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Gestern — 19. Mai 2024Russland

Medien: Ukrainische Flüchtlinge haben immer mehr Probleme mit Arbeitssuche in Großbritannien

19. Mai 2024 um 21:43

Ukrainische Flüchtlinge stoßen aufgrund von Visaproblemen und einer Krise auf dem Arbeitsmarkt auf immer mehr Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche im Vereinigten Königreich. Dies berichtet Bloomberg. Wie es heißt, hätten Ukrainer es schwer, gute Arbeitsplätze zu finden, die ihren Qualifikationen entsprächen, während die Visafristen abliefen, der britische Arbeitsmarkt sich abkühle und das allgemeine Interesse an der Unterstützung der Ukrainer nachlasse.

Diana Kotschewa, die eine Gemeinschaft vertriebener ukrainischer technischer Fachkräfte in London leitet, beschwerte sich darüber, dass sich die Situation geändert habe und es nicht mehr so relevant sein, den Ukrainern zu helfen.

In der Tat wurde das "Ukrainische Familienprogramm", das Flüchtlingen die Zusammenführung mit einem Familienmitglied in Großbritannien für bis zu drei Jahre ermöglichte, im Februar geschlossen. Das alternative Programm "Häuser für die Ukraine" gilt weiterhin. Es erlaubt Ukrainern, bis zu 18 Monate im Land zu bleiben. Seit dem 16. Mai sind Neuanträge jedoch nicht mehr möglich.

Wenn ein ukrainischer Staatsbürger im Rahmen eines dieser Programme eine Aufenthaltsgenehmigung für Großbritannien erhalten hat, kann er einen Antrag auf Verlängerung um weitere 18 Monate stellen. Der Antrag muss drei Monate vor Ablauf der Gültigkeit des Visums gestellt werden.

Jedoch behindere die fehlende Gewissheit die Arbeitssuche, merkt Bloomberg an. Die Bewerbung einer Person mit einem auslaufenden Visum könne ganz unten auf dem Stapel landen, so Kotschewa. Sie unterstrich:

"Sie wollen jemanden mit einem stabileren Visum oder einer stabileren Situation finden."

Wie Gideon Maltz, Geschäftsführer der Tent Partnership for Refugees, erklärt, scheiterten Flüchtlinge oft schon bei der Einreichung ihres Lebenslaufs, weil die Manager für Personalbeschaffung ihre Qualifikationen nicht anerkennen würden oder die Anforderungen zu hoch seien. Nach Angaben des Nationalen Statistikdienstes Großbritanniens gaben etwa 58 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge, die im Vereinigten Königreich beschäftigt sind, an, dass sie nicht in denselben Positionen arbeiten würden wie in ihrer Heimat. Maltz weiter:

"Ukrainische Flüchtlinge bekommen viel seltener einen Job, und wenn sie einen bekommen, dann oft mit geringeren Qualifikationen als sie haben."

Zugleich kühle der britische Arbeitsmarkt ab, berichtet Bloomberg. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass die Arbeitslosenquote mit 4,3 Prozent den höchsten Stand seit letztem Sommer erreicht hat, was den Wettbewerb verschärft. Auch die Zahl der offenen Stellen sank auf weniger als 900.000 – zum ersten Mal seit fast drei Jahren.

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Hiroshima und Nagasaki protestieren gegen "nukleares Experiment" der USA

19. Mai 2024 um 21:26

Die Behörden von Hiroshima und Nagasaki haben bei den Vereinigten Staaten gegen das "unterkritische Experiment" im Bundesstaat Nevada protestiert. Das Dokument wurde von den beiden Stadtoberhäuptern, Kazumi Matsui und Shiro Suzuki, unterzeichnet und an den US-amerikanischen Botschafter in Japan, Rahm Emanuel, sowie an das Weiße Haus gesandt. Der Text zitierte TV Asahi. In dem Dokument heißt es:

"Dieses Experiment widerspricht den Wünschen vieler Menschen, einschließlich der Überlebenden der Atombombe, die die Abschaffung von Atomwaffen gefordert haben. Wir fordern auch einen Stopp aller zukünftigen Atomtests."

Es war bereits der 34. Test dieser Art in den USA und der dritte unter der Präsidentschaft von Joe Biden, berichtete TV Asahi.

Am 16. Mai hatte die Nationale Atomsicherheitsbehörde der USA (NNSA) ein erfolgreiches "unterkritisches Experiment" in Nevada gemeldet. Ziel war es, Informationen zu sammeln, "um die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Wirksamkeit von US-Atomsprengköpfen ohne Sprengstofftests zu bestätigen". Die NNSA betonte, dass das Experiment in Übereinstimmung mit dem Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) durchgeführt wurde. Sie fügte hinzu:

"Es [das Experiment] hat nicht zu einer sich selbst erhaltenden Kettenreaktion geführt."

Die Behörde teilte außerdem mit, dass die Häufigkeit solcher unterkritischen Experimente erhöht werden soll.

Der Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) wurde im September 1996 unterzeichnet. Er beinhaltet ein Verbot von Kernwaffentests für zivile oder militärische Zwecke an jedem Ort. Die USA unterzeichneten ihn, ratifizierten ihn aber nicht. Russland zog die Ratifizierung des Vertrags im Jahr 2023 zurück. Der Kreml und das russische Verteidigungsministerium erklärten, Russland wolle mit seiner Entscheidung ein "Gleichgewicht" mit den USA sicherstellen.

Die USA warfen am 6. und 9. August 1945 zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ab. Mehr als 70.000 Menschen wurden unmittelbar durch die Bombardierung getötet. Bis Ende 1945 waren nach verschiedenen Schätzungen zwischen 90.000 und 166.000 Menschen den Folgen der Atomexplosionen zum Opfer gefallen.

Mehr zum Thema - 78 Jahre nach US-Atombombenabwurf auf Nagasaki: Aufruf zu einer atomwaffenfreien Welt

Iran: Rettungsteam erhält Signal von Absturzstelle des Präsidenten-Hubschraubers

19. Mai 2024 um 21:09

Das iranische Staatsfernsehen hat Aufnahmen veröffentlicht, die zeigen, wie Rettungsteams den verschollenen Helikopter mit Irans Präsidenten Ebrahim Raisi suchen. Berichten zufolge ist es den Rettungsteams gelungen, das Gebiet zu erreichen und mit einer Suchaktion zu beginnen, die derzeit noch andauert.

Das neblige Wetter und die Unwegsamkeit des Gebiets erschwerten die Suchmaßnahmen zunächst, schreibt die iranische Nachrichtenagentur IRNA. Unter Berufung auf den iranischen Leiter des Roten Halbmonds teilte die Nachrichtenagentur mit, dass die Zahl der in das Gebiet entsandten Rettungsteams von 20 auf 40 Teams erhöht wurde.

Später wurde durch einen Bericht des iranischen Staatsfernsehens bekannt, dass Retter offenbar Kontakt zu zwei Passagieren des Helikopters herstellen konnten. Der Vizepräsident für Exekutivangelegenheiten, Mohsen Mansuri, sagte in einem Interview, dass bereits mehrfach mit der Besatzung Kontakt aufgenommen worden sei. Nähere Details gab der Politiker am späten Sonntagabend nicht preis.

Zuvor hatte der iranische Innenminister bereits bestätigt, dass der Hubschrauber mit dem Präsidenten an Bord eine "harte Landung" erlitten habe. Auch ein Absturz scheint nach Agenturangaben möglich. Raisi war in der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan unterwegs. Nach Angaben des Staatsfernsehens ereignete sich der Zwischenfall in der Nähe von Dscholfa, einer Stadt an der Grenze zu Aserbaidschan, etwa 600 Kilometer nordwestlich der iranischen Hauptstadt Teheran. Auch der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian soll unter den Passagieren gewesen sein.

Raisi sei in die Grenzregion gereist, nachdem er am Samstag gemeinsam mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew einen Staudamm eingeweiht habe, sagte der iranische Politologe Mohammad Marandi gegenüber Al Jazeera.

Marandi wies auch darauf hin, dass es anscheinend sehr schlechtes Wetter mit starkem Nebel gegeben habe. Die Aufnahmen des Rettungsteams zeigten extrem schlechte Sichtverhältnisse. Er vermutete, dass der Hubschrauberpilot beschlossen haben könnte, kein Risiko einzugehen und den Hubschrauber schnell zu landen, obwohl es auch einen anderen Grund gegeben haben könnte.

Wie ein Vertreter der US-Regierung gegenüber Reuters erklärte, eilte US-Präsident Joe Biden nach dem Hubschrauber-Zwischenfall zu einer Dringlichkeitssitzung ins Weiße Haus. Laut Al Jazeera sei der Vorfall im Weißen Haus bekannt, darüber hinaus hat das Außenministerium jedoch keinen Kommentar zu der Situation abgegeben. Die Vereinigten Staaten und Iran unterhalten seit 1979 keine diplomatischen Beziehungen mehr.

Der israelische Sender Channel 13 berichtete unter Berufung auf Beamte vorauseilend, dass Westjerusalem "nichts mit dem Absturz des Hubschraubers des iranischen Präsidenten zu tun habe". Der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarčič, kündigte unterdessen an, dass die EU auf Ersuchen Irans ihren satellitengestützten Schnellreaktionsdienst Copernicus EMS aktivieren werde. Indiens Premierminister Narendra Modi schrieb auf X/Twitter:

"Wir sind zutiefst besorgt über die Berichte über den heutigen Hubschrauberflug von Präsident Raisi. Wir stehen in dieser Stunde der Not solidarisch an der Seite des iranischen Volkes und beten für das Wohlergehen des Präsidenten und seines Gefolges."

Deeply concerned by reports regarding President Raisi’s helicopter flight today. We stand in solidarity with the Iranian people in this hour of distress, and pray for well being of the President and his entourage.

— Narendra Modi (@narendramodi) May 19, 2024

Mehr zum Thema - Nach Unterzeichnung eines Hafenvertrags mit Iran: USA drohen Indien mit Sanktionen

"Bittere Wahrheit" von Chodorkowski: In zwei Jahren bleibt der Ukraine nur noch Lwow

19. Mai 2024 um 21:00

In Berlin fand am 16. und 17. Mai ein Kongress des sogenannten "Antikriegskomitees" statt. Die Organisation vereinigt Putins Gegner und sonstige Vertreter der radikalen russischen Opposition im Ausland. Bei der Konferenz nahm auch der Ex-Milliardär Michail Chodorkowski teil, einer der prominentesten Gegner des russischen Präsidenten im Westen und seit seiner russischen Haftzeit notorischer Liebling der deutschen Presse. Sein Auftritt bei einer Podiumsdiskussion am Freitag sorgte im Netz für Aufsehen.

Gleich zu Beginn seiner kurzen Rede bat der Ex-Oligarch die ukrainischen Zuhörer, ihre Ohren zu verschließen, da er ihnen eine "bittere Wahrheit" kundtun müsste: "Meine Herren, Sie haben den Krieg in der Ukraine praktisch verloren." Und verbesserte: "Wir haben ihn verloren." Dann hat der einstige Multimilliardär es bewiesen, dass er nach wie vor in ganz großen Zahlenordnungen rechnen kann. Nach einer Reihe von Rechenbeispielen kam er zu dem Schluss: 

"Einschließlich der US-Lieferungen liegt das reale Verhältnis der Kriegsausgaben [im Ukraine-Krieg] bei 2,5 zu eins zugunsten Putins, und in diesem Jahr ohne die US-Lieferungen bei vier zu eins." Außerdem zeigte er anhand seiner Berechnungen, dass Russland für dieses Geld viel mehr Artilleriegranaten produzieren kann als der Westen. Mit einem Preis von 500 Dollar pro Stück kosten sie nur ein Zehntel oder Fünfzehntel dessen, was der Westen aufbringen muss. 

Die demographische Situation war der zweite Faktor, den Chodorkowski betrachtete. Am Anfang der Militäroperation habe ihm zufolge das Bevölkerungsverhältnis 3,5 zu eins zugunsten Russlands betragen, inzwischen liege es bei sieben zu eins. Zwar ist fraglich, ob der Bevölkerungsrückgang in der Ukraine aufgrund der Gebietsverluste und der Auswanderungsbewegungen das ohnehin ungünstige Verhältnis dermaßen verschlechtert habe. Dennoch ist unbestritten, dass die Ukraine, je länger der Krieg andauert, beim Faktor menschliche Ressourcen im Vergleich zu Russland immer schlechter dastehen wird. 

"Wie sollten wir also den Krieg führen?", fragte Chodorkowski das Publikum. "Bei einem solchen Verhältnis von Unterstützern und Truppen wird die Ukraine Charkow bis zum Ende des Jahres verlieren. Und bis Mitte des nächsten Jahres Odessa. Das Kräfteverhältnis wird bis Ende 2025 zehn bis zwölf zu eins betragen."

Sollte diese Entwicklung nicht aufgehalten werden, wird der Ukraine laut dem russischen Ex-Oligarchen in zwei Jahren nur noch Lwow erhalten bleiben. Würden "NATO-Truppen, vertreten durch Polen, einmarschieren", und das sei das optimistischste Szenario, könne alles noch schneller gehen. Da der Westen in der Ukraine wegen seiner mangelnden Unterstützung als Verräter angesehen wird, werden die Ukrainer auf die Seite Russlands wechseln und zusammen mit den Russen als Feinde des Westens an der Grenze zu Polen stehen, prognostizierte Chodorkowski. 

Um dies zu vermeiden, empfahl der notorische Kreml-Gegner Berlin sein eigenes Rezept. Deutschland solle "klügere" und "härtere" Sanktionen gegen Russlands Technologien einführen, den Militäretat auf "militärische Gleise" setzen und auf bis zu drei Prozent des BIP erhöhen. Auch die "Militärunion der Demokratien" müsse international gestärkt werden. Außerdem sollte Deutschland die talentiertesten Russen abwerben und an schon in Deutschland lebenden Russen "graue Pässe" ausgeben. Die Niederlage des "Putin-Regimes" nannte er einen Sieg für Russland. 

In einem taz-Interview bekannte Chodorkowski zudem, dass ihn der russische Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 wegen seiner Verwandtschaft in Charkow "hysterisch" gemacht habe. Putin sei seitdem sein persönlicher Feind, früher sei er nur ein politischer Gegner gewesen. Nach seiner vorzeitigen Freilassung im Jahr 2013 lebte Chodorkowski mit seiner Familie zunächst in der Schweiz, seit 2016 lebt er in London. Im Westen erhielt er viele Auszeichnungen und Ehrungen für seinen Einsatz für "Freiheit und Demokratie". 

Mehr zum Thema – Russlands Offensive bei Charkow ist weit mehr als nur ein militärischer Rückschlag für Kiew

Mitten im EU-Wahlkampf: Ermittlungen gegen von der Leyen vorläufig ausgesetzt

19. Mai 2024 um 20:26

Die Ermittlungen gegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) werden bis zum 6. Dezember vorläufig eingestellt. Dies berichtet unter anderem die spanische Tageszeitung El País. Bei den Untersuchungen geht es um mutmaßlich kriminelle Methoden bei der Beschaffung von Corona-Impfstoffen in den Verhandlungen mit dem Pharmakonzern Pfizer. Ein belgisches Gericht hat nun entschieden, dass die Ermittlungen für die Zeit des EU-Wahlkampfs sowie der Wahl des Kommissionspräsidentin ausgesetzt werden. Erst wenn klar ist, ob von der Leyen erneut ins Amt der Kommissionspräsidentin gewählt wird, sollen die Untersuchungen wieder aufgenommen werden.

Bei den Verhandlungen ging es auch um die Frage, ob die Europäische Staatsanwaltschaft (EuSta) oder die belgischen Behörden für die Ermittlungen zuständig sind. Diesbezüglich traf das Gericht am Freitag jedoch keine Entscheidung. Stattdessen wurde beschlossen, die Untersuchungen gegen von der Leyen vorläufig auszusetzen. Die Entscheidung darüber, welche Staatsanwaltschaft zuständig ist, wurde auf den 6. Dezember vertagt.

Bei den Ermittlungen geht es im Kern um die SMS-Kommunikation zwischen Ursula von der Leyen und dem Chef des Pharmakonzerns Pfizer, Albert Bourla, im Vorfeld der Vertragsverhandlungen über den Kauf von Pfizer-Impfstoff. Entgegen der üblichen vorgeschriebenen Verfahrensweise war dieser Vertrag kein Ergebnis einer offenen Ausschreibung und beinhaltete Bestimmungen, die Pfizer vielfach einen unzulässigen rechtlichen Vorteil verschafften. Im April 2021 hatte auch die New York Times über die dubiosen Vertragsverhandlungen berichtet. Teile des Vertrags wurden sogar über persönliche Textnachrichten zwischen von der Leyen und Bourla vereinbart. Bisher hat sich die EU-Kommissionspräsidentin geweigert, den Inhalt der SMS zu veröffentlichen, sie leugnet sogar deren Existenz.

Im April 2023 reichte der bei der EU akkreditierte belgische Lobbyist Frédéric Baldan Klage gegen von der Leyen bei einem Gericht in Lüttich ein. Er wirft der EU-Kommissionspräsidentin unter anderem die "Anmaßung von Ämtern und Titeln", die "Vernichtung öffentlicher Dokumente" sowie "unrechtmäßige Bereicherung und Korruption" vor. Dieser Anzeige hatten sich die ungarische und zunächst auch die polnische Regierung sowie zahlreiche Organisationen angeschlossen; die aktuelle EU-freundliche polnische Regierung zog diese Unterstützung dann jedoch wieder zurück.

Zunächst hatten die belgischen Behörden die Ermittlungen aufgenommen, später übernahmen Ermittler der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) die Untersuchungen. Die Entscheidung aus Belgien dürfte die Ermittlungen auf jeden Fall weiter in die Länge ziehen. Von der Leyen kann sich somit freuen und in Ruhe auf ihren Wahlkampf konzentrieren – und die Wähler werden bis nach der Wahl im Unklaren über ihre Rolle bei der dubiosen Impfstoffbeschaffung bleiben.

Mehr zum Thema - Oh, Ursula von der Leyen, bitte nicht noch weitere fünf Jahre!

WP: Selenskij wird nach dem Ende seiner Amtszeit wegen Jermak in die Kritik geraten

19. Mai 2024 um 20:03

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij wird nach dem Ende seiner offiziellen Amtszeit am Pfingstmontag verstärkter Kritik ausgesetzt sein, unter anderem wegen seines Büroleiters und Freundes Andrei Jermak, der "untrennbar" mit dem ukrainischen Staatschef verbunden ist. Dies berichtete die Washington Post (WP) nach einer Befragung ehemaliger sowie aktueller ukrainischer und westlicher Beamter.

Der Zeitung zufolge hätten Jermaks Nähe zu Selenskij und sein Einfluss auf den Staatschef zu einer Reihe von Anschuldigungen geführt:

  • undemokratische Machtkonsolidierung im Präsidialamt;
  • Entscheidung über Säuberungen in der Führung des Landes, einschließlich des Rücktritts des ehemaligen Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte, Waleri Saluschny, der inzwischen zum Botschafter in Großbritannien ernannt wurde;
  • Beschränkung des Zugangs zu Selenskij und Jermaks Streben nach persönlicher Kontrolle über jede Entscheidung.

Da Selenskij auch nach dem Ende seiner Amtszeit als Präsident das Land regiert (die Ukraine steht unter Kriegsrecht; nach der ukrainischen Verfassung können während dieser Zeit keine Wahlen abgehalten werden), könnte ihm zudem vorgeworfen werden, er nutze den Konflikt, um die Demokratie zu untergraben: Er kontrolliere die Medien, schalte Kritiker aus und stelle den nicht gewählten Jermak über andere Minister und Diplomaten, so WP.

Ein ukrainischer Beamter erklärte, dass man Selenskij "vertrauen" müsse, um seine Legitimität zu bewahren. Aber seine Glaubwürdigkeit schwinde, "weil Jermaks Handlungen ständig auf den Präsidenten zurückfallen."

Die Gesprächspartner der Zeitung stellten fest, dass Jermak "ungewöhnlich weitreichende Befugnisse im Bereich der Staatsverwaltung und der Außenbeziehungen" hat. Einige sagten, er kontrolliere, welche Beamten ins Ausland reisen dürfen und wann. Das Büro des ukrainischen Präsidenten lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

Jermaks Kritiker beklagen, er habe in letzter Zeit das Außenministerium "an den Rand gedrängt", sich in militärische Entscheidungen eingemischt und wichtige Geschäfte mit Partnern, insbesondere den Vereinigten Staaten, vermittelt – eine Aufgabe, die ihrer Meinung nach der Präsident des Landes übernehmen sollte. Die Washington Post stellte fest, dass der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, bei einem Besuch in Kiew im März sagte, er und Jermak stünden in "regelmäßigem Kontakt". Ein hochrangiger ukrainischer Beamter nannte das eine "Tragödie" und erklärte:

"Der Präsident hat keine Entourage. Es gibt nur eine Person, die die Entscheidungen des Präsidenten beeinflusst. <...> Der Einfluss von Jermak ist monopolistisch."

Einige Gesprächspartner der Zeitung äußerten zudem Zweifel daran, ob Selenskij oder Jermak für die Entscheidungen im Staate verantwortlich ist.

Der ehemalige US-Botschafter in Russland, Michael McFaul, der gemeinsam mit Jermak den Vorsitz der Internationalen Arbeitsgruppe für Sanktionen gegen Moskau innehat, führte gegenüber der WP aus, der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes erfülle mehrere Funktionen. McFaul erklärte:

"In gewisser Weise ist er de facto Premierminister, Außenminister und Stabschef."

Seiner Ansicht nach sei dies die Kehrseite des Konflikts, und Jermak "macht einen verdammt guten Job". Der Diplomat behauptete:

"Man braucht Leute, die etwas bewirken können und von denen man weiß, dass sie einem zu 100 Prozent loyal sind. Das ist genau die Rolle, die Jermak für Präsident Selenskij spielt."

Ein Berater verglich Jermak gegenüber der US-Zeitung mit dem Chief Operating Officer des Landes und sagte, seine Effektivität habe das Vertrauen von Selenskij verdient. Er fügte hinzu:

"Der Präsident kann sich darauf verlassen, dass er (Jermak) eine bestimmte Aufgabe einfach zu Ende bringt."

Ein weiterer Informant hob lobend hervor, Jermak habe seinem Team beigebracht, jede Entscheidung in weniger als einer Minute zu treffen.

Ein ausländischer Diplomat sagte gegenüber der Washington Post hingegen aus, dass Selenskij und Jermak "das Land regieren". Er nannte Selenskij einen "guten Polizisten" und Jermak einen "schlechten Polizisten". Der Gesprächspartner der Zeitung behauptete über Jermak:

"Er tut nicht nur so, als wäre er böse. Er hat echte Macht, und er kontrolliert viele, viele Dinge."

Ein anderer Diplomat beschrieb Jermak laut WP als "sowohl einen Torwächter als auch eine Kraft hinter den Toren".

Einige ukrainische und westliche Beamte äußerten gegenüber der Zeitung die Sorge, dass das Misstrauen gegen den engsten Berater des Präsidenten die Glaubwürdigkeit von Selenskij untergrabe und Zweifel daran aufkommen lasse, wer für die Entscheidungen im Staate verantwortlich ist.

Jermak selbst hat indes zugegeben, dass viele seine "Allgegenwart" nicht gutheißen würden, und sagte, er arbeite "im Auftrag des Präsidenten". Er bestritt zudem, dass jemand anderes als Selenskij das Sagen hat:

"Er hört auf alle. Aber er bringt seine Meinung zum Ausdruck."

Andrei Jermak leitet das Büro des ukrainischen Präsidenten seit 2020 (Selenskij wurde 2019 ins Amt gewählt). Davor war er Assistent des Präsidenten, ebenfalls unter Selenskij. Jermak ist Jurist und Filmproduzent, WP schrieb, dass er – wie auch andere Partner des Studios Kwartal 95 – von Selenskij einst in die Führungsriege des Landes erhoben wurde. Nach Angaben von Jermak kennen er und der Präsident sich bereits seit mehr als 15 Jahren.

Im Jahr 2021 wählte das ukrainische Magazin Focus Jermak auf Platz zwei der einflussreichsten Ukrainer.

Mehr zum Thema - Russischer Auslandsgeheimdienst: Washington sucht intensiv nach Ersatz für Selenskij

Tausenden Sanktionen zum Trotz: Russische Wirtschaft wächst im ersten Quartal um 5,4 Prozent

19. Mai 2024 um 19:36

Das russische Wirtschaftswunder ist ungebrochen, wie aus der vorläufigen Schätzung des russischen Statistikamts Rosstat für das erste Quartal 2024 hervorgeht. Trotz über 20.000 bestehender Sanktionen und der Absicht des Westens, die russische Wirtschaft in die Knie zu zwingen, verzeichnete Russland im ersten Quartal des laufenden Jahres ein Wachstum von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Treiber des Wachstums ist die wachsende Binnennachfrage. Die legte auf Jahressicht um 10,5 Prozent zu. Die Industrieproduktion stieg um 8,8 Prozent und die Bauwirtschaft wuchs um 3,5 Prozent. 

Die Schätzung stimmt mit der Prognose des Wirtschaftsministeriums überein. Die russische Zentralbank war in ihrer Erwartung etwas verhaltener. Sie hatte ein Wachstum von 4,6 Prozent prognostiziert. 

Rosstat wird Mitte Juni eine abschließende Meldung unter Einschluss aller verfügbaren Daten zum Wachstum im ersten Quartal veröffentlichen. Die russische Zentralbank geht für das zweite Quartal von einem sich abschwächenden Wachstum aufgrund erschwerter fiskalischer Rahmenbedingungen aus. Allerdings verbleibe sowohl die Nachfrage und das Investitionsniveau auf hohem Niveau. 

Im April prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF), dass es die russische Wirtschaft in diesem Jahr ein stärkeres Wachstum verzeichnen werde als die der G7-Länder. Um 3,2 Prozent soll laut IWF die russische Wirtschaft in diesem Jahr zulegen. Für Deutschland erwartet der Fond ein Wachstum von lediglich 0,2 Prozent.

Nach einem durch die Sanktionen bedingten Einbruch im Jahr 2022 um 1,2 Prozent wuchs die russische Wirtschaft bereits 2023 wieder kräftig und konnte den Einbruch ausgleichen. Für 2023 teilte Rosstat ein Zuwachs des BIP um 3,6 Prozent mit. Das Wachstum ist zum einem der schnellen Umorientierung Russlands in Richtung Osten als auch der Entwicklung der eigenen Industrie geschuldet. Das Ziel ist, von westlichen Produzenten unabhängig zu werden. 

Russland Finanzminister Anton Siluanow erwartet für das laufende Jahr ein ähnliches Ergebnis wie 2023. Die russische Zentralbank geht von einem Wachstum in einem Korridor von 2,5 bis 3,5 Prozent aus.

Mehr zum Thema – Bericht: Der Westen verkalkuliert sich bei der russischen Wirtschaft

Ukraine-Soli-Wirtschaftsweise: "Wir können uns weiter steigende Renten nicht leisten"

19. Mai 2024 um 19:04

Wer unmittelbar mit 18 eine rentenversicherungspflichtige Vollbeschäftigung aufgenommen und während seines Erwerbslebens die Beitragszahlungen niemals ausgesetzt hat, kann nach der derzeitigen Regelung mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Er bekommt dann nach aktuellem Stand etwa 50 Prozent seines letzten Nettolohns.

Die Standardrente nach 45 Beitragsjahren betrug im Jahr 2021 nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung 16.432 Euro im Jahr oder rund 1.370 Euro im Monat. Das ist zu viel, meint der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und bekommt Unterstützung von der Chefin des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Monika Schnitzer.  Die Wirtschaftsweise teilt die Einschätzung Lindners.

"Wir können es uns nicht leisten, einfach die Renten weiter so steigen zu lassen wie bisher", sagte sie der dpa. 

Schnitzer plädiert für die Entkopplung der Rentenentwicklung von der Entwicklung der Löhne und will sie an die Inflationsentwicklung koppeln. Dann sei man als Rentner zwar nicht mehr an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt, aber die Kaufkraft bleibe erhalten. 

Die Expertin bedient sich in ihrer Argumentation des demografischen Arguments. Die Babyboomer-Generation habe nicht genug Nachkommen gezeugt, ist ihr Vorwurf an die Beitragszahler. 

"Das Problem ist, dass die Babyboomer einen Teil des Generationenvertrags nicht eingehalten haben. Sie haben mit ihren Beiträgen für die Rentner und Rentnerinnen bezahlt. Aber sie haben nicht ausreichend viele Kinder bekommen und großgezogen, um später genügend Beitragszahler für ihre eigene Rente zu haben. Damit müssen wir irgendwie umgehen."

Schnitzer fordert zudem mehr Eigenengagement. Sie plädiert für eine Ausweitung der Aufstockung der gesetzlichen Rente durch private Zusatzversicherungen. In den letzten Jahren wurde das Rentenniveau durch die Politik immer weiter abgesenkt, um den Druck auf die Arbeitnehmer zu erhöhen, sich zusätzlich privat abzusichern und die Kassen der Versicherungskonzerne zu füllen.

Ein guter Tipp war das angesichts der jahrelang anhaltenden Niedrigzinspolitik nicht. Eine private Absicherung lohnt nur in seltenen Ausnahmefällen. Zudem ist das Rentenniveau in Deutschland im OECD-Vergleich unterdurchschnittlich niedrig. Die unterschiedlichen deutschen Regierungen haben es in den vergangenen Dekaden mit den Beitragszahlern nicht besonders gut gemeint. 

Kritiker an der Politik der Rentenkürzungen wie der Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck weisen immer wieder darauf hin, dass die Diskussion in Deutschland verkürzt geführt wird. In der Bundesrepublik steht der demografische Wandel im Mittelpunkt der Argumentation, andere Faktoren werden unterschlagen.

So findet der Produktivitätsfortschritt als maßgeblicher Faktor kaum Erwähnung. Das Argument lässt sich einfach zusammenfassen: Steigt durch technischen Fortschritt die Produktivität, kann also durch den gleichen oder sogar einen geringeren Einsatz an Arbeitskraft ein höherer Output generiert werden, verliert das demografische Argument an Bedeutung. Dann ist das Problem nicht die Geburtenrate, sondern mangelnde Investitionen aufgrund von geringer Nachfrage. Entkräftet wird das demografische Argument auch dadurch, dass trotz niedriger Reproduktionsrate die Bevölkerung in Deutschland durch Zuwanderung wächst. 

Schnitzer fordert, eine abschlagsfreie Rente nur Geringverdienern auszuzahlen. Das wirkt geradezu zynisch, da Geringverdiener beim jetzigen Rentenniveau in die Grundsicherung fallen und auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. 

Unterschlagen wird in der deutschen Diskussion zudem, dass es sich bei der Rente um eine Versicherungsleistung und nicht um eine freiwillige Wohlfahrtsleistung des Staates handelt.

Im Dezember sorgte die Wirtschaftsweise für Schlagzeilen, als sie sich für die Einführung eines Ukraine-Solis stark machte. Damals sagte Schnitzer: 

"Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Ein Ukraine-Soli als Aufschlag auf die Einkommensteuer für die militärische Hilfe wäre eine mögliche Antwort auf diese Herausforderung. Das ist nicht populär – aber schließlich geht es in diesem Krieg auch um unsere Freiheit." 

Mehr zum Thema Studie zur Zuwanderung: Es kommen die falschen

Weder ermutigen noch ermöglichen! – USA bemühen sich um Dementi zu Angriffen auf Russland

19. Mai 2024 um 18:38

Bei einer Pressekonferenz am Freitag kündigte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, ein zusätzliches Hilfspaket in Höhe von zwei Milliarden Dollar für Kiew an. Er erklärte, Washington beobachte die russische Offensive im Nordosten der Ukraine genau und arbeite rund um die Uhr daran, den ukrainischen Soldaten Waffen und Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, um diese Angriffe abzuwehren.

Er betonte jedoch, dass diese Ausrüstung und die Mittel nur zur Stärkung der ukrainischen Verteidigung und nicht für Angriffe auf russisches Territorium verwendet werden sollen.

"Wir ermutigen weder zu Angriffen mit von den USA gelieferten Waffensystemen auf russisches Territorium, noch ermöglichen wir diese. Das ist unsere Politik, die sich nicht geändert hat", sagte Kirby auf die Frage eines Reporters, ob es nicht an der Zeit sei, "das Verbot für die Ukraine zu überdenken, amerikanische Waffen offensiv einzusetzen."

US-Beamte hatten zuvor erklärt, dass sie die Krim, die Republiken Donezk und Lugansk sowie die Regionen Cherson und Saporoschje weiterhin als ukrainisches Territorium unter russischer "Besatzung" betrachten. Die Krim stimmte kurz nach dem vom Westen unterstützten Staatsstreich in Kiew im Jahr 2014 dafür, die Ukraine zu verlassen und sich Russland anzuschließen. In vier weiteren Regionen wurden im September 2022 Referenden über den Beitritt zu Russland durchgeführt. Diese Regionen befinden sich derzeit nicht vollständig unter russischer Kontrolle. 

Moskau hat die NATO- und EU-Länder beschuldigt, die Ukraine zu ermutigen, Wohngebiete mit vom Westen gelieferten Langstreckenraketen wie ATACMS und Storm Shadow/SCALP-EG zu beschießen. Angesichts der Drohnenangriffe auf die Krim, Krasnodar und andere russische Regionen am 16. und 17. Mai, sprach die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Freitag eine deutliche Warnung aus: 

"Noch einmal möchten wir Washington, London, Brüssel und andere westliche Hauptstädte sowie das von ihnen kontrollierte Kiew unmissverständlich davor warnen, dass sie mit dem Feuer spielen. Russland wird solche Übergriffe auf sein Territorium nicht unbeantwortet lassen", betonte die Diplomatin in einer Erklärung.

Kiew hat unterdessen argumentiert, dass die jüngste russische Offensive durch Beschränkungen für den Einsatz westlicher Waffen sowie durch Lieferverzögerungen ermöglicht worden sei. "Sie können von ihrem Territorium aus beliebige Waffen auf unser Territorium abfeuern. Das ist der größte Vorteil, den Russland hat", sagte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Anfang dieser Woche reisten Mitglieder des ukrainischen Parlaments nach Washington, um das Weiße Haus davon zu überzeugen, die Beschränkungen aufzuheben, wie Politico berichtete. Anderen Meldungen zufolge hat Kiew auch um Hilfe bei der Aufklärung von Zielen in Russland gebeten.

Russische Truppen sind letzte Woche vom Norden her in die ukrainische Region Charkow eingedrungen und haben seitdem bis zu einem Dutzend Dörfer entlang der Grenze befreit. Der ukrainische Generalstab erklärte, die Russen hätten einige "taktische Erfolge" erzielt, und er meldete schwere Kämpfe um die Stadt Woltschansk.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte mehrfach angekündigt, dass Moskau versuchen könnte, eine Pufferzone in der Ostukraine einzurichten, um die ukrainischen Streitkräfte daran zu hindern, zivile Ziele in der russischen Stadt Belgorod und anderen Grenzregionen zu beschießen. "Das ist es, was wir tun. Was aber die Einnahme von Charkow betrifft, so gibt es derzeit keine derartigen Pläne", sagte er am Freitag während seiner Reise nach China.

Russische Experten betonen jedoch, dass Charkow nicht per Sturmangriff, sondern nach einer Umzingelung und Schwächung der Verteidigungsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte an Russland fallen könnte. 

Mehr zum Thema - Europäer, hört die Signale! ‒ USA wollen euch Krieg gegen Russland schmackhaft machen

Bin Salman und US-Sicherheitsberater kommen zusammen: Sicherheitspakt mit Saudis steht vor Abschluss

19. Mai 2024 um 18:08

Der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden traf am frühen Sonntag mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zusammen, um die vom Königreich als "halbfinal" bezeichnete Version eines weitreichenden Sicherheitsabkommens zwischen den beiden Ländern zu besprechen.

Die Ankündigung der staatlichen saudischen Presseagentur erfolgte, nachdem die Ausarbeitung des strategischen Abkommens nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, einen herben Rückschlag hinnehmen musste. In der Zwischenzeit wurden durch israelische Luftangriffe und eine Bodenoffensive mehr als 35.000 Palästinenser getötet und das Sicherheitsabkommen gefährdet, zu dem auch zum ersten Mal seit der Gründung Israels im Jahr 1948 dessen diplomatische Anerkennung durch Saudi-Arabien gehörte.

Die saudischen Staatsmedien veröffentlichten keine Bilder von dem Treffen zwischen Jake Sullivan und Prinz Mohammed in Dhahran, einer Stadt im Fernen Osten des Königreichs, in der der staatliche Ölgigant Saudi Arabian Oil Co. (Saudi Aramco) ansässig ist.

"Die halbfertige Version des Entwurfs der strategischen Abkommen zwischen dem Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika, die kurz vor der Fertigstellung stehen, und die Arbeiten zwischen den beiden Seiten in der Palästinenserfrage, um einen glaubwürdigen Weg zu finden, wurden diskutiert", heißt es in der nach den Gesprächen veröffentlichten Erklärung.

Aus dem ursprünglich von den USA erhofften großen Abkommen, das auch Israel miteinbeziehen soll, wird vermutlich vorerst nichts. Der Krieg in Gaza und eine fehlende Lösung für die Gründung eines Palästinenserstaats stehen einem Dreierbündnis entgegen. 

So dürfte es zunächst auf eine bilaterale Übereinkunft zwischen den USA und Saudi-Arabien hinauslaufen. Medienberichten zufolge würde ein Sicherheitspaket mehrere Punkte umfassen, auf die das Königshaus schon lange hofft.

Vorgesehen ist demnach unter anderem eine engere militärische Kooperation einschließlich des Zugangs zu hochmodernen amerikanischen Waffen, des Ausbaus des zivilen saudischen Atomprogramms und des Austauschs neuer Technologien, vor allem im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Die Regierung in Washington sieht in dem Deal eine Möglichkeit, die eigene Position in der Region zu stärken – und Chinas Ambitionen in Nahost etwas entgegenzusetzen.

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Wollen nicht als Kanonenfutter enden: Ukrainische Trucker protestieren gegen Mobilisierungsgesetz

19. Mai 2024 um 17:31

Ukrainische Lastwagenfahrer haben am Samstag gegen das neue Mobilisierungsgesetz des Landes protestiert, berichtet Strana.ua. Laut dem neuen Gesetz, das am 18. Mai in Kraft trat, können die Fahrer zum Militär eingezogen werden, wenn sie aus dem Ausland in die Ukraine zurückkehren.

"Wir müssen die Reserven aufstocken", hatte Wladimir Selenskij am Freitag in einem Interview mit AFP gesagt. "Eine große Anzahl" der ukrainischen Brigaden leide unter akuter Unterbesetzung, "was eine normale Rotation" der Truppen nicht zulasse, beklagte der ukrainische Präsident.

Im Rahmen der Aktion blockierten dutzende Lastwagen eine wichtige Autobahn, die die ukrainische Hauptstadt Kiew mit der Hafenstadt Odessa verbindet.

Einem Video zufolge, das einer der Teilnehmer der Proteste auf Telegram gepostet hat, kamen die Fahrer aus der ganzen Ukraine und vertraten Kiew, Odessa, Nikolajew, Winniza, Tscherkassy, Iwano-Frankowsk, Tschernigow und andere Städte.

Der LKW-Fahrer sagte, er und seine Kollegen hätten die Demo organisiert, um die Öffentlichkeit auf die "drakonischen Gesetze der halblegitimen Selenskij-Behörden" aufmerksam zu machen.

Selenskij hat sich geweigert, die für Ende März angesetzten Präsidentschaftswahlen abzuhalten. Er begründete dies mit dem Kriegsrecht, das aufgrund des Konflikts mit Russland in Kraft ist. Seine fünfjährige Amtszeit hätte am morgigen Pfingstmontag enden sollen.

Der Verband der internationalen Straßentransporteure der Ukraine hatte sich im vergangenen Monat darüber beklagt, dass mehrere LKW-Fahrer bei ihrer Rückkehr aus der EU von Rekrutierungsbeamten in der Region Transkarpatien aufgegriffen worden seien. Die Organisation teilte mit, sie habe sich an die Regierung gewandt und darum gebeten, diese Praxis einzustellen, da der Transport von Gütern für die Wirtschaft des Landes lebenswichtig sei.

Ein namentlich nicht genannter Vertreter eines ukrainischen Transportunternehmens erklärte Anfang Mai gegenüber Strana.ua, dass sich die Fälle häuften, in denen Fahrer ihre LKW nach der Einreise in die EU verlassen hätten und geflohen seien, um einer Mobilisierung zu entgehen. Einige Männer hätten sich eigens zu diesem Zweck eine LKW-Fahrerlizenz besorgt, sagte die Quelle. 

Selenskij unterzeichnete im April angesichts des Soldatenmangels an der Front ein verschärftes, neues Mobilisierungsgesetz. Die Richtlinie setzt das Einberufungsalter von 27 auf 25 Jahre herab, erweitert die Befugnisse der Rekrutierungsbeamten erheblich und führt verschiedene Einschränkungen für Wehrdienstverweigerer ein.

Ende letzten Monats erklärte der damalige russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu, dass die Verluste des ukrainischen Militärs seit Jahresbeginn bereits mehr als 111.000 Mann betragen hätten.

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Gegenwind für Scholz aus der eigenen Partei: Kommunalpolitiker will Pistorius als Kanzlerkandidaten

19. Mai 2024 um 16:54

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist bei den deutschen Wählern ausgesprochen unpopulär. In einem Beliebtheitsranking westlicher Staatenlenker belegte Scholz im April den letzten Platz. 73 Prozent der Wähler sind mit dem deutschen Regierungschef unzufrieden, ermittelte die New York Times. Im kommenden Jahr sind Bundestagswahlen und angesichts der Umfragewerte stellt sich auch für die SPD die Frage, mit welchem Kanzlerkandidaten man in den Wahlkampf geht. Vor einer Woche erst bekannte sich der Vorsitzende der SPD, Lars Klingbeil, klar zu Scholz. Der Rheinischen Post sagte er: 

"Olaf Scholz ist der Kanzler, und er bleibt es. Und er wird auch wieder unser Kandidat."

Allerdings sehen das anscheinend nicht alle in der Partei so. Der SPD-Kommunalpolitiker Heiko Wittig hat sich in einem Interview mit dem Tagesspiegel für Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Wittig bescheinigt Scholz einen Mangel an Führungsqualitäten. 

"Diese Koalition treibt ja auch jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf. Erst das Heizungsgesetz, nun die Krankenhausreform, die niemand will. Ich weiß: Es ist die erste Dreier-Koalition, aber genau da braucht es Führung", sagte er der Zeitung.

Scholz sei zu ruhig, fügte er hinzu. Pistorius spreche dagegen eine klare Sprache. Dass er hart auftrete, mache ihn bei den Bürgern beliebt, glaubt Wittig: "Die Menschen sind begeistert von ihm."

Scholz dagegen sei zu spröde. Ein Hanseat, unnahbar. Das sei außerhalb von Norddeutschland wenig attraktiv. Scholz sei ein erfahrener Politiker, aber er "kommt nicht rüber", kritisiert Wittig. Zudem verzögere Scholz die Militarisierung Deutschlands. 

"Nun streitet sich Scholz mit Pistorius über mehr Geld für die Bundeswehr. Unsere Leute hier geben Pistorius in allen Punkten recht. Deutschland muss wehrfähiger werden. Da muss der Kanzler einlenken. Wenn er das nicht tut, wird er noch unbeliebter."

Im Gegensatz zu Scholz gebe Pistorius auch auf unbequeme Fragen klare Antworten. Mit Pistorius als Kanzlerkandidaten und der Umsetzung von bereits gegebenen Versprechen, wie dem, das Bürgergeld überarbeiten und Bezahlkarten für Asylbewerber ausgeben zu wollen, habe die SPD gute Chancen, bei der kommenden Bundestagswahl erneut zu gewinnen, meint Wittig.

"Sehr viele an der SPD-Basis sagen: Pistorius ist ganz klar unsere Nummer Eins."

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Pistorius will noch mehr Milliarden für Ukraine – Sparminister Lindner signalisiert Zustimmung

19. Mai 2024 um 16:21

Deutschland hat dieses Jahr bereits 7,1 Milliarden Euro an Militärhilfe für die Ukraine zur Verfügung gestellt. Doch diese Summe sei fast vollständig verplant, lediglich 300 Millionen Euro seien noch offen für neue Munitions- und Waffenkäufe. Das berichtet die Bild am Sonntag unter Berufung auf Regierungskreise.

Laut dem Bericht will die Bundesregierung die Militärhilfe für die Ukraine noch in diesem Jahr massiv aufstocken. Das Verteidigungsministerium habe deswegen einen zusätzlichen Bedarf von 3,8 Milliarden Euro angemeldet. Noch im Juni solle dem Bundestag die überplanmäßige Ausgabe zur Abstimmung vorgelegt werden.

Der ansonsten stets knausrige Finanzminister Christian Lindner habe demnach bereits Zustimmung signalisiert. "An Deutschland darf eine Verstärkung der Verteidigung der Ukraine nicht scheitern. Wenn möglich, sollten wir in diesem Jahr weitere Waffen liefern", zitierte das Springer-Blatt Aussagen aus Ministeriumskreisen. Eine Aussetzung der Schuldenbremse sei dafür nicht nötig. "Wenn innerhalb der Regierung Konsens hergestellt werden kann, finden wir Wege im laufenden Haushaltsjahr."

Für die Bundeswehr hat Pistorius dem Bericht zufolge im Haushalt 2025 einen Mehrbedarf von 6,7 Milliarden Euro angemeldet. Für die Ukraine-Hilfe soll sein Ministerium die Summe von 15 Milliarden Euro veranschlagen.

Laut einer ebenfalls am Sonntag von der Bild veröffentlichten INSA-Umfrage sprechen sich 40 Prozent der deutschen Bevölkerung für eine Kürzung der Hilfsgelder für die Ukraine aus. Es war der am häufigsten genannte Sparvorschlag, noch vor einer Reduzierung der Entwicklungshilfe und geringeren Ausgaben für das Bürgergeld.

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Polizei räumt Straße zum Flughafen – Frankreich leitet Großeinsatz in Neukaledonien ein

19. Mai 2024 um 15:55

Nach mehrerer Tagen anhaltender Unruhen in dem französischen Überseegebiet Neukaledonien haben zahlreiche Einsatzkräfte am Sonntag Straßensperren durchbrochen, um die Kontrolle über die 60 Kilometer lange Straße zwischen der Hauptstadt Nouméa und dem internationalen Flughafen La Tontouta zurückzuerlangen. Die Sicherheitskräfte hätten etwa 60 Straßensperren ohne Gewalt durchdrungen, erklärte ein Regierungsvertreter. 600 schwer bewaffnete Gendarmen waren dabei nach Behördenangaben im Einsatz.

Journalisten der Nachrichtenagentur AFP stellten indes fest, dass die Unabhängigkeitsbefürworter erneut die Kontrolle über einige Straßensperren übernommen hatten. Die Reporter konnten aber dennoch zum Flughafen gelangen.

Die Straße wurde seit Tagen von Unabhängigkeitsbefürwortern blockiert. Flüge von und nach Neukaledonien sind seit Dienstag ausgesetzt. Angesichts der anhaltenden Proteste in Neukaledonien hatte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin den Einsatz von hunderten Sicherheitskräften in dem französischen Überseegebiet angekündigt. Ein Großeinsatz von 600 Sicherheitskräften "wird in diesem Moment in Neukaledonien eingeleitet", um die 60 Kilometer lange Straße zwischen der Hauptstadt Nouméa und dem internationalen Flughafen La Tontouta "vollständig unter Kontrolle zu bringen", damit der Flughafen wieder öffnen könne, schrieb Darmanin am Samstagabend auf der Onlineplattform X.

Seit Montag halten die Unruhen in dem Überseegebiet an. Dabei sind bereits sechs Menschen gestorben und hunderte weitere verletzt worden. Auslöser der Ausschreitungen ist eine von der französischen Regierung vorangetriebene Änderung des Wahlrechts, durch die nach Ansicht der Unabhängigkeitsbefürworter der Einfluss der eingeborenen Bevölkerung zurückgedrängt wird. Seit Jahrzehnten gibt es Konflikte zwischen Paris und Neukaledonien mit seinen knapp 270.000 Einwohnern. Rund 41 Prozent von ihnen gehören der indigenen Bevölkerung an, 24 Prozent haben europäische – zumeist französische – Wurzeln.

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Medienberichte: Hubschrauber mit iranischem Präsidenten an Bord möglicherweise abgestürzt

19. Mai 2024 um 15:16

Ein Hubschrauber mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord erlitt am Sonntag eine "harte Landung", berichtete das iranische Staatsfernsehen, ohne dies näher zu erläutern.

APNewsAlert: DUBAI, United Arab Emirates (@AP) — Iranian state television says helicopter carrying President Ebrahim Raisi had a 'hard landing,' without elaborating.

— Jon Gambrell | جون (@jongambrellAP) May 19, 2024

Raisi war in der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan unterwegs. Nach Angaben des Staatsfernsehens ereignete sich der Zwischenfall in der Nähe von Dscholfa, einer Stadt an der Grenze zu Aserbaidschan, etwa 600 Kilometer nordwestlich der iranischen Hauptstadt Teheran.

Laut der der Nachrichtenagentur Irna versuchen derzeit 40 Rettungsteams, den Hubschrauber zu bergen. Auch der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian soll demnach unter den Passagieren gewesen sein. Laut der Agentur könne ein Absturz nicht ausgeschlossen werden. Die Suche nach dem Hubschrauber werde durch schlechte Wetterbedingungen erschwert. Behördenangaben zufolge flog der Präsident in einem Konvoi mehrerer Hubschrauber. 

Inzwischen sind Rettungsteams in der Region angekommen, in der es möglicherweise zum Absturz des Hubschraubers kam. Auch eine Regierungsdelegation hat sich auf den Weg in die Region gemacht. Ein iranischer Beamter sagte laut Al Jazeera, die von dort erhaltenen Informationen seien "alarmierend", aber die Behörden seien optimistisch.

Die Agentur Irna veröffentlichte ein Foto, dass den Hubschrauber vor seinem Verschwinden zeigen soll. 

Raisi war am Sonntagmorgen nach Aserbaidschan gereist, um gemeinsam mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew einen Staudamm einzuweihen. Der Damm ist bereits der dritte, den die beiden Länder am Aras-Fluss gebaut haben.

Iran setzt im Land eine Vielzahl von Hubschraubern ein, aber internationale Sanktionen erschweren die Beschaffung von Ersatzteilen für diese Maschinen. Auch die militärische Luftflotte des Landes stammt größtenteils aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979.

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Medienberichte: Hubschrauber mit iranischem Präsidenten an Bord "hart" gelandet

19. Mai 2024 um 15:16

Ein Hubschrauber mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord erlitt am Sonntag eine "harte Landung", berichtete das iranische Staatsfernsehen, ohne dies näher zu erläutern.

APNewsAlert: DUBAI, United Arab Emirates (@AP) — Iranian state television says helicopter carrying President Ebrahim Raisi had a 'hard landing,' without elaborating.

— Jon Gambrell | جون (@jongambrellAP) May 19, 2024

Raisi war in der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan unterwegs. Nach Angaben des Staatsfernsehens ereignete sich der Zwischenfall in der Nähe von Jolfa, einer Stadt an der Grenze zu Aserbaidschan, etwa 600 Kilometer nordwestlich der iranischen Hauptstadt Teheran.

Raisi war am frühen Sonntag nach Aserbaidschan gereist, um gemeinsam mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev einen Staudamm einzuweihen. Der Damm ist der dritte, den die beiden Länder am Aras-Fluss gebaut haben.

Der Iran setzt im Land eine Vielzahl von Hubschraubern ein, aber internationale Sanktionen erschweren die Beschaffung von Ersatzteilen für diese Maschinen. Auch die militärische Luftflotte des Landes stammt größtenteils aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979.

Der Leidensdruck von "Anfeindungen" – Politik und Wissenschaft jammern auf berechenbarem Niveau

19. Mai 2024 um 14:54

Von Bernhard Loyen

"Woher kommt plötzlich dieser Wille zur Gewalt?", fragt die Wochenzeitung Die Zeit als Aufmacher zu Ereignissen körperlicher Gewalt gegen Politiker. Der Deutschlandfunk ergänzt in einem Beitrag, Gründe der Gewalt gegen Politiker seien die "Folgen radikaler Feindbilder". Nein, Gewalt ist auch weiterhin kein probates oder legitimes Mittel, bei der Wahl einer individuellen Unmutsäußerung. Nun erfolgten die medial größten Aufreger von jüngsten Attacken gegen Politiker durch einen 17-jährigen, im Fall des SPD-Politikers Ecke, und durch einen 74-Jährigen, der anscheinend spontan durch die rein private Anwesenheit der SPD-Politikerin Giffey in einer Bibliothek zum anfeindenden Angriff animiert wurde.

Die jeweiligen Gründe sind weiterhin nicht wirklich geklärt. Der Giffey-Angreifer wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Herr Ecke verortet die Ursache seines Ereignisses "in der Verrohung und organisierten Enthemmung in der Gesellschaft", und, wichtige Ergänzung in heutigen Zeiten, "hinter der Akteure der extremen Rechten steckten". So weit, so berechenbar, so passend für das benötigte mediale Mosaik "einer bedenklichen Krise der Demokratie". 

Beim Thema "Corona-Aufarbeitung" winkt die Politik mehrheitlich genervt ab. War da was? Wir konnten und durften doch nicht anders, der Blick muss nun nach vorn gerichtet werden. Zudem hätten sich die maßnahmeneinfordernden Volksvertreter ja reinen Gewissens nur an den Empfehlungen der Wissenschaft orientiert. Dazu passend und wie bestellt, wirkt die Veröffentlichung einer Studie von dem 'Deutschen Zentrum für Hochschul- & Wissenschaftsforschung (DZHW)'. Es sei laut Pressemitteilung die "erste bundesweite repräsentative Studie zu Anfeindungen in der Wissenschaft". Die ARD-Redaktion liefert die erwünschte mediale Verkündung an die Bürger im Land. Weiter heißt es im Tagesschau-Artikel:

"Fast jeder zweite Wissenschaftler erlebt Anfeindungen. 45 Prozent aller Forschenden haben Anfeindungen erfahren – das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie. Häufig sind die Angriffe politisch motiviert."

Von den 2.580 antwortenden Teilnehmern gaben 19 Prozent demnach an, dass sie "voll und ganz zustimmen" würden, dass "Wissenschaftsfeindlichkeit sich in den letzten Jahren verstärkt hat" (Seite 6). Das nun vermeintlich seitens der ARD repräsentativ vorgestellte Opfer aus der Wissenschaft trägt den wenig überraschenden Namen Christian Drosten. Das vollkommen unspektakuläre Ereignis eines verbalen Schlagabtauschs, nach einem Drosten-Vortrag in Berlin im September 2023, findet sich sehr einfach als YouTube-Videodokumentation. Passiert war bei der Veranstaltung außer "anmaßenden" Zwischenrufen - nichts. Der Tagesschau-Leser lernt:

"Schon zu Beginn der Veranstaltung, berichtet der Hausherr Professor Johannes Vogel, 'gab es ein paar Leute, die sich sehr aufdringlich um Herrn Drosten gekümmert haben'. Der Leiter des Naturkundemuseums muss dann erleben, wie ihm die Veranstaltung zu entgleiten droht (…) Aber – so erinnert sich Vogel: 'Es gab Augenblicke, in denen nicht auszuschließen war, dass es auch zu körperlichen Handlungen kam. Der Abstand zwischen Menschen, den man normalerweise hält, ist ganz deutlich unterbrochen worden'."

