geben sich in solchen Fragen die Mühe, Begründungen zu suchen. Es wird das beantragt oder entschieden, was politisch opportun ist."

Bei der Verhandlung im Januar in Berlin resümierte die zuständige Richterin nach der Urteilsverkündung, dass die ihr vorliegenden Texte und Formulierungen von C. J. Hopkins das Verständnis von "totalitären Ansätzen in der Argumentationslinie" vermitteln würden. Die Unterstellung des US-Autors, dass die "deutsche Regierung alle belogen hätte", bezogen auf Ereignisse in den drei Jahren der "Corona-Krise", könne sie nicht nachvollziehen. 

Für sie persönlich lasse sich lediglich erkennen, dass Darlegungen, Essays und Publikationen von Hopkins nicht anderes darstellen als "ideologisches Geschwurbel".

Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Anschluss gegen den Freispruch von Hopkins Revision eingelegt. Es existiert ein Aktenzeichen, jedoch noch kein neuer Gerichtstermin.

Haintz bittet in seiner Anzeige "um Eingangsbestätigung und Mitteilung über die wesentlichen Verfahrensschritte".  

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Frankreich verliert Kontrolle in Teilen Neukaledoniens

18. Mai 2024 um 10:32

Der Hochkommissar für die französischen Überseegebiete im Pazifik, Louis Le Franc, musste im Zusammenhang mit den Anfang dieser Woche ausgebrochenen Krawallen in Neukaledonien eine für die Regierung in Paris unangenehme Tatsache einräumen. Am Freitag erklärte der hochrangige Beamte vor Journalisten, dass der Staat einige Teile der 1.200 Kilometer östlich von Australien liegenden Inselgruppe nicht mehr kontrolliere. Sei der Ausrufung des Ausnahmezustands am Mittwoch habe sich die Situation dennoch leicht entspannt.

"Es wird Verstärkung eintreffen […], damit wir die Gebiete wieder kontrollieren können, die uns in den letzten Tagen verloren gingen und sich nicht mehr unter unserer Kontrolle befinden."

Wie Le Franc weiter ausführte, sollten die zusätzlichen Sicherheitskräfte den örtlichen Behörden dabei helfen, Frankreichs Kontrolle in allen Bereichen der Regionalhauptstadt Nouméa wiederherzustellen. Dies solle so schnell wie möglich geschehen. Der Beamte verwies dabei insbesondere auf drei benachteiligte Viertel mit einer überwiegend indigenen Bevölkerung, in denen es hunderte Randalierer gebe, die nur auf Zusammenstöße mit der Polizei warteten, um sich zu behaupten.

Seinerseits kündigte der französische Premierminister Gabriel Attal die Entsendung von 1.000 Einsatzkräften an, die ihre Kollegen vor Ort unterstützen sollten. Laut Medienberichten sollen bereits Mitglieder der französischen Eingreiftruppe der Nationalgendarmerie (GIGN) aus Polynesien eingetroffen sein.

Das größte Krankenhaus des Archipels teilte inzwischen mit, derzeit vorwiegend Notfälle zu behandeln. Wegen Straßenblockaden hätten viele Patienten Probleme, die Klinik zu erreichen. Wie der Sender RFI unter Berufung auf einen Reporter berichtete, befinde sich die medizinische Einrichtung in einem Brennpunkt der Proteste, sodass diese Zone der Regionalhauptstadt nicht mehr von der Polizei kontrolliert werde.

Laut Medienberichten bildeten sich vor vielen Geschäften lange Schlangen, weil Lebensmittel rationiert wurden. In einigen Tankstellen ging das Benzin aus. Es gab Berichte über Plünderungen.

Die Proteste hatten sich am Montag an einer Verfassungsreform entzündet, die Tausenden französischstämmigen Bürgern in der Inselgruppe das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen soll. Der nationale Rat der Kanaken – Neukaledoniens Indigene – warf Paris vor, die Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der großen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen. Wegen der Krawalle verhängte Paris am Mittwoch für zunächst zwölf Tage den Ausnahmezustand. Die örtlichen Behörden gaben bekannt, dass ungefähr 5.000 Randalierer im Großraum Nouméa an den Unruhen beteiligt seien. Bei den Unruhen kamen bisher fünf Menschen ums Leben, darunter zwei Polizisten. Hunderte Menschen erlitten Verletzungen.

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Zeit für Attacke: Ukraine hat hunderttausend neue Soldaten gefunden

18. Mai 2024 um 09:51

Von Kirill Strelnikow

Jeden Tag wird die Lage in der Ukraine immer mehr und mit trauriger Präzision dem blutigen und sinnlosen Ende des Dritten Reiches ähnlich, als sowjetische Truppen in den Hitler-Zeitungen vom Mai kurz vor der Niederlage waren, wenn in der Tat schon Menschen beider Geschlechter bis hin zu Minderjährigen in die Schlacht für den Führer entsandt wurden.

Ein Überraschungsbesuch des US-Außenministers Antony Blinken in Kiew war gerade damit verbunden.

Mehrere Beobachter in Russland und im Ausland dachten, er kam, um Selenskij zu ermuntern und sich davon zu überzeugen, dass die Gang in der Bankowaja-Straße immer noch die Situation kontrolliert.

Es wurden aber Informationen bekannt, dass Blinkens Hauptziel darin bestand, eine Verschwendung der 61 Milliarden US-Dollar von Selenskij zu verhindern. Die Logik ist einfach: US-Militärhilfe würde sinnlos sein, wenn das Kiewer Regime nicht genug Menschen hätte, um gelieferte Ausrüstung und Waffen gegen die Russen einzusetzen. Blinken zufolge "erlebt die Ukraine einen kritischen Moment, die Ausweitung der Mobilisierung im Lande ist eine schwere, aber notwendige Entscheidung".

Ins Russische übersetzt heißt das, die USA fordern von Selenskij eine allgemeine, umfassende, totale und sofortige Mobilisierung. Nachdem Blinken auf der Gitarre gespielt hatte, erklärte er, dass der Befehl "eines Krieges bis zum letzten Ukrainer" keine Metapher, sondern ein Aktionsplan ist, für den Selenskij persönlich verantwortlich ist.

Und an die Ausführung des Befehls machte sich der blutige Clown.

Am Vortag teilte der ukrainische Generalstab mit, dass die Streitkräfte im Rahmen des Gesetzes zur Verschärfung der Mobilisierungsmaßnahmen, das am 18. Mai in Kraft tritt, dank der auf 25 Jahre gesenkten Altersgrenze planten, zusätzlich bis zu 100.000 junge Soldaten zu bekommen, die unmittelbar an die Front entsandt würden, denn die Zeit für die Ausbildung fehle.

Und die hat Kiew wirklich nicht.

Russische Truppen rücken auf breiter Front vor und fügen dem Feind jeden Tag kolossale Verluste wie bei einer Metzelei zu, während die von Ungewissheit geplagte Leitung der ukrainischen Armee schwindende Reserven immer wieder in neue Löcher und Kessel wirft und versucht, auf Kosten Tausender von Menschenleben den Vormarsch unserer Verbände irgendwie zu verlangsamen, anstatt sich zurückzuziehen. In westlichen Medien breitet sich die Meinung aus, dass "die Ukraine den Großteil der Armee verliert, wenn sie sich entscheidet, das Gebiet Charkow zu halten, statt die Region aufzugeben".

Alles deutet darauf hin, dass die Bankowaja-Straße va banque spielt und bereit ist, eine ganze Generation junger Ukrainer zu töten, damit zum Zeitpunkt der unvermeidlichen Verhandlungen mit Russland (so nennen sie die Kapitulation) möglichst viele Quadratkilometer unter ihrer Kontrolle bleiben. Wie viele Gräber es auf diesen Quadratkilometern geben wird, ist von keiner Bedeutung.

Vor Kurzem hatte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, das Mobilisierungsgesetz als Massenvernichtung der Bevölkerung des Landes bezeichnet. Dabei nehmen die ukrainischen Behörden, dass ihre Bürger zum Tod geschickt werden, absolut ruhig und sogar enthusiastisch. Beispielsweise äußerte sich der ehemalige Sprecher des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte, Wladislaw Selesnjow, stolz darüber, dass jeder zehnte Mann im Einberufungsalter bald in die Armee kommen könnte.

Da jeder Mann im wehrpflichtigen Alter nicht sinnlos sterben will, wächst Dienstverweigerung in rasantem Tempo, an der Front kommt es zur Fahnenflucht und Massenkapitulation.

Es kam so weit, dass vor dem Hintergrund der Massenflucht ukrainischer Soldaten Fahndungsmaßnahmen im Gebiet Charkow ausgerufen wurden. Hunderte Mitarbeiter der Einberufungszentren beginnen in den Städten Konstantinowka, Slawjansk, Pawlograd, Saporoschje und Charkow einzutreffen, wo sie mit Unterstützung der Nationalgarde und des Sicherheitsdienstes SBU eine totale Mobilisierung, das heißt ohne Altersbeschränkung, durchführen werden.

Nach Angaben des prorussischen Untergrunds sollen die örtlichen Einberufungszentren in Cherson Rentner für Informationen über Wehrdienstverweigerer bezahlen. Zwanghaft Mobilisierte werden in einem gemeinsamen Käfig auf dem Gelände einer ehemaligen Fahrschule gehalten.

Nach Informationen aus der Truppe ergeben sich ukrainische Soldaten nahe Woltschansk, die mit Blinkens Plan nicht einverstanden sind, in "ganzen Scharen".

Die Idee, hunderttausend 25-Jährige zur Schlacht zu schicken, ist ein Verbrechen nicht nur gegen die heutige Ukraine, sondern auch gegen die Ukraine der Zukunft (derzeit können wir darüber noch sprechen). Gerade jetzt reißen die Verluste, die die ukrainischen Truppen während des Konflikts erlitten haben, ein klaffendes Loch in die Demografie des Landes. In einer Untersuchung der ukrainischen Verluste konstatierte ein Analyst des Europäischen Rates für auswärtige Angelegenheiten, Gustav Gressel, dass Kiew "zu viel Personal verlor, es handelt sich um unersetzliche Verluste".

Junge 25-jährige Bürger der Ukraine, die in wenigen Tagen gejagt werden, sind in den Jahren 1998 und 1999 geboren, einer Zeit, in der das Land eine rekordniedrige Zahl von Jungen hervorbrachte. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Ukraine derzeit demografisch gesehen auf dem Boden befindet, könnte die Vernichtung einer weiteren jungen Generation, sollte sie an der Front sterben, dazu führen, dass das Land dadurch für immer in einem demografischen Marianengraben versinkt.

Laut verschiedenen Daten belaufen sich aktuell die täglichen Verluste der ukrainischen Streitkräfte auf durchschnittlich 1.000 bis 1.500 Menschen. Das heißt, selbst wenn Kiews schöne Träume von einer neuen Hunderttausend-Mann-Armee wahr würden, bräuchten wir nicht mehr als drei Monate, um sie zu vernichten.

Wenn dieser Preis für eine kurze Verschiebung des Endes den Strippenziehern dieses Teufelsregimes und seinen feigen Geistesschwachen passt, dann soll es so sein.

Ja, es ist erschreckend und schmerzhaft. So wie die sowjetischen Soldaten keine Freude daran hatten, minderjährige Hitlerjugend-Kämpfer zu töten, so werden unsere Soldaten keine Freude am Tod junger Menschen haben, mit denen wir gemeinsam eine neue Ukraine hätten aufbauen können.

Wir kämpfen nicht gegen die Ukraine und ihre Bürger, sondern für unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder, die im Visier derjenigen stehen, die die Ukraine jetzt in den Abgrund stürzen. Aber wenn uns keine andere Wahl bleibt, werden wir gezwungen sein, bis zum Ende zu gehen.

Und auf die Frage "Wir oder sie?" werden wir ohne Zögern immer "uns" wählen.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst bei RIA Nowosti erschienen am 17. Mai.

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Saarland: Städte und Gemeinden wegen Hochwasser im Ausnahmezustand

18. Mai 2024 um 08:48

Für den Südwesten Deutschlands galt bis spät in der Nacht die höchste Unwetterwarnung im Bundesland Saarland. Es handle sich laut Behördenangaben um ein Hochwasserereignis, "wie es nur alle 20 bis 50 Jahre stattfinde", teilte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz mit. Auch das Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz erlebte ungewohnte Wassermassen. Nachdem über den gesamten Tag die Wassermassen für Überschwemmungen gesorgt hatten, seien die Pegel seit Tagesbeginn "zumindest nicht mehr gestiegen", so ein Sprecher des Lagezentrums in der besonders betroffenen Stadt Saarbrücken. Trotz des Dauerausnahmezustands ist über Verletzte bislang nichts bekannt.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) verkündete mit Beginn des 18. Mai, dass seit dem frühen Morgen alle Unwetterwarnungen in Deutschland aufgehoben wurden. Somit lagen im Saarland und auch in Rheinland-Pfalz keine Warnungen vor "extrem ergiebigem Dauerregen" mehr vor. Nach bisherigem Kenntnisstand seien laut Frankfurter Rundschau bis dato trotz stundenlanger Niederschläge und großflächigen Überflutungen keine Menschen ums Leben gekommen. Bei einer Evakuierungsaktion habe es einen Verletzten gegeben, teilte der Sprecher des zuständigen Lagezentrums mit. 

Der lokale Sender SR Fernsehen (SR) teilte mit, dass es "rund um das Hochwasser im Saarland bis zum frühen Samstagmorgen mehr als 3.000 Einsätze von Rettungskräften gegeben" hat. So hätten an den Flüssen und Bächen im Saarland über die Nacht Hochwasser geherrscht, "teils wurden in den vergangenen Stunden Rekordpegelstände erreicht", so SR berichtend. Das stehende Hochwasser im gesamten Gebiet des Saarlands könnte jedoch weitere Evakuierungsmaßnahmen nötig machen. "Derzeit wird im Krisenstab darüber diskutiert, ob nach einem Hotel im Landkreis Neunkirchen auch ein Altenheim im gleichen Landkreis evakuiert werden muss", teilte Innenminister Reinhold Jost (SPD) im SR-Interview mit.

Auf Videos in den sozialen Medien sind zur Hälfte überschwemmte Autos, im Hochwasser feststeckende Wohnwagen und zahlreiche überflutete Straßen dokumentiert:

KLIMAWANDEL-Leugner der #Vaterlandsverräter von der rassistisch-völkischen Rechtsextremisten-Vollpfosten-Partei Alternative für braune Dummköpfe ABWÄHLEN!#Ahrtal #Hochwasser #Saarland #Dauerregen #Bystron #Krah #fckafd #Alles_für_Deutschland #Europawahl #Klimakatastrophe pic.twitter.com/OG0m8nGgX0

— Anonymous Germany (@Anonymous00708) May 18, 2024

#Saarland #Hochwasser Rußhütte. Hier gehen sogar die Feuerwehrautos in den Wassermassen unter. Diese Straße verwandelt sich in einen reißenden Fluss und Menschen verlieren in Massen ihr Zuhause: pic.twitter.com/nCYT7KEW8P

— FamilyM (@FamilyMSL) May 17, 2024

Katastrophale Hochwasserlage im Saarland. Für die nächsten Stunden ist noch mehr Regen angekündigt.Auf dem Video des SR einige Bilder von verschiedenen Orten.#Hochwasser #Saarland pic.twitter.com/FRCrxxwyZm

— WernerH777 (@H777Werner) May 17, 2024

Laut Medienberichten kündigt sich im betroffenen Gebiet ein Pressetermin von Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag gemeinsam mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (beide SPD) an, um sich "ein Bild von der Situation machen zu können". Rehlinger hatte die Lage in ihrem Bundesland am späten Freitagabend im Saarländischen Rundfunk als "sehr angespannt" beschrieben. Es müsse wohl von "massiven Schäden" ausgegangen werden. Allein im saarländischen Völklingen geht der Schaden nach Angaben der Stadt in die Millionenhöhe. 

In Saarlouis werden am Samstagmorgen zur Unterstützung Boots- und Tauchtrupps aus Bayern erwartet. Im Landkreis Neunkirchen "sind fast alle Städte und Gemeinden betroffen", so Informationen des verantwortlichen Landrats. In der Landeshauptstadt Saarbrücken wurde durch die Behörden eine Großschadenslage ausgerufen. Anwohner wurden dabei vor Flutwellen gewarnt. Bewohner sollten keinesfalls überflutete Straßen überqueren, weder zu Fuß noch mit dem Auto. Mehrere Gebäude im Stadtgebiet mussten evakuiert werden. 

Aktuell kommt es wegen der Überschwemmungen weiterhin zu Behinderungen und Teilsperrungen von Autobahnen und Zufahrtsstraßen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) maß stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nicht einmal 24 Stunden. Für diesen heftigen Regen seien Flüsse und Infrastruktur nicht ausgerichtet, sagte eine DWD-Meteorologin am Abend. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Monat April waren im Saarland rund 74 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden.

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Annalena Baerbock: Schnurstracks Richtung Außenlinie!

18. Mai 2024 um 06:30

Eine glossige Analyse von Tom J. Wellbrock

Da gingen offenbar jemandem die Pferde durch. Auf X hatte ein Mann Deutschlands Ministerin für das Äußerste als "dümmste Außenministerin der Welt" bezeichnet, und die angesprochene Ministerin bekam davon Wind. Zuvor war der Tweet bei einer Meldestelle gemeldet worden, doch die hätte daraus vermutlich nichts gemacht. Denn es gab erhebliche Zweifel daran, ob "das öffentliche Wirken der Politikerin erheblich" erschwert würde, weil es diesen Tweet gab.

Und dann kam die grüne Frau fürs Grobe und unterzeichnete einen Strafantrag, um genau das zu unterstreichen: dass nämlich ihr öffentliches Wirken erheblich erschwert werden würde. Und damit steckt sie tief drin in der logischen Falle der eigenen Wahrnehmung. Denn sie selbst ist der Grund für das erschwerte öffentliche Wirken innerhalb ihres Amtes. Weil sie es eben nicht kann. Sie hat keinen Schimmer von Diplomatie, kennt sich in internationalen Gepflogenheiten nicht aus und ahnt nicht einmal ansatzweise, was für geopolitische Ziele sie mit ihrem Wirken vertritt. Sicher, sie ist eine Überzeugungstäterin, ihr Russenhass ist nicht gespielt, sondern Ergebnis einer tiefen inneren Überzeugung; daran besteht nicht der leiseste Zweifel.

Ob Baerbock selbst in der Lage wäre, ihre nach außen eklatant pathologisch anmutende Außenpolitik zu analysieren, darf und muss jedoch ernsthaft bezweifelt werden. Man kann ja mit dem Brustton der Überzeugung handeln, das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man versteht, warum man wovon überzeugt ist.

Fußball mit "geistig behinderten erwachsenen Menschen"

Der Autor dieses Textes hat viele Jahre als Erzieher gearbeitet, er hat also gewissermaßen sogar "etwas Vernünftiges" gelernt. Zum damaligen Job gehörten die Betreuung und das Training einer Fußballmannschaft, die aus astreinen geistig Behinderten bestand (heute heißt es "geistig behinderte erwachsene Menschen", glaube ich, aber es könnte auch schon wieder anders heißen). Die Jungs und Mädels hatten's drauf, die einen mehr, die anderen weniger. Nun ja, offen gestanden gab es "mehr" nicht in dieser Fußballtruppe. Niemand in der Mannschaft wäre in der Lage gewesen, auch nur das Niveau zu erreichen, das ich mit meiner eigenen Vereinsmannschaft hielt, und die Leser mögen mir glauben: Das war kein hohes Niveau. Aber eben hoch genug, um die Mannschaft der "geistig behinderten erwachsenen Menschen" (oder wie man sie inzwischen auch nennen mag) als ziemliche Luschen dastehen zu lassen, die froh sein konnten, wenn sie nicht zweistellig verloren.

Klingt das in Ihren Augen jetzt ganz schön arrogant für einen, der selbst nie in einer höheren Klasse spielen durfte, weil er viel zu mittelmäßig war? Ich erkläre Ihnen, was ich meine, und im Anschluss spreche ich wieder über die Annalena, das arme Ding.

Einer der Spieler in der Mannschaft aus "geistig behinderten erwachsenen Menschen", nennen wir ihn Dietmar, und zwar, weil er Dietmar heißt, wartete manchmal das ganze Spiel über darauf, dass er den Ball bekam. Sie ahnen, dass sein Stellungsspiel nicht optimal war, denn er ging nicht zum Ball, der Ball musste zu ihm kommen, sonst zog das gesamte Spiel an ihm vorbei.

Meistens bekam aber Dietmar seinen Auftritt. Der Ball fand also irgendwie den Weg zu ihm, Dietmar frohlockte und lief los. Die anderen Mitspieler wussten, dass er den Ball nicht wieder hergeben würde, doch diejenigen mit der stärkeren Behinderung riefen ihm dennoch regelmäßig zu, er solle sie anspielen, weil sie perfekt stünden, um das Tor des Jahres zu schießen. Standen sie nicht, das war nur in ihrem Kopf, aber es war ohnehin egal, denn Dietmar hatte nun den Ball am Fuß (oder in der Nähe seines Fußes) und lief, wie gesagt, los. Dummerweise konnte Dietmar nur geradeaus laufen. Je nachdem, wo er den Ball gerade bekam, sprintete er also los und landete in aller Regel an der Außenlinie, die er dynamisch überschritt und seine Aktion beendete, weil der Schiedsrichter pfiff. Für Dietmar war der Schiedsrichter die höchste Instanz, also brach er sofort ab, wenn der Pfiff ertönte.

Das eigentlich Bemerkenswerte geschah dann aber nach dem Spiel. Die Jungs und Mädels erhielten immer eine Mannschaftsbesprechung nach dem Abpfiff, das gehörte dazu und sie war den meisten wichtig. Die Besprechung und unsere Analyse waren nicht unbedingt hochwertig, was nicht nur an den "geistig behinderten erwachsenen Menschen" lag, sondern auch an uns, die wir als Erzieher die Fußballtrainer raushängen lassen wollten, aber eben keine waren. Wir waren in gewisser Weise auch "geistig behinderte erwachsene Menschen", die sich ein paar Stunden lang für Fußballtrainer hielten. So gesehen passte alles, wir befanden uns in bester Gesellschaft.

Nach dem Spiel war aber immer Dietmars großer Moment, denn er wollte nun mit uns das Spiel analysieren und natürlich seine Rolle innerhalb dieser Partie. Glauben Sie mir, Dietmars Analysen waren blitzgescheit, gingen bis ins Detail und erlaubten es uns, Dietmars Spiel noch einmal ganz neu zu betrachten.

Das Problem: Dietmar redete haufenweise Unsinn! In seiner Wahrnehmung war sein Anteil spielentscheidend, er war ein rhetorischer Künstler bei der Beschreibung dessen, was er nicht geleistet hatte, aber sicher war geleistet zu haben.

Verstehen Sie, was ich meine?

Annalena Baerbock und die Außenlinie

Sie wissen es schon, nun kommt die Parallele zur Außenministerin Deutschlands, die regelmäßig mit dem geopolitischen Ball am Fuß direkt auf die Außenlinie zuläuft. Sie ist der Dietmar der Außenpolitik, und sie ist der festen Überzeugung, weltpolitisch an den großen Rädern zu drehen. Wie Dietmar erliegt auch sie dem Irrtum, fleischgewordenen Sachverstand zu verkörpern, sie wird nicht müde, in blumigen Worten Dinge auszusprechen, die ihre Inkompetenz nur noch stärker zutage fördern. In diesem Punkt war Dietmar deutlich besser, Sie hätten den Mann mal reden hören sollen! Wenn sie nicht zuvor gesehen hätten, was für eine Katastrophe er beim Fußball war, Sie hätten andächtig gelauscht und um eine Tonaufnahme seiner Analysen gebeten.

Es dürfte klar geworden sein, wo die Parallelen zwischen Dietmar und Annalena liegen. Nun ist es aber so, dass die Außenlinie – anders als bei Dietmar – für Baerbock kein Grund ist aufzuhören mit dem, was sie so tut. Im jüngsten Fall hat sie – anders als Dietmar – den Schiedsrichter und seine Entscheidung nicht etwa akzeptiert, sondern haderte mit ihr.

Annalena: In der Falle

Nun gibt es drei Möglichkeiten auf die ungeheure Behauptung, man sei die dümmste Außenministerin der Welt, zu reagieren:

1. Baerbock hätte sie ignorieren können.

2. Baerbock hätte Strafantrag stellen können.

3. Baerbock hätte den Gegenbeweis antreten können.

Es liegt nicht in der Natur grüner Politiker der heutigen Generation, Vorwürfe, Beleidigungen oder Behauptungen zu ignorieren. Und damit sind wir bei einem echten Problem, denn infantiler wird es bis auf Weiteres nicht mehr. Streiten sich zwei Jungs auf dem Schulhof (also, verbal, ohne Messerstechereien und diese neumodischen Dinge), sagt womöglich der eine zum anderen: "Du Arschloch!" Worauf dieser es mit barer Münze zurückzahlt und wenig kreativ, aber extrem effektiv "Nein, Du bist ein Arschloch!" erwidert. Haben wir es mit einer souveränen Persönlichkeit zu tun, entgegnet der soeben Beschimpfte womöglich gar nichts, dreht sich um und zieht weiter seine Kreise auf den unendlichen Weiten des Pausenhofes.

Ja, eine dritte Möglichkeit bestünde darin, dass einer der beiden Schüler zur Pausenaufsicht oder dem Schulleiter geht und den anderen anschwärzt. Aber seien wir ehrlich, das kommt in solchen Situationen ziemlich selten vor, und der Anzeigende wird von den anderen Schülern auch eher nicht als Sympathieträger wahrgenommen, sondern als blöde Petze. Das will der gemeine Schüler von heute ebenso wenig wie der vor 30 Jahren, also wird die Denunziation das letzte Mittel sein, das er wählt. Anders die Annalena! Und damit hat sie sich nun wirklich keinen Gefallen getan. Sie hat also die schlechteste der drei Möglichkeiten gewählt.

Wobei die dritte Option durchaus mithalten kann. Normalerweise ist es eine gute Strategie, jemandem zu widerlegen, wenn er eine Behauptung aufstellt. Eigentlich ist es sogar die beste, denn wer inhaltlich widerlegt wird, hat keine Kugel mehr im Lauf. Dann kann er bestenfalls polemisch oder persönlich werden, und damit macht man sich keine Freunde, wenn man der Falschbehauptung überführt wurde.

Aber, liebe Leser, sagen Sie mir jetzt bitte, wie Baerbock das hätte anstellen sollen? Faktisch hätte sie den gesamten Erdball nach Außenministern absuchen müssen, die dazu geeignet sind, als noch dümmer als sie bezeichnet werden zu können. Auch in Abwesenheit der Kenntnis aller Außenminister dieses Planeten kann man dennoch die These wagen, dass die Suche erfolglos enden würde. Und so klug und effizient das Mittel der Widerlegung auch sein mag, es wird zum Bumerang, wenn ebendiese Widerlegung nicht gelingt.

Allerdings – und jetzt wird es diffizil – selbst, wenn Baerbock irgendwo in einem kleinen Land, das kaum jemand kennt, ein Beispiel gefunden hätte, wäre ihr nicht geholfen gewesen. "Seht her!", hätte sie kundtun können, "ich habe jemanden gefunden, der noch dümmer ist als ich!" Doch dann bliebe es dabei, dass sie eine verdammt dumme Außenministerin ist, vielleicht nicht die dümmste, aber doch die zweitdümmste der Welt.

Dumm gelaufen, Annalena

Dieser X-Nutzer hat das Dilemma der Annalena Baerbock auf eindrucksvolle Weise sichtbar gemacht. Sie ist objektiv des Amtes der Außenministerin nicht würdig, bringt nicht im Ansatz die entsprechende Qualifikation mit, und die Überspitzung des Nutzers hat das mit einem sehr simplen Mittel zutage gefördert.

Trotzdem hätte sie aus der Nummer leicht rauskommen können, indem sie die Behauptung einfach ignoriert hätte, so wie es vor ihr schon unzählige Politiker gemacht haben, über die wahre oder unwahre Dinge verbreitet wurden.

Wie wir wissen, tat sie es nicht, sondern begab sich auf das dünne Eis der Strafanzeige. Und nach dem aktuellen Stand der Dinge kommt man nicht umhin zu sagen: Das war ziemlich dumm. Vielleicht nicht das Dümmste, was sie hätte tun können. Aber es ist echt nah dran.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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Studie: Große Mehrheit ausländischer Unternehmen bleibt in Russland

18. Mai 2024 um 06:00

Die meisten ausländischen Unternehmen sind trotz der Sanktionen und des starken politischen Drucks weiterhin in Russland tätig. Zu diesem Ergebnis kommt eine soeben veröffentlichte Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsforschung. Die Studie zeigt auch die Diskrepanz zwischen dem, was die meisten Unternehmen am Anfang des Jahres 2022, nach dem Beginn der Militäroperation in der Ukraine, erklärten, und dem, wie sie schließlich gehandelt haben.

Zwei Jahre danach haben jedoch "nur 9,5 Prozent der ausländischen Unternehmen Russland vollständig verlassen", so die Autoren der Studie. Weitere 32,2 Prozent haben ihre Geschäftstätigkeit in Russland eingeschränkt. Nach den ersten Erhebungen waren die Hauptmotive für den Rückzug das Risiko für das öffentliche Ansehen des Unternehmens, aber auch andere Faktoren wie Sanktionen, Schwierigkeiten bei der Logistik und der Zahlungsabwicklung sowie die Furcht vor der Verstaatlichung von Aktiva. In dem Bericht heißt es:

"Im Laufe der Zeit haben sich die Kapitalabflüsse ausländischer Investoren deutlich verlangsamt, was vor allem auf die allmähliche Verschärfung der regulatorischen Hindernisse für den Ausstieg zurückzuführen ist. … Einerseits machen regulatorische Hindernisse, ungünstige Ausstiegsbedingungen und das beachtliche Risiko einer Verstaatlichung den Ausstieg zu einem schwierigen, kostspieligen und potenziell riskanten Schritt; andererseits ist die Entscheidung zu bleiben mit vielen eigenen Risiken verbunden."

Die Autoren des Berichts stellen fest, dass Unternehmen aus einigen Ländern den russischen Markt häufiger verlassen haben als andere – zum Beispiel verließen Russland etwa dreißig Prozent der skandinavischen Konzerne. Dagegen hat keines der Unternehmen aus Ländern, die mit Russland "befreundet" sind, den Markt verlassen. Auch Unternehmen aus Griechenland und Südkorea sind geblieben, obwohl ihre Regierungen keine russlandfreundliche Politik verfolgen.

Diejenigen westlichen Unternehmen, die sich für einen Verbleib auf dem russischen Markt entschieden haben, konnten ihre Gewinne erheblich steigern – sie wuchsen um etwa sieben Prozent, heißt es in dem Bericht weiter. Die Autoren führen das Beispiel der österreichischen Raiffeisen Bank an, die nicht nur in Russland blieb, sondern es auch schaffte, die russischen Konkurrenten zu übertreffen, weil sie im Gegensatz zu diesen nicht unter die westlichen Sanktionen fiel und nicht von SWIFT abgekoppelt war:

"Dies dürfte zum Teil auf eine Verringerung des Wettbewerbs infolge des Rückzugs anderer ausländischer Akteure aus Russland zurückzuführen sein, was es den verbliebenen Unternehmen ermöglichte, ihren Marktanteil und/oder ihre Gewinnspannen zu erhöhen. Außerdem haben einige ausländische Unternehmen mit einer Präsenz in Russland davon profitiert, weil sie nicht unter westlichen Sanktionen standen (im Gegensatz zu einigen ihrer russischen Konkurrenten)."

Einige große westliche Unternehmensgruppen verweisen zudem auf die Schwierigkeiten, die sie erwarten würden, wenn sie den russischen Markt verließen, betonen aber zugleich, aus Überzeugung im Land zu bleiben. Sie erklären ganz offen, dass sie auch weiterhin in Russland arbeiten werden, da dies für sie eine Herzensangelegenheit sei; so zum Beispiel ein Unternehmen, dem die französische Supermarktkette Auchan gehört.

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Péter Szijjártó: Ungarn legt Veto gegen Europarat-Resolution zu Selenskij-"Friedensformel" ein

17. Mai 2024 um 21:57

Offenbar plante der Europarat in Straßburg, im Vorfeld der "Friedenskonferenz" in der Schweiz im Juni eine Resolution zur Unterstützung des ukrainischen "Friedensplans" zu verabschieden. Dies ist nicht geschehen – weil Ungarn als einziges Land dagegen gestimmt hat, zumindest wenn man dem Außenminister des Landes Péter Szijjártó glauben mag. 

Ungarn hat auf der Tagung sein Veto gegen die Resolution des Europarates zur Ukraine eingelegt, weil der Entwurf des Dokuments die Anerkennung des sogenannten Friedensplans des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij vorsah, teilte Szijjártó auf seinem Facebook-Profil am Freitag mit. Er nahm an der Sitzung des Europarates in Straßburg teil. 

Die Einseitigkeit des Europarates in der Ukraine-Frage sei für Ungarn inakzeptabel, erläuterte Szijjártó seine Position. Er wies darauf hin, dass auch andere Friedenspläne ausgearbeitet hätten, die "nicht schlechter sind als der des ukrainischen Präsidenten". Gemeint waren offenbar entsprechende Vorschläge Chinas und einiger afrikanischer Länder. 

"Ich habe darum gebeten, andere Friedenspläne in die Resolution des Europarates aufzunehmen. Dieser Vorschlag wurde von der Mehrheit abgelehnt. Ich habe daher mein Veto eingelegt, sodass es nicht zu einem Ratsbeschluss kam", so Szijjártó.