Die wichtigste Information bedient das berüchtigte Feindbild, jedoch gemalt seitens der RBB-Journalisten Fabian Grieger und Torsten Mandalka:

"Am Ende kommt heraus: Die Störer gehörten einer Gruppe von Impfskeptikern an, die die Veranstaltung instrumentalisieren wollten, um schließlich Propagandavideos darüber ins Netz zu stellen." 

"Pöbeleien" gegen den Wissenschaftler Drosten seien daher nur "die Spitze eines breiten Eisberges". Nachweislich gepöbelt, wie in nicht mehr existierenden Eckkneipen Berlins der 1980er-Jahre, wurde nachweislich unisono seitens der Politik, der Wissenschaft und den Medien in der "Corona-Krise" gegen unliebsame Wissenschaftler und beratungsresistente Bürger. Beide Gruppierungen beschimpft und gestempelt als "Corona-/Wissenschaftsleugner", Querdenker, Schwurbler und fahrlässige Demokratiefeinde. Kritische Demonstranten und Journalisten gerne auch erweitert als "Rechte" oder "Nazis" diffamiert.

Die Studienmacher erklären immerhin ehrlich, "auch innerhalb der Wissenschaft selbst gibt es Anfeindungen und abwertendes Verhalten". Bitte diese Information vormerken. Weiter heißt es darlegend:

"Auch verdeutlicht die Studie, dass Anfeindungen, Abwertungen oder sogar Angriffe gegen Wissenschaftler*innen zunehmend auftreten, weil die Beziehung zwischen der Gesellschaft und der Wissenschaft immer komplexer wird."

Diese über den Bund, also den Steuerzahler, finanzierte Studienerkenntnis einer Komplexität bestand jedoch in den drei dunklen Jahren vornehmlich durch die wissenschaftliche Vermittlung von epidemiologischen, virologischen und psychohygienischen Informationen an die Bürger via Talkshow-Dauerberieselung/-manipulation. Es galt unwiderruflich der willkürliche ausgerufene "Konsens der Wissenschaft", kommuniziert und nachdrücklich vermittelt durch eine Handvoll willkürlich auserkorener Wissenschaftler. 

Nun wird also im Rückblick auf die Tränendrüse gedrückt, dass manch Bürger kein Selfie wünscht(e), keine Autogrammkarte wollte. Dass dauerdrangsalierte Menschen irgendwann in die meist verbale, in sozialen Medien schriftliche, Gegenoffensive wechselten. Die anfeindende Erinnerung tut natürlich weh, ist unangenehm. Ein exemplarisches Beispiel von zweierlei Maß einer betrachtenden Aufarbeitung liefert ein Artikel der Berliner Zeitung vom 23. März:

"Ein Nutzer von Twitter muss sich vor Gericht verantworten, weil er besonders markige Sprüche aus der Corona-Zeit zusammengestellt und verbreitet hat. Er hatte geschrieben: 'Wir haben mitgemacht! Wir haben ausgegrenzt, diffamiert, diskreditiert, beleidigt und Menschen gecancelt. Im Dienste der Wissenschaft!'." 

Der juristisch zu maßregelnde Bürger ist ein FDP-Politiker, der unter dem Pseudonym Mic de Vries einen X-Account führt. In dem Artikel erklärt de Vries, dass er mit seinem Thread "in ein Wespennest gestochen" habe. Es gehe ihm mit der Liste jedoch nicht darum, "Menschen an den Pranger zu stellen – aber es muss möglich sein, über getätigte Aussagen zu diskutieren". 

Marie-Agnes -"Ungeimpfte dürfen nicht als Minderheit die Mehrheit terrorisieren"-Strack-Zimmermann kritisierte die Listung von Wahrheiten unbeeindruckt trotzdem als "einen öffentlichen Pranger". Was passierte juristisch mit dem Bürger, der durch seine anfeindende Bildkollage eine Gruppe von Wissenschaftlern zu einem offenen Brief veranlasste. Dieser trug den Titel: "Wissenschaftler gegen Diffamierung, für zivilen Diskurs". Die Berliner Zeitung erklärte im Dezember 2022:

"Eine Gruppe von Wissenschaftlern mahnt: Die Wissenschaft dürfe nicht politisiert werden. Anlass ist ein Fahndungsplakat..."

Auf dem Plakat präsentierte der "Feindbild-Grafiker" und Wutbürger ihm missliebige Politiker, Wissenschaftler und Journalisten. Es passierte – nichts, da es sich nur um Jan Böhmermann handelte, der seine anmaßende Anfeindung zudem noch unbestraft einem ZDF-Millionenpublikum präsentieren konnte:

Für Hinweise, die zur Ergreifung der Gesuchten führen, ist eine Belohnung von 100.000 DM ausgesetzt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Alles weitere heute Abend ab 20 Uhr im @zdfmagazin #rafdp pic.twitter.com/ZQNkZ7YSYa

— Jan Böhmermann 💩 (@janboehm) November 25, 2022

Der "bedauernswerte" leidgeplagte Christian Drosten gehört wiederum zu der in der Studie genannten Kategorie "Anfeindungen innerhalb der Wissenschaft". So diktierte er am 27. Dezember 2022 dem Berliner Tagesspiegel, zum Thema ihm missliebiger Kollegen in der "Corona-Diskussion" (Bezahlschranke):

"Ein Infektionswissenschaftler muss seine Äußerungen mit der Fachliteratur, seiner fachspezifischen Berufserfahrung und der begründeten Mehrheits-Expertenmeinung abgleichen. Wer das nicht tut, sondern aus Geltungsbedürfnis eine Gegenposition bezieht oder auch nur ohne Bezug auf Daten oder Forschungsliteratur argumentiert, handelt verantwortungslos. Hier müsste es eine Sanktion (sic!) aus dem professionellen Umfeld geben."

Die mehrfach prämierte "Wissenschaftsjournalistin" Mai Thi Nguyen-Kim keilte verbal ebenfalls gegen Kollegen mit anderen Wahrnehmungen. Das Magazin Stern titelte im März 2021:

"Auch Mai Thi Nguyen-Kim ist genervt. Von der Heinsberg-Studie. Oder von Hendrik Streeck. Oder von beiden. Schließlich wirft sie dem Virologen vor, er sei 'womöglich schrecklich naiv'." 

Christian Drosten äußerte sich ebenfalls via Feinbildzeichnung über den Kollegen Streeck:

"Ich habe Hendrik Streeck nicht diffamiert,..., sondern im Sinne des Konsortiums zu bedenken gegeben, dass seine Äußerungen sich mit dem Gedankenspektrum von 'Querdenkern' überschneiden."

Der unantastbare Karl Lauterbach durfte bereits im März 2020 über seinen Kollegen Wolfgang Wodarg unbelegt behaupten: "Wodarg redet blanken Unsinn". Die Virologin Melanie Brinkmann und die "Medizinethikerin" Alena Buyx jammerten schon im Juni 2022 zusammen auf einem Panelpodium. Der Veranstalter wusste, beide hätten "die Gesellschaft über die vergangenen 2,5 Jahre der Pandemie begleitet, informiert und dafür auch Anfeindungen in Kauf genommen". 

Zur Erinnerung seien bei Interesse bitte zur Person Brinkmann die Worte Kimmich/Impfung und mRNA/Brustmilch gegoogelt. Frau Buyx darf und muss weiterhin als proaktive Gesellschaftsspalterin bezeichnet werden, Stichworte "Donut/COVID-Impfung". Zusammen diskutierte sie jüngst im Februar mit der wissenschaftlichen "Lichtgestalt" Christian Drosten. Die Veranstaltung hieß: "Ein neues Bild von Wissenschaft? Expertise in Zeiten von Krisen und Fake-News". 

Drosten wünscht sich demnach eine Aufarbeitung der Corona-Krise, "wir brauchen dringend eine Nachbetrachtung", aber bitte "organisiert eingesetzt" und ganz wichtig ohne "Stimmen aus dem Untergrund". Frau Buyx verortete Fehldeutungen und Anfeindungen gegenüber "der Wissenschaft" aus "toxischen Ecken der öffentlichen Debatte". 

So wird allerorts und in bestellten Studien gejammert und sich selbst bedauert – seitens der Politik und Großteilen der Wissenschaft und Medien. Für die schlechte Stimmung im Land sind dabei alleinig natürlich die Bürger verantwortlich. Wie mehr als bedenkliches Gedankengut ausschaut, präsentierte dieser Tage die Taz-Journalistin Ulrike Herrmann. Sie stellte beim ARD-Maischberger-Talk anklagend fest, die Partei AfD zu verbieten sei das geringste Problem, ihre eigentliche – exemplarisch – vorgetragene Sorge lautete: "Man wird die Wähler nicht los". 

Die nahenden Wahlen zum EU-Parlament und mehreren ostdeutschen Landtagen werden nun zeitnah belegen, wie sich das Wechselspiel subjektiv wahrgenommener Anfeindungen auf das Land und die Menschen auswirken werden. Für kritische Bürger der amtierenden Bundespolitik stellt sich dabei aktuell die dringlichste Frage: Wird man die verantwortlichen Politiker tatsächlich (noch) durch ein schlichtes Kreuzchen auf einem Stück Papier los?

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New York Times: NATO kurz davor, Soldaten als Ausbilder in die Ukraine zu schicken

19. Mai 2024 um 14:03

Die NATO ist einem Bericht der New York Times (NYT) zufolge offenbar kurz davor, doch eigene Soldaten, und zwar Ausbilder, in die Ukraine zu entsenden. Die Ausbildung ukrainischer Truppen durch die USA fand bislang in Polen, Deutschland oder den USA selbst statt.

Angesichts des Truppenmangels habe die Regierung in Kiew die USA und die NATO um "Hilfe bei der Ausbildung von 150.000 neuen Rekruten" innerhalb der Ukraine gebeten, damit diese schneller an die Front geschickt werden können, so die US-Zeitung.

Der Schritt "würde eine weitere Aufweichung einer früheren roten Linie bedeuten" und könnte die USA und die EU "direkter in den Krieg hineinziehen", so die Times. Das Weiße Haus hatte zuvor wiederholt betont, dass es keine US-Truppen, einschließlich Ausbilder, auf dem Boden der Ukraine stationieren werde. Eine Position, die ein Beamter der Regierung letzte Woche erneut bekräftigte. Denn in diesem Fall könnten USA tiefer in den Krieg hineingezogen werden, hieß es in der NYT.

Gleichwohl habe General Charles Q. Brown Jr., der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs, am Donnerstag behauptet, dass eine NATO-Entsendung von Ausbildern unvermeidlich erscheine. "Wir werden im Laufe der Zeit dorthin gelangen", sagte er. Die Ukraine hofft, mit einer solchen Ausbildung die Zeit bis zur Ankunft der US-Waffenlieferungen überbrücken zu können. Brown Jr. warnte jedoch, dass dies "eine Menge NATO-Ausbilder gefährden" könne.

Die Idee, Truppen in die Ukraine zu senden, steht seit längerer Zeit im Raum. In Europa hat sich insbesondere der französische Präsident Emmanuel Macron für einen direkteren Einsatz Europas im Ukraine-Krieg starkgemacht. Auch die Regierung Estlands hat erst vergangene Woche nicht ausgeschlossen, Truppen in den Westen der Ukraine zu entsenden.

Früher unterstützten die Vereinigten Staaten ein NATO-Ausbildungsprogramm in Jaworiw in der Westukraine, aber US-Truppen wurden zu Beginn des Krieges von dort abgezogen. 

"US-Beamte erkennen nun an, dass die derzeitige Ausbildung durch ukrainische Kräfte nicht ausreichend ist und sie eine bessere und schnellere Ausbildung benötigen, um einer erwarteten russischen Offensive diesen Sommer entgegenzuwirken", heißt es in der NYT.

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Medienbericht: Drei Modelle zur Wehrpflicht in der internen Diskussion

19. Mai 2024 um 13:13

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will voraussichtlich im Juni offiziell einen Vorschlag für die Rückkehr zur Wehrpflicht vorlegen. 

In diesem Zusammenhang liegt der Welt am Sonntag ein Papier über drei unterschiedliche Varianten für die Wiedereinführung der Wehrpflicht vor, das im Verteidigungsministerium diskutiert wird. 

Das erste Modell ist vorsichtig. Es ist am einfachsten umzusetzen, denn es ändert am Status quo nichts und erfordert daher auch keine grundlegenden Gesetzesänderungen. Die Wehrpflicht bleibt weiter ausgesetzt, lediglich die Maßnahmen zur Akquise von Freiwilligen werden in diesem Modell verstärkt.

Demnach sieht der Vorschlag vor, dass allen Staatsbürgern mit Erreichen des 18. Lebensjahres Werbematerial der Bundeswehr zugeschickt werden soll. Interessenten für den Dienst an der Waffe können eine Art Bewerbungsformular mit einer Selbsteinschätzung zur psychischen und physischen Gesundheit online ausfüllen. Abgefragt werden soll zudem die Motivation für den Dienst bei der Bundeswehr. Im Anschluss erfolgt ein Bewerbungsgespräch, verbunden mit einer Potenzialanalyse. Der Erfolg dieser Maßnahme werde jedoch überschaubar bleiben, ist man sich bei den Machern des Vorschlags im Verteidigungsministerium einig. Dass der Personalbedarf der Bundeswehr auf diese Weise gedeckt werden kann, sei unwahrscheinlich. 

Der zweite Vorschlag sieht die Wiedereinführung einer Wehrpflicht für Männer vor, für Frauen bleibt der Dienst freiwillig. Da die Wehrpflicht nur ausgesetzt ist, ist dafür auch keine Verfassungsänderung notwendig. Eine Änderung des Wehrpflichtgesetzes genügt. 

Problematisch sei hier vor allem der gesellschaftliche Widerstand. Vor allem die jüngere Generation stehe dem Dienst an der Waffe skeptisch gegenüber. Auch bei Arbeitgebern und Gewerkschaften sei mit Ablehnung zu rechnen. Angesichts der angespannten Haushaltslage ist zudem interner Koalitionsstreit vorprogrammiert, denn der Vorschlag lässt sich nicht kostenneutral umsetzen. 

Der dritte Vorschlag geht darüber noch hinaus. Er sieht eine geschlechterneutrale Wehrpflicht für alle vor. Dabei gehe es nicht nur um einen Dienst bei der Bundeswehr, sondern im Rahmen der Gesamtverteidigung auch bei der Feuerwehr, bei Sanitätsdiensten und dem Katastrophenschutz. Hier ist das Potenzial am größten, gleichzeitig würde dies aber auch grundlegende Gesetzesänderungen inklusive einer Verfassungsänderung bedeuten. 

Laut dem Einheitsvertrag ist die Personalstärke der Bundeswehr auf 370.000 Mann begrenzt. Das war eine Bedingung für die Wiedervereinigung. Mit einer umfassenden Wehrpflicht und der Einbeziehung von Feuerwehren und Katastrophenschutz scheint das Verteidigungsministerium diese Regelung unterlaufen zu wollen. Es wäre nicht der erste Verstoß Deutschlands gegen eine völkerrechtlich verbindliche Vereinbarung. Auch mit der dauerhaften Stationierung deutscher Truppen im Baltikum verstößt Deutschland gegen die NATO-Russland-Grundakte. 

Die Militarisierungsvorhaben in Deutschland werden in Russland aufmerksam verfolgt. Diskutiert wird, ob der Zwei-plus-vier-Vertrag noch Gültigkeit besitzt. Der Vertrag bildet die völkerrechtliche Grundlage der deutschen Einheit. Deutschland erfüllt die sich daraus ergebenden Verpflichtungen nicht, wird in Russland argumentiert. In der Präambel des Vertrags heißt es, Deutschland diene künftig nur noch dem Frieden, der Abrüstung, der Verständigung der Völker und überwinde Konfrontation durch vertrauensbildende Maßnahmen. Mit der "Zeitenwende" hat Deutschland offensichtlich eine Abkehr vom Geist und Inhalt des Vertrags vollzogen. 

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Slowakischer Vize-Premierminister: Fico außer Lebensgefahr

19. Mai 2024 um 12:21

Der Zustand des slowakischen Premierministers Robert Fico hat sich nach dem Attentat stabilisiert, sagte der slowakische Vize-Premier und Verteidigungsminister Robert Kaliňák bei einer Pressekonferenz vor dem Krankenhaus in Banská Bystrica, in das Fico eingeliefert wurde. Kaliňák erklärte:

"Der Premierminister hat die Situation, die sein Leben direkt bedrohte, überstanden, aber die Lage ist immer noch ernst, er braucht intensive medizinische Betreuung."

Kaliňák sagte, die positive Prognose sei nun "einen Schritt näher". Der stellvertretende Premierminister fügte hinzu, dass in naher Zukunft keine Verlegung von Fico in andere Krankenhäuser geplant sei. Er betonte:

"Wir können seinen Zustand als stabil betrachten, mit einer positiven Prognose."

Das Attentat auf Fico, der sich wiederholt gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und deren Mitgliedschaft in der NATO ausgesprochen hatte, ereignete sich am 15. Mai in der Stadt Handlová, 190 Kilometer von Bratislava entfernt. Nach der Regierungssitzung trat der Premierminister vor die versammelte Stadtbevölkerung, in diesem Moment fielen fünf Schüsse.

Fico wurde von vier Kugeln getroffen, von denen eine seinen Magen durchbohrte. Der Ministerpräsident wurde mit einem Hubschrauber in das Krankenhaus von Banská Bystrica gebracht und operiert, anschließend versetzten ihn die Ärzte in ein künstliches Koma.

Die Polizei nahm den Schützen noch vor Ort fest. Es stellte sich heraus, dass es sich um den 71-jährigen Schriftsteller Juraj Cintula handelte. Nach Angaben des Innenministeriums war der Attentäter mit den Maßnahmen der Regierung nicht einverstanden und hatte sich unter anderem gegen die Einstellung der Militärhilfe für die Ukraine ausgesprochen.

Medienberichten zufolge bekannte sich Cintula schuldig. Die Waffe, mit der er schoss, hatte der Mann seit mehr als 30 Jahren legal aufbewahrt. Cintula droht eine Haftstrafe von 25 Jahren bis lebenslänglich.

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Lawrow: Westeuropa ist "für mindestens eine Generation" kein Partner für Russland

19. Mai 2024 um 11:44

Russlands Außenminister Sergej Lawrow prognostiziert, dass Moskau die westeuropäischen Länder "mindestens eine Generation lang" nicht mehr als Partner betrachten werde, da Moskau und der Westen in eine Konfrontation verwickelt seien, deren Ende nicht absehbar sei.

Hochrangige russische Vertreter, darunter auch Präsident Wladimir Putin, haben den anhaltenden militärischen Konflikt zwischen Moskau und Kiew wiederholt als Stellvertreterkrieg bezeichnet, der von der NATO gegen Russland geführt werde. Ein Beweis dafür ist nach Ansicht des Kremls die umfassende militärische Unterstützung der Ukraine, einschließlich Waffenlieferungen, Ausbildung von Soldaten und nachrichtendienstliche Informationen, die die USA und viele europäische Länder Kiew zur Verfügung stellen.

In seiner Rede am Samstag zitierte Lawrow einen Artikel des russischen Politikwissenschaftlers Dmitri Trenin, der schrieb, dass "Europa als Partner für uns mindestens eine Generation lang nicht relevant ist." Der Minister sagte, dass er "dem nur zustimmen kann" und dass Moskau "dies in der Praxis fast täglich spürt." Der Spitzendiplomat erklärte zudem, ohne näher darauf einzugehen, dass "viele Fakten für eine solche Prognose sprechen."

"Die akute Phase der militärisch-politischen Konfrontation mit dem Westen dauert an [und] ist in vollem Gange", sagte Lawrow und verwies dabei auf die derzeit im Westen vorherrschenden Narrative.

In einem Interview mit TASS verglich der stellvertretende russische Außenminister, Sergei Rjabkow, die westlichen Eliten mit straffälligen Jugendlichen und Provokateuren, die darauf aus seien, die Spannungen bis an den Rand eines "katastrophalen Zusammenbruchs" zu eskalieren, ohne sich um die Folgen zu kümmern.

In Bezug auf die Arbeit der russischen Diplomaten im Westen erklärte Rjabkow, dass sie sich "in einem Krisenmanagement-Modus befinden, der darauf abzielt, eine Eskalation zu einem wirklich massiven Konflikt zu verhindern."

Die NATO sei "eine Gruppe, der wir kein bisschen Vertrauen entgegenbringen, und die in Moskau politische und sogar emotionale Ablehnung auslöst", so der Beamte.

Unabhängig davon, wer aus den US-Präsidentschaftswahlen im November als Sieger hervorgehe, sei angesichts des grundsätzlichen antirussischen Konsenses innerhalb der US-Eliten "keine Chance auf eine Verbesserung der Situation zu erkennen", so Rjabkow.

Bei seiner Antrittsrede am Dienstag versicherte Wladimir Putin jedoch, dass Moskau "den Dialog mit den westlichen Staaten nicht ablehnt."

Diese hätten "die Wahl", so der Präsident, der daraufhin die Frage stellte:

"Wollen sie weiterhin versuchen, die Entwicklung Russlands zu behindern, die Politik der Aggression und des unerbittlichen Drucks fortsetzen, die sie seit Jahren verfolgen, oder einen Weg der Zusammenarbeit und des Friedens suchen?"

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Streit um Gaza-Krieg eskaliert: Israelischer Minister droht mit Austritt aus Regierung

19. Mai 2024 um 11:12

Das Vorgehen der israelischen Armee und die Regierungsstrategie im Gazastreifen spalten längst das Land. Mitten im Gaza-Krieg eskaliert nun innerhalb der israelischen Regierung der Konflikt über die Zukunft des Gazastreifens. Benny Gantz, Minister im Kriegskabinett, drohte am Samstag mit dem Austritt aus der von Benjamin Netanjahu geführten Regierung.

Lege der Ministerpräsident nicht bis zum 8. Juni einen Plan für die Nachkriegsordnung im Gazastreifen vor, würden er und weitere Mitglieder seiner an sich oppositionellen Zentrumspartei "Nationale Union" die Regierung verlassen, drohte der Ex-General. Dies könnte die Regierung in eine Krise stürzen.

"Ein Krieg wird nur mit einem klaren und realistischen strategischen Kompass gewonnen", sagte Gantz. Netanjahu warf seinem Koalitionspartner und politischen Rivalen daraufhin vor, dem Ministerpräsidenten Israels ein Ultimatum zu stellen – anstatt der Hamas im Gazastreifen.

Gantz’ Erklärung erfolgte nur wenige Tage, nachdem bereits Israels Verteidigungsminister Joaw Galant öffentlich Netanjahus Kriegsführung angeprangert hatte. Es müsse eine politische Alternative zur Hamas im Gazastreifen geschaffen werden. Sonst blieben nur eine Fortsetzung der "Hamas-Herrschaft" oder "eine israelische Militärherrschaft", sagte Galant, der mit Gantz und Netanjahu das Kriegskabinett bildet. Wichtige Entscheidungen der Führung, um den Sieg zu sichern, seien nicht getroffen worden, sagte Gantz. Israel ist weit davon entfernt, Hamas-Strukturen in Gaza zu eliminieren, wobei sich die Hamas derzeit im Norden das Gazastreifens neu formiert. 

"Eine kleine Minderheit hat die Kommandobrücke des israelischen Staatsschiffes übernommen und steuert es auf die Klippen zu", sagte Gantz mit Blick auf Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner, die zuletzt mit dem Ende der Regierung gedroht hatten.

Er verlangte von Netanjahu bis zu dem genannten Datum einen Plan, um sechs "strategische Ziele" zu erreichen: Dazu zählte er unter anderem die Festlegung einer Verwaltung unter Beteiligung der USA, Europas, der arabischen Staaten und der Palästinenser, die die zivilen Angelegenheiten des Gazastreifens regeln und die Grundlage für eine künftige alternative Regierung dort bilden soll.  Zudem müssten die Geiseln aus dem Gazastreifen zurückkehren und die Beziehungen zu Saudi-Arabien normalisiert werden.

An dem Abend, an dem Gantz sein Ultimatum gestellt hatte, gingen Tausende Menschen erneut in Tel Aviv und Jerusalem auf die Straßen und forderten die Rückholung der Geiseln.

Mehr zum ThemaGaza: Hamas lehnt weitere Zugeständnisse bei laufenden Verhandlungen über Waffenruhe ab

Vorreiter Kanada: Rigorose Sprechverbote bedrohen die Grundlagen der Zivilisation

19. Mai 2024 um 10:23

Von Dagmar Henn

Gerade kann man in Deutschland die nächste Runde der Kampagne gegen "Hassrede" beobachten, diesmal in Gestalt der Behauptung, Politiker der regierenden Parteien seien besonders von gewalttätigen Übergriffen bedroht (im Gegensatz zur vorhandenen Statistik über derartige Übergriffe) und der Grund dafür sei darin zu suchen, dass "Hassrede" gegen eben diese Politiker möglich sei.

Nun mag man sich gewiss fragen, wofür es denn gegen Personen wie beispielsweise den "grünen" Wirtschaftsminister Robert Habeck des Hasses bedürfe, wenn schon die Erwähnung der Tatsache ausreichen müsste, dass es sich um einen seinem Land gegenüber feindselig eingestellten, auffällig inkompetenten, ideologiegeleiteten und kriegslüsternen Politiker handelt. Und natürlich liegt es nahe, die von Personen eben dieses Niveaus betriebene Verengung des Sagbaren als eine Art der Selbstverteidigung zu sehen: Wer keine Erwiderung auf Kritik bieten kann, kann immer noch die Kritik selbst verbieten.

Was selbstverständlich außerdem auffällt, ist die zunehmende Durchlöcherung der Grenze zwischen Wort und Tat, die Schaffung von reinen Gesinnungsstraftatbeständen, wie sie in dieser Form eigentlich nur während des Hitlerfaschismus üblich waren – man denke etwa an die Flugblätter der Geschwister Scholl. Worte rechtlich so zu behandeln, als seien sie Handlungen, bedrängt nicht nur die Meinungsfreiheit.

In den letzten Jahren wurde es nicht nur in Deutschland, sondern in unterschiedlichen Abstufungen im gesamten Westen üblich, Äußerungen in sozialen Netzwerken zur Grundlage von Strafverfahren zu machen und Symbole zu inkriminieren. Bis dahin, dass vor wenigen Tagen zum Tag des Sieges im Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow nicht nur die sowjetische Fahne verboten war, sondern selbst ihre Abbildung auf einer Fotografie in Schwarz-Weiß. Exemplare der Tageszeitung Junge Welt, die das weltbekannte Foto vom Hissen der sowjetischen Fahne auf dem Berliner Reichstag auf der Titelseite zeigten, wurden dort von der Polizei beschlagnahmt, was eine neue Qualität darstellt, weil es sich dabei nicht um ein Symbol, sondern nur um ein Abbild eines Symbols in einem genau kenntlich gemachten historischen Zusammenhang handelte.

Aber alle Überlegungen, die auf eine Verteidigung der bedrohten Meinungsfreiheit zielen, erfassen noch nicht den Kern dieser Entwicklungen. Und es ist fraglich, ob diejenigen, die sie politisch vorantreiben, sie erfassen. Tatsächlich bedroht diese Entwicklung weit mehr als nur verfassungsmäßig garantierte Rechte. Das lässt sich erschließen, wenn man einen Blick auf einen aktuellen Gesetzentwurf in Kanada wirft.

Dieses Gesetz, bekannt unter dem Kürzel Bill C-63, befindet sich in Kanada im Gesetzgebungsverfahren und hat die erste Lesung bereits am 26. Februar absolviert. Ich habe den Link zu diesem Entwurf auf der Seite des kanadischen Parlaments eingefügt, weil es mehrere Regelungen in diesem Gesetz gibt, die absolut unglaubwürdig klingen, wenn man sie nicht selbst nachlesen kann.

Aber in diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass Kanada in manchen Punkten ein Versuchslabor zu sein scheint. Die Reaktion auf Corona-Proteste war dort besonders rigide, und Kanada ist auch das Land, in dem tatsächlich ein medizinisch assistierter Suizid als Lösung für Armutsprobleme propagiert wird. Gleichzeitig ist Kanada sehr tief in das Projekt der Kiewer Ukraine involviert, was sich im vergangenen Jahr in Gestalt der öffentlichen Würdigung eines noch lebenden SS-Mitglieds manifestierte. Es fällt also nicht plötzlich vom Himmel, wenn die Regierung des Premierministers Justin Trudeau Gesetze beschließen lassen will, die geronnener woker Extremismus sind.

Angeblich soll dieses Gesetz Kinder schützen. Aber es enthält unter anderem in seinem strafrechtlichen Teil unter Ziffer 318 Folgendes:

"Jede Person, die Genozid rechtfertigt oder befürwortet, macht sich einer Straftat schuldig und kann lebenslänglich inhaftiert werden."

Dabei sollte man nicht an der falschen Stelle jubeln. Denn zum einen ist auch die regierungsamtliche kanadische Definition von Genozid so irreal wie die deutsche. Denn dies würde keinesfalls Anhänger der israelischen Politik treffen, die Palästinenser zu Tieren erklären, ebenso wenig ukrainische Nazis. Es würde aber sehr wohl beispielsweise jene treffen, die der Erzählung vom angeblichen "Holodomor" in der Ukraine widersprechen oder die ihre Meinung äußern, der palästinensische Widerstand sei legitim. Nachdem sich Kanada gelegentlich auch gerne gegen China in Stellung brachte, dürfte dann vermutlich übrigens auch derjenige unter diesen Paragrafen fallen, wer die chinesische Politik in Xinjiang gutheißt.

Aber selbst wenn dem nicht so wäre, selbst wenn sich diese Regelung nur gegen Personen richtete, die tatsächlich den Holocaust leugnen, stellt sich die Frage: Lebenslänglich? Für Worte? Wie soll man dann jene bestrafen, die Mittäter bei einem Genozid waren oder Beihilfe geleistet haben? Der Mensch hat nur ein Leben, und jede Strafzumessung muss diese Tatsache berücksichtigen, und da ist eben dieser Unterschied zwischen Reden und Tun, zwischen Wort und Tat, der ein derartiges Maß grundsätzlich verbieten sollte.

Dann gibt es noch Ziffer 320.1001:

"Jeder, der eine Straftat nach diesem Gesetz oder einem anderen Gesetz des Parlaments begeht, ist, wenn die Begehung der Straftat durch Hass auf Grundlage der Rasse, Nationalität, Ethnizität, Sprache, Geschlecht, Alter, geistiger oder körperlicher Behinderung, sexueller Orientierung oder Genderidentität und -ausdruck beruht, einer Straftat schuldig und kann lebenslang inhaftiert werden."

Ja, das steht da wirklich. Ohne jede Begrenzung auf wirklich schwere Straftaten. Und auch hier finden wir eine merkwürdige Umkehrung. Traditionell war es so, dass Gewalttaten bis hin zum Mord unter Einfluss extremer Gefühle (und auch Hass ist eine extreme Emotion, wenn wir einmal so tun, es ginge darum) eher zu mildernden Umständen führten, während die kühle Berechnung, beispielsweise zur Erlangung materieller Vorteile, als besonders verwerflich galt.

Nun, man kann nicht an einer Stelle die Kriterien verschieben, ohne sie an anderer Stelle zu beeinflussen. Unter diesen Voraussetzungen, wie sie dieser kanadische Gesetzentwurf schafft, wird letztlich der Mord aus Berechnung zur weniger schweren Tat, während all das, was als "Hass" klassifiziert wird, die Strafe gleich maximal erhöht.

Wie verrückt diese Definitionen mittlerweile sind, kann man regelmäßig erleben, wenn es schon eine Straftat ist, einen Mann mit Perücke und Rock einen Mann zu nennen. Wie irreal das ist, bestätigt sich immer wieder dadurch, dass völlig menschengemachte, gesellschaftlich bedingte Eigenschaften wie Armut und Reichtum mitnichten dem Willen unterliegen, es also nicht möglich ist, "transreich" zu sein und entsprechende Forderungen zu stellen. Auch eine bestimmte Staatsangehörigkeit ist selbst im Wertewesten kein Gegenstand des freien Willens.

Aber wir sind immer noch nicht am Kern angelangt. Dafür müssen wir etwas anderes tun und darüber nachdenken, welche langfristigen Folgen ein derartiges Umjustieren des gesamten Konzepts von Straftaten hat. Klar ist, es ergibt sich kurzfristig eine massive Einschüchterung, denn ehe man sich eine derartige Strafdrohung einfängt, sagt man lieber gar nichts mehr. Das bedeutet natürlich, dass sich jede Art zwischenmenschlicher Kommunikation in einen Eiertanz verwandelt, in eine Situation, in der jedes Wort abgewogen und kontrolliert werden muss, und das ist ein Zustand, in dem sich Deutschland jetzt bereits befindet.

Wenn man die psychologische Wirkung betrachtet, ist diese ganze Entwicklung absolut ungeeignet, um die verkündeten Ziele zu erreichen. Jeder Psychologe wird sagen, dass ausgesprochene Gefühle wesentlich besser bearbeitet werden können als unausgesprochene, und dass Sprechverbote außerdem verhindern, dass sich Positionen durch die Kommunikation mit anderen verändern. Das ist auch kein Geheimwissen. Es ist eher verblüffend, dass diese banale Kenntnis verschwunden zu sein scheint, und man gerät in Versuchung anzunehmen, das Ziel dieses ganzen "Kampfes gegen den Hass" sei vielmehr eine Verschärfung gesellschaftlicher Nebenkonflikte.

Gehen wir einmal davon aus, so etwas wie dieses kanadische Gesetz sei bereits etabliert. Dadurch ergibt sich eine paradoxe Grenzverschiebung. In Wirklichkeit ist es nur zu einem geringen Teil die Furcht vor Strafe, die Menschen davon abhält, etwas zu tun, das sie selbst für verwerflich halten. Weitaus mehr wirken die eigenen inneren Maßstäbe. Die allerdings haben viel mehr mit dem zu tun, was im eigenen Leben als gut oder schädlich erfahren wird.

Wenn man ein Modell sucht, mit dem man diese Strafverschärfungen vergleichen könnte, bietet sich das England des 18. Jahrhundert an – ein Land, dessen in großen Zahlen vertriebene Landbevölkerung sich weitgehend mit illegalen Tätigkeiten über Wasser hielt, sei es Straßenraub, sei es Prostitution (die englische Literatur der Zeit ist voll davon). Eine wie auch immer geartete ökonomische Perspektive entstand erst mit der industriellen Revolution. Wer die Lebensverhältnisse dieser Zeit genauer kennen will, kann die Fußnoten im ersten Band des Kapitals von Marx lesen, im Abschnitt über ursprüngliche Akkumulation.

Die Regierung reagierte jedenfalls auf diese sozial ausgelöste Welle der Gewalt mit drakonischen Strafen. Für den Diebstahl von Brot wurde die Todesstrafe verhängt, oder die Deportation nach Australien. Was bedeutete das nun für jene Personen, die zum Überleben nicht anders konnten als Brot zu stehlen? Die Schwelle zur Anwendung maximaler Gewalt sank.

Wenn der Diebstahl von Brot und der Raubmord die gleichen Folgen haben, dann ergibt es wenig Sinn, sich mit dem Diebstahl von Brot aufzuhalten. Weder die drakonischen Strafen noch die Arbeitshäuser, in denen die ehemals relativ freie Landbevölkerung zur Arbeit auf Kommando gezwungen wurde, lösten das Problem tatsächlich. In Wirklichkeit war das zum einen schlicht die Zeit – die zweite und dritte Generation hatte keine eigene Erinnerung mehr an diese relative Freiheit – und vor allem die Tatsache, dass es mit der entstehenden Industrie eine zumindest ansatzweise stabile Perspektive gab.

Nun, das Schreiben eines Meinungsbeitrags beispielsweise auf Facebook, das dann nach diesem kanadischen Gesetz ein Verfahren auslösen könnte, das eine lebenslange Freiheitsstrafe nach sich zieht, liegt natürlich weniger nah an einem persönlichen Einsatz von Gewalt wie der Diebstahl von Brot. Aber wenn die Konsequenzen derart drakonisch sind, was sollte davon abhalten, sich etwa einer Festnahme mit allen Mitteln zu entziehen? Oder auf die Äußerung einer Meinung zu verzichten und stattdessen zum Handeln überzugehen?

Es ist schon eigenartig, wie eine Gesellschaft, in der man nach wie vor Kinder davon zu überzeugen sucht, Konflikte mit Worten auszutragen und nicht körperlich, so sehr die zivilisatorische Bedeutung dieser Schwelle vergessen hat – immer vorausgesetzt, es handelt sich bei all dem tatsächlich um ein Versehen. Gefühlen wie Zorn, Wut, Enttäuschung, Demütigung mit dem Mittel der Sprache zu begegnen ist das Mittel, das relative Verschwinden unmittelbarer physischer Gewalt aus dem gesellschaftlichen Alltag zu ermöglichen. Das geschieht nicht durch die Aufforderung, "hübsche" Worte zu verwenden. Denn die wirkliche Alternative heißt nach wie vor nicht "hübsche oder hässliche Worte", sondern "Worte oder Faust", sofern sich Letzteres nicht durch technische "Hilfsmittel" (auch als Waffen bekannt) erweitert.

Sprechverbote ändern nichts an der Wirklichkeit, und sie lassen weder die Emotionen noch die Erfahrungen verschwinden, die hinter dem Gesprochenen stehen. Den viktorianischen Sprechverboten könnte man noch unterstellen, eine praktische Funktion erfüllt zu haben, denn in dem oberen Bürgertum, für das sie galten, entstanden so verklemmte, aber moralisch überhebliche Kolonialbeamte, die die aufgestaute Gewalt desto leichter an den Angehörigen der Kolonialvölker auslebten, was für das britische Weltreich nützlich war. Aber was sollen Sprechverbote, denen die gesamte Gesellschaft unterworfen wird?

Interessanterweise ist selbst die Funktion, Kommunikation zwischen "Abweichlern" zu unterbinden, nur vorübergehend wirksam. Sicherlich steigt erst einmal das Misstrauen, die Menschen werden extrem vorsichtig, worüber sie mit wem sprechen. Aber je tiefer die Schwelle gelegt wird – und der kanadische Gesetzentwurf ermöglicht ja selbst für "Markus Ganserer ist ein Mann" schon Höchststrafen – desto leichter wird es wieder, innerhalb einer Gruppe das Vertrauen herzustellen. Denn sobald in einer fiktiven Gruppe jeder "Markus Ganserer ist ein Mann" gesagt hat, wären alle gleichermaßen Verbrecher.

Die Trennung zwischen Wort und Tat zu schwächen, wie dies schon seit Jahren geschieht, stellt die bürgerlichen Grundrechte und die Rechtsstaatlichkeit infrage. Aber diese Trennung nicht nur aufzuheben, sondern die Wertungen geradezu umzukehren, wie das in diesem kanadischen Gesetz geschieht, greift die Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenlebens an. Bezogen auf den verkündeten Zweck ist es etwa so sinnvoll wie Waffenverbotsschilder in Bahnhöfen, aber die Nebenwirkung ergänzt die atomisierende Wirkung der Hyperindividualisierung noch um eine Rückkehr der individuellen Gewalt. In letzter Konsequenz (und hier rede ich von zumindest mehreren Jahren) wird damit einem staatlichen Gewaltmonopol jede Grundlage entzogen.

Sobald das Sprechen, das Äußern auch eines missliebigen Gefühls nicht mehr an die Stelle des ursprünglichen emotionalen Impulses treten kann, tritt eben dieser ursprüngliche Impuls wieder hervor. Als hätte man vergessen, dass jener erzieherische Schritt, der die körperliche Auseinandersetzung Regeln unterwirft und versucht, die Möglichkeit einer verbalen Klärung zu etablieren, keineswegs eine private Vorliebe ist, sondern vielmehr die Voraussetzung dafür, dass ein menschliches Zusammenleben oberhalb einer bestimmten Dichte und Menge überhaupt möglich ist.

Dabei sollte man nicht vergessen, dass dazu noch eine schwindende emotionale Selbstkontrolle kommt. Wenn berichtet wird, dass ein Robert Habeck zu cholerischen Ausbrüchen neigt, dann passt das zu seiner auch sonst erkennbaren Unreife. Wirkliche Kontrolle im Umgang mit stärkeren Emotionen erlangt man nur durch Einsicht, durch ein tatsächliches Begreifen menschlicher Gleichheit, nicht durch Verbote.

Wie weit nicht nur die Maßstäbe dafür, sondern sogar die Wahrnehmung der Fragestellung zivilisatorischer Einhegung von Gewalt verloren gegangen sind, zeigte sich gerade im Umgang der politischen Eliten in Berlin mit den historischen Daten 8. und 9. Mai. Während die Orgie der Gewalt, die Israel gerade im Gazastreifen begeht – nämlich eine dutzendfache Überschreitung selbst des Mottos "Auge um Auge, Zahn um Zahn" –, als "Selbstverteidigung" verharmlost wird, denkt niemand darüber nach, was das für Deutschland 1945 bedeutet hätte, wäre Derartiges für die Rote Armee akzeptabel gewesen. Bei 27 Millionen getöteten Sowjetbürgern wäre dann kein einziger Deutscher übriggeblieben. Keiner. Niemand. Kein Haus, keine Stadt, kein Acker.

Doch wenn selbst angesichts dieser Extremfälle, die die Frage der nötigen Grenzen menschlichen Verhaltens gewissermaßen im Großformat demonstrieren, die Wahrnehmung versagt, wie soll dann noch in den kleineren, schwerer wahrzunehmenden Momenten diese Grenze erhalten bleiben können?

Wenn in einer Kultur, die egozentrische Gier als Ideal setzt und die weit überwiegende Mehrheit – wenn überhaupt – mit flüchtigen Befriedigungen abspeist, schon die Artikulierung kollektiver Interessen untersagt und unterbunden wird, dann verwandelt sich auch das, was die Triebkraft einer positiven Entwicklung sein könnte, in ungeregelte, unkontrollierbare Gewalt. Es geht schon gar nicht mehr darum, die Demokratie vor ihren selbsternannten "Rettern" zu retten, es geht bereits darum, die Grundlagen von menschlicher, humaner Gesellschaft selbst zu bewahren.

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Statt China und Russland nun USA – Die EU in der Abhängigkeitsfalle

19. Mai 2024 um 07:59

Von Gert Ewen Ungar

Der russische Kolumnist Sergei Sawtschuk analysiert in einem Beitrag, der auf unserer Seite in deutscher Übersetzung erschienen ist, Warnungen des norwegischen Herstellers von Düngemitteln, Yara International, vor einer neuen Abhängigkeit der EU von Russland. Die Argumentation ist bekannt. Die Europäische Union werde von russischen Düngemitteln in gefährlicher Weise abhängig, behauptet der Geschäftsführer des Unternehmens, Svein Tore Holsether, in einem Interview mit der Financial Times.

Sawtschuk vertritt die These, aufgrund seiner Ausbildung in den USA sei Holsether ein Lakai in Diensten des US-Establishments. Nur so sei zu erklären, warum er eine Abkehr der EU vom Bezug russischer Düngemittel fordert, was für die Europäische Union nur nachteilig sein könne. Auch das ist für die EU inzwischen symptomatisch. Man verfolgt eine für die Souveränität Europas nachteilige Strategie – im Kleinen wie auch im Großen. Das soll hier an vier Bereichen gezeigt werden: am Energiesektor, hinsichtlich der Digitalisierung, wirtschaftlich und im Sicherheitsbereich. 

Schon der deutsche Verzicht auf russisches Gas, das über Nord Stream geliefert wurde, ist für die EU mit weitreichenden negativen Konsequenzen verbunden. Die Industrieproduktion geht nicht nur in Deutschland zurück. Wirtschaftlich fällt die Europäische Union im internationalen Vergleich immer weiter zurück, die Energiepreise steigen, Unternehmen wandern ab. Nach Griechenland- und Corona-Krise droht der EU ein weiteres verlorenes Jahrzehnt. 

USA drehen den Gashahn zu

Den Menschen in Deutschland wird die Abkehr von russischem Gas als Erfolgsgeschichte verkauft. Bereits im März 2023 jubelte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), man habe die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen hinter sich gelassen. Habeck klopft sich dafür gern selbst öffentlich auf die Schulter. Der Verzicht hatte allerdings einen sehr hohen Preis. Nicht nur hat die Bundesrepublik damit massiv an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, sondern die Europäische Union insgesamt. Deutschland und die EU  haben damit auch ihre Abhängigkeit eben nicht gesenkt, sondern erhöht.

Gleichsam spiegelbildlich zum Verzicht auf russisches Gas steigerten die EU und allen voran Deutschland ihre Abhängigkeit von Gaslieferungen aus den USA. Als Ende Januar US-Präsident Biden ankündigte, die Lieferkapazitäten von LNG vorerst nicht weiter ausbauen und keine neuen Exportgenehmigungen erteilen zu wollen, wurde dies zwar in den deutschen Medien vermeldet. Angesichts der Tragweite blieb es doch insgesamt erstaunlich still im deutschen Blätterwald. Wer sich noch an die Berichte über Lieferreduktionen durch Russland aufgrund von defekter und zu wartender Gasturbinen im Jahr 2022 erinnert, wird die mediale Stille angesichts der Ankündigung Bidens mit Erstaunen zur Kenntnis genommen haben. Nicht Russland, die USA drehen Deutschland den Gashahn zu. 

Die Vereinigten Staaten sind als Vertragspartner schlicht unzuverlässig. Washington hat vielfach unter Beweis gestellt, dass es aus Verträgen einfach aussteigt, wenn es meint, dass deren Erfüllung nicht US-Interessen dient. So haben die USA mit fadenscheiniger Begründung zahlreiche Rüstungskontroll- und Abrüstungsverträge mit Russland aufgekündigt – zulasten der Sicherheit Europas und ohne Rücksprache mit den von diesem Schritt unmittelbar betroffenen europäischen Partnern. 

Mit ihrem Verzicht auf russisches Pipeline-Gas haben die EU und vor allem Deutschland ihre Abhängigkeit von den USA gefährlich erhöht. Sie haben sich erpressbar gemacht – ohne zwingenden Grund, wohlgemerkt, denn Russland erfüllt im Gegensatz zu den USA seine vertraglichen Verpflichtungen.

Blindes Vertrauen in US-Internetgiganten

Dabei ist die Abhängigkeit bereits in einem anderen Bereich gefährlich hoch. Gemeint ist die Abhängigkeit der EU von US-Internetgigangten wie dem Google-Mutterkonzern Alphabet, von US-Cloud-Dienst-Anbietern, von Konzernen wie Microsoft und Amazon. Diese Abhängigkeit wird in Deutschland kaum thematisiert und wenn, dann immer nur im Hinblick auf einzelne Konzerne und im Hinblick auf einzelne Aspekte.

So publizierte die Wirtschaftswoche im vergangenen Jahr einen Beitrag über die Abhängigkeit deutscher Behörden von Microsoft. In den Vordergrund hebt der Beitrag die Kostenfrage, das Sicherheitsrisiko thematisiert er nur am Rande. Letzteres aber ist erheblich. US-Konzerne kooperieren mit der US-Regierung, greifen Daten ab und sperren Zugänge auf Zuruf. Tatsächlich eigenständige europäische Projekte existieren nicht. 

Als der damalige US-Präsident Donald Trump verfügte, dass Google künftig dem chinesischen Konzern Huawei den Zugang zum Google-Play-Store verweigern müsse, wurde das in Deutschland in keiner Weise angemessen kritisch gewürdigt. Wer glaubt, Ähnliches könne Deutschland oder der EU als Bündnispartner der USA nicht passieren, ist hoffnungslos naiv. Die EU ist im digitalen Bereich gefährlich von den USA und dortigen Konzernen abhängig und damit erpressbar.

Europa unternimmt zudem keine ernstzunehmenden Schritte, um sich aus der Abhängigkeit von US-Internetgigangen zu befreien. Das Thema wird noch nicht einmal seiner Bedeutung angemessen öffentlich diskutiert. Fakt ist, die USA verfügen mit dieser Abhängigkeit über die Möglichkeit, die Wirtschaft und das öffentliche Leben in der EU innerhalb kürzester Zeit zum Erliegen zu bringen. Wer glaubt, sie würden davon im Zweifelsfall keinen Gebrauch machen, hat die Ereignisse der vergangenen Jahre nicht zur Kenntnis genommen. 

De-Risking von China ist Up-Risking gegenüber den USA

Auch wirtschaftlich nimmt die Abhängigkeit der EU und ihrer Mitgliedsstaaten von den USA absehbar zu. Die Europäische Union verfolgt das Konzept des De-Risking, der Senkung der Abhängigkeit von chinesischen Produkten und der Entflechtung der Lieferketten. China ist Deutschlands zweitwichtigster Handelspartner, das Handelsvolumen mit dem Reich der Mitte geht jedoch seit geraumer Zeit kontinuierlich zurück. Damit verschiebt sich auch in diesem Bereich die Abhängigkeit immer weiter in Richtung USA. 

Gleichzeitig wirken sich Maßnahmen wie der Verzicht auf den Bezug günstiger russischer Energieträger dämpfend auf die Nachfrage in der EU aus. Die Binnennachfrage stagniert. China soll aus politischen Gründen als Handelspartner immer stärker umgangen werden. Dass die USA willens wären, die wirtschaftlichen Folgen der Nachfrageschwäche und der Abkehr von China durch vermehrten Import aus der EU aufzufangen, muss bezweifelt werden. Im Gegenteil, die USA setzen auf Abschottung auch gegenüber der EU. Die Weichen für einen wirtschaftlichen Abstieg der Europäischen Union sind damit gestellt. 

Abschließend soll noch der Sicherheitsbereich beleuchtet werden. Die EU folgt auch hier blind dem transatlantischen Bündnispartner und versäumt es, mit eigenen Initiativen ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Brüssel überlässt im Hinblick auf den Ukraine-Krieg alle Initiativen den USA. Es setzt lediglich die Vorgaben um. Eine eigene Schwerpunktsetzung oder gar eine europäische Friedensinitiative fehlt völlig. EU-Sicherheitspolitik wird in Washington und im Pentagon gemacht.

Europäische Sicherheitspolitik wird in Washington gemacht

Dabei ist klar, dass die sicherheitspolitischen Interessen der Länder der EU nicht denen der USA entsprechen. Sollte beispielsweise der Krieg weiter eskalieren und es seitens Russlands tatsächlich zum Einsatz von Atomwaffen kommen, werden die USA nicht mit Atomwaffen antworten, machte Oskar Lafontaine kürzlich in einem Interview deutlich. Denn eine atomare Antwort aus den USA hätte zur Folge, dass der Atomkrieg auch auf die Vereinigten Staaten übergreifen und Nordamerika vernichten würde. Das ist nicht im US-Interesse.

Trotz des erheblich höheren Risikos für die Länder der EU formuliert die Brüssel dennoch keine eigenen Ziele. Außer das Ziel, Russland eine strategische Niederlage beibringen zu wollen, gibt es innerhalb der Europäischen Union keine Vorstellung davon, wie der Konflikt enden könnte. Vor allem aber gibt es keine Vorstellung davon, wie eine europäische Sicherheitsordnung aussehen muss, die einen dauerhaften Frieden gewährleistet und die daher russische Sicherheitsinteressen zwingend mit einschließen muss. 

Konkret heißt das: Aufgrund ihrer engen und unhinterfragten Anbindung an die USA in vier kritischen Bereichen wird die EU an Bedeutung verlieren. Sie ist ökonomisch, energiepolitisch und militärisch von den Vereinigten Staaten abhängig und nicht Willens, eigene politische Ziele und Interessen zu formulieren. Statt um einen Ausgleich mit Russland lässt sich die EU in eine neue Blockkonfrontation zwingen, bei der sie nur verlieren kann. 

Die Europäische Union bringt sich in eine Situation, in der sie nicht nur global, sondern auch auf dem europäischen Kontinent als Gestaltungskraft immer unbedeutender wird. Das Erschütternde dabei ist, dass dieser Einflussverlust selbstverschuldet ist. Einen Erklärungsversuch für das Phänomen, warum die Eliten in der EU Politik gegen die Interessen der Mitgliedsstaaten machen, liefert Sawtschuk ebenfalls: Die politischen Entscheider in der EU fühlen sich Washington stärker verpflichtet als dem Wohle Europas. Nur so ist zu erklären, dass der eingeschlagene Weg in all den genannten Bereichen nicht korrigiert wird. Wird er weiter gegangen, verlieren die EU und ihre Mitgliedsstaaten zwangsläufig den letzten Rest an Eigenständigkeit und Souveränität und werden zu einem wirtschaftlich und politisch abgehängten US-Protektorat. 

Mehr zum Thema US-Ökonom: Russland durch Sanktionen "entkolonialisiert" statt gestraft




Nicht nur ein Interessenkonflikt: In der Ukraine wird über das Schicksal der Welt entschieden

19. Mai 2024 um 06:30

Von Alexander Dugin

Der Amtsantritt von Präsident Putin markiert eine neue Etappe in der Geschichte Russlands. Einige Linien früherer Perioden werden sicherlich fortgesetzt werden. Einige werden eine kritische Schwelle erreichen. Andere werden rückgängig gemacht werden. Aber es muss auch etwas Neues kommen.

Ich möchte die Aufmerksamkeit auf den ideologischen Aspekt lenken, der ein grundlegender Vektor für die weitere Entwicklung Russlands im internationalen Kontext werden kann.

In unserer erbitterten Konfrontation mit dem Westen, der am Rande eines nuklearen Konflikts und des Dritten Weltkriegs steht, wird das Problem der Werte immer deutlicher und kontrastreicher. Der Krieg in der Ukraine ist nicht nur ein Konflikt zwischen Staaten mit ihren ganz und gar rationalen nationalen Interessen, sondern ein Zusammenprall von Zivilisationen, die ihre Wertesysteme erbittert verteidigen.

Heute kann man mit Sicherheit sagen, dass Russland endgültig auf den Schutz traditioneller Werte gesetzt hat und mit ihnen die grundlegenden Prozesse zur Stärkung seiner eigenen zivilisatorischen Identität und geopolitischen Souveränität verbindet. Dabei handelt es sich nicht einfach um unterschiedliche Interessen von getrennten Einheiten innerhalb derselben – westlichen – Zivilisation, wie es bis vor kurzem noch möglich war, den Konflikt zwischen Russland und dem kollektiven Westen zu interpretieren, wenn auch mit einer gewissen Dehnung. Jetzt aber ist es offensichtlich geworden, dass zwei Wertesysteme aufeinanderprallen.

Der moderne kollektive Westen steht fest auf der Seite:

des absoluten Individualismus;
der LGBT* und der Genderpolitik;
des Kosmopolitismus;
der "Cancel Culture" ("Kultur des Tilgens");
des Posthumanismus;
der unbeschränkten Migration;
der Zerstörung aller Formen von Identität;
der kritischen Rassentheorie (nach der ehemals unterdrückte Völker das Recht haben, ihre ehemaligen Unterdrücker zu unterdrücken);
der relativistischen und nihilistischen Philosophie der Postmoderne.

Der Westen zensiert gnadenlos seine eigene Geschichte, verbietet Bücher und Kunstwerke. Der US-Kongress bereitet sich darauf vor, ganze Schriftstücke zu streichen, die angeblich bestimmte Personengruppen aus ethnischen und religiösen Gründen beleidigen. Darüber hinaus hat die Entwicklung digitaler Technologien und neuronaler Netze die Übertragung der Weltherrschaft von der Menschheit auf die künstliche Intelligenz auf die Tagesordnung gesetzt – und eine Reihe westlicher Autoren preisen dies bereits als unglaublichen Erfolg und lang erwarteten Moment der Singularität.