Szijjártó bemerkte, dass der Europarat, der nun seit 75 Jahren besteht, eine hervorragende Plattform für die Friedenskonsolidierung hätte sein können, "doch nach dem Ausschluss Russlands wurde diese Gelegenheit verpasst".

Im Februar 2022 hatte das Ministerkomitee des Europarates unter dem damaligen Vorsitz Italiens beschlossen, Russland gemäß Artikel 8 der Charta aus der Organisation auszuschließen, und im März desselben Jahres kündigte Russland selbst seinen Austritt aus dem Europarat an.

Das russische Außenministerium erklärte damals: "Die NATO- und EU-Staaten, die ihre Mehrheit im Europarat missbrauchen, verwandeln diese Organisation konsequent in ein Instrument der antirussischen Politik und geben den gleichberechtigten Dialog und alle Prinzipien auf, auf denen diese gesamteuropäische Struktur aufgebaut wurde."

Der Europarat ist eine internationale Organisation, die die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Staaten auf dem Gebiet der Rechtsnormen, der Menschen- und Bürgerrechte und -freiheiten, der demokratischen Entwicklung, der Legalität und der kulturellen Interaktion fördert. Er wurde 1949 gegründet und hat seinen Sitz in Straßburg. 

Auf der Webseite des Europarates gab es keine Meldung zu einer Abstimmung über den ukrainischen Friedensplan. Aber eines hat der Europarat an diesem Tag verbindlich für alle EU-Länder beschlossen: Mehrere weitere russische Medien werden mit sofortiger Wirkung in der EU praktisch verboten – RT DE berichtete. Rossijskaja Gazeta, RIA Nowosti, Izwestija – alles Flagschiffe der russischen Medienwelt – sowie das tschechische Portal Voice of Europe sind von nun an mit einem Sendeverbot belegt – offenbar ein weiterer Akt politisch motivierter Willkür. 

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Deutsche Geisel in Gaza gefunden – aber der Zeitpunkt wirft Fragen auf

17. Mai 2024 um 21:42

Von Dagmar Henn

Die israelische Armee erklärte am heutigen Freitagabend, sie habe im Gazastreifen die Leichen der Deutsch-Israelin Shani Louk und zweier weiterer Geiseln gefunden. Louk hatte das Festival besucht, das überfallen worden war, und war seitdem verschwunden. Bereits vor Monaten hieß es, ein Fragment eines Schädelknochens sei am Ort des Festivals gefunden und per Genanalyse als Knochen von Louk identifiziert worden. Infolge dieser Verletzung könne sie nicht mehr am Leben sein. Die Vermutung war, dass die Hamas-Kämpfer den Leichnam als Tauschobjekt behalten wollten.

Nun sind nicht nur die Informationen bezüglich dessen, was am 7. Oktober vergangenen Jahres auf besagtem Festival in der Nähe des Gazastreifens passiert ist, umstritten. Es gibt Zeugen und Indizien, die nahelegen, dass die Festivalbesucher ins Kreuzfeuer zwischen den Hamas-Kämpfern und der israelischen Armee gerieten. Es gab nie eine unabhängige Untersuchung der Abläufe. Insofern wäre selbst das Auffinden der Körper noch kein Beleg dafür, wer für den Tod verantwortlich ist.

Nach Angaben der israelischen Zeitung Maariv hatte die israelische Armee bei einem Spezialeinsatz von Pionieren und Fallschirmjägern die drei Toten in einem Tunnel im Norden von Gaza in einem besonderen Behältnis gefunden und bereits gestern in die Gerichtsmedizin gebracht. Heute Mittag seien die Opfer dann identifiziert worden. Die Informationen, die zur Lokalisierung geführt hatten, stammten vom israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet.

Das ist zumindest etwas mehr, als bisher bekannt war. Aber der Zeitpunkt macht nachdenklich. Denn am Donnerstag begann in Den Haag die nächste Anhörung zur südafrikanischen Klage gegen Israel wegen Genozids, wobei Südafrika explizit einforderte, den israelischen Militäreinsatz gegen Rafah zu untersagen. In deutschen Medien fand sich dazu mehr oder weniger nur die Bemerkung, Israel habe die Vorwürfe zurückgewiesen. Wenn mehr berichtet wird, dann zumeist höchst unausgewogen, wie bei der Tagesschau. Aber selbst diese kargen Meldungen gehen nun unter zwischen den Schlagzeilen, man habe Shani Louks Überreste gefunden.

Ja, Shani Louk war ein unschuldiges Opfer der Ereignisse des 7. Oktober. Sie hatte keine Waffe in der Hand und war auch keine Soldatin. Und es ist nach wie vor so, dass deutsche Medien immer vor allem an Deutschen interessiert sind. Aber ist das ein Grund, über andere, ebenso unschuldige Opfer nicht zu berichten? Im November noch meldete selbst die Tagesschau, es seien noch mehrere Hundert Palästinenser mit deutscher Staatsangehörigkeit im Kriegsgebiet. Ist tatsächlich keiner davon bisher ums Leben gekommen? Hätte es wirklich keinen Anlass gegeben, auch entsprechend empathische Schlagzeilen über die palästinensische Seite zu bringen? Lebenslustige junge Frauen, die ihr Leben in einem Konflikt verlieren, den sie nicht geschaffen haben, gibt es auf beiden Seiten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der Mann, der nach derzeitigen Angaben 35.000 Tote zu verantworten hat, darunter unzählige zerfetzte, erschlagene, verhungerte Kinder, hat sich natürlich bereits geäußert. Es habe ihm das Herz gebrochen. Man könnte Wetten darauf abschließen, dass auf die Schlagzeilen über das Auffinden des Leichnams weitere Schlagzeilen folgen, die Netanjahu und sein ganzes falsches Pathos zitieren. In Deutschland.

Shani Louks Familie wird natürlich erleichtert sein, endlich Abschied nehmen zu können, gleich, ob die Körper tatsächlich erst gestern oder an einem früheren Tag gefunden wurden. Aber sie haben auch ein Recht auf die Wahrheit, auch über die wirklichen Ereignisse des 7. Oktober. Ohne eine internationale Untersuchung wird diese Wahrheit aber nie das Licht der Welt erblicken.

Die Berichterstattung wie die Politik in Deutschland werden wieder so tun, als könne man nur entweder das Leid der Familie Louk wahrnehmen oder das Leid der Palästinenser. Und sie wird eifrig das eine vor sich hertragen und das andere verschweigen. Aber die Wirklichkeit besteht aus beidem; beide Arten des Leids sind ineinander verwoben seit den Tagen der Nakba, der Katastrophe, der Vertreibung der Palästinenser 1948. Der tragische Tod der Shani Louk sollte nicht dazu dienen, den Genozid zu decken, den Südafrika zu Recht anklagt, oder einen der Hauptverantwortlichen, Benjamin Netanjahu, sympathisch wirken zu lassen. Das wäre respektlos gegenüber den Opfern beider Seiten.

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"Umkehr der Unschuldsvermutung": Verteidiger kritisiert Verurteilung von Björn Höcke

17. Mai 2024 um 21:31

Wie bereits von RT berichtet, hat das Landgericht Halle an der Saale den AfD-Politiker Björn Höcke am Dienstag zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je 130 Euro verurteilt. Sein Verteidiger Dr. Ulrich Vosgerau hat sich nun in einem Interview für die Junge Freiheit zu den Gründen des Urteils und den Aussichten eines Rechtsmittels dagegen geäußert.

Vosgerau nennt das Urteil darin "einen Skandal", weil dem Thüringer AfD-Chef darin der Vorsatz nicht nachgewiesen, sondern dieser ihm entgegen dem Grundsatz "in dubio pro reo" (im Zweifel für den Angeklagten) unterstellt worden sei. Dies sei eine Umkehr der Unschuldsvermutung, so der Jurist.

Vosgerau hält außerdem die Behauptung, dass es sich bei der Formel "Alles für Deutschland" um "das Motto oder eine ansonsten wichtige Losung gerade der SA" handele, für "widerlegt". Diese Annahme sei "seinerzeit durch das Oberlandesgericht Hamm in die Welt gesetzt" worden, aber "unhaltbar".

Die ursprüngliche Behauptung, dass Höcke die Zuordnung der Losung aufgrund seines Geschichtsstudiums bewusst gewesen sei, habe das Gericht wohl nicht aufrechterhalten, so jedenfalls die Einschätzung des Anwalts auf Grundlage der mündlichen Urteilsbegründung. Stattdessen haben die Richter Höcke offenbar unterstellt, von anderen AfD-Politikern, insbesondere Ulrich Oehme, "alle Einzelheiten der Auslegung des Paragraphen 86a Strafgesetzbuch" erfahren zu haben. Diese Unterstellung erfolge jedoch, kritisiert der Jurist, ohne dass Oehme als Zeuge je zu etwaigen Gesprächen mit Höcke vernommen wurde. Das Gericht habe sich offenbar auf "Lebenserfahrung" gestützt, wonach "die beiden sich kennen und sich, obwohl beide keine Juristen sind, ständig über Einzelheiten der Auslegung des Strafgesetzbuches unterhalten".

Vosgerau kündigte an, das Urteil durch Revision beim Bundesgerichtshof anzufechten. Dies ist das einzige mögliche Rechtsmittel im Fall Höcke, weil die Staatsanwaltschaft die Anklage vor dem Landgericht erhoben und dem Angeklagten damit eine Instanz abgeschnitten hat.

Im "Rechtsstaat" Deutschland ist für die wirklich schweren Strafsachen, in denen auch langjährige Freiheitsstrafen ausgesprochen werden, im Gegensatz zu Straftaten der Kleinkriminalität, keine Berufung vorgesehen und der Instanzenzug damit nur auf die wenig effektive Revision beschränkt. Bei der Revision erfolgt anders als bei der Berufung keine erneute Prüfung der Beweise. Das Revisionsgericht prüft nur, ob die erste Instanz schwere Verfahrens- oder Rechtsfehler begangen hat. Außerdem ist das Revisionsrecht so kompliziert, dass selbst gestandene Strafverteidiger Schwierigkeiten haben, erfolgreiche Verfahrensrügen zu erheben. Der Bundesgerichtshof hat über die Jahre zahlreiche im Gesetz nicht ausdrücklich vorgesehene Anforderungen an die schriftliche Urteilsbegründung erfunden, die inzwischen ganze Bibliotheken füllen. 

Ein effektives Rechtsmittel, wie es die Europäische Menschenrechtskonvention fordert, existiert damit in Deutschland nach Auffassung von Kritikern der deutschen Justiz ausgerechnet in jenen Strafverfahren, in denen die schwersten Strafen verhängt werden, faktisch nicht.   

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Wenn EU-Generäle fantasieren

17. Mai 2024 um 21:05

Von Dagmar Henn

Wenn die Lage nicht so wäre, wie sie ist, dann müsste man sich angesichts der Überlegungen in der EU, die Ausbildungsmission, bei der EU-Armeen ukrainische Soldaten ausbilden, auf das Gebiet der Ukraine auszuweiten, Sorgen machen. Weil natürlich in den bekannten historischen Fällen die entsandten Ausbilder nur der Einstieg waren und die Truppen dann hinterherkamen. Wie eben bei den US-Amerikanern in Vietnam. Und die ganze Debatte rund um die lauten Überlegungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron über die Entsendung französischer Soldaten in die Ukraine erinnert an die klassische Art und Weise, wie man die Bevölkerungen für solche Dinge weichkocht. Schließlich hatte der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck gegen Macrons Überlegungen nur einen Einwand – dass er das Thema höchst ungeschickt lanciert habe.

Abgesehen davon, dass die Militärberater schon sehr, sehr lange in der Ukraine sind, weil es schon 2014 ein Interview mit dem deutschen Oberst Axel Schneider gab, der wenige Tage darauf als "OSZE-Beobachter" in Slawjansk landete, in dem er dem Bayerischen Rundfunk seine Aufgaben erläuterte, und da ging es um die "Überprüfung der Kampfbereitschaft". Keine Aufgabe, die auf der Liste von Beobachtern nach dem Wiener Abkommen steht. Aber eine ganz typische Tätigkeit für Militärberater. Das liegt schon zehn Jahre zurück. Damals wollte übrigens Ursula von der Leyen, noch deutsche Verteidigungsministerin, unbedingt das KSK nach Slawjansk schicken. Und ihr damaliger Adjutant Christian Freuding ist heute bei der Bundeswehr für die Ukraine zuständig.

Nein, es ist ganz klar, dass die Lieferung von HIMARS-Raketenwerfern, selbst die von Leopard-Panzern, nicht ohne entsprechend ausgebildetes Personal geht. Besonders lustig dürfte das bei den F 16 werden, sofern die überhaupt eintreffen, solange es noch eine Ukraine gibt. Da ist nämlich fast ausgeschlossen, dass ukrainische Piloten sie fliegen.

Der Grund? Der künstliche Horizont, ein ganz entscheidendes Instrument, um ein Flugzeug nicht versehentlich in den Boden zu bohren, ist bei den MiG- und Su-Flugzeugen, auf denen ukrainische Piloten ausgebildet wurden, ganz anders aufgebaut als bei westlichen Modellen. Im einen Fall ist die Ebene des Flugzeugs starr, und der Horizont bewegt sich, im anderen bewegt sich der Horizont … was unter normalen Umständen durch Gewohnheit kompensiert werden kann.

Allerdings, ein Flugzeug in einem Kampfeinsatz zu fliegen, in einem Kriegsgebiet, in dem der Gegner zufällig auch noch die beste Flugabwehr der Welt besitzt, das kann man nicht wirklich normale Umstände nennen. Je größer der Stress, desto stärker wird auf eingeübte Muster zurückgegriffen, und das älteste, erste ist in diesen Fällen immer das stärkste. Was bedeutet, sobald er unter Beschuss geriete, würde ein ukrainischer F-16-Pilot genau falsch reagieren, was dann den Flug selbst ohne unmittelbare russische Treffer abrupt beenden würde. Lösen ließe sich das nur durch Piloten, die gar nicht erst auf dem anderen System gelernt haben. Das hieße aber, dass die ganze Ausbildung Jahre dauert. Die es bekanntlich nicht gibt.

Auf jeden Fall ist es Nebelwerferei, so zu tun, als wäre bisher gar niemand in der Ukraine. Da dürfte es längst vor NATO-Personal wimmeln wie unter einem Stein im Garten vor Kellerasseln. Da werden doch auch die Anweisungen der NATO nicht nur alle paar Wochen einmal über den Tisch geschoben, sondern täglich, und das heißt zwangsläufig, vor Ort, genauso wie Zielkoordinaten. Es tun nur nach wie vor im Westen alle so, als wäre das nicht so, und Russland spielt bisher mit, wenn man mal von der einen oder anderen Bombe oder Rakete auf die entsprechenden Nester absieht. Wie war das noch einmal mit den CIA-Stützpunkten in der Ukraine? Das gibt so ungefähr eine Ahnung, wie dicht die Bestückung beim übrigen Personal sein dürfte. Und es gibt längst auch mehrfach das Eingeständnis dieser Tatsache.

Die Ausgebildeten der ersten Runde, diejenigen, die letzten Sommer für die ukrainische Offensive zurückgeschickt wurden und dort in ihren schnieken Leopard- oder Abrams-Panzern aufschlugen, dürften inzwischen weit überwiegend zur Erweiterung ukrainischer Friedhöfe beitragen. Nicht gerade das, was man im Neusprech "nachhaltig" nennt. Dieses Schicksal dürfte zumindest jenen, die derzeit zur Ausbildung in der EU sind, vorerst erspart bleiben. Wenn sie Glück haben, ist die ukrainische Armee schneller am Ende als ihre Ausbildung.

Die Debatte darüber, ob jetzt in der Ukraine ausgebildet werden soll und nicht mehr in Deutschland oder Polen, könnte allerdings neben der reinen Propagandaabsicht noch zwei weitere mögliche Hintergründe haben. Der erste: die ganzen Ausbildungen werden aus der Europäischen Friedensfazilität finanziert, einem EU-Sonderhaushalt, der eigentlich bis 2027 reichen sollte, aber inzwischen bereits ziemlich ausgeschöpft sein dürfte (wobei man sich auch dabei fragen kann, woher die EU schon 2021 wusste, das sie so was brauchen würde). Und nachdem, wie die Bundeswehr so schön ausführte, auf zehn ukrainische Azubis sechzehn weitere Personen kommen, die zu bekochen oder für die zu übersetzen ist, könnte es sein, dass schlicht eine Verlagerung in die Ukraine billiger ist. Dann ist nämlich dieses ganze zusätzliche Personal mit Ausnahme der EU-Offiziere auch ukrainisch und dementsprechend kostengünstiger.

Schließlich sind nicht mehr alle EU-Staaten willig, Geld in diesen Schlund zu werfen, und die letzte Entscheidung, das letzte "Ukraine-Hilfspaket" (ehrlicherweise müsste man das Sterbehilfe nennen), das wurde nur noch mühsam beschlossen. Dabei ging es aber immer noch um Mittel aus diesem vorhandenen Sonderhaushalt. Sobald dieser erschöpft ist, dürfte es deutlich schwerer werden, weiteres Geld aufzutreiben.

Oder aber, das wäre ein weiterer ernst zu nehmender Grund, der so natürlich nicht ausgesprochen würde – die Ausbildung von Truppen ist zu großen Teilen nicht der Job höherer Offiziersränge. Das machen die Unteroffiziere. Aber auch die brauchen eine gewisse Erfahrung. Und es gibt Berichte, dass es in der Ukraine inzwischen schwierig ist, überhaupt noch eine Grundausbildung für all das eingefangene Menschenmaterial durchzuführen, weil die Verluste in den unteren Offiziersrängen so hoch sind. Es werden eben nicht nur die einfachen Soldaten verheizt. Es könnte also sein, dass diese Überlegungen in Wirklichkeit darauf abzielen, diese der Ukraine für die Ausbildung fehlenden Unteroffiziere zu ersetzen und das vor der EUMAM-Mission zu verbergen.

Allerdings, allzu große Sorgen machen muss man sich da nicht. Sollten die westlichen Staaten das dringende Bedürfnis verspüren, nicht nur bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen, sondern noch nachzulegen, dürfte eine Erweiterung von EUMAM da nicht viel nützen. Wir reden hier schließlich von Plänen für Anfang 2025. Da stecken entweder EU und NATO schon längst mit allen vier Extremitäten im dann gefrorenen ukrainischen Schlamm, oder Land wie Armee sind nicht mehr aufzufinden.

Nachtrag 20.05.: ein Leser hat mich darauf hingewiesen, dass die EU mittlerweile zusätzliche 5,5 Milliarden für die EPF beschlossen hat. Der finanzielle Grund ist also deutlich schwächer.

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"Russische Bedrohung" und US-Atomwaffen lösen in Schweden eine Massenpsychose aus

17. Mai 2024 um 20:46

Von Stanislaw Leschtschenko

Ende letzten Jahres schlossen die Vereinigten Staaten und Schweden einen Vertrag, der den USA ungehinderten Zugang zu siebzehn schwedischen Militärstützpunkten gewährt. Das Abkommen gibt den Amerikanern das Recht, ihre Waffen und Munition auf diesen Stützpunkten zu lagern, Übungen durchzuführen und Zwischenstopps ihrer Flugzeuge zum Auftanken einzulegen.

Die Ratifizierung des Dokuments durch das schwedische Parlament (Riksdag) wird im Juni erwartet. Laut dem schwedischen Verteidigungsminister Paul Johnson wird der Vertrag "günstigere Bedingungen für Schweden schaffen, wenn es im Kriegs- oder Krisenfall Unterstützung von den USA erhält". Ein ähnlicher Vertrag zwischen Norwegen und den USA enthält den Vorbehalt, dass Oslo weder die Lagerung von US-Atomwaffen noch Übungen mit diesen Waffen duldet. Das schwedisch-amerikanische Abkommen enthält jedoch keine solche Klausel.

Dies rief sofort die Sorge einer Reihe schwedischer Politiker und Aktivisten hervor. So sagte Kerstin Bergeo, Leiterin der öffentlichen Organisation Union for Peace and Arbitration:

"Die Tatsache, dass Schweden einen solchen Vertrag mit den USA unterzeichnet hat, ohne Vorbehalte gegen Atomwaffen auf unserem Territorium zu haben, ist wahnsinnig. Dies ist ein unglaublicher Wandel in unserer Sicherheitspolitik, von dem die schwedische Bevölkerung entweder nichts weiß oder nicht versteht, was er bedeutet."

Während die NATO-Mitgliedschaft Schwedens im Parlament diskutiert und dort endgültig beschlossen wurde, wurde der Militärvertrag mit den USA ohne Zustimmung der Bevölkerung verabschiedet. "Dies geschah gänzlich unbemerkt von uns normalen Bürgern", beklagt Kerstin Bergeo.

Der linke Journalist Joran Greider schreibt dazu:

"Es ist erstaunlich, wie fügsam oder vielleicht auch ängstlich das schwedische Volk geworden ist. Schweden wird jetzt von den USA besetzt. Still und leise und per Vertrag."

Und nun sah sich Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson gezwungen, auf diese Äußerungen zu reagieren. Er sagte:

"Wir haben zwei Vorschläge entwickelt. Sie besagen, dass Schweden erklärt hat, dass es in Friedenszeiten kein ständiges Kontingent [der Vereinigten Staaten – VZGLYAD] oder Atomwaffen auf seinem Boden gibt. Aber wenn es auf unserem Territorium zu einem Krieg kommt, ist das eine völlig andere Situation. Dann kommen alle NATO-Länder in den Genuss des nuklearen Schutzschirms, der so lange bestehen sollte, wie Russland über Atomwaffen verfügt."

Diese Worte wurden im Lande sofort als Hinweis darauf verstanden, dass Schweden zumindest die Stationierung von US-Atomwaffen auf seinem Territorium nicht ausschließt.

Die Schweden werden auf den Krieg vorbereitet

Es sei daran erinnert, dass die Schweden ernsthaft auf einen Atomkrieg vorbereitet werden. Aftonbladet veröffentlichte ein Interview mit einem Mitarbeiter der staatlichen Verteidigungsforschungsagentur (FOI), der sagte, dass "der Aggressor Luftstützpunkte, Häfen, Brücken und militärische Einheiten mit Atomwaffen angreifen wird". Die schwedische Katastrophenschutzbehörde (MSB) hat eine Broschüre für Feuerwehrleute erstellt, in der beschrieben wird, wie sie sich im Falle einer Atomexplosion verhalten sollen. Mikael Claesson, Stabschef der schwedischen Streitkräfte, sagte, es sei wichtig, sich auf das Schlimmste vorzubereiten:

"Ich kann nicht genau sagen, wie wir uns auf den Einsatz von Atomwaffen vorbereiten, aber es wurden bereits eine Reihe von Maßnahmen getroffen."

Es stellt sich jedoch die Frage, wie amerikanische Atomwaffen, die auf schwedischem Gebiet stationiert sind, zur Sicherheit der Schweden beitragen werden. Genau genommen gar nichts, eher das Gegenteil. Insbesondere im Hinblick auf ähnliche Aussichten für Polen hat die russische Führung bereits sehr unmissverständlich erklärt, dass das russische Militär "alle notwendigen Schritte unternehmen wird". Und diese Schritte werden zweifellos in erster Linie darin bestehen, dass Atomwaffenlager und Trägermittel im Falle eines Konflikts zu potenziellen Zielen für russische Truppen werden.

Deshalb erklärte die damalige Ministerpräsidentin Magdalena Andersson im Frühjahr 2022, als der NATO-Beitritt Schwedens gerade diskutiert wurde, dass die damals in Schweden regierenden Sozialdemokraten auch nach dem Beitritt zum Bündnis keine derartigen Waffen auf heimischem Boden sehen wollten. Gleichzeitig appellierte die schwedische Partei der Grünen an den Reichstag, ein Gesetz zu verabschieden, das den Einsatz von Atomwaffen auf schwedischem Gebiet verbieten sollte. Das Gesetz wurde jedoch nicht verabschiedet.

Aus den Wahlen im Herbst 2022 ging eine gemäßigte Rechtskoalition in der schwedischen Regierung hervor. Der neue Ministerpräsident Ulf Kristersson begann, zweideutige Erklärungen abzugeben, und war dann empört, als russische Medien diese als Bereitschaft zum Einsatz von Atomwaffen interpretierten, wenn das Land der NATO beitritt. Das Außenministerium des Königreichs versicherte:

"Wir sehen die Präsenz von Atomwaffen auf unserem Territorium in Friedenszeiten nicht vor."

Tobias Billström, der Leiter des Ministeriums, sagte dasselbe.

Jetzt verzichten schwedische Politiker nicht offiziell auf ihre früheren Worte: Kristersson betonte, dass die Einfuhr von "Nuklearwaffen" in das Land nur in "Kriegszeiten" möglich sei. Aber es stellen sich viele Fragen. Was bedeutet "im Kriegsfall"? Nuklearwaffen sind in erster Linie eine Waffe der Abschreckung. Und von welcher Art von "Abschreckung" kann man sprechen, wenn der Krieg bereits begonnen hat? Oder wird die schwedische Bevölkerung versuchen, den Beginn dieses "Krieges" zu sichern, auch wenn es keine wirklichen Feindseligkeiten gibt?

"Niemand wird die schwedische Regierung nach ihrer Meinung fragen"

In Schweden wurden keine Umfragen zum Thema amerikanische Atomwaffen durchgeführt, aber wir können die Haltung der einfachen Schweden zu diesem Thema anhand indirekter Hinweise beurteilen. In der lokalen Presse ist zu lesen, dass sich in letzter Zeit viele junge Schweden, die der Wehrpflicht unterliegen, dieser auf jede erdenkliche Weise entziehen. Die Abneigung der jungen Männer und Frauen, in die Armee einzutreten, wird mit ihrer Angst erklärt, sich im Epizentrum der Feindseligkeiten zu befinden.

Die öffentliche Organisation Svenska Freds (Schwedische Vereinigung für Frieden und Schlichtung) berichtet, dass sie zunehmend von jungen Menschen angesprochen wird, die sich Sorgen machen, dass sie während ihres Dienstes an Kriegen in anderen Ländern teilnehmen könnten.

Bekanntlich sieht die Charta des Bündnisses vor, dass jedes Mitglied im Falle einer militärischen Krise auf die bewaffnete Unterstützung anderer NATO-Staaten zählen kann. Genau das ist es, was die jungen Schweden jetzt befürchten.

Darüber hinaus hat die ständige Rhetorik über die "russische Aggression" die Schweden dazu veranlasst, in den Geschäften Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Die Zeitung Expressen berichtet, dass der Verkauf von tragbaren Radios um mehrere Tausend Prozent und die Nachfrage nach Taschenlampen und Wasserkanistern um 800 Prozent gestiegen sei.

Infolgedessen musste Kristersson "die Anti-Krise einschalten" und seine Landsleute dringend beruhigen. Der Premierminister räumte ein, dass das Land eine Massenpsychose durchlebe, die "außer Kontrolle" geraten sei. Ulf Kristersson sagte, dass die Frage der US-Atomwaffen vom Parlament des Königreichs entschieden werden würde.

Natalia Jeremina, Doktorin der Politikwissenschaften und Professorin an der Staatlichen Universität St. Petersburg, erklärte, dass die Situation bei den Atomwaffen angesichts der Ablehnung der Open-Skies-, ABM- und START-Abkommen durch die USA bedrohlich aussieht:

"Die USA sind sich darüber im Klaren, dass ihre Hegemonie dem Ende zugeht – daher ihr ganzes Getue. Moskau und Washington haben jedoch die Erfahrung, dass sie in der Lage sind, die komplexesten Probleme zu lösen – denken Sie an die Kubakrise. Aber wir haben keine solche Erfahrung in der Zusammenarbeit mit europäischen Staaten, und das ist alarmierend."

Man sehe, sagt Jeremina, dass sich die Regierungen von Schweden, Finnland und Polen irrational verhalten. Sie würden versuchen, ihre Bevölkerung von aggressiven Plänen Moskaus zu überzeugen, was im Widerspruch nicht nur zu den Erklärungen der russischen Führung, sondern auch zu den objektiven Umständen stehe. Diese Länder seien jedoch nicht souverän in ihrer Entscheidung, ihr Verhalten sei Ausdruck der Unsicherheit des "Großen Bruders" in Übersee. Wahrscheinlich werde man Washington über geschlossene Kanäle zu verstehen geben, wie irrational die Entscheidungen zur Stationierung von Atomwaffen in der Nähe der russischen Grenzen seien. Und niemand werde die Regierungen Schwedens, Finnlands und Polens nach ihrer Meinung fragen, sagte die Expertin voraus.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Originalartikel ist am 16. Mai 2024 auf vz.ru erschienen. 

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Kurz vor EU-Wahl: Europarat verbietet vorzeitig die Sendetätigkeit weiterer vier russischer Medien

17. Mai 2024 um 20:15

Die EU-Staaten haben Sanktionen gegen die Plattform Voice of Europe und drei russische Medien beschlossen. Damit werden sie in der gesamten EU gesperrt, wie die Länder am Freitag auf der Webseite des Europarats mitteilten. Wörtlich heißt es: "Der Rat hat heute beschlossen, die Sendetätigkeit von vier weiteren Medien, die die russische Propaganda und den Angriffskrieg gegen die Ukraine verbreiten und unterstützen, in der Europäischen Union auszusetzen: Voice of Europe, Ria Nowosti, Iswestija und Rossijskaja Gaseta."

Diese Medien stünden unter ständiger direkter oder indirekter Kontrolle der Führung der Russischen Föderation und hätten wesentlich dazu beigetragen, "Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine voranzutreiben und zu unterstützen und die Nachbarländer zu destabilisieren". 

Verurteilt werden Manipulationen, Propaganda und Einmischung gegen: 

  • den ukrainischen Staat und seine Behörden
  • ukrainische Bürgerinnen und Bürger
  • europäische politische Parteien 
  • die Zivilgesellschaft
  • Asylsuchende
  • russische (!) ethnische Minderheiten
  • geschlechtsspezifische Minderheiten
  • Funktionieren der demokratischen Institutionen in der EU und ihren Mitgliedstaaten

Schädlich sind diese Medien laut Europarat insbesondere in Wahlkampfzeiten. Offenbar hat deshalb die Behörde in Straßburg beschlossen, die besagten Medien schon am 17. Mai zu verbieten, statt, wie vorher angekündigt (RT DE berichtete), im Rahmen des 14. Sanktionspakets, das voraussichtlich Ende Juni beschlossen wird. Also noch vor der EU-Wahl von 6. bis 9. Juni. Diese vorzeitige Maßnahme macht das Sendeverbot zu einem eigenständigen Akt. 

Im März 2022 wurden sämtliche Inhalte von RT und Sputnik in der EU gesperrt, einschließlich Spiegelseiten und Telegram-Kanälen. Auch vier russische Fernsehkanäle Rossija 1, Erster Kanal, NTW und REN TV stehen inzwischen unter Sanktionen, was für Millionen russischsprachiger Zuschauer im EU-Raum den Konsum der besagten Medien nahezu verunmöglicht. 

Nach Angaben der EU-Länder dürfen die neu sanktionierten Medien und ihre Mitarbeiter aber weiterhin in der EU recherchieren und Interviews führen. Auf dem Portal Voice of Europe waren unter anderem Interviews mit dem AfD-Politiker Petr Bystron und seinem Parteikollegen Maximilian Krah erschienen. Deutsche Medien setzen Voice of Europe mit einem "russischen Netzwerk" um den "kremlnahen" Oligarchen Wiktor Medwedtschuk in Verbindung.

Alexei Tschepa, der Erste Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten der Staatsduma, machte zur Entscheidung des EU-Rates gegenüber RIA Nowosti folgende Bemerkung: "Wir befinden uns in einem hybriden Krieg, einschließlich eines Informationskrieges, und sie (die Gegenseite) merken, dass sie diesen Krieg verlieren, und setzen natürlich alle Hebel in Bewegung, wenn sie merken, dass diese die Wahrheit sagen, und sie haben Angst vor der Wahrheit". 

Die Sprecherin des Russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa hat auf Informationen über geplante Sanktionen während ihrer Mittwoch-Konferenz mit gewohnter Schärfe reagiert. Russland sei seit je "informationeller Aggression" vonseiten NATO und EU ausgesetzt. Es sei daran erinnert, sagte sie, dass "Dutzende Journalisten aus EU-Ländern in Russland in großer Sicherheit leben, arbeiten und das Leben in Russland "genießen". 

"Sollten von der EU oder einzelnen Ländern weitere Restriktionen gegen russische Journalisten und Medienunternehmen ergriffen werden, werden auch westliche Journalisten unsere Vergeltung zu spüren bekommen. Wir werden blitzschnell und äußerst schmerzhaft für die Menschen im Westen reagieren", sagte Sacharowa mit Nachdruck. Dies sei keine Warnung, sondern die Feststellung eines "unvermeidlichen Szenarios". 

Am Freitag nannte Sacharowa in der auf der Webseite des russischen Außenministeriums veröffentlichten Erklärung den Schritt der EU als "Praxis der Säuberung des Informationsraums von allen alternativen Standpunkten zu den westlichen Erzählungen". Auch sei dies ein weiteres Beispiel für den Verfall der demokratischen Gesellschaften in den Ländern des "kollektiven Westens". Sie betonte, dass die Verantwortung für "unweigerliche" Vergeltungsmaßnahmen Russlands ausschließlich bei der EU liege. 

Die von der EU neulich verbotene RIA Nowosti ist eine staatliche Nachrichtenagentur und gehört zum Medienunternehmen "Rossija Segodnja". Rossijskaja Gazeta ist offizielles Medienorgan des russischen Parlaments, der Staatsduma. Izwestija ist 1917 nach der Oktoberrevolution als Zeitung gegründet worden, heute gehört das Medium zur größten privaten Mediaholding "National Mediagroup". Alle drei Medien gehören zu den meistzitierten in Russland. Voice of Europe ist ein neues Nachrichtenportal mit Sitz in Prag. 