Im Gegensatz dazu vertritt Putins Russland ausdrücklich eine ganz andere Werteordnung, von der viele im Dekret Nr. 809 vom 9. November 2022 festgeschrieben sind. Russland verteidigt entschieden:

die kollektive Identität gegen den Individualismus;
den Patriotismus gegen den Kosmopolitismus;
die gesunde Familie gegen die Legalisierung von Perversionen;
die Religion gegen Nihilismus, Materialismus und Relativismus;
das menschliche Wesen gegen posthumanistische Experimente;
die organische Identität gegen ihre Aushöhlung;
die historische Wahrheit gegen die "Cancel Culture".

Es gibt also zwei gegensätzliche Orientierungen, mehr noch, zwei antagonistische Ideologien, zwei Weltanschauungssysteme. Russland wählt die Tradition – der Westen hingegen wählt alles, was nicht traditionell und sogar antitraditionell ist.

Das macht den Konflikt in der Ukraine, wo sich diese beiden Zivilisationen in einer erbitterten und entscheidenden Schlacht gegenüberstehen, zu etwas, das weit mehr als ein gewöhnlicher Interessenkonflikt ist. Das ist er natürlich auch, aber es ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist, dass zwei Modelle der weiteren Entwicklung der Menschheit in die Konfrontation eingetreten sind – der liberale, globalistische, antitraditionelle Weg des modernen Westens oder der alternative, multipolare, polyzentrische Weg mit der Bewahrung von Tradition und traditionellen Werten, für den Russland kämpft.

Und hier ist es höchste Zeit festzustellen, dass die multipolare Welt, zu der sich Russland in der vorangegangenen Phase von Putins Herrschaft bekannt hat, nur dann Sinn macht, wenn wir das Recht jedes Pols, jeder Zivilisation (heute eindeutig in BRICS vertreten) auf ihre eigene Identität, ihre eigene Tradition, ihr eigenes Wertesystem anerkennen. Multipolarität wird sinnvoll und gerechtfertigt, wenn wir von der Pluralität der bestehenden Kulturen ausgehen und ihr Recht anerkennen, die jeweils eigene Identität zu bewahren und sich auf der Grundlage interner Prinzipien zu entwickeln. Das bedeutet, dass die Pole der multipolaren Welt im Gegensatz zum globalistischen unipolaren Modell, in dem westliche Werte als universelle Werte standardmäßig dominieren, mehr oder weniger dem Weg Russlands folgen, aber nur unter dem Schutz ihrer traditionellen Werte, die jedes Mal anders sind.

Wir sehen dies deutlich im heutigen China. Es lehnt nicht nur Globalismus, Liberalismus und globalen Kapitalismus als Dogma ab, während es viele Merkmale der sozialistischen Ordnung beibehält, sondern wendet sich zunehmend den ewigen Werten der chinesischen Kultur zu, indem es die politische und soziale Ethik des Konfuzius, die die Gesellschaft mehrere Jahrtausende lang inspiriert und geordnet hat, in einer neuen Runde wiederbelebt. Es ist kein Zufall, dass eine der führenden Theorien der internationalen Beziehungen im modernen China auf der antiken Idee der Tianxia beruht, nach der China im Zentrum des Weltsystems steht und alle anderen Nationen, die das Himmelsreich umgeben, an der Peripherie liegen. China ist sein eigenes absolutes Zentrum, offen für die Welt, aber streng auf seine Souveränität, Einzigartigkeit und Identität bedacht.

Das moderne Indien (Bharat) bewegt sich in die gleiche Richtung, insbesondere unter der Herrschaft von Narendra Modi. Auch hier wird es von einer tiefen Identität, der Hindutva, beherrscht, die die Grundlagen der alten vedischen Kultur, Religion, Philosophie und Gesellschaftsordnung wiederbelebt.

Noch kategorischer lehnt die islamische Welt das Wertesystem des kollektiven Westens ab, das mit den islamischen Gesetzen, Regeln und Haltungen überhaupt nicht vereinbar ist. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Tradition.

In diese Richtung bewegen sich die Völker Afrikas, die eine neue Runde der Entkolonialisierung einläuten – dieses Mal des Bewusstseins, der Kultur und der Denkweise. Immer mehr afrikanische Denker, Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens besinnen sich auf die Wurzeln ihrer autochthonen Kulturen.

Auch Lateinamerika entdeckt allmählich diese neuen Horizonte des Traditionalismus, der Religion und der kulturellen Wurzeln und gerät dabei immer mehr in direkten Konflikt mit der Politik der Vereinigten Staaten und des kollektiven Westens. Die Besonderheit Lateinamerikas besteht darin, dass der antikoloniale Kampf lange Zeit überwiegend unter linken Parolen geführt wurde. Jetzt ändert sich die Situation: Die Linke entdeckt die traditionellen und konservativen Ursprünge ihres Kampfes (z. B. in der katholisch dominierten "Theologie der Befreiung") und eine konservative antikoloniale Front wächst (z. B. die "Theologie der Völker").

Bislang ist jedoch keine der auf Multipolarität ausgerichteten und die Tradition bevorzugenden Zivilisationen in einen direkten bewaffneten Konflikt mit dem Westen eingetreten, mit Ausnahme Russlands. Viele zögern und warten auf das Finale dieser dramatischen Konfrontation. Obwohl potenziell die Mehrheit der Menschheit die Hegemonie des Westens und seiner Wertesysteme ablehnt, ist außer uns niemand bereit, in eine direkte Auseinandersetzung mit ihm zu treten.

Damit hat Russland die einmalige Chance, sich an die Spitze der globalen konservativen Wende zu stellen. Es ist an der Zeit, direkt zu erklären, dass Russland den Anspruch der westlichen Zivilisation auf die Universalität ihrer Werte bekämpft und voll und ganz für die eigene (russisch-nationale, orthodoxe) und für alle anderen Traditionen eintritt. Denn im Falle des Triumphs des Globalismus und der Aufrechterhaltung der westlichen Hegemonie sind auch sie von der drohenden Zerstörung bedroht.

Alle Zivilisationen der Welt sind konservativ, das ist ihre Identität. Und sie sind sich dessen zunehmend bewusst. Nur der postmoderne Westen hat sich zu einem radikalen Bruch mit seinen klassischen christlichen Wurzeln entschlossen und begonnen, eine Kultur der Degeneration, der Perversion, der Pathologie und der technischen Ersetzung des Menschen durch posthumane Organismen (von der KI bis zu Cyborgs, Chimären und Produkten der Gentechnik) aufzubauen. Im Westen selbst lehnt ein bedeutender Teil der Gesellschaft diesen Weg ab und wendet sich zunehmend gegen den Kurs der herrschenden postmodernen liberalen Eliten auf die endgültige Abschaffung der kulturellen und historischen Identität der westlichen Gesellschaften selbst.

In seiner neuen Amtszeit als Präsident wäre es durchaus sinnvoll, wenn Putin die Verteidigung der Tradition – in Russland und in der Welt, einschließlich des Westens selbst – zu seiner wichtigsten ideologischen Mission erklären würde. Wladimir Putin ist in den Augen der gesamten Menschheit bereits der größte Führer, der diese Rolle spielt und der westlichen Hegemonie heldenhaft Widerstand leistet. Es ist höchste Zeit, Russlands globale Mission zum Schutz der Zivilisationen und ihrer traditionellen Werte zu verkünden. Hören Sie auf, mit dem Westen mitzuspielen und seine Strategien, Begriffe, Protokolle und Kriterien zu übernehmen. Die zivilisatorische Souveränität besteht darin, dass jede Nation das uneingeschränkte Recht hat, jede externe Politik zu akzeptieren oder abzulehnen, sich auf ihre eigene Art und Weise zu entwickeln, unabhängig davon, dass jemand von außen damit unzufrieden sein mag.

So erklärte die britische Zeitung Mirror kürzlich, am 7. Mai, neun Worte aus der Antrittsrede von Präsident Putin zu einer "schrecklichen Bedrohung für den Westen". Diese Worte lauteten:

"Russland selbst und nur es selbst wird sein eigenes Schicksal bestimmen!"

Das heißt, jede Andeutung von Souveränität wird vom Westen als eine Kriegserklärung an ihn aufgefasst. Russland hat sich darauf eingelassen und ist bereit, jeden zu unterstützen, der seine Souveränität ebenso stark verteidigt wie es selbst.

Natürlich hat jede Zivilisation ihre eigenen traditionellen Werte. Aber heute werden sie alle von einer aggressiven, intoleranten, betrügerischen und pervertierten Zivilisation angegriffen, die einen gnadenlosen Krieg gegen jede Tradition führt – gegen die Tradition als solche. Putins Russland kann sich in einer solchen Situation offen zum Träger einer umgekehrten Mission erklären – zum Verteidiger von Tradition und Norm, von Kontinuität und Identität.

Früher, im zwanzigsten Jahrhundert, beruhte der Einfluss Russlands in der Welt hauptsächlich auf der linken Bewegung. Heute ist sie jedoch allmählich verschwunden, entweder vom Liberalismus aufgesogen oder von selbst erschöpft (mit wenigen Ausnahmen und meist im Bündnis mit antikolonialen konservativen Tendenzen). Jetzt lohnt es sich, auf die Konservativen, die Verfechter der zivilisatorischen Identität zu setzen. Und so wird ein neuer Slogan geboren: Traditionalisten aller Länder, vereinigt euch!

Und wir sollten uns nicht genieren, schämen oder verstecken. Je selbstbewusster wir diesen Weg beschreiten, desto schneller und zuverlässiger wird unser Einfluss in der Welt wachsen. Wenn wir uns entschieden haben, auf Multipolarität zu setzen, müssen wir darin konsequent sein.

Jeder sieht in Putin bereits die Schlüsselfigur des konservativen Aufbruchs. Es ist an der Zeit, dies offen auszusprechen. Kritik aus dem Westen lässt sich in jedem Fall nicht vermeiden, aber die entscheidenden Faktoren in den Beziehungen zum Westen sind jetzt andere. Und unsere Verbündeten – aktuelle und potenzielle – werden Russland mit neuem Elan unterstützen. Schließlich werden ihnen unsere weitreichenden Ziele und Absichten nun klar sein. Sie werden uns vertrauen und ohne Misstrauen und Zögern gemeinsam mit uns eine gerechte und ausgewogene Welt im Interesse der gesamten Menschheit aufbauen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 14. Mai 2024 auf ria.ru erschienen

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Mexikanischer Präsident rät zur Lektüre von Tolstoi, Dostojewski und Gogol

19. Mai 2024 um 06:00

Der mexikanische Präsident Manuel López Obrador hat sich in den sozialen Medien X an junge Menschen gewandt und ihnen geraten, die Werke von Leo Tolstoi, Fjodor Dostojewski und Nikolai Gogol zu lesen:

"Hinweis für junge Leute: Bei allem Respekt vor TikTok und den sozialen Medien, es gibt nichts Besseres als die Lektüre eines guten Buches."

Der Staatschef begleitete seinen Beitrag in den sozialen Netzwerken mit einem Internetlink zu einer Liste von Literatur, die er jungen Menschen in Mexiko zu lesen empfiehlt. Insbesondere nannte er vier Bücher von Tolstoi: "Krieg und Frieden", "Staat – Kirche – Krieg", "Was ist mein Glaube?" und "Das Reich Gottes ist in Euch". Dazu "Verbrechen und Strafe" von Dostojewski und "Taras Bulba" von Gogol. Darüber hinaus empfahl Obrador der jungen Generation, sich mit Lenins Arbeit "Staat und Revolution: Die Lehre des Marxismus vom Staat und die Aufgaben des Proletariats in der Revolution" sowie mit Niccolò Machiavellis Traktat "Der Fürst" vertraut zu machen. 

Die Liste der empfohlenen Werke des mexikanischen Präsidenten enthält auch die Autobiografie des südafrikanischen politischen Führers Nelson Mandela "Der lange Weg zur Freiheit" und das Werk des kubanischen Unabhängigkeitskämpfers José Martí "Unsere Amerika". Die meisten der vom mexikanischen Präsidenten empfohlenen Werke befassen sich mit der Geschichte des Landes vor der spanischen Kolonisierung, dem Kampf um Unabhängigkeit und der Staatsbildung. 

Zuvor hatte der russische Außenminister Sergei Lawrow seine Empfehlungen an die spanische Zeitung La Vanguardia weitergegeben, die eine Umfrage unter den führenden politischen Persönlichkeiten der Welt durchgeführt hatte. Lawrow empfahl den europäischen Lesern, sich ebenfalls mit dem Roman "Verbrechen und Strafe" von Dostojewski und "Taras Bulba" von Gogol vertraut zu machen. Er riet außerdem, "Die Insel Krim" von Wassili Aksjonow und "Die weiße Garde" von Michail Bulgakow zu lesen. 

Zuvor war bekannt geworden, dass der Filmregisseur aus Bosnien und Herzegowina Emir Kusturica die Handlungen der Romane "Verbrechen und Strafe" und "Der Idiot" von Dostojewski in einem einzigen Film vereinen wird. Der kommende Film trägt den Titel "Verbrechen ohne Strafe" und wird in St. Petersburg und Sibirien gedreht.

Der Regisseur sagte, dass der Film eine Kombination zweier literarischer Werke sein wird und sich als "gesellschaftlich relevanter Film" erweisen könnte. Für die Zukunft plant Kusturica, auch den Roman "Laurus" von Jewgeni Wodolaskin zu verfilmen und einen Film über ein Werk von Gogol zu drehen. Bei Letzterem hat er sich jedoch noch nicht entschieden, welches seiner Werke er verfilmen wird.

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Ältere BeiträgeRussland

Moskauer Taxifahrer erhalten Testversion für obligatorischen Russisch-Sprachtest

18. Mai 2024 um 21:55

Das russische Taxigewerbe ist seit Langem fest in der Hand von Zuwanderern, vor allem aus den ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien wie Tadschikistan und Usbekistan. Während es früher den Migrationsbehörden überlassen war, die Russischkenntnisse der Fahrer zu überprüfen, haben die Taxi-Unternehmen nun selbst beschlossen, obligatorische Sprachtests einzuführen. Darüber berichtet das Magazin Moskvich.mag. Der größte Taxi-Unternehmer in der russischen Hauptstadt, der zur Yandex-Holding gehört, hat seinen Fahrern – hauptsächlich aus Tadschikistan und Usbekistan – ein Angebot zur Teilnahme an einem Probesprachtest gemacht, der bald verpflichtend sein wird, heißt es in dem Bericht. Die Botschaft von Yandex lautet:

"Bald wird es verpflichtend sein, einen russischen Sprachtest im Fahrdienst von Yandex zu absolvieren! Jetzt ist es notwendig, eine Testversion des Tests zu durchlaufen. Sie ist völlig anonym und zieht keine Konsequenzen nach sich."

Wie Moskvich.mag bemerkt, ist in den Taxi-Unternehmen in der Regel vorgeschrieben, dass der Fahrer über "ausgezeichnete Kenntnisse der russischen Sprache verfügen und diese fließend sprechen" muss, doch dieses Kriterium wird meist nur oberflächlich umgesetzt.

Zuvor hatte der Öffentliche Rat für die Entwicklung des Taxigewerbes mitgeteilt, dass zugewanderte Fahrer, die als Taxifahrer arbeiten wollen, Prüfungen zur russischen Sprache, zur russischen Geschichte und zu den Grundlagen der Gesetzgebung des Landes ablegen müssen.

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Georgische Präsidentin legt Veto gegen Gesetz über ausländische Agenten ein

18. Mai 2024 um 21:39

Wie erwartet, hat die georgische Präsidentin Salome Surabischwili ihr Veto gegen das vom Parlament verabschiedete Gesetz über ausländische Agenten eingelegt. Das teilte die Staatschefin am Samstag auf einer Pressekonferenz mit.

Surabischwili hatte wiederholt versprochen, das Gesetz zu blockieren, wenn es ihr zur Unterschrift vorgelegt wird, und ihre Unterstützung für diejenigen zum Ausdruck gebracht, die gegen das Gesetz protestieren. Das Veto der Präsidentin kann jedoch nach der georgischen Verfassung leicht überwunden werden: Das Parlament benötigt lediglich eine einfache Mehrheit, um es zu überstimmen.

Am 14. Mai hatte das georgische Parlament in dritter und letzter Lesung den von der Regierungspartei Georgischer Traum eingebrachten Gesetzentwurf "Über die Transparenz ausländischer Einflussnahme" angenommen. Es sieht die Registrierung nicht kommerzieller juristischer Personen und Medien vor, deren Einnahmen – insbesondere zu mehr als 20 Prozent – aus dem Ausland stammen. Darüber hinaus müssen alle Organisationen, die Interessen ausländischer Kräfte verfolgen, in das staatliche Register eingetragen werden. Die erhaltenen Einkünfte müssen deklariert werden, andernfalls droht eine Geldstrafe von 25.000 georgischen Lari.

Das umstrittene Gesetz wird von seinen Gegnern und in der Propaganda im Westen das "russische Gesetz" genannt, obwohl es eher dem US-Gesetz über ausländische Agenten ähnelt und von dem Letzteren mehr oder weniger wörtlich "abgeschrieben" wurde.

Die Diskussion über das Gesetz in dem transkaukasischen Land hatte zu wochenlangen, teils gewalttätigen Protesten der Opposition vor dem Parlament in Tiflis geführt. Beobachter sehen angesichts des Auftritts mehrerer westlicher Politiker, darunter die Außenminister einiger EU-Mitgliedstaaten, den Versuch eines Regimewechsels, einer sogenannten "Farbrevolution", wie sie Georgien bereits 2004 erlebt hatte. Die amtierende georgische Regierung hatte sich geweigert, sich den antirussischen Sanktionen anzuschließen und bereits damit in Washington, Brüssel und einigen europäischen Hauptstädten Missgunst auf sich gezogen.

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"Vorherrschaft der USA am Ende" – Indien beginnt großes Projekt mit Iran

18. Mai 2024 um 21:14

Von Elem Chintsky

Über mindestens zehn Jahre wird Indien den Hafen von Tschabahar im iranischen Südosten verwalten, ausweiten und weiterentwickeln. Das haben beide Länder Anfang dieser Woche mit einem neuen Vertrag besiegelt. Er stellt eine weitere, signifikante, geostrategische Absichtserklärung Indiens dar. Denn dieses neue Abkommen über den Hafen der Stadt Tschabahar dient in allererster Linie seiner Implementierung in den Internationalen Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC). Womit die bereits bestehende Handelsroute von Indien nach Russland über Iran modernisiert und verbessert wird.

Eines der Gründungsmitglieder des INSTC ist Russland – mit Moskau als dem nördlichsten Außenposten der Route. Ähnlich wie der Nördliche Seeweg über die Gewässer der Arktis, ist der INSTC eine viel nachhaltigere und kostengünstigere Variante, Logistik und Handel um die Welteninsel herum zu betreiben – bei Ersterem spielen vor allem Russland und China eine Schlüsselrolle.

Mit Tschabahar übernimmt Indien erstmals die Verwaltung eines ausländischen Hafens. Die logistische Verbindung Indiens mit Afghanistan, Zentralasien und Eurasien wird an Bedeutung gewinnen. Dies ist ein weiteres Beispiel für die konstruktive Verselbstständigung der BRICS-Gruppe, in der Indien als Gründungsmitglied – und Iran als Neuzugang seit Januar 2024 – eine Rolle spielt. Seit spätestens 2016 wurde mittelfristig die indisch-iranische Zusammenarbeit in diesem Hafen diskutiert und geplant. Die Abmachungen der letzten Jahre wurden bisher jährlich verlängert. Nun wurde auf einmal eine ganze Dekade beschlossen, mit automatischer Vertragsverlängerung, falls beide Seiten dies wünschen.

Andernorts hält sich die Begeisterung in Grenzen – sowohl beim Westen im Allgemeinen, als auch beim problematischen Nachbarn und US-Verbündeten Pakistan im Besonderen. Jedes Land, das mit Iran Handelsbeziehungen unterhält, sei einem "potenziellen Risiko für Sanktionen" ausgesetzt, so die Warnung der USA an Indien.

Mittlerweile verlieren die Sanktionsdrohungen und tatsächlichen Sanktionierungen gegen Iran und Russland an Gewicht, da die Resultate, welche die westlichen Machtzentren sich davon erhofften, ausblieben. Im Gegenteil, die Isolationsversuche bewirken eher eine rasante Vitalisierung einerseits der jeweiligen Volkswirtschaften, und andererseits der supranationalen Zusammenarbeit dieser Nationen in der eurasischen Länder-Gemeinschaft.

Diese Abmachungen über eine enge Zusammenarbeit Teherans und Neu-Delhis markieren für die G7-Länder schmerzhaft die Eigenständigkeit und Handlungsfreiheit des einst kolonialen Indiens auf dem eurasischen Kontinent. Zum einen wird durch dieses Projekt die Attraktivität der klassischen, von Krieg und Konflikten beeinträchtigten, längeren Handelsroute durch den Suezkanal, das gesamte Mittelmeer und entlang der europäischen Atlantikküste sowie die Nord- und Ostsee deutlich geschmälert. Zum anderen sinkt die Nachfrage für und die Abhängigkeit von dem pakistanischen Hafen Gwadar, der sich nur 170 Kilometer östlich vom Hafen Tschabahar befindet. Auf Ersteren wird Indien sehr bald nicht mehr angewiesen sein.

Gewisse Bemerkungen des indischen Chefdiplomaten Subrahmanyam Jaishankar wurden zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie die Unterzeichnung des Vertrages zum Ausbau des iranischen Hafens publik:

"Die Dominanz der USA, die nach dem Ende des Kalten Krieges begann, ist heute praktisch am Ende."

Und Jaishankar führte weiter aus:

"Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor die führende Macht der Welt. Aber man kann sagen, dass der Abstand zwischen der nächsten Gruppe von Mächten und den USA aus einer Reihe von Gründen sehr viel kleiner geworden ist, als er früher war. Darüber hinaus haben die USA selbst ihre Haltung gegenüber der Welt geändert."

Er betonte, dass sein Land selbst Teil dieser Kräfteverschiebung sei. Während Indien noch vor zehn Jahren in der Rangliste der wirtschaftlichen Entwicklung den 10. Platz belegte, hat es heute schon den 5. Platz inne und strebt als "größte Demokratie der Welt" den 3. Platz an. Der Kreis schließt sich mit den Worten des indischen Außenministers, der kürzlich versicherte, dass das iranisch-indische Projekt im Hafen von Tschabahar eine "langfristige Vereinbarung" sei.

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Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.

Neukaledonien: Frankreich steht vor einer schicksalhaften Herausforderung

18. Mai 2024 um 20:41

Von Elena Karajewa

Die Pogromszenen auf der Insel Neukaledonien, der  (Hauptinsel des gleichnamigen Archipels) lenkten die Aufmerksamkeit der Welt auf diesen Winkel der Welt, den die französische Metropole siebzehntausend Kilometer von ihrer Hauptstadt entfernt ihr Eigen nennt. Die Situation dort ist noch komplizierter, als es scheint. Es sieht eher nach einem Aufstand als nach einer Revolution aus.

Aber was ist der Grund für einen solchen Aufruhr, bei dem es Tote und Verletzte gibt, darunter einfache Zivilisten und Ordnungskräfte?

Kurz gefasst: Paris hat in seiner gesamten kolonialen und neokolonialen Geschichte nie gelernt, mit denen, die es eroberte und beherrschte, zu reden und als gleichberechtigt anzusehen.

Anlass für die aktuellen Ereignisse war die Verabschiedung eines Rechtsakts durch den französischen Senat, der das Wahlrecht der Bewohner des Archipels betrifft. Das Gesetz gibt Siedlern, die seit zehn Jahren auf der Insel leben, das gleiche Wahlrecht, wie es bisher die einheimische Bevölkerung hatte.

Die Kanaken, die Ureinwohner, die etwa vierzig Prozent der Bevölkerung ausmachen, verstehen gut, was die Metropole damit erreichen will: Bei den Kommunalwahlen (Neukaledonien hat sogar größere Autonomierechte als Korsika) sollen künftig profranzösische Politiker siegen.

Und was entscheidet das lokale Parlament? Eine ganze Menge. Zum Beispiel überwacht es die Umsetzung der Abkommen von vor dreißig Jahren, als Neukaledonien teilweise vom Mineralienhandel profitieren durfte, wodurch nicht mehr alle Profite nach Paris wandern. Inzwischen ist das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Neukaledonien etwas höher als in der Eurozone insgesamt. Es übersteigt in absoluten Zahlen sogar das der Spanier und der Italiener.

Jetzt sind wir an der Wurzel des Problems. Auf Neukaledonien entfällt etwa ein Drittel der weltweiten Nickelerzreserven. Es ist einer der fünf Hauptlieferanten von Nickel auf dem Weltmarkt. Und ohne Nickel ist, wie wir wissen, die Automobilindustrie heute nicht mehr denkbar. Die Metallurgie hat trotz der Nachfrage Probleme, da sie viel Energie verschlingt, deren Preis immer weiter steigt.

Die Kanaken, die auf wirtschaftliche Unabhängigkeit von Paris hoffen, und ihre Sympathisanten sagen, dass sie ihre Bodenschätze selbst verwalten wollen. Paris antwortet "Habt ihr den Verstand verloren?" und schickt sofort die Truppen los. Nicht allein, weil die französische Hauptstadt, die von der Inselgruppe aus nur per Flugzeug in 30 Flugstunden erreichbar ist, die alleinige Kontrolle über die Inseln braucht.

Neukaledonien beherbergt auch französische Militärstützpunkte. Marineinfanteristen sind dort stationiert, es gibt eine Hubschrauberträgerfregatte, und es gibt Kampfflieger. Warum unterhält Paris eine so teure und aufwändige Militärpräsenz?

Um sein Gewicht und seinen Einfluss in der indopazifischen Region aufrechtzuerhalten. Diese Region hat bereits eine führende Rolle in der Weltwirtschaft eingenommen und wird in den kommenden Jahren voraussichtlich mit für die Alte Welt unvorstellbaren Raten wachsen. 

Die Gründe für die derzeitige Revolte, den Aufstand, die Unruhen, wie auch immer man es nennen will, haben nichts damit zu tun, wer wählt oder wie er wählt oder wählen wird; sondern damit, dass Paris weder Macht noch Geld noch rechtliche Befugnisse mit jemandem teilen will. Nicht umsonst ist Frankreich ein Einheitsstaat mit einer sehr mächtigen Zentralregierung, die in fast allen Bereichen entscheidet. Nicht umsonst hat diese Zentralregierung vor vier Jahrzehnten begonnen, die Befürworter der wirtschaftlichen Unabhängigkeit in den französischen Überseegebieten konsequent zu verdrängen, manchmal sanft und politisch, manchmal hart, mithilfe von Gendarmerie und Militär.

Seit der pazifische Archipel 1853 in die Hände von Paris gefallen ist, versucht er, sich wieder aus Frankreichs festem Griff zu befreien, bislang ohne Erfolg.

Noch kann die Bewegung für mehr Unabhängigkeit und mehr lokale Rechte nicht als Separatismus bezeichnet werden, aber auf den Wunsch nach wirtschaftlicher Teilhabe folgt in der Regel der Wunsch nach größerer (oder vollständiger) politischer Freiheit. Und andersherum: Die politische Freiheit vom Willen der Zentralregierung (die, wie wir uns erinnern, knapp die halbe Länge des Äquators entfernt ist) führt auch zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit.

Macron ist natürlich ein drittklassiger Politiker, aber er hat sehr schnell erkannt, dass die Unruhen in Neukaledonien eine direkte Bedrohung für das derzeitige Staatsgefüge Frankreichs darstellen. Denn auch andere Kolonien, Korsika zum Beispiel, könnten sich ermutigt sehen, ihren Unmut zu äußern. Und dann sind da noch die französischen Antillen und Martinique. Auch sie könnten Paris unbequeme Fragen stellen, und die Unabhängigkeitsbewegung existiert dort bereits als parteipolitische Kraft.

Was dann?

Wenn es jetzt nicht seine Stärke zeigt, indem es jeden Versuch der Empörung im Keim erstickt, die Armee einsetzt und die sozialen Medien verbietet, kann niemand garantieren, dass Frankreich die fraglichen Gebiete nicht verliert. Am Ende könnte nur noch das "Mutterland" auf dem europäischen Kontinent übrig bleiben. Frankreich ist auf dem Weg von einer starken globalen Macht zu einem europäischen Regionalstaat.

Dies ist die Antwort auf die Frage, warum die Reaktion von Paris auf die Geschehnisse in Neukaledonien so schnell und unverhältnismäßig hart ausfiel. Paris kann es sich leisten, das Image der "Wiege aller Rechte und Freiheiten" zu verlieren, indem es die Unzufriedenen und Andersdenkenden inhaftiert. Es ist für die dort Regierenden jedoch undenkbar, Frankreichs Status und seinen Einfluss in Übersee zu verlieren, auch wenn dies übel nach Neo- und sogar klassischem Kolonialismus riecht. Das heißt aber nicht, dass der Volkszorn und der Wille zur Freiheit mit Gewalt und Härte auf Dauer erdrückt werden können. Nein, sie müssen nur noch reifen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 18.05.2024 auf ria.ru erschienen. 

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Nun doch offiziell – USA investierten in "Gain-of-Function"-Forschung in Wuhan

18. Mai 2024 um 20:15

Der Begriff "Gain-of-Function-Forschung" bezieht sich auf die Modifizierung und Erhöhung der Übertragbarkeit tierischer Viren, um deren Wirkung auf den Menschen besser untersuchen zu können. Dieser Forschungszweig dient Kritikern dieser Technik vor allem argumentativ mit Hinblick auf die Labor-Hypothese zum Ursprung des Coronavirus. Die Hypothese, dass die USA Labore im chinesischen Wuhan finanziell und damit die "Gain-of-Function-Forschung" aktiv unterstützten, hatte jahrelang als medial titulierter "Verschwörungsmythos" von "Corona-Leugner" gegolten.

Dr. Anthony Fauci, der leitende Gesundheitsberater der US-Regierung sowohl unter Donald Trump als auch unter Joe Biden, hatte bei zurückliegenden Ausschussbefragungen bestritten, dass die National Institutes of Health (NIH) jemals GoF-Forschung in China finanziert hätten. Die US-Zeitung New York Post (NYPtitelte nun am 16. Mai:

"NIH-Beamter gibt nach jahrelangem Dementi endlich zu, dass die Steuerzahler die Gain-of-Function-Forschung in Wuhan finanziert haben."

Bei dem Beamten handelt es sich dabei um Dr. Lawrence A. Tabak, den stellvertretenden Hauptdirektor der NIH. Tabak war von Dezember 2021 bis November 2023 amtierender NIH-Direktor gewesen. Der vormalige "Ethikberater" war am Donnerstag dieser Woche zu seiner Aussage vor dem US-Kongress geladen worden. Die Kongressabgeordneten trafen sich im Rahmen des sogenannten "Aufsichts- und Rechenschaftspflichtunterausschuss für die Coronavirus-Pandemie" (House Oversight and Accountability Select Subcommittee on the Coronavirus Pandemic).

Im NYP-Artikel wird zu den Tabak-Aussagen vor dem Ausschuss erläutert, dass die republikanische Abgeordnete Debbie Lesko aus Arizona den Mediziner direkt mit der Frage konfrontierte: "Dr. Tabak, haben die NIH die Funktionserweiterungsforschung am Wuhan Institute of Virology durch [die in Manhattan ansässige gemeinnützige] EcoHealth [Alliance] finanziert?"

Der leitende NIH-Mitarbeiter antwortete:

"Das hängt von Ihrer Definition der Funktionsgewinnforschung ab. Wenn Sie über den allgemeinen Begriff sprechen, dann ja, das haben wir."

Im Video wird die diesbezügliche Antwort Faucis vor einem Ausschuss im Jahr 2021 der von Tabak im Mai 2024 gegenübergestellt:

It’s official. The US Govt funded gain of function research at the Wuhan lab. That research resulted in the creation of Covid-19 by editing a coronavirus to infect humans. The US Govt is responsible for the death of millions. Where is the outrage? pic.twitter.com/Jit5K8MOAu

— Kim Dotcom (@KimDotcom) May 16, 2024

Im NYP-Artikel wird resümiert, dass die getätigte Bestätigung der finanziellen Unterstützung nun "nach mehr als vier Jahren des Ausweichens von den Bundesbeamten des öffentlichen Gesundheitswesens – einschließlich Tabak selbst und des ehemaligen NIAID-Institutsdirektors Dr. Anthony Fauci" erfolge.

Tabak gab demnach weiter zu Protokoll, dass "diese Forschung, der Oberbegriff [Gain-of-Function], in vielen, vielen Labors im ganzen Land betrieben wird". Sie sei offiziell "nicht reguliert". Der Grund dafür ergebe sich aus der vermeintlichen Tatsache, dass die "GoF"-Forschung für niemanden eine Gefahr oder einen Schaden" darstelle.

Im Rahmen einer offensiven politischen Aufarbeitung der US-Corona-Krise hatte das US-Gesundheitsministerium bereits im Juli 2023 beschlossen, "das Wuhan Institute of Virology für die nächsten zehn Jahre von der Gewährung von Bundeszuschüssen auszusetzen". Der EcoHealth Alliance, einer in den USA ansässigen Nichtregierungsorganisation, die sich laut ihrem Leitbild "für die Verhinderung von Pandemien einsetzt", wurden am Dienstag vom HHS-Ausschuss laut NYP-Informationen "alle Zuschüsse für die nächsten drei Jahre entzogen".

Präsident der EcoHealth Alliance ist der umstrittene Mediziner Dr. Peter Daszak. Im Juni 2021 hatte der britische Telgraph zu Enthüllungen zur Personalie Daszak und fraglichen GoF-Aktivitäten des Wissenschaftlers berichtet:

"Die Unterlagen enthüllen, dass nur 18 Monate vor dem Auftreten der ersten COVID-Fälle Forscher Pläne dazu eingereicht hatten, hautdurchdringende Nanopartikel und Aerosole mit 'neuartigen chimären Spike-Proteinen' von Fledermaus-Coronaviren in Höhlenfledermäusen freizusetzen. Zielgebiet dieser Aktion war die chinesische Provinz Yunnan, etwa 2.000 Kilometer südwestlich von Wuhan. (...)

Die Forscher planten auch, chimäre Viren zu erschaffen, die genetisch so optimiert sind, dass sie Menschen leichter infizieren können. Sie beantragten 14 Millionen US-Dollar von der US-Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), um diese Arbeit zu finanzieren. Die Dokumente enthüllen zudem, dass der Zoologe Peter Daszak von der US-amerikanischen EcoHealth Alliance ein Angebot einreichte, das vorsah, in Fledermaus-Coronaviren 'human-spezifische Spaltstellen' einzubringen, die es dem Virus erleichtern würden, in menschliche Zellen einzudringen."

Im NYP-Artikel wird an die Existenz einer veröffentlichten "privaten Korrespondenz, einschließlich einer E-Mail aus dem Jahr 2016, in der Daszak das Ende einer von der Obama-Regierung verhängten Pause in der Gain-of-Function-Forschung feierte" erinnert.

In einem Brief an den Kongress vom Oktober 2021 hatte Tabak dann laut NYP bereits eingeräumt, dass "das NIH ein 'begrenztes Experiment' am Wuhan Institute of Virology finanziert hatte, bei dem getestet wurde, ob 'Spike-Proteine von natürlich vorkommenden Fledermaus-Coronaviren, die in China zirkulieren, in der Lage waren, sich in einem Mausmodell an den menschlichen ACE2-Rezeptor zu binden'".

Sein Medizinerkollege Fauci hatte demgegenüber fortdauernd bestritten, dass es sich bei der Forschung im Wuhan-Labor um Gain-of-Function-Experimente gehandelt hatte sowie dass seitens der USA Finanzgelder geflossen waren. So hatte er im Mai 2021 vor einem Ausschuss erklärt:

"Das NIH hat nie und wird auch jetzt keine Gain-of-Function-Forschung im Wuhan Institute of Virology finanzieren."

Diese Aussage kann nun durch die Beantwortung des leitenden NIH-Kollegen Tabak als Lüge gewertet werden. Der republikanische Ausschussteilnehmer Brad Wenstrup wird mit der Erklärung zitiert, dass "Dr. Fauci und Dr. Collins – ein ehemaliger NIH-Direktor – bereits vor über einem Jahrzehnt eingeräumt haben, dass die Gain-of-Function-Forschung mit Risiken verbunden ist".

Mehr zum Thema – Bundestag: AfD-Antrag auf "Corona-Expertenanhörung" findet keine Mehrheit

Antirussische Sanktionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: WDR schließt Russen von Aufträgen aus

18. Mai 2024 um 19:35

Längst ist die EU bei ihrem dreizehnten Sanktionspaket gegen Russland angekommen und arbeitet an weiteren antirussischen Maßnahmen wie der Konfiszierung russischer Vermögenswerte und Zinsen. Allerdings entfalten auch die vorangegangenen Sanktionen, die Brüssel seit Februar 2022 verhängt hat, ihre Wirkung. Die EU-Sanktionen beeinflussen sogar Bereiche des alltäglichen Lebens, in denen man nicht vermuten würde, dass sie von den antirussischen Vorschriften der EU betroffen sind.

So liegt der Redaktion von RT DE auszugsweise ein Schreiben des Westdeutschen Rundfunks (WDR) aus Köln vor, in dem Einzelheiten eines Arbeitseinsatzes für ein Unternehmen geregelt werden, das als Auftragnehmer für den öffentlich-rechtlichen Sender fungiert. Das Schreiben ist in Bezug auf firmen- und personenbezogene Daten sowie Ort und Datum geschwärzt. Offenbar handelt es sich bei der Firma um ein Dienstleistungsunternehmen, das für den WDR tätig ist.

In dem Schreiben – ob es sich um einen Vertrag oder einen Auftrag handelt, ist nicht ganz klar, aber auch unerheblich – wird im Wesentlichen festgelegt, dass das beauftragte Unternehmen keine Verbindungen nach Russland haben und zur Erfüllung des Auftrags keine russischen Staatsangehörigen beschäftigen darf.

Der WDR bezieht sich, wie betont wird, als "öffentlicher Auftraggeber" auf das sogenannte Fünfte Sanktionspaket der EU, einer Verordnung des Rates vom 8. April 2022. Mit dem Artikel 5k dieser Rechtsvorschrift hatte die EU russische Staatsangehörige und russische Unternehmen oder Organisationen von öffentlichen Aufträgen in EU-Ländern ausgeschlossen.

Demnach verlangt der WDR als Voraussetzung für die Auftragsvergabe, dass der Geschäftspartner versichert, nicht in den Kreis der sanktionierten Personen (russische Staatsbürger) oder zu den sanktionierten russischen Organisationen und Institutionen zu gehören. Der Sender schreibt:

"Insofern bestätigt der Auftragnehmer, dass er nicht zu nachfolgend aufgeführten Personen, Organisationen oder Einrichtungen zählt:

a) russische Staatsangehörige oder in Russland niedergelassene natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen,

b) juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen, deren Anteile zu über 50 % unmittelbar oder mittelbar von einer der unter Buchstabe a) genannten Organisationen gehalten werden, oder

c) natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen, die im Namen oder auf Anweisung einer der unter Buchstabe a) oder b) genannten Organisationen handeln."

Verschärft wird die antirussische Regelung noch durch die Forderung, dass der Auftragnehmer dem Sender versichern muss, dass "am Auftrag keine Unternehmen im Sinne des Absatzes 2 als Unterauftragnehmer, Eignungsleiher oder Lieferanten beteiligt sind."

In den noch geltenden Programmrichtlinien des WDR von 2014 schreibt Intendant Tom Buhrow in seinem Vorwort:

"Wir vom WDR geben in einer immer komplexeren Welt Orientierung, sind unabhängig, kompetent und mutig. … Wir sind begeistert von unserer Heimat, kennen Wahrheiten, Ecken und Kanten."

Gerade erst in den vergangenen Tagen hatte der WDR zahlreiche Sendungen in seinen Programmen zu den Themen Toleranz und Anti-Diskriminierung. Die faktische Diskriminierung von russischen Staatsangehörigen durch die EU blieb dabei wohlweislich ausgeblendet, von der eigenen russophoben Praxis der Auftragsvergabe des öffentlich-rechtlichen Senders einmal abgesehen.

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Bürgermeister von Tiflis: EU-Minister, die an Protesten teilnahmen, verdienen "Tritt in den Hintern"

18. Mai 2024 um 18:29

Die georgische Führungselite hat mit der Einmischung der EU in die inneren Angelegenheiten Georgiens abgerechnet. Nachdem die Außenminister von Island, Estland, Lettland und Litauen an einer Massen-Protestkundgebung der radikalen Opposition in Tiflis teilgenommen hatten, nannte der Oberbürgermeister der Hauptstadt und Generalsekretär der regierenden Partei "Georgischer Traum", Kacha Kaladse, deren Aktion "verletzend".

Der angebliche Grund für den ungebetenen Besuch der Politiker waren die Versuche des Westens, Druck auf das georgische Parlament auszuüben, das sogenannte Agenten-Gesetz nicht zu beschließen. Nachdem das Gesetz am 14. Mai schließlich doch mit überwältigender Mehrheit verabschiedet wurde, kamen die Außenminister aus Island und den drei baltischen Staaten am darauffolgenden Tag zu einer Kundgebung vor das Parlamentsgebäude und ergriffen auf einer Bühne das Wort.

Laut dem estnischen Außenminister Margus Tsahkna hätten die Parlamentarier mit der Abstimmung die Bürger ihres Rechts beraubt, sich zu entscheiden, welchem Bündnis (gemeint war die EU) sie angehören möchten. Durch das Agenten-Gesetz hätten die Georgier ihre Freiheit verloren. Tsahkna rief die versammelten Demonstranten, überwiegend junge Menschen und Studenten, zu weiteren Protesten gegen die Regierung auf. Auch Politiker aus anderen EU-Staaten haben an einem anschließenden Protestzug teilgenommen.

Bei der regierenden Partei "Georgischer Traum" löste diese Aktion Empörung aus. "In allen entwickelten Ländern würde man nach so einer Tat am Schopfe gepackt und mit einem Tritt in den Hintern rausgeschmissen werden", sagte der Generalsekretär der Partei, Kacha Kaladse, am Freitag gegenüber Journalisten. 

Nach Ansicht des Bürgermeisters unternehme Georgien heute Schritte, um politisch stärker zu werden und seine Staatlichkeit und Souveränität zu festigen. "Daher sollte niemand ein solches Verhalten wie das dieser Minister zulassen", sagte Kaladse.

Er kommentierte auch die Äußerung des estnischen Außenministers über die Möglichkeit, die im Jahr 2017 eingeführte liberale Visaregelung für Georgien zu überdenken, wenn der "Georgische Traum" das Gesetz "Über die Transparenz ausländischer Einflussnahme" nicht zurückzieht.

"Er soll diese Drohungen und Erpressungen für sich behalten. Soll er doch mit seiner Bevölkerung in einem solchen Ton reden! Wir haben das nicht verdient", sagte Kaladse.

Er sagte, dass "Georgien, das alles Notwendige auf dem Weg der europäischen Integration getan hat, aus eigenem Interesse handeln und ein würdiges Mitglied der EU werden wird". Zuvor hatte der georgische Außenminister Ilja Darchiaschwili die Teilnahme seiner EU-Kollegen an der Kundgebung der Opposition in Tiflis scharf verurteilt und den Vorfall als "unerhört und inakzeptabel" bezeichnet.

Georgien war eines der ersten Länder im postsowjetischen Raum, in dem im Jahr 2003 die sogenannte Farbrevolution erfolgreich durchgeführt wurde. Infolge der Ereignisse kam der inzwischen inhaftierte Ex-Präsident Micheil Saakaschwili an die Macht. Er schlug einen radikal prowestlichen Kurs ein, was zu Spannungen mit Russland und im Jahr 2008 schließlich zum fünftägigen russisch-georgischen Krieg führte. Nach der Niederlage im Krieg spalteten sich die beiden abtrünnigen Republiken Südossetien und Abchasien endgültig von Georgien ab. 

Die Lehren aus der Geschichte und ein neuer, pragmatischer Ansatz haben die georgische Politik zu einem langsamen Umdenken gebracht. Doch offenbar gibt es sowohl bei den politischen Eliten als auch in Teilen der georgischen Gesellschaft nach wie vor Illusionen über eine künftige Mitgliedschaft des Landes in der Europäischen Union. 

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"Russland, Leute, Russland!" – Ukrainer lässt russische Fahne über dem Reichstag kreisen

18. Mai 2024 um 17:32

Ein Ukrainer hat am 9. Mai eine Drohne mit einer daran befestigten russischen Staatsfahne sowie St.-Georgs-Bändern über dem Reichstagsgebäude kreisen lassen. Das berichten mehrere lokale Zeitungen unter Berufung auf die Berliner Polizei. Außerdem hat der Mann selbst ein Video seiner "Tat" veröffentlicht, das in den sozialen Netzwerken kursiert.

Wie der Tagesspiegel nun erfuhr, handelt es sich bei dem Drohnenführer um einen 41-jährigen Ukrainer. Der Spiegel berichtet, dass die Berliner Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Luftverkehrsgesetz gegen den Mann eingeleitet hat. In einem Umkreis von 5,6 Kilometern rund um das Reichstagsgebäude gilt ein Flugverbot für Drohnen. Die bei der Aktion eingesetzte Drohne hat die Polizei nach eigenen Angaben bereits beschlagnahmt.

In Berlin war in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge am 8. und 9. Mai das Tragen von sowjetischen und russischen Fahnen und Symbolen und St.-Georgs-Bändern an und in der Nähe von sowjetischen Gedenkstätten sowie das Tragen von Militäruniformen und das Singen und Spielen von Militärmärschen und russischen Liedern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs verboten. Die Sprecherin des Außenministeriums der Russischen Föderation, Maria Sacharowa, bezeichnete das Verbot als blasphemisch und forderte die Behörden auf, die Geschichte nicht weiter umzuschreiben.

Dass es ein mutiger Ukrainer war, der sich über dieses Verbot ausgerechnet an einem so symbolträchtigen Ort wie dem Reichstag hinwegsetzte, gibt dem Vorfall einen besonderen Reiz. Der deutsche Mainstream will es nicht wahrhaben, dass lange nicht alle Ukrainer das aktuell in ihrer Heimat herrschende nationalistische Maidan-Regime befürworten. Nun bekam er es anschaulich vorgeführt. 

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Russisches Gericht beschlagnahmt Vermögen der Deutschen Bank im Wert von 238,6 Millionen Euro

18. Mai 2024 um 16:59

Das für Sankt Petersburg und das Leningrader Gebiet zuständige Arbitragegericht hat auf Antrag von RusChemAlliance LLC Vermögenswerte der Deutschen Bank in Höhe von 238,6 Millionen Euro beschlagnahmt, wie aus der am Donnerstag ergangenen Entscheidung des Gerichts hervorgeht.

Beschlagnahmt wurden der Deutschen Bank, der Deutschen Bank LLC und der Deutsche Bank Technology Centre LLC gehörende Wertpapiere, Immobilien und Guthaben auf Bankkonten, mit Ausnahme besonderer Kontenarten. Darüber hinaus untersagte das Gericht der Deutschen Bank, ihre Anteile an den benannten Tochtergesellschaften zu veräußern.

In seiner Klage in der Hauptsache fordert RusChemAlliance von der Deutschen Bank eine Zahlung aus der Bankgarantie vom 24. September 2021 über 238,1 Millionen Euro, eine Vertragsstrafe für den Verzug bei der Erfüllung dieser Verpflichtung (ca. 480.000 EUR) und eine weitere Vertragsstrafe für die Zeit von der Einreichung der Klage bis zur tatsächlichen Erfüllung der Verpflichtung.

Eine weitere Klage betrifft die Beschlagnahme aller Anteile der Deutschen Bank an der russischen Deutsche Bank LLC und Deutsche Bank Technology Centre LLC. Das Gericht bezog diese beiden Unternehmen als Dritte in das Verfahren ein.

RusChemAlliance, ein Gemeinschaftsunternehmen von Gazprom und RusGasDobytscha, war gegründet worden, um einen Gasverarbeitungskomplex in der Nähe von Ust-Luga zu bauen. Einer der Auftragnehmer war das deutsche Maschinenbauunternehmen Linde gewesen. Aufgrund der von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen kündigte es jedoch 2022 den Vertrag. Die Deutsche Bank hatte als einer der Garanten für den Vertrag fungiert, weshalb RusChemAlliance von ihr Zahlungen verlangte und nach der Weigerung vor Gericht zog.

Das Unternehmen reichte ähnliche Klagen gegen vier andere deutsche Banken ein, die ebenfalls als Bürgen fungiert hatten – die Unicredit Bank, die Commerzbank, die Bayerische Landesbank und die Landesbank Baden-Württemberg. Am Tag zuvor war bekannt geworden, dass das Schiedsgericht das Vermögen der Unicredit für 462,7 Millionen Euro beschlagnahmt hat.

Offenbar sind russische Gerichte nicht bereit, die von der EU verhängten Sanktionen als "höhere Gewalt" zu werten, die von der Pflicht befreit, als Bürge einzustehen.

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Moskau kommentiert Krise in Neukaledonien: Paris sollte auf Gewalt gegen Protestierende verzichten

18. Mai 2024 um 16:31

Das russische Außenministerium hat die französische Regierung aufgerufen, ihre Aufmerksamkeit auf eigene tiefgreifende Probleme zu lenken. Der entsprechende Kommentar der Behördensprecherin Maria Sacharowa fiel vor dem Hintergrund der Unruhen auf dem zu Frankreich gehörenden Archipel Neukaledonien. Obwohl Sacharowa am Samstag betonte, dass es im Unterschied zum Westen nicht die Art Russlands sei, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen, klang ihr Statement nach einer Retourkutsche.

Sacharowa machte dabei auf mehrere Todesopfer, Dutzende verletzte Polizisten und Hunderte festgenommene Demonstranten aufmerksam. Die Kundgebung vom 13. Mai in Neukaledoniens Hauptstadt Nouméa, die dann in massenhafte Unruhen umgeschlagen sei, habe sich eigentlich gegen die Kolonialpolitik von Paris gerichtet. Als Auslöser des sozialen Unmuts bezeichnete die russische Diplomatin eine Verfassungsreform, die das seit dem Jahr 1998 geltende örtliche Wahlrecht ändern sollte.

"Die Gegner dieser gesetzgeberischen Initiative haben darin nicht ohne Grund den Versuch von Paris erblickt, die Kanaken endgültig um das grundlegende Recht auf Selbstbestimmung zu bringen und die Positionen der Unabhängigkeitsbefürworter zu unterminieren."

Nach Ansicht des russischen Außenministeriums sind die "tragischen Ereignisse" in Neukaledonien nur eine Folge althergebrachter Widersprüche. Gleichzeitig stellte Sacharowa einen wachsenden Frust der Indigenen über ihre Situation fest. Ohnehin machten die Kanaken, die Ureinwohner der Südseeinsel, rund 40 Prozent der Bevölkerung des französischen Überseegebiets aus, betonte die Diplomatin.

"Wir betrachten die gesellschaftspolitische Krise in Neukaledonien als Ergebnis seiner unvollendeten Dekolonisierung und als weitere Bestätigung dafür, dass Frankreichs Politik gegenüber seinen früheren, in Überseegebiete umbenannten Kolonien nach und nach in eine Sackgasse gerät."

Moskau warf Paris vor, sich weiterhin in die inneren Angelegenheiten seiner früheren Kolonien auf der ganzen Welt einzumischen. Sacharowa kündigte nebenbei einen Bericht des russischen Außenministeriums über die jahrhundertelangen Verbrechen Frankreichs in Afrika, Asien und Lateinamerika an. Sie rief das EU-Land dazu auf, auf eine unbegründete Gewalt gegen Protestierende zu verzichten und die Rechte der Urbevölkerung Neukaledoniens zu achten.

Die Proteste hatten sich am Montag an einer Verfassungsreform entzündet, die Tausenden französischstämmigen Bürgern in der Inselgruppe das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen soll. Der nationale Rat der Kanaken warf Paris vor, die Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der großen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen. Wegen der Krawalle verhängte Paris am Mittwoch für zunächst zwölf Tage den Ausnahmezustand. Die örtlichen Behörden gaben bekannt, dass ungefähr 5.000 Randalierer im Großraum Nouméa an den Unruhen beteiligt seien. Bei den Unruhen kamen bisher fünf Menschen ums Leben, darunter zwei Polizisten. Hunderte Menschen erlitten Verletzungen.

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Lawrow enthüllt Details der Gespräche zwischen Putin und Xi

18. Mai 2024 um 15:54

Der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping haben bei Gesprächen die Initiative Pekings zur globalen Sicherheit erörtert, sagte Außenminister Sergei Lawrow am Samstag auf der XXXII. Versammlung des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik.

RIA Nowosti zitiert den Außenminister mit diesen Aussagen:

"Die Initiative von Präsident Xi Jinping zur globalen Sicherheit wurde während unseres Besuchs in China bei Treffen sowohl im Rahmen von Delegationen als auch bei einem persönlichen Treffen der Staatsoberhäupter erörtert. (...) Wir sehen einen großen Grund dafür, dass die praktische Förderung der Idee der Gewährleistung der globalen Sicherheit mit der Bildung der Grundlagen der eurasischen Sicherheit ohne jegliche euroatlantische Überlagerung beginnen würde."

Der Minister stellte fest, dass Russland weiterhin für einen Dialog mit dem Westen offen ist, auch in Fragen der Sicherheit und strategischen Stabilität. Dieser Dialog könne aber seitens des Westens "nicht aus einer Position der Stärke, nicht aus der Position der eigenen Exklusivität, sondern nur auf gleicher Augenhöhe und mit Respekt vor den Interessen des anderen" geführt werden, betonte Lawrow.

Der zweite wichtige Punkt für Russland sei, dass der Dialog in der Gesamtheit der Probleme geführt werden sollte, die in der heutigen Welt im Bereich der strategischen Stabilität und der militärisch-politischen Landschaft bestehen.

Putin stattete China am 16. und 17. Mai einen Staatsbesuch ab. In Peking führte er Gespräche mit Xi, im Anschluss daran unterzeichneten beide eine gemeinsame Erklärung. Dem russischen Staatschef zufolge verfolgen Moskau und Peking eine unabhängige und autonome Außenpolitik und arbeiten solidarisch an der Schaffung einer gerechteren und demokratischen multipolaren Weltordnung. Er dankte seinem chinesischen Amtskollegen auch für die Initiative zur Lösung der Ukraine-Krise.

Xi betonte seinerseits, dass Russland und China das System der internationalen Beziehungen mit der zentralen Rolle der Vereinten Nationen und der auf dem Völkerrecht basierenden Weltordnung entschieden verteidigen und die Multipolarität der Welt und die wirtschaftliche Globalisierung fördern.

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Prorussischer Untergrund unterbricht Bahntransit ukrainischer Truppen im Gebiet Charkow

18. Mai 2024 um 15:03

Der Koordinator des prorussischen Untergrunds von Nikolajew Sergei Lebedew erklärte der Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf seine Kollegen, dass die Widerstandsgruppe einen Eisenbahnrelaisschrank beschädigt und damit den Verkehr von Militärzügen mit Ausrüstung und Personal im Gebiet Charkow unterbrochen hat.