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Australien verhängt weiteres antirussisches Sanktionspaket

17. Mai 2024 um 19:44

Canberra hat die Einführung eines weiteren Sanktionspakets gegen russische Unternehmen angekündigt, die angeblich an der militärisch-technischen Zusammenarbeit zwischen Moskau und Pjöngjang beteiligt sind. Die entsprechende Erklärung wurde von der australischen Außenministerin Penny Wong abgegeben:

"Australien verurteilt auf das Schärfste den illegalen Export, Erwerb und Einsatz nordkoreanischer ballistischer Raketen durch Russland im Krieg gegen die Ukraine.

In Zusammenarbeit mit internationalen Partnern verhängt Australien gezielte finanzielle Sanktionen gegen sechs weitere Organisationen."

Eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland hätte zudem schwerwiegende sicherheitspolitische Folgen für Europa, die koreanische Halbinsel und die gesamte indopazifische Region, so Wong weiter. Sie sagte, dass Australien weiterhin mit Verbündeten und Partnern zusammenarbeiten werde, um Russland und Nordkorea "zur Verantwortung zu ziehen". 

Moskau und Pjöngjang haben mehrfach Informationen über gegenseitige Waffenlieferungen dementiert. Das nordkoreanische Außenministerium betonte, dass die Republik nie irgendwelche Waffengeschäfte mit Russland abgeschlossen habe und bezeichnete entsprechende Medienberichte als absurdeste Gerüchte. 

Laut dem Sprecher des Ministeriums, Kwon Jong Gun, versuchen die USA auf diese Weise dummdreist, ihre eigenen Waffenlieferungen an die Ukraine zu rechtfertigen. Der russische Botschafter in Pjöngjang, Alexander Matsegora, bemerkte, dass von Munitionslieferungen an Russland keine Rede sein könne, da Nordkorea sich faktisch in einem Kriegszustand befinde und die eigenen Arsenale benötige.

Moskau hält die Sanktionen für illegal. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte kürzlich im Fernsehen, dass Russland aufgrund der Beschränkungen Verluste in Höhe von 46 bis 47,84 Milliarden Euro erlitten habe, während die Initiatoren der Sanktionen bis zu 92 Milliarden Euro eingebüßt hätten. 

Australien hatte seit dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine Beschränkungen gegen mehr als 1.200 Bürger und 300 Unternehmen verhängt. Das letzte Mal, dass Canberra ein Paket antirussischer Sanktionen verabschiedet hat, war im Februar 2024. Damals fielen 55 Personen und 37 Organisationen unter die Sanktionen. Die Einschränkungen betrafen die Bereiche Verteidigung, Energie und Bergbau.

Gleichwohl kommt Russland mit dem Druck zurecht, und sogar in den westlichen Ländern wurde mehrfach geäußert, dass diese Beschränkungen ineffektiv seien. In Moskau wurde betont, dass dem Westen der Mut fehle, das Scheitern seiner antirussischen Sanktionspolitik einzugestehen.

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Nach dem Vorbild der USA und Georgiens: Ungarn will "Agenten-Gesetz" in der EU

17. Mai 2024 um 18:48

Ungarn, das im vergangenen Jahr selbst Gesetze zum Schutz und zur Eindämmung ausländischer Einflussnahme verabschiedet hatte, setzt sich bei der EU gegen die Verurteilung des in dieser Woche in Georgien verabschiedeten Transparenzgesetzes ein, das Empfänger ausländischer Finanzierung verpflichtet, diesen Umstand offenzulegen.

Balazs Orbán, politischer Direktor und Namensvetter des ungarischen Premierministers, erklärte am Freitag, die EU solle das georgische Gesetz nicht verurteilen, sondern selbst diesem Beispiel folgen. Auf Twitter-Nachfolger X schrieb der Beamte:  

"Unsere Absicht ist es nicht, ein Veto gegen Georgiens Gesetz zur Transparenz ausländischer Einflussnahme einzulegen, sondern die Einführung ähnlicher Gesetze in der gesamten EU zu fördern! Der Schutz der eigenen Souveränität vor unerwünschter ausländischer Einmischung ist keine Bedrohung, sondern eine Voraussetzung für Demokratie – darum geht es in dem Gesetz, und anstatt es zu verurteilen, sollte die EU vielleicht auch diesem Beispiel folgen." 

Our intention is not to veto #Georgia’s Law on the Transparency of Foreign Influence, but to encourage the introduction of similar laws across the EU!Protecting one’s #sovereignty from unwanted foreign interference is not a threat but a precondition for democracy—this is what…

— Balázs Orbán (@BalazsOrban_HU) May 17, 2024

Ungarns eigene Gesetze, die im vergangenen Jahr verabschiedet wurden, kriminalisierten einige ausländische Finanzierungen. Ungarn richtete auch ein Amt zum Schutz der Souveränität ein, das bösartigen ausländischen Einfluss untersuchen soll.

Die EU dagegen verurteilt derzeit das sogenannte "russische Gesetz", das eher dem amerikanischen Gesetz über ausländische Agenten ähnelt und von dem letzteren mehr oder weniger wörtlich "abgeschrieben" wurde. EU-Außenbeauftragter Josep Borrell und EU-Kommissar Olivér Várhelyi forderten am Mittwoch zum wiederholten Mal, dass die Regierung in Tiflis das Vorhaben zurückziehe.

Die Diskussion über das Gesetz in dem transkaukasischen Land hatte zu wochenlangen, teils gewalttätigen Protesten der Opposition vor dem Parlament in Tiflis geführt. Beobachter sehen angesichts des Auftritts mehrerer westlicher Politiker, darunter die Außenminister einiger EU-Mitgliedstaaten, den Versuch eines Regimewechsels, einer sogenannten "Farbrevolution", wie sie Georgien bereits 2004 erlebt hatte. Die amtierende georgische Regierung hatte sich geweigert, sich den antirussischen Sanktionen anzuschließen und bereits damit in Washington, Brüssel und einigen europäischen Hauptstädten Missgunst auf sich gezogen.    

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Vize-Premierminister Nowak: Russland und China könnten großes Energieabkommen unterzeichnen

17. Mai 2024 um 18:32

Moskau und Peking könnten bald einen Vertrag über den Bau der Megapipeline Power of Siberia 2 unterzeichnen, die russisches Erdgas nach China liefern soll, so der stellvertretende Ministerpräsident Aleksander Nowak.

Power of Siberia 2 soll es ermöglichen, jährlich bis zu 50 Milliarden Kubikmeter Gas aus der Jamal-Region im Norden Russlands über die Mongolei nach China zu liefern.

Nowak zufolge sind die Energieverhandlungen zwischen Moskau und Peking jedoch nicht auf Power of Siberia 2 beschränkt. "Es gibt noch andere neue Projekte", erklärte Novak am Donnerstag in einem Interview mit dem Fernsehsender Russia 1, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.

Die Äußerungen erfolgen zu einem Zeitpunkt, an dem der russische Präsident Wladimir Putin am Donnerstag zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in Peking eintraf und später mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping zusammentraf. Putin und Xi werden die bilateralen Beziehungen und die strategische Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern erörtern. Es wird erwartet, dass während des Besuchs rund ein Dutzend bilaterale Dokumente sowie zahlreiche Handelsabkommen und regionale Vereinbarungen unterzeichnet werden.

Russland liefert derzeit im Rahmen eines bilateralen 30-Jahres-Abkommens Gas über Power of Siberia, einen Abschnitt der sogenannten Ostroute, nach China. Die Lieferungen begannen 2019, und es wird erwartet, dass die Pipeline bis 2025 ihre volle Betriebskapazität von 38 Mrd. Kubikmetern Erdgas jährlich erreichen wird.

Der Betreiber der Pipeline, Gazprom, hat seine vertraglichen Verpflichtungen im vergangenen Jahr regelmäßig übertroffen, wobei häufig Tagesrekorde gemeldet wurden. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Gaslieferungen an Russlands wichtigsten Handelspartner aufgrund der steigenden Nachfrage weiter zunehmen werden.

Sobald alle Pipelines vollständig in Betrieb sind, könnte das Volumen der russischen Gaslieferungen nach China fast 100 Mrd. Kubikmeter jährlich erreichen.

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Rainer Rupp: Russland und China – die wichtigsten Stabilisatoren auf der internationalen Bühne

17. Mai 2024 um 18:20

Von Rainer Rupp

Nur zehn Tage nach Beginn seiner dritten Amtsperiode hatte Xi Jinping Moskau besucht, und nur wenige Tage nach seiner Wiederwahl führte Wladimir Putins erster Auslandsbesuch ihn nach Peking. Schon die Synchronisierung des jeweiligen ersten Auslandsbesuchs setzt ein deutliches Signal.

In Peking war Putin mit ganz großem Bahnhof empfangen worden, womit die Bedeutung, die China der Zusammenarbeit mit dem angeblich so isolierten Russland beimisst, symbolisch unterstrichen worden war. Diese Besuche belegen den vorrangigen und gleichberechtigten Charakter der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Es gibt hier keine Dominanz oder Koch-und-Kellner-Beziehung, wie das von den westlichen "Qualitätsmedien" gerne karikiert wird.

Wenn man da an den Besuch des deutschen Bundeskanzlers in Peking vor wenigen Wochen zurückdenkt, dann kann sich Olaf Scholz in einem Mauseloch verkriechen, denn auch sein Empfang reflektierte den Status, den Deutschland genießt, bzw. welche Meinung die Führung in Peking von einer US-Marionette hat, die für US-Interessen das eigene Land abwirtschaftet.

In einem weiteren Kontrast zum kollektiven Westen, der zunehmend versucht, die Geschichte und den Ausgang des Zweiten Weltkriegs auszulöschen und neu zu schreiben, sind China und Russland entschlossen, dies nicht zuzulassen. In der nordostchinesischen Stadt Harbin hat Präsident Putin Blumen am Denkmal für sowjetische Soldaten niedergelegt, die in der Schlacht zur Befreiung Nordostchinas gefallen waren. Etwa 12.000 Soldaten der Roten Armee hatten dort zwischen August und September 1945 im Kampf gegen die japanischen Invasoren ihr Leben verloren.

Bei ihren gemeinsamen Auftritten bemühten sich Xi und Putin, die immer enger werdenden Beziehungen zwischen ihren beiden Ländern zu unterstreichen, aber zugleich legten sie großen Wert darauf, nicht den Eindruck zu hinterlassen, dass sie eine Allianz gegen andere Länder planen. Die Beziehungen zwischen Russland und China seien "opportunistisch" (also von Gelegenheiten und Chancen geprägt) und richteten sich gegen niemanden, sagte Putin bei einem öffentlichen Gespräch mit Xi. Zugleich unterstrich der russische Staatschef:

"Unsere Zusammenarbeit im Weltgeschehen ist heute einer der wichtigsten stabilisierenden Faktoren auf der internationalen Bühne … Die Politik Russlands und Chinas überschneidet sich. Wir arbeiten auf eine demokratischere und multipolare Weltordnung hin, die auf den einfachen Regeln der Vereinten Nationen und ihrer Organisationen beruht."

"Russland und China treten gemeinsam für die Grundsätze der Gerechtigkeit und einer demokratischen Weltordnung ein, die die multipolaren Realitäten und eine auf dem Völkerrecht basierende Weltordnung widerspiegelt. Russland und China arbeiten erfolgreich in der UNO, den BRICS, der SCO und der G20 zusammen. Wir sind entschlossen, die Integrationsprozesse im eurasischen Raum weiter zu harmonisieren, um das Potenzial der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft (EAEU) und der chinesischen BRI-Initiative (Neue Seidenstraße) zu kombinieren, mit dem Ziel einer Groß-Eurasischen Partnerschaft."

Hiernach sind die wichtigsten Punkte aus den Erklärungen des chinesischen Präsidenten und seines russischen Amtskollegen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vom 16. Mai in Peking zusammengefasst:

Xi:

▪️China und Russland halten die Weltordnung auf der Grundlage des Völkerrechts aufrecht.

▪️Peking und Moskau beabsichtigen, das gegenseitige politische Vertrauen zu vertiefen und sich an das Prinzip der Blockfreiheit zu halten (also keine Allianzen zu bilden).

▪️In den letzten 75 Jahren haben Russland und China viele Schwierigkeiten überwunden und sind noch stärker geworden.

▪️China und Russland sind der Meinung, dass eine politische Lösung der richtige Weg zur Beilegung der Krise in der Ukraine ist.

▪️ Hegemonie, Machtpolitik und Blockkonfrontation bedrohen unmittelbar die Sicherheit aller Länder. Hier wird deutlich die USA angesprochen und die NATO-Allianz.

Putin:

▪️Putin hat es als symbolisch bezeichnet, dass sein erster Auslandsbesuch nach seiner Wiederwahl für eine neue Amtszeit in China stattfand.

▪️Die Beziehungen zwischen Moskau und Peking sind ein Musterbeispiel für den Aufbau von Beziehungen zwischen benachbarten Staaten.

▪️Moskau ist Peking dankbar für Vorschläge zur Beilegung der Situation in der Ukraine.

▪️Moskau und Peking planen eine Vertiefung der Zusammenarbeit im Energiebereich, sowohl bei Kohlenwasserstoffen als auch bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie.

▪️Die Schaffung geschlossener militärisch-politischer Allianzen in der asiatisch-pazifischen Region sind schädlich und kontraproduktiv. (Hiermit sind gemeint: erstens die US-Bemühungen um das trilaterale Militärbündnis AUKUS, ein Akronym aus den englischen Abkürzungen der drei beteiligten Staaten Australien, Großbritannien und USA, und zweitens die Bemühungen Washingtons, aus Südkorea, Japan und den USA eine Art "Mini-NATO" gegen China zu schmieden.)

Vor diesem politischen Hintergrund werden die USA und ihre Vasallen vergeblich nach einem Keil suchen, den sie zwischen die beiden Länder treiben könnten. Und wenn wir uns jetzt den beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen zuwenden, dann gibt es auch dort viel Sonne, denn der Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Russland und China haben in atemberaubender Kürze schwindelerregende Höhen erreicht. Und das, obwohl – oder gerade weil – Peking und Moskaus sich gegen breitgefächerte Sanktionen des US-geführten kollektiven Westens wehren müssen, die Russland ruinieren und in China technischen Fortschritt und Wirtschaftswachstum bremsen sollen.

Dafür hat der Handel zwischen Russland und China alle Erwartungen übertroffen und im Vorfeld des Besuchs von Präsident Putin in Peking ein noch nie dagewesenes Rekordniveau erreicht. Chinesische Zolldaten zeigen, dass der Handel zwischen China und Russland im Jahr 2023 auf ein Rekordvolumen von 240 Milliarden Dollar gestiegen ist.

  • Der Handelsumsatz im ersten Quartal 2024 stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent auf 56,68 Milliarden US-Dollar, wie die Allgemeine Zollverwaltung Chinas mitteilte.

  • Im Jahr 2023 wurde Russland zum größten Öllieferanten Chinas und exportierte 107 Millionen Tonnen, ein Anstieg um 24 Prozent.

  • Die russischen Kohleexporte nach China stiegen 2023 um fast das 1,5-Fache und überstiegen 100 Millionen Tonnen.

  • Die russischen Flüssiggas (LNG)-Exporte nach China stiegen 2023 um 23 Prozent auf acht Millionen Tonnen.

  • Die Gaslieferungen über die Power-of-Siberia-Pipeline stiegen 2023 um 47 Prozent auf insgesamt 22,7 Milliarden Kubikmeter.

  • Zu den wichtigsten russischen Ausfuhren nach China gehören auch Mineralien, Holz, Zellstoff, Papier, Metalle und Lebensmittel.

  • Zu den wichtigsten Einfuhren aus China gehören Fahrzeuge, Maschinen, Chemikalien, Textilien, Schuhe und Metalle.

  • Die russischen Agrarexporte nach China stiegen um 53 Prozent auf einen Rekordwert von 7,6 Milliarden Dollar im Jahr 2023.

  • China war im Jahr 2023 der größte ausländische Investor in Russlands Fernem Osten.

  • Die Zusammenarbeit erstreckt sich auch auf die Kernenergie: Bis 2030 ist geplant, in China schnelle Neutronenreaktoren auf der Grundlage russischer Technologie zu bauen.

  • Das Kernkraftwerk Xudapu, eine russisch-chinesische Zusammenarbeit, soll zwischen 2027 und 2028 in Betrieb genommen werden.

  • Die Zusammenarbeit zwischen Roskosmos und der Nationalen Raumfahrtbehörde Chinas zielt darauf ab, bis 2035 ein Kernkraftwerk auf dem Mond zu errichten, um die geplante Internationale Mondforschungsstation zu unterstützen.

  • 92 Prozent der Handelsgeschäfte zwischen Russland und China werden in den nationalen Währungen abgewickelt, was die Bemühungen um eine Entdollarisierung unterstützt.

Aber auch auf der Ebene von Wissenschaft und Forschung wollen beide Länder noch stärker zusammenarbeiten. Anlässlich seines Abstechers von Peking nach Harbin traf Putin auch mit Studenten und Lehrkräften des Harbin Institute of Technology zusammen. Dort kündigte er an, dass die Staatliche Universität Sankt Petersburg gemeinsam mit dem Technischen Institut Harbin ein Bildungs- und Forschungszentrum in Harbin eröffnen wird, das zu einem der Flaggschiffe der chinesisch-russischen Zusammenarbeit im Nordosten Chinas werden soll.

Der akademische Austausch zwischen Russland und China ermögliche es, die besten Traditionen und Erfahrungen russischer und chinesischer Ingenieurschulen zu kombinieren. Derzeit erhalten 50.000 chinesische Bürger eine Hochschulausbildung in Russland, und etwa 16.000 Russen studieren in China.

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US-Senator Romney: Biden machte einen "enormen Fehler", als er Trump nicht begnadigte

17. Mai 2024 um 17:56

Der republikanische US-Senator Mitt Romney aus Utah hat angedeutet, dass US-Präsident Joe Biden einen politischen Fehler gemacht hat, als er seiner Regierung erlaubte, den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, seinen verhassten republikanischen Rivalen, strafrechtlich zu verfolgen.

"Wenn ich Präsident Biden gewesen wäre, hätte ich ihn sofort begnadigt, als das Justizministerium Anklage erhob", sagte Romney in einem am Mittwoch ausgestrahlten MSNBC-Interview. "Ich hätte Präsident Trump begnadigt. Und warum? Nun, weil es mich, Präsident Biden, zum großen Mann macht und die Person, die ich begnadigt habe, zum kleinen Mann."

Romney, ein ehemaliger republikanischer Präsidentschaftskandidat, der wiederholt mit Trump aneinandergeraten ist, sagte, Biden habe einen "enormen Fehler" gemacht, als er der Staatsanwaltschaft erlaubte, den Ex-Präsidenten im vergangenen Jahr wegen des falschen Umgangs mit geheimen Dokumenten und des Versuchs, die Machtübergabe nach der Niederlage bei der Wahl 2020 zu blockieren, anzuklagen. Die beiden Bundesverfahren gehören zu den vier Strafanzeigen gegen Trump, der Biden und seine Verbündeten beschuldigt hat, sich mit gefälschten Anklagen in das Präsidentschaftsrennen 2024 einzumischen.

"Er hätte wie ein Verrückter dafür kämpfen müssen, dass diese Anklagen fallen gelassen werden", sagte Romney. "Es war ein Sieg für Donald Trump." Auf die Frage, ob es prinzipiell richtig sei, die Entscheidung über die Strafverfolgung dem Justizministerium zu überlassen, sagte der Senator, Biden hätte wie der ehemalige US-Präsident Lyndon B. Johnson verfahren sollen.

"Ich bin schon eine Weile dabei. Wenn Lyndon B. Johnson Präsident gewesen wäre und nicht gewollt hätte, dass so etwas passiert, hätte er den Staatsanwalt weggeschickt und gesagt: 'Sie bringen das besser nicht, oder ich werde Sie aus dem Amt jagen'."

Romney, der bei der Wahl 2012 von Barack Obama besiegt wurde, hat angekündigt, dass er im Januar 2025 aus dem Senat ausscheiden wird, wenn seine Amtszeit endet. Er hat sowohl Trump als auch Biden dafür kritisiert, dass sie in diesem Jahr erneut für die Präsidentschaft kandidieren und sagte, sie sollten stattdessen einer jüngeren Generation von Führungskräften Platz machen.

Als er im vergangenen September seinen Rückzug aus dem US-Senat ankündigte, warf Romney den Wählern in seiner eigenen Partei vor, Trump zu bevorzugen. "Es steht außer Frage, dass die Republikanische Partei heute im Schatten von Donald Trump steht", sagte er. "Er ist der Anführer des größten Teils der Republikanischen Partei. Es ist ein populistischer, demagogischer Teil der Partei. Sehen Sie, ich vertrete einen kleinen Flügel der Partei. Ich nenne ihn den intelligenten Flügel der Republikanischen Partei."

Romney, 77, ist der Sohn des ehemaligen Gouverneurs von Michigan, George Romney, und hat während seiner Karriere im Bereich Private Equity mehr als 200 Millionen US-Dollar verdient. Im Jahr 2002 wurde er zum Gouverneur von Massachusetts gewählt. Er war ein führender Befürworter der Verlängerung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine und sagte, dass der Einsatz von Kiews Streitkräften zur Schwächung des russischen Militärs "so ziemlich die beste Ausgabe für die Landesverteidigung ist, die wir je getätigt haben".

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Bundeswehrausbilder in die Ukraine?

17. Mai 2024 um 17:40

Seit Ende November 2022 werden ukrainische Soldaten in Westeuropa ausgebildet, im Rahmen der EUMAM (militärische Unterstützungsmission Ukraine der EU). Bisher wurden nach Angaben der EU 52.000 Soldaten ausgebildet oder 15 Brigaden; wobei im Sommer bis Herbst vergangenen Jahres ein großer Teil der ukrainischen Offensive zum Opfer gefallen sein dürfte. Bis zum Sommer sollen weitere 60.000 ausgebildet worden sein.

Im Juli soll nun diese Mission überprüft werden, und jetzt beginnt die Diskussion, auf welche Weise dies erfolgen soll. Die Welt zitiert unter anderem den niederländischen General Michiel van der Laan, der die Mission kommandiert:

"Wir sollten über die Möglichkeit und Bereitschaft nachdenken, Ausbilder in die Ukraine zu schicken und sie auch zu unterstützen bei der Ausbildung auf ukrainischem Gebiet."

Der militärische Ausschuss der EU soll ebenfalls bereits darüber beraten haben. Dafür wäre aber eine Ausweitung des Mandats von EUMAM erforderlich, sprich, ein neuer Beschluss auf europäischer Ebene. Die Haltung der Berliner Regierung soll dem Bericht zufolge "äußerst zurückhaltend" sein; da auch Ausbildungslager militärische Ziele sind und auf diese Weise Bundeswehrangehörige das Ziel von Angriffen sein könnten, bräuchte es dafür ein gesondertes Mandat des Bundestages.

Das hält die Ukraine-Berichterstatterin der Grünen im Europaparlament, Viola von Cramon, nicht davon ab, eine solche Ausweitung zu begrüßen. Das sei gerechter gegenüber den Ukrainern, und außerdem sei das "ein ungeheurer Motivationsschub für das ukrainische Volk".

Finanziert wird das gesamte Ausbildungsprogramm aus der Europäischen Friedensfaszilität (EPF), einem durch zusätzliche Zahlungen der EU-Mitglieder finanzierten Sonderhaushalt, der im März 2021 eingerichtet und für den Zeitraum bis 2027 mit fünf Milliarden Euro ausgestattet wurde. Im selben Jahr wurden aus diesem nicht vom EU-Parlament kontrollierten Haushalt Mittel an Georgien, Moldawien, die Ukraine und Mali geschickt; außerdem 45 Millionen Euro für Mosambik und 600 Millionen Euro an die Afrikanische Union. Ende 2022 wurden weitere 68 Millionen verteilt. Seitdem gingen an die Ukraine mittlerweile 3,6 Milliarden aus diesem Sonderhaushalt; 361 Millionen Euro hat bisher EUMAM gekostet. Das sind 6.923 Euro je ausgebildeten Soldaten. Der Personalaufwand ist dabei relativ hoch. Die Bundeswehr führt in ihrer Darstellung der Ausbildung 2023 aus:

"Die Breite der Ausbildung erfordert eine ebenso breite Palette an Trainerinnen und Trainern. Hinzu kommen die vielen Unterstützungskräfte wie Übersetzer, Köche, Feldjäger, Sanitätssoldaten und viele mehr. Für zehn auszubildende ukrainische Soldatinnen und Soldaten besteht so rechnerisch ein Bedarf von etwa 16 weiteren Personen."

Die gesamte Debatte über die Zukunft von EUMAM ereignet sich vor dem Hintergrund der immer wieder lancierten französischen Überlegungen, Truppen in die Ukraine zu schicken. Das Entsenden von Ausbildern war historisch schon öfter die Vorstufe zu einer direkten Beteiligung. Der Einstieg der USA in den Vietnamkrieg begann ebenfalls mit Ausbildern, wobei dann durch die Veröffentlichung der Pentagon-Papers bekannt wurde, dass die amerikanische Öffentlichkeit sowohl über den Zeitpunkt als auch über das Ausmaß der Verwicklung getrogen worden war. Damals entstand sogar eine Redewendung, um einen solchen schleichenden Einstieg zu benennen: "Mission creep", also kriechender Einsatz.

Aus Kiew wird schon länger gefordert, die Ausbildungen nicht mehr wie bisher vor allem in Polen und in Deutschland abzuhalten, sondern in der Ukraine. Zudem sei die Ausbildung zu praxisfern.

Allerdings sehen selbst die Pläne der Befürworter einer derartigen Verlagerung erst "spätestens ab Anfang 2025" einen Teil der Ausbildungen auf ukrainischem Gebiet vor. Wie weit die Westukraine, die dabei vermutlich ins Auge gefasst wird, dann noch von der Frontlinie entfernt ist, ist allerdings völlig ungewiss.

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"Strengstes Asylregime aller Zeiten": Niederlande verschärfen Migrationspolitik

17. Mai 2024 um 17:28

Die neue Regierungskoalition unter Führung der Partei für die Freiheit (PVV) von Geert Wilders hat in einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Vereinbarung versprochen, Asyl und Migration in den Griff zu bekommen. "Es werden konkrete Schritte in Richtung der strengsten Zulassungsregelung für Asyl und des umfassendsten Pakets zur Steuerung der Migration aller Zeiten unternommen", heißt es im Dokument. Die Niederlande seien eines der am dichtesten besiedelten Länder in Europa mit einer stark gestiegenen Zuwanderung, was das Sozialsystem stark belaste. "Menschen in Afrika und im Nahen Osten werden sich überlegen, ob sie nicht anderswo vielleicht besser aufgehoben sind", sagte Wilders.

Zu diesem Zweck soll insbesondere das Verteilungsgesetz abgeschafft werden, das derzeit alle Gemeinden verpflichtet, Migranten Asyl zu gewähren, unabhängig von den Ansichten der lokalen Behörden und Einwohner. Außerdem wollen die Behörden in naher Zukunft die Zuwanderung von Arbeitskräften einschränken und die Zulassung ausländischer Studenten zum Studium an den Universitäten des Landes erschweren.

Um den Zustrom von Asylbewerbern einzuschränken, beabsichtigen die Niederlande insbesondere, strengere Regeln für Asylbewerber einzuführen und die Grenzkontrollen und Grenzüberwachung zu verschärfen. Irreguläre Migranten, die an den Landgrenzen angetroffen werden, wollen die Behörden nach Deutschland und Belgien zurückschicken.

Die deutsche Regierung äußerte sich über die neue Migrationspolitik des Nachbarlandes. "Es ist nicht okay, dass die Niederlande ihre Verschärfungen jetzt gezielt auf Kosten der anderen EU-Staaten planen", erklärte CSU-Fraktionsvize Andrea Lindholz. Sie fügte hinzu, dass auch Deutschland "eine echte Asylwende" brauche. "Pro Kopf hatten wir im letzten Jahr fast doppelt so viele Asylanträge wie die Niederländer."

Mit dieser neuen Politik sollen die Niederlande zu den EU-Mitgliedstaaten mit den strengsten Zulassungsregeln in Europa gehören. Deshalb will die neue Koalition versuchen, die EU-Einwanderungsregeln zu umgehen. Eine Verordnung über den Ausstieg aus der europäischen Asyl- und Migrationspolitik werde der EU-Kommission so bald wie möglich vorgelegt werden, heißt es in der Koalitionsvereinbarung.

In der Zwischenzeit verschärft die EU ihre Migrationsvorschriften. Am Mittwoch billigte der Europäische Rat ein neues Maßnahmenpaket, das die Regeln für Migranten aus relativ sicheren Ländern verschärft. Damit soll die illegale Einwanderung in die EU verhindert und die Belastung für Italien, Griechenland und andere Länder, in die der Großteil der illegalen Einwanderer strömt, verringert werden.

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Griechenland: Mehr als 50 Prozent der griechischen Bevölkerung unterstützt Russland

17. Mai 2024 um 17:14

Dimitrios Patelis, Professor an der Technischen Universität von Kreta und Mitglied der 2022 gegründeten World Anti-Imperialist Platform (WAP), die sich gegen imperialistische Mächte wendet, sagte, die Mehrheit der griechischen Bevölkerung unterstütze Russland. Dies berichtete RIA Nowosti am Freitag: 

"Selbst offizielle Meinungsumfragen zeigen, dass die Sympathien für Russland nicht unter 50 Prozent fallen."

Mitglieder der WAP, zu der Vertreter verschiedener politischer Kräfte aus verschiedenen Ländern gehören, sind in die Volksrepublik Lugansk (LVR) gereist, um ihre Unterstützung für Donbass und Russland zu bekunden. Begünstigt wird diese Anteilnahme laut Patelis durch eine Reihe von Gründen, unter denen der historische überwiegt: 

"Aus verschiedenen Gründen waren die Hoffnungen unseres Volkes auf Befreiung schon während des Osmanischen Reiches mit Russland verbunden. Ferner hängt es mit dem antifaschistischen Großen Sieg der Roten Armee und der Sowjetunion zusammen."

Er erklärte, dass sich die Mitglieder der Organisation zum Ziel gesetzt haben, die Informationen nicht nur an den Teil der Bevölkerung zu bringen, der bereit sei, zuzuhören und kritisch gegenüber offiziellen Informationen und Propaganda eingestellt sei, sondern auch an die breite Masse, die manipuliert werde: 

"Die Manipulatoren arbeiten mit Wissen, sehr hartnäckig und auf wissenschaftlich-technischer Grundlage. Heute müssen wir unsere Arbeit ausweiten und die Situation umkehren, um das Volk von der wahren Lage der Dinge zu überzeugen."

In Europa versuche man, russlandtreue Bürger einzuschüchtern, sagt Patelis: 

"Von Beginn der speziellen Militäroperation gab es die Anweisung, dass wir keine russischen Kollegen und Wissenschaftler zur Zusammenarbeit an den Universitäten einladen dürfen. Als wir den Jahrestag der nationalen Befreiungsrevolution vom 25. März 1821 feierten, wurden keine Russen eingeladen und die Rolle Russlands bei der Befreiung Griechenlands wurde nicht erwähnt."

Er erklärte, dass auch einigen Russland-loyalen Bürgern und russischsprachigen Menschen direkte Drohungen von in Europa lebenden ukrainischen Nationalisten erhalten: 

"Ein junger Student fand an der Tür einen Zettel in ukrainischer Sprache mit faschistischem Inhalt. Ukronazis greifen russischsprachige Menschen in Geschäften im Stadtzentrum an." 

"Sie haben mich nicht direkt bedroht. Nun, es gibt indirekte Formen, zum Beispiel haben sie versucht, meine Vorträge und Reden zu sabotieren. Sie bemühen sich, Leute wie mich allgemein als angebliche Agenten zu diskreditieren. Sie versuchen, die Persönlichkeit zu zerstören."

Auch griechische Oppositionspolitiker rufen Griechenland dazu auf, Russlands Kampf gegen den Nazismus zu unterstützen. Dazu gehört Panagiotis Lafazanis, ehemaliges Mitglied der Partei Syriza und ehemaliger Energieminister, der nach seinem Austritt die Partei Volkseinheit sowie die "Demokratische Bewegung für nationale Befreiung" gründete.

Er besuchte am 9. Mai das Denkmal für die sowjetischen Soldaten, die 1941 bis 1944 für die Freiheit und Unabhängigkeit Griechenlands gefallen sind, das in Athen errichtet wurde, und betonte die Bedeutung des Sieges über den deutschen Nazismus. Lafazanis sieht in dem aktuellen Konflikt in der Ukraine einen neuen Kampf gegen den Nazismus und glaubt, dass Russland siegen würde:

"Jetzt jedoch findet ein neuer Kampf statt – gegen den ukrainischen Nazismus, gegen den Nazismus der westlichen Mächte in der Ukraine. Und dort wird die Demokratie siegen, es werden die Kräfte siegen, die eine neue Welt ohne Kolonialismus wollen. Vor allem wird Russland siegen, das diesen neuen Befreiungskampf für die ganze Welt anführt."

Er fordert Griechenland auf, die Sanktionen gegen Russland zu beenden, keine Waffen mehr an die Ukraine zu liefern und mit Russland zusammenzuarbeiten: 

"Wir blicken nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart und Zukunft. Heute und morgen ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir der russischen Armee in der Schlacht, die sie in der Ukraine führt, zur Seite stehen. Griechenland muss die Sanktionen beenden, muss aufhören, Waffen an ukrainische Nazis zu liefern und muss mit Russland zusammenarbeiten."

"Wir sind Freunde Russlands. Das ist die Perspektive für Griechenland und das griechische Volk."