Der Verkehr von Zügen mit Personal, Munition und militärischer Ausrüstung in Richtung Front sei für mindestens einen Tag gestört worden. In die entgegengesetzte Richtung würden die Züge funktionsunfähige Militärausrüstung transportieren, und ukrainische Soldaten, die verwundet oder auf dem Weg in den Urlaub seien, so Lebedew, und weiter:

"Der Widerstand von Charkow berichtet von einer sehr erfolgreichen Sabotage ... die Jungs haben einen Relaisschrank auf einer der Eisenbahnlinien in Brand gesetzt."

Auf dem von Lebedew zur Verfügung gestellten Video ist zu sehen, wie ein Untergrundkämpfer nachts ein Relaisgehäuse in Brand setzt, berichtet RIA Nowosti.

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"Russisches Panasien" und eine Gastro-Revolution: Köche schlagen eine neue Richtung ein

18. Mai 2024 um 14:43

Berühmte Chefköche aus Moskau und dem Fernen Osten bieten eine neue Perspektive auf die Küche der östlichen Regionen Russlands — die von ihnen neu erfundene gastronomische Richtung bezeichnen sie als "Russisches Panasien". Alexander Railjan, einer der Begründer des neuen revolutionären Trends und Chefkoch des Moskauer Restaurants "Birds", erzählte der Nachrichtenagentur RIA Nowosti davon.

Für viele Menschen steht die asiatische Küche für Wok-Gerichte, Sushi und Tom Yam, während die russische für Borschtsch, Pfannkuchen und faschierte Laibchen berümt ist. Nun haben russische Köche beschlossen, diese Klischees zu durchbrechen und die Küche der zentralen Regionen des Landes mit jener des Fernen Ostens zu kombinieren, die berühmt ist für Meeresfrüchte und die fernöstlichen Beeren, Pilze und Pflanzen. Pelmeni mit Kamtschatka-Krabben, Fischerbrot mit Seetang, Salat mit Farn, Moltebeermarmelade und eine Fülle von Meeresfrüchten und Gaben der Taigawälde — das alles ist russisches Panasien, ein vielversprechendes und noch wenig bekanntes Phänomen, erklären die Schöpfer des neuen Trends. Dieser ist vor allem den Vertretern der chinesischen Diaspora im Fernen Osten Russlands zu verdanken, die versuchen, die russische Küche an ihre Traditionen anzupassen, erklären sie. Railjan erzählt:

"Mein Lieblingsgericht ist Borschtsch mit Garnelen und Kokosnussmilch. Zuerst koche ich den gewöhnlichen Borschtsch mit Rindfleisch, Schweinefleisch oder was immer ich mag. Dann verfeinere ich ihn mit Limettenblättern und -saft, Thai-Ingwer und füge etwas Zitronenschale und Garnelen hinzu. Wenn ein Gast dieses Gericht probiert, bekommt er einen Geschmack von Borschtsch, der irgendwie nach Tom Yam, also asiatisch, schmeckt."

Jetzt ist eine Rezeptsammlung für das "Russische Panasien" in Vorbereitung. Köche aus Wladiwostok, Chabarowsk, Juschno-Sachalinsk und Blagoweschtschensk arbeiten an einer solchen Kollektion. "Wir wollen die Küche des Fernen Ostens, die dank des Reichtums an Meeresfrüchten einen starken panasiatischen Akzent hat, bewahren und popularisieren", sagt Railjan. Und Alesja Romanowa, die geschäftsführende Gesellschafterin der Vasilchuki Restaurant Group, betont:

"Durch die Nachbarschaft zu den asiatischen Ländern, die Übernahme des Geschmacks und des kulturellen Codes des Fernen Ostens hat unsere Küche zweifelsohne einen besonderen Geschmack. Die moderne fernöstliche Küche ist dabei, eine neue Form und eine ausgeprägte Identität anzunehmen, die aus unterschiedlichen und widersprüchlichen Kulturen einen besonderen gastronomischen Trend macht. Russisches Panasien ist ein neuer Ausdruck für das Gastronomiegewerbe, den wir dauerhaft etablieren wollen."

Russische Küchenchefs wollen bald weitere Gerichte auf den Markt bringen, die dem Konzept des russischen Panasiens entsprechen. Außerdem planen sie, den neuen Gastronomietrend im Ausland bekannt zu machen – in China, Japan und Südkorea.

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Argentinien und USA unterzeichnen Abkommen über Vertiefung ihrer "strategischen Allianz"

18. Mai 2024 um 14:00

In dieser Woche ist in Washington eine hochrangige Delegation aus Buenos Aires eingetroffen. Die argentinische Außenministerin Diana Mondino wurde am Freitag von ihrem US-amerikanischen Amtskollegen Antony Blinken empfangen. Im Rahmen des Besuchs unterzeichneten die Chefdiplomaten ein Abkommen, um die von Präsident Javier Milei vorgeschlagene "strategische Allianz" der beiden amerikanischen Staaten zu vertiefen. Dabei handelte es sich um eine "Rahmenverständigung für die Einrichtung eines strategischen Dialogs auf hoher Ebene".

En su segundo día en Estados Unidos 🇺🇸, la Canciller Diana Mondino se reunió con el secretario de Estado, Antony Blinken.La Canciller fue recibida por su par, Antony Blinken, con quien analizó la amplia agenda bilateral que ha tomado un renovado impulso desde la asunción del… pic.twitter.com/LnTDH2M2mq

— Cancillería Argentina 🇦🇷 (@CancilleriaARG) May 17, 2024

Wie das argentinische Außenministerium bekannt gab, bestätige das Dokument den "stabilen Zustand des bilateralen Verhältnisses". Mondino und Blinken hätten die "umfangreiche bilaterale Agenda" analysiert, die nach dem Amtsantritt von Milei im Dezember 2023 einen neuen Impuls bekommen habe.

Darüber hinaus traf sich Mondino mit US-Finanzministerin Janet Yellen und US-Unternehmern. Die argentinische Diplomatin betonte, dass Argentinien die Chance habe, sich als ein zuverlässiger Lieferant von wichtigen Gesundheitsgütern und Mineralien zu positionieren. Das südamerikanische Land habe inzwischen viele anspruchsvolle Märkte mit seinen Technologien und mit der Leistungsfähigkeit seiner Arbeitskräfte überzeugt. Die Regierung in Buenos Aires rechne daher mit ausländischen Investitionen und wolle den Handel in vielen Bereichen ankurbeln. Dies alles werde helfen, den Wohlstand im Land zu erhöhen, hieß es.

Bei ihrem Besuch in den USA bekräftigte Mondino den Wunsch Argentiniens, den Status eines globalen Partners der NATO zu erreichen. Buenos Aires hatte ihn Mitte April beantragt. Nach Kolumbien, das diesen Status bereits im Jahr 2017 bekommen hatte, wäre Argentinien der zweite offizielle NATO-Partner in Lateinamerika.

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Ukrainische Streitkräfte könnten gezwungen sein, Charkow von selbst aufzugeben

18. Mai 2024 um 13:13

Die Frage, ob und unter welchen Bedingungen die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkow unter russische Kontrolle gebracht wird, wird derzeit in Russland und dem Westen kontrovers diskutiert. Die russische Armee sei in der Lage, Charkow von allen Seiten zu blockieren. Die ukrainische Armee (AFU) wäre dann nicht mehr in der Lage, die Stadt zu verteidigen und gezwungen, sich zurückzuziehen, meint der russische Militärexperte, Oberst a.D. Anatoli Matwijtschuk.

Der Experte glaubt, dass die russischen Truppen derzeit Bedingungen schaffen, unter denen Charkow von selbst fallen wird: Dazu sei es notwendig, die Stadt zu umstellen, um sie von der Versorgung mit Munition, Waffen und Personal abzuschneiden und die Vorherrschaft im Luftraum vollständig zu übernehmen. Ihm zufolge sei die Situation in Richtung Charkow für die ukrainischen Streitkräfte (AFU) sehr riskant. In den Städten Woltschansk und dem Dorf Lipzy könnten sie in einen großen Kessel geraten. Derzeit finden in beiden Ortschaften bereits Straßenkämpfe statt, wobei Lipzy sich nur 20 Kilometer von der Stadtgrenze Charkows entfern befindet. Das russische Verteidigungsministerium meldete am Samstag die Einnahme eines weiteren Ortes im Gebiet Charkow – Stanitza. 

Der Militärexperte erläutert weiter, dass die Situation in der Region Charkow den russischen Streitkräften die Möglichkeit gibt, eine Offensive in den Richtungen Saporoschje, Cherson und Awdejewka zu entwickeln, da die AFU ihre Kräfte auflösen und in neue Gebiete verlegen muss.

Diese Strategie der Ausdehnung durch den Druck auf den Gegner auf der gesamten Frontlinie findet laut dem russischen Journalisten Andrei Uglanow im Einklang mit der Lehre des preußischen Militärwissenschaftlers Carl von Clausewitz statt. Gleichzeitig werden die Versorgungs- und Nachschubwege, Munitionslager und die Energieinfrastruktur im Hinterland und in frontnahen Gebieten ununterbrochen angegriffen. Mit wachsenden Verlusten bei Personal und Militärtechnik werden die ukrainischen Streitkräfte ihrer Kampf- und Widerstandsfähigkeit beraubt. 

Bei dieser Strategie sei es nicht nötig, so viel Territorium wie möglich zu erobern und gut geschützte Städte zu stürmen, erklärte Uglanow in einem YouTube-Podcast. In der aktuellen militärischen Auseinandersetzung in der Ukraine gehe es Russland darum, gemäß der Clausewitz-Doktrin den ukrainischen Streitkräften den eigenen Willen aufzuzwingen. 

Am Freitag hatte der russische Präsident Wladimir Putin bei seinem China-Besuch erklärt, dass es bisher keine Pläne gebe, Charkow einzunehmen. Putin verband die Operation der russischen Streitkräfte am Frontabschnitt Charkow mit der Schaffung einer sogenannten Sanitätszone als Reaktion auf den Beschuss des russischen Territoriums durch die ukrainische Armee. Laut dem früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew könne angesichts der Reichweite der an die Ukraine gelieferten Marschflugkörper diese Sanitätszone aber möglicherweise bis nach Kiew reichen. 

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Fridays-for-Future-Banalitäten: "Wählen ist wie Zähneputzen – machst du es nicht, wird's braun!"

18. Mai 2024 um 12:50

Am 9. Juni ist der Tag der EU-Wahl 2024. Protagonisten von Parteien, Organisationen und ideologischen Bewegungen, die sich im linken Teil des politischen Spektrums verorten, vermitteln der in jüngster Zeit besonders anvisierten Gruppe der Jungwähler schwerpunktmäßig das seit Wochen und Monaten in Deutschland nachdrücklich eingeforderte Haltung-Zeigen "gegen rechts".

Der von Nachwuchspolitikern und politisierten Jugendbewegungen favorisierte Weg der Übermittlung "politischer Inhalte" und zahlreicher Alltagsbanalitäten führt dabei zumeist über fragwürdige Kurzvideos auf Social-Media-Plattformen wie TikTok oder Instagram. Die jüngsten Abgründe politisch inhaltsleerer Konformität präsentieren sich in mehreren Video-Clips der Gruppierung "Fridays for Future (FFF)". Der Aufruf, der die Zuseher zum Gang zur Wahlurne motivieren soll, lautet:

"Wählen ist wie Zähneputzen - machst du es nicht, wird's braun!"

Es folgen unkommentierte Beispiele vermeintlicher Kreativität, die widerspiegeln, auf welchem mehr als bedenklichen Niveau aktuell in den Kreisen junger Menschen agitiert wird:

Zähneputzen gegen Rechts 🥳Das erinnert mich irgendwie an einen uralten Badesalz Sketch essen gegen Rechts... 😂pic.twitter.com/THCJe4naBj

— 𝐹𝓊𝒸𝒽𝓈𝒾 🦊 (@derFuchsi) May 17, 2024

Wählen ist wie Zähneputzen; nichts, was man in der U-Bahn machen sollte 🤷‍♀️ pic.twitter.com/ZnKlA7Fj1G

— Anna ☠️ (@knalltueten_ag) May 13, 2024

So mutig. Hab Gänsehaut. Endlich tut mal einer was gegen die ganzen Nazis. #GameoverFaschos pic.twitter.com/U0bhjdTF49

— Monique (@babymohouseman) May 18, 2024

Ich mache mich gerade nass:Zähneputzen gegen Nazis! pic.twitter.com/4Uv5Q5wvfG

— Hoedie Haas (@HoedieHaas) May 17, 2024

Eines der Ziele des Grünen-Parteimitglieds und Kopfs der FFF-Bewegung, Luisa Neubauer, nebenberuflich und privat Lebensgefährtin des ARD-Moderators Louis Klamroth ('Hart aber Fair'), ist unter den Videos auf dem Instagram-Kanal der Bewegung zu lesen:

"Sagt es weiter: Bei dieser Europawahl können wir schon ab 16 wählen!"

Im Februar behauptete das FFF-Presseteam in einem Beitrag, dass "in ganz Deutschland Millionen Menschen auf die Straße gehen und für Demokratie und eine offene Gesellschaft und gegen AfD und Faschismus einstehen". In der Wahrnehmung der Klimabewegung habe sich eindeutig herauskristallisiert, dass "Klimagerechtigkeit und der Kampf gegen rechts Hand in Hand gehen".

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Russisches Verteidigungsministerium: Ortschaft Stariza im Gebiet Charkow befreit

18. Mai 2024 um 12:23

Das russische Militär hat einen weiteren Erfolg im Rahmen seiner Sonderoperation in der Ukraine gemeldet. Am Samstag berichtete das Verteidigungsministerium in Moskau auf seinem täglichen Briefing, dass der Truppenverband Nord dank seiner aktiven Handlungen die Siedlung Stariza im Gebiet Charkow befreit habe und noch tiefer in die Verteidigungslinien des Gegners vorgedrungen sei. Dabei habe man im Raum der Ortschaften Weterinarnoje im Gebiet Charkow sowie Miropolje und Loknja im Gebiet Sumy Personal und Technik dreier gegnerischer Brigaden getroffen. In den vergangenen 24 Stunden seien in der Nähe der Ortschaften Lipzy, Tichoje und Wolansk im Gebiet Charkow vier Gegenoffensiven der ukrainischen Streitkräfte zurückgeschlagen worden.

Ferner berichtete die russische Militärbehörde über die Personalverluste des Gegners an diesem Frontabschnitt innerhalb der letzten 24 Stunden. Demnach habe das ukrainische Militär bis zu 150 Soldaten verloren. Ein Kampfpanzer, zwei gepanzerte Gefechtsfahrzeuge, zwei Wagen, ein Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad, eine Panzerhaubitze vom Typ Krab, eine Selbstfahrlafette vom Typ Bogdana und eine Selbstfahrlafette vom Typ Gwosdika seien außer Gefecht gesetzt worden.

Auch die Truppenverbände West, Süd, Mitte und Ost hätten zuletzt günstigere Stellungen an der Kontaktlinie bezogen, hieß es.

Am Freitag hatte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram Statistiken zum Verlauf der militärischen Sonderoperation in der Ukraine im Zeitraum vom 11. bis zum 17. Mai veröffentlicht. Dort hieß es, dass der Truppenverband Nord in den letzten sieben Tagen zwölf Ortschaften – Borissowka, Bugrowatka, Gatischtsche, Glubokoje, Krasnoje, Lukjanzy, Morochowez, Ogurzowo, Oleinikowo, Pletenewka, Pylnaja und Streletschja – unter eigene Kontrolle genommen habe. Gleichzeitig habe der Truppenverband Mitte die Ortschaft Keramik in der Volksrepublik Donezk befreit. Im Gebiet Saporoschje sei die Siedlung Rabotino unter die Kontrolle des Truppenverbandes Dnjepr übergegangen.

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Eine totale Militarisierung Russlands würde keine Probleme lösen, sondern neue schaffen

18. Mai 2024 um 11:59

Von Sergei Chudijew

Alexander Dugin stellt in seinem politischen Artikel "Russland braucht die totale Militarisierung" den Standpunkt der nicht wenigen Befürworter einer "militärischen Umstellung der Gesellschaft" dar. Er skizziert eine Reihe von Maßnahmen, die vielen selbstverständlich und sogar notwendig erscheinen – aber jede dieser Maßnahmen ist mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden, die die angeblichen Vorteile bei Weitem überwiegen können.

Alexander Geljewitsch fordert vor allem einen Elitenwechsel des Staates: "Die Militarisierung erfordert einen Elitenwechsel. Die Eliten, die sich seit den 1980er-/1990er Jahren in der Gesellschaft entwickelten, sind in ihrer Masse Träger des Geistes der Niederlage, des Zynismus, des Egoismus, der Korruption, der Gewalt, der Lüge und jener Eigenschaften, die in der Ära der allgemeinen Degeneration und des Zusammenbruchs die untersten Trümmer der Gesellschaft an die Oberfläche bringen."

Er verlangt die Militarisierung von allem – der Kultur, des Alltagslebens, der Demografie usw. – ebenso wie die Unterordnung all dessen unter die "neue Ideologie des Machtpatriotismus". Gleichzeitig soll die Wachsamkeit der Spezialdienste "um ein Vielfaches erhöht" werden, sodass "es an der Zeit ist, SMERSch (Anm. d. Red.: militärischer Nachrichtendienst der Sowjetunion zur Zeit des Zweiten Weltkriegs) wiederzubeleben". Den Menschen imponiert häufig das Image der entschlossenen, militanten Härte – einige müssen zerstreut, andere verhaftet, andere zur Arbeit unter dem Stock gezwungen werden. Aus diesem Grund mochten viele Menschen Jewgeni Prigoschin, der genau so ein Image schuf. Aber die wirklichen Probleme werden auf diese Weise nicht gelöst. Sie werden auf diese Weise geschaffen.

Der konservative Ansatz wird durch den alten Witz der Programmierer – "was funktioniert, sollte man nicht anfassen" – gut wiedergegeben. Wie dieselben Programmierer sehr gut wissen, kann man eine Anwendung sehr leicht kaputt machen, wenn man versucht, sie zu verbessern, und dann lange versuchen, die Ergebnisse der "Verbesserungen" zu beheben.

Im Falle einer Anwendung kann dies jedoch nicht als große Katastrophe bezeichnet werden – schlimmstenfalls gerät das Unternehmen in die Pleite, und die Mitarbeiter werden sich anderswo einen Job suchen. Im Falle eines Staates können radikale Veränderungen, wie die Erfahrung des zwanzigsten Jahrhunderts zeigt, zu unvorhersehbaren, zerstörerischen Folgen führen.

Der zurückhaltende Ansatz, den die staatlichen Stellen bisher verfolgten, zeigt Wirkung – die Wirtschaft bewältigt die Sanktionen gut, die Militäroperationen entwickeln sich für Russland positiv, und von inneren Unruhen ist nichts zu spüren. In dieser Situation wäre es ziemlich seltsam, eine umfassende Umgestaltung des Staates zu organisieren, und weit gefasste Anschuldigungen gegen die "Eliten", gegen die man mit aller Härte vorgehen sollte, würden eher zu Unruhen führen als den Staat stärken. Eine Spaltung der Elite ist genau das, was für interne Unruhen benötigt wird, und wenn man den Menschen den Eindruck vermittelt, dass sie auf jeden Fall vom "wiederbelebten SMERSch" bedroht sind, fördert man eine solche Spaltung – wenn auch möglicherweise ungewollt.

Außerdem wird bei dem Bestreben, "die Schrauben anzuziehen", immer die Frage ausgeklammert, wer sie denn eigentlich anziehen wird. Wer genau wird den "Elitenwechsel" vollziehen und entscheiden, wer die "Träger des Geistes der Niederlage, des Zynismus, des Egoismus" und wer im Gegenteil die "Träger des höchsten moralischen Prinzips" sind? Schließlich wird der Prozess der massiven Macht- und Eigentumsumverteilung (und das ist es, was der "Elitenwechsel" impliziert) seine eigenen Opfer und seine eigenen Profiteure haben. Wie immer (und das war in der Ukraine sehr gut zu beobachten) wird der Vorwurf des mangelnden Patriotismus sofort zu einem Instrument des rein privaten Kampfes um profitable Plätze.

Es stellt sich die Frage, wer genau die "staatspatriotische" Ideologie formuliert, die "in allem durchgesetzt werden muss: in der Kultur, in der Informationspolitik, in der Erziehung, in der Bildung, in der Stimmung der Eliten und der Massen, in der Psychologie des täglichen Lebens". Wer genau wird die Macht haben, den Menschen vorzuschreiben, woran sie glauben sollen?

Ein gutes Beispiel für Probleme, die definitiv nicht durch "totale Militarisierung" gelöst werden, ist die Demografie. In dem Artikel wird vorgeschlagen, "den katastrophalen Trend der sinkenden Geburtenraten mithilfe außergewöhnlicher Maßnahmen umzukehren". Aber eine "totale und umfassende Militarisierung" aller Lebensbereiche, vom täglichen Umfeld bis zur Kultur, ist mit dieser Aufgabe völlig unvereinbar.

In Kriegszeiten und bei der Mobilisierung sinkt die Geburtenrate zwangsläufig. Die Menschen werden – sowohl in häuslicher als auch in psychologischer Hinsicht – desinteressiert an Kindern. Wie schon vor langer Zeit gesagt wurde, "wehe denen, die in diesen Tagen schwanger sind und Säuglinge bekommen", und wenn man den Menschen ständig vor Augen führt, dass sie in dieser Zeit leben, wird ihre Begeisterung für das Kinderkriegen zwangsläufig gemindert.

Die bisher von den staatlichen Stellen verfolgte Vorgehensweise, das Leben der Menschen so friedlich wie möglich zu gestalten, ist durchaus gerechtfertigt. Unter diesen Umständen ist es sinnvoller, keine unnötigen Schocks zu erzeugen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 12. Mai 2024 zuerst in der Zeitung Wsgljad erschienen.

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Prorussischer Untergrund meldet Angriffe auf Flugplatz und Industriegebiet in Region Poltawa

18. Mai 2024 um 11:37

Die russischen Streitkräfte hätten einen Flugplatz und ein Industriegebiet in der Stadt Mirgorod in der Region Poltawa angegriffen, teilt Sergei Lebedew, Koordinator des prorussischen Untergrunds in Nikolajew, unter Berufung auf seine Kollegen gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti mit.

"In der Nacht zum 18. Mai gab es in der Stadt Mirgorod in der Region Poltawa eine Reihe von Einschlägen auf militärische Einrichtungen.

Eine der Explosionen war näher an der Stadt. Der Einschlag ereignete sich in der Nähe des Bahnhofs im Industriegebiet. Die Explosion war sehr stark und war sogar am anderen Ende der Stadt zu hören."

Lebedew zufolge trafen zwei Schläge das Gebiet des örtlichen Flugplatzes, eine starke Detonation wurde registriert. Derzeit ist dieser Teil der Stadt abgeriegelt, die Kontrollen an den Kontrollpunkten seien verschärft worden.

Darüber hinaus, so Lebedew hinzu, habe es in der Nacht Explosionen in der Stadt Pawlograd in der Region Dnjepropetrowsk gegeben. Nach Angaben des Untergrunds gelang es russischen Truppen, dort die Lagerhäuser einer Chemiefabrik zu treffen, in der Sprengstoff, einschließlich Feststoffraketentreibstoff, gelagert wurde.

Als Reaktion auf Angriffe der Streitkräfte der Ukraine auf zivile Ziele führen russische Truppen regelmäßig gezielte Angriffe auf die Standorte von Personal, militärischer Ausrüstung und Söldnern sowie auf die Infrastruktur durch: Energie, Verteidigungsindustrie, militärische Kommando- und Kommunikationseinrichtungen der Ukraine.

Gleichzeitig hat der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, wiederholt betont, dass die Armee keine Wohngebäude und sozialen Einrichtungen angreift.

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Nordkorea testet ballistische Rakete mit neuem Navigationssystem

18. Mai 2024 um 11:24

Nordkorea hat am Freitag eine ballistische Rakete getestet, die nach Angaben der örtlichen Behörden mit einem neuen Navigationssystem ausgestattet war. Wie die Nachrichtenagentur KCNA mitteilte, habe man im Rahmen der Probe die Präzision und die Zuverlässigkeit des autonomen Navigationssystems unter Beweis gestellt. Solche Starts seien Teil der Aktivitäten, mit denen Pjöngjang seine Bewaffnung technologisch verbessern wolle, hieß es.

Dieses am 18. Mai von der Nachrichtenagentur KCNA verbreite Foto soll den Start einer neuen nordkoreanischen Rakete am 17. Mai 2024 zeigen.STR / KCNA VIA KNS / AFP

Die nordkoreanischen Medien verbreiteten am Samstag mehrere Aufnahmen, die den Start der Rakete am Freitag zeigen sollen. Dem Test wohnte offenbar der nordkoreanische Führer Kim Jong-un bei. Laut Medienberichten zeigte er sich mit dem Ergebnis der Probe sehr zufrieden.

Dieses am 18. Mai von der Nachrichtenagentur KCNA verbreite Foto zeigt Kim Jong-un beim Start einer neuen ballistischen Rakete am 17. Mai 2024.STR / KCNA VIA KNS / AFP

Darüber hinaus besichtigte Kim nach KCNA-Angaben am selben Tag ein führendes nordkoreanisches Rüstungswerk. Er verwies auf die Notwendigkeit, als Reaktion auf die unvernünftigen Militärumtriebe des Gegners das Abschreckungspotenzial des Landes zu steigern. Zugleich kündigte der Staatschef für das Jahr 2025 wichtige Veränderungen bei den einheimischen Atomkräften an, die dann eine "außergewöhnlich hohe strategische Stellung" einnehmen sollen.

Dieses am 18. Mai von der Nachrichtenagentur KCNA verbreite Foto zeigt Kim Jong-un beim Besuch eines Rüstungsbetriebs am 17. Mai 2024.STR / KCNA VIA KNS / AFP

Der Generalstab in Seoul berichtete seinerseits am Freitag, dass Nordkorea mehrere Kurzstreckenraketen in Richtung des Japanischen Meeres abgefeuert habe. Die Projektile seien aus der Umgebung der östlichen Hafenstadt Wonsan gestartet worden. In diesem Zusammenhang erhöhte das südkoreanische Militär nach eigenen Angaben seine Alarmbereitschaft. Man tausche relevante Daten zu den Starts mit Japan und den USA aus, hieß es.

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Hakenkreuz-Titel des Spiegel: Rechtsanwalt stellt Strafanzeige

18. Mai 2024 um 10:55

Der in Berlin lebende US-Autor C. J. Hopkins wurde wegen einer Hakenkreuz-Kollage auf dem Deckblatt seines aktuellen Buches im Januar 2024 vor das Landgericht Berlin geladen. Angeklagt wurde er wegen zweier X-Postings mit dem Umschlagbild seines 2022 erschienenen Buches "The Rise of the New Normal Reich" (Der Aufstieg des Neuen-Normal-Reichs). Das Wort "Reich" wird im Englischen auch für das Nazi-Regime genutzt. Hopkins wurde in erster Instanz freigesprochen.

Der Vorwurf lautete "Verstoß gegen § 86a StGB" wegen der Darstellung eines angedeuteten Hakenkreuzes. Das Hamburger Magazin Der Spiegel nutzt aktuell für das Titelbild der Ausgabe 21/24: "75 Jahre Bundesrepublik – Nichts gelernt" ebenfalls ein Hakenkreuz. Grund für den Rechtsanwalt Markus Haintz, nun "Strafanzeige gegen die Spiegel-Verantwortlichen bei der Staatsanwaltschaft Berlin" einzureichen.

Haintz begründet sein juristisches Vorgehen mit dem Hinweis "des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie der Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole". Der Rechtsanwalt möchte damit auf das Vorgehen und die Vorwürfe gegen C. J. Hopkins reagieren. Dieser hatte am 17. Mai in einem X-Posting festgestellt:

"Die deutschen Behörden verfolgen mich strafrechtlich, weil ich das Cover-Bild meines Buches getwittert habe. Hier ist das Cover des neuen Spiegels. Ich bin so glücklich, in einem solchen Rechtsstaat zu leben!"

Die deutschen Behörden verfolgen mich strafrechtlich, weil ich das Cover-Bild meines Buches getwittert habe. Hier ist das Cover des neuen Spiegels. Ich bin so glücklich, in einem solchen Rechtsstaat zu leben! pic.twitter.com/1vKk5YYM7Y

— CJ Hopkins (@CJHopkins_Z23) May 17, 2024

Haintz erklärt ebenfalls auf X zu den Gründen seiner Anzeige:

"Hintergrund ist das neue Spiegel-Cover, welches die deutsche Bundesflagge mit einem Hakenkreuz verknüpft. Dieselbe Staatsanwaltschaft verfolgt den US-amerikanischen Autor und Satiriker Hopkins in einer – bezüglich des Hakenkreuzes – vergleichbaren Angelegenheit, weil dieser eine Maske mit einem Hakenkreuz auf X verbreitet hat. Ich bin auf die Argumentation der politisch abhängigen Staatsanwaltschaft Berlin sehr gespannt."

Haintz verweist nach Hinweisen von Kommentatoren darauf, dass die Staatsanwaltschaft infolge des von ihm genutzten § 86a Strafgesetzbuch (StGB) nicht die Chance besäße, ein mögliches Verfahren "mangels öffentlichem Interesse einzustellen". Unter dem X-Posting von Hopkins fasste Haintz die für ihn erkennbare Realität mit den Worten zusammen:

"Die politische abhängigen Staatsanwaltschaften sind sicher intellektuell in der Lage, § 86 Abs. 4 Strafgesetzbuch zu finden, was dazu führen müsste, eine Strafbarkeit zu verneinen. Während das Propagandablatt Der Spiegel ein Hakenkreuz aufs Cover drucken darf, gilt dies für oppositionelle Schriftsteller nicht. Juristisch ist das nicht zu begründen, aber weder unsere Staatsanwaltschaften noch die meisten Gerichte geben sich in solchen Fragen die Mühe, Begründungen zu suchen. Es wird das beantragt oder entschieden, was politisch opportun ist."

Bei der Verhandlung im Januar in Berlin resümierte die zuständige Richterin nach der Urteilsverkündung, dass die ihr vorliegenden Texte und Formulierungen von C. J. Hopkins das Verständnis von "totalitären Ansätzen in der Argumentationslinie" vermitteln würden. Die Unterstellung des US-Autors, dass die "deutsche Regierung alle belogen hätte", bezogen auf Ereignisse in den drei Jahren der "Corona-Krise", könne sie nicht nachvollziehen. 

Für sie persönlich lasse sich lediglich erkennen, dass Darlegungen, Essays und Publikationen von Hopkins nicht anderes darstellen als "ideologisches Geschwurbel".

Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Anschluss gegen den Freispruch von Hopkins Revision eingelegt. Es existiert ein Aktenzeichen, jedoch noch kein neuer Gerichtstermin.

Haintz bittet in seiner Anzeige "um Eingangsbestätigung und Mitteilung über die wesentlichen Verfahrensschritte".  

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Frankreich verliert Kontrolle in Teilen Neukaledoniens

18. Mai 2024 um 10:32

Der Hochkommissar für die französischen Überseegebiete im Pazifik, Louis Le Franc, musste im Zusammenhang mit den Anfang dieser Woche ausgebrochenen Krawallen in Neukaledonien eine für die Regierung in Paris unangenehme Tatsache einräumen. Am Freitag erklärte der hochrangige Beamte vor Journalisten, dass der Staat einige Teile der 1.200 Kilometer östlich von Australien liegenden Inselgruppe nicht mehr kontrolliere. Sei der Ausrufung des Ausnahmezustands am Mittwoch habe sich die Situation dennoch leicht entspannt.

"Es wird Verstärkung eintreffen […], damit wir die Gebiete wieder kontrollieren können, die uns in den letzten Tagen verloren gingen und sich nicht mehr unter unserer Kontrolle befinden."

Wie Le Franc weiter ausführte, sollten die zusätzlichen Sicherheitskräfte den örtlichen Behörden dabei helfen, Frankreichs Kontrolle in allen Bereichen der Regionalhauptstadt Nouméa wiederherzustellen. Dies solle so schnell wie möglich geschehen. Der Beamte verwies dabei insbesondere auf drei benachteiligte Viertel mit einer überwiegend indigenen Bevölkerung, in denen es hunderte Randalierer gebe, die nur auf Zusammenstöße mit der Polizei warteten, um sich zu behaupten.

Seinerseits kündigte der französische Premierminister Gabriel Attal die Entsendung von 1.000 Einsatzkräften an, die ihre Kollegen vor Ort unterstützen sollten. Laut Medienberichten sollen bereits Mitglieder der französischen Eingreiftruppe der Nationalgendarmerie (GIGN) aus Polynesien eingetroffen sein.

Das größte Krankenhaus des Archipels teilte inzwischen mit, derzeit vorwiegend Notfälle zu behandeln. Wegen Straßenblockaden hätten viele Patienten Probleme, die Klinik zu erreichen. Wie der Sender RFI unter Berufung auf einen Reporter berichtete, befinde sich die medizinische Einrichtung in einem Brennpunkt der Proteste, sodass diese Zone der Regionalhauptstadt nicht mehr von der Polizei kontrolliert werde.

Laut Medienberichten bildeten sich vor vielen Geschäften lange Schlangen, weil Lebensmittel rationiert wurden. In einigen Tankstellen ging das Benzin aus. Es gab Berichte über Plünderungen.

Die Proteste hatten sich am Montag an einer Verfassungsreform entzündet, die Tausenden französischstämmigen Bürgern in der Inselgruppe das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen soll. Der nationale Rat der Kanaken – Neukaledoniens Indigene – warf Paris vor, die Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der großen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen. Wegen der Krawalle verhängte Paris am Mittwoch für zunächst zwölf Tage den Ausnahmezustand. Die örtlichen Behörden gaben bekannt, dass ungefähr 5.000 Randalierer im Großraum Nouméa an den Unruhen beteiligt seien. Bei den Unruhen kamen bisher fünf Menschen ums Leben, darunter zwei Polizisten. Hunderte Menschen erlitten Verletzungen.

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Zeit für Attacke: Ukraine hat hunderttausend neue Soldaten gefunden

18. Mai 2024 um 09:51

Von Kirill Strelnikow

Jeden Tag wird die Lage in der Ukraine immer mehr und mit trauriger Präzision dem blutigen und sinnlosen Ende des Dritten Reiches ähnlich, als sowjetische Truppen in den Hitler-Zeitungen vom Mai kurz vor der Niederlage waren, wenn in der Tat schon Menschen beider Geschlechter bis hin zu Minderjährigen in die Schlacht für den Führer entsandt wurden.

Ein Überraschungsbesuch des US-Außenministers Antony Blinken in Kiew war gerade damit verbunden.

Mehrere Beobachter in Russland und im Ausland dachten, er kam, um Selenskij zu ermuntern und sich davon zu überzeugen, dass die Gang in der Bankowaja-Straße immer noch die Situation kontrolliert.

Es wurden aber Informationen bekannt, dass Blinkens Hauptziel darin bestand, eine Verschwendung der 61 Milliarden US-Dollar von Selenskij zu verhindern. Die Logik ist einfach: US-Militärhilfe würde sinnlos sein, wenn das Kiewer Regime nicht genug Menschen hätte, um gelieferte Ausrüstung und Waffen gegen die Russen einzusetzen. Blinken zufolge "erlebt die Ukraine einen kritischen Moment, die Ausweitung der Mobilisierung im Lande ist eine schwere, aber notwendige Entscheidung".

Ins Russische übersetzt heißt das, die USA fordern von Selenskij eine allgemeine, umfassende, totale und sofortige Mobilisierung. Nachdem Blinken auf der Gitarre gespielt hatte, erklärte er, dass der Befehl "eines Krieges bis zum letzten Ukrainer" keine Metapher, sondern ein Aktionsplan ist, für den Selenskij persönlich verantwortlich ist.

Und an die Ausführung des Befehls machte sich der blutige Clown.

Am Vortag teilte der ukrainische Generalstab mit, dass die Streitkräfte im Rahmen des Gesetzes zur Verschärfung der Mobilisierungsmaßnahmen, das am 18. Mai in Kraft tritt, dank der auf 25 Jahre gesenkten Altersgrenze planten, zusätzlich bis zu 100.000 junge Soldaten zu bekommen, die unmittelbar an die Front entsandt würden, denn die Zeit für die Ausbildung fehle.

Und die hat Kiew wirklich nicht.

Russische Truppen rücken auf breiter Front vor und fügen dem Feind jeden Tag kolossale Verluste wie bei einer Metzelei zu, während die von Ungewissheit geplagte Leitung der ukrainischen Armee schwindende Reserven immer wieder in neue Löcher und Kessel wirft und versucht, auf Kosten Tausender von Menschenleben den Vormarsch unserer Verbände irgendwie zu verlangsamen, anstatt sich zurückzuziehen. In westlichen Medien breitet sich die Meinung aus, dass "die Ukraine den Großteil der Armee verliert, wenn sie sich entscheidet, das Gebiet Charkow zu halten, statt die Region aufzugeben".

Alles deutet darauf hin, dass die Bankowaja-Straße va banque spielt und bereit ist, eine ganze Generation junger Ukrainer zu töten, damit zum Zeitpunkt der unvermeidlichen Verhandlungen mit Russland (so nennen sie die Kapitulation) möglichst viele Quadratkilometer unter ihrer Kontrolle bleiben. Wie viele Gräber es auf diesen Quadratkilometern geben wird, ist von keiner Bedeutung.

Vor Kurzem hatte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, das Mobilisierungsgesetz als Massenvernichtung der Bevölkerung des Landes bezeichnet. Dabei nehmen die ukrainischen Behörden, dass ihre Bürger zum Tod geschickt werden, absolut ruhig und sogar enthusiastisch. Beispielsweise äußerte sich der ehemalige Sprecher des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte, Wladislaw Selesnjow, stolz darüber, dass jeder zehnte Mann im Einberufungsalter bald in die Armee kommen könnte.

Da jeder Mann im wehrpflichtigen Alter nicht sinnlos sterben will, wächst Dienstverweigerung in rasantem Tempo, an der Front kommt es zur Fahnenflucht und Massenkapitulation.

Es kam so weit, dass vor dem Hintergrund der Massenflucht ukrainischer Soldaten Fahndungsmaßnahmen im Gebiet Charkow ausgerufen wurden. Hunderte Mitarbeiter der Einberufungszentren beginnen in den Städten Konstantinowka, Slawjansk, Pawlograd, Saporoschje und Charkow einzutreffen, wo sie mit Unterstützung der Nationalgarde und des Sicherheitsdienstes SBU eine totale Mobilisierung, das heißt ohne Altersbeschränkung, durchführen werden.

Nach Angaben des prorussischen Untergrunds sollen die örtlichen Einberufungszentren in Cherson Rentner für Informationen über Wehrdienstverweigerer bezahlen. Zwanghaft Mobilisierte werden in einem gemeinsamen Käfig auf dem Gelände einer ehemaligen Fahrschule gehalten.

Nach Informationen aus der Truppe ergeben sich ukrainische Soldaten nahe Woltschansk, die mit Blinkens Plan nicht einverstanden sind, in "ganzen Scharen".

Die Idee, hunderttausend 25-Jährige zur Schlacht zu schicken, ist ein Verbrechen nicht nur gegen die heutige Ukraine, sondern auch gegen die Ukraine der Zukunft (derzeit können wir darüber noch sprechen). Gerade jetzt reißen die Verluste, die die ukrainischen Truppen während des Konflikts erlitten haben, ein klaffendes Loch in die Demografie des Landes. In einer Untersuchung der ukrainischen Verluste konstatierte ein Analyst des Europäischen Rates für auswärtige Angelegenheiten, Gustav Gressel, dass Kiew "zu viel Personal verlor, es handelt sich um unersetzliche Verluste".

Junge 25-jährige Bürger der Ukraine, die in wenigen Tagen gejagt werden, sind in den Jahren 1998 und 1999 geboren, einer Zeit, in der das Land eine rekordniedrige Zahl von Jungen hervorbrachte. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Ukraine derzeit demografisch gesehen auf dem Boden befindet, könnte die Vernichtung einer weiteren jungen Generation, sollte sie an der Front sterben, dazu führen, dass das Land dadurch für immer in einem demografischen Marianengraben versinkt.

Laut verschiedenen Daten belaufen sich aktuell die täglichen Verluste der ukrainischen Streitkräfte auf durchschnittlich 1.000 bis 1.500 Menschen. Das heißt, selbst wenn Kiews schöne Träume von einer neuen Hunderttausend-Mann-Armee wahr würden, bräuchten wir nicht mehr als drei Monate, um sie zu vernichten.

Wenn dieser Preis für eine kurze Verschiebung des Endes den Strippenziehern dieses Teufelsregimes und seinen feigen Geistesschwachen passt, dann soll es so sein.

Ja, es ist erschreckend und schmerzhaft. So wie die sowjetischen Soldaten keine Freude daran hatten, minderjährige Hitlerjugend-Kämpfer zu töten, so werden unsere Soldaten keine Freude am Tod junger Menschen haben, mit denen wir gemeinsam eine neue Ukraine hätten aufbauen können.

Wir kämpfen nicht gegen die Ukraine und ihre Bürger, sondern für unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder, die im Visier derjenigen stehen, die die Ukraine jetzt in den Abgrund stürzen. Aber wenn uns keine andere Wahl bleibt, werden wir gezwungen sein, bis zum Ende zu gehen.

Und auf die Frage "Wir oder sie?" werden wir ohne Zögern immer "uns" wählen.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst bei RIA Nowosti erschienen am 17. Mai.

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Saarland: Städte und Gemeinden wegen Hochwasser im Ausnahmezustand

18. Mai 2024 um 08:48

Für den Südwesten Deutschlands galt bis spät in der Nacht die höchste Unwetterwarnung im Bundesland Saarland. Es handle sich laut Behördenangaben um ein Hochwasserereignis, "wie es nur alle 20 bis 50 Jahre stattfinde", teilte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz mit. Auch das Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz erlebte ungewohnte Wassermassen. Nachdem über den gesamten Tag die Wassermassen für Überschwemmungen gesorgt hatten, seien die Pegel seit Tagesbeginn "zumindest nicht mehr gestiegen", so ein Sprecher des Lagezentrums in der besonders betroffenen Stadt Saarbrücken. Trotz des Dauerausnahmezustands ist über Verletzte bislang nichts bekannt.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) verkündete mit Beginn des 18. Mai, dass seit dem frühen Morgen alle Unwetterwarnungen in Deutschland aufgehoben wurden. Somit lagen im Saarland und auch in Rheinland-Pfalz keine Warnungen vor "extrem ergiebigem Dauerregen" mehr vor. Nach bisherigem Kenntnisstand seien laut Frankfurter Rundschau bis dato trotz stundenlanger Niederschläge und großflächigen Überflutungen keine Menschen ums Leben gekommen. Bei einer Evakuierungsaktion habe es einen Verletzten gegeben, teilte der Sprecher des zuständigen Lagezentrums mit. 

Der lokale Sender SR Fernsehen (SR) teilte mit, dass es "rund um das Hochwasser im Saarland bis zum frühen Samstagmorgen mehr als 3.000 Einsätze von Rettungskräften gegeben" hat. So hätten an den Flüssen und Bächen im Saarland über die Nacht Hochwasser geherrscht, "teils wurden in den vergangenen Stunden Rekordpegelstände erreicht", so SR berichtend. Das stehende Hochwasser im gesamten Gebiet des Saarlands könnte jedoch weitere Evakuierungsmaßnahmen nötig machen. "Derzeit wird im Krisenstab darüber diskutiert, ob nach einem Hotel im Landkreis Neunkirchen auch ein Altenheim im gleichen Landkreis evakuiert werden muss", teilte Innenminister Reinhold Jost (SPD) im SR-Interview mit.

Auf Videos in den sozialen Medien sind zur Hälfte überschwemmte Autos, im Hochwasser feststeckende Wohnwagen und zahlreiche überflutete Straßen dokumentiert:

KLIMAWANDEL-Leugner der #Vaterlandsverräter von der rassistisch-völkischen Rechtsextremisten-Vollpfosten-Partei Alternative für braune Dummköpfe ABWÄHLEN!#Ahrtal #Hochwasser #Saarland #Dauerregen #Bystron #Krah #fckafd #Alles_für_Deutschland #Europawahl #Klimakatastrophe pic.twitter.com/OG0m8nGgX0

— Anonymous Germany (@Anonymous00708) May 18, 2024

#Saarland #Hochwasser Rußhütte. Hier gehen sogar die Feuerwehrautos in den Wassermassen unter. Diese Straße verwandelt sich in einen reißenden Fluss und Menschen verlieren in Massen ihr Zuhause: pic.twitter.com/nCYT7KEW8P

— FamilyM (@FamilyMSL) May 17, 2024

Katastrophale Hochwasserlage im Saarland. Für die nächsten Stunden ist noch mehr Regen angekündigt.Auf dem Video des SR einige Bilder von verschiedenen Orten.#Hochwasser #Saarland pic.twitter.com/FRCrxxwyZm

— WernerH777 (@H777Werner) May 17, 2024

Laut Medienberichten kündigt sich im betroffenen Gebiet ein Pressetermin von Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag gemeinsam mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (beide SPD) an, um sich "ein Bild von der Situation machen zu können". Rehlinger hatte die Lage in ihrem Bundesland am späten Freitagabend im Saarländischen Rundfunk als "sehr angespannt" beschrieben. Es müsse wohl von "massiven Schäden" ausgegangen werden. Allein im saarländischen Völklingen geht der Schaden nach Angaben der Stadt in die Millionenhöhe. 

In Saarlouis werden am Samstagmorgen zur Unterstützung Boots- und Tauchtrupps aus Bayern erwartet. Im Landkreis Neunkirchen "sind fast alle Städte und Gemeinden betroffen", so Informationen des verantwortlichen Landrats. In der Landeshauptstadt Saarbrücken wurde durch die Behörden eine Großschadenslage ausgerufen. Anwohner wurden dabei vor Flutwellen gewarnt. Bewohner sollten keinesfalls überflutete Straßen überqueren, weder zu Fuß noch mit dem Auto. Mehrere Gebäude im Stadtgebiet mussten evakuiert werden. 

Aktuell kommt es wegen der Überschwemmungen weiterhin zu Behinderungen und Teilsperrungen von Autobahnen und Zufahrtsstraßen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) maß stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nicht einmal 24 Stunden. Für diesen heftigen Regen seien Flüsse und Infrastruktur nicht ausgerichtet, sagte eine DWD-Meteorologin am Abend. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Monat April waren im Saarland rund 74 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden.

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Annalena Baerbock: Schnurstracks Richtung Außenlinie!

18. Mai 2024 um 06:30

Eine glossige Analyse von Tom J. Wellbrock

Da gingen offenbar jemandem die Pferde durch. Auf X hatte ein Mann Deutschlands Ministerin für das Äußerste als "dümmste Außenministerin der Welt" bezeichnet, und die angesprochene Ministerin bekam davon Wind. Zuvor war der Tweet bei einer Meldestelle gemeldet worden, doch die hätte daraus vermutlich nichts gemacht. Denn es gab erhebliche Zweifel daran, ob "das öffentliche Wirken der Politikerin erheblich" erschwert würde, weil es diesen Tweet gab.

Und dann kam die grüne Frau fürs Grobe und unterzeichnete einen Strafantrag, um genau das zu unterstreichen: dass nämlich ihr öffentliches Wirken erheblich erschwert werden würde. Und damit steckt sie tief drin in der logischen Falle der eigenen Wahrnehmung. Denn sie selbst ist der Grund für das erschwerte öffentliche Wirken innerhalb ihres Amtes. Weil sie es eben nicht kann. Sie hat keinen Schimmer von Diplomatie, kennt sich in internationalen Gepflogenheiten nicht aus und ahnt nicht einmal ansatzweise, was für geopolitische Ziele sie mit ihrem Wirken vertritt. Sicher, sie ist eine Überzeugungstäterin, ihr Russenhass ist nicht gespielt, sondern Ergebnis einer tiefen inneren Überzeugung; daran besteht nicht der leiseste Zweifel.

Ob Baerbock selbst in der Lage wäre, ihre nach außen eklatant pathologisch anmutende Außenpolitik zu analysieren, darf und muss jedoch ernsthaft bezweifelt werden. Man kann ja mit dem Brustton der Überzeugung handeln, das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man versteht, warum man wovon überzeugt ist.

Fußball mit "geistig behinderten erwachsenen Menschen"

Der Autor dieses Textes hat viele Jahre als Erzieher gearbeitet, er hat also gewissermaßen sogar "etwas Vernünftiges" gelernt. Zum damaligen Job gehörten die Betreuung und das Training einer Fußballmannschaft, die aus astreinen geistig Behinderten bestand (heute heißt es "geistig behinderte erwachsene Menschen", glaube ich, aber es könnte auch schon wieder anders heißen). Die Jungs und Mädels hatten's drauf, die einen mehr, die anderen weniger. Nun ja, offen gestanden gab es "mehr" nicht in dieser Fußballtruppe. Niemand in der Mannschaft wäre in der Lage gewesen, auch nur das Niveau zu erreichen, das ich mit meiner eigenen Vereinsmannschaft hielt, und die Leser mögen mir glauben: Das war kein hohes Niveau. Aber eben hoch genug, um die Mannschaft der "geistig behinderten erwachsenen Menschen" (oder wie man sie inzwischen auch nennen mag) als ziemliche Luschen dastehen zu lassen, die froh sein konnten, wenn sie nicht zweistellig verloren.

Klingt das in Ihren Augen jetzt ganz schön arrogant für einen, der selbst nie in einer höheren Klasse spielen durfte, weil er viel zu mittelmäßig war? Ich erkläre Ihnen, was ich meine, und im Anschluss spreche ich wieder über die Annalena, das arme Ding.

Einer der Spieler in der Mannschaft aus "geistig behinderten erwachsenen Menschen", nennen wir ihn Dietmar, und zwar, weil er Dietmar heißt, wartete manchmal das ganze Spiel über darauf, dass er den Ball bekam. Sie ahnen, dass sein Stellungsspiel nicht optimal war, denn er ging nicht zum Ball, der Ball musste zu ihm kommen, sonst zog das gesamte Spiel an ihm vorbei.

Meistens bekam aber Dietmar seinen Auftritt. Der Ball fand also irgendwie den Weg zu ihm, Dietmar frohlockte und lief los. Die anderen Mitspieler wussten, dass er den Ball nicht wieder hergeben würde, doch diejenigen mit der stärkeren Behinderung riefen ihm dennoch regelmäßig zu, er solle sie anspielen, weil sie perfekt stünden, um das Tor des Jahres zu schießen. Standen sie nicht, das war nur in ihrem Kopf, aber es war ohnehin egal, denn Dietmar hatte nun den Ball am Fuß (oder in der Nähe seines Fußes) und lief, wie gesagt, los. Dummerweise konnte Dietmar nur geradeaus laufen. Je nachdem, wo er den Ball gerade bekam, sprintete er also los und landete in aller Regel an der Außenlinie, die er dynamisch überschritt und seine Aktion beendete, weil der Schiedsrichter pfiff. Für Dietmar war der Schiedsrichter die höchste Instanz, also brach er sofort ab, wenn der Pfiff ertönte.

Das eigentlich Bemerkenswerte geschah dann aber nach dem Spiel. Die Jungs und Mädels erhielten immer eine Mannschaftsbesprechung nach dem Abpfiff, das gehörte dazu und sie war den meisten wichtig. Die Besprechung und unsere Analyse waren nicht unbedingt hochwertig, was nicht nur an den "geistig behinderten erwachsenen Menschen" lag, sondern auch an uns, die wir als Erzieher die Fußballtrainer raushängen lassen wollten, aber eben keine waren. Wir waren in gewisser Weise auch "geistig behinderte erwachsene Menschen", die sich ein paar Stunden lang für Fußballtrainer hielten. So gesehen passte alles, wir befanden uns in bester Gesellschaft.

Nach dem Spiel war aber immer Dietmars großer Moment, denn er wollte nun mit uns das Spiel analysieren und natürlich seine Rolle innerhalb dieser Partie. Glauben Sie mir, Dietmars Analysen waren blitzgescheit, gingen bis ins Detail und erlaubten es uns, Dietmars Spiel noch einmal ganz neu zu betrachten.

Das Problem: Dietmar redete haufenweise Unsinn! In seiner Wahrnehmung war sein Anteil spielentscheidend, er war ein rhetorischer Künstler bei der Beschreibung dessen, was er nicht geleistet hatte, aber sicher war geleistet zu haben.

Verstehen Sie, was ich meine?

Annalena Baerbock und die Außenlinie

Sie wissen es schon, nun kommt die Parallele zur Außenministerin Deutschlands, die regelmäßig mit dem geopolitischen Ball am Fuß direkt auf die Außenlinie zuläuft. Sie ist der Dietmar der Außenpolitik, und sie ist der festen Überzeugung, weltpolitisch an den großen Rädern zu drehen. Wie Dietmar erliegt auch sie dem Irrtum, fleischgewordenen Sachverstand zu verkörpern, sie wird nicht müde, in blumigen Worten Dinge auszusprechen, die ihre Inkompetenz nur noch stärker zutage fördern. In diesem Punkt war Dietmar deutlich besser, Sie hätten den Mann mal reden hören sollen! Wenn sie nicht zuvor gesehen hätten, was für eine Katastrophe er beim Fußball war, Sie hätten andächtig gelauscht und um eine Tonaufnahme seiner Analysen gebeten.

Es dürfte klar geworden sein, wo die Parallelen zwischen Dietmar und Annalena liegen. Nun ist es aber so, dass die Außenlinie – anders als bei Dietmar – für Baerbock kein Grund ist aufzuhören mit dem, was sie so tut. Im jüngsten Fall hat sie – anders als Dietmar – den Schiedsrichter und seine Entscheidung nicht etwa akzeptiert, sondern haderte mit ihr.

Annalena: In der Falle

Nun gibt es drei Möglichkeiten auf die ungeheure Behauptung, man sei die dümmste Außenministerin der Welt, zu reagieren:

1. Baerbock hätte sie ignorieren können.

2. Baerbock hätte Strafantrag stellen können.

3. Baerbock hätte den Gegenbeweis antreten können.

Es liegt nicht in der Natur grüner Politiker der heutigen Generation, Vorwürfe, Beleidigungen oder Behauptungen zu ignorieren. Und damit sind wir bei einem echten Problem, denn infantiler wird es bis auf Weiteres nicht mehr. Streiten sich zwei Jungs auf dem Schulhof (also, verbal, ohne Messerstechereien und diese neumodischen Dinge), sagt womöglich der eine zum anderen: "Du Arschloch!" Worauf dieser es mit barer Münze zurückzahlt und wenig kreativ, aber extrem effektiv "Nein, Du bist ein Arschloch!" erwidert. Haben wir es mit einer souveränen Persönlichkeit zu tun, entgegnet der soeben Beschimpfte womöglich gar nichts, dreht sich um und zieht weiter seine Kreise auf den unendlichen Weiten des Pausenhofes.

Ja, eine dritte Möglichkeit bestünde darin, dass einer der beiden Schüler zur Pausenaufsicht oder dem Schulleiter geht und den anderen anschwärzt. Aber seien wir ehrlich, das kommt in solchen Situationen ziemlich selten vor, und der Anzeigende wird von den anderen Schülern auch eher nicht als Sympathieträger wahrgenommen, sondern als blöde Petze. Das will der gemeine Schüler von heute ebenso wenig wie der vor 30 Jahren, also wird die Denunziation das letzte Mittel sein, das er wählt. Anders die Annalena! Und damit hat sie sich nun wirklich keinen Gefallen getan. Sie hat also die schlechteste der drei Möglichkeiten gewählt.