Gleichzeitig gehörten griechische Beamte zu den Ersten im Westen, die Waffen und Militärtechnik an die Ukraine lieferten, nachdem die russische Sondermilitäroperation begonnen hatte. Bereits am 27. Februar 2022 schickte Griechenland über Polen 40 Tonnen Ausrüstung auf zwei C-130-Flugzeugen.

Anfang April stellte die Regierung Griechenlands zur Genehmigung eine neue Liste von Waffensystemen und Munition zur "Verkaufsfreigabe" vor, zusätzlich zu den bereits versandten großen Waffenlieferungen. Die Liste enthielt "Zehntausende von Phosphorbomben", deren Verwendung gegen Menschen verboten sei, wie die Kommunistische Partei Griechenlands erklärte. Nach Angaben des Nachrichtenportals iEidiseis bereite Griechenland den Versand einer großen Menge an Munition im Wert von 150 Millionen Euro an die Ukraine über Tschechien vor und bitte um Genehmigung durch den entsprechenden parlamentarischen Ausschuss. 

Die Tageszeitung Efimerida ton Syntakton berichtete am Donnerstag, dass Griechenland dringend 250 Container mit Waffen und Munition über Rumänien in die Ukraine schicke, wobei die ersten Waggons vor zwei Tagen abgefahren seien. Gemäß ihren Angaben habe sich die griechische Eisenbahngesellschaft Hellenic Train geweigert, den Transport durchzuführen. Stattdessen werden rumänische Züge den Frachttransport übernehmen, und die Beladung werde außerhalb von Thessaloniki aufgrund des heftigen Widerstands der Hafenarbeiter erfolgen.

Auf einer UNESCO-Veranstaltung am Donnerstag rief der stellvertretende griechische Außenminister Giorgos Kotsiras zu einem Waffenstillstand bei den Olympischen Spielen auf, der in Zeiten zahlreicher globaler Krisen besonders relevant sei.

Dimitrios Patelis ist ein zeitgenössischer griechischer und russischer Philosoph, Politologe und historischer Futurologe sowie Philosoph der Wissenschaft. Er ist Doktor und Professor für Wissenschaftsphilosophie an der Technischen Universität Kreta. Darüber hinaus ist Patelis ein hoch qualifizierter Übersetzer vom Russischen ins Griechische und umgekehrt. Im Jahr 2016 dolmetschte er für Russlands Präsident Wladimir Putin während dessen Besuchs in Griechenland.

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Berlin: Es naht eine Wahl, und schon beginnen die Pannen

17. Mai 2024 um 17:00

Berlin und Wahlen – das ist eine Kombination, die man seit den Bundestagswahlen 2021 mit einer gewissen Spannung verfolgt. Nicht wegen des Ergebnisses allein. Damals gab es reihenweise Pannen beim Wahlverfahren. Letztlich ohne Wirkung auf das Endergebnis war es eine Tatsache, dass einzelne Wahllokale die vorläufigen Ergebnisse nicht ausgezählt, sondern schlicht geschätzt hatten. Es gab aber auch reihenweise Probleme, die Einfluss auf das Ergebnis und auch, ein wichtiger Punkt aus Sicht der Verfassung, auf die Gleichbehandlung aller Wählenden hatten.

So wurden teilweise Listen in die Wahllokale geliefert, die für einen anderen Wahlbezirk bestimmt waren, also die falschen Direktkandidaten aufführten. Zudem hielten Wahllokale die Öffnungszeiten nicht ein, es fehlten Wahlkabinen und vieles mehr – eine überraschend lange Liste an Verstößen gegen eine ordnungsgemäße Wahl. Der Bundeswahlleiter legte letztlich für sechs Berliner Wahlbezirke Einspruch ein; gefordert wurde bis hin zu einer kompletten Wiederholung der Berliner Wahl. Am Ende kam es zu einem Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht, das klären musste, in welchen Berliner Wahlbezirken die Wahl wiederholt werden müsse. Abgeschlossen wurde die Bundestagswahl 2021 also erst mit der Wiederholungswahl am 11. Februar dieses Jahres, zweieinhalb Jahre nach dem ursprünglichen Wahltermin.

Am Tag der Bundestagswahl 2021 wurde auch das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt, und diese Wahl wurde komplett wiederholt, was dazu führte, dass im vergangenen Jahr die rot-rot-grüne Koalition unter Franziska Giffey durch eine Große Koalition unter Kai Wegner ersetzt wurde. Hoffnungen, dass damit ähnliche Ereignisse bei weiteren Wahlen erspart bleiben würden, sind aber wohl vergebens. Der Stadtstaat bleibt sich selbst treu. In den Bezirken Pankow und Köpenick erhielten Briefwähler für die kommende EU-Wahl am 9. Juni bereits "versehentlich" Stimmzettel mit einem großen Aufdruck "Muster" zugestellt. Es handelt sich dabei um etwa 350 Briefe.

Die Empfänger sollen sich nun bei ihrem zuständigen Bezirkswahlamt melden, berichtete der RBB, sie könnten sie dort gegen richtige Stimmzettel tauschen.

Was wieder neue Probleme auslöst, denn vielfach beantragen Wähler Briefwahl, weil sie nur eingeschränkt mobil sind, weshalb sie dann womöglich eben nicht einfach mal im Bezirkswahlamt die Zettel tauschen können. Da aber den Behörden nicht bekannt ist, wer genau diese falschen Stimmzettel erhalten hat, wäre das Problem sonst nur durch Versendung komplett neuer Stimmzettel zu lösen, die davor erst gedruckt werden müssten.

Immerhin, einen kleinen Trost gibt es für die betroffenen Berliner Bezirksverwaltungen: auch aus Wuppertal wird gemeldet, es seien Wahlzettel mit dem Aufdruck "Muster" verschickt worden. Da die Versendung der Wahlbenachrichtigungen, mit denen man die Briefwahlunterlagen beantragen kann, erst am 19. Mai endet, könnte es sein, dass auch andernorts noch entsprechende Fehler geschehen.

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IWF warnt den Westen vor Beschlagnahme der russischen Währungsreserven

17. Mai 2024 um 16:10

Die Pläne westlicher Regierungen, Russlands eingefrorene Zentralbankreserven entweder direkt zu konfiszieren oder die damit erzielten Gewinne zu verwenden, könnten das globale Währungssystem untergraben, warnte der IWF.

Mehrere westliche Staaten, insbesondere die USA, Großbritannien und die EU-Staaten, haben seit Beginn des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 Vermögenswerte der russischen Zentralbank in Höhe von schätzungsweise 300 Milliarden Dollar blockiert.

Die USA und eine Reihe von EU-Staaten haben sich dafür ausgesprochen, diese Vermögenswerte zu beschlagnahmen, um die Verteidigung und den künftigen Wiederaufbau der Ukraine zu finanzieren. Frankreich, Deutschland und mehrere andere EU-Mitglieder haben sich diesen Forderungen jedoch widersetzt und davor gewarnt, dass ein solcher Schritt einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen würde, der sich negativ auf den Euro auswirken könnte. Einige westliche Länder schlugen vor, sich nur die Zinserträge aus dem Vermögen anzueignen, aber auch dieser Ansatz ist mit rechtlichen Schwierigkeiten behaftet.

"Für den Fonds ist es wichtig, dass alle Maßnahmen auf einer ausreichenden Rechtsgrundlage beruhen und das Funktionieren des internationalen Währungssystems nicht untergraben", sagte IWF-Sprecherin Julie Kozack bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, als sie von RIA Nowosti zu den westlichen Plänen für die eingefrorenen Vermögenswerte befragt wurde.

Bei der Einschätzung der Aussichten auf eine Einigung über die russischen Gelder auf G7-Ebene angesichts des bevorstehenden Ministertreffens der Gruppe in Italien betonte Kozack, dass alle Entscheidungen von den zuständigen Gerichten getroffen werden müssen.

Der IWF hat wiederholt davor gewarnt, dass die westlichen Pläne, eingefrorene russische Gelder zu beschlagnahmen, unvorhergesehene Risiken mit sich bringen könnten.

Der Vorstoß der USA, die russischen Vermögenswerte zu beschlagnahmen, hat zu einer Spaltung der politischen Elite der G7 und der EU geführt. Die USA, die von den eingefrorenen russischen Guthaben im Umfang von rund 300 Milliarden US-Dollar nur über sechs Milliarden Dollar verfügen, drängen ihre Verbündeten seit Langem zu einer vollständigen Beschlagnahmung.

Einige westliche Beamte haben diese Idee unterstützt und vorgeschlagen, die Gelder an die Ukraine zu überweisen oder zumindest die Zinserträge aus den Vermögenswerten zu verwenden. Dieser Ansatz stößt jedoch auf den Widerstand der Europäischen Zentralbank und die Kritik des IWF.

Während Kiews westliche Unterstützer im Allgemeinen der Auffassung sind, dass die eingefrorenen Vermögenswerte zur Unterstützung der Ukraine verwendet werden sollten, sind sie sich uneinig darüber, ob eine vollständige Beschlagnahmung legal wäre.

Moskau hat wiederholt erklärt, dass die Beschlagnahme seiner Gelder einem Diebstahl gleichkäme und das weltweite Vertrauen in das westliche Finanzsystem weiter untergraben würde. Russland warnte auch, dass es Vergeltung üben werde, wenn ein solcher Schritt unternommen würde.

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Fico-Attentat: Blutige Botschaft an alle Nicht-Proukrainer?

17. Mai 2024 um 15:41

Von Roman Antonowski

Am Donnerstag gab es den ganzen Tag über immer mehr Nachrichten, die auf eine "ukrainische Spur" bei dem Attentat auf den slowakischen Premierminister Fico hinwiesen. Im Allgemeinen sind die europäischen Politiker, die von den liberalen Eliten des Westens als "Agenten des Kremls" bezeichnet werden, nicht wirklich prorussisch, sie sind einfach Patrioten ihrer Länder.

Als echte Patrioten und nicht als Erfüllungsgehilfen der Vereinigten Staaten oder des "Brüsseler Komitees" verstehen sie nicht, warum sie das Geld ihrer Steuerzahler für die Ukraine und nicht für ihre eigenen Bürger ausgeben sollen. Sie sind ratlos, warum sie sich wegen der politischen Launen Londons und Washingtons in einen Sanktionskrieg mit Russland verwickeln lassen sollen, der ihrer eigenen Wirtschaft schadet.

Sie wollen nicht, dass auf Geheiß der linksliberalen Ideologen der EU Scharen von Migranten aus fremden Kulturkreisen ins Land kommen. Zu diesen Politikern, auf deren Prioritätsliste das Wohl der Bürger ihres eigenen Landes steht und die sich den selbstmörderischen Lösungen widersetzen, die ihren Ländern von den globalistischen linksliberalen Eliten aufgezwungen werden, gehören der Ungar Viktor Orbán und der Niederländer Geert Wilders. Und natürlich der kürzlich gewählte slowakische Premierminister Robert Fico.

Orbán ist ein Rechtskonservativer, Wilders ist ein Nationaldemokrat, Fico ist ein Sozialdemokrat. Sie haben eines gemeinsam: Sie stellen die nationalen Interessen in den Mittelpunkt ihrer Prioritäten und nicht die Wünsche ausländischer Herren. In dieser Logik sind sie alle gegen die Unterstützung der Ukraine und des Kiewer Regimes, weil sie darin keinen Nutzen für ihre Länder sehen.

Es ist daher kein Zufall, dass Robert Fico von dem linksliberalen slowakischen Schriftsteller und Aktivisten Juraj Cintula angeschossen wurde, der wiederholt öffentlich seine proukrainische Haltung zum Ausdruck gebracht hat. Der Leiter des slowakischen Innenministeriums berichtet, dass der Schütze unter anderem gegen die Einstellung der slowakischen Waffenlieferungen an Kiew war. Sowohl Juraj Cintula als auch seine Frau waren Teilnehmer auf proukrainischen Kundgebungen. (Die Ehefrau von Cintula wurde von der Polizei zwecks Verhörs festgenommen ‒ Anm. der Red.)

Dies wirft eine logische Frage auf: War Cintula ein einsamer Schütze, der "wahnsinnig" geworden ist? Oder steckt jemand anderes hinter ihm?

Wenn er mit der lokalen ukrainischen Diaspora kommunizierte, unter der sich wahrscheinlich Agenten der GUR und des SBU befinden, konnte er vielleicht auch als liberaler und proukrainischer Aktivist von den ukrainischen Spezialdiensten rekrutiert und zu diesem Attentat gedrängt werden. Genauso, wie sie die russische proukrainische Aktivistin in der Person von Darja Trepowa rekrutiert und zu dem mörderischen Terroranschlag (auf den Militärblogger Wladlen Tatarskij in einem Petersburger Café ‒ Anm. der Red.) gedrängt haben. 

So konnte Kiew eine Botschaft an alle nicht-proukrainischen Politiker in Europa senden: "Stellt euch nicht gegen die Ukraine. Sonst endet ihr wie Fico." Aber alle vernünftigen Menschen in Europa sehen in dieser Botschaft etwas ganz anderes: "Vorsicht! Politischer Ukrainismus und Proukrainismus verkrüppeln und töten!"

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst auf dem Telegram-Kanal "Speziell für RT" veröffentlicht

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Spanien verweigert Schiffen mit Waffen für Israel das Anlegen

17. Mai 2024 um 14:57

Spanien will Schiffen mit Waffen für Israel die Erlaubnis verweigern, in spanischen Häfen anzulegen. Deshalb habe man bereits Beschwerde eingereicht, um das Schiff "Borkum" festzuhalten und zu untersuchen, schrieb Irene Montero von der linken Partei Podemos auf X.

Spaniens Außenminister José Manuel Albares verkündete vor Reportern in Brüssel:

"Das ist das erste Mal, dass wir das getan haben, denn es ist das erste Mal, dass wir ein Schiff mit Waffen für Israel entdeckt haben, das in einem spanischen Hafen anlegen möchte."

Das werde in Zukunft für jedes Schiff gelten, das Waffen nach Israel transportiere und in einem spanischen Hafen anlegen wolle.

Das Außenministerium werde solche Zwischenstopps aus einem "offensichtlichen Grund" systematisch ablehnen, fuhr er fort. Der Nahe Osten brauche "nicht mehr Waffen, er braucht mehr Frieden".

Spanien, das seine Waffenverkäufe an Israel ausgesetzt hat, gehört zu den schärfsten Kritikern in Europa am israelischen Vorgehen im Gazastreifen.

Die spanische Regierung will zudem eine Anerkennung eines Palästinenserstaates und versucht, andere europäische Staaten dafür zu gewinnen.

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Orthodoxe Kapelle in Kiew abgerissen

17. Mai 2024 um 14:33

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist in der Nacht zum Freitag die Wladimir-und-Olga-Kirche der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche abgerissen worden. Das war am Morgen auf der Webseite des Zehntel-Klosters zu lesen, das den sakralen Bau bisher genutzt hat. Auch andere Quellen berichteten in der Nacht über den Fortgang der Abrissarbeiten. 

Der jetzt abgerissene Kirchenbau wurde im Jahr 2007 an dem Ort errichtet, auf dem einst die allererste christliche Kathedrale des im 10. Jahrhundert getauften Kiews stand. Bei dem Neubau mit seinen Bögen wurden die Formen des 1240 während der Einnahme der Stadt durch die Mongolen zerstörten historischen Baus nachgeahmt, er war jedoch wesentlich kleiner. Die historischen Fundamente des ursprünglichen Gebäudes lagen abseits und waren weiterhin von der Öffentlichkeit zu besichtigen. 

Die Gesetzmäßigkeit des Neubaus war dennoch umstritten, unter anderem hatte sich 2011, als er bereits in der finalen Phase war, die UNESCO gegen das Bauwerk an diesem historischen Ort ausgesprochen. Ein ukrainisches Gericht hat am 14. September 2023 angeordnet, die Kapelle wieder abzureißen und das Gelände des Nationalen Geschichtsmuseums der Ukraine von ihr zu befreien. Die gerichtliche Entscheidung ist gegen den Protest der Gläubigen nun offenbar vollzogen worden. 

Miroslawa Berdnik, die Tochter eines ukrainischen Dichters und Schriftstellers, die sich für die Rechte der Orthodoxen im Land einsetzt, kommentierte auf ihrem Telegramkanal den vollzogenen Abriss mit diesen Worten: 

"Der Tempel, der von Seiner Seligkeit Metropolit Wladimir und Seiner Seligkeit Metropolit Onuphrius geweiht wurde und in dem die Heilige Jungfrau Maria wohnte, existiert nicht mehr. Völkermörder, Gotteslästerer und Diebe holen unter dem Deckmantel der Ausgangssperre entwendete Heiligtümer, Ikonen, Kerzenständer und Utensilien heraus. Was Poroschenko nicht zu tun wagte, tat nun Selenskij."