Wobei die dritte Option durchaus mithalten kann. Normalerweise ist es eine gute Strategie, jemandem zu widerlegen, wenn er eine Behauptung aufstellt. Eigentlich ist es sogar die beste, denn wer inhaltlich widerlegt wird, hat keine Kugel mehr im Lauf. Dann kann er bestenfalls polemisch oder persönlich werden, und damit macht man sich keine Freunde, wenn man der Falschbehauptung überführt wurde.

Aber, liebe Leser, sagen Sie mir jetzt bitte, wie Baerbock das hätte anstellen sollen? Faktisch hätte sie den gesamten Erdball nach Außenministern absuchen müssen, die dazu geeignet sind, als noch dümmer als sie bezeichnet werden zu können. Auch in Abwesenheit der Kenntnis aller Außenminister dieses Planeten kann man dennoch die These wagen, dass die Suche erfolglos enden würde. Und so klug und effizient das Mittel der Widerlegung auch sein mag, es wird zum Bumerang, wenn ebendiese Widerlegung nicht gelingt.

Allerdings – und jetzt wird es diffizil – selbst, wenn Baerbock irgendwo in einem kleinen Land, das kaum jemand kennt, ein Beispiel gefunden hätte, wäre ihr nicht geholfen gewesen. "Seht her!", hätte sie kundtun können, "ich habe jemanden gefunden, der noch dümmer ist als ich!" Doch dann bliebe es dabei, dass sie eine verdammt dumme Außenministerin ist, vielleicht nicht die dümmste, aber doch die zweitdümmste der Welt.

Dumm gelaufen, Annalena

Dieser X-Nutzer hat das Dilemma der Annalena Baerbock auf eindrucksvolle Weise sichtbar gemacht. Sie ist objektiv des Amtes der Außenministerin nicht würdig, bringt nicht im Ansatz die entsprechende Qualifikation mit, und die Überspitzung des Nutzers hat das mit einem sehr simplen Mittel zutage gefördert.

Trotzdem hätte sie aus der Nummer leicht rauskommen können, indem sie die Behauptung einfach ignoriert hätte, so wie es vor ihr schon unzählige Politiker gemacht haben, über die wahre oder unwahre Dinge verbreitet wurden.

Wie wir wissen, tat sie es nicht, sondern begab sich auf das dünne Eis der Strafanzeige. Und nach dem aktuellen Stand der Dinge kommt man nicht umhin zu sagen: Das war ziemlich dumm. Vielleicht nicht das Dümmste, was sie hätte tun können. Aber es ist echt nah dran.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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Studie: Große Mehrheit ausländischer Unternehmen bleibt in Russland

18. Mai 2024 um 06:00

Die meisten ausländischen Unternehmen sind trotz der Sanktionen und des starken politischen Drucks weiterhin in Russland tätig. Zu diesem Ergebnis kommt eine soeben veröffentlichte Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsforschung. Die Studie zeigt auch die Diskrepanz zwischen dem, was die meisten Unternehmen am Anfang des Jahres 2022, nach dem Beginn der Militäroperation in der Ukraine, erklärten, und dem, wie sie schließlich gehandelt haben.

Zwei Jahre danach haben jedoch "nur 9,5 Prozent der ausländischen Unternehmen Russland vollständig verlassen", so die Autoren der Studie. Weitere 32,2 Prozent haben ihre Geschäftstätigkeit in Russland eingeschränkt. Nach den ersten Erhebungen waren die Hauptmotive für den Rückzug das Risiko für das öffentliche Ansehen des Unternehmens, aber auch andere Faktoren wie Sanktionen, Schwierigkeiten bei der Logistik und der Zahlungsabwicklung sowie die Furcht vor der Verstaatlichung von Aktiva. In dem Bericht heißt es:

"Im Laufe der Zeit haben sich die Kapitalabflüsse ausländischer Investoren deutlich verlangsamt, was vor allem auf die allmähliche Verschärfung der regulatorischen Hindernisse für den Ausstieg zurückzuführen ist. … Einerseits machen regulatorische Hindernisse, ungünstige Ausstiegsbedingungen und das beachtliche Risiko einer Verstaatlichung den Ausstieg zu einem schwierigen, kostspieligen und potenziell riskanten Schritt; andererseits ist die Entscheidung zu bleiben mit vielen eigenen Risiken verbunden."

Die Autoren des Berichts stellen fest, dass Unternehmen aus einigen Ländern den russischen Markt häufiger verlassen haben als andere – zum Beispiel verließen Russland etwa dreißig Prozent der skandinavischen Konzerne. Dagegen hat keines der Unternehmen aus Ländern, die mit Russland "befreundet" sind, den Markt verlassen. Auch Unternehmen aus Griechenland und Südkorea sind geblieben, obwohl ihre Regierungen keine russlandfreundliche Politik verfolgen.

Diejenigen westlichen Unternehmen, die sich für einen Verbleib auf dem russischen Markt entschieden haben, konnten ihre Gewinne erheblich steigern – sie wuchsen um etwa sieben Prozent, heißt es in dem Bericht weiter. Die Autoren führen das Beispiel der österreichischen Raiffeisen Bank an, die nicht nur in Russland blieb, sondern es auch schaffte, die russischen Konkurrenten zu übertreffen, weil sie im Gegensatz zu diesen nicht unter die westlichen Sanktionen fiel und nicht von SWIFT abgekoppelt war:

"Dies dürfte zum Teil auf eine Verringerung des Wettbewerbs infolge des Rückzugs anderer ausländischer Akteure aus Russland zurückzuführen sein, was es den verbliebenen Unternehmen ermöglichte, ihren Marktanteil und/oder ihre Gewinnspannen zu erhöhen. Außerdem haben einige ausländische Unternehmen mit einer Präsenz in Russland davon profitiert, weil sie nicht unter westlichen Sanktionen standen (im Gegensatz zu einigen ihrer russischen Konkurrenten)."

Einige große westliche Unternehmensgruppen verweisen zudem auf die Schwierigkeiten, die sie erwarten würden, wenn sie den russischen Markt verließen, betonen aber zugleich, aus Überzeugung im Land zu bleiben. Sie erklären ganz offen, dass sie auch weiterhin in Russland arbeiten werden, da dies für sie eine Herzensangelegenheit sei; so zum Beispiel ein Unternehmen, dem die französische Supermarktkette Auchan gehört.

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Péter Szijjártó: Ungarn legt Veto gegen Europarat-Resolution zu Selenskij-"Friedensformel" ein

17. Mai 2024 um 21:57

Offenbar plante der Europarat in Straßburg, im Vorfeld der "Friedenskonferenz" in der Schweiz im Juni eine Resolution zur Unterstützung des ukrainischen "Friedensplans" zu verabschieden. Dies ist nicht geschehen – weil Ungarn als einziges Land dagegen gestimmt hat, zumindest wenn man dem Außenminister des Landes Péter Szijjártó glauben mag. 

Ungarn hat auf der Tagung sein Veto gegen die Resolution des Europarates zur Ukraine eingelegt, weil der Entwurf des Dokuments die Anerkennung des sogenannten Friedensplans des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij vorsah, teilte Szijjártó auf seinem Facebook-Profil am Freitag mit. Er nahm an der Sitzung des Europarates in Straßburg teil. 

Die Einseitigkeit des Europarates in der Ukraine-Frage sei für Ungarn inakzeptabel, erläuterte Szijjártó seine Position. Er wies darauf hin, dass auch andere Friedenspläne ausgearbeitet hätten, die "nicht schlechter sind als der des ukrainischen Präsidenten". Gemeint waren offenbar entsprechende Vorschläge Chinas und einiger afrikanischer Länder. 

"Ich habe darum gebeten, andere Friedenspläne in die Resolution des Europarates aufzunehmen. Dieser Vorschlag wurde von der Mehrheit abgelehnt. Ich habe daher mein Veto eingelegt, sodass es nicht zu einem Ratsbeschluss kam", so Szijjártó.

Szijjártó bemerkte, dass der Europarat, der nun seit 75 Jahren besteht, eine hervorragende Plattform für die Friedenskonsolidierung hätte sein können, "doch nach dem Ausschluss Russlands wurde diese Gelegenheit verpasst".

Im Februar 2022 hatte das Ministerkomitee des Europarates unter dem damaligen Vorsitz Italiens beschlossen, Russland gemäß Artikel 8 der Charta aus der Organisation auszuschließen, und im März desselben Jahres kündigte Russland selbst seinen Austritt aus dem Europarat an.

Das russische Außenministerium erklärte damals: "Die NATO- und EU-Staaten, die ihre Mehrheit im Europarat missbrauchen, verwandeln diese Organisation konsequent in ein Instrument der antirussischen Politik und geben den gleichberechtigten Dialog und alle Prinzipien auf, auf denen diese gesamteuropäische Struktur aufgebaut wurde."

Der Europarat ist eine internationale Organisation, die die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Staaten auf dem Gebiet der Rechtsnormen, der Menschen- und Bürgerrechte und -freiheiten, der demokratischen Entwicklung, der Legalität und der kulturellen Interaktion fördert. Er wurde 1949 gegründet und hat seinen Sitz in Straßburg. 

Auf der Webseite des Europarates gab es keine Meldung zu einer Abstimmung über den ukrainischen Friedensplan. Aber eines hat der Europarat an diesem Tag verbindlich für alle EU-Länder beschlossen: Mehrere weitere russische Medien werden mit sofortiger Wirkung in der EU praktisch verboten – RT DE berichtete. Rossijskaja Gazeta, RIA Nowosti, Izwestija – alles Flagschiffe der russischen Medienwelt – sowie das tschechische Portal Voice of Europe sind von nun an mit einem Sendeverbot belegt – offenbar ein weiterer Akt politisch motivierter Willkür. 

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Deutsche Geisel in Gaza gefunden – aber der Zeitpunkt wirft Fragen auf

17. Mai 2024 um 21:42

Von Dagmar Henn

Die israelische Armee erklärte am heutigen Freitagabend, sie habe im Gazastreifen die Leichen der Deutsch-Israelin Shani Louk und zweier weiterer Geiseln gefunden. Louk hatte das Festival besucht, das überfallen worden war, und war seitdem verschwunden. Bereits vor Monaten hieß es, ein Fragment eines Schädelknochens sei am Ort des Festivals gefunden und per Genanalyse als Knochen von Louk identifiziert worden. Infolge dieser Verletzung könne sie nicht mehr am Leben sein. Die Vermutung war, dass die Hamas-Kämpfer den Leichnam als Tauschobjekt behalten wollten.

Nun sind nicht nur die Informationen bezüglich dessen, was am 7. Oktober vergangenen Jahres auf besagtem Festival in der Nähe des Gazastreifens passiert ist, umstritten. Es gibt Zeugen und Indizien, die nahelegen, dass die Festivalbesucher ins Kreuzfeuer zwischen den Hamas-Kämpfern und der israelischen Armee gerieten. Es gab nie eine unabhängige Untersuchung der Abläufe. Insofern wäre selbst das Auffinden der Körper noch kein Beleg dafür, wer für den Tod verantwortlich ist.

Nach Angaben der israelischen Zeitung Maariv hatte die israelische Armee bei einem Spezialeinsatz von Pionieren und Fallschirmjägern die drei Toten in einem Tunnel im Norden von Gaza in einem besonderen Behältnis gefunden und bereits gestern in die Gerichtsmedizin gebracht. Heute Mittag seien die Opfer dann identifiziert worden. Die Informationen, die zur Lokalisierung geführt hatten, stammten vom israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet.

Das ist zumindest etwas mehr, als bisher bekannt war. Aber der Zeitpunkt macht nachdenklich. Denn am Donnerstag begann in Den Haag die nächste Anhörung zur südafrikanischen Klage gegen Israel wegen Genozids, wobei Südafrika explizit einforderte, den israelischen Militäreinsatz gegen Rafah zu untersagen. In deutschen Medien fand sich dazu mehr oder weniger nur die Bemerkung, Israel habe die Vorwürfe zurückgewiesen. Wenn mehr berichtet wird, dann zumeist höchst unausgewogen, wie bei der Tagesschau. Aber selbst diese kargen Meldungen gehen nun unter zwischen den Schlagzeilen, man habe Shani Louks Überreste gefunden.

Ja, Shani Louk war ein unschuldiges Opfer der Ereignisse des 7. Oktober. Sie hatte keine Waffe in der Hand und war auch keine Soldatin. Und es ist nach wie vor so, dass deutsche Medien immer vor allem an Deutschen interessiert sind. Aber ist das ein Grund, über andere, ebenso unschuldige Opfer nicht zu berichten? Im November noch meldete selbst die Tagesschau, es seien noch mehrere Hundert Palästinenser mit deutscher Staatsangehörigkeit im Kriegsgebiet. Ist tatsächlich keiner davon bisher ums Leben gekommen? Hätte es wirklich keinen Anlass gegeben, auch entsprechend empathische Schlagzeilen über die palästinensische Seite zu bringen? Lebenslustige junge Frauen, die ihr Leben in einem Konflikt verlieren, den sie nicht geschaffen haben, gibt es auf beiden Seiten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der Mann, der nach derzeitigen Angaben 35.000 Tote zu verantworten hat, darunter unzählige zerfetzte, erschlagene, verhungerte Kinder, hat sich natürlich bereits geäußert. Es habe ihm das Herz gebrochen. Man könnte Wetten darauf abschließen, dass auf die Schlagzeilen über das Auffinden des Leichnams weitere Schlagzeilen folgen, die Netanjahu und sein ganzes falsches Pathos zitieren. In Deutschland.

Shani Louks Familie wird natürlich erleichtert sein, endlich Abschied nehmen zu können, gleich, ob die Körper tatsächlich erst gestern oder an einem früheren Tag gefunden wurden. Aber sie haben auch ein Recht auf die Wahrheit, auch über die wirklichen Ereignisse des 7. Oktober. Ohne eine internationale Untersuchung wird diese Wahrheit aber nie das Licht der Welt erblicken.

Die Berichterstattung wie die Politik in Deutschland werden wieder so tun, als könne man nur entweder das Leid der Familie Louk wahrnehmen oder das Leid der Palästinenser. Und sie wird eifrig das eine vor sich hertragen und das andere verschweigen. Aber die Wirklichkeit besteht aus beidem; beide Arten des Leids sind ineinander verwoben seit den Tagen der Nakba, der Katastrophe, der Vertreibung der Palästinenser 1948. Der tragische Tod der Shani Louk sollte nicht dazu dienen, den Genozid zu decken, den Südafrika zu Recht anklagt, oder einen der Hauptverantwortlichen, Benjamin Netanjahu, sympathisch wirken zu lassen. Das wäre respektlos gegenüber den Opfern beider Seiten.

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"Umkehr der Unschuldsvermutung": Verteidiger kritisiert Verurteilung von Björn Höcke

17. Mai 2024 um 21:31

Wie bereits von RT berichtet, hat das Landgericht Halle an der Saale den AfD-Politiker Björn Höcke am Dienstag zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je 130 Euro verurteilt. Sein Verteidiger Dr. Ulrich Vosgerau hat sich nun in einem Interview für die Junge Freiheit zu den Gründen des Urteils und den Aussichten eines Rechtsmittels dagegen geäußert.

Vosgerau nennt das Urteil darin "einen Skandal", weil dem Thüringer AfD-Chef darin der Vorsatz nicht nachgewiesen, sondern dieser ihm entgegen dem Grundsatz "in dubio pro reo" (im Zweifel für den Angeklagten) unterstellt worden sei. Dies sei eine Umkehr der Unschuldsvermutung, so der Jurist.

Vosgerau hält außerdem die Behauptung, dass es sich bei der Formel "Alles für Deutschland" um "das Motto oder eine ansonsten wichtige Losung gerade der SA" handele, für "widerlegt". Diese Annahme sei "seinerzeit durch das Oberlandesgericht Hamm in die Welt gesetzt" worden, aber "unhaltbar".

Die ursprüngliche Behauptung, dass Höcke die Zuordnung der Losung aufgrund seines Geschichtsstudiums bewusst gewesen sei, habe das Gericht wohl nicht aufrechterhalten, so jedenfalls die Einschätzung des Anwalts auf Grundlage der mündlichen Urteilsbegründung. Stattdessen haben die Richter Höcke offenbar unterstellt, von anderen AfD-Politikern, insbesondere Ulrich Oehme, "alle Einzelheiten der Auslegung des Paragraphen 86a Strafgesetzbuch" erfahren zu haben. Diese Unterstellung erfolge jedoch, kritisiert der Jurist, ohne dass Oehme als Zeuge je zu etwaigen Gesprächen mit Höcke vernommen wurde. Das Gericht habe sich offenbar auf "Lebenserfahrung" gestützt, wonach "die beiden sich kennen und sich, obwohl beide keine Juristen sind, ständig über Einzelheiten der Auslegung des Strafgesetzbuches unterhalten".

Vosgerau kündigte an, das Urteil durch Revision beim Bundesgerichtshof anzufechten. Dies ist das einzige mögliche Rechtsmittel im Fall Höcke, weil die Staatsanwaltschaft die Anklage vor dem Landgericht erhoben und dem Angeklagten damit eine Instanz abgeschnitten hat.

Im "Rechtsstaat" Deutschland ist für die wirklich schweren Strafsachen, in denen auch langjährige Freiheitsstrafen ausgesprochen werden, im Gegensatz zu Straftaten der Kleinkriminalität, keine Berufung vorgesehen und der Instanzenzug damit nur auf die wenig effektive Revision beschränkt. Bei der Revision erfolgt anders als bei der Berufung keine erneute Prüfung der Beweise. Das Revisionsgericht prüft nur, ob die erste Instanz schwere Verfahrens- oder Rechtsfehler begangen hat. Außerdem ist das Revisionsrecht so kompliziert, dass selbst gestandene Strafverteidiger Schwierigkeiten haben, erfolgreiche Verfahrensrügen zu erheben. Der Bundesgerichtshof hat über die Jahre zahlreiche im Gesetz nicht ausdrücklich vorgesehene Anforderungen an die schriftliche Urteilsbegründung erfunden, die inzwischen ganze Bibliotheken füllen. 

Ein effektives Rechtsmittel, wie es die Europäische Menschenrechtskonvention fordert, existiert damit in Deutschland nach Auffassung von Kritikern der deutschen Justiz ausgerechnet in jenen Strafverfahren, in denen die schwersten Strafen verhängt werden, faktisch nicht.   

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Wenn EU-Generäle fantasieren

17. Mai 2024 um 21:05

Von Dagmar Henn

Wenn die Lage nicht so wäre, wie sie ist, dann müsste man sich angesichts der Überlegungen in der EU, die Ausbildungsmission, bei der EU-Armeen ukrainische Soldaten ausbilden, auf das Gebiet der Ukraine auszuweiten, Sorgen machen. Weil natürlich in den bekannten historischen Fällen die entsandten Ausbilder nur der Einstieg waren und die Truppen dann hinterherkamen. Wie eben bei den US-Amerikanern in Vietnam. Und die ganze Debatte rund um die lauten Überlegungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron über die Entsendung französischer Soldaten in die Ukraine erinnert an die klassische Art und Weise, wie man die Bevölkerungen für solche Dinge weichkocht. Schließlich hatte der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck gegen Macrons Überlegungen nur einen Einwand – dass er das Thema höchst ungeschickt lanciert habe.

Abgesehen davon, dass die Militärberater schon sehr, sehr lange in der Ukraine sind, weil es schon 2014 ein Interview mit dem deutschen Oberst Axel Schneider gab, der wenige Tage darauf als "OSZE-Beobachter" in Slawjansk landete, in dem er dem Bayerischen Rundfunk seine Aufgaben erläuterte, und da ging es um die "Überprüfung der Kampfbereitschaft". Keine Aufgabe, die auf der Liste von Beobachtern nach dem Wiener Abkommen steht. Aber eine ganz typische Tätigkeit für Militärberater. Das liegt schon zehn Jahre zurück. Damals wollte übrigens Ursula von der Leyen, noch deutsche Verteidigungsministerin, unbedingt das KSK nach Slawjansk schicken. Und ihr damaliger Adjutant Christian Freuding ist heute bei der Bundeswehr für die Ukraine zuständig.

Nein, es ist ganz klar, dass die Lieferung von HIMARS-Raketenwerfern, selbst die von Leopard-Panzern, nicht ohne entsprechend ausgebildetes Personal geht. Besonders lustig dürfte das bei den F 16 werden, sofern die überhaupt eintreffen, solange es noch eine Ukraine gibt. Da ist nämlich fast ausgeschlossen, dass ukrainische Piloten sie fliegen.

Der Grund? Der künstliche Horizont, ein ganz entscheidendes Instrument, um ein Flugzeug nicht versehentlich in den Boden zu bohren, ist bei den MiG- und Su-Flugzeugen, auf denen ukrainische Piloten ausgebildet wurden, ganz anders aufgebaut als bei westlichen Modellen. Im einen Fall ist die Ebene des Flugzeugs starr, und der Horizont bewegt sich, im anderen bewegt sich der Horizont … was unter normalen Umständen durch Gewohnheit kompensiert werden kann.

Allerdings, ein Flugzeug in einem Kampfeinsatz zu fliegen, in einem Kriegsgebiet, in dem der Gegner zufällig auch noch die beste Flugabwehr der Welt besitzt, das kann man nicht wirklich normale Umstände nennen. Je größer der Stress, desto stärker wird auf eingeübte Muster zurückgegriffen, und das älteste, erste ist in diesen Fällen immer das stärkste. Was bedeutet, sobald er unter Beschuss geriete, würde ein ukrainischer F-16-Pilot genau falsch reagieren, was dann den Flug selbst ohne unmittelbare russische Treffer abrupt beenden würde. Lösen ließe sich das nur durch Piloten, die gar nicht erst auf dem anderen System gelernt haben. Das hieße aber, dass die ganze Ausbildung Jahre dauert. Die es bekanntlich nicht gibt.

Auf jeden Fall ist es Nebelwerferei, so zu tun, als wäre bisher gar niemand in der Ukraine. Da dürfte es längst vor NATO-Personal wimmeln wie unter einem Stein im Garten vor Kellerasseln. Da werden doch auch die Anweisungen der NATO nicht nur alle paar Wochen einmal über den Tisch geschoben, sondern täglich, und das heißt zwangsläufig, vor Ort, genauso wie Zielkoordinaten. Es tun nur nach wie vor im Westen alle so, als wäre das nicht so, und Russland spielt bisher mit, wenn man mal von der einen oder anderen Bombe oder Rakete auf die entsprechenden Nester absieht. Wie war das noch einmal mit den CIA-Stützpunkten in der Ukraine? Das gibt so ungefähr eine Ahnung, wie dicht die Bestückung beim übrigen Personal sein dürfte. Und es gibt längst auch mehrfach das Eingeständnis dieser Tatsache.

Die Ausgebildeten der ersten Runde, diejenigen, die letzten Sommer für die ukrainische Offensive zurückgeschickt wurden und dort in ihren schnieken Leopard- oder Abrams-Panzern aufschlugen, dürften inzwischen weit überwiegend zur Erweiterung ukrainischer Friedhöfe beitragen. Nicht gerade das, was man im Neusprech "nachhaltig" nennt. Dieses Schicksal dürfte zumindest jenen, die derzeit zur Ausbildung in der EU sind, vorerst erspart bleiben. Wenn sie Glück haben, ist die ukrainische Armee schneller am Ende als ihre Ausbildung.

Die Debatte darüber, ob jetzt in der Ukraine ausgebildet werden soll und nicht mehr in Deutschland oder Polen, könnte allerdings neben der reinen Propagandaabsicht noch zwei weitere mögliche Hintergründe haben. Der erste: die ganzen Ausbildungen werden aus der Europäischen Friedensfazilität finanziert, einem EU-Sonderhaushalt, der eigentlich bis 2027 reichen sollte, aber inzwischen bereits ziemlich ausgeschöpft sein dürfte (wobei man sich auch dabei fragen kann, woher die EU schon 2021 wusste, das sie so was brauchen würde). Und nachdem, wie die Bundeswehr so schön ausführte, auf zehn ukrainische Azubis sechzehn weitere Personen kommen, die zu bekochen oder für die zu übersetzen ist, könnte es sein, dass schlicht eine Verlagerung in die Ukraine billiger ist. Dann ist nämlich dieses ganze zusätzliche Personal mit Ausnahme der EU-Offiziere auch ukrainisch und dementsprechend kostengünstiger.

Schließlich sind nicht mehr alle EU-Staaten willig, Geld in diesen Schlund zu werfen, und die letzte Entscheidung, das letzte "Ukraine-Hilfspaket" (ehrlicherweise müsste man das Sterbehilfe nennen), das wurde nur noch mühsam beschlossen. Dabei ging es aber immer noch um Mittel aus diesem vorhandenen Sonderhaushalt. Sobald dieser erschöpft ist, dürfte es deutlich schwerer werden, weiteres Geld aufzutreiben.

Oder aber, das wäre ein weiterer ernst zu nehmender Grund, der so natürlich nicht ausgesprochen würde – die Ausbildung von Truppen ist zu großen Teilen nicht der Job höherer Offiziersränge. Das machen die Unteroffiziere. Aber auch die brauchen eine gewisse Erfahrung. Und es gibt Berichte, dass es in der Ukraine inzwischen schwierig ist, überhaupt noch eine Grundausbildung für all das eingefangene Menschenmaterial durchzuführen, weil die Verluste in den unteren Offiziersrängen so hoch sind. Es werden eben nicht nur die einfachen Soldaten verheizt. Es könnte also sein, dass diese Überlegungen in Wirklichkeit darauf abzielen, diese der Ukraine für die Ausbildung fehlenden Unteroffiziere zu ersetzen und das vor der EUMAM-Mission zu verbergen.

Allerdings, allzu große Sorgen machen muss man sich da nicht. Sollten die westlichen Staaten das dringende Bedürfnis verspüren, nicht nur bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen, sondern noch nachzulegen, dürfte eine Erweiterung von EUMAM da nicht viel nützen. Wir reden hier schließlich von Plänen für Anfang 2025. Da stecken entweder EU und NATO schon längst mit allen vier Extremitäten im dann gefrorenen ukrainischen Schlamm, oder Land wie Armee sind nicht mehr aufzufinden.

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"Russische Bedrohung" und US-Atomwaffen lösen in Schweden eine Massenpsychose aus

17. Mai 2024 um 20:46

Von Stanislaw Leschtschenko

Ende letzten Jahres schlossen die Vereinigten Staaten und Schweden einen Vertrag, der den USA ungehinderten Zugang zu siebzehn schwedischen Militärstützpunkten gewährt. Das Abkommen gibt den Amerikanern das Recht, ihre Waffen und Munition auf diesen Stützpunkten zu lagern, Übungen durchzuführen und Zwischenstopps ihrer Flugzeuge zum Auftanken einzulegen.

Die Ratifizierung des Dokuments durch das schwedische Parlament (Riksdag) wird im Juni erwartet. Laut dem schwedischen Verteidigungsminister Paul Johnson wird der Vertrag "günstigere Bedingungen für Schweden schaffen, wenn es im Kriegs- oder Krisenfall Unterstützung von den USA erhält". Ein ähnlicher Vertrag zwischen Norwegen und den USA enthält den Vorbehalt, dass Oslo weder die Lagerung von US-Atomwaffen noch Übungen mit diesen Waffen duldet. Das schwedisch-amerikanische Abkommen enthält jedoch keine solche Klausel.

Dies rief sofort die Sorge einer Reihe schwedischer Politiker und Aktivisten hervor. So sagte Kerstin Bergeo, Leiterin der öffentlichen Organisation Union for Peace and Arbitration:

"Die Tatsache, dass Schweden einen solchen Vertrag mit den USA unterzeichnet hat, ohne Vorbehalte gegen Atomwaffen auf unserem Territorium zu haben, ist wahnsinnig. Dies ist ein unglaublicher Wandel in unserer Sicherheitspolitik, von dem die schwedische Bevölkerung entweder nichts weiß oder nicht versteht, was er bedeutet."

Während die NATO-Mitgliedschaft Schwedens im Parlament diskutiert und dort endgültig beschlossen wurde, wurde der Militärvertrag mit den USA ohne Zustimmung der Bevölkerung verabschiedet. "Dies geschah gänzlich unbemerkt von uns normalen Bürgern", beklagt Kerstin Bergeo.

Der linke Journalist Joran Greider schreibt dazu:

"Es ist erstaunlich, wie fügsam oder vielleicht auch ängstlich das schwedische Volk geworden ist. Schweden wird jetzt von den USA besetzt. Still und leise und per Vertrag."

Und nun sah sich Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson gezwungen, auf diese Äußerungen zu reagieren. Er sagte:

"Wir haben zwei Vorschläge entwickelt. Sie besagen, dass Schweden erklärt hat, dass es in Friedenszeiten kein ständiges Kontingent [der Vereinigten Staaten – VZGLYAD] oder Atomwaffen auf seinem Boden gibt. Aber wenn es auf unserem Territorium zu einem Krieg kommt, ist das eine völlig andere Situation. Dann kommen alle NATO-Länder in den Genuss des nuklearen Schutzschirms, der so lange bestehen sollte, wie Russland über Atomwaffen verfügt."

Diese Worte wurden im Lande sofort als Hinweis darauf verstanden, dass Schweden zumindest die Stationierung von US-Atomwaffen auf seinem Territorium nicht ausschließt.

Die Schweden werden auf den Krieg vorbereitet

Es sei daran erinnert, dass die Schweden ernsthaft auf einen Atomkrieg vorbereitet werden. Aftonbladet veröffentlichte ein Interview mit einem Mitarbeiter der staatlichen Verteidigungsforschungsagentur (FOI), der sagte, dass "der Aggressor Luftstützpunkte, Häfen, Brücken und militärische Einheiten mit Atomwaffen angreifen wird". Die schwedische Katastrophenschutzbehörde (MSB) hat eine Broschüre für Feuerwehrleute erstellt, in der beschrieben wird, wie sie sich im Falle einer Atomexplosion verhalten sollen. Mikael Claesson, Stabschef der schwedischen Streitkräfte, sagte, es sei wichtig, sich auf das Schlimmste vorzubereiten:

"Ich kann nicht genau sagen, wie wir uns auf den Einsatz von Atomwaffen vorbereiten, aber es wurden bereits eine Reihe von Maßnahmen getroffen."

Es stellt sich jedoch die Frage, wie amerikanische Atomwaffen, die auf schwedischem Gebiet stationiert sind, zur Sicherheit der Schweden beitragen werden. Genau genommen gar nichts, eher das Gegenteil. Insbesondere im Hinblick auf ähnliche Aussichten für Polen hat die russische Führung bereits sehr unmissverständlich erklärt, dass das russische Militär "alle notwendigen Schritte unternehmen wird". Und diese Schritte werden zweifellos in erster Linie darin bestehen, dass Atomwaffenlager und Trägermittel im Falle eines Konflikts zu potenziellen Zielen für russische Truppen werden.

Deshalb erklärte die damalige Ministerpräsidentin Magdalena Andersson im Frühjahr 2022, als der NATO-Beitritt Schwedens gerade diskutiert wurde, dass die damals in Schweden regierenden Sozialdemokraten auch nach dem Beitritt zum Bündnis keine derartigen Waffen auf heimischem Boden sehen wollten. Gleichzeitig appellierte die schwedische Partei der Grünen an den Reichstag, ein Gesetz zu verabschieden, das den Einsatz von Atomwaffen auf schwedischem Gebiet verbieten sollte. Das Gesetz wurde jedoch nicht verabschiedet.

Aus den Wahlen im Herbst 2022 ging eine gemäßigte Rechtskoalition in der schwedischen Regierung hervor. Der neue Ministerpräsident Ulf Kristersson begann, zweideutige Erklärungen abzugeben, und war dann empört, als russische Medien diese als Bereitschaft zum Einsatz von Atomwaffen interpretierten, wenn das Land der NATO beitritt. Das Außenministerium des Königreichs versicherte:

"Wir sehen die Präsenz von Atomwaffen auf unserem Territorium in Friedenszeiten nicht vor."

Tobias Billström, der Leiter des Ministeriums, sagte dasselbe.

Jetzt verzichten schwedische Politiker nicht offiziell auf ihre früheren Worte: Kristersson betonte, dass die Einfuhr von "Nuklearwaffen" in das Land nur in "Kriegszeiten" möglich sei. Aber es stellen sich viele Fragen. Was bedeutet "im Kriegsfall"? Nuklearwaffen sind in erster Linie eine Waffe der Abschreckung. Und von welcher Art von "Abschreckung" kann man sprechen, wenn der Krieg bereits begonnen hat? Oder wird die schwedische Bevölkerung versuchen, den Beginn dieses "Krieges" zu sichern, auch wenn es keine wirklichen Feindseligkeiten gibt?

"Niemand wird die schwedische Regierung nach ihrer Meinung fragen"

In Schweden wurden keine Umfragen zum Thema amerikanische Atomwaffen durchgeführt, aber wir können die Haltung der einfachen Schweden zu diesem Thema anhand indirekter Hinweise beurteilen. In der lokalen Presse ist zu lesen, dass sich in letzter Zeit viele junge Schweden, die der Wehrpflicht unterliegen, dieser auf jede erdenkliche Weise entziehen. Die Abneigung der jungen Männer und Frauen, in die Armee einzutreten, wird mit ihrer Angst erklärt, sich im Epizentrum der Feindseligkeiten zu befinden.

Die öffentliche Organisation Svenska Freds (Schwedische Vereinigung für Frieden und Schlichtung) berichtet, dass sie zunehmend von jungen Menschen angesprochen wird, die sich Sorgen machen, dass sie während ihres Dienstes an Kriegen in anderen Ländern teilnehmen könnten.

Bekanntlich sieht die Charta des Bündnisses vor, dass jedes Mitglied im Falle einer militärischen Krise auf die bewaffnete Unterstützung anderer NATO-Staaten zählen kann. Genau das ist es, was die jungen Schweden jetzt befürchten.

Darüber hinaus hat die ständige Rhetorik über die "russische Aggression" die Schweden dazu veranlasst, in den Geschäften Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Die Zeitung Expressen berichtet, dass der Verkauf von tragbaren Radios um mehrere Tausend Prozent und die Nachfrage nach Taschenlampen und Wasserkanistern um 800 Prozent gestiegen sei.

Infolgedessen musste Kristersson "die Anti-Krise einschalten" und seine Landsleute dringend beruhigen. Der Premierminister räumte ein, dass das Land eine Massenpsychose durchlebe, die "außer Kontrolle" geraten sei. Ulf Kristersson sagte, dass die Frage der US-Atomwaffen vom Parlament des Königreichs entschieden werden würde.

Natalia Jeremina, Doktorin der Politikwissenschaften und Professorin an der Staatlichen Universität St. Petersburg, erklärte, dass die Situation bei den Atomwaffen angesichts der Ablehnung der Open-Skies-, ABM- und START-Abkommen durch die USA bedrohlich aussieht:

"Die USA sind sich darüber im Klaren, dass ihre Hegemonie dem Ende zugeht – daher ihr ganzes Getue. Moskau und Washington haben jedoch die Erfahrung, dass sie in der Lage sind, die komplexesten Probleme zu lösen – denken Sie an die Kubakrise. Aber wir haben keine solche Erfahrung in der Zusammenarbeit mit europäischen Staaten, und das ist alarmierend."

Man sehe, sagt Jeremina, dass sich die Regierungen von Schweden, Finnland und Polen irrational verhalten. Sie würden versuchen, ihre Bevölkerung von aggressiven Plänen Moskaus zu überzeugen, was im Widerspruch nicht nur zu den Erklärungen der russischen Führung, sondern auch zu den objektiven Umständen stehe. Diese Länder seien jedoch nicht souverän in ihrer Entscheidung, ihr Verhalten sei Ausdruck der Unsicherheit des "Großen Bruders" in Übersee. Wahrscheinlich werde man Washington über geschlossene Kanäle zu verstehen geben, wie irrational die Entscheidungen zur Stationierung von Atomwaffen in der Nähe der russischen Grenzen seien. Und niemand werde die Regierungen Schwedens, Finnlands und Polens nach ihrer Meinung fragen, sagte die Expertin voraus.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Originalartikel ist am 16. Mai 2024 auf vz.ru erschienen. 

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Kurz vor EU-Wahl: Europarat verbietet vorzeitig die Sendetätigkeit weiterer vier russischer Medien

17. Mai 2024 um 20:15

Die EU-Staaten haben Sanktionen gegen die Plattform Voice of Europe und drei russische Medien beschlossen. Damit werden sie in der gesamten EU gesperrt, wie die Länder am Freitag auf der Webseite des Europarats mitteilten. Wörtlich heißt es: "Der Rat hat heute beschlossen, die Sendetätigkeit von vier weiteren Medien, die die russische Propaganda und den Angriffskrieg gegen die Ukraine verbreiten und unterstützen, in der Europäischen Union auszusetzen: Voice of Europe, Ria Nowosti, Iswestija und Rossijskaja Gaseta."

Diese Medien stünden unter ständiger direkter oder indirekter Kontrolle der Führung der Russischen Föderation und hätten wesentlich dazu beigetragen, "Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine voranzutreiben und zu unterstützen und die Nachbarländer zu destabilisieren". 

Verurteilt werden Manipulationen, Propaganda und Einmischung gegen: 

  • den ukrainischen Staat und seine Behörden
  • ukrainische Bürgerinnen und Bürger
  • europäische politische Parteien 
  • die Zivilgesellschaft
  • Asylsuchende
  • russische (!) ethnische Minderheiten
  • geschlechtsspezifische Minderheiten
  • Funktionieren der demokratischen Institutionen in der EU und ihren Mitgliedstaaten

Schädlich sind diese Medien laut Europarat insbesondere in Wahlkampfzeiten. Offenbar hat deshalb die Behörde in Straßburg beschlossen, die besagten Medien schon am 17. Mai zu verbieten, statt, wie vorher angekündigt (RT DE berichtete), im Rahmen des 14. Sanktionspakets, das voraussichtlich Ende Juni beschlossen wird. Also noch vor der EU-Wahl von 6. bis 9. Juni. Diese vorzeitige Maßnahme macht das Sendeverbot zu einem eigenständigen Akt. 

Im März 2022 wurden sämtliche Inhalte von RT und Sputnik in der EU gesperrt, einschließlich Spiegelseiten und Telegram-Kanälen. Auch vier russische Fernsehkanäle Rossija 1, Erster Kanal, NTW und REN TV stehen inzwischen unter Sanktionen, was für Millionen russischsprachiger Zuschauer im EU-Raum den Konsum der besagten Medien nahezu verunmöglicht. 

Nach Angaben der EU-Länder dürfen die neu sanktionierten Medien und ihre Mitarbeiter aber weiterhin in der EU recherchieren und Interviews führen. Auf dem Portal Voice of Europe waren unter anderem Interviews mit dem AfD-Politiker Petr Bystron und seinem Parteikollegen Maximilian Krah erschienen. Deutsche Medien setzen Voice of Europe mit einem "russischen Netzwerk" um den "kremlnahen" Oligarchen Wiktor Medwedtschuk in Verbindung.

Alexei Tschepa, der Erste Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten der Staatsduma, machte zur Entscheidung des EU-Rates gegenüber RIA Nowosti folgende Bemerkung: "Wir befinden uns in einem hybriden Krieg, einschließlich eines Informationskrieges, und sie (die Gegenseite) merken, dass sie diesen Krieg verlieren, und setzen natürlich alle Hebel in Bewegung, wenn sie merken, dass diese die Wahrheit sagen, und sie haben Angst vor der Wahrheit". 

Die Sprecherin des Russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa hat auf Informationen über geplante Sanktionen während ihrer Mittwoch-Konferenz mit gewohnter Schärfe reagiert. Russland sei seit je "informationeller Aggression" vonseiten NATO und EU ausgesetzt. Es sei daran erinnert, sagte sie, dass "Dutzende Journalisten aus EU-Ländern in Russland in großer Sicherheit leben, arbeiten und das Leben in Russland "genießen". 

"Sollten von der EU oder einzelnen Ländern weitere Restriktionen gegen russische Journalisten und Medienunternehmen ergriffen werden, werden auch westliche Journalisten unsere Vergeltung zu spüren bekommen. Wir werden blitzschnell und äußerst schmerzhaft für die Menschen im Westen reagieren", sagte Sacharowa mit Nachdruck. Dies sei keine Warnung, sondern die Feststellung eines "unvermeidlichen Szenarios". 

Am Freitag nannte Sacharowa in der auf der Webseite des russischen Außenministeriums veröffentlichten Erklärung den Schritt der EU als "Praxis der Säuberung des Informationsraums von allen alternativen Standpunkten zu den westlichen Erzählungen". Auch sei dies ein weiteres Beispiel für den Verfall der demokratischen Gesellschaften in den Ländern des "kollektiven Westens". Sie betonte, dass die Verantwortung für "unweigerliche" Vergeltungsmaßnahmen Russlands ausschließlich bei der EU liege. 

Die von der EU neulich verbotene RIA Nowosti ist eine staatliche Nachrichtenagentur und gehört zum Medienunternehmen "Rossija Segodnja". Rossijskaja Gazeta ist offizielles Medienorgan des russischen Parlaments, der Staatsduma. Izwestija ist 1917 nach der Oktoberrevolution als Zeitung gegründet worden, heute gehört das Medium zur größten privaten Mediaholding "National Mediagroup". Alle drei Medien gehören zu den meistzitierten in Russland. Voice of Europe ist ein neues Nachrichtenportal mit Sitz in Prag. 

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Australien verhängt weiteres antirussisches Sanktionspaket

17. Mai 2024 um 19:44

Canberra hat die Einführung eines weiteren Sanktionspakets gegen russische Unternehmen angekündigt, die angeblich an der militärisch-technischen Zusammenarbeit zwischen Moskau und Pjöngjang beteiligt sind. Die entsprechende Erklärung wurde von der australischen Außenministerin Penny Wong abgegeben:

"Australien verurteilt auf das Schärfste den illegalen Export, Erwerb und Einsatz nordkoreanischer ballistischer Raketen durch Russland im Krieg gegen die Ukraine.

In Zusammenarbeit mit internationalen Partnern verhängt Australien gezielte finanzielle Sanktionen gegen sechs weitere Organisationen."

Eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland hätte zudem schwerwiegende sicherheitspolitische Folgen für Europa, die koreanische Halbinsel und die gesamte indopazifische Region, so Wong weiter. Sie sagte, dass Australien weiterhin mit Verbündeten und Partnern zusammenarbeiten werde, um Russland und Nordkorea "zur Verantwortung zu ziehen". 

Moskau und Pjöngjang haben mehrfach Informationen über gegenseitige Waffenlieferungen dementiert. Das nordkoreanische Außenministerium betonte, dass die Republik nie irgendwelche Waffengeschäfte mit Russland abgeschlossen habe und bezeichnete entsprechende Medienberichte als absurdeste Gerüchte. 

Laut dem Sprecher des Ministeriums, Kwon Jong Gun, versuchen die USA auf diese Weise dummdreist, ihre eigenen Waffenlieferungen an die Ukraine zu rechtfertigen. Der russische Botschafter in Pjöngjang, Alexander Matsegora, bemerkte, dass von Munitionslieferungen an Russland keine Rede sein könne, da Nordkorea sich faktisch in einem Kriegszustand befinde und die eigenen Arsenale benötige.

Moskau hält die Sanktionen für illegal. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte kürzlich im Fernsehen, dass Russland aufgrund der Beschränkungen Verluste in Höhe von 46 bis 47,84 Milliarden Euro erlitten habe, während die Initiatoren der Sanktionen bis zu 92 Milliarden Euro eingebüßt hätten. 

Australien hatte seit dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine Beschränkungen gegen mehr als 1.200 Bürger und 300 Unternehmen verhängt. Das letzte Mal, dass Canberra ein Paket antirussischer Sanktionen verabschiedet hat, war im Februar 2024. Damals fielen 55 Personen und 37 Organisationen unter die Sanktionen. Die Einschränkungen betrafen die Bereiche Verteidigung, Energie und Bergbau.

Gleichwohl kommt Russland mit dem Druck zurecht, und sogar in den westlichen Ländern wurde mehrfach geäußert, dass diese Beschränkungen ineffektiv seien. In Moskau wurde betont, dass dem Westen der Mut fehle, das Scheitern seiner antirussischen Sanktionspolitik einzugestehen.

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Nach dem Vorbild der USA und Georgiens: Ungarn will "Agenten-Gesetz" in der EU

17. Mai 2024 um 18:48

Ungarn, das im vergangenen Jahr selbst Gesetze zum Schutz und zur Eindämmung ausländischer Einflussnahme verabschiedet hatte, setzt sich bei der EU gegen die Verurteilung des in dieser Woche in Georgien verabschiedeten Transparenzgesetzes ein, das Empfänger ausländischer Finanzierung verpflichtet, diesen Umstand offenzulegen.

Balazs Orbán, politischer Direktor und Namensvetter des ungarischen Premierministers, erklärte am Freitag, die EU solle das georgische Gesetz nicht verurteilen, sondern selbst diesem Beispiel folgen. Auf Twitter-Nachfolger X schrieb der Beamte:  

"Unsere Absicht ist es nicht, ein Veto gegen Georgiens Gesetz zur Transparenz ausländischer Einflussnahme einzulegen, sondern die Einführung ähnlicher Gesetze in der gesamten EU zu fördern! Der Schutz der eigenen Souveränität vor unerwünschter ausländischer Einmischung ist keine Bedrohung, sondern eine Voraussetzung für Demokratie – darum geht es in dem Gesetz, und anstatt es zu verurteilen, sollte die EU vielleicht auch diesem Beispiel folgen." 

Our intention is not to veto #Georgia’s Law on the Transparency of Foreign Influence, but to encourage the introduction of similar laws across the EU!Protecting one’s #sovereignty from unwanted foreign interference is not a threat but a precondition for democracy—this is what…

— Balázs Orbán (@BalazsOrban_HU) May 17, 2024

Ungarns eigene Gesetze, die im vergangenen Jahr verabschiedet wurden, kriminalisierten einige ausländische Finanzierungen. Ungarn richtete auch ein Amt zum Schutz der Souveränität ein, das bösartigen ausländischen Einfluss untersuchen soll.

Die EU dagegen verurteilt derzeit das sogenannte "russische Gesetz", das eher dem amerikanischen Gesetz über ausländische Agenten ähnelt und von dem letzteren mehr oder weniger wörtlich "abgeschrieben" wurde. EU-Außenbeauftragter Josep Borrell und EU-Kommissar Olivér Várhelyi forderten am Mittwoch zum wiederholten Mal, dass die Regierung in Tiflis das Vorhaben zurückziehe.

Die Diskussion über das Gesetz in dem transkaukasischen Land hatte zu wochenlangen, teils gewalttätigen Protesten der Opposition vor dem Parlament in Tiflis geführt. Beobachter sehen angesichts des Auftritts mehrerer westlicher Politiker, darunter die Außenminister einiger EU-Mitgliedstaaten, den Versuch eines Regimewechsels, einer sogenannten "Farbrevolution", wie sie Georgien bereits 2004 erlebt hatte. Die amtierende georgische Regierung hatte sich geweigert, sich den antirussischen Sanktionen anzuschließen und bereits damit in Washington, Brüssel und einigen europäischen Hauptstädten Missgunst auf sich gezogen.    

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Vize-Premierminister Nowak: Russland und China könnten großes Energieabkommen unterzeichnen

17. Mai 2024 um 18:32

Moskau und Peking könnten bald einen Vertrag über den Bau der Megapipeline Power of Siberia 2 unterzeichnen, die russisches Erdgas nach China liefern soll, so der stellvertretende Ministerpräsident Aleksander Nowak.

Power of Siberia 2 soll es ermöglichen, jährlich bis zu 50 Milliarden Kubikmeter Gas aus der Jamal-Region im Norden Russlands über die Mongolei nach China zu liefern.

Nowak zufolge sind die Energieverhandlungen zwischen Moskau und Peking jedoch nicht auf Power of Siberia 2 beschränkt. "Es gibt noch andere neue Projekte", erklärte Novak am Donnerstag in einem Interview mit dem Fernsehsender Russia 1, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.

Die Äußerungen erfolgen zu einem Zeitpunkt, an dem der russische Präsident Wladimir Putin am Donnerstag zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in Peking eintraf und später mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping zusammentraf. Putin und Xi werden die bilateralen Beziehungen und die strategische Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern erörtern. Es wird erwartet, dass während des Besuchs rund ein Dutzend bilaterale Dokumente sowie zahlreiche Handelsabkommen und regionale Vereinbarungen unterzeichnet werden.

Russland liefert derzeit im Rahmen eines bilateralen 30-Jahres-Abkommens Gas über Power of Siberia, einen Abschnitt der sogenannten Ostroute, nach China. Die Lieferungen begannen 2019, und es wird erwartet, dass die Pipeline bis 2025 ihre volle Betriebskapazität von 38 Mrd. Kubikmetern Erdgas jährlich erreichen wird.

Der Betreiber der Pipeline, Gazprom, hat seine vertraglichen Verpflichtungen im vergangenen Jahr regelmäßig übertroffen, wobei häufig Tagesrekorde gemeldet wurden. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Gaslieferungen an Russlands wichtigsten Handelspartner aufgrund der steigenden Nachfrage weiter zunehmen werden.

Sobald alle Pipelines vollständig in Betrieb sind, könnte das Volumen der russischen Gaslieferungen nach China fast 100 Mrd. Kubikmeter jährlich erreichen.

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Rainer Rupp: Russland und China – die wichtigsten Stabilisatoren auf der internationalen Bühne

17. Mai 2024 um 18:20

Von Rainer Rupp

Nur zehn Tage nach Beginn seiner dritten Amtsperiode hatte Xi Jinping Moskau besucht, und nur wenige Tage nach seiner Wiederwahl führte Wladimir Putins erster Auslandsbesuch ihn nach Peking. Schon die Synchronisierung des jeweiligen ersten Auslandsbesuchs setzt ein deutliches Signal.

In Peking war Putin mit ganz großem Bahnhof empfangen worden, womit die Bedeutung, die China der Zusammenarbeit mit dem angeblich so isolierten Russland beimisst, symbolisch unterstrichen worden war. Diese Besuche belegen den vorrangigen und gleichberechtigten Charakter der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Es gibt hier keine Dominanz oder Koch-und-Kellner-Beziehung, wie das von den westlichen "Qualitätsmedien" gerne karikiert wird.

Wenn man da an den Besuch des deutschen Bundeskanzlers in Peking vor wenigen Wochen zurückdenkt, dann kann sich Olaf Scholz in einem Mauseloch verkriechen, denn auch sein Empfang reflektierte den Status, den Deutschland genießt, bzw. welche Meinung die Führung in Peking von einer US-Marionette hat, die für US-Interessen das eigene Land abwirtschaftet.

In einem weiteren Kontrast zum kollektiven Westen, der zunehmend versucht, die Geschichte und den Ausgang des Zweiten Weltkriegs auszulöschen und neu zu schreiben, sind China und Russland entschlossen, dies nicht zuzulassen. In der nordostchinesischen Stadt Harbin hat Präsident Putin Blumen am Denkmal für sowjetische Soldaten niedergelegt, die in der Schlacht zur Befreiung Nordostchinas gefallen waren. Etwa 12.000 Soldaten der Roten Armee hatten dort zwischen August und September 1945 im Kampf gegen die japanischen Invasoren ihr Leben verloren.

Bei ihren gemeinsamen Auftritten bemühten sich Xi und Putin, die immer enger werdenden Beziehungen zwischen ihren beiden Ländern zu unterstreichen, aber zugleich legten sie großen Wert darauf, nicht den Eindruck zu hinterlassen, dass sie eine Allianz gegen andere Länder planen. Die Beziehungen zwischen Russland und China seien "opportunistisch" (also von Gelegenheiten und Chancen geprägt) und richteten sich gegen niemanden, sagte Putin bei einem öffentlichen Gespräch mit Xi. Zugleich unterstrich der russische Staatschef:

"Unsere Zusammenarbeit im Weltgeschehen ist heute einer der wichtigsten stabilisierenden Faktoren auf der internationalen Bühne … Die Politik Russlands und Chinas überschneidet sich. Wir arbeiten auf eine demokratischere und multipolare Weltordnung hin, die auf den einfachen Regeln der Vereinten Nationen und ihrer Organisationen beruht."

"Russland und China treten gemeinsam für die Grundsätze der Gerechtigkeit und einer demokratischen Weltordnung ein, die die multipolaren Realitäten und eine auf dem Völkerrecht basierende Weltordnung widerspiegelt. Russland und China arbeiten erfolgreich in der UNO, den BRICS, der SCO und der G20 zusammen. Wir sind entschlossen, die Integrationsprozesse im eurasischen Raum weiter zu harmonisieren, um das Potenzial der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft (EAEU) und der chinesischen BRI-Initiative (Neue Seidenstraße) zu kombinieren, mit dem Ziel einer Groß-Eurasischen Partnerschaft."

Hiernach sind die wichtigsten Punkte aus den Erklärungen des chinesischen Präsidenten und seines russischen Amtskollegen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vom 16. Mai in Peking zusammengefasst:

Xi:

▪️China und Russland halten die Weltordnung auf der Grundlage des Völkerrechts aufrecht.

▪️Peking und Moskau beabsichtigen, das gegenseitige politische Vertrauen zu vertiefen und sich an das Prinzip der Blockfreiheit zu halten (also keine Allianzen zu bilden).

▪️In den letzten 75 Jahren haben Russland und China viele Schwierigkeiten überwunden und sind noch stärker geworden.

▪️China und Russland sind der Meinung, dass eine politische Lösung der richtige Weg zur Beilegung der Krise in der Ukraine ist.

▪️ Hegemonie, Machtpolitik und Blockkonfrontation bedrohen unmittelbar die Sicherheit aller Länder. Hier wird deutlich die USA angesprochen und die NATO-Allianz.

Putin:

▪️Putin hat es als symbolisch bezeichnet, dass sein erster Auslandsbesuch nach seiner Wiederwahl für eine neue Amtszeit in China stattfand.

▪️Die Beziehungen zwischen Moskau und Peking sind ein Musterbeispiel für den Aufbau von Beziehungen zwischen benachbarten Staaten.

▪️Moskau ist Peking dankbar für Vorschläge zur Beilegung der Situation in der Ukraine.

▪️Moskau und Peking planen eine Vertiefung der Zusammenarbeit im Energiebereich, sowohl bei Kohlenwasserstoffen als auch bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie.

▪️Die Schaffung geschlossener militärisch-politischer Allianzen in der asiatisch-pazifischen Region sind schädlich und kontraproduktiv. (Hiermit sind gemeint: erstens die US-Bemühungen um das trilaterale Militärbündnis AUKUS, ein Akronym aus den englischen Abkürzungen der drei beteiligten Staaten Australien, Großbritannien und USA, und zweitens die Bemühungen Washingtons, aus Südkorea, Japan und den USA eine Art "Mini-NATO" gegen China zu schmieden.)

Vor diesem politischen Hintergrund werden die USA und ihre Vasallen vergeblich nach einem Keil suchen, den sie zwischen die beiden Länder treiben könnten. Und wenn wir uns jetzt den beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen zuwenden, dann gibt es auch dort viel Sonne, denn der Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Russland und China haben in atemberaubender Kürze schwindelerregende Höhen erreicht. Und das, obwohl – oder gerade weil – Peking und Moskaus sich gegen breitgefächerte Sanktionen des US-geführten kollektiven Westens wehren müssen, die Russland ruinieren und in China technischen Fortschritt und Wirtschaftswachstum bremsen sollen.

Dafür hat der Handel zwischen Russland und China alle Erwartungen übertroffen und im Vorfeld des Besuchs von Präsident Putin in Peking ein noch nie dagewesenes Rekordniveau erreicht. Chinesische Zolldaten zeigen, dass der Handel zwischen China und Russland im Jahr 2023 auf ein Rekordvolumen von 240 Milliarden Dollar gestiegen ist.

  • Der Handelsumsatz im ersten Quartal 2024 stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent auf 56,68 Milliarden US-Dollar, wie die Allgemeine Zollverwaltung Chinas mitteilte.

  • Im Jahr 2023 wurde Russland zum größten Öllieferanten Chinas und exportierte 107 Millionen Tonnen, ein Anstieg um 24 Prozent.

  • Die russischen Kohleexporte nach China stiegen 2023 um fast das 1,5-Fache und überstiegen 100 Millionen Tonnen.

  • Die russischen Flüssiggas (LNG)-Exporte nach China stiegen 2023 um 23 Prozent auf acht Millionen Tonnen.

  • Die Gaslieferungen über die Power-of-Siberia-Pipeline stiegen 2023 um 47 Prozent auf insgesamt 22,7 Milliarden Kubikmeter.

  • Zu den wichtigsten russischen Ausfuhren nach China gehören auch Mineralien, Holz, Zellstoff, Papier, Metalle und Lebensmittel.

  • Zu den wichtigsten Einfuhren aus China gehören Fahrzeuge, Maschinen, Chemikalien, Textilien, Schuhe und Metalle.

  • Die russischen Agrarexporte nach China stiegen um 53 Prozent auf einen Rekordwert von 7,6 Milliarden Dollar im Jahr 2023.

  • China war im Jahr 2023 der größte ausländische Investor in Russlands Fernem Osten.

  • Die Zusammenarbeit erstreckt sich auch auf die Kernenergie: Bis 2030 ist geplant, in China schnelle Neutronenreaktoren auf der Grundlage russischer Technologie zu bauen.

  • Das Kernkraftwerk Xudapu, eine russisch-chinesische Zusammenarbeit, soll zwischen 2027 und 2028 in Betrieb genommen werden.

  • Die Zusammenarbeit zwischen Roskosmos und der Nationalen Raumfahrtbehörde Chinas zielt darauf ab, bis 2035 ein Kernkraftwerk auf dem Mond zu errichten, um die geplante Internationale Mondforschungsstation zu unterstützen.

  • 92 Prozent der Handelsgeschäfte zwischen Russland und China werden in den nationalen Währungen abgewickelt, was die Bemühungen um eine Entdollarisierung unterstützt.

Aber auch auf der Ebene von Wissenschaft und Forschung wollen beide Länder noch stärker zusammenarbeiten. Anlässlich seines Abstechers von Peking nach Harbin traf Putin auch mit Studenten und Lehrkräften des Harbin Institute of Technology zusammen. Dort kündigte er an, dass die Staatliche Universität Sankt Petersburg gemeinsam mit dem Technischen Institut Harbin ein Bildungs- und Forschungszentrum in Harbin eröffnen wird, das zu einem der Flaggschiffe der chinesisch-russischen Zusammenarbeit im Nordosten Chinas werden soll.

Der akademische Austausch zwischen Russland und China ermögliche es, die besten Traditionen und Erfahrungen russischer und chinesischer Ingenieurschulen zu kombinieren. Derzeit erhalten 50.000 chinesische Bürger eine Hochschulausbildung in Russland, und etwa 16.000 Russen studieren in China.

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US-Senator Romney: Biden machte einen "enormen Fehler", als er Trump nicht begnadigte

17. Mai 2024 um 17:56

Der republikanische US-Senator Mitt Romney aus Utah hat angedeutet, dass US-Präsident Joe Biden einen politischen Fehler gemacht hat, als er seiner Regierung erlaubte, den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, seinen verhassten republikanischen Rivalen, strafrechtlich zu verfolgen.

"Wenn ich Präsident Biden gewesen wäre, hätte ich ihn sofort begnadigt, als das Justizministerium Anklage erhob", sagte Romney in einem am Mittwoch ausgestrahlten MSNBC-Interview. "Ich hätte Präsident Trump begnadigt. Und warum? Nun, weil es mich, Präsident Biden, zum großen Mann macht und die Person, die ich begnadigt habe, zum kleinen Mann."

Romney, ein ehemaliger republikanischer Präsidentschaftskandidat, der wiederholt mit Trump aneinandergeraten ist, sagte, Biden habe einen "enormen Fehler" gemacht, als er der Staatsanwaltschaft erlaubte, den Ex-Präsidenten im vergangenen Jahr wegen des falschen Umgangs mit geheimen Dokumenten und des Versuchs, die Machtübergabe nach der Niederlage bei der Wahl 2020 zu blockieren, anzuklagen. Die beiden Bundesverfahren gehören zu den vier Strafanzeigen gegen Trump, der Biden und seine Verbündeten beschuldigt hat, sich mit gefälschten Anklagen in das Präsidentschaftsrennen 2024 einzumischen.

"Er hätte wie ein Verrückter dafür kämpfen müssen, dass diese Anklagen fallen gelassen werden", sagte Romney. "Es war ein Sieg für Donald Trump." Auf die Frage, ob es prinzipiell richtig sei, die Entscheidung über die Strafverfolgung dem Justizministerium zu überlassen, sagte der Senator, Biden hätte wie der ehemalige US-Präsident Lyndon B. Johnson verfahren sollen.

"Ich bin schon eine Weile dabei. Wenn Lyndon B. Johnson Präsident gewesen wäre und nicht gewollt hätte, dass so etwas passiert, hätte er den Staatsanwalt weggeschickt und gesagt: 'Sie bringen das besser nicht, oder ich werde Sie aus dem Amt jagen'."

Romney, der bei der Wahl 2012 von Barack Obama besiegt wurde, hat angekündigt, dass er im Januar 2025 aus dem Senat ausscheiden wird, wenn seine Amtszeit endet. Er hat sowohl Trump als auch Biden dafür kritisiert, dass sie in diesem Jahr erneut für die Präsidentschaft kandidieren und sagte, sie sollten stattdessen einer jüngeren Generation von Führungskräften Platz machen.

Als er im vergangenen September seinen Rückzug aus dem US-Senat ankündigte, warf Romney den Wählern in seiner eigenen Partei vor, Trump zu bevorzugen. "Es steht außer Frage, dass die Republikanische Partei heute im Schatten von Donald Trump steht", sagte er. "Er ist der Anführer des größten Teils der Republikanischen Partei. Es ist ein populistischer, demagogischer Teil der Partei. Sehen Sie, ich vertrete einen kleinen Flügel der Partei. Ich nenne ihn den intelligenten Flügel der Republikanischen Partei."

Romney, 77, ist der Sohn des ehemaligen Gouverneurs von Michigan, George Romney, und hat während seiner Karriere im Bereich Private Equity mehr als 200 Millionen US-Dollar verdient. Im Jahr 2002 wurde er zum Gouverneur von Massachusetts gewählt. Er war ein führender Befürworter der Verlängerung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine und sagte, dass der Einsatz von Kiews Streitkräften zur Schwächung des russischen Militärs "so ziemlich die beste Ausgabe für die Landesverteidigung ist, die wir je getätigt haben".

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Bundeswehrausbilder in die Ukraine?

17. Mai 2024 um 17:40

Seit Ende November 2022 werden ukrainische Soldaten in Westeuropa ausgebildet, im Rahmen der EUMAM (militärische Unterstützungsmission Ukraine der EU). Bisher wurden nach Angaben der EU 52.000 Soldaten ausgebildet oder 15 Brigaden; wobei im Sommer bis Herbst vergangenen Jahres ein großer Teil der ukrainischen Offensive zum Opfer gefallen sein dürfte. Bis zum Sommer sollen weitere 60.000 ausgebildet worden sein.

Im Juli soll nun diese Mission überprüft werden, und jetzt beginnt die Diskussion, auf welche Weise dies erfolgen soll. Die Welt zitiert unter anderem den niederländischen General Michiel van der Laan, der die Mission kommandiert:

"Wir sollten über die Möglichkeit und Bereitschaft nachdenken, Ausbilder in die Ukraine zu schicken und sie auch zu unterstützen bei der Ausbildung auf ukrainischem Gebiet."

Der militärische Ausschuss der EU soll ebenfalls bereits darüber beraten haben. Dafür wäre aber eine Ausweitung des Mandats von EUMAM erforderlich, sprich, ein neuer Beschluss auf europäischer Ebene. Die Haltung der Berliner Regierung soll dem Bericht zufolge "äußerst zurückhaltend" sein; da auch Ausbildungslager militärische Ziele sind und auf diese Weise Bundeswehrangehörige das Ziel von Angriffen sein könnten, bräuchte es dafür ein gesondertes Mandat des Bundestages.

Das hält die Ukraine-Berichterstatterin der Grünen im Europaparlament, Viola von Cramon, nicht davon ab, eine solche Ausweitung zu begrüßen. Das sei gerechter gegenüber den Ukrainern, und außerdem sei das "ein ungeheurer Motivationsschub für das ukrainische Volk".

Finanziert wird das gesamte Ausbildungsprogramm aus der Europäischen Friedensfaszilität (EPF), einem durch zusätzliche Zahlungen der EU-Mitglieder finanzierten Sonderhaushalt, der im März 2021 eingerichtet und für den Zeitraum bis 2027 mit fünf Milliarden Euro ausgestattet wurde. Im selben Jahr wurden aus diesem nicht vom EU-Parlament kontrollierten Haushalt Mittel an Georgien, Moldawien, die Ukraine und Mali geschickt; außerdem 45 Millionen Euro für Mosambik und 600 Millionen Euro an die Afrikanische Union. Ende 2022 wurden weitere 68 Millionen verteilt. Seitdem gingen an die Ukraine mittlerweile 3,6 Milliarden aus diesem Sonderhaushalt; 361 Millionen Euro hat bisher EUMAM gekostet. Das sind 6.923 Euro je ausgebildeten Soldaten. Der Personalaufwand ist dabei relativ hoch. Die Bundeswehr führt in ihrer Darstellung der Ausbildung 2023 aus:

"Die Breite der Ausbildung erfordert eine ebenso breite Palette an Trainerinnen und Trainern. Hinzu kommen die vielen Unterstützungskräfte wie Übersetzer, Köche, Feldjäger, Sanitätssoldaten und viele mehr. Für zehn auszubildende ukrainische Soldatinnen und Soldaten besteht so rechnerisch ein Bedarf von etwa 16 weiteren Personen."

Die gesamte Debatte über die Zukunft von EUMAM ereignet sich vor dem Hintergrund der immer wieder lancierten französischen Überlegungen, Truppen in die Ukraine zu schicken. Das Entsenden von Ausbildern war historisch schon öfter die Vorstufe zu einer direkten Beteiligung. Der Einstieg der USA in den Vietnamkrieg begann ebenfalls mit Ausbildern, wobei dann durch die Veröffentlichung der Pentagon-Papers bekannt wurde, dass die amerikanische Öffentlichkeit sowohl über den Zeitpunkt als auch über das Ausmaß der Verwicklung getrogen worden war. Damals entstand sogar eine Redewendung, um einen solchen schleichenden Einstieg zu benennen: "Mission creep", also kriechender Einsatz.

Aus Kiew wird schon länger gefordert, die Ausbildungen nicht mehr wie bisher vor allem in Polen und in Deutschland abzuhalten, sondern in der Ukraine. Zudem sei die Ausbildung zu praxisfern.

Allerdings sehen selbst die Pläne der Befürworter einer derartigen Verlagerung erst "spätestens ab Anfang 2025" einen Teil der Ausbildungen auf ukrainischem Gebiet vor. Wie weit die Westukraine, die dabei vermutlich ins Auge gefasst wird, dann noch von der Frontlinie entfernt ist, ist allerdings völlig ungewiss.

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"Strengstes Asylregime aller Zeiten": Niederlande verschärfen Migrationspolitik

17. Mai 2024 um 17:28

Die neue Regierungskoalition unter Führung der Partei für die Freiheit (PVV) von Geert Wilders hat in einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Vereinbarung versprochen, Asyl und Migration in den Griff zu bekommen. "Es werden konkrete Schritte in Richtung der strengsten Zulassungsregelung für Asyl und des umfassendsten Pakets zur Steuerung der Migration aller Zeiten unternommen", heißt es im Dokument. Die Niederlande seien eines der am dichtesten besiedelten Länder in Europa mit einer stark gestiegenen Zuwanderung, was das Sozialsystem stark belaste. "Menschen in Afrika und im Nahen Osten werden sich überlegen, ob sie nicht anderswo vielleicht besser aufgehoben sind", sagte Wilders.

Zu diesem Zweck soll insbesondere das Verteilungsgesetz abgeschafft werden, das derzeit alle Gemeinden verpflichtet, Migranten Asyl zu gewähren, unabhängig von den Ansichten der lokalen Behörden und Einwohner. Außerdem wollen die Behörden in naher Zukunft die Zuwanderung von Arbeitskräften einschränken und die Zulassung ausländischer Studenten zum Studium an den Universitäten des Landes erschweren.

Um den Zustrom von Asylbewerbern einzuschränken, beabsichtigen die Niederlande insbesondere, strengere Regeln für Asylbewerber einzuführen und die Grenzkontrollen und Grenzüberwachung zu verschärfen. Irreguläre Migranten, die an den Landgrenzen angetroffen werden, wollen die Behörden nach Deutschland und Belgien zurückschicken.

Die deutsche Regierung äußerte sich über die neue Migrationspolitik des Nachbarlandes. "Es ist nicht okay, dass die Niederlande ihre Verschärfungen jetzt gezielt auf Kosten der anderen EU-Staaten planen", erklärte CSU-Fraktionsvize Andrea Lindholz. Sie fügte hinzu, dass auch Deutschland "eine echte Asylwende" brauche. "Pro Kopf hatten wir im letzten Jahr fast doppelt so viele Asylanträge wie die Niederländer."

Mit dieser neuen Politik sollen die Niederlande zu den EU-Mitgliedstaaten mit den strengsten Zulassungsregeln in Europa gehören. Deshalb will die neue Koalition versuchen, die EU-Einwanderungsregeln zu umgehen. Eine Verordnung über den Ausstieg aus der europäischen Asyl- und Migrationspolitik werde der EU-Kommission so bald wie möglich vorgelegt werden, heißt es in der Koalitionsvereinbarung.

In der Zwischenzeit verschärft die EU ihre Migrationsvorschriften. Am Mittwoch billigte der Europäische Rat ein neues Maßnahmenpaket, das die Regeln für Migranten aus relativ sicheren Ländern verschärft. Damit soll die illegale Einwanderung in die EU verhindert und die Belastung für Italien, Griechenland und andere Länder, in die der Großteil der illegalen Einwanderer strömt, verringert werden.

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Griechenland: Mehr als 50 Prozent der griechischen Bevölkerung unterstützt Russland

17. Mai 2024 um 17:14

Dimitrios Patelis, Professor an der Technischen Universität von Kreta und Mitglied der 2022 gegründeten World Anti-Imperialist Platform (WAP), die sich gegen imperialistische Mächte wendet, sagte, die Mehrheit der griechischen Bevölkerung unterstütze Russland. Dies berichtete RIA Nowosti am Freitag: 

"Selbst offizielle Meinungsumfragen zeigen, dass die Sympathien für Russland nicht unter 50 Prozent fallen."

Mitglieder der WAP, zu der Vertreter verschiedener politischer Kräfte aus verschiedenen Ländern gehören, sind in die Volksrepublik Lugansk (LVR) gereist, um ihre Unterstützung für Donbass und Russland zu bekunden. Begünstigt wird diese Anteilnahme laut Patelis durch eine Reihe von Gründen, unter denen der historische überwiegt: 

"Aus verschiedenen Gründen waren die Hoffnungen unseres Volkes auf Befreiung schon während des Osmanischen Reiches mit Russland verbunden. Ferner hängt es mit dem antifaschistischen Großen Sieg der Roten Armee und der Sowjetunion zusammen."

Er erklärte, dass sich die Mitglieder der Organisation zum Ziel gesetzt haben, die Informationen nicht nur an den Teil der Bevölkerung zu bringen, der bereit sei, zuzuhören und kritisch gegenüber offiziellen Informationen und Propaganda eingestellt sei, sondern auch an die breite Masse, die manipuliert werde: 

"Die Manipulatoren arbeiten mit Wissen, sehr hartnäckig und auf wissenschaftlich-technischer Grundlage. Heute müssen wir unsere Arbeit ausweiten und die Situation umkehren, um das Volk von der wahren Lage der Dinge zu überzeugen."

In Europa versuche man, russlandtreue Bürger einzuschüchtern, sagt Patelis: 

"Von Beginn der speziellen Militäroperation gab es die Anweisung, dass wir keine russischen Kollegen und Wissenschaftler zur Zusammenarbeit an den Universitäten einladen dürfen. Als wir den Jahrestag der nationalen Befreiungsrevolution vom 25. März 1821 feierten, wurden keine Russen eingeladen und die Rolle Russlands bei der Befreiung Griechenlands wurde nicht erwähnt."

Er erklärte, dass auch einigen Russland-loyalen Bürgern und russischsprachigen Menschen direkte Drohungen von in Europa lebenden ukrainischen Nationalisten erhalten: 

"Ein junger Student fand an der Tür einen Zettel in ukrainischer Sprache mit faschistischem Inhalt. Ukronazis greifen russischsprachige Menschen in Geschäften im Stadtzentrum an." 

"Sie haben mich nicht direkt bedroht. Nun, es gibt indirekte Formen, zum Beispiel haben sie versucht, meine Vorträge und Reden zu sabotieren. Sie bemühen sich, Leute wie mich allgemein als angebliche Agenten zu diskreditieren. Sie versuchen, die Persönlichkeit zu zerstören."

Auch griechische Oppositionspolitiker rufen Griechenland dazu auf, Russlands Kampf gegen den Nazismus zu unterstützen. Dazu gehört Panagiotis Lafazanis, ehemaliges Mitglied der Partei Syriza und ehemaliger Energieminister, der nach seinem Austritt die Partei Volkseinheit sowie die "Demokratische Bewegung für nationale Befreiung" gründete.

Er besuchte am 9. Mai das Denkmal für die sowjetischen Soldaten, die 1941 bis 1944 für die Freiheit und Unabhängigkeit Griechenlands gefallen sind, das in Athen errichtet wurde, und betonte die Bedeutung des Sieges über den deutschen Nazismus. Lafazanis sieht in dem aktuellen Konflikt in der Ukraine einen neuen Kampf gegen den Nazismus und glaubt, dass Russland siegen würde:

"Jetzt jedoch findet ein neuer Kampf statt – gegen den ukrainischen Nazismus, gegen den Nazismus der westlichen Mächte in der Ukraine. Und dort wird die Demokratie siegen, es werden die Kräfte siegen, die eine neue Welt ohne Kolonialismus wollen. Vor allem wird Russland siegen, das diesen neuen Befreiungskampf für die ganze Welt anführt."

Er fordert Griechenland auf, die Sanktionen gegen Russland zu beenden, keine Waffen mehr an die Ukraine zu liefern und mit Russland zusammenzuarbeiten: 

"Wir blicken nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart und Zukunft. Heute und morgen ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir der russischen Armee in der Schlacht, die sie in der Ukraine führt, zur Seite stehen. Griechenland muss die Sanktionen beenden, muss aufhören, Waffen an ukrainische Nazis zu liefern und muss mit Russland zusammenarbeiten."

"Wir sind Freunde Russlands. Das ist die Perspektive für Griechenland und das griechische Volk."

Gleichzeitig gehörten griechische Beamte zu den Ersten im Westen, die Waffen und Militärtechnik an die Ukraine lieferten, nachdem die russische Sondermilitäroperation begonnen hatte. Bereits am 27. Februar 2022 schickte Griechenland über Polen 40 Tonnen Ausrüstung auf zwei C-130-Flugzeugen.

Anfang April stellte die Regierung Griechenlands zur Genehmigung eine neue Liste von Waffensystemen und Munition zur "Verkaufsfreigabe" vor, zusätzlich zu den bereits versandten großen Waffenlieferungen. Die Liste enthielt "Zehntausende von Phosphorbomben", deren Verwendung gegen Menschen verboten sei, wie die Kommunistische Partei Griechenlands erklärte. Nach Angaben des Nachrichtenportals iEidiseis bereite Griechenland den Versand einer großen Menge an Munition im Wert von 150 Millionen Euro an die Ukraine über Tschechien vor und bitte um Genehmigung durch den entsprechenden parlamentarischen Ausschuss. 

Die Tageszeitung Efimerida ton Syntakton berichtete am Donnerstag, dass Griechenland dringend 250 Container mit Waffen und Munition über Rumänien in die Ukraine schicke, wobei die ersten Waggons vor zwei Tagen abgefahren seien. Gemäß ihren Angaben habe sich die griechische Eisenbahngesellschaft Hellenic Train geweigert, den Transport durchzuführen. Stattdessen werden rumänische Züge den Frachttransport übernehmen, und die Beladung werde außerhalb von Thessaloniki aufgrund des heftigen Widerstands der Hafenarbeiter erfolgen.

Auf einer UNESCO-Veranstaltung am Donnerstag rief der stellvertretende griechische Außenminister Giorgos Kotsiras zu einem Waffenstillstand bei den Olympischen Spielen auf, der in Zeiten zahlreicher globaler Krisen besonders relevant sei.

Dimitrios Patelis ist ein zeitgenössischer griechischer und russischer Philosoph, Politologe und historischer Futurologe sowie Philosoph der Wissenschaft. Er ist Doktor und Professor für Wissenschaftsphilosophie an der Technischen Universität Kreta. Darüber hinaus ist Patelis ein hoch qualifizierter Übersetzer vom Russischen ins Griechische und umgekehrt. Im Jahr 2016 dolmetschte er für Russlands Präsident Wladimir Putin während dessen Besuchs in Griechenland.

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Berlin: Es naht eine Wahl, und schon beginnen die Pannen

17. Mai 2024 um 17:00

Berlin und Wahlen – das ist eine Kombination, die man seit den Bundestagswahlen 2021 mit einer gewissen Spannung verfolgt. Nicht wegen des Ergebnisses allein. Damals gab es reihenweise Pannen beim Wahlverfahren. Letztlich ohne Wirkung auf das Endergebnis war es eine Tatsache, dass einzelne Wahllokale die vorläufigen Ergebnisse nicht ausgezählt, sondern schlicht geschätzt hatten. Es gab aber auch reihenweise Probleme, die Einfluss auf das Ergebnis und auch, ein wichtiger Punkt aus Sicht der Verfassung, auf die Gleichbehandlung aller Wählenden hatten.

So wurden teilweise Listen in die Wahllokale geliefert, die für einen anderen Wahlbezirk bestimmt waren, also die falschen Direktkandidaten aufführten. Zudem hielten Wahllokale die Öffnungszeiten nicht ein, es fehlten Wahlkabinen und vieles mehr – eine überraschend lange Liste an Verstößen gegen eine ordnungsgemäße Wahl. Der Bundeswahlleiter legte letztlich für sechs Berliner Wahlbezirke Einspruch ein; gefordert wurde bis hin zu einer kompletten Wiederholung der Berliner Wahl. Am Ende kam es zu einem Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht, das klären musste, in welchen Berliner Wahlbezirken die Wahl wiederholt werden müsse. Abgeschlossen wurde die Bundestagswahl 2021 also erst mit der Wiederholungswahl am 11. Februar dieses Jahres, zweieinhalb Jahre nach dem ursprünglichen Wahltermin.

Am Tag der Bundestagswahl 2021 wurde auch das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt, und diese Wahl wurde komplett wiederholt, was dazu führte, dass im vergangenen Jahr die rot-rot-grüne Koalition unter Franziska Giffey durch eine Große Koalition unter Kai Wegner ersetzt wurde. Hoffnungen, dass damit ähnliche Ereignisse bei weiteren Wahlen erspart bleiben würden, sind aber wohl vergebens. Der Stadtstaat bleibt sich selbst treu. In den Bezirken Pankow und Köpenick erhielten Briefwähler für die kommende EU-Wahl am 9. Juni bereits "versehentlich" Stimmzettel mit einem großen Aufdruck "Muster" zugestellt. Es handelt sich dabei um etwa 350 Briefe.

Die Empfänger sollen sich nun bei ihrem zuständigen Bezirkswahlamt melden, berichtete der RBB, sie könnten sie dort gegen richtige Stimmzettel tauschen.

Was wieder neue Probleme auslöst, denn vielfach beantragen Wähler Briefwahl, weil sie nur eingeschränkt mobil sind, weshalb sie dann womöglich eben nicht einfach mal im Bezirkswahlamt die Zettel tauschen können. Da aber den Behörden nicht bekannt ist, wer genau diese falschen Stimmzettel erhalten hat, wäre das Problem sonst nur durch Versendung komplett neuer Stimmzettel zu lösen, die davor erst gedruckt werden müssten.

Immerhin, einen kleinen Trost gibt es für die betroffenen Berliner Bezirksverwaltungen: auch aus Wuppertal wird gemeldet, es seien Wahlzettel mit dem Aufdruck "Muster" verschickt worden. Da die Versendung der Wahlbenachrichtigungen, mit denen man die Briefwahlunterlagen beantragen kann, erst am 19. Mai endet, könnte es sein, dass auch andernorts noch entsprechende Fehler geschehen.

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IWF warnt den Westen vor Beschlagnahme der russischen Währungsreserven

17. Mai 2024 um 16:10

Die Pläne westlicher Regierungen, Russlands eingefrorene Zentralbankreserven entweder direkt zu konfiszieren oder die damit erzielten Gewinne zu verwenden, könnten das globale Währungssystem untergraben, warnte der IWF.

Mehrere westliche Staaten, insbesondere die USA, Großbritannien und die EU-Staaten, haben seit Beginn des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 Vermögenswerte der russischen Zentralbank in Höhe von schätzungsweise 300 Milliarden Dollar blockiert.

Die USA und eine Reihe von EU-Staaten haben sich dafür ausgesprochen, diese Vermögenswerte zu beschlagnahmen, um die Verteidigung und den künftigen Wiederaufbau der Ukraine zu finanzieren. Frankreich, Deutschland und mehrere andere EU-Mitglieder haben sich diesen Forderungen jedoch widersetzt und davor gewarnt, dass ein solcher Schritt einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen würde, der sich negativ auf den Euro auswirken könnte. Einige westliche Länder schlugen vor, sich nur die Zinserträge aus dem Vermögen anzueignen, aber auch dieser Ansatz ist mit rechtlichen Schwierigkeiten behaftet.

"Für den Fonds ist es wichtig, dass alle Maßnahmen auf einer ausreichenden Rechtsgrundlage beruhen und das Funktionieren des internationalen Währungssystems nicht untergraben", sagte IWF-Sprecherin Julie Kozack bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, als sie von RIA Nowosti zu den westlichen Plänen für die eingefrorenen Vermögenswerte befragt wurde.

Bei der Einschätzung der Aussichten auf eine Einigung über die russischen Gelder auf G7-Ebene angesichts des bevorstehenden Ministertreffens der Gruppe in Italien betonte Kozack, dass alle Entscheidungen von den zuständigen Gerichten getroffen werden müssen.

Der IWF hat wiederholt davor gewarnt, dass die westlichen Pläne, eingefrorene russische Gelder zu beschlagnahmen, unvorhergesehene Risiken mit sich bringen könnten.

Der Vorstoß der USA, die russischen Vermögenswerte zu beschlagnahmen, hat zu einer Spaltung der politischen Elite der G7 und der EU geführt. Die USA, die von den eingefrorenen russischen Guthaben im Umfang von rund 300 Milliarden US-Dollar nur über sechs Milliarden Dollar verfügen, drängen ihre Verbündeten seit Langem zu einer vollständigen Beschlagnahmung.

Einige westliche Beamte haben diese Idee unterstützt und vorgeschlagen, die Gelder an die Ukraine zu überweisen oder zumindest die Zinserträge aus den Vermögenswerten zu verwenden. Dieser Ansatz stößt jedoch auf den Widerstand der Europäischen Zentralbank und die Kritik des IWF.

Während Kiews westliche Unterstützer im Allgemeinen der Auffassung sind, dass die eingefrorenen Vermögenswerte zur Unterstützung der Ukraine verwendet werden sollten, sind sie sich uneinig darüber, ob eine vollständige Beschlagnahmung legal wäre.

Moskau hat wiederholt erklärt, dass die Beschlagnahme seiner Gelder einem Diebstahl gleichkäme und das weltweite Vertrauen in das westliche Finanzsystem weiter untergraben würde. Russland warnte auch, dass es Vergeltung üben werde, wenn ein solcher Schritt unternommen würde.

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Fico-Attentat: Blutige Botschaft an alle Nicht-Proukrainer?

17. Mai 2024 um 15:41

Von Roman Antonowski

Am Donnerstag gab es den ganzen Tag über immer mehr Nachrichten, die auf eine "ukrainische Spur" bei dem Attentat auf den slowakischen Premierminister Fico hinwiesen. Im Allgemeinen sind die europäischen Politiker, die von den liberalen Eliten des Westens als "Agenten des Kremls" bezeichnet werden, nicht wirklich prorussisch, sie sind einfach Patrioten ihrer Länder.

Als echte Patrioten und nicht als Erfüllungsgehilfen der Vereinigten Staaten oder des "Brüsseler Komitees" verstehen sie nicht, warum sie das Geld ihrer Steuerzahler für die Ukraine und nicht für ihre eigenen Bürger ausgeben sollen. Sie sind ratlos, warum sie sich wegen der politischen Launen Londons und Washingtons in einen Sanktionskrieg mit Russland verwickeln lassen sollen, der ihrer eigenen Wirtschaft schadet.

Sie wollen nicht, dass auf Geheiß der linksliberalen Ideologen der EU Scharen von Migranten aus fremden Kulturkreisen ins Land kommen. Zu diesen Politikern, auf deren Prioritätsliste das Wohl der Bürger ihres eigenen Landes steht und die sich den selbstmörderischen Lösungen widersetzen, die ihren Ländern von den globalistischen linksliberalen Eliten aufgezwungen werden, gehören der Ungar Viktor Orbán und der Niederländer Geert Wilders. Und natürlich der kürzlich gewählte slowakische Premierminister Robert Fico.

Orbán ist ein Rechtskonservativer, Wilders ist ein Nationaldemokrat, Fico ist ein Sozialdemokrat. Sie haben eines gemeinsam: Sie stellen die nationalen Interessen in den Mittelpunkt ihrer Prioritäten und nicht die Wünsche ausländischer Herren. In dieser Logik sind sie alle gegen die Unterstützung der Ukraine und des Kiewer Regimes, weil sie darin keinen Nutzen für ihre Länder sehen.

Es ist daher kein Zufall, dass Robert Fico von dem linksliberalen slowakischen Schriftsteller und Aktivisten Juraj Cintula angeschossen wurde, der wiederholt öffentlich seine proukrainische Haltung zum Ausdruck gebracht hat. Der Leiter des slowakischen Innenministeriums berichtet, dass der Schütze unter anderem gegen die Einstellung der slowakischen Waffenlieferungen an Kiew war. Sowohl Juraj Cintula als auch seine Frau waren Teilnehmer auf proukrainischen Kundgebungen. (Die Ehefrau von Cintula wurde von der Polizei zwecks Verhörs festgenommen ‒ Anm. der Red.)

Dies wirft eine logische Frage auf: War Cintula ein einsamer Schütze, der "wahnsinnig" geworden ist? Oder steckt jemand anderes hinter ihm?

Wenn er mit der lokalen ukrainischen Diaspora kommunizierte, unter der sich wahrscheinlich Agenten der GUR und des SBU befinden, konnte er vielleicht auch als liberaler und proukrainischer Aktivist von den ukrainischen Spezialdiensten rekrutiert und zu diesem Attentat gedrängt werden. Genauso, wie sie die russische proukrainische Aktivistin in der Person von Darja Trepowa rekrutiert und zu dem mörderischen Terroranschlag (auf den Militärblogger Wladlen Tatarskij in einem Petersburger Café ‒ Anm. der Red.) gedrängt haben. 

So konnte Kiew eine Botschaft an alle nicht-proukrainischen Politiker in Europa senden: "Stellt euch nicht gegen die Ukraine. Sonst endet ihr wie Fico." Aber alle vernünftigen Menschen in Europa sehen in dieser Botschaft etwas ganz anderes: "Vorsicht! Politischer Ukrainismus und Proukrainismus verkrüppeln und töten!"

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst auf dem Telegram-Kanal "Speziell für RT" veröffentlicht

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Spanien verweigert Schiffen mit Waffen für Israel das Anlegen

17. Mai 2024 um 14:57

Spanien will Schiffen mit Waffen für Israel die Erlaubnis verweigern, in spanischen Häfen anzulegen. Deshalb habe man bereits Beschwerde eingereicht, um das Schiff "Borkum" festzuhalten und zu untersuchen, schrieb Irene Montero von der linken Partei Podemos auf X.

Spaniens Außenminister José Manuel Albares verkündete vor Reportern in Brüssel:

"Das ist das erste Mal, dass wir das getan haben, denn es ist das erste Mal, dass wir ein Schiff mit Waffen für Israel entdeckt haben, das in einem spanischen Hafen anlegen möchte."

Das werde in Zukunft für jedes Schiff gelten, das Waffen nach Israel transportiere und in einem spanischen Hafen anlegen wolle.

Das Außenministerium werde solche Zwischenstopps aus einem "offensichtlichen Grund" systematisch ablehnen, fuhr er fort. Der Nahe Osten brauche "nicht mehr Waffen, er braucht mehr Frieden".

Spanien, das seine Waffenverkäufe an Israel ausgesetzt hat, gehört zu den schärfsten Kritikern in Europa am israelischen Vorgehen im Gazastreifen.

Die spanische Regierung will zudem eine Anerkennung eines Palästinenserstaates und versucht, andere europäische Staaten dafür zu gewinnen.

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Orthodoxe Kapelle in Kiew abgerissen

17. Mai 2024 um 14:33

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist in der Nacht zum Freitag die Wladimir-und-Olga-Kirche der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche abgerissen worden. Das war am Morgen auf der Webseite des Zehntel-Klosters zu lesen, das den sakralen Bau bisher genutzt hat. Auch andere Quellen berichteten in der Nacht über den Fortgang der Abrissarbeiten. 

Der jetzt abgerissene Kirchenbau wurde im Jahr 2007 an dem Ort errichtet, auf dem einst die allererste christliche Kathedrale des im 10. Jahrhundert getauften Kiews stand. Bei dem Neubau mit seinen Bögen wurden die Formen des 1240 während der Einnahme der Stadt durch die Mongolen zerstörten historischen Baus nachgeahmt, er war jedoch wesentlich kleiner. Die historischen Fundamente des ursprünglichen Gebäudes lagen abseits und waren weiterhin von der Öffentlichkeit zu besichtigen. 

Die Gesetzmäßigkeit des Neubaus war dennoch umstritten, unter anderem hatte sich 2011, als er bereits in der finalen Phase war, die UNESCO gegen das Bauwerk an diesem historischen Ort ausgesprochen. Ein ukrainisches Gericht hat am 14. September 2023 angeordnet, die Kapelle wieder abzureißen und das Gelände des Nationalen Geschichtsmuseums der Ukraine von ihr zu befreien. Die gerichtliche Entscheidung ist gegen den Protest der Gläubigen nun offenbar vollzogen worden. 

Miroslawa Berdnik, die Tochter eines ukrainischen Dichters und Schriftstellers, die sich für die Rechte der Orthodoxen im Land einsetzt, kommentierte auf ihrem Telegramkanal den vollzogenen Abriss mit diesen Worten: 

"Der Tempel, der von Seiner Seligkeit Metropolit Wladimir und Seiner Seligkeit Metropolit Onuphrius geweiht wurde und in dem die Heilige Jungfrau Maria wohnte, existiert nicht mehr. Völkermörder, Gotteslästerer und Diebe holen unter dem Deckmantel der Ausgangssperre entwendete Heiligtümer, Ikonen, Kerzenständer und Utensilien heraus. Was Poroschenko nicht zu tun wagte, tat nun Selenskij."

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"#AfDsindRattenfänger" – RBB-Berichterstattung zur AfD ganz sachlich und neutral

17. Mai 2024 um 14:09

Irritierte bis überraschte Nutzer der X-Plattform konnten sich am 17. Mai um kurz nach acht Uhr morgens nur die Augen reiben und fragen, ob sie den Kurztext eines X-Postings des Social-Media-Teams vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) richtig gelesen hatten. So hieß es in dem X-Beitrag, bezogen auf einen bewerbenden Artikel auf der Webseite, unter Nutzung eines sogenannten Hashtags:

"Nach dem #AfDsindRattenfänger -Abgeordneten Petr Bystron hat der Bundestag auch dem Prenzlauer AfD-Parlamentarier Hannes Gnauck die Immunität entzogen."

Ein provokatives oder ernstgemeintes Hashtag-Statement?Screenshot: X/RBB

Ein Hashtag ist dabei ein mit Doppelkreuz (#) versehenes Schlagwort, das dazu dient, Nachrichten mit bestimmten Inhalten oder zu bestimmten Themen in sozialen Netzwerken auffindbar zu machen. Der Artikel auf der RBB-Webseite zitiert dann Agentur-Meldungen zum politischen Vorfall in Berlin. So heißt es wertfrei einleitend:

"Nach dem AfD-Abgeordneten Petr Bystron hat der Bundestag auch dem Prenzlauer AfD-Parlamentarier Hannes Gnauck die Immunität entzogen. Das Parlament stimmte am Donnerstagabend gegen die Stimmen der AfD für eine entsprechende Beschlussempfehlung des Immunitätsausschusses."

Das X-Posting wurde gegen 11.00 Uhr ohne Angaben von Gründen gelöscht, da der genutzte Hashtag anscheinend auf bedingte Begeisterung stieß. So lautete stellvertretend der Vorwurf eines X-Nutzers:

"So beleidigt der ÖRR die Wähler und Sympathisanten der AfD – #AfDsindRattenfänger – und für solch einen Schmutz muss man also zahlen? Unglaublich …"

Ein anderer Kommentar stellte fest: "Beim zwangsfinanzierten RBB zeigt man mal wieder, was man dort unter 'neutraler Berichterstattung' versteht".

Um 11.30 Uhr erfolgte dann die korrigierte X-Version samt Entschuldigungserklärung:

Nach dem #AfD-Abgeordneten Petr Bystron hat der Bundestag auch dem Prenzlauer AfD-Parlamentarier Hannes Gnauck die Immunität entzogen. Wir haben einen vorherigen Tweet gelöscht, in dem uns ein Fehler unterlaufen ist. Wir bitten, dies zu entschuldigen.https://t.co/1YqEwawbkF

— rbb|24 (@rbb24) May 17, 2024

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Russland will USA nicht mehr zu Siegesparaden am 9. Mai einladen

17. Mai 2024 um 13:52

Der stellvertretende russische Außenminister Sergei Rjabkow hat erklärt, die politische Elite der USA leugne die Wahrheit über den Zweiten Weltkrieg und beschönige die Rolle der Sowjetunion beim Sieg über Deutschland. Deshalb habe Moskau beschlossen, keine US-Vertreter mehr zu den traditionellen Siegesparaden am 9. Mai einzuladen.

"In ihrem Bestreben, immer neue Narrative zu erfinden, um Russland zu verunglimpfen, leugnen die Amerikaner die Schlüsselrolle der Sowjetunion beim Sieg über Nazi-Deutschland. Sie können ihren Ansatz nicht ändern, und deshalb werden wir sie nicht einladen. Falls sich etwas ändert, was zu mehr Vernunft in der Herangehensweise des offiziellen Washingtons führt, dann natürlich schon", sagte der Vizeminister in einem Interview mit der Nachrichtenagentur TASS. Derzeit gebe es jedoch keine Anzeichen dafür.

Rjabkow wünschte den US-Veteranen des Zweiten Weltkriegs Gesundheit. Er äußerte die Hoffnung, dass sie in den kommenden Jahren zur Siegesparade nach Russland kommen:

"Wir werden sie zusammen mit anderen Veteranen der Anti-Hitler-Koalition ehren".

Im Jahr 1995 fand erstmals in der Geschichte des modernen Russlands eine Siegesparade auf dem Roten Platz statt. Mehr als 50 ausländische Staatsoberhäupter waren eingeladen, darunter auch US-Präsident Bill Clinton. Der bislang letzte Vertreter der USA, der 2021 an der Parade teilnahm, war der Ständige Geschäftsträger Bart Gorman. Er wurde im Februar 2022 aus Moskau ausgewiesen.

Im Jahr 2022 wurden keine ausländischen Staatschefs nach Moskau eingeladen. Im Jahr 2023 reisten sieben ausländische Staatsoberhäupter nach Moskau. Dieses Jahr wurden nur Vertreter sogenannter befreundeter Länder eingeladen: die Staats- und Regierungschefs von Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan sowie von Kuba, Laos und Guinea-Bissau.

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Wegen "Alles für Deutschland"-Aussage: Björn Höcke will Cathy Hummels anzeigen

17. Mai 2024 um 13:41

Die Influencerin Cathy Hummels nutzte in einem Werbebeitrag, den sie für eine europäische Kaufhauskette aufnahm und in ihrer Instagram-Story veröffentlichte, die Parole "Alles für Deutschland!"

Der AfD-Politiker Björn Höcke wurde am vergangenen Dienstag zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen à 130 Euro (insgesamt 13.000 Euro) verurteilt, just weil er in einer Rede ebenfalls diese Parole zitiert hatte.

Der Vorsitzende der Thüringer AfD-Fraktion hatte die Parole bei einer Rede in Merseburg (Sachsen-Anhalt) im Mai 2021 verwendet.

Das Gericht begründete sein Urteil, grob zusammengefasst, damit, dass ein Mann wie Höcke, noch dazu Geschichtslehrer, es hätte besser wissen müssen. Die Anwälte von Höcke haben angekündigt, gegen das Urteil in Revision zu gehen.

Nun reagierte Höcke auf den "Ausrutscher" von Hummels. In einem Tweet, den Höcke am Freitagmorgen online stellte, teilt er einen Screenshot von t-online, in dem sich Hummels für die Verwendung der Nazi-Parole entschuldigt hat.

Sie habe nicht gewusst, welchen Hintergrund der Spruch hat. Höcke schreibt:

"Sehr geehrte Frau Hummels, ich werde Sie leider bei Staatsanwalt Brenzler in Halle anzeigen müssen. Nicht weil ich etwas gegen Sie habe, aber um die Absurdität des Urteils gegen mich zur Kenntlichkeit zu entstellen."

Sehr geehrte Frau Hummels, ich werde Sie leider bei Staatsanwalt Brenzler in Halle anzeigen müssen. Nicht weil ich etwas gegen Sie habe, aber um die Absurdität des Urteils gegen mich zur Kenntlichkeit zu entstellen. pic.twitter.com/PAfxGMrMyn

— Björn Höcke (@BjoernHoecke) May 17, 2024

Innerhalb weniger Minuten wurde der Tweet mehrfach kommentiert. Zum einen von AfD-Sympathisanten als auch Gegnern. Hummels hingegen hat sich noch nicht zu Höckes Klageandrohung geäußert.

Die Staatsanwaltschaft in Halle äußert sich gegenüber t-online:

"Eine derartige Anzeige ist hier (bislang) nicht bekannt."

Hummels teilte RTL mit:

"Asche über mein Haupt, ich habe die Berichterstattung zu dem Höcke-Prozess und dessen Nazi-Spruch nicht mitbekommen und wusste nicht, welchen Hintergrund er hat. Ich habe ihn sofort gelöscht und distanziere mich ausdrücklich von rechtsradikalen Parolen und Parteien wie der AfD."

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Putin enthüllt Details der Gespräche mit Xi Jinping

17. Mai 2024 um 13:17

Harbin ist die zweite Stadt, die auf dem Programm der Reise steht. Am Donnerstag haben die Staatschefs in Peking vor allem die russisch-chinesischen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen erörtert.

Eines der Themen der Verhandlungen zwischen Wladimir Putin und Xi Jinping sei die Entwicklung der Partnerschaft gewesen, erklärte der russische Präsident am Freitag bei der Eröffnung der achten russisch-chinesischen Expo in Harbin.

"Die Aussichten für die Weiterentwicklung einer solch engen und vielseitigen Zusammenarbeit haben wir in den Gesprächen mit dem Staatspräsidenten Chinas, Xi Jinping, gestern Abend ausführlich erörtert", sagte Putin. Die überwiegende Mehrheit der russischen Regionen hätten Kontakte zu China, betonte er. Die bilaterale Partnerschaft trage zum wirtschaftlichen Wachstum bei und gewährleiste die Energiesicherheit beider Länder. Der Präsident lud die chinesischen Partner zur Teilnahme am Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok im September ein.

Ein weiteres Thema des abendlichen informellen Gesprächs war die Außenpolitik. Den Militärkonflikt in der Ukraine hätten Putin und Xi Jinping unter vier Augen ausführlich erörtert, betonte Juri Uschakow, ein Berater des Präsidenten.

Nach der Eröffnungszeremonie der Expo besuchte Putin die Polytechnische Universität Harbin. Bei einem Treffen mit Studenten stellte er fest, dass die Universität die Traditionen der Zusammenarbeit mit Russland pflege. Die Staatliche Universität Sankt Petersburg plane, zusammen mit der chinesischen Hochschule ein Bildungszentrum zu eröffnen, wo mehr als 1.500 Studenten aus beiden Ländern Mathematik, Physik, Chemie und andere Disziplinen studieren würden, so der russische Präsident.

Putin sprach sich über die Zusammenarbeit und Konkurrenz zwischen verschiedenen Ländern aus. Er erwähnte die US-Sanktionen gegen die chinesische Elektroautoindustrie, die Washington vor kurzem eingeführt hatte. "Warum? Weil chinesische Autos besser geworden sind, gibt es keinen anderen Grund. Dies ist ein Beispiel für unlauteren Wettbewerb."

Während des Treffens fragte einer der Studenten, welches chinesische Gericht der russische Präsident am liebsten möge. Putin antwortete, er konnte der Pekingente bei einem Abendessen mit Xi Jinping nicht widerstehen.

Nach dem Besuch an der Universität betete Putin in der einzigen noch funktionierenden russisch-orthodoxen Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche in Harbin. 

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Präsidenten Brasiliens und Südafrikas kommen nicht zu Ukraine-Konferenz in der Schweiz

17. Mai 2024 um 13:04

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wird nicht an der kommenden Ukraine-Konferenz auf dem Schweizer Bürgenstock beteiligt sein. Dies hat der Pressedienst des brasilianischen Staatschefs gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti bekannt gegeben. Dennoch könnte Lula da Silva am G7-Gipfel in Italien teilnehmen, wobei seine Reise zu der Veranstaltung noch diskutiert werde.

Der TV-Sender CNN Brasil erklärte unter Berufung auf Quellen in der Regierung, Lula da Silva habe nach Konsultationen mit Mitgliedern des Kabinetts beschlossen, dass die brasilianische Delegation bei dem sogenannten Friedensgipfel nicht vom Präsidenten angeführt werden soll. Es habe keinen Sinn, dass das brasilianische Staatsoberhaupt zu einer Konferenz komme, an der nicht die beiden Konfliktparteien teilnehmen würden. Derzeit sei es noch nicht klar, wer Brasilien vertreten werde.

Ende April habe der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis bei dem Treffen mit dem brasilianischen Amtskollegen Mauro Vieira mitgeteilt, Lula da Silva sei bei der Konferenz zu Gast gebeten, erinnerte CNN Brasil. Der Präsident der Ukraine, Wladimir Selenskij, lud Brasiliens Staatsoberhaupt ebenfalls ein.

Auch der Präsident der Südafrikanischen Republik, Cyril Ramaphosa, lehnte eine Reise in die Schweiz ab. Der Sprecher des Präsidenten erklärte gegenüber TASS, dass Ramaphosa wegen der Verfassungsprozesse nach der Präsidentschaftswahl, die am 29. Mai stattfindet, in Südafrika bleiben muss.

Sowohl die Schweiz als auch die Ukraine seien daran interessiert, dass wichtige Führungspersönlichkeiten aus den großen Entwicklungsländern des sogenannten Globalen Südens an der Veranstaltung teilnehmen würden. Bisher hätten diese Länder Vorbehalte gegen die Sanktionen, die der Westen gegen Russland verhängt habe.

Die Konferenz zur Beilegung des Ukraine-Konflikts wird am 15. und 16. Juni auf dem Bürgenstock in der Schweiz durchgeführt. Russland, das zur Konferenz nicht eingeladen wurde, setzte die Initiative heftiger Kritik aus. Außenminister Sergei Lawrow bezeichnete den Friedensgipfel als "Parodie von Verhandlungen".

Mehr zum Thema – Lawrow zum Schweizer "Friedensgipfel": "Eine Parodie von Verhandlungen"

In eigener Sache: Wieder neue Spiegelseiten für RT DE

17. Mai 2024 um 12:42

Liebe Leser,

die Zensurbemühungen gegen RT DE halten an. In letzter Zeit bemühen sich staatliche Stellen und Telekommunikationskonzerne wieder sehr, den Zugang zu RT DE zu erschweren und zu verhindern.

Als Ergänzung zu den bekannten, aber zurzeit teilweise unterdrückten Spiegelseiten von RT DE werden wir ab sofort regelmäßig neue Adressen (mirror pages) veröffentlichen. Heute nun diese beiden:

https://rtnewsde.pro

https://rtnewsde.tech

Mithilfe dieser "mirror pages" sollten Sie wieder uneingeschränkten Zugang zu RT DE haben. Wir empfehlen, diese Adressen als Lesezeichen zu speichern.

Ebenso besteht die Möglichkeit, über

https://luuul.ru

zumindest einen Teil der Inhalte von RT DE aufzurufen, auch wenn diese Alternativadresse noch nicht alle Features unserer Webseite bietet. An einer Verbesserung dieses Zugangs wird gearbeitet. Wir empfehlen, auch diese Adresse zu speichern.

Außerdem gibt es weiterhin zahlreiche andere Möglichkeiten, in der EU die Online-Sperren zu umgehen und trotz aller Behinderungsversuche dennoch RT DE zu nutzen – wir hatten diese an anderer Stelle vor kurzem aufgelistet.

Bleiben Sie uns auch weiterhin gewogen!

Ihre RT-DE-Redaktion

Putin: Im Moment keine Pläne zur Einnahme von Charkow

17. Mai 2024 um 12:23

Derzeit hat Russland keine Pläne, Charkow einzunehmen. Das hat der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz am zweiten Tag seines Besuches in China erklärt. Auf eine entsprechende Frage der Journalisten antwortete der Staatschef:

"Was Charkow betrifft, so gibt es bis heute keine derartigen Pläne."

Putin verband die Operation der russischen Streitkräfte am Frontabschnitt Charkow mit der Schaffung einer Sanitätszone als Reaktion auf den Beschuss des russischen Territoriums durch die ukrainische Armee. Die Ukraine greife bewohnte Gebiete der Grenzregionen an, darunter die Stadt Belgorod, wodurch auch Zivilisten ums Leben kommen. Putin erinnerte, wie er einst gewarnt habe, Russland würde eine Puffer- oder Sanitätszone schaffen, sollte Kiew die Attacken fortsetzen. Genau damit beschäftige sich das Militär aktuell.

Der Präsident fügte hinzu, dass die russischen Streitkräfte jeden Tag Fortschritte machen. Vergangenen Samstag hatte das Verteidigungsministerium in Moskau berichtet, mehrere Ortschaften des Gebietes Charkow eingenommen zu haben. Am Mittwoch wurden zwei weitere Dörfer befreit.

Am Sonntag war Belgorod unter heftigen Beschuss geraten. Ein Teil der abgeschossenen Raketen der ukrainischen Streitkräfte schlug in einem mehrstöckigen Wohnhaus ein.

Putin verband die Operation der russischen Streitkräfte am Frontabschnitt Charkow mit der Schaffung einer Sanitätszone als Reaktion auf den Beschuss des russischen Territoriums durch die ukrainische Armee. Die Ukraine greife bewohnte Gebiete der Grenzregionen an, darunter die Stadt Belgorod, wodurch auch Zivilisten ums Leben kommen. Putin erinnerte, wie er einst gewarnt habe, Russland würde eine Puffer- oder Sanitätszone schaffen, sollte Kiew die Attacken fortsetzen. Genau damit beschäftige sich das Militär aktuell.

Am Sonntag war Belgorod unter heftigen Beschuss geraten. Ein Teil der abgeschossenen Raketen der ukrainischen Streitkräfte schlug in einem mehrstöckigen Wohnhaus ein. Ein Hauseingang stürzte vollständig ein, wodurch 17 Menschen ums Leben kamen.

Mehr zum Thema – Ukrainische Angriffe auf Belgorod: 19 Tote an einem Tag

Bundestag: AfD-Antrag auf "Corona-Expertenanhörung" findet keine Mehrheit

17. Mai 2024 um 11:53

Im Gesundheitsausschuss des Bundestags wurde am 15. Mai der Antrag einer öffentlichen Anhörung mit dem Titel: "Einsetzung einer Enquete-Kommission 'Coronavirus – Fehleranalyse und Entwicklung besserer Handlungsansätze für künftige Pandemien'" abgelehnt. So stimmten die Abgeordneten der "Ampelkoalition" aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP einstimmig gegen eine öffentliche Anhörung. Die Unionsparteien, die Linke sowie die Abgeordneten des BSW enthielten sich. Lediglich die AfD-Fraktion stimmte für den eingereichten Antrag.

Der AfD-Abgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Martin Sichert, erklärte im Anschluss an die Abstimmung:

"Die Corona-Maßnahmen haben das Leben aller Menschen in Deutschland so massiv beeinflusst wie wohl keine andere politische Entscheidung in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Gerade weil die politischen Entscheidungen dieser Zeit so tiefgreifende und weitreichende Folgen für jedes Individuum, aber auch die gesamte Gesellschaft haben, müssen sie systematisch aufgearbeitet werden. Wir bedauern sehr, dass die anderen Fraktionen offensichtlich kein Interesse an einer systematischen Aufarbeitung der Corona-Zeit haben, wie diese Ablehnung der öffentlichen Anhörung zeigt." 

Das durch die Veröffentlichung der sogenannten "RKI-Files" in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückte Online-Magazin Multipolar zitiert in einem Artikel zur Abstimmung den AfD-Politiker Sichert. Gegenüber dem Magazin erklärte dieser, dass "eine Debatte dazu im Ausschuss nicht stattgefunden habe". Zudem habe es "keine Wortmeldungen der anderen Parteien zum Antrag der AfD gegeben".

Andrej Hunko vom BSW erklärte nach einer Anfrage von Multipolar, dass sich das Bündnis enthalten habe, da im AfD-Antrag vorgesehen war, "dass Vertreter des BSW nicht Teil der Enquete sein sollen". Die AfD erklärte dazu gegenüber Multipolar, dass entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen in eine Enquete-Kommission "nur Fraktionen einbezogen" werden könnten. Durch die Auflösung der Linken-Fraktion in die beiden parlamentarischen Gruppen Linke und BSW "sei dies nicht möglich". In der Diskussion um die unterschiedliche Auslegung dieser Regelung konnte keine Einigkeit erzielt werden, da der Antrag laut Sichert "in einer Zeit entstanden sei, in der es keine Gruppen im Bundestag gab". Nach den Austritten aus der Partei und Fraktion der Linken und der Neugründung des BSW hat sich diese Situation verändert.