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"#AfDsindRattenfänger" – RBB-Berichterstattung zur AfD ganz sachlich und neutral

17. Mai 2024 um 14:09

Irritierte bis überraschte Nutzer der X-Plattform konnten sich am 17. Mai um kurz nach acht Uhr morgens nur die Augen reiben und fragen, ob sie den Kurztext eines X-Postings des Social-Media-Teams vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) richtig gelesen hatten. So hieß es in dem X-Beitrag, bezogen auf einen bewerbenden Artikel auf der Webseite, unter Nutzung eines sogenannten Hashtags:

"Nach dem #AfDsindRattenfänger -Abgeordneten Petr Bystron hat der Bundestag auch dem Prenzlauer AfD-Parlamentarier Hannes Gnauck die Immunität entzogen."

Ein provokatives oder ernstgemeintes Hashtag-Statement?Screenshot: X/RBB

Ein Hashtag ist dabei ein mit Doppelkreuz (#) versehenes Schlagwort, das dazu dient, Nachrichten mit bestimmten Inhalten oder zu bestimmten Themen in sozialen Netzwerken auffindbar zu machen. Der Artikel auf der RBB-Webseite zitiert dann Agentur-Meldungen zum politischen Vorfall in Berlin. So heißt es wertfrei einleitend:

"Nach dem AfD-Abgeordneten Petr Bystron hat der Bundestag auch dem Prenzlauer AfD-Parlamentarier Hannes Gnauck die Immunität entzogen. Das Parlament stimmte am Donnerstagabend gegen die Stimmen der AfD für eine entsprechende Beschlussempfehlung des Immunitätsausschusses."

Das X-Posting wurde gegen 11.00 Uhr ohne Angaben von Gründen gelöscht, da der genutzte Hashtag anscheinend auf bedingte Begeisterung stieß. So lautete stellvertretend der Vorwurf eines X-Nutzers:

"So beleidigt der ÖRR die Wähler und Sympathisanten der AfD – #AfDsindRattenfänger – und für solch einen Schmutz muss man also zahlen? Unglaublich …"

Ein anderer Kommentar stellte fest: "Beim zwangsfinanzierten RBB zeigt man mal wieder, was man dort unter 'neutraler Berichterstattung' versteht".

Um 11.30 Uhr erfolgte dann die korrigierte X-Version samt Entschuldigungserklärung:

Nach dem #AfD-Abgeordneten Petr Bystron hat der Bundestag auch dem Prenzlauer AfD-Parlamentarier Hannes Gnauck die Immunität entzogen. Wir haben einen vorherigen Tweet gelöscht, in dem uns ein Fehler unterlaufen ist. Wir bitten, dies zu entschuldigen.https://t.co/1YqEwawbkF

— rbb|24 (@rbb24) May 17, 2024

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Russland will USA nicht mehr zu Siegesparaden am 9. Mai einladen

17. Mai 2024 um 13:52

Der stellvertretende russische Außenminister Sergei Rjabkow hat erklärt, die politische Elite der USA leugne die Wahrheit über den Zweiten Weltkrieg und beschönige die Rolle der Sowjetunion beim Sieg über Deutschland. Deshalb habe Moskau beschlossen, keine US-Vertreter mehr zu den traditionellen Siegesparaden am 9. Mai einzuladen.

"In ihrem Bestreben, immer neue Narrative zu erfinden, um Russland zu verunglimpfen, leugnen die Amerikaner die Schlüsselrolle der Sowjetunion beim Sieg über Nazi-Deutschland. Sie können ihren Ansatz nicht ändern, und deshalb werden wir sie nicht einladen. Falls sich etwas ändert, was zu mehr Vernunft in der Herangehensweise des offiziellen Washingtons führt, dann natürlich schon", sagte der Vizeminister in einem Interview mit der Nachrichtenagentur TASS. Derzeit gebe es jedoch keine Anzeichen dafür.

Rjabkow wünschte den US-Veteranen des Zweiten Weltkriegs Gesundheit. Er äußerte die Hoffnung, dass sie in den kommenden Jahren zur Siegesparade nach Russland kommen:

"Wir werden sie zusammen mit anderen Veteranen der Anti-Hitler-Koalition ehren".

Im Jahr 1995 fand erstmals in der Geschichte des modernen Russlands eine Siegesparade auf dem Roten Platz statt. Mehr als 50 ausländische Staatsoberhäupter waren eingeladen, darunter auch US-Präsident Bill Clinton. Der bislang letzte Vertreter der USA, der 2021 an der Parade teilnahm, war der Ständige Geschäftsträger Bart Gorman. Er wurde im Februar 2022 aus Moskau ausgewiesen.

Im Jahr 2022 wurden keine ausländischen Staatschefs nach Moskau eingeladen. Im Jahr 2023 reisten sieben ausländische Staatsoberhäupter nach Moskau. Dieses Jahr wurden nur Vertreter sogenannter befreundeter Länder eingeladen: die Staats- und Regierungschefs von Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan sowie von Kuba, Laos und Guinea-Bissau.

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Wegen "Alles für Deutschland"-Aussage: Björn Höcke will Cathy Hummels anzeigen

17. Mai 2024 um 13:41

Die Influencerin Cathy Hummels nutzte in einem Werbebeitrag, den sie für eine europäische Kaufhauskette aufnahm und in ihrer Instagram-Story veröffentlichte, die Parole "Alles für Deutschland!"

Der AfD-Politiker Björn Höcke wurde am vergangenen Dienstag zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen à 130 Euro (insgesamt 13.000 Euro) verurteilt, just weil er in einer Rede ebenfalls diese Parole zitiert hatte.

Der Vorsitzende der Thüringer AfD-Fraktion hatte die Parole bei einer Rede in Merseburg (Sachsen-Anhalt) im Mai 2021 verwendet.

Das Gericht begründete sein Urteil, grob zusammengefasst, damit, dass ein Mann wie Höcke, noch dazu Geschichtslehrer, es hätte besser wissen müssen. Die Anwälte von Höcke haben angekündigt, gegen das Urteil in Revision zu gehen.

Nun reagierte Höcke auf den "Ausrutscher" von Hummels. In einem Tweet, den Höcke am Freitagmorgen online stellte, teilt er einen Screenshot von t-online, in dem sich Hummels für die Verwendung der Nazi-Parole entschuldigt hat.

Sie habe nicht gewusst, welchen Hintergrund der Spruch hat. Höcke schreibt:

"Sehr geehrte Frau Hummels, ich werde Sie leider bei Staatsanwalt Brenzler in Halle anzeigen müssen. Nicht weil ich etwas gegen Sie habe, aber um die Absurdität des Urteils gegen mich zur Kenntlichkeit zu entstellen."

Sehr geehrte Frau Hummels, ich werde Sie leider bei Staatsanwalt Brenzler in Halle anzeigen müssen. Nicht weil ich etwas gegen Sie habe, aber um die Absurdität des Urteils gegen mich zur Kenntlichkeit zu entstellen. pic.twitter.com/PAfxGMrMyn

— Björn Höcke (@BjoernHoecke) May 17, 2024

Innerhalb weniger Minuten wurde der Tweet mehrfach kommentiert. Zum einen von AfD-Sympathisanten als auch Gegnern. Hummels hingegen hat sich noch nicht zu Höckes Klageandrohung geäußert.

Die Staatsanwaltschaft in Halle äußert sich gegenüber t-online:

"Eine derartige Anzeige ist hier (bislang) nicht bekannt."

Hummels teilte RTL mit:

"Asche über mein Haupt, ich habe die Berichterstattung zu dem Höcke-Prozess und dessen Nazi-Spruch nicht mitbekommen und wusste nicht, welchen Hintergrund er hat. Ich habe ihn sofort gelöscht und distanziere mich ausdrücklich von rechtsradikalen Parolen und Parteien wie der AfD."

Mehr zum ThemaProzess um SA-Parole: AfD-Politiker Höcke zu Geldstrafe verurteilt

Putin enthüllt Details der Gespräche mit Xi Jinping

17. Mai 2024 um 13:17

Harbin ist die zweite Stadt, die auf dem Programm der Reise steht. Am Donnerstag haben die Staatschefs in Peking vor allem die russisch-chinesischen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen erörtert.

Eines der Themen der Verhandlungen zwischen Wladimir Putin und Xi Jinping sei die Entwicklung der Partnerschaft gewesen, erklärte der russische Präsident am Freitag bei der Eröffnung der achten russisch-chinesischen Expo in Harbin.

"Die Aussichten für die Weiterentwicklung einer solch engen und vielseitigen Zusammenarbeit haben wir in den Gesprächen mit dem Staatspräsidenten Chinas, Xi Jinping, gestern Abend ausführlich erörtert", sagte Putin. Die überwiegende Mehrheit der russischen Regionen hätten Kontakte zu China, betonte er. Die bilaterale Partnerschaft trage zum wirtschaftlichen Wachstum bei und gewährleiste die Energiesicherheit beider Länder. Der Präsident lud die chinesischen Partner zur Teilnahme am Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok im September ein.

Ein weiteres Thema des abendlichen informellen Gesprächs war die Außenpolitik. Den Militärkonflikt in der Ukraine hätten Putin und Xi Jinping unter vier Augen ausführlich erörtert, betonte Juri Uschakow, ein Berater des Präsidenten.

Nach der Eröffnungszeremonie der Expo besuchte Putin die Polytechnische Universität Harbin. Bei einem Treffen mit Studenten stellte er fest, dass die Universität die Traditionen der Zusammenarbeit mit Russland pflege. Die Staatliche Universität Sankt Petersburg plane, zusammen mit der chinesischen Hochschule ein Bildungszentrum zu eröffnen, wo mehr als 1.500 Studenten aus beiden Ländern Mathematik, Physik, Chemie und andere Disziplinen studieren würden, so der russische Präsident.

Putin sprach sich über die Zusammenarbeit und Konkurrenz zwischen verschiedenen Ländern aus. Er erwähnte die US-Sanktionen gegen die chinesische Elektroautoindustrie, die Washington vor kurzem eingeführt hatte. "Warum? Weil chinesische Autos besser geworden sind, gibt es keinen anderen Grund. Dies ist ein Beispiel für unlauteren Wettbewerb."

Während des Treffens fragte einer der Studenten, welches chinesische Gericht der russische Präsident am liebsten möge. Putin antwortete, er konnte der Pekingente bei einem Abendessen mit Xi Jinping nicht widerstehen.

Nach dem Besuch an der Universität betete Putin in der einzigen noch funktionierenden russisch-orthodoxen Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche in Harbin. 

Mehr zum Thema ‒ Top-US-Stratege: "Großer Fehler", Annäherung zwischen China und Russland zuzulassen

Präsidenten Brasiliens und Südafrikas kommen nicht zu Ukraine-Konferenz in der Schweiz

17. Mai 2024 um 13:04

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wird nicht an der kommenden Ukraine-Konferenz auf dem Schweizer Bürgenstock beteiligt sein. Dies hat der Pressedienst des brasilianischen Staatschefs gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti bekannt gegeben. Dennoch könnte Lula da Silva am G7-Gipfel in Italien teilnehmen, wobei seine Reise zu der Veranstaltung noch diskutiert werde.

Der TV-Sender CNN Brasil erklärte unter Berufung auf Quellen in der Regierung, Lula da Silva habe nach Konsultationen mit Mitgliedern des Kabinetts beschlossen, dass die brasilianische Delegation bei dem sogenannten Friedensgipfel nicht vom Präsidenten angeführt werden soll. Es habe keinen Sinn, dass das brasilianische Staatsoberhaupt zu einer Konferenz komme, an der nicht die beiden Konfliktparteien teilnehmen würden. Derzeit sei es noch nicht klar, wer Brasilien vertreten werde.

Ende April habe der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis bei dem Treffen mit dem brasilianischen Amtskollegen Mauro Vieira mitgeteilt, Lula da Silva sei bei der Konferenz zu Gast gebeten, erinnerte CNN Brasil. Der Präsident der Ukraine, Wladimir Selenskij, lud Brasiliens Staatsoberhaupt ebenfalls ein.

Auch der Präsident der Südafrikanischen Republik, Cyril Ramaphosa, lehnte eine Reise in die Schweiz ab. Der Sprecher des Präsidenten erklärte gegenüber TASS, dass Ramaphosa wegen der Verfassungsprozesse nach der Präsidentschaftswahl, die am 29. Mai stattfindet, in Südafrika bleiben muss.

Sowohl die Schweiz als auch die Ukraine seien daran interessiert, dass wichtige Führungspersönlichkeiten aus den großen Entwicklungsländern des sogenannten Globalen Südens an der Veranstaltung teilnehmen würden. Bisher hätten diese Länder Vorbehalte gegen die Sanktionen, die der Westen gegen Russland verhängt habe.

Die Konferenz zur Beilegung des Ukraine-Konflikts wird am 15. und 16. Juni auf dem Bürgenstock in der Schweiz durchgeführt. Russland, das zur Konferenz nicht eingeladen wurde, setzte die Initiative heftiger Kritik aus. Außenminister Sergei Lawrow bezeichnete den Friedensgipfel als "Parodie von Verhandlungen".

Mehr zum Thema – Lawrow zum Schweizer "Friedensgipfel": "Eine Parodie von Verhandlungen"

In eigener Sache: Wieder neue Spiegelseiten für RT DE

17. Mai 2024 um 12:42

Liebe Leser,

die Zensurbemühungen gegen RT DE halten an. In letzter Zeit bemühen sich staatliche Stellen und Telekommunikationskonzerne wieder sehr, den Zugang zu RT DE zu erschweren und zu verhindern.

Als Ergänzung zu den bekannten, aber zurzeit teilweise unterdrückten Spiegelseiten von RT DE werden wir ab sofort regelmäßig neue Adressen (mirror pages) veröffentlichen. Heute nun diese beiden:

https://rtnewsde.pro

https://rtnewsde.tech

Mithilfe dieser "mirror pages" sollten Sie wieder uneingeschränkten Zugang zu RT DE haben. Wir empfehlen, diese Adressen als Lesezeichen zu speichern.

Ebenso besteht die Möglichkeit, über

https://luuul.ru

zumindest einen Teil der Inhalte von RT DE aufzurufen, auch wenn diese Alternativadresse noch nicht alle Features unserer Webseite bietet. An einer Verbesserung dieses Zugangs wird gearbeitet. Wir empfehlen, auch diese Adresse zu speichern.

Außerdem gibt es weiterhin zahlreiche andere Möglichkeiten, in der EU die Online-Sperren zu umgehen und trotz aller Behinderungsversuche dennoch RT DE zu nutzen – wir hatten diese an anderer Stelle vor kurzem aufgelistet.

Bleiben Sie uns auch weiterhin gewogen!

Ihre RT-DE-Redaktion

Putin: Im Moment keine Pläne zur Einnahme von Charkow

17. Mai 2024 um 12:23

Derzeit hat Russland keine Pläne, Charkow einzunehmen. Das hat der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz am zweiten Tag seines Besuches in China erklärt. Auf eine entsprechende Frage der Journalisten antwortete der Staatschef:

"Was Charkow betrifft, so gibt es bis heute keine derartigen Pläne."

Putin verband die Operation der russischen Streitkräfte am Frontabschnitt Charkow mit der Schaffung einer Sanitätszone als Reaktion auf den Beschuss des russischen Territoriums durch die ukrainische Armee. Die Ukraine greife bewohnte Gebiete der Grenzregionen an, darunter die Stadt Belgorod, wodurch auch Zivilisten ums Leben kommen. Putin erinnerte, wie er einst gewarnt habe, Russland würde eine Puffer- oder Sanitätszone schaffen, sollte Kiew die Attacken fortsetzen. Genau damit beschäftige sich das Militär aktuell.

Der Präsident fügte hinzu, dass die russischen Streitkräfte jeden Tag Fortschritte machen. Vergangenen Samstag hatte das Verteidigungsministerium in Moskau berichtet, mehrere Ortschaften des Gebietes Charkow eingenommen zu haben. Am Mittwoch wurden zwei weitere Dörfer befreit.

Am Sonntag war Belgorod unter heftigen Beschuss geraten. Ein Teil der abgeschossenen Raketen der ukrainischen Streitkräfte schlug in einem mehrstöckigen Wohnhaus ein.

Putin verband die Operation der russischen Streitkräfte am Frontabschnitt Charkow mit der Schaffung einer Sanitätszone als Reaktion auf den Beschuss des russischen Territoriums durch die ukrainische Armee. Die Ukraine greife bewohnte Gebiete der Grenzregionen an, darunter die Stadt Belgorod, wodurch auch Zivilisten ums Leben kommen. Putin erinnerte, wie er einst gewarnt habe, Russland würde eine Puffer- oder Sanitätszone schaffen, sollte Kiew die Attacken fortsetzen. Genau damit beschäftige sich das Militär aktuell.

Am Sonntag war Belgorod unter heftigen Beschuss geraten. Ein Teil der abgeschossenen Raketen der ukrainischen Streitkräfte schlug in einem mehrstöckigen Wohnhaus ein. Ein Hauseingang stürzte vollständig ein, wodurch 17 Menschen ums Leben kamen.

Mehr zum Thema – Ukrainische Angriffe auf Belgorod: 19 Tote an einem Tag

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