Sichert informiert auf seiner Webseite darüber, dass der Antrag am 5. Juni erneut "ins Plenum des Bundestags zur Abstimmung" eingebracht würde. Die Partei hoffe, dass "dann 25 Prozent der Abgeordneten zustimmen, damit endlich Aufarbeitung stattfinden kann". Der Multipolar-Artikel erläutert im Hinblick auf die benötigte Anzahl von Abgeordneten:

"Die AfD verfügt derzeit über 10,5 Prozent der Sitze, die FDP über 12,4, das BSW über 1,4 – zusammen 24,3 Prozent. Einzelne Abgeordnete anderer Fraktionen (oder einige der sieben Fraktionslosen) würden somit zusätzlich benötigt – sofern die FDP den Antrag doch noch unterstützen sollte."

Weder die Fraktion der CDU noch die der SPD und der Grünen beantworten die schriftlichen Anfragen von Multipolar, mit denen sie um eine Begründung ihres Abstimmungsverhaltens gebeten wurden.

Mehr zum Thema - Lauterbach forderte knallhartes 1G – Belegt durch entschwärzte Protokolle des "Corona-Expertenrats"

TASS: Deutscher Botschafter kehrt nach Russland zurück

17. Mai 2024 um 11:15

Der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff ist wieder in Moskau, meldet die Nachrichtenagentur TASS. "Botschafter Lambsdorff ist nach Konsultationen in Berlin nach Moskau zurückgekehrt", zitiert TASS einen Gesprächspartner im Auswärtigen Amt. 

Berlin hatte Lambsdorff am 6. Mai zurückgerufen. Ursprünglich hat es geheißen, der 57-Jährige bleibe eine Woche in Berlin und würde dann an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Die Entscheidung erfolgte, nachdem eine pro-russische Gruppe beschuldigt wurde, einen Cyberangriff auf die Parteiressourcen der SPD durchgeführt zu haben.

Die Bundesregierung macht die Hackergruppe APT 28, die laut Bundesverfassungsschutz vom russischen Militärgeheimdienst gesteuert wird, dafür verantwortlich, seit 2022 eine "damals nicht bekannte kritische Sicherheitslücke in Microsoft Outlook auszunutzen, um E-Mail-Konten zu kompromittieren". Darüber hinaus sollen deutsche Einrichtungen aus den Bereichen Logistik, Rüstung, Luft- und Raumfahrt, IT-Dienstleistungen sowie Stiftungen und Verbände angegriffen worden sein.

Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, sagte damals, die Abberufung des Botschafters sei ein weiterer unfreundlicher Schritt Berlins. Für die Vorwürfe von Cyberangriffen seien "wie üblich keine Beweise vorgelegt worden".

Lambsdorff ist seit August 2023 Botschafter der Bundesrepublik in Russland.

Mehr zum Thema - "Ein weiterer unfreundlicher Schritt": Moskau tadelt Rückruf des deutschen Botschafters nach Berlin

Top-US-Stratege: "Großer Fehler", Annäherung zwischen China und Russland zuzulassen

17. Mai 2024 um 11:01

Das Kabinett von US-Präsident Joe Biden habe einen großen politischen Fehler begangen, indem es Russland und China in eine strategische Partnerschaft gedrängt habe, sagte Michael Pillsbury von der Heritage Foundation am Donnerstag.

Pillsbury sprach mit Fox News, während sich der russische Präsident Wladimir Putin auf der ersten Auslandsreise seit dem Beginn seiner neuen Amtszeit mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping in Peking traf.

"Zwei Atommächte, Russland und China, zusammenzubringen, ist wirklich ein großer Fehler", sagte er zu Brian Kilmeade von Fox News.

Pillsbury zufolge hat China einen Großteil der letzten 75 Jahre im Konflikt mit der Sowjetunion verbracht, "deshalb ist es für mich einfach schockierend zu sehen, dass sie sich auf diese Weise zusammenfinden." Pillsbury sagte weiter:

"Es ist einer der größten Fehler, den wir zu meinen Lebzeiten erleben werden."

Pillsbury hat Washington seit den 1970er-Jahren bei der Formulierung seiner China-Politik unterstützt. Er hatte verschiedene Posten im Pentagon und als Mitarbeiter des US-Senats inne, bevor er sich am Hudson Institute und später bei Heritage mit China befasste.

Es ist seit Langem ein politisches Ziel Washingtons, China und Russland voneinander fernzuhalten, angefangen mit US-Präsident Richard Nixons Entspannungspolitik gegenüber Peking in den 1970er-Jahren. Diese Politik wurde noch bis 2020 fortgesetzt, als US-Präsident Donald Trump versuchte, China mit Zöllen zur Zusammenarbeit mit den USA zu zwingen, bemerkte Pillsbury.

"Das wäre unter Trump nie passiert", sagte er. "Das war eines von Trumps Zielen, dies niemals zuzulassen."

Als Kilmeade andeutete, dass China die Märkte der USA und der EU "braucht", damit der Westen ein Druckmittel gegen Peking hat, wies Pillsbury darauf hin, dass dies "unter Biden einfach nicht passiert".

Auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow äußerte sich zu den Versuchen der USA, einen Keil zwischen China und Russland zu treiben. In einem Interview sagte er am Donnerstag, China sei "stark genug", um den "unverschämten" Versuchen der Druckausübung zu widerstehen.

China und Russland "verteidigen beide die Prinzipien der Fairness und der demokratischen Weltordnung auf der Grundlage der multipolaren Realitäten und des Völkerrechts", sagte Putin am Donnerstag und fügte hinzu, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern "gegen niemanden gerichtet sind".

Putin bezeichnete die russisch-chinesische Zusammenarbeit als "einen der wichtigsten stabilisierenden Faktoren auf der internationalen Bühne".

Xi pflichtete ihm bei und erklärte, die Beziehungen zwischen Peking und Moskau seien ein "Modell für die Beziehungen zwischen Großmächten und Nachbarstaaten, die von gegenseitigem Respekt, Vertrauen, Freundschaft und gegenseitigem Nutzen geprägt sind".

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Angriff auf AfD-Politiker in Schwerin

17. Mai 2024 um 10:19

In Schwerin, der Hauptstadt des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, ist ein AfD-Politiker angegriffen und verletzt worden. Nach Aussage des AfD-Landesvorsitzenden Leif-Erik Holm soll es sich dabei um den Landtagsabgeordneten Martin Schmidt handeln. 

Die Polizei berichtete von dem Vorfall, ohne den Namen des Opfers zu nennen. Nach ihren Angaben befand sich der AfD-Politiker gegen 0.30 Uhr in einer Gruppe von insgesamt vier Personen in einem Lokal in der Schweriner Altstadt. Dort sei er von einem 52-Jährigen angesprochen worden. Der Mann habe die Gruppe zunächst bepöbelt und beleidigt. 

Dann soll der Mann einen Aschenbecher aus Glas auf den AfD-Politiker geworfen haben. Dieser sei am Kopf getroffen worden und habe eine Platzwunde erlitten. Nach einer medizinischen Erstversorgung vor Ort sei er mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren worden.

Wie es in dem Bericht der Polizei heißt, soll der Angreifer vor Ort die Tat als politisch motiviert bezeichnet haben. Er lehne die AfD ab. Der mutmaßliche Täter soll sich dem politisch linken Spektrum zuordnen. Die Polizei ermittelt gegen den Mann wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung.

AfD-Landeschef Holm verurteilte die Tat und beklagte die Hetze und Stimmungsmache, der seine Partei ausgesetzt sei.

Mehr zum Thema - Stuttgart: Zwei AfD-Abgeordnete an Infostand attackiert und leicht verletzt

Krankenkassen: Skandal bei Abrechnungen. Oder doch eher nicht?

17. Mai 2024 um 09:49

Von Dagmar Henn

Die Bild macht daraus, wie es ihre Art ist, eine ganz große Schlagzeile:

"3,5 Millionen Euro Schaden für die Krankenkasse!"

Aber auch Dutzende anderer Medien haben die Geschichte verwertet, deren Ursprung die Ermittler der KKH sind, der Kaufmännischen Krankenkasse. Von "Abzocke durch Pflegedienste" ist die Rede (Spiegel), und übergangslos wird daraus gefolgert, insbesondere die ambulante Pflege sei unzuverlässig. Und überhaupt hätten 62 Prozent der Deutschen das deutsche Gesundheitswesen als anfällig für Betrug und Korruption betrachtet.

Eigentlich sollte man dabei eher an die besonders ermäßigte Villa denken, die der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn erwarb, oder an die Handynachrichten einer gewissen Ursula von der Leyen. Aber nein, die deutsche Presse hat die unteren Ebenen im Blick. Das aber dann genau.

Nur, auch wenn die Erwähnung von 3,5 Millionen bei den meisten Lesern die instinktive Reaktion von "das ist aber viel Geld" auslöst, muss das noch lange nicht wahr sein. Und eines haben alle Berichte über diese ungeheuren Betrugsfälle miteinander gemein – keiner davon sagt, wie hoch denn die Umsätze der KKH sind, im Vergleich zu diesem Schaden.

Der Jahresbericht 2022 der KKH, der leicht im Internet zu finden ist, nennt die genaue Summe. Der "Leistungsaufwand der Krankenversicherung", also das, was nicht für Verwaltung oder Werbung oder Ähnliches ausgegeben wurde, betrug 6.435.111.899,98 Euro. Das ist ein Betrag mit zehn Stellen vor dem Komma, wir reden hier von sechs Milliarden. Eine Milliarde entspricht tausend Millionen. Weshalb die 3,5 Millionen, die dem Leser als gar so schröcklich präsentiert werden, gerade mal etwas mehr als ein halbes Promille darstellen. Und wir reden hier nicht vom Blutalkoholspiegel beim Führen eines Fahrzeugs.

Man kann es ja verstehen, wenn die Ermittlungsabteilung der KKH einmal im Jahr eine knackige Pressemitteilung veröffentlicht, damit sie sich auch in der Presse wiederfindet. Man kann es auch verstehen, dass allerlei Volk auf diesen Zug aufspringt, um Dinge unterzubringen, die im eigenen Interesse sind. Etwa eine Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft Leipzig, die bei der Gelegenheit mehr spezialisierte Ermittler fordert. Künstliche Intelligenz wird dann auch noch vorgeschlagen, um die "wahnsinnigen Datenmengen" zu bewältigen.

Übrigens wird in der Pressemitteilung der KKH auch der Einsatz unqualifizierten Personals als großer Posten bei den Ermittlungen genannt. Das allerdings kann in vielen Fällen durch ganz andere Gründe als eine Absicht des Betrugs ausgelöst sein – dass nämlich qualifiziertes nicht zu haben ist. Und gerade kleinere Pflegedienste, bei denen der Kontakt zu den Gepflegten enger ist, versuchen zu vermeiden, dass ihre Patienten völlig im Stich gelassen werden. Was derzeit durchaus passieren kann.

Es gibt so viele Punkte, an denen man weiter nachdenken und nachfragen müsste, weil sonst das Problem nicht richtig erkannt wird. Und das ist eigentlich der Moment, an dem die journalistische Arbeit anfängt. Eine gut gemachte Presseerklärung (und diese ist gut gemacht) liefert sogar schon die Zitate von Personen, die nicht in Diensten der erklärenden Institution stehen. Eben besagte Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft Leipzig, deren Zitat sowohl beim Spiegel als auch beim Stern den Eindruck erweckt, da habe jemand sich die Mühe gemacht, dem Pressematerial noch etwas hinzuzufügen. Pustekuchen, alles Teil des Pakets. Mehr als Copy and Paste ist da nicht passiert.

Und es ist der fehlende Hinweis auf die Proportionen, der das belegt. Denn es ist kein großer Aufwand, die Leistungsausgaben der KKH zu finden. Eine Suchanfrage, Zeitaufwand 30 Sekunden. Man sollte immer daran denken, dass jeder, der eine Presseerklärung veröffentlicht, damit eigene Interessen verfolgt. Was heißt, man kann die Informationen verwenden, sollte aber zumindest gelegentlich die Plausibilität überprüfen.

Etwas über 0,5 Promille, das würde vielleicht dann ein Skandal, wenn man eine Dunkelziffer von 90 Prozent ansetzt; dann wären es tatsächlich 5 Prozent. Aber nirgends in der Presseerklärung ist von einer Dunkelziffer die Rede. Und dann muss man noch die Tatsache bedenken, dass menschliches Handeln unvollkommen ist, sprich, es schlicht keine Tätigkeit gibt, bei der es nicht auch eine natürliche Fehlerquote gibt. Das gilt wohl eher nicht für Frau von der Leyen und ihren Milliarden-Deal per SMS, aber es gilt für die ambulant Pflegenden, unter denen es tatsächlich auch noch Soloselbständige gibt, die nicht auf Buchhaltung und Abrechnungsverfahren spezialisiert sind.

Interessant ist es auf jeden Fall, wie gern Formulierungen vom "raffinierten Betrugssystem" "gewissenloser Täter" übernommen werden. Ohne darauf hinzuweisen, dass die ganzen 3,5 Millionen schon vor den jährlichen Leistungen der KKH nicht beeindrucken, angesichts der Milliarden, die bei der wirklichen Korruption etwa in Brüssel verschoben werden, aber geradezu zu einem Nichts verblassen. Übrig bleiben eigentlich nur ein paar Fragen. Will die Verwaltung der KKH ein paar zusätzliche Stellen und wärmt die Debatte dafür schon einmal vor? Oder sind vom Verband der Krankenkassen weitere Einschränkungen geplant, beispielsweise bei der ambulanten Pflege, für die der Boden bereitet werden soll?

Die Richtung ist noch nicht ganz klar. Aber am Ende geht es diesen Meldungen wie Cinderella um Mitternacht. Die Kutsche wird wieder zum Kürbis, die Pferde zu Mäusen, und das Ballkleid ist doch derselbe alte Lumpen. Nur der Leser, der dieses aufgeschäumte Nichts serviert bekam, bleibt mit einem schalen Geschmack im Mund zurück und fühlt sich missbraucht.

Mehr zum ThemaKaputtgespart: Deutschlands Kliniken gehen pleite

Es geht weiter: Bundestag entzieht noch einem AfD-Politiker die Immunität

17. Mai 2024 um 09:03

Der AfD-Politiker Hannes Gnauck und Bundesvorsitzender der Jungen Alternative für Deutschland war in den Jahren 2014 bis 2021 Zeitsoldat der Bundeswehr. Im Rahmen eines im Jahr 2020 eingeleiteten Disziplinarverfahrens, wurde ihm am 16. Mai 2024 ohne Zustimmung der AfD seine politische Immunität entzogen. Zur wagen Begründung, wird laut Medienberichten vermutet, dass es "wohl um Informationen geht, die der MAD gegen den Ex-Soldaten gesammelt hatte", so das Hamburger Magazin Der Spiegel.

Diese Begründung wurden zuvor seitens der ARD geäußert. So heißt es:

"Grund für das interne Ermittlungsverfahren ist nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios, dass Gnauck während seiner Zeit bei der Bundeswehr gegen Asylbewerber und Ausländer gehetzt haben soll. Der Militärische Abschirmdienst (MAD), der Geheimdienst der Bundeswehr, stufte ihn im Jahr 2020 als 'Verdachtsfall Rechtsextremismus' ein."

Die Parlamentsabgeordneten stimmten am Donnerstagabend gegen die Stimmen der AfD für eine entsprechende Beschlussempfehlung des Immunitätsausschusses. Dadurch wurde der Weg frei für die "Genehmigung zur Durchführung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens". Am selben Tag erfolgte bereits, nach gleichlautendem Beschluss einer Immunitätsaufhebung, eine großangelegte Razzia in den Räumlichkeiten des Bundestagsbüros von Gnaucks Parteikollegen Petr Bystron. Zudem suchten Beamte nach Beweismaterial in von Bystron genutzten Objekten in Berlin und Bayern sowie auf Mallorca.

Zu den Details der Causa Gnauck informiert der ARD-Artikel:

"Die Bundeswehr hatte deswegen ein Uniformtrage- und Dienstverbot gegen ihn verhängt. 2021 wurde er vom MAD schließlich als Extremist eingestuft. Das Disziplinarverfahren hatte geruht, seitdem er 2021 in den Bundestag eingezogen war. Zur Durchführung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens muss die Immunität eines Abgeordneten aufgehoben werden."

Der überraschende Aktionismus der ermittelnden Behörden wird mit der Feststellung kommentiert, dass es "noch unklar ist, warum das genau jetzt passiert".

Der AfD-Politiker ließ über den Landesverband Brandenburg am Abend mitteilen:

"Ich bot der Bundestagspräsidentin bereits vor Wochen schriftlich an, meine Immunität aufzuheben und im Raum stehende Vorwürfe so aus dem Weg zu räumen."

Laut Gnauck-Aussagen hätte die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) ihm daraufhin zu verstehen gegeben, "dass dieser Schritt überhaupt nicht notwendig sei". Weiter heißt es in der Mitteilung von Gnauck:

"Nun wird kurz vor der EU-Wahl, ohne ersichtlichen Anlass, meine Immunität doch aufgehoben, um Ermittlungen in einem Verfahren zu ermöglichen, das aufgrund meines Bundestagsmandats seit mittlerweile drei Jahren ruht. Da mein Dienstverhältnis ohnehin ausgesetzt ist, ist die Begründung meiner Immunitätsaufhebung nicht nachvollziehbar und äußerst fragwürdig."

Im Juni 2023 berichtete die Süddeutsche Zeitung:

"Der rechtsextreme AfD-Abgeordnete Hannes Gnauck kommt im Verteidigungsausschuss an hochsensible Informationen. Er ist nicht der einzige, dessen Zugänge anderen Fraktionen Sorgen machen."

Gnauck ergänzt wahrnehmend mit der Feststellung einer "seit Wochen wütenden Kampagne gegen die AfD". Er habe "sich nichts vorzuwerfen". Der 32-Jährige aus der Uckermark in Brandenburg war über die Landesliste für die AfD in den Bundestag eingezogen. Er ist seit Oktober 2022 Bundesvorsitzender der "Jungen Alternative", die laut Verfassungsschutz "gesichert rechtsextremistische" Jugendorganisation der AfD. 

Mehr zum Thema - Brüssel: Im Büro des AfD-Politikers Maximilian Krah wurde eine Razzia durchgeführt

Eintritt frei, Auswandern kostet eine Milliarde: Russlands Lektion für westliches Kapital

17. Mai 2024 um 07:55

Von Sergei Sawtschuk

Russland ist bekannt für seine großzügige Seele. Für gute Menschen ist es wie eine Mutter, für schlechte Menschen wie eine böse Schwiegermutter. Auf staatlicher Ebene ist es seit langem üblich, all jene willkommen zu heißen, die arbeiten, Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen wollen.

Mit dem Beginn der militärischen Sonderoperation ergriffen viele Unternehmen und Marken, die seit Jahren in Russland präsent waren, die Flucht. Einige freiwillig und aus Überzeugung, andere nur unter Zwang, denn weder in Washington noch Brüssel oder London scheut man sich, ungehorsame Freidenker zu erdrosseln. Einige sind wirklich gegangen, viele haben den brennenden Wunsch nur vorgetäuscht, Russland den Rücken kehren zu wollen und hielten sich hartnäckig wie festgeklebt auf der Türschwelle, um weiter heimlich die erzielten Gewinne zu zählen.

Mit dem heutigen Tag hat die finnische Metsä-Gruppe als letztes großes Unternehmen aus diesem skandinavischen Nachbarland ihre Aktivitäten in Russland endgültig eingestellt.

Wie der neuen Eigentümer – die Aktiengesellschaft Unternehmensgruppe Wologda Holzindustrie – bekannt gab, hat sie vier finnische Tochtergesellschaften im Leningrader Gebiet übernommen, nämlich die geografisch getrennt wirtschaftenden Metsä Swir, Metsä Forest Sankt Petersburg, Metsä Forest Podporoshje und Metsä Bord Rus. Das ist schon auf den ersten Blick eine gute Nachricht, denn die Einwohner von Wologda haben bereits angekündigt, dass sie bereit sind, alle bisherigen Mitarbeiter weiterzubeschäftigen und ein Werk wieder in Betrieb zu nehmen, das von den Finnen demonstrativ 2022 aufgegeben wurde.

Weder Beträge noch andere Bedingungen des Deals wurden bekannt gegeben, aber angesichts der Tatsache, dass Metsä seit mehr als zwei Jahren nach einem Käufer gesucht hatte, kann man davon ausgehen, dass die Finnen ihre russischen Tochtergesellschaften entweder mit erheblichem Verlust verkauft oder sich ein Schlupfloch für eine stille Rückkehr gelassen haben. Das ist genau das, was viele der zuvor geflohenen Unternehmen bereits getan hatten.

Nur eine kurze Anmerkung, damit es nicht so aussieht, als würden wir über die Schließung einer Döner-Bude berichten.

Die Metsä-Gruppe besteht seit fast 80 Jahren und beschäftigt in ihren Sägewerken mehr als 9.000 Mitarbeiter, was sicherlich nicht mit der Zahl der Beschäftigten in Stahlwerken vergleichbar ist, aber im Rahmen der modernen Automatisierung von Arbeitsvorgängen doch eine ganze Menge ist. Das Unternehmen stellt eine breite Palette von Produkten her, darunter Toiletten- und Küchenpapier, Papierhandtücher, Karton- und Zelluloseprodukte, Schnittholz, Sperrholz, Geotextilien (technische Gewebe für Erdarbeiten) und vieles mehr. Aus den zuletzt veröffentlichten Jahresabschlüssen für 2021 geht hervor, dass der Gesamtumsatz von Metsä mehr als sechs Milliarden Euro betrug. Dann begann die militärische Spezialoperation - das Werk Metsä Swir wurde geschlossen und der Holzeinkauf für die Werke des Unternehmens in Finnland und Schweden wurde eingestellt.

Wie sagt ein altes finnisches Sprichwort: Jeder ist seines Glückes Schmied – oder auch nicht, je nachdem.

Die Listen der Unternehmen, die das gastfreundliche Russland verlassen haben, werden nicht mehr oft aktualisiert, da die größte Fluchtwelle bereits versiegt ist und aktuell nur die letzten Hartnäckigen von den westlichen Machtzentren unter Druck gesetzt werden. Aber die Zahlen über ihre finanziellen Verluste werden immer noch regelmäßig aktualisiert. Gleichzeitig wird die Höhe der Gewinne derjenigen, die in Russland geblieben sind, an die gehorsame Presse weitergegeben, was für diejenigen, die das Land verlassen haben, besonders ärgerlich ist.

Ende letzten Jahres meldeten der auf den Bermudainseln registrierte und von Amsterdam aus operierende Telekommunikationsriese Veon (fast vier Milliarden Euro), die französischen Automobilhersteller der Renault-Gruppe (2,5 Milliarden Euro), die US-Fastfood-Kette McDonald's und der Schweizer Ölhändler Glencore mit jeweils 1,2 Milliarden Euro die größten Verluste aus der Einstellung ihrer Geschäftstätigkeit in unserem Land. Der italienische Energiekonzern für Stromerzeugung Enel, der Schwermaschinenbau der deutschen Siemens AG, der britische Tabakhändler British American Tobacco und der japanische Automobilhersteller Nissan verloren jeweils zwischen einer halben Milliarde und 800 Millionen Euro. Der britische Mineralölkonzern Shell und das amerikanische Ölfelddienstleistungsunternehmen Baker Hughes verloren etwas weniger als eine halbe Milliarde Euro. Ihr Russland-Geschäft gaben außerdem auf: Visa, Mastercard, American Express, Hapag-Lloyd, FedEx, UPS, DHL Express, Cyprus Post, Google Pay, Maersk, CMA CGM, Apple Pay, PayPal, MSC, Scan Group (ehemals Shipco), Ocean Network Express, Binance, Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Western Union.

Und so weiter und so fort. Die Liste ist lang, und wer sich dafür interessiert, kann die anderen Geschäftsverweigerer leicht selbst recherchieren.

Der größte Teil der Transaktionen, bei denen es um die Übertragung gut etablierter Unternehmen mit unterschiedlicher Rentabilität ging, wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgewickelt – weder die Summen noch die Bedingungen wurden offengelegt. Hinter den Kulissen halten sich jedoch hartnäckig Gerüchte, dass viele (wenn nicht sogar die meisten) ausländischen Unternehmen ihre Anteile verkauft und Produktionsanlagen weit unter dem Marktwert übertragen haben. Die klügeren und flexibleren Unternehmen haben ihre Anteile entweder an ihre eigenen Tochtergesellschaften oder an Dritte verkauft, allerdings mit der obligatorischen Auflage, dass sie innerhalb eines bestimmten Zeitraums (in der Regel fünf bis sieben Jahre) alles zum gleichen Preis zurückkaufen können. 

Wir haben oft und viel darüber gelesen, wie unsere Unternehmen aus der Europäischen Union und dem Westen im Allgemeinen verdrängt werden – meist in eklatant illegaler Weise. Aber das ist ein Spiel, das immer nur zwei Spieler spielen können. Jede spezialisierte Nische – sei es die Wartung von Bohrmaschinen, die Herstellung von Schreibpapier oder das Stanzen von Nägeln – ist immer eng, und alle Akteure in dieser Nische kennen sich gegenseitig. Wenn nicht direkt, dann durch einen Mittelsmann.

Als westliche Unternehmen begannen, ihre ernsthaften Absichten anzukündigen, das gastfreundlichste Land der Welt zu verlassen, begaben sich deren russische Konkurrenten in einen geduldigen Wartezustand. Denn sie hatten nichts zu verlieren, während diejenigen, die ihre Unternehmen verlagern sollten und auch wollten, ihre Fabriken, Zeitungen und Schiffe verkaufen mussten, weil sie von Politikern in Washington und Brüssel im festen Würgegriff an der Gurgel gehalten wurden. Gleichzeitig verlangte aber Moskau von ihnen, gefälligst alle Steuern zu zahlen und sonstigen Verpflichtungen zu erfüllen, bevor es Richtung Ausgang gehen konnte. Aus diesem Grund hat es in einigen Fällen zwei Jahre gedauert, bis die Vermögenswerte verkauft werden konnten. Die Käufer wanden sich, sie tricksten, sie feilschten, sie verschleppten – immer in der Hoffnung auf bessere Bedingungen.

In der Sprache der wilden 1990er Jahre nannte man das "den Kunden reifen lassen". Einige westliche Konzerne akzeptierten die neuen Realitäten schnell, andere zögerten, aber das Ergebnis war stets das gleiche. All diejenigen, die einst nach Russland kamen, um hier Profite zu schröpfen, wurden am Ende selbst geschoren. Nothing personal, just business. Solange sie für Russland arbeiteten, unterlagen sie den Gesetzen der geschäftlichen Gastfreundschaft, aber sobald sie sich in unfreundliche Farben gehüllt haben, gilt das Gesetz des Kapitalismus in seiner vollen Pracht. 

Lassen Sie uns noch etwas Salz in die Wunden streuen.

Während diejenigen, die gegangen sind, ihre Verluste zählen, verkünden diejenigen, die geblieben sind, ein Vielfaches an Umsatz- und Gewinnzuwachs. Die Financial Times hat errechnet, dass die in Russland verbliebene österreichische Raiffeisen-Bank doppelt so viel Geld verdient hat wie alle anderen Niederlassungen zusammen. Der Gewinn des Finanzkonzerns lag im vergangenen Jahr bei 1,7 Milliarden Euro, 70 Prozent davon entfielen auf die russische Niederlassung. Die österreichischen Banker reagieren auf alle Angriffe, indem sie immer beteuern, dass sie Russland sehr bald verlassen werden. Währenddessen suchen sie derzeit noch auf ihrer Website neue Mitarbeiter.

Aber der größte Rekordhalter ist wahrscheinlich die ungarische Bank OTP Group. Für das Jahr 2023 meldete das Unternehmen einen Gewinnanstieg auf 1,3 Billionen Rubel, das sind 200-mal mehr als im vorangegangenen Finanzjahr.

Lassen Sie uns die Gedanken mit einer russischen Volksweisheit abschließen. Willst du in Russland arbeiten, dann arbeite und werde reich – melke die Kuh, wie es wörtlich heißt. Wenn nicht, dann bist du frei zu gehen, aber die Kuh bleibt hier!

Übersetzt aus dem Russischen und im Original auf ria.ru veröffentlicht am 16. Mai 2024.

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Politik mit Betrug und Verbrechen – und Realitätssinn?

17. Mai 2024 um 06:20

Von Em Ell

Das Magazin Multipolar schreibt in einem Beitrag zu seiner Veröffentlichung der Protokolle des Corona-Krisenstabs im Robert Koch-Institut (RKI):

"Der Südafrikaner Nick Hudson, Vorsitzender der Organisation Pandemics Data & Analytics (PANDA) betonte in einer ersten Reaktion auf die Bekanntmachung der Protokolle im englischsprachigen Raum: 'Covid ist ein politisches, kein medizinisches Phänomen. Es war alles ein Betrug. Alles.'“

Hier zeigt sich beispielhaft: Politische "Wissenschaft" ist Politik und keine Wissenschaft – Gleiches gilt für politische Medien und Justiz, die kein Journalismus und keine Rechtsprechung sind, sondern Politik.

"Legitime Manipulation"?

Betrug und Verbrechen bei "Corona" liegen allein schon in der wider besseres Wissen fehlenden korrekten Erhebung und Behandlung der Daten, wie sie eigentlich Standard sind und sein müssen – wissenschaftlich und rechtlich gemäß der Definition von Infektion –, und der darauf fußenden gezielten Panikkampagne über die Massenmedien – etwa mit dem "Panikpapier" des Bundesinnenministeriums und den RKI-"Fallzahlen" mutmaßlich Testpositiver. Statt den Sachverhalt wissenschaftlich, journalistisch und juristisch sauber zu erfassen und zu überprüfen, wird politisch gearbeitet und manipuliert. Und ein "Soziologe" wie Heinz Bude erklärt es für legitim und noch dazu in aller Öffentlichkeit, derart "Folgebereitschaft" in der Bevölkerung unter anderem durch die "Wissenschaft" beziehungsweise dem, "was wie Wissenschaft aussieht", zu schaffen und durchzusetzen – auch und gerade für zukünftige Krisen.

Am Ende seiner Erklärung wird Bude auf dem Podium entgegnet, dass diese Sozialsteuerung gefährlich ist. Denn wer bestimmt, "was richtig ist", um es dann laut Bude & Co mit "legitimem Zwang durchzusetzen", gegen "den Einzelnen" und dessen "andere Informationen"? Dieser Einwand trifft zwar zu, doch nicht ins Schwarze – ob das, was als "richtig" bestimmt beziehungsweise politisch zurechtmanipuliert wird, überhaupt inhaltlich richtig ist und sein kann. Und allein das, was Bude hier stellvertretend für seinesgleichen sagt, macht genau dieses eigentliche Problem falscher "Richtigkeit" deutlich, indem es das Argument "legitimer Manipulation" glatt in sich selbst widerlegt:

Wenn Manipulation politisch legitim ist und angeblich unabhängige Institutionen dafür genutzt werden, dann werden diese und ihre Ergebnisse zwangsläufig ebenfalls politisch und manipuliert. Deren Informationen sind dann gerade nicht mehr wissenschaftlich, journalistisch, juristisch etc. "richtig", sondern korrumpiert. Dass ein Soziologe solch blanken soziologischen Unfug nur schon denkt und dann noch verbreitet, ist der eindrücklichste Beleg für die Wirkungen dieser Korruption mit dem Verlust von Realitätssinn. Ausgerechnet er, der es mit seinem Soziologen-Titel besser wissen sollte, zerstört vor aller Augen den Glauben an die Institutionen, hier die Wissenschaft, an deren Unabhängigkeit und "Richtigkeit". Obwohl exakt dieser Glaube für deren Akzeptanz und damit für deren Wirkung und Funktion in der Gesellschaft wesentlich ist, also für die "Folgebereitschaft". Der vermeintliche Sozialsteuerer disqualifiziert sich als selbiger, indem er die Falschheit seiner Sozialsteuerung legitimiert und zudem öffentlich damit prahlt. Die Manipulation zerstört die "richtige Information" und so den Realitätssinn dieser Sozialsteuerung, und die Offensichtlichkeit dessen zerstört die "Folgebereitschaft" dafür, die man mit solch falschem Realitätssinn herstellen will. Das zeigt Budes Unfug. Mit diesem Herausposaunen von Lug und Trug könnte Bude prompt als mutwilliger Saboteur der Macht unterwegs sein. Doch er hat sich und die Soziologie schon früher zum Handlanger der Politik erklärt.

Kurz und banal: Mit falschen Informationen steuert man an der Realität vorbei, sprich gegen sie, macht man falsche Politik, schlecht für die Folgebereitschaft. Und wenn man obendrein offen sagt, dass man falschspielt, wird es mit der Folgebereitschaft erst recht schwierig. Dann bleibt bloß Zwang. Willkür politischer Macht. Ohne Legitimität. Real existierende Diktatur statt "Demokratie".

Information zu dem, "was ist"

Das generelle Problem falscher, weil politisch korrumpierter Information bringt der frühere Oberst und Geheimdienstexperte Jacques Baud im Gespräch mit dem Journalisten Dirk Pohlmann zu den Hintergründen des Ukraine-Konflikts auf den Punkt, indem er das Wesen von Nachrichtendiensten als Teil von Geheimdiensten beschreibt: neutrale Information zu dem, "was ist".

So sollen Nachrichtendienste im engeren Sinn tatsächlich für die Politik funktionieren. Anders als Medien und Nachrichtenagenturen, deren objektive Funktion die der Sozialsteuerung ist. Letztere sind unmittelbar politisch und damit korrumpiert. Das ist im Sinne des Systems funktional. Echten Journalismus gibt es im kontrollierten Ausmaß, zur Legitimation und zur Korrektur, um zu große und damit dysfunktional wirkende Diskrepanz zwischen echter und medialer Realität zu vermeiden.

Politisch korrumpierte Nachrichtendienste wirken dagegen direkt dysfunktional. Wenn Sozialsteuerer und Entscheider selbst nicht mehr wissen, was los ist, steuern sie daneben und regieren gegen die Wirklichkeit. Wie sehr und wie blind, das zeigen Leute wie Bude und die hiesige Politik.

Korruption im Nachrichtendienst ist ansonsten die normale Korruption der Apparate und ihrer Budgetabhängigkeiten. Das heißt Aufblasen der eigenen Arbeit und Wichtigkeit statt neutraler Information. Hierzu tragen auch Ausweitungen zu Geheim- und Sicherheitsdiensten mit operativen Tätigkeiten bei, die über die reine Informationsbeschaffung eigentlicher Nachrichtendienste hinausgehen. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt soll die Nachrichtendienste kaum konsultiert haben. Ihm hätten die Medien gereicht.

Da Nachrichtendienste kein eigenes Publikum haben, bleiben als Korrektiv der Apparatekorruption nur interne Kontrollroutinen – bis hin zu gegeneinander arbeitenden Diensten mit weiterem Aufblasen – und die Realität.

Das wiederum ist bei Medien und Nachrichtenagenturen anders. Die Realität als Korrektiv ist gerade auch das Publikum.

Real existierender "Journalismus"

Die real existierende "Demokratie" des Westens ist durch ihre subtileren Mechanismen verfilzter und korrupter als der "real existierende Sozialismus" des früheren Ostens, sodass hier dem Publikum tatsächlich völliger Irrsinn als Realität aufgetischt wird. Die Aktuelle Kamera, Hauptnachrichtensendung des vom Westen geschluckten und ausgeschlachteten zweiten deutschen Staates, wirkt dagegen mittlerweile seriös. Bei ihr wussten immerhin alle, was davon zu halten ist. Mit der offenen Falschheit seiner Politik der Sozialsteuerung zeigt allerdings auch der Westen, was von seiner "Demokratie" zu halten ist: Theater.

Lügen und Verbrechen, Gewalt und Krieg – das ist das eigentliche Problem im Westen mit seiner kolonialen und imperialen Tradition. Schließlich ist das sein Standardprozedere, um Politik im großen Stil im Namen von "Krisen" und "Zeitenwenden" von oben herab zu bestimmen und durchzusetzen – nach innen gegen die eigene Bevölkerung wie nach außen gegen die Bevölkerungen anderer Länder. Zur Erinnerung, wohin das führt, allein in der jüngeren Geschichte:

Erster Weltkrieg, Komplizenschaft mit Nazi-Deutschland, Atombomben auf Japan, Deutsche Teilung, Kalter Krieg, Putsche und Diktaturen, "Bananenrepubliken" und Verschuldungspolitik, Vietnam-Krieg, "linker" Terror und "Gladio", Deutsche "Wiedervereinigung" und Treuhand-Gesellschaft, NATO-Osterweiterung, erster Irak-Krieg, Jugoslawien-Kriege, Kosovo-Krieg, 9/11 und "Krieg gegen den Terror", Afghanistan-Krieg, zweiter Irak-Krieg, Agenda 2010, "Staatsschuldenkrise", "Farbrevolutionen", Libyen, Syrien, Ukraine, Palästina-Israel, "Klima-Krise", Gender-Agenda, "Corona-Krise" und "Krieg gegen das Virus".

Warum soll ich da noch glauben, "was in der Zeitung steht", "was die Wissenschaft sagt", "was das Recht spricht" beziehungsweise "die regelbasierte Ordnung" des Westens? Warum soll ich jemandem glauben, der lügt und betrügt? Und der sogar offen zugibt und legitimiert, gezielt mit Lügen und Betrug Politik zu machen? Dem etablierten Modus der Politik mittels Medien und "Wissenschaft" im Westen, assistiert von seiner "Rechtsprechung". Schaffen und Durchsetzen von "Folgebereitschaft" mit "Herstellung von Zustimmung" ("Manufacturing Consent"), wie von Noam Chomsky und Edward S. Herman für die "politische Ökonomie der Massenmedien" beschrieben. Real existierende "Demokratie" mit real existierendem "Journalismus".

Warum soll ich glauben, was mir Lügner im Westen über die Welt erzählen? Über uns und unsere Politiker? Über andere Länder und ihre Politiker? Über die USA und Donald Trump, über China und Xi Jinping, über Russland und Wladimir Putin?

Warum soll ich als "Gegenargument" behaupten und glauben, die anderen lügen auch? Wenn das ausgerechnet Lügner behaupten?

Warum soll ich von uns im Westen auf andere schließen? Ihnen das unterstellen, was wir tun? Dieselben Dinge? Dieselben Motive? Dasselbe Gedankengut, Menschen- und Weltbild?

Warum soll ich mir durch Lügen und Unterstellungen, also Projektionen, meinen Realitätssinn ruinieren? Wohin führt das?

Schließlich, und ebenso kurz und banal: Macht gibt es nur mit denen, die sie tragen und ertragen. Macht lebt davon, sie nicht zu missbrauchen. Blindheit hilft niemandem. Neutraler zu sehen, "was ist", hilft allen Beteiligten.

Mehr zum ThemaMünchner Journalistik-Professor wird für Artikel diszipliniert – am Tag der Pressefreiheit

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Spanien: US-Hedgefonds kapert Kommune

17. Mai 2024 um 06:00

Derzeit macht ein Ereignis aus Spanien die Runde, das durchaus erschrecken kann – ein US-Hedgefonds hat die Schulden der andalusischen Gemeinde Burguillos aufgekauft und erhebt nun Anspruch auf einen Großteil der kommunalen Liegenschaften.

Ganz so einfach, wie das auf den ersten Blick aussieht, ist das natürlich nicht, und auch wenn gegenwärtig in der spanischen Presse gewaltig auf den ehemaligen sozialdemokratischen Bürgermeister eingeprügelt wird, sind die Hintergründe etwas komplizierter. Denn die Schulden hat nicht die Kommune gemacht, sondern es sind Schulden einer Immobiliengesellschaft, die Tochter der Stadt war. Diese Immobiliengesellschaft ist bereits seit vielen Jahren in Insolvenz, seit 2009, und dieses Datum müsste eigentlich etwas klingeln lassen.

Vor der Finanzkrise 2008 hatte es in Spanien einen ungeheuren Bauboom gegeben, der zusammengebrochen war, als die Krise die Immobilienpreise ebenso wie Bauunternehmen und Immobiliengesellschaften zum Einsturz gebracht hatte. Burguillos, das bei dieser Gelegenheit unter anderem mit einem unfertigen Hallenbad zurückgeblieben war, das schon fünf Millionen Euro gekostet hatte, war bei Weitem kein Einzelfall gewesen.

In einem Bericht des Spiegel aus dem Jahr 2011 wird von 700.000 leerstehenden Häusern und Wohnungen in Spanien geschrieben. Dabei waren aber nicht nur Wohnhäuser gebaut worden, sondern eben auch Hotels oder alle möglichen anderen Einrichtungen. In der Zeit des Booms hatte eben die Erwartung vorgeherrscht, es werde so weitergehen, und wenn eine Gemeinde damit rechnet, eigenes Bauland teuer verkaufen zu können, dann ist es nicht völlig ungewöhnlich, wenn dabei dann Projekte wie ein Hallenbad abfallen. Und auch städtische Immobilienentwickler schienen eine gute Idee.

Derartige Moden gab und gibt es auch in Deutschland, auch wenn der Auslöser weniger erwartete Einnahmen als häufiger vorhandene Sparzwänge sind. So hatten sich viele Kommunen einreden lassen, sie würden Geld sparen, wenn sie beispielsweise ihre Rathäuser verkaufen und danach zurückmieten, eines der typischen Projekte unter der Überschrift "Private-Public Partnership" (PPP), privat-öffentliche Partnerschaft.

Binnen weniger Jahre gab es allerdings reihenweise Beispiele dafür, dass die Kosten für die Kommune letztlich höher lagen. Das ist nicht erstaunlich – die Gewinne, die sich Investoren erwarten, die städtische Verwaltungsgebäude übernehmen, müssen zusätzlich zur Kostendeckung gezahlt werden.

Nun, das Entwicklungsprojekt mit Hotel und Hallenbad jedenfalls ging 2009 in die Insolvenz. Die Gemeinde Burguillos, ein Ort mit etwas weniger als 7.000 Einwohnern, übernahm in diesem Verfahren zumindest die ausstehenden Lohn- und Sozialversicherungszahlungen. Aber die ursprünglichen Forderungen der Gläubiger von 47 Millionen Euro, Schulden gegenüber mehr als 140 Unternehmen, blieben weiter bestehen und verringerten sich vor allem dadurch, dass die meisten von ihnen diese Forderungen irgendwann abgeschrieben haben.

So verblieb letztlich ein Betrag von 23 Millionen Euro. "Da gibt es Banken, einen Bauernhof, eine Baufirma, der fünf Millionen geschuldet werden, und der Rest ist eine Mischung aus kleinen und mittleren Unternehmen, denen vor allem Beträge von 300.000 bis 500.000 Euro geschuldet werden", schreibt der Diario de Sevilla.

Besonders heikel ist, dass gerade ein Gerichtsverfahren wegen schuldhafter Insolvenz läuft. Der heutige Bürgermeister von Burguillos besteht darauf, dass es keinen Grund dafür gebe, die Schulden der Tochtergesellschaft der Gemeinde zuzuweisen, weil sie in keiner Weise an den Entscheidungen dieses Unternehmens beteiligt gewesen sei. Die ehemaligen Manager des Bauentwicklers wiederum erklären, sie hätten doch nur im Auftrag der Kommune gehandelt. Gegen zwei ehemalige Bürgermeister der sozialdemokratischen PSOE läuft nebenbei auch noch ein Strafverfahren.

Aber die wirklich ungewöhnliche Nachricht entstand dadurch, dass im Juni 2023 der US-Hedgefonds KSAC Europe Investment, in den Medien liebevoll ein "Aasgeierfonds" genannt, für sieben Millionen US-Dollar die Schulden der Gesellschaft beim Insolvenzgericht in Sevilla aufkaufte. Diese sieben Millionen dürften dann anteilig an die Gläubiger verteilt worden sein. Jetzt verlangt der Fonds von der Gemeinde 27 Millionen Euros; sein Anspruch wurde vom Provinzgericht in Sevilla bestätigt, und nun will er diese 27 Millionen, von denen 20 der Ertrag für den Fonds sind, durch Übernahme des Immobilienbesitzes der Gemeinde eintreiben; das wären drei Viertel des gesamten Bestands und käme schon ziemlich nahe an eine Übernahme der Kommune.

Was auch der Grund sein dürfte, warum dieser Fall Interesse ebenso erregt wie Sorgen, auch wenn es nicht tatsächlich darum geht, dass kommunale Schulden von einem Hedgefonds aufgekauft wurden. Entwarnen kann man jedenfalls auch nicht – jede größere Gemeinde besitzt die eine oder andere Tochtergesellschaft, und es gibt immer wieder Situationen, in denen diese Gesellschaften plötzlich vor Schulden stehen, für die die Kommune haftet. Etwa bei kommunalen Kliniken, die meist nicht mehr als Eigenbetrieb geführt werden, sondern pleitegehen können, und das bei der Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte, die auf Privatisierung abzielt, auch tun. Oder bei Stadtwerken. Verkehrsgesellschaften. Es gibt eine ganze Reihe von Einrichtungen, die, auch das eine Folge der neoliberalen Politik, inzwischen privatrechtlich geführt werden, was zum guten Teil der Ideologie folgte, das sei effizienter.

Theoretisch wäre in jedem dieser Fälle eine Entwicklung wie in Burguillos denkbar. Vor allem, weil inzwischen selbst die Kommunen, die vor einigen Jahren finanziell noch gut dastanden, auch nur noch sparen und keine Reserven mehr haben, die in solchen Fällen eingesetzt werden könnten. Gibt es irgendeinen Schutz dagegen, dass derartige Schulden aufgekauft werden, wie das in Burguillos geschah? Eine der zentralen Eigenschaften der EU ist, dass sie die Rechte von Unternehmen immer über die Rechte von Bürgern stellt. Unter diesem Gesichtspunkt wurden auch die gesetzlichen Regelungen immer weiter aneinander angeglichen.

Man müsste sich gut im Insolvenzrecht auskennen, um sagen zu können, ob eine derartige Entwicklung nach deutschem Recht noch unmöglich ist, aber letztlich bedeutet das auch nicht mehr viel – sobald diese Abfolge von Schritten an einem Ort innerhalb der EU durchgesetzt ist, könnte dieser oder ein anderer Aasgeierfonds eine Gleichbehandlung vor einem europäischen Gericht einklagen, weil es eine Ungleichbehandlung im Wettbewerb darstellen würde, wenn man in Spanien Gemeinden auf diese Weise ausnehmen darf, in Deutschland aber nicht. Es gibt also durchaus Gründe, die Entwicklung rund um Burguillos im Blick zu behalten.

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Siemens steigt aus Dynamobau aus, US-Finanzinvestor steigt ein

16. Mai 2024 um 22:11

Begründet wird der Verkauf letztlich mit Gewinnrückgängen. "Deutliche Fortschritte bei unserer Portfoliooptimierung" nennt das Siemens-Finanzvorstand Ralf P. Thomas im Quartalsbericht. Nach über hundert Jahren wechselt die Dynamoherstellung in Berlin, um die einst das Siemensstadt genannte Stadtviertel entstand, den Besitzer. Mit ihm die ganze Siemens-Tochter namens Innomotics, die weitere 15 Fabriken betreibt. Verglichen mit der Fabrik in Nürnberg mit 1.800 Mitarbeitern ist das Dynamowerk in Berlin mit 400 Beschäftigten eher klein. Das Berliner Dynamowerk sollte 2017 schon einmal geschlossen werden und kam mit einem Abbau von 300 Stellen aus der Krise.

KPS Capital Partners, der in New York ansässige Investor, der 3,5 Milliarden für Innomotics zahlt, ist ein Fonds, der vor allem Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten kauft, bei denen er Entwicklungsmöglichkeiten sieht. Allerdings hat dieser Investor nicht den Ruf eines Aasgeiers ‒ es wird vielmehr berichtet, er habe sich immer bemüht, mit den jeweiligen Gewerkschaften zusammenzuarbeiten, und er soll sogar einen Rahmenvertrag mit der IG Metall geschlossen haben, der dann auch bei Innomotics angewandt werden dürfte, das in die Zuständigkeit dieser Gewerkschaft fällt.

"Alle Beschäftigten behalten ihren Job, alle Tarifverträge werden eingehalten und übernommen", erklärte auch Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, gegenüber der Presse. Davor hatte die IG Metall aber lange gegen die Ausgründung von Innomotics gekämpft, die erst zum 1. Juli 2023 stattfand.

Damals war, neben der Forderung, dass auch Siemens dran stehen solle, wo Siemens drin sei, auch der Verdacht von "Green-Washing" einer der Hintergründe des Widerstands. "Auch wenn die hergestellten Elektromotoren zwar umweltfreundlich seien: weil sie auch im Bergbau und in der Öl- und Gasförderung eingesetzt werden, habe sich Siemens wiederholt Kritik von Anlegern und Umweltschützern anhören müssen. Durch den Verkauf des Großmotorengeschäfts wolle der Konzern also auch sein Image mit Blick auf den Umweltschutz aufbessern", berichtete damals der Bayrische Rundfunk die Sicht von Roland Wehrer von der IG Metall Nürnberg.

Die meisten der 15.000 Beschäftigten, die Innomotics weltweit hat, arbeiten ohnehin in China und Tschechien. Das früher unter Siemens LDA geführte Großmotorengeschäft befasst sich mit der Fertigung von Nieder- bis Hochspannungsmotoren, Getriebemotoren, Mittelspannungsrichtern und Motorspindeln. Bei KPS, das bisher in über 200 verschiedenen Produktionsstätten insgesamt 48.000 Mitarbeiter beschäftigt, bedeutet die Übernahme von Innomotics eine deutliche Erhöhung des Personalbestands.

Siemens trennt sich auch von dieser Sparte, weil die Perspektive immer mehr in digitaler Automatisierung gesehen wird, neben der nach wie vor wichtigen Medizintechnologie. Allerdings war es gerade dieser Zweig, der im letzten Quartal schlecht gelaufen ist und zu den Gewinnrückgängen führte.

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Bericht: Der Westen verkalkuliert sich bei der russischen Wirtschaft

16. Mai 2024 um 21:58

Laut der belgischen Tageszeitung La Libre hat sich die russische Wirtschaft als widerstandsfähiger erwiesen als vom Westen erwartet und wächst trotz der Sanktionen weiter. Die Zeitung beruft sich auf die Prognosen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie auf die Chefvolkswirtin der Bank, Beata Javorcik, die sagte:

"Ich denke, es war unrealistisch zu erwarten, dass die Sanktionen gegen Russland zu einer tiefen Wirtschafts- und Finanzkrise führen würden, wie viele gehofft hatten."

Dem Zeitungsartikel zufolge soll die russische Wirtschaft nach Angaben der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung im Jahr 2023 um 3,6 Prozent gewachsen sein, während das BIP des Landes in diesem Jahr voraussichtlich ein Wachstum von 2,5 Prozent verzeichnen wird.

Auch die US-Agentur Bloomberg gibt ähnliche Einschätzungen ab. Sie stellte kürzlich fest, dass die westlichen Sanktionen einen unerwarteten Effekt hatten: Die russische Wirtschaft wächst sehr schnell. Russland konnte sich auf komplexere Zahlungsprozesse und Logistik einstellen, so Bloomberg weiter.

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Belgischer Radiomoderator ruft zum Mord an De Croo auf – zum "Scherz"

16. Mai 2024 um 21:45

Ein Radiomoderator in Belgien nahm den Mordanschlag auf den slowakischen Premier Robert Fico zum Anlass, um in einer Sendung einen mindestens sehr groben Scherz unterzubringen.

"Er scheint davonzukommen", sagte er am Mittwoch, bezogen auf Fico. "Der Schuldige wurde festgenommen." Und dann befasste er sich mit dem belgischen Ministerpräsidenten. "An alle, die erwägen, Alexander De Croo zu erschießen, sich aber wegen der Sicherheitsvorkehrungen um ihn herum nicht trauen: Ihr seht, es ist möglich, einen Premierminister zu erschießen. Also sage ich: Nur zu", beendete er seine Ansage.

Die Radiostation Waregem 1, das Lokalradio, für das der Moderator arbeitete, erklärte, es handle sich um einen schlechten Scherz, wie sie Comedians öfter machten, und der Sender habe nichts mit diesem Inhalt zu tun.

"Der Moderator sagte, er habe dies spielerisch ausgedrückt, aber es wurde nicht so wahrgenommen. Er entschuldigt sich bei den Zuhörern und bei Waregem 1", erklärte der Sender auf seiner Webseite. "Waregem 1 glaubt, er habe Zeitpunkt und Zusammenhang völlig falsch eingeschätzt und dass diese Aussage nie hätte fallen dürfen. Darum wurde der Moderator sofort suspendiert."

Mittlerweile hat allerdings der Sprecher des belgischen Premiers erklärt, dass dieser gegen den Radiomoderator Anzeige erstattet habe.

Oproepen tot geweld is strafbaar. De klacht is ingediend bij de politie van Waregem. De premier zet zijn campagne verder.

— Barend Leyts (@BarendLeyts) May 16, 2024

"Aufrufe zur Gewalt sind strafbar. Die Anzeige wurde bei der Polizei von Waregem eingereicht. Der Premierminister setzt seinen Wahlkampf fort."

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Der Westen beginnt die Trauerfeier-Vorbereitungen für die Ukraine

16. Mai 2024 um 21:26

Von Kirill Strelnikow

Stellen Sie sich die folgende Situation vor: Ärzte und Verwandte stehen am Krankenbett eines Sterbenden. Alle verstehen alles und schauen sich nicht in die Augen (besonders jene, die es auf seine Wohnung abgesehen haben). Doch wie es sich gehört, muss das Ritual befolgt werden. Alle versichern dem Todkranken einstimmig, dass die Krise überwunden sei, dass er sich erhole. Sie versichern und versprechen der mit Kathetern besteckten Halbleiche: Er werde noch Geige spielen (obwohl er es nie konnte), noch hundert Jahre leben, ein Millionär werden, einen Schönheitswettbewerb gewinnen, wir haben schon eine Wundermedizin für Unsummen bestellt, sie kommt gleich an.

Das Schöne ist, dass man in einem solchen Stadium alles Mögliche versprechen kann. Was macht es schon aus? Tote stellen keine Ansprüche, und inzwischen sollte man schon die Sache mit dem Friedhof regeln, um später nicht hetzen zu müssen.

Ein schmerzhaft ähnliches Bild erscheint momentan bei der Kommunikation des kollabierenden Kiewer Regimes mit seinen Verwandten, Freunden und Nachbarn.

Während er das Bild der Metastasen versteckt, verkündete der EU-Rat feierlich die Inkraftsetzung des von der ukrainischen Regierung vorgeschlagenen Plans zum Wiederaufbau und zur Modernisierung des Landes (der sogenannte "Ukraine Facility"-Plan), in dessen Rahmen bis 2027 insgesamt 50 Milliarden Euro bewilligt wurden, von denen 16 Milliarden eigentlich im laufenden Jahr der Ukraine überwiesen werden müssten (doch das ist nicht sicher). Im Kleingedruckten ist angemerkt, dass die EU das Geld nur dann zuweisen werde, "wenn sich die Ukraine an demokratische Prinzipien, darunter Mehrparteilichkeit und Menschenrechte, halten werde sowie im Fall einer effektiven Arbeit im Bereich der Korruptionsbekämpfung." Also – nie, doch das ist nicht wichtig.

Während sie heimlich die Tränen abwischte, versprach Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen tapfer, dass bereits in einem Monat dutzende Wunderflugzeuge F-16 im Himmel über der Ukraine fliegen werden. Freilich flüsterte sie den Anwesenden zu, dass es nicht in einem Monat, sondern "in einigen Monaten" geschehen würde, und überhaupt hätte man sie falsch verstanden, doch immerhin habe der Kranke begonnen, sich besser zu fühlen, und gebeten, ihn von der Sauerstoffversorgung für ein paar Minuten abzuschalten.

Der Sicherheitsberater des estnischen Präsidenten, Madis Roll, der soeben bei der Bestattungsanstalt einen Rabatt erfeilscht hatte, verkündete seinerseits, dass "Estlands Regierung ernsthaft über die Entsendung von Soldaten in die Ukraine" diskutiere. Er sagte nicht, dass Estlands Verteidigungsminister gleich zusammenzuckte und eilig meldete, dass die Worte des Beraters "zu gewagt interpretiert" werden, dass es natürlich keine estnische Initiative gebe und dass Estland ganz sicher nichts im Alleingang unternehmen werde. Wozu auch den Patienten kurz vor dem Ableben kränken?

Antony Blinken, der eilig nach Kiew reiste, um dem Sterbenden die letzte Ehre zu erweisen, hielt seine Hand und versicherte ihm, dass die US-amerikanische Militärhilfe ganz ganz bald ankommen und auf dem Schlachtfeld "einen großen Unterschied" machen werde. Danach murmelte er etwas von dem "unerschütterlichen Bekenntnis der USA zur Souveränität, territorialen Integrität und Demokratie der Ukraine" und ging in die Küche, um sich zu erkundigen, wie man in der Ukraine Kutja zubereitet.

Sie alle übertraf der Verteidigungsminister Großbritanniens, der Kiew sogar erlaubte, die Krim anzugreifen, weil er die Halbinsel "für einen Teil der Ukraine" halte. Die Besucher tauschten Blicke aus, nickten aber synchron, um den Gast nicht zu beleidigen – immerhin kam er von weit her.

Die vorbeikommenden Nachbarn warfen ihr Auge auf die große Kristallvase auf dem Geschirrschrank, sprachen aber laut etwas unbestimmt Hoffnung Verheißendes aus: Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz versprach, gar das dritte Patriot-System in die Ukraine zu schicken, und Polens Präsident Duda kramte in den Hosentaschen, schämte sich, schwor aber hoch und heilig, dass ein russischer Sieg in der Ukraine "nicht zugelassen" werde. Wer genau und wie er das zulassen oder nicht zulassen kann, erklärte er nicht, denn die Ärzte riefen alle ins Nachbarzimmer.

Die Doktoren legten schweigend die Diagnose auf den Tisch und wandten sich zum Fenster.

Im ersten Absatz lasen die betrübten Gäste die Worte des NATO-Generalsekretärs Stoltenberg:

"Was den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg angeht, muss man zuerst erreichen, dass sie die Oberhand gewinnt. Wenn die Ukraine nicht die Oberhand gewinnt, wird es in der freien und unabhängigen Ukraine nichts zum Wiederaufbauen geben."

Der EU-Rat atmete beruhigt aus (das Geld bleibt erhalten), hustete sich aber rechtzeitig aus.

In Stille blätterten die Gäste durch die Anamnese.

  • The Times: "Die nächsten paar Wochen werden für das Schicksal der Ukraine entscheidend";
  • The New York Times: "Die Ukraine ist verwundbarer als je zuvor seit 2022, erklären ukrainische Soldaten und Kommandeure einiger Brigaden, die in den jüngsten Wochen befragt wurden";
  • Der Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes Kirill Budanow: Die Streitkräfte der Ukraine haben keine Personalreserven mehr – sie sind entweder im Gebiet Charkow oder in Tschassow Jar in der Donezker Volksrepublik zerstreut: "Die Lage ist am Rande des Kritischen, sie nähert sich dem stündlich";
  • Am Frontabschnitt Saporoschje gibt es eine Krise, das ukrainische Militär warf die letzten Reserven aus dem Sonderkommando Asow in den Kampf;
  • Im Gebiet Charkow wurde ein Abfangplan wegen der massenhaften Flucht der Soldaten aus dem Kampfgebiet ausgerufen, auf den wichtigsten Straßen wurden Sperrposten errichtet;
  • Eine weitere Offensive der Russen zeichnet sich im Gebiet Sumy ab, ukrainische Behörden ordneten die Evakuierung der in der Nähe der russischen Grenze liegenden Städte Belopolje und Woroschba des Gebiets Sumy an;
  • Selenskij bezeichnete die Lage bei Charkow als "besonders heiß", und die in Woltschansk als "äußerst schwierig";
  • Nach Ansicht der westlichen Militärexperten wird das Kiewer Regime Charkow verlieren, wenn sein Militär Reserven in der Hoffnung, den Donbass zu halten, nach Tschassow Jar schickt, und umgekehrt;
  • Politico: Die Offensive der Russen könnte "den Beginn einer Entscheidungsschlacht im Ukraine-Konflikt einleiten, Charkows Verlust werde potenziell auch zum Verlust der Kampffähigkeit der Ukraine führen"; und weiter: "Sollte Charkow fallen, könnte kurz danach auch die Entschlossenheit des Westens fallen"; "Im Fall eines Durchbruchs an der Front könnten Europas Vertreter erneut Verhandlungen mit Moskau von Kiew fordern".

Einer der Gäste fasste schließlich seinen Mut und fragte: "Sagen Sie direkt, wie viel bleibt ihm noch?"

Der kleingewachsene Oberarzt räusperte sich und warf müde die Einweghandschuhe in den Mülleimer: "Ich habe es Ihnen doch gleich gesagt: Man hätte es nicht dazu kommen lassen sollen. Sie hörten nicht, und nun musste eine spezielle Operation durchgeführt werden. Die Aussichten sind unerfreulich. Für ihn wie für Sie alle."

Die Gäste blickten furchtsam die unbewegliche Silhouette des Oberarztes an und schleppten sich schließlich in die Küche, um den Salat von gestern aufzuessen. Das Zeug solle schließlich nicht schlecht werden!

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 16. Mai bei RIA Nowosti.

Mehr zum Thema Russlands Offensive bei Charkow ist weit mehr als nur ein militärischer Rückschlag für Kiew

Die Offensive bei Charkow als strategisches Manöver Russlands

16. Mai 2024 um 21:12

Von Jewgeni Krutikow

In der ersten Tageshälfte des 15. Mai besetzten Russlands Streitkräfte am Frontabschnitt Charkow den Großteil von Woltschansk. Kiews Militär zog sich in die südlichen Stadtteile zurück und leistet punktuell noch Widerstand. Noch am 14. Mai standen die russischen Sturmformationen beim Gebäude der Stadtverwaltung. Üblicherweise wird die Befreiung eines Ortes offiziell nach der Räumung des Umlands verkündet.

Nahe der Ortschaft Lipzy wurde die genossenschaftliche Gartensiedlung "Lira" besetzt, direkt angrenzend an diese wichtige Ortschaft. Das ist das Datschengebiet vor Charkow, bis zur Stadt sind es von hier noch 20 Kilometer Luftlinie. "Einheiten des Truppenverbands Nord befreiten durch aktive Handlungen die Siedlungen Glubokoje und Lukjanzy des Gebiets Charkow und rückten in die Tiefe der gegnerischen Verteidigung vor", berichtete darüber Russlands Verteidigungsministerium. Glubokoje und Lukjanzy liegen direkt neben Lipzy.

An anderen Frontabschnitten liegt die Initiative ebenfalls bei den russischen Streitkräften. Die Einkesselung des Stadtteils "Kanal" von Tschassow Jar wurde faktisch beendet. Am Abschnitt Pokrowsk wurde Umanskoje befreit, im Westen von Netailowo wird gekämpft, es gibt dort Geländegewinne, mit denen ehemalige gegnerische Verteidigungsanlagen, Waldbestände und Höhen besetzt wurden. Allmählich entfaltet sich "die Blüte von Otscheretino". Aus diesem wichtigen Logistikknoten ist eine Offensive praktisch in alle Richtungen möglich.

Der erfolgreiche Vorstoß bei Charkow offenbarte nicht nur die Probleme des ukrainischen Militärs, sondern auch die Tatsache, dass der Verlauf der Spezialoperation inzwischen von der Strategie des russischen Generalstabs bestimmt wird. Das Kommando der ukrainischen Streitkräfte steht wie bei einem Schachspiel im Zugzwang – die eine Option zu reagieren ist genauso schlecht wie die andere.

Nach dem Verlust von Awdejewka wurde das ukrainische Militär mit einer neuen Strategie der russischen Streitkräfte konfrontiert: Ständiger Druck an diversen Abschnitten entlang der gesamten Frontlinie. Bei Kiews Versuchen, mal die Verteidigungslinien westlich von Awdejewka, mal Rabotino, mal Krasnogorowka, mal Terny zu halten, zwang die Ukraine letztlich dazu, eigene Reserven ständig "von der Hand in den Mund" zu verschieben.

Später wurde das ukrainische Militär mit zwei besonders problematischen und strategisch wichtigen Abschnitten konfrontiert: bei Tschassow Jar, von wo aus sich ein direkter Weg auf den Ballungsraum Kramatorsk – Slawjansk eröffnet, und im Raum Krasnoarmeisk (ukrainisch nun Pokrowsk genannt). Ein russischer Durchbruch an jedem dieser Abschnitte wird in Kiew als eine potenzielle Katastrophe gewertet. Der Verlust eines beliebigen anderen großen befestigten Raums der Ukraine, der mit Awdejewka oder Tschassow Jar vergleichbar wäre – etwa bei Krasnogorowka, Kupjansk oder Orechow und Ugledar – würde ebenfalls zu einem Zusammenbruch der Front führen.

Die täglichen Verschiebungen der Frontlinie führen zu Verschiebungen in der Bedeutsamkeit bestimmter Frontabschnitte. Beispielsweise bedeutet die Befreiung der zuvor wenig bekannten Stadt Woltschansk eine Gefahr der Einkesselung sämtlicher südlich davon gelegenen ukrainischen Stellungen bis nach Kupjansk. Es gibt bereits Berichte, wonach das ukrainische Kommando Kupjansk verlassen habe.

Parallel dazu setzt das ukrainische Militär die Zusammenstellung neuer Brigaden fort, die aus politischen Gründen bei Kiew und bei Poltawa versammelt werden. Die Gesamtstärke der ukrainischen Reserven kann auf 54.000 Mann geschätzt werden, von denen etwa 12.000 aktiv in Bewegung sind.

Das Kommando der Kiewer teilt sich in zwei Lager auf: das eine Lager vermutet, dass es nötig sei, alles an den Frontabschnitt bei Charkow zu werfen, was überhaupt verfügbar ist. Das andere Lager beharrt auf dem Erhalt der Verteidigungsverbände in Tschassow Jar, Krasnogorowka, Kupjansk und Krasnoarmeisk. Im Rahmen eines Kompromisses werden nun also nach Charkow Truppen von den Abschnitten Cherson und Saporoschje und einzelne Einheiten aus Tschassow Jar verlegt. Hinzu kommen Sonderkommandos des ukrainischen Militärgeheimdiensts GUR sowie Reste der Nationalbataillone und sogar der regulären Polizei.

In jedem Fall kommt es dazu, dass ein oder manchmal gleich mehrere Frontabschnitte "durchhängen". In einer Situation, in der praktisch die gesamte Frontlinie unter Druck steht, ist es für das ukrainische Militär unmöglich, einen Schwerpunkt für die Verteidigung zu wählen, denn der existiert nicht.

Russlands Streitkräfte indessen warten jetzt ab – wie paradox das auch klingen mag. Denn ein Zusammenbruch der gegnerischen Front kann unerwartet eintreten und muss dann geschickt ausgenutzt werden.

Das Eröffnen eine Frontabschnitts bei Charkow und zusätzlich das mögliche Auftauchen eines bei Sumy bedeuten nicht unbedingt eine Offensive auf große Städte oder gar die Schaffung einer Pufferzone zum Schutz von Belgorod, sondern das ist auch ein wichtiges strategisches Manöver, das auch Teile der Front an viel weiter entfernten Abschnitten zum Zusammenbruch bringen kann.

Jeder Zusammenbruch der ukrainischen Front würde in ihrer Verteidigung eine Lücke öffnen, für deren Schließung die Ukraine keine Reserven mehr hätte. Und dabei geht es nicht nur um Personal oder Militärverbände, sondern weiter vorn an der Front gibt es einfach keine Stellungen mehr, egal ob natürliche oder künstliche Befestigungen, an denen sich die ukrainischen Streitkräfte effektiv noch halten könnten.

So mündete eine kleine operative Pause nach der Befreiung von Otscheretino, die von ständigem Druck auf die gesamte Frontlinie geprägt war, gewissermaßen in einem strategischen Schachspiel. In dieser Partie spielen Russlands Streitkräfte mit Weiß, sind dem Gegner mindestens einen Zug voraus und behalten die Initiative. Ihre Aufgabe besteht jetzt darin, diese Initiative erfolgreich zu nutzen.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst bei Wsgljad erschienen am 16. Mai.

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Vor dem Attentat: Robert Fico warnte vor Machtausweitung der WHO auf Kosten souveräner Staaten

16. Mai 2024 um 20:43

Von Felicitas Rabe

Nach dem Attentat auf den slowakischen Ministerpräsidenten am 14. Mai 2023 liegt dieser schwer verletzt im Krankenhaus. Somit wird er bei der geplanten Abstimmung über das WHO-Pandemieabkommen vom 27. Mai bis zum 1. Juni in Genf nicht als Vertreter seines Landes abstimmen können – obwohl er dazu eine dezidierte Meinung vertritt.

Am 25. Oktober 2023 wurde Fico nach vier Jahren Unterbrechung zum vierten Mal zum Ministerpräsidenten der Slowakei ernannt. Bei Amtsantritt stoppte er nicht nur sofort die Waffenlieferungen an die Ukraine, sondern kündigte auch an, die Corona-Politik der Vorgängerregierung zu untersuchen.

Fico hatte deren Pandemiemaßnahmen seit dem Beginn der Corona-Krise kritisiert. Auf einer Demonstration von Kritikern der Corona-Politik wurde der aktuelle slowakische Ministerpräsident 2021 sogar von der Polizei festgenommen. Schon einen Monat nach Amtsantritt hielt er im November 2023 eine Rede, bei der er auch die Weltgesundheitsorganisation scharf kritisierte. Der Ausweitung der Machtbefugnisse dieser globalen Institution kündigte er darin den Kampf an. Bereits im November sagte er, dass er einer weiteren Machtübertragung, wie sie im WHO-Pandemievertrag vorgesehen ist, nicht zustimmen werde.

Vom 27. Mai bis zum 1. Juni treffen sich Vertreter der 194 WHO-Mitgliedsländer bei der Weltgesundheitsversammlung (WHA) zur Abstimmung über den WHO-Pandemievertrag. Der slowakische Ministerpräsident wird nicht dabei sein. Nach dem Attentat am 14. Mai 2024 liegt er schwer verletzt im Krankenhaus.  

Deutsche Übersetzung eines Ausschnitts aus Robert Ficos Rede vom 23. November 2023 in Bratislava:

"Wenn jemand eine andere Meinung zur Impfung gegen COVID-19 hatte, galt er als Gefahr für die Gesellschaft. Die Medien schrieben ganz offen, hier zitiere ich, 'dass jeder Ungeimpfte wie ein Schwein vor Schmerzen quieken sollte'. Außerdem solle man Gewalt anwenden, wenn jemand die 'Politik der Nadel' ablehnt.

Und heute stellt sich heraus, dass unsere freie Sichtweise auf die vergangenen Impfungen und die Maßnahmen der Regierungen zur Bekämpfung von COVID-19, die die Menschenrechte grob verletzen, richtig und berechtigt war. Eine Studie nach der anderen bestätigt die skandalösen Folgen der Massenimpfung mit ungeprüften experimentellen Impfstoffen.

Ja, ich versichere als Vorsitzender der Partei (Smer), und ich versichere es auch als Ministerpräsident, dass ich die Arbeit einiger Politiker der neuen Regierungskoalition unterstützen werde, politisch zu bewerten, was die Regierung zwischen 2020 und 2021 getrieben hat. Und ich werde auch einen Blick auf die finanzielle Seite der umfangreichen, oft völlig sinnlosen Käufe von medizinischen Geräten und Impfstoffen werfen.

Ich erkläre auch ganz klar, dass die Smer – slovenska socialna demokracia (Deutsch: Richtung – Slowakische Sozialdemokratie; Anm.) eine Stärkung der Befugnisse der Weltgesundheitsorganisation auf Kosten souveräner Staaten bei der Bekämpfung von Pandemien nicht unterstützen wird.

Ich behaupte, dass solch ein Unsinn nur von gierigen Pharmaunternehmen erfunden werden konnte, die den Widerstand einiger Regierungen gegen die Impfpflicht zu spüren bekamen. Nach der Verfassung der Slowakischen Republik ist für die Gültigkeit solcher Vereinbarungen zugunsten der WHO die Zustimmung des Nationalrats der Slowakischen Republik erforderlich. Und ich glaube nicht, dass die souveränen slowakischen politischen Parteien eine solche Zustimmung geben werden. Die Smer und ihre Abgeordneten werden das sicher nicht tun."

Robert Fico, newly elected Slovakia’s Prime Minister, with an incredible speech:≪ If someone had a different opinion on vaccination against Covid, they were dangerous for society. The media wrote openly, you know, I’m quoting now: “that everyone unvaccinated should squeal like… pic.twitter.com/gxJO7rmqDg

— Uriel Cohen (@UrielCohen13) December 15, 2023

Fico drohte mit Widerstand gegen den Pfizer-EU-Vertrag

Im März vergangenen Jahres hatten der Pharmakonzern Pfizer und die EU-Kommission einen Vertrag modifiziert, wonach die EU wie geplant bis zum Jahre 2026 kontinuierlich jährlich Millionen Dosen Corona-Impfstoff von Pfizer kaufen muss. Einer Reuters-Meldung zufolge hat der Arzneimittelhersteller lediglich angeboten, die Anzahl der gelieferten Dosen um 40 Prozent zu reduzieren. Allerdings verlange Pfizer im Rahmen der überarbeiteten Bedingungen Pfizer die Bezahlung von Impfdosen, die nie hergestellt werden. Zuletzt hatte Fico am 25. April in einer Rede im slowakischen Parlament Widerstand gegen diesen Vertrag angekündigt. Er sieht es nicht ein, für etwas zu bezahlen, dass nicht einmal produziert würde. 

Nach dem tkp-Bericht "Slowakei-Premierminister thematisiert 'Leyen-Pfizer-Verschwörung'" vom 3. Mai könnte es sich bei Ficos Rede um das erste Mal gehandelt haben, dass ein Regierungschef im nationalen Parlament so offen über den Vertrag – und über 20.000 Impfopfer – gesprochen habe. Obwohl Corona im Mainstream kein Thema mehr sei, müssten die Staaten weiterhin an Pfizer zahlen – und zwar bis 2026. Durch eine Nachverhandlung zahle man zwar nur noch den halben Preis pro Impfdosis –, dafür werde der Stoff nicht mehr geliefert.

Nach seinem Studium der Rechtswissenschaft von 1982 bis 1986 trat der heutige Ministerpräsident der Slowakei 1987 der Kommunistischen Partei bei, wo er bis 1990 Mitglied blieb. 1986 begann seine berufliche Karriere als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Strafrecht im Rechtsinstituts beim slowakischen Justizministerium. Als stellvertretender Leiter des Rechtsinstituts engagierte er sich von 1991 bis 1995 weiterhin im Justizministerium. Gleichzeitig wurde er 1994 zum Vertreter der Slowakei vor der Europäischen Kommission für Menschenrechte und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ernannt. Er wirkte dort bis zum Jahr 2000. 1990 gründete er die slowakische sozialdemokratische Partei Smer, die mit ihm als Vorsitzendem laut Umfragen in der Wählergunst direkt auf sieben, acht Prozent stieg. Smer gehört auch der Sozialistischen Internationalen an.

Mehr zum ThemaPremier Fico: "Wir werden der slowakischen Öffentlichkeit sagen, was während COVID geschehen ist"

Grüne Jugend will NATO auflösen – zumindest noch

16. Mai 2024 um 20:23

Die Grünen waren dereinst eine Friedenspartei gewesen. In ihren Anfangsjahren hatten sich die Grünen klar gegen die NATO positioniert. Programmatischer Bestandteil ihrer Politik war die Forderung nach einem Ausstieg Deutschlands aus dem Militärbündnis gewesen. Davon ist inzwischen nichts mehr übrig. Aus den Grünen wurden regelrechte Waffen- und NATO-Fans.

Ein kleines Relikt und eine Reminiszenz an die friedlichen Anfangsjahre der Grünen stellt lediglich die Grüne Jugend dar. Die hat in ihrem Selbstverständnis von 2010 nach wie vor die Forderung nach einer Auflösung des Militärbündnisses stehen. Äußern will sich dazu aber anscheinend keiner der Sprecher.

Die Berliner Zeitung hat mehrfach angefragt, entweder aber keine oder eine ausweichende Antwort erhalten. Zuletzt hat der aktuelle Vorstand der Grünen Jugend mit Terminproblemen argumentiert. Der Berliner Zeitung ließen die Bundessprecherinnen Svenja Appuhn und Katharina Stolla ausrichten, man könne sich "aus terminlichen Gründen nicht äußern".

Gleichzeitig ließ man wissen, man erarbeite gerade ein neues Selbstverständnis. Es soll auf dem Bundeskongress im Herbst verabschiedet werden. Dann wird sich zeigen, wie autonom die Grüne Jugend gegenüber der Programmatik der Mutterpartei ist und ob sie den Mut aufbringt, sich in der NATO-Frage gegen die Parteilinie friedenspolitisch zu positionieren.

Mehr zum Thema – Breite Front der Hardliner: Wer CDU wählt, wählt auch den Krieg

Rainer Rupp: Wer hätte von Robert Ficos Ermordung profitiert?

16. Mai 2024 um 19:42

Von Rainer Rupp

In Herrn Borells wundersamem "Garten Europa", wo die US-diktierte "regelbasierte Ordnung" herrscht, wird man schnell zur Zielscheibe, wenn man als führender Politiker die Wahrheit sagt, oder seinem Gewissen folgt und die Souveränität des eigenen Landes bzw. die vitalen Interessen des eigenen Volkes verteidigt. Mit Kommentaren dieser Art haben nationale und internationale Freunde und Unterstützer Ficos auf das Attentat gegen ihn reagiert. Der war am Mittwoch, von Schüssen mehrfach getroffen, schwer verletzt in ein Krankenhaus geflogen worden, wo Ärzte stundenlang um sei Leben kämpften.

Ficos Anhänger erklären den Mordversuch damit, dass er die US/NATO/EU-Sanktionen gegen Moskau als nutzlos und schädlich für sein eigenes Land bezeichnet hatte. Dass er ein Veto gegen einen ukrainischen Antrag auf Beitritt zur NATO eingelegt und sich geweigert hatte, die Waffenlieferungen seiner Vorgängerregierung an die Ukraine fortzusetzen. Zugleich hatte er bezüglich des westlichen Narrativs kein Blatt vor den Mund genommen und erklärt:

  • dass der Krieg in der Ukraine deshalb begonnen habe, weil Neonazis den Donbass terrorisierten;

  • dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Russland versprochen worden sei, die NATO würde keinen Zentimeter nach Osten expandieren;

  • dass die Mitgliedschaft der Ukraine den Dritten Weltkrieg mit Russland auslösen könnte;

  • dass er sich den Kräften des globalen Neoliberalismus widersetze, die, wie er sagte, sein Land bedrohten.

Der Fico-Attentäter, der aus der Menge heraus auf sein Opfer geschossen hatte, konnte noch vor Ort festgenommen werden. Mehrere slowakische und internationale Medien berichten, dass es sich bei dem 71-jährigen Mann um Juraj C. gehandelt habe, einen Schriftsteller und Anhänger der neoliberalen, pro-westlichen Oppositionspartei "Progressive Slowakei". Eine offizielle Bestätigung dieser Angaben gibt es zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht. Dennoch werden in sozialen Medien diese bruchstückhaften Angaben bereits in komplexere, wenn auch diametral entgegengesetzte Narrative eingearbeitet:

Der EU/NATO-Propagandist und Unterstützer der Ukraine-Nazis, der Attentäter Juraj C., wollte Fico aus dem Wege räumen, wozu er womöglich mit allerlei Versprechungen angestiftet wurde.

Im Gegensatz dazu wird auf anderen Social-Media-Kanälen das Narrativ verbreitet, dass Juraj C. ein Rechtsextremist mit Kontakten nach Russland sei und der Kreml ihm anscheinend den Auftrag gegeben habe, Fico zu eliminieren, weil der nicht schärfer gegen die NATO vorgegangen sei.

Wie man sieht, sowohl Freunde als auch Feinde von Fico haben den Mordversuch bereits öffentlich mit dessen anti-US/NATO-Politik in Verbindung gebracht. Natürlich kann man in diesem Stadium der Ermittlungen noch nicht sicher sein, wer hinter dem Anschlag steckt. Aber wenn wir auch noch nicht wissen, wer dahintersteckt, wissen wir doch, wer von der Eliminierung Ficos profitiert hätte und wer klammheimlich den Mordversuch zu rechtfertigen sucht.

Zuerst sollten wir und das geopolitische Umfeld anschauen, in dem das Attentat stattgefunden hat. Der Mordanschlag auf Fico ist wahrscheinlich das am meisten beunruhigende Ereignis aus einer Fülle von weiteren ominösen Anzeichen für die Zukunft der EU. Dazu gehört die rasche Verschlechterung des Zustands der Demokratie in den meisten europäischen Ländern, dazu gehört die Umschreibung der Geschichte und die schrittweise Rehabilitation der historischen Rolle der deutschen Nazis und der Faschisten in anderen Ländern Europas.

Zugleich ist da die Absicht mächtiger Kreise im kollektiven Westen, ihre Intervention in der Ukraine zu eskalieren. Wir erinnern uns an die Rechtfertigung der Lieferung von Waffen, die tief in russisches Territorium eindringen können; an Macrons Äußerungen über die Entsendung französischer Truppen in die Ukraine; an die Erklärung des polnischen Außenministers, dass es keine diplomatische Lösung für das ukrainische Problem gebe; und an viele andere provokative Maßnahmen und Erklärungen.

Objektiv ist die aktuelle Politik des kollektiven Westens gegen Russland eine Vorbereitung auf einen Weltkrieg, egal ob das den westlichen Akteuren subjektiv bewusst ist oder nicht. Diese Politik soll die Öffentlichkeit vor allem vor den wachsenden, zunehmend unkontrollierbaren und unheilbaren Problemen im Inneren des kollektiven Westens ablenken. Die erfolgreiche Durchführung einer solchen Politik setzt allerdings die "Säuberung" des Westens von jeglichem "Dissens" auf der politischen Ebene voraus, sowie die gewaltsame Unterdrückung aller Demonstranten auf der Straße. Und zu diesen disziplinarischen Vorbereitungen gehören offenbar auch große Terroranschläge, wie zum Beispiel die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline, oder die jüngste Attacke in Moskau, die an die Anschläge der NATO-Untergrundarmee "Gladio" vor 50 Jahren erinnern.

Vor diesem Hintergrund ragen die politischen und wirtschaftlichen Positionen des slowakischen Ministerpräsidenten Fico und seines ungarischen Amtskollegen Orbán wie zwei in die Höhe gestreckten Daumen empor. Die sich über den ideologisch eingeebneten EU/NATO-Tischrand hervorheben, und von denen einer am Mittwoch, dem 15. Mai 2024, abgeschnitten werden sollte.

Eins steht jetzt schon fest: Unabhängig davon, wer die Hand des Attentäters bewaffnet und geführt hat, selbst der gescheiterte Mordversuch wird dazu dienen, jeden internationalen Politiker zu warnen, der sich von Amerika oder der EU distanzieren will. Niemand kann sich in Sicherheit wiegen, denn das Attentat auf Fico war nicht das erste auf einen europäischen Premierminister, der sich US-"Wünschen" widersetzt hat; man denke nur an die bis heute unaufgeklärte Ermordung des schwedischen Premierministers Olof Palme auf offener Straße. Aber es muss nicht immer gleich Mord sein. Erst kürzlich hätte der ungarische Premierminister in der Financial Times über das von dieser Zeitung enthüllte, geheime Vorhaben der EU lesen können, wonach Brüssel plante, die ungarische Wirtschaft zu zerstören, falls Orbán weiter darauf bestehen sollte, sein Veto gegen die EU-"Hilfe" für die Ukraine einzulegen.

Wie schon oben angedeutet, war Fico ein schmerzhafter Dorn im Fleisch der gleichgeschalteten US/NATO/EU-Regierungseliten. Er kritisierte die Politik der slowakischen Vorgängerregierung, Waffen an die Ukraine zu liefern, um dann neue Waffen in Amerika zu bestellen, und die Sozialausgaben zu kürzen, um diese Waffen zu bezahlen. Fico versprach auch, das Verteidigungsabkommen mit den USA einer Überarbeitung zu unterziehen.

Fico bezeichnete den Konflikt in der Ukraine als Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland und forderte die NATO und die EU auf, sofort zu deeskalieren und auf Friedensgespräche zu drängen. Er forderte, dass die Ukraine sowohl von Russland als auch von der NATO Sicherheitsgarantien erhält und zu einer Pufferzone zwischen Ost und West wird. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass Fico auch den Irak-Krieg kritisiert und während seiner früheren Amtszeit die slowakischen Truppen aus dem Irak abgezogen hat.

So wurde Fico zu einem der wenigen europäischen Staats- und Regierungschefs, die eine Politik machen, die den Wünschen der Mehrheit der Menschen des Landes entspricht und nicht den Wünschen der transnationalen, neoliberalen Machtzentren, die heute die europäischen Politiker kontrollieren. Zwischen 60 und 70 Prozent der Slowaken befürworten gute Beziehungen zu Russland, während 66 Prozent der Meinung sind, dass die Vereinigten Staaten das Land in einen Konflikt mit Russland treiben.

Wegen seiner vom Konsens des kollektiven Westens abweichenden Politik ist Fico natürlich das "schwarze Schaf" der westlichen "Qualitätsmedien" geworden. Bereits seine Wahl zum Ministerpräsidenten bezeichneten sie (etwa CNN) als ernsthafte geopolitische Bedrohung für die NATO und denunzierten ihn als "Populisten" und "Nationalisten". Tatsächlich ist Fico einer der wenigen erfolgreichen Linkspolitiker für Frieden und soziale Gerechtigkeit in einer Zeit, in der die als "links" firmierenden Parteien in ganz Europa zu Wasserträgern des Neoliberalismus degeneriert sind und zu Recht eine Niederlage nach der anderen einstecken müssen.

Einige westliche "Qualitätsmedien" scheinen Schwierigkeiten zu haben, ihre klammheimliche Freude über den Mordversuch an Fico zu verbergen. So machte heute, am 16. Mai, der Journalist Glenn Greenwald zum Beispiel auf den Beitrag eines populären britischen TV-Kanals aufmerksam:

"Hören Sie sich diesen Bericht von Sky News über die Schüsse auf Robert Fico an. Nicht nur, dass sie es fast rechtfertigen, weil er gegen die Hilfe für die Ukraine ist, sie unterstellen ihm auch beiläufig, dass er vom Kreml bezahlt wird. Diese beiläufige Anschuldigung ist im Westen weit verbreitet und giftig."

In dem betreffenden Sky-Beitrag wird Fico als "sehr pro-russisch" bezeichnet. Es sei daher "nicht überraschend", dass der Anschlag gegen ihn stattgefunden habe.

Unsurprisingly, Sky News has literally justified the assassination attempt on Slovakian PM Robert Fico. Despicable ghouls.Reposting it, because the previous one has "mysteriously disappeared". pic.twitter.com/JXPGJzgnTF

— Olga Bazova (@OlgaBazova) May 15, 2024

Westliche Staats- und Regierungschefs sind jedoch bemüht, sich empört über das Attentat zu zeigen und in offiziellen Erklärungen vergießen sie Krokodilstränen:

"Schockiert und entsetzt über das Attentat gegen Premierminister Robert Fico. Ich wünsche ihm Kraft für eine baldige Genesung. Meine Gedanken sind bei Robert Fico, seinen Lieben und dem slowakischen Volk", twitterte etwa NATO-Chef Jens Stoltenberg auf X.

Mehr zum ThemaRT-Moderator: Der größte Teil der Welt kennt das Motiv für das Attentat auf Fico

Vučić: Serbien wird nicht vor der Ukraine der EU beitreten

16. Mai 2024 um 19:21

Am Donnerstag hat Serbiens Präsident Aleksandar Vučić in der montenegrinischen Stadt Kotor an einem regionalen Gipfeltreffen mit Staats- und Regierungschefs der westlichen Balkanstaaten und EU-Vertretern teilgenommen. Aus seiner Erklärung geht hervor:

"Serbien wird nicht früher als die Ukraine Mitglied der EU werden. Das bedeutet, dass wir weitere sechs Jahre warten müssen."

Am 29. April bestritt der Präsident Serbiens kategorisch, in Betracht zu ziehen, dass Serbien den BRICS-Staaten beitrete, und betonte, dass Belgrad seinen Weg in die Europäische Union fortsetze.

Im vergangenen Dezember beschlossen die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel, Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und Moldawien aufzunehmen, die im März 2024 oder später beginnen könnten. Nach neuesten Angaben von RIA Nowosti ist das Referendum über den EU-Beitritt der Republik Moldau für den 20. Oktober 2024 angesetzt.

Georgien wurde der Status eines Beitrittskandidaten zuerkannt. Fünf Länder des westlichen Balkans ‒ Albanien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien ‒ haben den offiziellen Kandidatenstatus. Auch der selbsternannte Kosovo hat einen Antrag auf Beitritt gestellt.

Die Erlangung des Kandidatenstatus ist nur der Anfang eines langwierigen Prozesses des EU-Beitritts. Die Türkei hat den Kandidatenstatus bereits seit 1999, Nordmazedonien seit 2005, Montenegro seit 2010 und Serbien seit 2012. Kroatien ist das bisher letzte Land, das der EU 2013 beigetreten ist, wobei der Prozess zehn Jahre gedauert hatte.

Mehr zum Thema – Vučić-Kritik: Gutteres-Bericht über die Situation im Kosovo – Form ohne Substanz

Unrechtsstaat BRD: Willkür und Folter im Strafvollzug – Anwalt Reiner Fuellmich in Isolationshaft

16. Mai 2024 um 18:57

Wie die Rechtsanwältin Katja Wörmer am Dienstag in einem Video-Statement erklärte, wurde der Rechtsanwalt Reiner Fuellmich nach dem letzten Gerichtstermin nicht wie üblich in seine bisherige Gefängniszelle zurückgebracht, sondern in Isolationshaft genommen. Fuellmich war unter einem Vorwand vor über einem halben Jahr aus Mexiko entführt worden und sitzt seitdem in der JVA Rosdorf bei Göttingen in Untersuchungshaft (RT DE berichtete mehrfach).

Wörmer, die zusammen mit dem Strafverteidiger Dr. Christof W. Miseré ihren Göttinger Kollegen Reiner Fuellmich vertritt, schildert in einem elfminütigen Video, wie sich die Vorfälle, die ihr Mandant erleben musste, Anfang Mai 2024 zugetragen haben.

Fuellmich, der sich selbst am 10. Mai per Audio-Mitteilung zu den Vorgängen in der JVA geäußert hatte, wurde in die Auffangstation gebracht, wo Untersuchungshäftlinge nach ihrer ersten Ankunft in der JVA unter besonders strenger Beobachtung stehen. Seine eigentliche Gefängniszelle wurde mit Suchhunden nach Mobiltelefonen, kleinen tragbaren Computern oder Diktiergeräten abgesucht. Dazu wurden selbst elektronische Suchgeräte eingesetzt. Sogar die Zellentür sei ausgebaut worden, um nach möglicherweise im Türrahmen versteckten Aufnahmegeräten zu suchen. Selbst das Bett wurde vollkommen auseinandergenommen.

Totale Kontaktsperre

Gleichzeitig sei Fuellmich unter eine totale Kontaktsperre gesetzt worden, was bedeutete, dass er keinen Kontakt zu den Mithäftlingen der anderen Stationen haben und nicht einmal seine Anwälte oder Ehefrau kontaktieren durfte. Seine gesamte Habe sei aus der bisherigen Zelle in die Zelle der Auffangstation gebracht worden. Die Besonderheit dieser Zelle bestünde darin, dass man dort gar nichts mitbekommen könne, was außerhalb des Gefängnisses geschieht, weil sie – trotz Fenster – zum Innenhof gelegen ist. Daher könne man dort auch nichts von außerhalb hören. Auch von den wenigen anderen Häftlingen in der Auffangstation wurde Fuellmich ferngehalten.

Die Häftlinge der anderen Stationen wurden über den Verbleib Fuellmichs im Unklaren gelassen. Obwohl er mehrfach danach verlangt hatte, mit seiner Anwältin und Ehefrau Kontakt aufnehmen zu können, wurde ihm dies "vollständig versagt". Die Mitarbeiter des Gefängnisses hätten auch den Wunsch ihres Mandanten versagt, an seiner Stelle die Anwältin und/oder die Ehefrau zu benachrichtigen. Erst am folgenden Montagmorgen habe ein anderer Mitarbeiter Fuellmich vorgeschlagen, einen Brief an die Anwältin zu schreiben, und ihm dafür eine Briefmarke zur Verfügung gestellt. Allerdings habe dieser Mitarbeiter nicht dafür sorgen können, dass der Mandant telefonieren durfte.

Über drei Tage war Fuellmich vollständig von der Außenwelt isoliert. Für Sonntag, 5. Mai, den 66. Geburtstag des Juristen, war außerhalb der JVA Rosdorf eine Solidaritätskundgebung angemeldet und genehmigt worden.

Solidaritätskundgebung zum 66. Geburtstag

Wie ihr Mandant erfahren habe, werde wöchentlich ein Bericht über ihn erstellt. Am folgenden Montag konnte Fuellmich ein Gespräch mit der für ihn zuständigen Abteilungsleiterin erwirken. Die Beamtin habe "herumgedruckst" und dann schließlich zugegeben, dass man ihn mit der Isolationshaft "von der Veranstaltung zu seinem Geburtstag fernhalten" wollte. Man habe grundsätzlich verhindern wollen, dass von außerhalb, also aus der Kundgebung vor der JVA, Kontakt mit Fuellmich hätte aufgenommen werden können.

Die Rundgänge am Wochenende habe Fuellmich jeweils nur allein absolvieren dürfen. Als ein anderer Häftling währenddessen versuchte, mit Fuellmich Kontakt aufzunehmen, habe das Gefängnispersonal sofort eingegriffen. Jeglicher Kontakt – selbst durch offene Fenster – zu Fuellmich wurde verboten. Alle Fenster derjenigen Gefängniszellen, die nach außen gelegen sind, seien während der Geburtstags- und Solidaritätskundgebung für Fuellmich zwangsweise geschlossen worden. Alle Gefangenen wurden per Durchsage entsprechend angewiesen, jede Kontaktaufnahme zu der Versammlung vor dem Gefängnis zu unterlassen. Bei Zuwiderhandlung wurde allen Häftlingen ein sogenannter "Generaleinschluss" oder weitere Disziplinarmaßnahmen angedroht. Möglicherweise habe aber jemand aus dem Fitnessraum, dessen Fenster ebenfalls nach außen geht, einmal laut "Freiheit" gerufen, aber das wisse man nicht genau.

Die Häftlinge der anderen Stationen drohten damit, schon ab Montag in einen Hungerstreik zu treten, falls sie keine Angaben über den Verbleib und die Gesundheit von Reiner Fuellmich erhalten würden. Dazu kam es nicht, weil am Montagvormittag die Maßnahmen aufgehoben wurden und Fuellmich wieder auf die bisherige Station zurückverlegt wurde und auch Kontakt mit anderen Häftlingen aufnehmen durfte.

Zu den Hintergründen dieser Zwangsmaßnahmen habe die Gefängnisleitung bis Anfang dieser Woche keine Angaben gemacht, weshalb Fuellmich nochmals einen Antrag auf ein Gespräch gestellt habe, um von der Anstaltsleitung eine Erklärung für das Vorgehen zu erhalten. Dazu sei es aber noch nicht gekommen.

Konstruierte Gefahren

Offensichtlich sei, dass verhindert werden sollte, dass Reiner Fuellmich etwas von der Solidaritätskundgebung mitbekommen könnte, die zu seinem 66. Geburtstag vor dem Gefängnis abgehalten wurde, und eventuell sogar mit den Teilnehmern hätte Kontakt aufnehmen können.

Rechtsanwältin Wörmer vermutet, dass die Leitung der JVA eine "bestimmte Sicherheitsstufe gesehen" habe, eine "Gefahrenstufe, die eigentlich nur mit Verdunkelungsgefahr zu erklären" sei, "aber weniger mit Fluchtgefahr". Für ihren Mandanten sei Untersuchungshaft nur wegen Fluchtgefahr angeordnet. Jedoch stelle es sich immer mehr so dar, dass Fuellmich weder von der Veranstaltung vor dem Gefängnis etwas erfahren noch Kontakt mit den Teilnehmern aufnehmen sollte. Dies sei Ziel und Zweck der "gezielten Isolation und Separierung" ihres Mandanten gewesen.

Angesichts dieser Umstände und Ereignisse sei es sehr fraglich, ob es tatsächlich eine anonyme Strafanzeige gegeben hat, die sich auf "angeblich verbotene Sprachaufnahmen" bezog.

Isolationshaft ist Folter

Im Widerspruch dazu stehe eine schriftliche Genehmigung des Gerichts, das solche Aufnahmen ausdrücklich für zulässig erklärt hatte. Rechtsanwältin Wörmer vermutet, dass der eigentliche Grund für die Aufhebung der JVA-Maßnahmen ein Anruf von ihr am Montagvormittag bei der Anstalt gewesen sei, mit dem sie sich für den Nachmittag angekündigt hatte. Daher, so ihre Vermutung, habe die Gefängnisleitung so schnell wie möglich wieder einen Normalzustand herstellen wollen. Dies sei im Moment jedoch noch Spekulation. Eine Stellungnahme der JVA Rosdorf zu dem Vorfall werde noch erwartet.

Aus Sicht der Anwältin ist es gerechtfertigt, die Maßnahmen gegen Reiner Fuellmich als Isolationshaft zu bezeichnen. Im Unterschied zur Einzelhaft, bei der ein Häftling nur getrennt von anderen Häftlingen "verwahrt" werde, bedeute Isolationshaft, dass über die Vereinzelung im Gefängnis hinaus jeglicher Kontakt zur Außenwelt unterbunden wird. Dies sei bei Reiner Fuellmich der Fall. Das "besonders Verwerfliche an der ganzen Situation" sei gewesen, dass Fuellmich über drei Tage lang nicht mit seinen Anwälten sprechen durfte, auch nicht mit seiner Ehefrau und auch nicht mit sonst jemandem. Erst nach drei Tagen wurde ihm angeboten, "dass er ja einen Brief schreiben" könne. Damit seien, so Wörmer, ganz klar die "Voraussetzungen einer Isolationshaft erfüllt" gewesen. Zwar sei der Begriff "sehr negativ besetzt", aber man müsse den Vorgang so benennen. Daher erfüllten die Haftbedingungen "unter gar keinen Umständen mehr die rechtsstaatlichen Voraussetzungen".

Strafanzeige gegen die JVA-Leitung

Die ehemalige Rechtsanwältin Gabriele Curschmann-Käsinger hat am 13. Mai Strafanzeige gegen die Leitung der JVA Rosdorf, ihre Stellvertreter und alle Mitarbeiter der JVA gestellt, die in der Zeit vom 3. bis 5. Mai 2024 mit Reiner Fuellmich befasst oder für ihn zuständig waren. Die Zwangsmaßnahmen seien nicht nur dienstrechtlich unzulässig gewesen. Es seien "diverse strafrechtliche Tatbestände erfüllt" worden, so zulasten von Reiner Fuellmich Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Rechtsbeugung sowie nicht zuletzt ein Verstoß gegen das Folterverbot gemäß der UN-Antifolterkonvention. Die anderen Mithäftlinge seien genötigt worden. Die anonyme Anzeige gegen Fuellmich erfülle den Straftatbestand der falschen Verdächtigung.

Vor zwei Tagen teilte Fuellmichs Anwältin in einer weiteren Videostellungnahme mit, dass ihrem Mandanten zwangsweise Blut abgenommen oder Röntgenaufnahmen der Lunge gemacht werden sollten. Der Vorwand für diese medizinischen Zwangsmaßnahmen sei die Tuberkulose-Erkrankung eines anderen Häftlings, der vor über einem halben Jahr aus der JVA entlassen worden war. Zum damaligen Zeitpunkt sei den anderen Häftlingen Blut abgenommen worden, Fuellmich jedoch nicht, weil zu dem Zeitpunkt gerade die Hauptverhandlung gegen ihn am Landgericht Göttingen stattfand.

Auf Nachfrage hatte Fuellmich damals die Blutabnahme abgelehnt. Nun wurde Fuellmich unter Druck gesetzt, den medizinischen Maßnahmen zuzustimmen. Allerdings fühle er sich gesund und habe keine Beschwerden. Immerhin wurde Fuellmich gestattet, seine Anwältin zu kontaktieren. Sollte sich Fuellmich dem Eingriff widersetzen, sei mit erneuter Isolationshaft wegen möglicher Ansteckungsgefahr zu rechnen, so Wörmer. Die Zwangsmaßnahmen erinnerten an die staatlichen Corona-Maßnahmen, als "asymptomatische Erkrankungen erfunden" und gesunde Personen, die überhaupt keine Beschwerden hatten, zu Tests verpflichtet wurden.

Alternativ zur Blutabnahme schlägt die Anwältin eine einfache, nicht-invasive Untersuchung wie Abhören mit dem Stethoskop vor. Sollte ihrem Mandanten zwangsweise Blut abgenommen werden, handelte es sich juristisch gesehen um eine Körperverletzung. Wörmer forderte die JVA auf, dafür im Zweifelsfall einen gerichtlichen Beschluss einzuholen. Darauf habe die Anstalt noch nicht reagiert.

Heute teilte die Juristin Gabriele Curschmann-Käsinger mit, dass sich ihrer Strafanzeige gegen die JVA Rosdorf noch kein Rechtsanwalt der "Anwälte für Aufklärung" (AfA) angeschlossen habe. Dieser Zusammenschluss von Anwälten steht den staatlichen Corona-Maßnahmen kritisch gegenüber. Soweit ihr bekannt, habe sich diese Juristenvereinigung noch nicht offiziell in Sachen Fuellmich gegenüber der Anstalt geäußert. Allerdings habe ein Anwalt der AfA ihr geschrieben, dass er "diese Strafanzeige" für "Aktionismus" halte. Es seien keine Strafvorschriften verletzt worden, alles sei "nur noch eine Soapopera". Der namentlich nicht genannte Anwalt habe ihr geschrieben, dass Rechtsanwalt Fuellmich "ständig irgendwelche Storys produzieren" würde, bloß "um auf sich aufmerksam zu machen". Die Untätigkeit der "Anwälte für Aufklärung" in dieser Sache sei ein "Versagen auf der ganzen Linie", so Curschmann-Käsinger.

Mehr zum Thema ‒ Real existierende "Demokratie" – "Versagen der Institutionen"? 

Kernkraftwerk auf dem Mond – Moskau und Peking bauen Zusammenarbeit im Weltall aus

16. Mai 2024 um 18:33

Roskosmos-Chef Juri Borissow wird am Donnerstag im Rahmen des Staatsbesuchs von Wladimir Putin in Peking an Gesprächen zwischen den Staatschefs Russlands und Chinas teilnehmen. Seiner Meinung nach wird die Erforschung des Mondes durch beide Länder nach 2036 beginnen. Die Entwicklung eines Kernkraftwerks für eine wissenschaftliche Mondstation, die gemeinsam mit China in Planung sei, habe bereits gestartet. 

"Der Plan sieht vor, dass die Mondexpansion irgendwann nach 2036 erfolgt." 

Borissow hatte bereits im März von Plänen gesprochen, ein Kraftwerk auf dem Mond zu errichten. Er sagte, dass Solarzellen nicht in der Lage wären, genügend Strom für künftige Mondsiedlungen zu liefern, während die Kernkraft dies leisten könnte. Der Bau und Betrieb solle autonom erfolgen – ohne die Anwesenheit von Menschen. Man setze dafür auf eine "technische Lösung", unter anderem aus Gründen der Strahlensicherheit.

Die Lieferung der Anlage auf den Erdtrabanten soll demnach robotergesteuert erfolgen. Neben dem Kernkraftwerk werde die Mission einen Mondrover, Sprungroboter und mehrere intelligente Kleinroboter zur Erkundung des Mondes einsetzen, berichtete Borissow. Zudem plane man die Entwicklung eines nuklear angetriebenen Frachtraumschiffes:

"Diese riesige, zyklopische Struktur wäre dank eines Kernreaktors und einer Hochleistungsturbine in der Lage, große Ladungen von einer Umlaufbahn in eine andere zu transportieren, Weltraummüll einzusammeln und viele andere nützliche Aufgaben durchzuführen."

Borissow machte deutlich, dass der Einsatz von Atomwaffen im Weltraum nicht infrage komme. Russland ist und sei schon immer dagegen gewesen. In jüngster Zeit hatte es in den USA Spekulationen gegeben, dass Moskau Satelliten mit einer neuen Art von Atomwaffen bekämpfen könnte. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte diese Vorhaltungen zurückgewiesen. Bei der neuen Mondbasis soll es sich ausschließlich um eine wissenschaftliche Station handeln, die nicht für militärische Zwecke genutzt wird.

Russland und China widersetzen sich den Versuchen einzelner Länder, den Weltraum für die bewaffnete Konfrontation zu nutzen. Bei einem Treffen in Peking am Donnerstag betonten die beiden Staatsoberhäupter die Notwendigkeit, so bald wie möglich Verhandlungen über einen Vertrag zur Verhinderung des Einsatzes von Waffen im Weltraum aufzunehmen. Fachleute aus den beiden Partnerländern werden nicht nur die Station bauen, sondern auch gemeinsam den Erdtrabanten erkunden.

Zunächst einmal soll der Standort der Station und der Platz für Landungsschiffe mit den für den Bau erforderlichen Materialien bestimmt werden. Dazu müssten beide Länder eine Mondstation errichten und Technologien testen, die sichere und hochpräzise weiche Landungen auf der Erdoberfläche ermöglichen. Russland wird in dieser Phase den Weltraumlander Luna-Glob zum Einsatz bringen.

Anschließend würde es darum gehen, ein Kontrollzentrum für die Mondstation einzurichten, die Lieferung von Massengütern an den Erdtrabanten zu organisieren und Orbitalmodule für Energie, Kommunikation und Transportdiensten zu schaffen.

In der letzten Phase wollen Russland und China die Funktionen der Mondstationsmodule erweitern und internationale Partner bei der Entsendung von Menschen zum Mond unterstützen.

Im Jahr 2027 plant Russland die Station Luna-26 zu starten, um von einer Polarbahn aus den Mond zu erforschen. Im Jahr 2028 soll die Station Luna-27 ins All geschickt werden, um Proben des Mondgesteins zu sammeln und zu untersuchen. China habe die USA bereits in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Russland im Weltraumsektor überholt und entwickle sich in vielen Bereichen weiter, erklärte Borissow: 

"Ich denke, unser Kooperationsniveau mit den chinesischen Kollegen ist heute breiter angelegt, entwickelt sich in viele Richtungen und übertrifft den Umfang der Zusammenarbeit mit den USA."

Gleichzeitig, so Borissow, habe sich die Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA im Bereich der Raumfahrt auf Kontakte zur Internationalen Raumstation (ISS) beschränkt. Borissow schloss indes nicht aus, dass es eines Tages zu einer Wiederaufnahme engerer amerikanisch-russischer Raumfahrtbeziehungen kommen könnte:

"Wir laden alle befreundeten Länder zur Teilnahme ein. Die Entspannung der internationalen Lage hat immer im All begonnen. Deshalb schließen wir die Türen nicht".

Mehr zum Thema – Roskosmos-Chef: Moskau und Peking erwägen Bau eines Atomkraftwerks auf dem Mond

EU-Ministerrat: Dauerhafte Finanzierung Kiews genehmigt – Ukraine wird Brüsseler Protektorat

16. Mai 2024 um 18:12

Der EU-Ministerrat hat grünes Licht für die dauerhafte Finanzierung der Ukraine durch die EU gegeben. Vorgesehen sind monatliche Zahlungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bis Ende 2027, im Rahmen der Ukraine-Facility. Zu Beginn des Jahres einigten sich die Staatschefs der EU-Länder auf die dauerhafte finanzielle Unterstützung der Ukraine, nachdem Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán seinen Widerstand aufgegeben hatte. Orbán band sein Ja allerdings an eine jährliche Überprüfung der Zahlungen. Davon ist nun nicht mehr die Rede. 

Ukraine 🇺🇦 Plan: @EUCouncil issues a positive assessment, thereby paving the way for the disbursement of regular payments under the Ukraine Facility, subject to the implementation of the agreed reform and investments.More👇https://t.co/pgDbrOC1ll

— EU Council Press (@EUCouncilPress) May 14, 2024

Bestandteil der Ukraine-Facility ist der Ukraine-Plan. Er verfolgt das Ziel, das Land beim Wiederaufbau und der Modernisierung zu unterstützen. Das klingt positiv, hat aber für die Ukraine und ihre Bürger absehbar weitreichende negative Konsequenzen. Die Ukraine-Facility sieht umfassende neoliberale Reformen vor, darunter unter anderem Deregulierungen, die Privatisierung von Staatseigentum und die Umstellung auf leistungsbasierte Bezahlung im staatlichen Sektor. In einem über einhundert Seiten umfassenden Katalog sind die Verpflichtungen, die von der Ukraine umgesetzt werden müssen, aufgelistet und mit einem Zeitplan verknüpft. 

Faktisch sichert sich die EU mit diesem Plan den direkten Einfluss auf die politischen Entscheidungen Kiews, denn die Auszahlungen sind an die Umsetzung von Reformen gebunden, mit denen die Ukraine strukturell mit der EU verflochten wird. Der Preis für den Erhalt der Zahlungen ist der Verzicht auf staatliche Souveränität. Die Zahlungen werden zu einem Teil als nicht zurückzuzahlende Zuwendungen und zu einem anderen Teil als Kredite erbracht. Die Rückzahlung ist dabei allerdings gestreckt. Sie beginnt erst 2030. 

Um die Ukraine unterstützen zu können, gibt die EU-Kommission Anleihen aus, das heißt sie verschuldet sich. Laut EU-Verträgen ist ihr das verboten, das interessiert aber offensichtlich niemanden mehr. Die Kommission hat in der Corona-Krise Anleihen in Höhe von 800 Milliarden Euro ausgegeben, um den Corona-Wiederaufbaufonds zu finanzieren. Es sollte eine Ausnahme bleiben, hatte sie damals gelobt. Von diesem Gelöbnis will Brüssel nun nichts mehr wissen.

Für die Kredite haften letztlich die EU-Staaten. Mit der Ukraine-Facility weitet die EU-Kommission erneut ihre Macht aus, vertieft ihre Staatlichkeit und sichert sich zudem noch vollen Durchgriff auf die Politik Kiews. Auf der Strecke bleibt dabei – wie so oft, wenn es um die EU geht – die Demokratie. Der Wille der ukrainischen Wähler, was die Durchführung der Reformen und ihren Zeitrahmen angeht, wurde faktisch ausgeschaltet. 

Mehr zum Thema Wall Street Journal: Ukrainische Gläubiger mit ihrer Geduld am Ende

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